Die dentale Trickkiste

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Die dentale Trickkiste
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Wolfram Bücking

Die dentale Trickkiste


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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.ddb.de> abrufbar.


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Lektorat, Herstellung und Reproduktionen: Quintessenz Verlags-GmbH, Berlin

ISBN: 978-3-86867-569-6

Inhaltsverzeichnis

1 Prothetische Erste Hilfe

Bruch einer Keramikverblendung

Das Abnehmen von Kronen mit dem Crown-Lift-System

Das maschinelle Abnehmen von Aufbrennkeramikkronen

Das Abnehmen von Brücken

Reparatur einer festsitzenden Brücke

Der abgebrochene Wurzelstift

Brückenpfeiler gehen verloren – was tun?

Die aufzementierte Überkrone

Die abgebrochene Teleskopkrone

Bruch einer Implantatschraube

Die verklemmte Teleskopprothese

Die gingivale Verblendung

Veneerversorgung von Kronen

Der direkte Notaufbau

Ästhetische erste Hilfe

Bruchreparatur von Prothesen

Die gerettete Implantatbrücke

Die spontane provisorische Brücke

Die verschluckte Teleskopkrone

Der zerstörte Kugelkopfanker

2 Zahnerhaltung

Die Lupenbrille

Kofferdam rationell – Teil 1: Einsatz in der Endodontie

Kofferdam rationell – Teil 2: Einsatz bei der Quadrantensanierung unter Zuhilfenahme der Adhäsivtechnik

Die rationelle adhäsive Eingliederung keramischer Inlays

Lückenschluss mit Contour Strip und Komposit

Die Zahnhalsfüllung

Die subgingivale Zahnhalsfüllung

Die glasfaserverstärkte Kompositfüllung

Der parapulpäre Stumpfaufbau

Die Kronenrandfüllung

3 Parodontologie

Die interinzisale parodontale Schienung

Die posteriore parodontale Schienung

Speed Splinting – rationelle Schienung gelockerter Zähne

Die vorhersagbare Papillenrekonstruktion

4 Ästhetische Zahnheilkunde

Die Mittellinie – vertikale Symmetrieachse des Gesichts

Die horizontalen Gesichtsebenen

Die Profilanalyse des Gesichts

Frontzahnlängen – ein Problem der dentalen Rekonstruktion

Mock-up – das direkte Dental Imaging am Patienten

Die fehlerfreie Zahnfarbenbestimmung – eine Herausforderung für Zahnarzt und Zahntechniker

Zahnfarben und Farbtyp

Die standardisierte Zahnfarbenbestimmung

Checkliste Dentale Ästhetik

5 Funktionelle Zahnheilkunde

Zähneknirschen – psychisch oder okklusal bedingt?

Zentrische Schienen mit anteriorer Führung

Die funktionelle Fernröntgenanalyse – Teil 1: Prothetische Planung

Die funktionelle Fernröntgenanalyse – Teil 2: Bestimmung der Vertikaldimension

Die funktionelle prothetische Vorbehandlung

Das Bissregistrat

Das funktionelle Dreieck – ein Gesamtbehandlungskonzept (I)

Das funktionelle Dreieck – ein Gesamtbehandlungskonzept (II)

Phonetik und Zähne

6 Prothetik

Die perfekte Abformung (I)

Die perfekte Abformung (II)

Die systematische Arbeitskette in Labor und Praxis

Die konventionelle Zementierung

Gesicherte Okklusion auf festsitzendem Zahnersatz

Die adhäsive Inlay-Onlay-Brücke

Die semidirekte Inlaybrücke (I)

Die semidirekte Inlaybrücke (II)

Die passgenaue provisorische Brücke

Die bruchsichere provisorische Brücke

Die metallfreie Teleskopprothese (I)

Die metallfreie Teleskopprothese (II)

Totalprothetik rationell

 

7 Implantologie und Oralchirurgie

Zahnbett versus Implantatbett

Die vorhersagbare Extraktion

Anforderungen an ein modernes Implantatsystem

Diagnostik in der Implantatprothetik

Das Aufklärungsgespräch

Rationelles Implantieren

Nichtanlage der oberen seitlichen Schneidezähne

Die schonende Sofortimplantation

Implantatlagerverbesserung durch Osteotomtechnik

Implantatprothetik – definiert verschraubt

Die schonende Explantation

Okklusion auf Implantaten

Provisorische Versorgung von zahnlosen Patienten nach Implantation

Die unsichtbare Implantatverschraubung

Osteotomsinuslift in Piezotechnik

Versorgung der Unterkieferfrontzahnlücke

Sofortversorgung des zahnlosen Unterkiefers – die soziale Indikation (I)

