Buch lesen: «Gesucht: Männer Gottes»
Zac Poonen
Gesucht: Männer Gottes
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Vorwort
1. Männer von geistlichem Kaliber
2. Ein heiliger Mann Gottes
3. Ein Diener
4. Ein gesalbter Mann
5. Ein Gebet
Impressum neobooks
Vorwort
Dieses Buch enthält den wesentlichen Inhalt einer Vortragsreihe, die ich im Januar 1971 in Vellore anlässlich der 20. Jubiläumskonferenz der „Evangelical Fellowship of India“ [Indische Evangelische Allianz] gab.
Ich spreche hier nicht als Einer, der das Ziel bereits erreicht hat, sondern als jemand, der dem vorgesteckten Ziel nachjagt und der sich der Tatsache schmerzlich bewusst ist, dass er noch einen langen Weg vor sich hat.
Es ist meine Überzeugung, dass das Wort Gottes treu verkündet werden muss, auch wenn der Bote in diesem Prozess selber herausgefordert wird. Ich betrachte diese Worte daher zuallererst als Gottes Wort für mein eigenes Herz. Sie überführen mich in mehr als einem Punkt.
Es gefiel dem Herrn, dieses Wort bei der Konferenz zu segnen, weil viele Menschen überall auf der Welt gebetet haben. Es wird nun mit dem Gebet ausgesandt, dass es für noch viel mehr Menschen ein Segen wird.
Die Botschaften werden hier in der gesprochenen Form wiedergegeben.
Zac Poonen
„Was die Kirche heute braucht sind weder mehr oder bessere Maschinen, weder neue Organisationen oder mehr und neue Methoden, sondern Menschen, die der Heilige Geist gebrauchen kann … Der Heilige Geist fließt nicht durch Methoden, sondern durch Menschen. Er kommt nicht auf Maschinen, sondern auf Menschen herab. Er salbt nicht Pläne, sondern Menschen.
Natürliche Fähigkeiten und Vorteile auf Grund einer guter Ausbildung spielen in dieser Sache keine Rolle; aber das Vermögen zu glauben, die Fähigkeit, zu beten, die Kraft vollständiger Hingabe, die Fähigkeit, in den eigenen Augen klein zu sein, ein absolutes Ausliefern des eigenen Ichs an Gottes Herrlichkeit und ein allgegenwärtiges und unersättliches Verlangen und Trachten nach der ganzen Fülle Gottes – Menschen, die die Kirche für Gott mit Feuer entfachen können; nicht in einer lauten, angeberischen Weise, sondern mit einer intensiven und ruhigen Hitze, die alles schmilzt und alles für Gott in Bewegung setzt.
Gott kann Wunder tun, wenn er geeignete Menschen finden kann.“
E. M. Bounds
1. Männer von geistlichem Kaliber
Über die Jahrhunderte hinweg waren die Männer und Frauen, die Gott gebrauchen konnte, um die Mächte der Finsternis in die Flucht zu schlagen, für seinen Namen einen bleibenden Einfluss auf die Heiden auszuüben und ein Zeugnis für seine Herrlichkeit aufzurichten, stets gering an Zahl. Die Segnungen Gottes werden von vielen empfangen, aber der aktive Überrest, der mit Gott zusammenarbeitet, war stets eine kleine Gruppe. Von Gideons Armee, die 32.000 Mann umfasste, konnte Gott nur 300 gebrauchen. Das Verhältnis ist im Laufe der Kirchengeschichte ungefähr dasselbe gewesen. Nur wenige sind bereit, den Preis zu bezahlen, um ein Teil dieses Überrestes zu sein.
Die Augen des Herrn, so glaube ich, schauen heute alle Lande, um solche Männer zu finden – Männer von geistlichem Kaliber –, die Gott gebrauchen kann, um seinen großen Namen zu verherrlichen, wo er gegenwärtig in Verruf gebracht wird.
Auf eine ähnliche Weise sandte Gott vor 2500 Jahren in Israel, als der Name des Herrn entehrt wurde, eine Botschaft mit folgenden Worten an sein Volk: „Und die Heiden sollen erfahren, dass ich der Herr bin … wenn ich vor ihren Augen an euch zeige, dass ich heilig bin“ (Hes 36,23; Lutherbibel 1984). In dieser Botschaft ist eine Verheißung enthalten, aber eine Verheißung, die auf einer Bedingung beruht. Die Heiden würden nur dann erkennen, dass der Herr der wahre Gott ist, wenn er im Leben der Menschen, die zu seinem Volk gehörten, geheiligt würde.
