Wo ist Babahu? 4. Teil

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Wo ist Babahu? 4. Teil
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Wilma Burk

Wo ist Babahu? 4. Teil

14. Folge von: Neues aus Magihexanien

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Wer hätte das gedacht!

Impressum neobooks

Wer hätte das gedacht!

Zielstrebig flogen die drei Magihexer aus Magihexanien durchs Universum zum alten Schloss auf der Erde, wo sie einmal mit einer Schulklasse gewesen waren.


Pontulux, der Zwicker wusste selbst nicht genau, warum er davon so überzeugt war, dass sie dort nach dem verschwundenen Babahu, dem Schabernack, suchen sollten. Hätten sich ihm nicht Maliputti, der kleine Wissende, und Imada, der Eifrige, angeschlossen, so wäre er auch allein dorthin geflogen. Denn irgendwo mussten sie nach ihm suchen. Viel zu lange war er bereits fort. Doch keiner wusste so recht, wo sie ihn finden könnten. Hatten ihm die Eisluchse Böses getan, hatten ihn die fremden Scherengeister entführt oder Irrte er im Universum umher? Vielleicht hielt ihn aber auch ein alter Geist im alten Schloss gefangen, meinte Pontulux. Und er erinnerte sich genau daran, dass Babahu davon gesprochen hat, einmal dort nach diesem alten Geist suchen zu wollen. Darum flog er dahin, auch wenn die andern es bezweifelten.

*

Babahu aber musste während all der Zeit - so wie die Eisluchse ihn abgestellt hatten - hilflos erstarrt in einem dunklen, kalten Gemäuer ausharren. Nur hier, wo ihn kein Sonnenstrahl erreichen konnte, würde er wenigstens nicht so schnell verdampfen. Die Finger kribbelten ihm bereits so seltsam. Waren das die Ersten, die er verlor? Ach, wenn der Herr des Lebens doch ein Einsehen hätte und ihm helfen könnte!


Vor Verzweiflung rannen ihm unentwegt Tränen aus den Augen, fielen zu Boden und wurden zu Eisperlen. Er konnte nicht aufhören zu weinen. Wenn er nur wüsste, in welchem finsteren Gemäuer er sich hier befand. Spärlich drang das Licht durch dieses kleine vergitterte Fenster zu ihm herein. Nur manchmal wurde helles Licht eingeschaltet. Dann kamen Menschen herein. Doch er stand in einer dunklen Ecke und konnte seinen Kopf nicht wenden, um nach ihnen zu schauen. Was machten sie hier?

Einmal allerdings sah er einen. Der war bis zu ihm gekommen, weil er sich wunderte, was da für seltsame Eisperlen lagen. Er bückte sich und fegte sie auf. Da er aber Babahu nicht sehen konnte, stieß er dabei gegen ihn. Babahu schwankte und wäre fast umgefallen. Verblüfft hielt sich der Mann danach seine Schulter. Hier stand doch nichts. Wie konnte er sich da stoßen? Kopfschüttelnd nahm er die Schippe mit den Eisperlen, ging hinaus und löschte das Licht. Still und dunkel war es wieder um Babahu, während weiter Eisperle um Eisperle zu Boden fiel.

*

Als die drei Magihexer auf der Erde bei dem alten Schloss ankamen, schwebten sie von einem blauen Himmel in den Park zwischen viele Spaziergänger an diesem schönen Tag herab. Sie plusterten sich auf und setzten sich an den See, dann schauten sie sich um. Plötzlich glitt Maliputti hinter einen Busch und sah nur scheu hervor.

Verwundert blickten Pontulux und Imada zu ihm. „Was machst du da?“

„Hier war es, wo Sarah damals Babahu und mich sehen konnte. Vielleicht können das die anderen Menschen, die hier umherspazieren, auch“, erklärte er ängstlich.

Erschrocken sah sich auch Imada um. „Meinst du?“

Doch Pontulux schwebte sofort auf einen Menschen zu, als wollte er sich ihm in den Weg stellen, der zeigte keine Reaktion. „Siehst du! Sie können uns nicht sehen. Also sei nicht albern und komm! Sag uns lieber, wo sollen wir anfangen zu suchen.“

Vorsichtig kam Maliputti wieder hervor. „Vielleicht im Keller? Da ist es dunkel. Lieben Geister nicht die Dunkelheit?“

„Auch wenn ich es vermute, so wissen wir noch nicht, ob es hier überhaupt einen Geist gibt, geschweige denn, ob er die Dunkelheit liebt. Aber gut, lasst uns zuerst in den Keller schweben.“ Pontulux streckte sich und glitt schon auf die Mauer des Schlosses zu.

