Buch lesen: «Fische, Krebse & Muscheln in heimischen Seen und Flüssen»
Wolfgang Hauer
Fische, Krebse & Muscheln
in heimischen Seen und Flüssen
120 Arten in über 350 Lebendabbildungen
Leopold Stocker Verlag
Graz – Stuttgart
Umschlaggestaltung:
Werbeagentur Rypka GmbH, A-8143 Dobl/Graz,
Unterberg 58-60, www.rypka.at
Bildnachweis:
Sämtliche Bilder am Buchumschlag und im Textteil stammen von Wolfgang Hauer und sind urheberrechtlich geschützt mit Ausnahme von S. 27, 30 unten, 37: BOKU-IHG-Friedrich; S. 120, 121: Clemens Ratschan, S. 182: iStock/fusaromike.
Die Grafiken beim systematischen Überblick sind von Paul Veenvliet und aus dem Buch „Ribe slovenskih celinskih voda“ mit freundlicher Genehmigung übernommen.
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek
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ISBN 978-3-7020-1897-9
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Layout und Repro: Werbeagentur Rypka GmbH,
A-8143 Dobl/Graz,
Unterberg 58-60, www.rypka.at
Inhalt
Zum Geleit
Einleitung
Systematischer Überblick
Fische
Die Familie der Petromyzontidae
Bachneunaugen
Die Familie der Störe (Acipenseridae)
Adriatischer Stör
Hausen
Sibirischer Stör
Sterlet
Sternhausen
Waxdick
Glattdick
Europäischer / Atlantischer Stör
Die Familie der Polyodontidae
Löffelstör
Die Familie der Anguillidae
Aal
Die Familie der Salmonidae
Huchen
Regenbogenforelle
Bachforelle
Seeforelle
Seesaibling
Bachsaibling
Namaycush
Die Familie der Coregonidae
Coregonen
Die Familie der Thymallidae
Äsche
Die Familie der Esocidae
Hecht
Die Familie der Umbridae
Hundsfisch
Die Familie der Cyprinidae
Karpfen
Silberkarpfen
Marmorkarpfen
Graskarpfen
Schwarzer Amur
Karausche
Giebel
Schleie
Brachse
Zope
Zobel
Güster
Rußnase
Nase
Rapfen
Laube
Seelaube
Moderlieschen
Schneider
Barbe
Semling
Donau-Gründling (Gründling)
Donau-Weißflossengründling (Weißflossengründling)
Donau-Sandgründling (Kessler Gründling)
Steingressling
Smaragdgressling
Aitel
Nerfling
Hasel
Strömer
Perlfisch
Frauennerfling
Rotauge
Rotfeder
Bitterling
Elritze
Sichling
Blaubandbärbling
Die Familie der Cobitidae
Steinbeißer
Goldsteinbeißer
Schlammpeitzger
Die Familie der Nemacheilidae
Schmerle
Die Familie der Siluridae
Wels
Die Familie der Ictaluridae
Zwergwelse
Die Familie der Lotidae
Aalrutte
Die Familie der Gasterosteidae
Neunstacheliger Stichling
Dreistacheliger Stichling
Die Familie der Percidae
Kaulbarsch
Donaukaulbarsch
Schrätzer
Flussbarsch
Zander
Wolgazander
Zingel
Streber
Die Familie der Centrarchidae
Sonnenbarsch
Forellenbarsch
Schwarzbarsch
Die Familie der Gobiidae
Kessler Grundel
Nackthalsgrundel
Schwarzmundgrundel
Marmorierte Grundel
Die Familie der Odontobutidae
Amur Schläfergrundel
Die Familie der Cottidae
Koppe
Süßwasserkrebse
Die Süßwasserkrebse
Die Familie der Astacidae
Steinkrebs
Dohlenkrebs
Edelkrebs
Galizierkrebs
Signalkrebs
Die Familie der Cambaridae
Kamberkrebs
Marmorkrebs
Roter Amerikanischer Sumpfkrebs
Süßwassermuscheln
Muscheln
Die Familie der Margaritiferidae
Flussperlmuschel
Die Familie der Unionidae
Kleine Flussmuschel
Malermuschel
Gemeine TeichmuscheL
Große Teichmuschel
Chinesische Teichmuschel
Die Familie der Dreissenldae
Dreikantmuschel
Quagga-Muschel
Körbchenmuschel
Danksagung
Zum Autor
Glossar
Literaturverzeichnis
Zum Geleit
Süßwasserfische, Krebse und Muscheln sind Tiergruppen, die selbst dem Naturinteressierten oft nur unzureichend bekannt sind, deren grundsätzliche Bedeutung für unsere Gewässer aber außer Frage steht. Was die Formenvielfalt und die Bestimmung der vorkommenden Arten angeht, sind vielfach auch Fischer, Gewässerbewirtschafter und Naturschützer sehr bald am Ende ihres gesicherten Wissens angelangt. Aber auch in der wissenschaftlichen Forschung, die sich taxonomisch mit den Arten und ihrer Abgrenzung befasst, die Bestandsentwicklung erforscht oder die Verbreitung und die ökologischen Ansprüche studiert, stellen gerade Fische die vielleicht am schlechtesten bekannte Wirbeltiergruppe dar. Diese Wissensdefizite und mangelndes Interesse in der Öffentlichkeit wirken sich auch entsprechend in der Naturschutzgesetzgebung aus.