Gott hält heute Ausschau nach Männern und Frauen, die ihm erlauben, auf diese Weise in ihnen verherrlicht zu werden, sodass die Menschen in ihrer Umgebung es zu erkennen beginnen und für seinen Namen ein Einfluss auf sie ausgeübt wird. Wir finden dies im Leben eines Mannes Gottes, der im 9. Jahrhundert vor Christus lebte, beispielhaft dargestellt. Wenn wir uns sein Leben anschauen, werden wir mindestens drei Dinge sehen, die einen Diener Gottes im 20./21. Jahrhundert charakterisieren sollten.
Elisa war ein Mann mit den gleichen Leidenschaften wie wir sie haben, doch er übte in seiner Generation einen Einfluss für Gott aus. Im Bericht über sein Leben, der uns in der Heiligen Schrift überliefert wird, gibt es drei Ereignisse, wo wir von dem Eindruck lesen, den er auf andere machte. Schauen wir uns diese der Reihe nach an.
2. Ein heiliger Mann Gottes
„Und es begab sich eines Tages, dass Elisa nach Schunem ging. Dort war eine reiche Frau; die nötigte ihn, dass er bei ihr aß. Und sooft er dort durchkam, kehrte er bei ihr ein und aß bei ihr. Und sie sprach zu ihrem Mann: Siehe, ich merke, dass dieser Mann Gottes heilig ist, der immer hier durchkommt“ (2Kön 4,8-9).
Die Frau, die diese Beobachtung machte, war eine „reiche und einflussreiche Frau“ (Amplified Bible). Sie war keine leichtgläubige Person, die man leicht durch den äußeren Schein täuschen konnte. Elisa hatte ihr Haus öfters besucht und sie hatte ihn Tag für Tag beobachtet, so wie uns die Heiden beobachten. Sie kam schließlich zur gesicherten Schlussfolgerung, dass Elisa ein heiliger Mann Gottes war.
Geschwister, wenn andere uns beobachten, wenn sie nicht in der Lage sind, zur selben Schlussfolgerung zu kommen, dann wird alles, was wir sonst sagen oder tun mögen, nutzlos sein. Ich spreche nicht über den Eindruck, den wir auf Menschen machen, die wenig über uns wissen, sondern von denen, die uns häufig treffen, von den Menschen, mit denen wir leben, von jenen, die uns durch und durch kennen.
Was ist der Eindruck, den wir auf andere machen? Halten sie uns bloß für schlau und geistreich und redegewandt oder vielleicht für jemanden mit einer dynamischen Persönlichkeit? Diese Eigenschaften sind für Verkäufer unentbehrlich und exzellent, aber wir sind nicht berufen, Verkäufer zu sein. Wir sind in erster Linie berufen, heilige Männer und Frauen Gottes zu sein.
In unseren Gemeinden und christlichen Organisationen haben wir viele Prediger und Solisten und Theologen und Verwalter. Wir danken Gott für jeden einzelnen von ihnen. Aber haben wir heilige Männer Gottes? Das ist die wichtige Frage. Nur wenn wir heilige Männer und Frauen bekommen, werden wir eine echte Erweckung erleben.
Ich glaube, dass die Behauptung zutrifft, dass wir gewöhnlich die Art von Mensch werden, nach der wir in unserem Herzen verlangt haben. Hätten wir uns wirklich danach gesehnt, heilige Männer und Frauen Gottes zu werden – und erinnere dich daran, dass Gott das tiefste Verlangen in unserem Herzen kennt und darauf antwortet –, wären wir wirklich solche Menschen gewesen.
Wenn wir also heute nicht heilig sind, liegt es vielleicht daran, dass unsere wahren Ambitionen anderswo lagen. Vielleicht sind wir damit zufrieden, einfach schlau und dynamisch zu sein und einen administrativen Scharfsinn zu haben. Es ist einfach zu sagen, wir strebten vor allem anderen nach Heiligkeit, weil es das Richtige zu sagen ist. Aber so wie es bei Gottes Volk zur Zeit Jesajas und Hesekiels der Fall war, können das tiefste Begehren unseres Herzens und das Bekenntnis unserer Lippen meilenweit auseinanderliegen (Jes 29,13; Hes 33,31).
Wir können einen Segen predigen oder wir können zwei Segnungen predigen. Aber keine Theorie von Heiligkeit kann jemals ein Ersatz für ein wirklich heiliges Leben sein – ein Leben, das „die Heiligkeit, die keine Illusion ist“, besitzt (Eph 4,24; J.B. Phillips).