Sofortversorgung des zahnlosen Unterkiefers – die soziale Indikation (II)

Vorwort

Wenn ich in Deutschland mit Kollegen zusammentreffe, kommen diese auf mich zu und sagen spontan: „Ach, Sie sind der mit der dentalen Trickkiste!“ oder „Ach, Sie sind der Trickser!“ Dies zeigt immer wieder, wie sehr die dentale Trickkiste von den Kollegen anerkannt und geschätzt wird.

Die dentale Trickkiste ist eine Serie von Artikeln, die unter der gleichnamigen Rubrik in der Fachzeitschrift „Die Quintessenz – Die Monatszeitschrift für die gesamte Zahnmedizin“ veröffentlicht wurde. In den Jahren von 2001 bis 2014 erschienen insgesamt 100 Folgen. 83 der Artikel sind in den beiden Buchausgaben der dentalen Trickkiste abgedruckt worden, welche sich mit rund 10.000 verkauften Exemplaren äußerst erfolgreich zeigten.

Mit der vorliegenden Neuzusammenstellung nahezu aller Trickkisten-Artikel erscheint eine Paperbackausgabe, welche mit ihrem handlichen Format ideal für den Praxis­alltag ist. Neben erfahrenen Zahnärzten sind aber auch Studierende und Assistenten auf dem Weg zum qualifizierten Praktiker eingeladen, sich der ein oder anderen meiner Problem­lösungen zu bedienen.

Wie ist die Trickkiste aufgebaut?

 Basis jeder Trickkiste ist ein zahnärztliches Problem, eine Komplikation, ein Misserfolg oder ein Notfall.

 An zweiter Stelle wird die Ursache des Problems dargestellt.

 Im Anschluss wird ein Plan zur Problemlösung entwickelt.

 Jedes Kapitel endet mit der Vorstellung einer von mir erprobten Lösung.

Natürlich gibt es oft verschiedene Lösungen; ich freue mich über jede E-Mail mit alternativen Ideen und Anregungen. Je voller die persönliche Trickkiste ist, desto gelassener kann man neu auftauchende Probleme angehen und bewältigen. So soll die neu zusammengestellte dentale Trickkiste einen Fundus an Lösungen bieten, der dem Leser bei der Bearbeitung zahnärztlicher und zahntechnischer Probleme zur Hand geht.

Viel Spaß bei der Lektüre und der erfolgreichen An­wendung wünscht Ihnen Ihr

Wolfram Bücking

1
Prothetische Erste Hilfe


1

Bruch einer Keramikverblendung

Das Abnehmen von Kronen mit dem Crown Lift System

Das maschinelle Abnehmen von Aufbrennkeramikkronen

Das Abnehmen von Brücken

Reparatur einer festsitzenden Brücke

Der abgebrochene Wurzelstift

Brückenpfeiler gehen verloren – was tun ?

Die aufzementierte Überkrone

Die abgebrochene Teleskopkrone

Bruch einer Implantatschraube

Die verklemmte Teleskopprothese

Die gingivale Verblendung

Veneerversorgung von Kronen

Der direkte Notaufbau

Ästhetische Erste Hilfe

Bruchreparatur von Prothesen

Die gerettete Implantatbrücke

Die spontane provisorische Brücke

Die verschluckte Teleskopkrone

Der zerstörte Kugelkopfanker

Bruch einer Keramikverblendung
Problem: Bruch einer Keramikverblendung

Immer wieder passiert es, dass die Verblendung einer Metallkeramik ausbricht oder abplatzt. Wenn eine solche Situation vorliegt, muss zunächst die Frage geklärt werden, warum und wie es zu diesem Bruch gekommen ist. Gründe hierfür können sein:

1 Trauma (Unfall, Schlag, Sturz etc.),

2 mangelhafte Verarbeitung im zahntechnischen Labor oder

3 Okklusionsstörungen, meist verbunden mit Parafunktionen.

Zu 1.: Bei einem Trauma kann sofort mit der Reparatur begonnen werden.

