Umfang 420 seiten
Über das Buch
Wenn ein Autor, Textdichter, Komponist, Pianist, Liedersänger und Kabarettist seine Lebenserinnerungen schreibt, kann man sich auf pointierte Aussagen freuen. Wenn zudem das Wirken seines als Komponist und Dirigent nicht weniger berühmten Vaters Walter (1878-1940) aus der Zeit der Jahrhundertwende bis in den Zweiten Weltkrieg mit allem was politisch und kulturell hineinspielt, Gegenstand ist, wird das Buch ein einzigartiges Zeitdokument.
Willi Kollo (1904-1988) hat seiner Tochter, der Musikverlegerin und Künstleragentin Marguerite Kollo, umfangreiche Aufzeichnungen hinterlassen. Mit Bild-Dokumenten, hilfreichen Begriffserklärungen und einem Namensregister, welches die Funktionen und Lebensdaten der genannten Personen liefert, wird das Buch zu einem Standardwerk.
Walter Kollo wurde Operettenkomponist –, in Erinnerung bleiben seine vielen Lieder und Operetten wie «Drei alte Schachteln» und «Wie einst im Mai». In Anekdoten wird die Kunstszene Berlins beschrieben und auf die fördernden Kontakte Walters, die meist jüdischen Autoren und Theaterintendanten und die vielen berühmten Künstler dieser Zeit eingegangen.
Walter Kollodzieyski hatte 1902 mit dem Wagemut der Jugend den Sprung in das kochende Meer der Reichshauptstadt gewagt. Königsberg, Warschau, das waren alles Städte, aber Berlin war mehr, war ein Begriff. Berlin, das war die gewaltige Zentrifuge, die alles magnetisch an sich riss, es auspresste, ein paar Mal durch den Wolf drehte, und was nicht genug Schwergewicht besaß, wieder an die Peripherie versprühte, wo es verkümmern und untergehen mochte....
Willi Kollo verbrachte seine drei ersten Lebensjahre bei seiner Großmutter in Ostpreußen, spielte «im Sarg der Großmutter», weil sein Vater sich in Berlin verwirklichen musste und seine Mutter als «Tingeltangelsängerin» immer unterwegs war. Seine Leiden in den Berliner Schulen, später in einem Internat, die geprägt waren von gewalttätigen Erziehungsmethoden, aber auch mit seltenen Freund- und Liebschaften, schildert er eindringlich. Der Erste Weltkrieg brachte traurige Abschiede, den «Film als neue Weltmacht», die Einquartierung von Soldaten – und unwahrscheinlichen Erfolg mit dem Stück «Immer feste druff», dessen Titel sich angeblich bezog auf einen Ausspruch des damals so beliebten Kronprinzen Wilhelm von Preußen.
Die Schilderung der 1920er Jahre und der Nazizeit gerieten zum eindrücklichsten Kapitel und lesen sich wie ein Roman. Wir erfahren hier von der Art und Weise, wie beide, Vater und Sohn, sich unter größten Anstrengungen der politischen Vereinnahmung entziehen konnten sowie von der Willi Kollo eigenen schlagfertigen Rechtfertigung vor der britischen Entnazifizierungsbehörde.
Eine Leserin schrieb:
Anlässlich Ihrer Lesung habe ich mir das Buch mit den Erinnerungen Ihres Vaters gekauft und habe es vor ein paar Minuten ausgelesen. Das Buch wurde von Seite zu Seite und von Kapitel zu Kapitel spannender!!!
Es hat mich sehr berührt; ich habe nicht nur etwas über die Familie Kollo erfahren, sondern auch über das persönliche und politische Umfeld dieser Jahre.
Man kann nur jeden ermuntern, sich dieses Buch vorzunehmen.