Wir wissen, dass einige unserer nicht-christlichen Freunde in Indien einen sehr hohen moralischen Standard haben. Wenn sie in uns einen niedrigeren Standard von Heiligkeit sehen, als den, den ihre Religion sie lehrt, wie können wir sie dann jemals zum Herrn Jesus Christus ziehen? Wie traurig aber wahr ist es, dass einige überzeugte Nicht-Christen oft ein höheres Maß an Integrität und eine größere Aufrichtigkeit als viele Christen an den Tag legen. Wir sollten über diese Tatsache beschämt sein, vor Gott auf unser Angesicht fallen und ihn um seine Barmherzigkeit anflehen.
Wir brauchen echte heilige Männer und Frauen in unseren Gemeinden und besonders unter unseren christlichen Leitern. Ohne sie werden alle unsere Anstrengungen, unser Land für Christus zu gewinnen, vergeblich sein.
Wir Christen bekennen, dass der Geist Gottes in uns wohnt. Aber vergessen wir nicht, dass der, der in uns wohnt, der Heilige Geist genannt wird, und dass seine wichtigste Funktion nicht darin besteht, uns Gaben zu geben, sondern um uns heilig zu machen.
Als Jesaja eine Vision Gottes sah, hörte er die Serafim, die vor Gottes Thron waren, nicht „allmächtig, allmächtig, allmächtig“, noch „barmherzig, barmherzig, barmherzig“, sondern „heilig, heilig, heilig“, rufen. Jeder, der einen solchen Anblick gesehen hat, wird erkennen, dass es kein Leichtes ist, ein Diener eines solchen Gottes zu sein. Heiligkeit ist eine zwingend erforderliche Notwendigkeit im Leben einer Person, die berufen wurde, den Hohen und Erhabenen, dessen Name heilig ist, zu repräsentieren.
Die Tatsache, dass unser Gott ein unendlich heiliger Gott ist, sollte in unserem Leben der größte Ansporn sein. „Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig“, sagt der Herr (1Pt 1,15). Wenn wir nur deswegen nach Heiligkeit trachten, weil wir möchten, dass Gott uns gebraucht, ist unser Motiv selbstsüchtig. Wir sollten den Wunsch haben, heilig zu sein, weil unser Gott heilig ist, ohne Rücksicht darauf, ob er uns gebraucht oder nicht.
Als Elisa umherwanderte, war dies der Eindruck, den er auf alle machte, mit denen er in Kontakt kam – dass er ein heiliger Mann Gottes war. Die Menschen mögen seine Botschaften und sogar die drei Punkte seiner Predigten vergessen haben, aber sie konnten die Wirkung seines Lebens nicht vergessen. Was für eine Herausforderung sollte dies für uns sein! Wie sehr sollten wir das begehren – mehr als bloß ein eloquenter Prediger zu sein, der die Heilige Schrift wunderbar auslegt und der administrative Fähigkeiten hat –, dass wir vor allem heilige Männer Gottes sind. Menschen können den Eindruck, den solche Menschen auf sie gemacht haben, nicht leicht aus ihrem Gedächtnis streichen.
Auf meinen Reisen durch unser Heimatland habe ich viele christliche Leiter und Missionare mit wunderbaren Gaben getroffen. Ich habe viele Angeber und Extrovertierte getroffen. Aber ich habe sehr wenige getroffen, zu denen ich als heilige Männer Gottes aufschauen konnte. Ich hoffe, ich liege in meiner Einschätzung falsch – aber ich fürchte, dass ich Recht habe.
Die Tatsache, dass Gott einen Mann in seinem Dienst gebraucht ist kein Hinweis darauf, dass der Mann heilig ist und dass sein Leben Gott wohlgefällt. Gott benutzte einmal einen Esel, um seine Botschaft zu verkünden, er benutzte auch den Besitzer des Esels, Bileam, um zu prophezeien, obwohl der Mann selber korrupt war. Wenn Gott einen Mann gebraucht, um sein Wort zu verkünden, liegt dies oft an seiner Gnade und weil er die Menschen liebt, denen der Mann dient und nicht unbedingt daran, weil er mit dem Leben des Mannes zufrieden ist.
Nein, wir müssen keine heiligen Männer sein, um das Wort auf beeindruckende Weise weiterzugeben. Aber wir müssen heilige Menschen sein, wenn wir ein Teil des Überrestes sein wollen, der Gottes Kämpfe hinter den Kulissen fortführt und mit ihm beim Bau dessen, was in alle Ewigkeit nicht erschüttert werden kann, zusammenarbeitet.