Zu 2.: Bei mangelhafter zahntechnischer Verarbeitung wird die Metallkeramikkrone anstandslos im Labor erneuert. Wenn beim Abbruch der Keramikverblendung keine Keramikreste auf dem Metall zu erkennen sind, also ein blanker Abbruch vorliegt, kann von einer fehlerhaften Verarbeitung ausgegangen werden.

Zu 3.: Bei einer okklusalen Störung sollte diese eruiert und durch selektives Einschleifen, Beschleifen der Kronenkontur und eventuell Verstärkung der Disklusion (Aufbau der Eckzahnführung) eliminiert werden. Bei umfangreichen, im Mund nicht eindeutig zu identifizierenden Störungen sollte eine Funktionsanalyse im Artikulator an montierten Modellen durchgeführt werden.

Die erprobte Lösung: Direkte Reparatur im Mund

Im vorliegenden Fall (Abb. 1) war der mesiale Anteil der labialen Verblendung beim Zahn 12 ausgebrochen. Als Ursache wurde die inzisal-distal aufgestellte Ecke am Zahn 42 ermittelt. Zusätzlich war noch eine Mediotrusionsstörung kontralateral zwischen den Zähnen 27 und 37 vorhanden. Beide Störungen wurden markiert und selektiv ausgeschliffen.

Abb. 1 Durch Okklusionsstörung verursachter Bruch bei Zahn 12

Nach Platzierung von Kofferdam mit Ligatur (Abb. 2) wurde als zusätzliche Retention ein untersichgehender Kasten mit einer Fräse in das Metall eingeschliffen (Abb. 3). Die Keramik wurde mit einem Diamantschleifer im Sinne eines Federrandes beschliffen.

Abb. 2 Absolute Trockenlegung mit Kofferdam

Abb. 3 Präparation der Retentionskavität

Anschließend erfolgte die Anätzung der Keramik mit 9,5%iger, gepufferter Flusssäure (Porcelain Etch) für 1 Minute (Abb. 4 bis 6). Mit Phosphorsäure, wie sie den meisten Reparatursets beiliegt, ist eine Ätzung von Dentalkeramik nicht möglich. Als Alternative wäre noch die Anwendung eines Minisandstrahlers zu überlegen, aber damit wird nur das Metall konditioniert.

Abb. 4 Porcelain Etch


Abb. 5 Applikationsspritzen Porcelain Etch und Silane

Abb. 6 Ätzung

Warnhinweis: Das Präparat Porcelain Etch ist 9,5%ige, stark gepufferte Flusssäure, welche die Haut (Epidermis) auch bei minutenlangem Auftrag nicht verletzt, aber die Schleimhaut (Gingiva, Augen) verätzen kann. Es sollten dieselben Schutzmaßnahmen wie bei herkömmlicher Ätzung mit Phosphorsäuregel getroffen werden (Patientenaufklärung, Abdecken der Augen, Tragen von Schutzbrillen etc.).

Nach sorgfältigem Abspülen mit Wasserspray und anschließender Trocknung erfolgte die Silanisierung für 1 Minute (Abb. 7). Die Krone war nun zur Neuverblendung analog einem Kantenaufbau mit Mikrofeinhybrid-Kompositmaterial vorbereitet. Dabei wurden folgende Schritte durchgeführt:

Abb. 7 Silanisierung

1 Benetzung mit Bonding (Abb. 8);Abb. 8 Auftragen des Bonding

2 Abdeckung des Metalls mit Dentinopaker in mehreren Schichten (Zwischenhärtung 40 Sekunden) (Abb. 9);Abb. 9 Auftragen des Opakers

3 Auftragen und Aushärtung der Dentinmasse für 40 Sekunden (Abb. 10 und 11);Abb. 10 Schichtung der DentinmasseAbb. 11 Zwischenhärtung mit der Polymerisationslampe

4 Auftragen und Aushärtung der Schmelzmasse für 40 Sekunden (Abb. 12);Abb. 12 Schichtung der Schmelzmasse

 

5 Ausarbeitung, Politur und Entfernen des Kofferdams (Abb. 13);Abb. 13 Politur und Abnahme des Kofferdams

6 Überprüfung der Ästhetik (Abb. 14);Abb. 14 Kontrolle der Ästhetik

7 Kontrolle von Okklusion und Artikulation (Abb. 15).Abb. 15 Kontrolle von Okklusion und Artikulation

Materialliste

1 Porcelain Etch und Silane (Fa. Ultradent, South Jordan, USA; Vertrieb in Deutschland: Fa. Dental Liga, Köln).

2 Tetric mit Tetric Color (Fa. Ivoclar Vivadent, Ellwangen).

Das Abnehmen von Kronen mit dem Crown-Lift-System
Problem: Eine definitiv zementierte Krone muss abgenommen und rezementiert werden

Bei einer 40-jährigen Patientin war 2 Jahre zuvor im Rahmen einer Rehabilitation eine Goldteilkrone am Zahn 47 eingegliedert worden (Abb. 1). Mit Hilfe von Lupenbrille und Stereomikroskop konnte eine ausgezeichnete Passform erzielt werden.