Das vorliegende Werk wendet sich an alle, denen intakte Lebensgemeinschaften in unseren Seen und Flüssen ein Anliegen sind. Es ist das besondere Verdienst des bekannten Fachmannes, Fischereimeister Wolfgang Hauer, dass er sich der mühsamen Arbeit unterzogen hat, schwer zugängliche Daten zur Bestimmung zu sammeln und vor allem in brillanten Lebendaufnahmen das Aussehen und wichtige Bestimmungsmerkmale zu präsentieren. Wer die Schwierigkeiten kennt, die mit der photographischen Dokumentation unserer heimischen Fische verbunden sind, wird dieses Werk mit Staunen und Bewunderung durchblättern und aufnehmen. Die Qualität der Darstellung wird aber ebenso den Naturfreund begeistern, der sich einfach an der besonderen Schönheit und Vielfalt der heimischen Tierwelt unter Wasser erfreuen will.
Dem naturverbundenen Angelfischer, den zahlreichen Gewässerbesitzern und Pächtern, dem Berufsfischer sowie dem Naturschutz wird mit diesem Buch jedenfalls ein unschätzbares Instrument in die Hand gegeben, das die Bewahrung und naturnahe Bewirtschaftung unserer Gewässer und ihrer Lebensgemeinschaften entscheidend beeinflussen und erleichtern wird.
Hofrat Dr. Ernst Bauernfeind
Naturhistorisches Museum Wien
Zur überarbeiteten und erweiterten Neuauflage 2020
Das mittlerweile zum Standardwerk für Fischbestimmung gewordene Fachbuch wurde vom Autor sorgfältig überarbeitet und auf den neuesten Stand gebracht. Für die Aktualisierung des Wissens über die Störe konnte der Experte DI Dr. Thomas Friedrich gewonnen werden. Auch das Kapitel Krebse wurde einer Revision unterzogen und vom Krebsfachmann und Züchter FM Ing. Johannes Hager auf den letzten Stand gebracht. Die in unserer Zeit so wichtig gewordenen Einstufungen bezüglich der Roten Listen in Österreich, Deutschland (Bayern, Baden-Württemberg) sowie der FFH Richtlinie oder CITES wurden von Veronika Stabauer, MMSc, sorgfältig aktualisiert. Berücksichtigt wurden auch die zunehmend in Erscheinung tretenden Neozoen: Quagga-Muschel und Körbchenmuschel werden ebenso in Fotos und Beschreibungen behandelt wie der Marmorkrebs oder die Amur Grundel. Auch der in Österreich erst 2015 neu entdeckte Smaragdgressling wird in Bild und Text vorgestellt. Insgesamt wurden mehr als 40 Lebendaufnahmen von Fischen neu in das Buch aufgenommen.
