Macbeth

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Macbeth
Macbeth
Hörbuch
Wird gelesen Alan Shearman, Andre Sogliuzzo, Chuma Gault, Dan Donohue, James Marsters, JD Cullum, Jeannie Elias, Joanne Whalley, Jon Matthews, Josh Cooke, Kate Steele, Kristoffer Tabori
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Vierte Szene

Feld.

Trompeten. Es treten auf Duncan, Malcolm, Donalbain, Lenox, Gefolge.

DUNCAN.

Ist Cawdor hingerichtet? oder jene,

Die wir beauftragt, noch nicht wieder da?

MALCOLM.

Sie sind noch nicht zurück, mein Oberherr;

Doch sprach ich einen, der ihn sterben sah,

Der sagte mir, er habe den Verrat

Freimütig eingestanden, um Eu'r Hoheit

Verzeihn gefleht und tiefe Reu' gezeigt;

Nichts stand in seinem Leben ihm so gut,

Als wie er es verlassen hat; er starb

Wie einer, der sich auf den Tod geübt,

Und warf das Liebste, was er hatte, von sich,

Als wär's unnützer Tand.

DUNCAN.

Kein Wissen gibt's,

Der Seele Bildung im Gesicht zu lesen;

Es war ein Mann, auf den ich gründete

Ein unbedingt Vertraun. – Würdigster Vetter!

Es treten auf Macbeth, Banquo, Rosse und Angus.

Die Sünde meines Undanks drückte schwer

Mich eben jetzt. Du bist so weit voraus,

Daß der Belohnung schnellste Schwing' erlahmt,

Dich einzuholen. Hätt'st du wen'ger doch verdient,

Daß ich ausgleichen könnte das Verhältnis

Von Dank und Lohn! Nimm das Geständnis an:

Mehr schuld' ich, als mein Alles zahlen kann.

MACBETH.

Dienst, so wie Lehnspflicht, lohnt sich selbst im Tun.

Genug, wenn Eure Hoheit unsre Pflichten

Annehmen will: und unsre Pflichten sind

Die Söhn' und Diener Eures Throns und Staates,

Und tun nur, was sie müssen, tun sie alles,

Was Lieb' und Ehrfurcht heischt.

DUNCAN.

Willkommen hier!

Ich habe dich gepflanzt und will dich pflegen,

Um dein Gedeihn zu fördern. – Edler Banquo,

Nicht minder ist dein Wert, und wird von uns

Nicht minder anerkannt. Laß dich umschließen

Und an mein Herz dich drücken!

BANQUO.

Wachs' ich da,

So ist die Ernte Euer.

DUNCAN.

Meine Wonne,

Üppig im Übermaß, will sich verbergen

In Schmerzenstropfen. – Söhne, Vettern, Thans,

Und ihr, die Nächsten unserm Thron, vernehmt,

An Malcolm, unsern Ältsten, übertragen

Wir unser Thronrecht: Prinz von Cumberland

Heißt er demnach, und solche Ehre soll

Nicht unbegleitet ihm verliehen sein;

Denn Adelszeichen sollen, Sternen gleich,

Auf jeden Würd'gen strahlen. – Fort von hier

Nach Inverneß, und sei uns näher stets!

MACBETH.

Arbeit ist jede Ruh', die Euch nicht dient.

Ich selbst bin Euer Bote und beglücke

Durch Eures Nahens Kunde meine Hausfrau:

So scheid ich demutsvoll.

DUNCAN.

Mein würd'ger Cawdor!

MACBETH für sich.

Ha! Prinz von Cumberland! – Das ist ein Stein,

Der muß, sonst fall' ich, übersprungen sein,

Weil er mich hemmt. Verbirg dich, Sternenlicht!

Schau' meine schwarzen, tiefen Wünsche nicht!

Sieh, Auge, nicht die Hand; doch laß geschehen,

Was, wenn's geschah, das Auge scheut zu sehen!

Er geht ab.

DUNCAN.

Ja, teurer Banquo, er ist ganz so edel,

Und ihn zu preisen, ist mir eine Labung;

Es ist ein Fest für mich. Laßt uns ihm nach,

Des Lieb' uns vorgeeilt, uns zu begrüßen:

Wer gleicht dem teuren Vetter?

Trompeten. Alle gehn ab.

Fünfte Szene

Inverneß. Zimmer in Macbeths Schloß.

Lady Macbeth tritt auf mit einem Brief.