„Ich schau mal, ob irgendwo ein Kellerfenster offen steht“, sagte Imada hastig und schwebte bereits suchend an der Mauer entlang.

„Du fürchtest dich wohl vor der dicken Schlossmauer“, rief ihm Pontulux nach und wollte in der Mauer verschwinden, da schrie Maliputti erschrocken auf.

„Was ist nun wieder los?“, fragte Pontulux verwundert.

„Schaut mal! Da sitzt Sarah mit einem Zeichenblock vor einem Kellerfenster“, rief Maliputti aufgeregt.

„Die Sarah, die euch hier, während des Ausflugs mit den Kindern, gesehen hat?“, fragte Pontulux.


„Ja, sie ist es! Sie war so begeistert von dem Schloss, deshalb ist sie wohl wieder hierher gekommen“, vermutete Maliputti.

Erschrocken hielt Imada in seiner Suche nach einem offenen Kellerfenster inne. „Oh, und ausgerechnet dort, wo sie sitzt, steht das Kellerfenster offen. Wenn sie uns sehen kann, dann kann ich nicht an ihr vorbei und dort hineingleiten“, jammerte er.

„Was findet sie überhaupt an dem Kellerfenster so interessant, dass sie es zeichnet“, wunderte sich Pontulux, schwebte zu ihr hin und sah ihr über die Schulter. Verblüfft glitt er zurück.

„Was ist?“, wollten Maliputti und Imada wissen.

„Sie malt einen Geist, dick und grau, mit roter Nase und roten Ohren, als würde er gerade aus dem Kellerfenster quellen.“

„Seht ihr! Ich habe es gesagt, sie kann uns sehen.“ Sofort wollte sich Maliputti zurückziehen.

„Und wenn! Was soll sie uns tun? Hatte sie euch damals etwas getan? Ich probiere es jetzt mal!“ Schon glitt Pontulux ganz dicht an Sarah heran und neigte sich so vor, dass er ihr ins Gesicht sehen konnte.

Doch Sarah sah nur durch ihn hindurch. Da tippte er ihr auf die Schulter. Jetzt allerdings hob sie ihre Hand und strich sich über die Schulter, als wollte sie etwas wegwischen.

„Seht ihr, nur spürbar können wir uns ihr machen, sehen kann sie uns nicht“, beruhigte Pontulux die beiden.

Was waren sie erleichtert. – Aber da, was war das? Sie zuckten zusammen und duckten sich, denn plötzlich umgab sie ein Lachen, unheimlich schallend! Aufgeregt sahen sie sich um, kam es vom Dach, vom Keller oder aus dem See? Nichts war zu sehen. Doch dann rief dröhnend eine Stimme: „Nur wenn ich es will, kann Sarah euch hier in meinem Einflussbereich sehen. Sonst kann sie nur mit ihrer Fantasie mehr wahrnehmen als andere Menschen. Nur so sieht sie auch mich und malt mich. Bin ich nicht schön? Hahaha!“

Ganz klein machten sich die drei Magihexer vor Schreck. Was war das gruselig! Imada und Maliputti zitterten vor Angst und Aufregung, nur Pontulux blieb ruhig. „Was habt ihr erwartet, wie ein Schlossgeist erscheint?“, fragte er leise.

„Uiiih, doch nicht so gespensterhaft! Wo ist er? Warum können wir ihn nicht sehen?“, flüsterte Maliputti und zitterte.

„Weil er es noch nicht will“, antwortete Pontulux. Doch geheuer war ihm das wohl auch nicht.

„Warum flüstert ihr, meint ihr, er kann uns sonst hören?“ Imada schlotterte vor Angst.

Noch ehe Pontulux antworten konnte, war ihnen, als streiche ein heftiger Wind über sie hinweg, als wollte ihnen jemand dabei ihre Zipfelhüte vom Kopf reißen. Schnell griffen sie danach und hielten sie fest.