Die Überarbeitung hat das Buch jedenfalls auf den letzten wissenschaftlichen Stand gebracht, ohne es zu überfrachten. Es wird dem Fischer und jedem an der Lebewelt unserer Gewässer interessierten Leser ein verlässlicher und unentbehrlicher Begleiter sein
Hofrat Dr. Ernst Bauernfeind
Naturhistorisches Museum Wien
Einleitung
Dieses Buch soll Fischern, Gewässerbewirtschaftern, Fischzüchtern, Teichbesitzern und anderen Fischerei- und Naturinteressierten die Bestimmung der in unseren heimischen Gewässern vorkommenden Fische, Rundmäuler, Krebse und Muscheln ermöglichen. Für die Bearbeitung des Kapitels Muscheln konnte Frau Mag. Dr. Daniela Achleitner gewonnen werden, das Spezialgebiet der Störartigen wurde vom Experten DI Dr. Thomas Friedrich bearbeitet. Für das Kapitel der Süßwasserkrebse zeichnet Fischereimeister Ing. Johannes Hager verantwortlich. Neben der Bestimmung der Arten soll dieses Buch aber auch die unglaubliche Vielfalt und vor allem die Schönheit unserer Wassertiere vor Augen führen.
Zusätzlich zu den Gesamtaufnahmen der einzelnen Tierarten werden auch bestimmungsrelevante Details wie das Laichkleid, Kopfporträts, Flossen und Schuppen in Makroaufnahmen abgebildet. Von vielen Arten werden auch die Jugendstadien mit Makrofotos gezeigt. Bei den Fotos handelt es sich großteils um Erstveröffentlichungen, die zum Teil in jahrelanger Arbeit als Unterwasserbilder im Freiland entstanden sind. Viele der Fotos wurden in extra dafür angefertigten Spezialaquarien gemacht, weil die Sichttiefe in unseren heimischen Gewässern, von Gebirgsseen und klaren Bächen abgesehen, nur selten für bestimmungstaugliche Unterwasserfotos ausreicht. Der Großteil unserer Fischarten kommt aber in Seen und Flüssen des Tieflandes vor, die eine sehr geringe Sichttiefe aufweisen.
Neben der aufwändigen Arbeit hinter der Kamera war vor allem die Beschaffung der einzelnen Fischarten aus den verschiedensten Gewässern eine echte Herausforderung, da für dieses Buch lebende und möglichst makellose Exemplare mit typischem Aussehen gebraucht wurden. Ein besonderes Anliegen waren dem Autor dabei Aspekte des Artenschutzes und der Gewässerökologie. Viele der hier vorgestellten Arten sind mittlerweile sehr selten oder sogar in ihrem Bestand bedroht. Andere wieder kommen nur in sehr begrenzten Lebensräumen vor und sind aus diesem Grund schutzwürdig. Manche Kleinfischarten sind schwer zu unterscheiden und führen zusätzlich ein recht verborgenes Leben, sodass deren Erscheinungsbild selbst Fachleuten und erfahrenen Fischern nicht immer geläufig ist. Gesetzliche Schutzbestimmungen wie Schonzeiten und Mindestmaße haben aber nur dann einen Sinn, wenn die einzelnen Arten auch sicher erkannt werden. Schon deshalb ist die korrekte Bestimmung der Arten äußerst wichtig und stellt eine Basis aller Schutzbestrebungen dar.
Das Hauptaugenmerk dieses Buches liegt daher auf der raschen Bestimmung anhand leicht erkennbarer Unterscheidungsmerkmale am Äußeren der Tiere, daneben wird natürlich auch auf wichtige innere Unterscheidungsmerkmale eingegangen. So wird die Anordnung und Zahl der Schlundzähne, die Färbung des Bauchfelles bei den Karpfenartigen oder aber die Bezahnung des Pflugscharbeines bei den Salmoniden vorgestellt. Die Schuppen entlang der Seitenlinie oder die Zahl der Flossenstrahlen zu zählen, ist zur sicheren Bestimmung zwar manchmal notwendig – diese Prozedur am lebenden Tier durchzuführen, kann aber normalerweise nicht empfohlen werden! Im Zweifelsfall hat jeder weidgerechte Fischer die Möglichkeit, nicht einwandfrei bestimmbare Fische wieder schonend zurückzusetzen.