Ich habe mich selbst gefragt, warum wir so wenige heilige Männer und Frauen in unseren Gemeinden haben, und ich stieß auf mindestens drei Gründe dafür.
Falschheit
Der erste Grund, so bin ich mir sicher, ist das Überhandnehmen von Falschheit. Der erste Schritt zu praktischer Heiligkeit besteht stets darin, frei von aller Falschheit und Heuchelei zu sein.
Niemand kann ein heiliger Mann Gottes sein, wenn er nicht von ganzem Herzen danach strebt, Arglist und Falschheit gänzlich aus seinem Leben zu entfernen. Der Überrest, der in Offenbarung 14,1-5 dargestellt ist, wird als völlig ohne Falsch beschrieben. Sehr oft ist in uns mehr Falschheit als wir denken. Es gibt keinen unter uns, der, wenn wir ehrlich sind, nicht bekennen muss, dass wir oft danach streben, gegenüber anderen einen besseren Eindruck zu erwecken als es in Wirklichkeit der Fall ist. Wir müssen diese Angewohnheit loswerden. Wir müssen ständig dagegen ankämpfen und diese Angewohnheit in den Tod geben, wenn wir wirklich heilig sein möchten. Wir sollten danach streben, transparent zu sein und als der, der wir wirklich sind, bekannt zu sein. Ich weiß, dass dies nicht einfach ist. Es ist ein lebenslanger Kampf, immer frei von allem Falsch zu sein. Aber dies ist der erste Schritt und ohne diesen wird es niemals eine Erweckung geben. Wir betrügen uns bloß selbst, wenn wir glauben, dass Gott unsere Gebete um Erweckung erhören wird, wenn wir nicht eine entschlossene Anstrengung machen, Falschheit aus unserem Leben zu entfernen.
Es ist Falschheit, die auch christliche Gemeinschaft hindert. Allzu oft gibt es in den Herzen von christlichen Leitern und Missionaren versteckten Groll und einen unversöhnlichen Geist. Unterhalb einer äußerlich freundlichen Fassade der Geistlichkeit befinden sich diese schlammigen Übel des bodenlosen Abgrunds. Sie müssen ans Tageslicht gebracht und aufgegeben werden, wenn wir heilige Männer Gottes sein wollen.
Falschheit und Heuchelei waren die Sünden, die Jesus mehr als irgendeine andere Sünde verurteilte. „Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer, vor ihrer Heuchelei“, sagte er zu seinen Jüngern. Als diese Sünde in der Urkirche in Erscheinung trat, befasste sich Gott damit auf drastische Weise. Er tötete das Ehepaar [Hananias und Saphira], das sich daran beteiligte, umgehend, damit nicht der ganze Klumpen von diesem kleinen Sauerteig durchsäuert würde (Apg 5).
Ich habe oft Jesu Zeugnis über Nathanael gelesen und darüber nachgedacht: „Siehe, ein rechter Israelit, in dem kein Falsch ist“ (Joh 1,47). Ich habe mich gefragt, ob es ein größeres Lob gibt, das wir mehr begehren sollten. Wir müssen uns selber fragen, ob Gott über uns das Gleiche sagen kann. Leider kann er das oft nicht – denn er sieht in uns die Sünden, die wir sorgfältig vor den Augen unserer Mitmenschen versteckt haben.
Gesegnet ist in der Tat der Mann, in dem kein Falsch ist.
Ein Mangel an Disziplin
Ein zweiter Grund für den Mangel an Heiligkeit in unserer Zeit besteht darin, dass wir uns selber nicht strikt disziplinieren. Das Neue Testament legt große Betonung auf die Disziplinierung der Glieder unseres Leibes – besonders auf das Ohr, das Auge und die Zunge. In Römer 8,13 sagt Paulus, dass wir uns des geistlichen Lebens nicht erfreuen können, wenn wir die Taten des Fleisches nicht durch die Kraft des Heiligen Geistes töten. In 1. Korinther 9,27 sagt er uns, wie streng er seinen eigenen Leib züchtigte. Egal welche Erfahrung der Heiligung wir gehabt haben mögen, wir müssen dennoch, so wie Paulus es tat, die Glieder unseres Leibes bis zum Ende unseres Lebens zähmen, wenn wir heilig sein wollen.
Der kostenlose Auszug ist beendet.