LADY MACBETH liest. »Sie begegneten mir am Tage des Sieges; und ich erfuhr aus den sichersten Proben, daß sie mehr als menschliches Wissen besitzen. Als ich vor Verlangen brannte, sie weiter zu befragen, verschwanden sie und zerflossen in Luft. Indem ich noch, von Erstaunen betäubt, da stand, kamen die Abgesandten des Königs, die mich als Than von Cawdor begrüßten; mit welchem Titel mich kurz vorher diese Zauberschwestern angeredet und mich durch den Gruß: ›Heil dir, dem künft'gen König!‹ auf die Zukunft verwiesen hatten. Ich habe es für gut gehalten, dir dies zu vertrauen, meine geliebteste Teilnehmerin der Hoheit, auf daß dein Mitgenuß an der Freude dir nicht entzogen werde, wenn du nicht erfahren hättest, welche Hoheit dir verheißen ist. Leg' es an dein Herz und lebe wohl!«

Glamis bist du; und Cawdor; und sollst werden,

Was dir verheißen ward: – Doch fürcht' ich dein Gemüt;

Es ist zu voll von Milch der Menschenliebe,

Das Nächste zu erfassen. Groß möcht'st du sein,

Bist ohne Ehrgeiz nicht; doch fehlt die Bosheit,

Die ihn begleiten muß. Was recht du möchtest,

Das möcht'st du rechtlich; möchtest falsch nicht spielen,

Und unrecht doch gewinnen: möchtest gern

Das haben, großer Glamis, was dir zuruft:

»Dies mußt du tun, wenn du es haben willst!« –

Und was du mehr dich scheust zu tun, als daß

Du ungetan es wünschest. Eil' hieher,

Auf daß ich meinen Mut ins Ohr dir gieße,

Und alles weg mit tapfrer Zunge geißle,

Was von dem goldnen Zirkel dich zurückdrängt,

Womit Verhängnis dich und Zaubermacht

Im voraus schon gekrönt zu haben scheint. –

Ein Diener tritt auf.

Was gibt es Neues?

DIENER.

Noch vor Abend kommt

Hierher der König.

LADY MACBETH.

Tolle Rede sprichst du;

Ist nicht dein Herr bei ihm? der, wär' es so,

Der Anstalt wegen es gemeldet hätte.

DIENER.

Verzeiht; es ist doch wahr. Der Than kommt gleich,

Denn ein Kam'rad von mir ritt ihm voraus;

Fast tot von großer Eil', hatt' er kaum Atem,

Die Botschaft zu bestellen.

LADY MACBETH.

Sorgt für ihn,

Er bringt uns große Zeitung.

Der Diener geht ab.

Selbst der Rab' ist heiser,

Der Duncans schicksalsvollen Eingang krächzt

Unter mein Dach. – Kommt, Geister, die ihr lauscht

Auf Mordgedanken, und entweibt mich hier;

Füllt mich von Wirbel bis zur Zeh', randvoll,

Mit wilder Grausamkeit! Verdickt mein Blut;

Sperrt jeden Weg und Eingang dem Erbarmen,

Daß kein anklopfend Mahnen der Natur

Den grimmen Vorsatz lähmt; noch friedlich hemmt

Vom Mord die Hand! Kommt an die Weibesbrust,

Trinkt Galle statt der Milch, ihr Morddämonen,

Wo ihr auch harrt in unsichtbarer Kraft

Auf Unheil der Natur! Komm, schwarze Nacht,

Umwölk' dich mit dem dicksten Dampf der Hölle,

Daß nicht mein scharfes Messer sieht die Wunde,

Die es geschlagen; noch der Himmel,

Durchschauend aus des Dunkels Vorhang, rufe:

Halt! Halt!

Macbeth tritt auf.

O großer Glamis, edler Cawdor!

Größer als beides durch das künft'ge Heil!

Dein Brief hat über das armsel'ge Heut

Mich weit verzückt, und ich empfinde nun

Das Künftige im Jetzt.

MACBETH.

Mein teures Leben,

Duncan kommt heut noch.

LADY MACBETH.

Und wann geht er wieder?

MACBETH.

Morgen, so denkt er –

LADY MACBETH.