„Hahaha! Was habt ihr für seltsame Dinger auf dem Kopf? Habt ihr Angst, dass sie verloren gehen?“ Der unsichtbare Geist amüsierte sich offenbar über sie. Doch eben noch vergnügt, klang es nun ungehalten, als er fragte: „Was wollt ihr Winzlinge überhaupt hier?“

„Wir suchen dich“, antwortete Pontulux so laut er konnte.

„Babahu – wir suchen Babahu - frage ihn nach Babahu!“, zischte Maliputti leise Pontulux zu.

„Noch nicht!“, zischte Pontulux zurück. Dann rief er wieder betont laut: „Wir sind hier, weil wir von dir gehört haben.“

„Warum schreist du so? Ich höre euch sehr gut, wirklich sehr gut!“, polterte der unsichtbare Geist.

Da neigte sich Maliputti Pontulux zu. „Meinst du, er hört auch, was wir flüstern?“, fragte er besorgt.

„Unmöglich! Sei still!“, ermahnte ihn Pontulux.

„Was ist? Wer hat euch von mir erzählt?“, wollte der Geist wissen.

Noch überlegte Pontulux, was er ihm antworten sollte, da rief der Geist schon: „Ah, ja, den einen von euch kenne ich. Der gehörte zu den beiden vorwitzigen Geistern, die neulich hier waren. Hahaha! Damit, dass Sarah euch sehen konnte, habe ich euch ganz schön erschreckt, was?“ Eben noch vergnügt, klang die Stimme wieder grantig, als er sagte: „Weiß noch nicht, ob ich euch begegnen will. Na, ihr könnt mich ja mal suchen.“

„Warum sagst du uns nicht, wo wir dich finden?“, fragte Pontulux.

„Das wäre zu einfach. Wenn schon, dann will ich meinen Spaß haben. Sucht mich irgendwo im Gemäuer. Hahaha-ha-ha-ha!“ Die dröhnende Stimme verklang. Dann war es still. Was Pontulux auch fragte, er gab keine Antwort mehr.

 

Da sahen sie alle drei noch einmal Sarah über die Schulter auf das Bild, das sie von dem Geist zeichnete. „Ob er so aussieht?“, fragte Imada.

„Du hast doch gehört, er hat behauptet, sie zeichnet ihn“, antwortete Pontulux.

„Und was machen wir nun?“, wollte Maliputti wissen.

„Wenn Sarah ihn hier mit ihrer Fantasie sieht, dann muss er auch hier sein, also lasst uns durch dieses Kellerfenster schweben“, schlug Pontulux vor.

Imada atmete auf. „Das ist besser als durch diese dicke Mauer.“

„Freu dich nicht zu früh!“, erwiderte Pontulux.

Flink waren Pontulux und Imada durch das Fenster in den Keller geschwebt, nur Maliputti zögerte noch, so dicht bei Sarah vorbeizugleiten. „Nun komm schon! Sie sieht dich nicht“, rief Pontulux ungeduldig. Da machte sich auch Maliputti ganz schlank und glitt den andern hinterher.

Brrr! War das hier in dem Keller widerlich muffig, staubig und voller Spinnweben. Doch nirgendwo war ein Geist zu sehen. Sie suchten in jeder Ecke, sie glitten durch jede Tür und in jeden Raum. Schließlich schienen ihnen nur noch Spinnweben mit dicken fetten Spinnen den Weg zu versperren.

„Es hat keinen Zweck, hier finden wir ihn nicht.“ Maliputti wollte aufgeben.

„Wir hätten ihm sagen müssen, dass wir nach Babahu suchen“, bemerkte Imada.

„Noch nicht. Wenn er ihn wirklich gefangen hält, dann hätte er sofort böse darauf reagieren können und wir würden nichts erreichen. Wir müssen zuerst nur so tun, als seien wir allein an ihm interessiert. Wenn er eitel ist, gefällt ihm das, dann zeigt er sich uns auch“, erklärte Pontulux.

„Und was machen wir nun? Er spielt mit uns Verstecken. Wie wollen wir ihn finden“, klagte Maliputti.

„Er sagte, er sei im Gemäuer. Also, was heißt das?“, fragte Pontulux.

„Wir müssen doch nicht etwa in diese dicken Mauern hinein?“ Davor fürchtete sich Imada.