Abb. 1 Goldkronen 46 und 47 (okklusale Ansicht)

Die Patientin kam als Schmerzfall in die Praxis, da sie pochende Schmerzen an diesem Zahn hatte. Der Zahn reagierte auf die Vitalitätsprüfung stark verzögert und war sehr klopfempfindlich. Er musste endodontisch behandelt werden.

Die übliche Vorgehensweise in einem solchen Fall besteht darin, die Kaufläche zu perforieren und die Wurzelkanalbehandlung durch die Krone vorzunehmen. Anschließend wird die Krone mit einer plastischen Füllung oder einem okklusalen Goldinlay verschlossen.

Endodontische Maßnahmen durch eine Krone gestalten sich vor allem im distalen Molarenbereich äußerst schwierig und sind in vielen Fällen überhaupt nicht durchführbar. Die voll aufgewachste Kaufläche würde bei diesem Vorgehen zerstört und könnte nur unvollständig wieder rekonstruiert werden.

Die erprobte Lösung: Abnahme der Krone mit dem Crown-Lift-System

Nach einer Leitungsanästhesie wurde die Krone in der zentralen Fossa möglichst in Achsenrichtung des Zahnes mit einem feinen Hartmetallfräser im Schnelllaufwinkelstück (FG) rot perforiert (Abb. 2 und 3). Die zentrale Perforation wurde anschließend mit dem Spiralbohrer des Crown-Lift-Systems (CLS) auf einen definierten Durchmesser erweitert (Abb. 4). Dies geschah bei langsamer Drehzahl unter Zugabe eines Tropfens Vaselineöl. Die Bohrung erfolgt dann korrekt, wenn sich ein spiralförmiger Bohrspan zeigt.

Abb. 2 Okklusale Perforation mit dem Hartmetallbohrer

Abb. 3 Die Krone ist perforiert

Abb. 4 Erweiterung mit dem CLS-Spiralbohrer

Da eine minimale Tiefenbohrung in den Kronenstumpf unvermeidbar ist, muss diese Bohrung mit einem umgekehrten Kegel unter der Krone zu einer Fläche umgestaltet werden, denn sonst würde die Krone mit der Abnehmeschraube nicht angehoben, sondern festgeschraubt werden (Abb. 7).

Abb. 7 Der Kronenstumpf nach Abnahme

Aus dem CLS wurde eine Abnehmeschraube entnommen und mit einer Rechtsdrehung in das zentrale Bohrloch an Zahn 47 eingedreht. Die Schraube schneidet sich dabei ein Gewinde in das Gold der Krone. Sie sollte einen festen Halt finden. Um den Abnehmevorgang einzuleiten, wurde der Verlängerungshebel aus dem CLS waagerecht in die vorgesehenen Bohrungen an der Abnehmeschraube eingeschoben (Abb. 5). Mit langsamen, gefühlvollen Drehungen wurde die Schraube weiter eingedreht. Dabei sollte die andere Hand zentral Druck auf die Abnehmeschraube ausüben, um ein Abkippen zu vermeiden. Durch die Lupenbrille wurde der Kronenrand aufmerksam beobachtet. Sobald sich eine Anhebung des Kronenrandes feststellen ließ, wurde der Einschraubvorgang abgebrochen und die Krone samt Schraube mit kippenden Bewegungen abgenommen (Abb. 6 und 7).

Abb. 5 Weiteres Eindrehen der Abnehmeschraube mit dem Verlängerungshebel

Abb. 6 Innenansicht der abgenommenen Krone

Das dem Verfahren zugrunde liegende Prinzip stammt aus der Kfz-Technik. Dort werden Radnaben mit Hilfe einer Abnehmeschraube mit wohldosierten Kräften abgenommen.