Oh, nie soll die Sonne

Den Morgen sehn! Dein Angesicht, mein Than,

Ist wie ein Buch, wo wunderbare Dinge

Geschrieben stehen. – Die Zeit zu täuschen scheine

So wie die Zeit; den Willkomm trag' im Auge,

In Zung' und Hand; blick' harmlos wie die Blume,

Doch sei die Schlange drunter! Wohl versorgt

Muß der sein, der uns naht; und meiner Hand

Vertrau', das große Werk der Nacht zu enden,

Daß alle künft'gen Tag' und Nächt' uns lohne

Allein'ge Königsmacht und Herrscherkrone!

MACBETH.

Wir sprechen noch davon.

LADY MACBETH.

Blick hell und licht;

Mißtraun erregt verändert Angesicht:

Laß alles andre mir!

Sie gehen ab.

Sechste Szene

Ebendaselbst, vor dem Schloß.

Es treten auf Duncan, Malcolm, Donalbain, Banquo, Macduff, Rosse, Angus, Gefolge.

DUNCAN.

Dies Schloß hat eine angenehme Lage;

Gastlich umfängt die lichte, milde Luft

Die heitern Sinne.

BANQUO.

Dieser Sommergast,

Die Schwalbe, die an Tempeln nistet, zeigt

Durch ihren fleiß'gen Bau, daß Himmelsatem

Hier lieblich haucht; kein Vorsprung, Fries, noch Pfeiler,

Kein Winkel, wo der Vogel nicht gebaut

Sein hängend Bett und Wiege für die Brut:

Wo er am liebsten heckt und wohnt, da fand ich

Am reinsten stets die Luft.

Lady Macbeth tritt auf.

DUNCAN.

Seht! unsre edle Wirtin!

Die Liebe, die uns folgt, wird oft uns lästig;

 

Doch dankt man ihr als Liebe. Lernt daraus,

Noch Gottes Lohn für Eure Müh' uns geben

Und Dank für Eure Last.

LADY MACBETH.

All unsre Dienste,

Zwiefach in jedem Punkt, und dann verdoppelt,

Wär' nur ein arm und schwaches Tun, verglichen

Der hohen Gunst, womit Eu'r Majestät

Verherrlicht unser Haus. Für früh're Würden,

Wie für die letzte, die die andern krönt,

Bleiben wir im Gebet Euch Knecht und Diener.

DUNCAN.

Wo ist der Than von Cawdor?

Wir folgten auf dem Fuß ihm, denn wir meinten

Ihn anzumelden; doch er reitet schnell;

Und seine Liebe, schärfer als sein Sporn,

Bracht' ihn vor uns hieher. Höchstedle Wirtin,

Wir sind zu Nacht Eu'r Gast.

LADY MACBETH.

Für allezeit

Besitzen Eure Diener nur das Ihre,

Sich selbst und was sie haben, als Verwalter,

Und legen Rechnung ab, nach Eurer Hoheit

Befehl; und geben Euch zurück, was Euer.

DUNCAN.

Reicht mir die Hand; führt mich zu meinem Wirt:

Wir lieben herzlich ihn, und unsre Huld

Wird seiner stets gedenken. Teure Wirtin,

Erlaubt –

Er nimmt ihre Hand und führt sie in das Schloß, die übrigen folgen.

Siebente Szene

Ebendaselbst, Schloßhof.

Hoboen und Fackeln. Ein Vorschneider und mehrere Diener mit Schüsseln gehn über die Bühne; dann kommt Macbeth.

MACBETH.

Wär's abgetan, so wie's getan ist, dann wär's gut,

Man tät' es eilig: – Wenn der Meuchelmord

Aussperren könnt' aus seinem Netz die Folgen

Und nur Gelingen aus der Tiefe zöge:

Daß mit dem Stoß, einmal für immer, alles

Sich abgeschlossen hätte – hier, nur hier –

Auf dieser Schülerbank der Gegenwart –,

So setzt' ich weg mich übers künft'ge Leben. –

Doch immer wird bei solcher Tat uns schon

Vergeltung hier: daß, wie wir ihn gegeben,

Den blut'gen Unterricht, er, kaum gelernt,

Zurückschlägt, zu bestrafen den Erfinder.