Neben dem für die Bestimmung besonders wichtigen Erscheinungsbild wird auch auf die Biologie, den natürlichen Lebensraum, die Nahrung und die Fortpflanzung der einzelnen Arten eingegangen.
Schuppenzahlen, Flossen-, Schlundzahnformeln
Die bei den einzelnen Arten angeführten Zahlen hinsichtlich der Flossenstrahlen und der Schuppen sind ebenso wie die Schlundzahnformeln großteils dem Bestimmungsschlüssel für heimische Fisch- und Neunaugenarten (Stand März 2004) des Institutes für Hydrobiologie und Gewässermanagement an der Universität für Bodenkultur in Wien entnommen. Ich bedanke mich dafür bei den Verfassern DI Dr. Christian Wiesner und DI Dr. Gerald Zauner, die mir die Verwendung ihrer Daten für dieses Buch gestattet haben.
Um die praktische Anwendbarkeit und Lesbarkeit zu gewährleisten, werden Literaturangaben nicht im Einzelnen angeführt, sondern am Ende des Buches zusammengefasst.
Auf die Beschreibung des Verbreitungsgebietes wurde großteils bewusst verzichtet. Die Angaben dazu sind in lokalfaunistischen Publikationen zerstreut und ihre Zusammenfassung würde aufgrund ihres unterschiedlichen Erscheinungsalters, der geografischen Lückenhaftigkeit der Dokumentation und mangelnden Überprüfbarkeit der Belege kein tatsächlich aktuelles Bild der Verbreitungssituation geben können.
Mehrere in diesem Buch angeführte Fischarten sind derzeit Gegenstand weitergehender, auch molekularbiologischer Untersuchungen. Ihre taxonomische Zuordnung ist derzeit strittig, hängt aber in jedem Falle auch von der individuellen Anwendung unterschiedlicher wissenschaftlicher Konzepte ab.
Bitte um Verständnis
Ich bitte um Verständnis, dass trotz allen Bemühens in der Praxis einzelne Fische nicht ohne Weiteres bestimmt werden können. Dies kann bei Jungfischen der Fall sein, aber auch bei Hybriden (Artbastarden), wie sie etwa bei den Karpfenartigen in der Natur relativ häufig vorkommen. In der Forellenzucht werden Kreuzungen aus ökonomischen Überlegungen auch ganz bewusst herbeigeführt, auch hier kann sich die Bestimmung recht schwierig gestalten. Manchmal zeigen Fischarten hinsichtlich ihres Erscheinungsbildes auch eine starke Anpassung an ihren unmittelbaren Lebensraum, sodass ihre zweifelsfreie Bestimmung nicht ohne Weiteres möglich ist.
Gefährdungsstatus
Stand Rote Liste Österreich: 2007
Stand Rote Liste Deutschland: 2009
Stand Rote Liste Bayern: 2003
Stand Rote Liste Baden-Württemberg: 2014
Stand FFH RL 2013
Bestimmungsmerkmale
Die Körperform der Fische
Die Körperform der einzelnen Fischarten stellt eine Anpassung an den jeweiligen Lebensraum bzw. die dort herrschenden Bedingungen dar. Natürlich sind die Übergänge bei den Formen fließend und eine klare Abgrenzung ist nicht immer möglich. Während Fische mit einem schlanken keulen- oder torpedoförmigen Körper meist ausdauernde Schwimmer sind und eher in strömungsreichen Abschnitten oder den Freiwasserzonen zu finden sind, kommen Fischarten mit hochrückigem Körperbau eher in stehenden oder langsam fließenden Gewässern vor. In der Folge sind einige Körperformen beispielhaft angeführt:
Schlangenförmig: Diese Körperform findet man beim Aal, dem Schlammpeitzger und den Neunaugen.
Keulenförmig und mehr oder weniger schlank: Die Körperform vieler Fischarten, die sich in fließenden Gewässern und im Freiwasser größerer Gewässer aufhalten. Dazu zählen die schlanken Karpfenartigen wie z. B. Aitel, Nase, Hasel, Nerfling, Strömer, Perlfisch oder Wildkarpfen. Aber auch die Forellen, Saiblinge oder etwa die Renken.