„Das haben Babahu und ich damals mit Vergnügen getan. Das ist nicht schlimmer als bei einer anderen Mauer. Bleibe nur dicht bei mir, dann wirst du dich darin nicht verirren“, beruhigte ihn Maliputti.

„Gut, dann beginnen wir kreuz und quer durch die Mauern des Schlosses zu gleiten. Irgendwann werden wir ihn schon aufspüren oder Babahu finden“, sagte Pontulux und verschwand in einer der dicken Grundmauern. Maliputti nahm Imada an die Hand und zog ihn mit sich hinein. Dunkel war es für sie darin.

„Seid ihr drin?“ Mit dumpfer Stimme rief Pontulux nach ihnen.

„Ja, wir sind hier“, antwortete Maliputti.

„Dann tastet umher! Vielleicht kann man den Geist in einer Mauer spüren, wenn man ihn berührt.“

„O Magischreck! Ich will den Geist aber nicht anfassen“, jammerte Imada.

„Wozu bist du dann mitgekommen?“, ärgerte sich Pontulux.

Also tastete auch Imada zögernd und vorsichtig um sich herum. So blind sie auch waren, sie glitten in der Mauer hin und her, doch sie fanden nichts, nicht den kleinsten Hinweis.

„Es hat keinen Zweck, so finden wir ihn nie. Also erst mal wieder aus der Wand heraus“, forderte Pontulux. Als er das aber versuchte, stieß er sich den Kopf, dass ihm fast der Zipfelhut heruntergefallen wäre. Auch Imada schrie laut: „Au!“ und Maliputti spürte einen starken Widerstand als er aus der Wand gleiten wollte, nach welcher Seite er es auch versuchte.

„Jetzt hat er uns eingesperrt!“ Maliputti war entsetzt.

„Ich hab’ es gewusst! Ich hab’ es gewusst, die Mauern sind viel zu dick! Hier kommen wir nie wieder heraus!“ Imada geriet in Panik und wollte umherirren. Doch Pontulux war sofort durch die Mauer seiner Stimme nachgerutscht und hatte ihn gerade noch zu fassen bekommen. „Ruhig, ruhig! Der Geist macht nur sein Spielchen mit uns und hat die Mauer dicht gemacht. An der Mauer selbst liegt es nicht, aus der würden wir leicht herauskommen“, sprach er beruhigend auf ihn ein.

Maliputti staunte, so hatte er Pontulux noch nie erlebt. Er, der sonst nur zu gerne grob und verhöhnend war, gab sich in dieser unberechenbaren Situation geduldig mit dem zitternden Imada.

„Und du machst doch dein Spielchen mit uns? Nicht wahr, das ist doch so?“, rief Pontulux so laut er konnte, aus der Wand heraus. Maliputti hielt sich die Ohren zu.

„Hahaha! Gefällt es euch nicht in der Mauer?“ Wieder umgab sie die dröhnende Stimme. „Na, dann kommt heraus. Vielleicht bin ich auf dem Dachboden. Versucht es dort.“

„Ist das wieder eine Falle?“, wagte Pontulux zu fragen.

„Findet es heraus!“ Dann war es still.

Mühelos konnten die drei aus der Wand gleiten. Imada war erleichtert. Nun mussten sie nach oben schweben. „Können wir das nicht über die Treppe tun?“, fragte er vorsichtig.

„Das haben wir damals zuerst auch getan“, erinnerte sich Maliputti.

„Na gut, dann schweben wir die Treppe hoch, obgleich es durch die Decken schneller ginge“, stimmte Pontulux zu.

Im ersten Stockwerk schwebten sie an einer Gruppe Menschen vorbei, die mit Filzlatschen an den Füßen gerade eine Führung durch das Schloss begannen. Vorsichtig glitt Maliputti daran vorüber. Er konnte nicht vergessen, dass ihn hier ein Mensch gesehen hatte. Dann erreichten sie den Dachboden.

„Da, schau mal, von der Ritterrüstung der Helm, den hat Babahu damals genommen und damit so getan, als wäre er ein Rittergeist“, erklärte Maliputti und zeigte aufgeregt darauf.

„Pst! Erwähne Babahu nicht, sonst bekommen wir nie heraus, ob er ihn gefangen hält“, zischte Pontulux ihm zu.

„Da, habt ihr das gehört?“, fragte Imada leise.

„Was?“

„Das schmatzende Geräusch!“

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