Dies Recht, mit unabweislich fester Hand,

Setzt unsern selbstgemischten, gift'gen Kelch

An unsre eignen Lippen. –

Er kommt hieher, zweifach geschirmt: – Zuerst,

Weil ich sein Vetter bin und Untertan,

Beides hemmt stark die Tat; dann, ich – sein Wirt,

Der gegen seinen Mörder schließen müßte

Das Tor, nicht selbst das Messer führen. –

Dann hat auch dieser Duncan seine Würde

So mild getragen, blieb im großen Amt

So rein, daß seine Tugenden, wie Engel

Posaunenzüngig, werden Rache schrein

Dem tiefen Höllengreuel seines Mords;

Die Mitleid, wie ein nacktes, neugebornes Kind,

Auf Sturmwind reitend, oder Himmels Cherubim,

Zu Roß auf unsichtbaren, luft'gen Rennern,

Blasen die Schreckenstat in jedes Auge,

Bis Tränenflut den Wind ertränkt. –

Ich habe keinen Stachel,

Die Seiten meines Wollens anzuspornen,

Als einzig Ehrgeiz, der, zum Aufschwung eilend,

Sich überspringt und jenseits niederfällt: –

Lady Macbeth tritt auf.

Wie nun, was gibt's?

LADY MACBETH.

Er hat fast abgespeist.

Warum hast du den Saal verlassen?

MACBETH.

Hat er

Nach mir gefragt?

LADY MACBETH.

Weißt du nicht, daß er's tat?

MACBETH.

Wir woll'n nicht weiter gehn in dieser Sache;

Er hat mich jüngst belohnt, und goldne Achtung

Hab' ich von Leuten aller Art gekauft:

Die will getragen sein im neusten Glanz,

Und nicht so plötzlich weggeworfen.

LADY MACBETH.

War

Die Hoffnung trunken, worin du dich hülltest?

Schlief sie seitdem, und ist sie nun erwacht,

So bleich und krank das anzuschauen, was sie

So fröhlich tat? – Von jetzt an denk' ich

Von deiner Liebe so. Bist du zu feige,

Derselbe Mann zu sein in Tat und Mut,

Der du in Wünschen bist? Möcht'st du erlangen.

Was du den Schmuck des Lebens schätzen mußt,

Und Memme sein in deiner eignen Schätzung?

Muß dir »Ich fürchte« folgen dem »Ich möchte«,

Der armen Katz' im Sprichwort gleich?

MACBETH.

Sei ruhig!

Ich wage alles, was dem Menschen ziemt;

Wer mehr wagt, der ist keiner.

LADY MACBETH.

Welch ein Tier

Hieß dich von deinem Vorsatz mit mir reden?

Als du es wagtest, da warst du ein Mann;

Und mehr sein, als du warst, das machte dich

Nur um so mehr zum Mann. Nicht Zeit, nicht Ort

Traf damals zu, du wolltest beide machen:

Sie machen selbst sich, und ihr hurt'ger Dienst

Macht dich zu nichts. Ich hab' gesäugt und weiß,

Wie süß, das Kind zu lieben, das ich tränke;

Ich hätt', indem es mir entgegen lächelte,

Die Brust gerissen aus den weichen Kiefern

Und ihm den Kopf geschmettert an die Wand,

Hätt' ich's geschworen, wie du dieses schwurst.

MACBETH.

Wenn's uns mißlänge, –

LADY MACBETH.

Uns mißlingen! –

Schraub' deinen Mut nur bis zum Punkt des Halts,

Und es mißlingt uns nicht. Wenn Duncan schläft,

Wozu so mehr des Tages starke Reise

Ihn einlädt, – seine beiden Kämmerlinge

Will ich mit würz'gem Weine so betäuben,

Daß des Gehirnes Wächter, das Gedächtnis,

Ein Dunst sein wird, und der Vernunft Behältnis

Ein Dampfhelm nur: – Wenn nun im vieh'schen Schlaf

Ertränkt ihr Dasein liegt, so wie im Tode,

Was können du und ich dann nicht vollbringen

Am unbewachten Duncan? was nicht schieben

Auf die berauschten Diener, die die Schuld

Des großen Mordes trifft?

MACBETH.

Gebär' mir Söhne nur!

Aus deinem unbezwungnen Stoffe können

Nur Männer sprossen. Wird man es nicht glauben,

Wenn wir mit Blut die zwei Schlaftrunknen färben,

Die Kämmerling', und ihre Dolche brauchen,

Daß sie's getan?

LADY MACBETH.

Wer darf was anders glauben,

Wenn unsers Grames lauter Schrei ertönt

Bei seinem Tode?

MACBETH.

Ich bin fest; gespannt

Zu dieser Schreckenstat ist jeder Nerv.

Komm, täuschen wir mit heiterm Blick die Stunde:

Birg, falscher Schein, des falschen Herzens Kunde!

Sie gehen ab.

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