Die endodontische Behandlung des Zahnes erfolgte wie gewohnt, aber nun unter gutem Zugang. Die Krone wurde provisorisch befestigt und konnte bequem mit der Abnehmeschraube entfernt werden. Nach 3 Monaten – der Zahn 47 war erfolgreich endodontisch versorgt – wurde die Krone im Labor verlötet und wieder definitiv eingegliedert. Fazit: Eine Goldgusskrone konnte ohne Beschädigung der Kronenränder und mit minimalem Eingriff in die okklusale Morphologie auf einfache Weise wieder erfolgreich eingegliedert werden.

Materialliste

1 Kronenauftrenner (Fa. American Dental Systems, Vaterstetten).

2 Crown Lifter CL (Fa. Bredent, Senden).

Nachbemerkung: Das Crown-Lift-System gibt es in dieser Form nicht mehr. Es wurde vom Crown Lifter CL abgelöst, der sowohl händisch – wie hier gezeigt – als auch maschinell – wie im folgenden Kapitel angewendet werden kann.

Das maschinelle Abnehmen von Aufbrennkeramikkronen
Problem: Eine definitiv zementierte Aufbrennkeramikkrone muss abgenommen und rezementiert werden

Eine Aufbrennkeramikkrone 36 hat mangelhaften Kontakt zu den Nachbarzähnen. Sie muss abgenommen und erneuert werden. Gibt es einen Weg, die Krone zu erhalten, zu korrigieren und wieder einzusetzen?

Es handelt sich hier zwar um einen fiktiven Fall, der am Modell demonstriert wird, aber so ähnlich durchaus schon morgen auch in Ihrer Praxis vorkommen könnte. Unter anderem stellt sich dieses Problem sehr häufig bei PAPatienten in der Vorbehandlungsphase.

Die erprobte Lösung: Maschinelles Abnehmen der Aufbrennkeramikkrone

In Heft 5/2001 der „Quintessenz“ stellten wir in dieser Rubrik die Abnahme und Wiederverwendung von Goldkronen vor. Es erhob sich die Frage: Können auch Aufbrennkeramikkronen auf diese Weise abgenommen, repariert und rezementiert werden?

Nach vielen Fehlversuchen gelang es, ein System nach denselben Prinzipien zu konstruieren, welches mit großer Präzision und Wahrscheinlichkeit das oben angesprochene Problem lösen kann. Es gelang überdies, die Abnahme maschinell durchzuführen, was eine nahezu beschädigungsfreie Abnahme von Aufbrennkeramikkronen ermöglicht (Abb. 1 und 2). Diese Methodik soll im Folgenden am Modell demonstriert werden.

Abb. 1 Das maschinellle Abnehmen von Aufbrennkeramikkronen

Abb. 2 Die maschinell abgenommene Aufbrennkeramikkrone

Eine Aufbrennkeramikkrone 36 hat mangelhafte Approximalkontakte und soll deshalb abgenommen, repariert und rezementiert werden (Abb. 3). Dazu wird das Zentrum der Okklusalfläche mit einem roten Faserstift markiert (Abb. 4). Eine Schicht Keramik um diesen zentralen Punkt soll abgetragen werden, damit die entstehenden Spannungen bei der Kronenabnahme möglichst keine Keramikbrüche verursachen. Dieser Bereich wird mit einem grünen Faserstift markiert (Abb. 5). Anschließend wird der gesamte markierte Keramikanteil mit einem Diamantzylinder abgeschliffen (Abb. 6a und b sowie 7).

Abb. 3 Die Aufbrennkeramikkrone 36 muss wegen mangelhafter Approximalkontakte abgenommen werden und soll im Labor verbessert und rezementiert werden

Abb. 4 Das Zentrum der Kaufläche wird mit einem roten Faserstift markiert

Abb. 5 Der geplante Keramikabtrag wird mit einem grünen Faserschreiber als Kreis markiert

