Buch lesen: «Herbert Köfer»
Walter Brendel
Herbert Köfer
Ein Leben für die Kunst
Impressum
Texte: © Copyright by Walter Brendel
Umschlag: © Copyright by Gunter Pirntke
Verlag:
Das historische Buch, Dresden / Brokatbookverlag
Gunter Pirntke
Mühlsdorfer Weg 25
01257 Dresden
gunter.50@gmx.net
Inhalt
Impressum
Vorwort
Kindheit und Jugend
Beruflicher Werdegang in der DDR
Mit Humor geht alles besser
Auftritte nach der Wende
Familie und Kinder
Das Lebenswerk
In Memoriam
Herbert Köfer
17. Februar 1921 in Berlin 24. Juli 2021 ebenda
Vorwort
Er unterhielte ein Millionenpublikum, Herbert Köfer
Dieses Buch soll keine Biografie des großen Schauspielers sein, sondern einfach nur an ihm in einer kurzen Zusammenfassung seines Lebens und Wirkens erinnern. Ein Nachruf. Wenn einer schon da und berühmt ist, wenn man geboren wird, und wenn er bleibt, während man die Hälfte seines Lebens überschreitet, dann meint man wider alle Vernunft, er würde ewig bleiben. Als Beweis diente Herbert Köfer, der Volksschauspieler der DDR. Er wirkte als Moderator, Synchronsprecher - und war ein Held des Ostens. Noch im vergangenen Jahr stand er noch vor der Kamera. Ein Mann, der ohne seinen Beruf nicht leben konnte.
Den Tag der deutschen Einheit hat er nie vergessen. Nie die jubelnden, erhitzten Einheits-Gesichter, die alles, was war, hinter sich lassen wollten. Weg mit der DDR! Gehörte nun auch er zum Gestern? Er hatte an diesem 3. Oktober 1990 in Halle/Saale auf der Bühne gestanden. Gleich würde er siebzig Jahre alt werden. Im Westen kannte ihn fast kein Mensch, nur einige Westkollegen wussten, wer er war. Herbert Köfer, der Volksschauspieler, schien ab sofort ohne Volk zu sein.
Als das Fernsehen der DDR am 21. Dezember 1952 auf Sendung ging, sprach er die ersten Fernsehnachrichten. 100 Prozent Einschaltquote! Um den Bildschirm nie mehr zu verlassen. Im Jahr 2 der deutschen Einheit würde man das Mitglied des Fernsehensembles Herbert Köfer dann entlassen, aber das konnte er noch nicht wissen, als er in dieser Oktober-Nacht der deutschen Einheit 1990 zurück fuhr nach Berlin und die Freude der anderen nicht teilen konnte.
Ausgerechnet er, der immer mitlachte, der es gewohnt war, selbst der Anlass des Lachens zu sein. Ohne Scheu selbst vorm TV-Show-Klamauk. Herbert Köfer, der Komiker, der Kabarettist. Was Herbert Köfer, den Nachrichtenmann nicht ausschloss.
Und nicht Köfer, der am Deutschen Theater den tragischen Helden spielte. Wenn es sein musste, war der Arbeitersohn aus dem Prenzlauer Berg mehr Aristokrat als jeder Gebürtige. Als Nachrichtensprecher wurde er bald abgelöst, mit dem Hinweis, Nachrichten müsse man sprechen, nicht spielen. Achtmal war er Fernsehliebling des DDR-Fernsehens gewesen. Und dazu passt die folgende Episode, die ihm passierte, als er in dieser Oktober-Nacht der deutschen Einheit 1990 nach Berlin zurück fuhr.
69 Jahre war Köfer inzwischen alt, als er plötzlich ein dumpfer Knall vernahm, Stöße von vorn, von der Seite. Bremste er oder wurde er gebremst? Ein großes Rindvieh lag vor seiner kaum wieder zu erkennenden Kühlerhaube im Sterben auf der Autobahn. Der Münchner, der ihm hinten drauf gefahren war, schimpfte: „Blöde LPG-Kuh!“ Der nächste: „Scheiß Zonen-Rind!“ Warum fühlte er sich mit gemeint?
Als die Polizei eintraf, rief sie sofort: „Herr Köfer, Herr Köfer, was ist passiert? Sind Sie verletzt?“ Die Umstehenden tauschten Blicke: Woher kannte die Polizei diesen Typen? Das Rindvieh hat alles auf sich genommen, dachte der unverletzte Mann, dessen Auftritte, Theaterstücke, Filme bis dato auf keinen Kuhschwanz gingen.
Und das erwähnte Rind hatte einen tierischen Vorgänger. Das Pferd, das den zwanzigjährigen Soldaten an der Ostfront 1941 mit der ganzen Wucht seines Hinterhufs traf, schickte ihm auf die lebensrettende Heimreise.
Nun ist er im tot, gestorben im Alter von 100 Jahren, an Lungenkrebs. Was bleibt ist die Erinnerung an einen großartigen Menschen, eine lebensfrohe optimistische Gestalt, ein ganz Großer in der Film –, Fernsehen- und Theatergeschichte, auch im vereinigten Deutschland. DDR-Fernsehlegende und Publikumsliebling über Generationen: Der Schauspieler Herbert Köfer, der auch noch hochbetagt beruflich aktiv war.