Spindelförmig und bauchseitig abgeflacht: Sind jene Fischarten, die sich vorwiegend am Grund aufhalten, wie z. B. Zingel, Streber, Koppe, Grundeln, Barbe oder die Gründlinge.
Torpedoförmig: Bei dieser Körperform handelt es sich meist um Raubfischarten, wie z. B. Hecht, Zander oder Huchen, die kurzfristig stark beschleunigen müssen, um Beute zu machen.
Hochrückig, scheibenförmig seitlich abgeflacht: Fischarten mit hochrückigem Körperbau kommen bevorzugt in stehenden oder langsam fließenden Gewässern vor, z. B. Brachse, Güster, Zobel, Bitterling oder Zuchtkarpfen.
Schema des Fischkörpers und Anordnung sowie Bezeichnung der Flossen
Die Flossen
Die Flossen dienen den Fischen zur Fortbewegung, Steuerung und Stabilisierung. Deren Form, ihre Anordnung sowie die Stellung zueinander dienen aber auch als Unterscheidungsmerkmale. Sie können paarweise nebeneinander stehen, also paarig angeordnet sein, so wie Brust- und Bauchflossen, oder einzeln stehen wie Rücken-, After- und Schwanzflosse, also unpaarig sein. Die Rückenflosse mancher Arten besteht aus zwei zusammenhängenden oder getrennten Abschnitten, wie z. B. bei den Barschartigen oder der Aalrutte. Eine Besonderheit stellt die Fettflosse dar, sie wird nicht von Flossenstrahlen gestützt. Charakteristisch ist sie für die Vertreter der Salmoniformes, man findet sie aber auch beim Zwergwels.
Die im Buch verwendeten Bezeichnungen für Flossen
RF | = | Rückenflosse RF1 bzw. RF 2, einteilig, zweiteilig, getrennt oder zusammenhängend |
RF1 | = | erste Rückenflosse |
RF2 | = | zweite Rückenflosse |
AF | = | Afterflosse |
BAF | = | Bauchflossen |
BRF | = | Brustflossen |
SF | = | Schwanzflosse |
FF | = | Fettflosse |
Die Fettflosse wird nicht von Flossenstrahlen gestützt.
Die wissenschaftliche (lateinische) Bezeichnung und deren Abkürzung
Rückenflosse ................Dorsale .................D bzw. D1 und D2
Afterflosse ....................Anale .....................A
Bauchflosse .................Ventrale .................V
Brustflosse ...................Pectorale ...............P
Schwanzflosse ............Caudale ..................C
Fettflosse .....................Adipose ..................Ad
Am Hinterrand gesägte Hartstrahlen findet man an Rücken- und Afterflosse bei Karpfen, Barbe, Giebel und Karausche.
Die Flossenstrahlen
Die Flossenstrahlen dienen als Stütze für die Flossenhäute. Sie sind mit dem Flossenskelett verbunden und ermöglichen die gezielte Bewegung der Flossen. Flossenstrahlen werden hinsichtlich ihrer Form als Hartstrahlen, gesägte Hartstrahlen, Stachelstrahlen, einfache Weichstrahlen oder gefiederte Weichstrahlen bezeichnet. Ihre Anzahl in den einzelnen Flossen sowie ihre Form und Anordnung eignen sich für die Artunterscheidung. In der Fachliteratur wird meist eine sogenannte Flossenformel angegeben, diese ergibt sich aus der Summe der Hart- bzw. Weichstrahlen der einzelnen Flossen.
Beispiel einer Flossenformel (Flussbarsch)
RF zweiteilig getrennt,
RF 1/13–17 Stachelstrahlen
RF 2/1–2 Hartstrahlen und 13–16 gefiederte Weichstrahlen
AF 2 Stachelstrahlen und 8–10 gefiederte Weichstrahlen
BRF 14 gefiederte Weichstrahlen
BAF 1 Stachelstrahl und 5 gefiederte Weichstrahlen
SF 17 gefiederte Weichstrahlen
Die verschiedenen Formen der Schwanzflosse
Homocerk: Bei dieser Form der Schwanzflosse sind beide Enden etwa gleich lang, also äußerlich symmetrisch.
Homocerk, Perlfisch
Heterocerk: Bei dieser Form der Schwanzflosse sind die Enden unterschiedlich lang.