Abb. 6a Mit einem Diamantzylinder wird die Keramik zentral abgetragen

Abb. 6b Querschnitt

Abb. 7 Das freigeschliffene Metall

Mit einem Spezialspiralbohrer, dem so genannten Multidrill, wird das Metall nun axial durchbohrt (Abb. 8a und b). Der Multidrill kann je nach Härte des Metalls ca. dreimal verwendet werden (Abb. 9). In der Aufsicht ist die zentrale Bohrung erkennbar. die nur wenig unterhalb des Metalls erfolgen sollte (Abb. 10). Um ein Festschrauben der Krone mit der Abdrückschraube zu vermeiden, ist es notwendig, das Bohrloch mit einem kleinen Rosenbohrer oder einem umgekehrten Kegelbohrer zu unterminieren (Abb. 11a und b). Dabei sollten nur horizontale Bewegungen mit dem Winkelstück durchgeführt werden (Abb. 12). Es empfiehlt sich, die Unterminierung mit der Lupenbrille zu kontrollieren (Abb. 13). Unter Einsatz eines zuvor mit einem Tropfen Vaselineöl benetzten maschinellen Gewindeschneiders wird zentral das Gewinde geschnitten (Abb. 14 a und b sowie 15a und b). Es muss darauf geachtet werden, nur so tief wie nötig zu schneiden, denn die Gewindegänge sollen lediglich ins Metall geschnitten werden. Dazu ist der Gewindeschneider im Winkelstück mit Hilfe einer Drehmomentmaschine auf eine langsame Drehzahl und ein Drehmoment von 20 Ncm einzustellen.

Abb. 8a Mit dem Multidrillbohrer wird die Krone axial perforiert

Abb. 8b Querschnitt

Abb. 9 Der spezialgehärtete Spiralbohrer Multidrill

Abb. 10 Die zentrale Perforation

Abb. 11a Mit einem umgekehrten Kegel oder einem Rosenbohrer wird die Bohrstelle sorgfältig unterminiert

Abb. 11b Querschnitt

Abb. 12 Horizontale Bewegungen zur Unterminierung

Abb. 13 Das unterminierte Bohrloch

Abb. 14 Mit dem Gewindeschneider wird bei langsamer Drehzahl und einem Drehmoment von 20 Ncm das Gewinde geschnitten

Abb. 15a Der Gewindeschneider versenkt sich

Abb. 15b Querschnitt

Der Gewindeschneider wird nun gegen die Abdrückschraube ausgetauscht. Diese hat im Bereich der letzten 2 mm keine Gewindegänge, um ein Festschrauben im darunter liegenden Dentin zu vermeiden. Langsam und stetig wird die Abdrückschraube eingedreht (Abb. 16a und b sowie 17), wobei unter der Lupenbrille der zervikale Kronenrand beobachtet wird. Das Abheben der Krone erfolgt ebenfalls langsam und stetig (Abb. 18a und b sowie 19). Schließlich wird die am Winkelstück befestigte Krone abgenommen (Abb. 20). Der Kronenstumpf weist den Bohrstollen mit der unterminierten Fläche auf, ist aber ansonsten unbeschädigt (Abb. 21). Die abgenommene Aufbrennkeramikkrone kann nun im Labor repariert, korrigiert und rezementiert werden (Abb.22).

Abb. 16a Mit der Abdrückschraube im Winkelstück, welche im unteren Bereich keine Gewindegänge hat, soll die Krone abgenommen werden. Der zervikale Kronenrand wird mit Hilfe der Lupenbrille beobachtet

Abb. 16b Querschnitt

Abb. 17 Mit der Abdrückschraube wird die Krone sukzessive abgenommen

Abb. 18a Mit der Abdrückschraube wird die Krone sukzessive abgenommen

Abb. 18b Querschnitt

Abb. 19 Mit der Abdrückschraube wird die Krone sukzessive abgenommen

Abb. 20 Die abgenommene Krone im Winkelstück

Abb. 21 Der Kronenstumpf

Abb. 22 Die Krone kann jetzt korrekturgebrannt und die zentrale Perforierung geschlossen werden

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass mit diesem System (Abb. 23 und 24) in der Praxis eine sehr zuverlässige Methode zur Verfügung steht. Sie funktioniert allerdings nicht, wenn die okklusale Metallfläche der Aufbrennkeramikkrone dünner als 0,5 mm ist, da sich dann erfahrungsgemäß das Metall aufbiegt und keine Abhebewirkung entsteht.

Abb. 23 Das verwendete Instrumentarium Crown Lifter CL. Von links nach rechts: Diamantzylinder, Multidrill, umgekehrter Kegel, Gewindeschneider, Abdrückschraube

Abb. 24 Die Drehmomentmaschine mit eingestellter Drehzahl und eingestelltem Drehmoment

Die Indikationen des Systems sind in der Abbildung 25 zusammengestellt. Man kann die ganze Methode auch händisch mit Ratsche und Schraubenschlüssel durchführen, doch dauert dies wesentlich länger und ist mechanisch nicht klar definiert.

Abb. 25 Indikationen für den Crown Lifter CL