Rund 80 Jahre stand der Mime mit den lustig blitzenden Augen auf der Bühne, die für ihn stets die Welt war. Den Applaus hat er immer bis zur letzten Sekunde ausgekostet, wie er einmal lächelnd gestand. "Ich lebe mit jeder Vorstellung, jeder Lesung und jedem Tag, an dem ich spiele, auf", hatte er selbst sein Lebenselixier beschrieben. Das Wort Ruhestand war aus seinem Munde nicht zu hören. "Ich lebe mit jeder Vorstellung, jeder Lesung und jedem Tag, an dem ich spiele, auf", hatte er selbst sein Lebenselixier beschrieben. Das Wort Ruhestand war aus seinem Munde nicht zu hören.
Die Arbeit halte ihn jung, hatte er immer wieder betont. Mit seiner dritten, 40 Jahre jüngeren Ehefrau Heike ging Köfer viel spazieren. Mit fast 90 baute er 2012 ein neues Haus am Seddiner See in Brandenburg. Tatkräftig, von robuster Gesundheit, so präsentierte er sich gern. Seine im Vergleich zu Altersgenossen stets hohe Fitness stellte Köfer zur Schau. Mögliche gesundheitliche Beschwerden wischte er mit einer Handbewegung weg.
Heike und Herbert Käfer
Seinen Fans verdanke er, "dass ich mein Leben schön finde", sagte er froh. Und Köfer war auch bei der Silvestergala 1991 dabei, als für das DDR-Fernsehen die Lichter für immer ausgingen. Doch noch nicht für Herbert Köfer.
Kindheit und Jugend
Die Eltern von Herbert waren beide als Postkartenverleger im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg tätig. Herbert, der am 17. Februar 1921 dort geboren wurde, war ein Einzelkind.
Baby Herbert Köfer
Die Eltern Emmy und Karl Köfer
Vater Karl, ein findiger Geschäftsmann, gründete Ende der 20iger Jahre einen Postkartenverlag am Funkturm. Beruflich sind die Eltern sehr eingespannt und so verbringt Herbert sehr viel Zeit bei seinen Großeltern.
Die Großeltern
Herbert hing sehr an seinen Großeltern, für ihn ein ideales Ehepaar. Und sie ließen seine Streiche immer durchgehen. Sie waren zu gutmütig für den kleinen Herbert, und er sagt selbst Jahre später, dass er manchmal auch eine harte Hand gebraucht hätte.
Mit sechs Jahren wurde er eingeschult. Eltern und Großeltern hoffen, dass es ihr Herbert einmal besser haben wird.
Das Schulkind Herbert Köfer
Wie überall in der Weimarer Republik waren auch in diesem traditionellen Arbeiterbezirk die Zeiten alles andere als rosig. Die Inflations- und Notjahre, die Versailler Verträge, die den Flugzeugbau verboten, hatten seinen Vater, den früheren Schlosser beim Flugzeugbauer Harlan in Berlin-Johannistal, zum Gelegenheitsarbeiter gemacht – Komparsenrollen am Admiralspalast inklusive. Als Arbeiterkind war Herbert natürlich nach links orientiert und gegen den auf kommenden Nationalsozialismus unter Hitler, genauso wie sein Vater.
Herbert besuchte eine der Sozialistischen Gemeinschaftsschule in Berlin-Niederschönhausen. Trotz klammen Geldbeutels konnten ihm die Eltern dann später den Besuch einer Privatschule ermöglichen, die er mit der Mittleren Reife abschloss.
Herbert als Schulkind
Herbert war ein Suchender, immer nach Dingen, die Spaß machten. Und Spaß machte ihm die Musik. Er lernt verschiedene Instrumente, die Geige war ihm am liebsten. Später als gestandener Schauspieler spielte er die Geige sogar in einen seiner Filme und Shows, wie zum Beispiel im „Ein Kessel Buntes“.
Herbert war immer auf Suche
Er hatte den Wunsch, Musiker zu werden. Aber die Eltern sind dagegen. 1937 begann Herbert auf Wunsch seiner Eltern eine kaufmännische Lehre bei der Lokomotivfabrik Orenstein & Koppel in Berlin-Spandau. Danach sollte er den Verlag des Vaters übernehmen.
Diese brachte ihm weder berufliche, noch persönliche Befriedigung, sodass er sie nach sechs Monaten, gegen den Wunsch der Eltern abbrach. Auslöser war eine Notiz, die er in der Zeitung entdeckte. Es war ein Aufruf zu einer Eignungsprüfung für den Schauspielerberuf. Diese Annonce sollte schon bald sein Leben verändern. Ohne Wissen seiner Eltern bewarb er sich. Er bekam einen Termin, lernte zwei Rollen und bekam nach drei Tagen ein Schriftstück mit dem Vermerk, dass die Eignung zum Schauspielerberuf gegeben zu sein. Damit war der Weg zum Schauspielstudium frei. Aber die Eltern müssen noch überzeugt werden. Herbert beichtet seinen Berufswunsch.
Nach einen ziemlichen Donnerwetter gingen sie mit zum Direktor der Schauspielschule und der bescheinigte die Begabung von Herbert. Nur ein Problem gibt es noch. Herberts Ohren. Was macht ein 16-jähriger Spund mit abstehenden Ohren, der berühmt werden und klassische Rollen spielen will? Er klebt die Ohren mit Mastix an und bewirbt sich an der Schauspielschule des Deutschen Theaters. Mitten im Vorspiel reißt das Band und gibt den Ohren ihre schräge Schönheit zurück. Der Direktor kann sich das Lachen nicht verkneifen und sagt: „Köfer, Köfer, Sie werden bestimmt Komiker.“
Der kostenlose Auszug ist beendet.