Blutiges Finale

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Blutiges Finale
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Viktor Fermi

Blutiges Finale

Anschlag in Paris

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Marseille, 13.11.2015, irgendwann nach Mitternacht

Impressum neobooks

Marseille, 13.11.2015, irgendwann nach Mitternacht

Jule französische Polizeioffizier umklammerte wütend sein Glas. Es hätte ein angenehmer Abend mit Freunden sein sollen. Ein Fußballspiel gegen die verhassten Deutschen, gutes Essen, dazu edler Rotwein.

Sie waren ausgelassen gewesen, er und seine vier Freunde. Das Freundschaftsspiel bannte nicht ihre volle Aufmerksamkeit, man lachte und redete über allerlei. Für alle war die frustrierende Menge asylsuchender Menschen ein Thema.

„Endlich mal wieder ein dienstfreier Abend. Dieses moslemische Pack hält uns ganz schön auf Trab. Eine Schande, was unser Nation sich da zumutet. Und dann diese deutsche Kanzlerin, völlig verrückt diese Frau. Die spinnen diese Deutschen. Man kann dieses Pack doch nicht einfach hier hereinlassen“, sagte einer der Gäste, auch Offizier in der Polizei seine Landes.

„In Deutschland gibt es auch klar denkende Kollegen, aber die Regierung besteht nur aus Waschlappen“, sagte ein anderer, „Viele Deutsche haben da ganz gesunde Ansichten. Sie sind nicht alle solche naiven Gutmenschen, wie ihre Kanzlerin. Waren sie ja eigentlich auch nie, diese Deutschen“, er lachte gehässig.

„Einige von diesen Boche hätten bestimmt auch eine Endlösung für dieses Gesindel“, sagte einer und lachte über seinen eigenen miesen Witz.

„Das Pack ist eine Gefahr für alle arischen Menschen. Die ganze westliche Kultur wird unterwandert und zerstört. Wenn ich diese Kanaken schon sehe…das muss aufhören…“, ihr Kollege war schon leicht angesäuselt, wusste aber, dass er hier unter seinesgleichen war.

Man kannte sich seit Jahren, aus dem Dienst aber auch aus der Partei. Wie sie, waren viele Kollegen in der Partei. Alle machten sich wie er große Sorgen um ihr Land und sahen in den vielen Fremden das Hauptproblem für ihre große Nation.

„Kommt schon, singen wir…“, lallte der Betrunkene und legte los.

„Allons enfants de la Patrie…“, schmetterte er und sie ließen sich mitreißen. Sie grölten und lachten und tranken. Kameraden unter sich, selig vom Gefühl der Gemeinschaft und dem Alkohol.

Dann kamen die Bilder. Schüsse, Explosionen, Tote. Die Hauptstadt wurde angegriffen von diesem Abschaum. Der Terror war gekommen.

Natürlich wollten alle schnell nach Hause. Paris war zwar weit, aber allen war der Schreck in die Glieder gefahren.

Schließlich war er allein und schaute die Berichte. Etwas in ihm veränderte sich. Die Wut klärte seine Gedanken, er verlor seine Zweifel. Seine Entscheidung fiel in dieser Nacht endgültig. Man hatte ihn vor einige Zeit bereits kontaktiert. Eine Gruppe von Männern in der Polizei, die entschlossen war, zu handeln. Scheinbar mit erstklassigen Kontakten und auch Verbindungen ins Ausland. Man hatte eine tolle Schulungsreise für ihn organisiert. Eine Woche auf einer alten Burg in der Schweiz. Offiziell ein internationaler Workshop von Antiterrorspezialisten, aber hier waren Gleichgesinnte aus sieben Nationen zusammengekommen. Die Partei hatte die Veranstaltung komplett infiltriert und er hatte einige Kollegen aus dem europäischen Ausland kennengelernt, die genauso dachten wie er. Besonders diese Deutschen waren extrem konsequent in ihrem Denken. Er mochte die Boche nicht, aber sie waren sehr konsequent in ihren Positionen und scheinbar auch gut organisiert. In Deutschland hatte diese neue rechte Partei ja großen Zulauf. Dort hatten ihn Freunde aus der Partei direkt angesprochen und nun würde er antworten, er war dabei.

Es musste getan werden und er würde dabei sein.

Das Warten war vorbei.

Seit seine Frau und sein Sohn vor einigen Monaten gestorben waren, hatte er sich nicht mehr lebendig gefühlt. Der Unfall hatte ihn schwer geschockt und ein Gefühl der Ohnmacht hinterlassen. Jetzt konnte er etwas bewirken, an das er glaubte.

An diesem Abend konnte er zum ersten Mal seit langer Zeit ohne Medikamente einschlafen.

25.12.2016, verschlüsselter Messenger, Tor-Netzwerk. Anonyme Kommunikation über das Internet.

Hier war der Treffpunkt. Die Codes zur Authentifizierung hatte er von einem britischen Kollegen bekommen, der vorher deutliche Signale gegeben hatte.

Im Rahmen diverser Task Forces hatten sie sich vor Jahren kennengelernt. Auch auf der Insel gab es Leute, die sich Sorgen machten. Sein britischer Kollege hatte gefragt, ob er bereit sei zuzuschlagen.

Nach Paris war seine Antwort klar. Soweit er wusste, war die rechte Plattform zu der er Anschluss gesucht hatte ein extremer Ableger einer Allianz europäischer Bewegungen, die alle geeint waren durch die Ablehnung einer weiteren Überfremdung des Abendlandes. Sein Kontakt hatte ihm erzählt, es gäbe einen Plan, und man suche noch nach jemandem in der französischen Polizei. Als er Interesse bekundete, war er eines Abends entführt worden. Man hatte ihn verhört, seine Gesinnung getestet. Er hatte ehrlich geantwortet und schließlich fing man an, ihm zu vertrauen.