Homocerk, Seeforelle
Epicerk: Bei dieser Form ist der obere Lappen der Schwanzflosse länger, beim Hai oder den Stören setzt sich die Wirbelsäule in der oberen, längeren Schwanzflossenhälfte fort.
Epicerk, Störe
Hypocerk: Bei dieser Form ist der untere Lappen der Schwanzflosse länger.
Hypocerk, Zobel
Sonderform: Beim Aal oder bei den Neunaugen findet sich als Sonderform ein durchgehender Flossensaum anstelle einer eigentlichen Schwanzflosse.
Durchgehender Flossen saum anstelle der SF, Aal
Unterständig – Steingreßling
Unterständig – Barbe
Oberständig – Sichling
Endständig – Aitel
Endständig – Bachforelle
Typische Hornränder am Maul – Nase
Die verschiedenen Maulformen
Die Maulform der einzelnen Fischarten stellt eine Anpassung an deren oft spezielle Ernährungsgewohnheiten dar und dient zugleich als Unterscheidungsmerkmal.
Unterständig
Diese Maulform ist ein Hinweis auf eine eher bodenorientierte Nahrungssuche, dabei ist hier der Oberkiefer länger als der Unterkiefer. Die meisten Fischarten mit unterständiger Maulstellung können ihr Maul bei der Nahrungsaufnahme zusätzlich noch mehr oder weniger weit ausstülpen. Typisch ist dies z. B. bei den Stören, vielen Karpfenartigen wie Brachse, Karpfen, Barbe oder den Gründlingen.
Oberständig
Diese Maulform ist ein Hinweis auf die Nahrungssuche in den oberen Wasserschichten, bei dieser Stellung ist der Unterkiefer länger als der Oberkiefer, wobei der Unterkiefer mehr oder weniger steil nach oben gerichtet sein kann, wie beispielsweise bei Laube, Sichling, Blaubandbärbling, Moderlieschen oder Rotfeder.
Endständig
Ober- und Unterkiefer sind etwa gleich lang. Viele Fischarten weisen diese endständige Maulform auf, sie können ihre Nahrung sowohl im Freiwasser als auch am Gewässergrund und an der Wasseroberfläche aufnehmen. Hinsichtlich ihres Nahrungsspektrums sind sie oft Generalisten und ernähren sich von Wasserinsekten ebenso wie von kleinen Fischen. Man findet diese Maulstellung z. B. bei den meisten Forellenartigen, aber auch bei Karpfenartigen wie etwa dem Aitel.
Sonderformen
Finden wir z. B. bei der Nase, deren Lippen zu scharfkantigen Hornrändern umgebildet sind, um Aufwuchsalgen von den Steinen zu schaben, oder etwa beim Hecht, dessen entenschnabelförmiges Maul in der Beschleunigungsphase zwar den geringst möglichen Wasserwiederstand leistet, zum Erfassen der Beute aber blitzartig weit geöffnet werden kann. Auch die Saugscheibe der geschlechtsreifen Neunaugen ist eine besondere Maulform, sie dient diesen Tieren zum Festsaugen an glatten Steinen.
Oberständig – Seelaube
Saugmaul – Neunaugen
Die Barteln oder Bartfäden
Die Barteln dienen hauptsächlich als chemosensorische Tastorgane und sind dicht mit Sinneszellen besetzt. Sie werden vor allem bei der Nahrungssuche eingesetzt. Ihre Länge und Anzahl variiert je nach Fischart und dient daher auch zur Unterscheidung der einzelnen Arten.
Einzelner Bartfaden – Aalrutte
Zwei kurze Bartfäden – Schleie
6 längere und 4 sehr kurze Bartfäden – Schlammpeizger
Winzige Rundschuppen – Aalrutte
Große Einzelschuppen – Karpfen
Schuppenbild – Bachforelle
Schuppenbild – Äsche
Schuppenbild – Barsch
Knochenplatten – Störe
Rundschuppe
Kammschuppen der Barschartigen
Die Schuppen
Die Schuppen sitzen unter der Oberhaut dachziegelartig angeordnet in den Schuppentaschen eingebettet. Sichtbar ist meist nur ein relativ kleiner, halbmondförmiger Bereich, der nicht von den anderen Schuppen verdeckt wird. Das unterschiedliche Wachstum der Fische während der Sommer- bzw. Wintermonate schlägt sich in den Schuppen in Form von konzentrischen Wachstumsringen nieder. Dies ermöglicht, ähnlich wie bei den Jahresringen der Bäume, die Bestimmung des Alters. Grundsätzlich wird zwischen Rundschuppen mit einem glatten äußeren Rand und Kammschuppen mit einem rauen, gezähnten Rand (der mit freiem Auge übrigens kaum sichtbar ist) unterschieden. Bei den Störartigen findet man anstelle der Schuppen Knochenplatten. Bei manchen Fischarten sind die Schuppen winzig und liegen unter einer dicken Schleimschicht verborgen wie beim Aal oder der Aalrutte. Einige Fischarten wie der Wels oder die Koppe besitzen keine Schuppen.
Rundschuppen Cycloidschuppen, findet man bei den meisten unserer Fische, beispielsweise bei den Salmoniden und den Cypriniden.
Kammschuppen Ctenoidschuppen, findet man z. B. bei den Barschartigen und den Grundeln.
Knochenschilde findet man bei den Störartigen.
Die Seitenlinie
Von den Kiemendeckeln bis zum Ansatz der Schwanzflosse erstreckt sich bei den meisten Fischarten das Seitenlinienorgan, es dient den Fischen als Ferntastsinn. Erkennbar ist es anhand einer Längsreihe durchlöcherter Schuppen. Die Anzahl der Schuppen entlang der Seitenlinie bzw. über und unter dieser sind wichtige Hilfsmittel zur Bestimmung der einzelnen Fischarten. Ihre Anzahl entlang der Seitenlinie wird im Buch durch SL (Anzahl) Schuppen, angegeben. Die wissenschaftliche Bezeichnung für die Seitenlinie lautet Linea lateralis (Ll).
Seitenlinienschuppen des Strömer
Die Bezahnung der Fische
Die Zähne im Maul unserer Fische dienen in erster Linie dazu, die Nahrung festzuhalten bzw. die Beute zu töten, man findet Zähne daher vor allem im Maul räuberischer Fischarten. Die Zähne können auf Ober- und Unterkiefer, Zwischenkiefer, Gaumenknochen, Pflugscharbein und dem Zungenbein sitzen. Die Form der Zähne ist unterschiedlich, so findet man große, einzeln nebeneinander stehende Fangzähne am Unterkiefer des Hechtes. Am Vorderende des Unter- und Oberkiefers sitzen die charakteristischen Hundszähne beim Zander. Kleine, dicht beisammen sitzende Bürsten- oder Hechelzähne finden wir etwa beim Barsch, der Aalrutte, dem Aal oder dem Wels.
Scharfkantiger Fangzahn – Hecht
Typische Hundszähne – Zander
Kleine Hechelzähne – Wels
Schlundzähne
Kurzes Pflugscharbein – Huchen
Langes Pflugscharbein mit bezahntem Stiel – Seeforelle
Eine Besonderheit stellen die Schlundzähne bei den Karpfenartigen und Schmerlen dar, deren Zähne sitzen nicht im Maul, sondern befinden sich auf dem fünften Kiemenbogen, der zu sogenannten Schlundknochen umgewandelt ist. Die Form der Schlundzähne und ihre Anordnung in ein, zwei oder drei Reihen lässt Rückschlüsse auf ihre Ernährungsweise zu und ermöglicht die Unterscheidung der einzelnen Arten. Über die Anzahl und Anordnung der Schlundzähne gibt die Schlundzahnformel Auskunft.
Sie lautet
z. B. beim Perlfisch: einreihig, 5–5, beim Aitel: zweireihig, 2.5–5.2 oder beim Karpfen: dreireihig, 1.1.3–3.1.1
Die Lachsartigen besitzen ebenfalls bezahnte Kieferknochen im Maul, bei ihnen stellt das Pflugscharbein (Vomer) eine Besonderheit dar. Dieser Knochen sitzt am Gaumendach und dient je nach Anordnung der Bezahnung zur Unterscheidung der Arten.