Dann hatte er Aufträge erhalten. Er sollte einige Akten verschwinden lassen, die Polizisten belastet hätten, die brutal gegen einige Muslime vorgegangen waren. Ein fünfzehnjähriger Syrer war dabei zum Krüppel geschlagen worden.

Er führte den Auftrag aus und erhielt dann neue Anweisungen. Er deckte einige Polizisten, die einen arabischen Verdächtigen folterten. Dann folterte er selbst einen marokkanischen Drogenhändler.

Schließlich tötete er einen libyschen Mann, der in einem Vorort von Paris wohnte. Es war eine Hinrichtung, sagte man ihm. Der Mann wäre ein Terrorist und werbe Kämpfer an. Der Offizier hatte Unterlagen erhalten und über seine dienstlichen Möglichkeiten gegengeprüft. Der Mann war schuldig und er erschlug ihn mit einem Hammer und verbrannte die Leiche.

Nun war er über einige komplizierte Prozeduren mit seinem PC in diesem Chat gelandet.

Er hatte die Bezeichnung FRANCE102321 erhalten, wusste aber nicht, was das bedeutete. Er konnte kaum glauben, dass über hunderttausend Menschen in Frankreich Teil der Bewegung waren.

Hier im Cyberspace sollte jedenfalls nun auch er von dem Plan erfahren.

Der Chat begann. Es waren fünf Teilnehmer, die online gemeldet wurden. Er meldete sich an.

FRANCE102321: ist online

PARIS100: Grüße an alle Teilnehmer. Bitte geben Sie ihre Codes ein.

Sie hatten alle über das Netz separate Codes erhalten, die jetzt jeder eingab. Eine zusätzliche Sicherheitsmaßnahme.

PARIS100: Es sind alle autorisiert, tres bien. Wir werden jetzt das einzige Mal in diese Runde zusammenkommen. Ab heute wird die Kommunikation nach dem Need-to-know Prinzip erfolgen. Niemand wird mehr erfahren, als er muss. Also:

Es wird am 10. Juli 2016 ein Anschlag durch muslimische Terroristen auf das Endspiel der Fußball EM erfolgen, an dem Sie alle mitwirken werden. Der Anschlag wird durch muslimische Attentäter erfolgen und wird erfolgreich sein. Es werden einige hundert Zuschauer, Teile der Nationalmannschaften beider Finalisten und so viele Prominente und Politiker wie möglich getötet. Der Anschlag wird von Aufständen in den Vororten, den Banlieues, begleitet.

Als Folge werden die verbündeten rechtschaffenen Parteien in Europa, vor allem in Frankreich, Deutschland und England, ihre rechtmäßige Führungsrolle an der Spitze ihrer Nationen ergreifen und endlich diesen Abschaum aus unseren Ländern jagen.

Sie alle sind hier, weil Sie als Schlüsselfiguren bei diesem Plan mitwirken wollen. Sie erhalten genaue Anweisungen über Kuriere, die Ihnen persönlich bekannt sein werden. Haben Sie Fragen?

BRIT8993: Wer wird im Finale spielen?

PARIS100: Wissen wir nicht. Das spielt keine Rolle. Eine Manipulation des Turniers ist nicht notwendig.

GER 13265: Keine Fragen.

ITL1000: Wann wird der Staatstreich durchgeführt?

PARIS100: Das ist in den Ländern unterschiedlich. Einige Abläufe werden erst Ende des Jahres 2016 abgeschlossen sein.

HUNG50331: Es sind noch Fragen bzgl. der zugesagten Zahlungen offen!

PARIS100: Hier werden keine weiteren Einzelheiten besprochen. Details werden über Kurierkontakte geklärt. Ich danke Ihnen und beende diese Konferenz nun.

Sein PC schloss den Browser und fuhr scheinbar selbstständig herunter. Dem französischen Polizeioffizier war klar, dass er nicht mehr die Kontrolle hatte, aber das war ihm egal.

Am nächsten Tag bekam er die Anweisung, sich nach Paris versetzen zu lassen.

26.02.2016 02.26 Uhr morgens, irgendwo an der französisch, italienischen Grenze

Der Zollbeamte dachte wieder an seine tote Tochter. Diese einsamen Nachtschichten boten zu wenig Abwechslung, um die Trauer und den Schmerz fernzuhalten. Sie hatte sich so auf die Reise nach Paris und das Konzert gefreut. Ihre schwierige Beziehung war besser geworden, seit er ihren Freund akzeptiert hatte und beiden diese Reise bezahlte. Zwar verstand er nicht, warum die beiden in diesem Aufzug rumliefen und diese kranke Musik hörten, aber sie ging regelmäßig zur Schule und ihr Freund hatte einen ehrlichen Job als Techniker im Kraftwerk.

 

Seine wunderschöne Tochter…er hatte Tränen in den Augen, wenn er an sie dachte.

Das letzte Mal sah er sie in Paris, als er ihren von Kugeln zerstörten Körper identifizieren musste. Er hatte dieses muslimische Pack noch nie gemocht, aber nun hasste er sie. Sie hatten ihm das einzig Wichtige genommen und dafür würden sie bezahlen.

Seine Freunde aus der Partei hatten ihm beigestanden und geholfen, als es passierte. Sie hatten sich um ihn und seine Frau gekümmert, sie eingeladen, mit ihnen gesprochen. Sogar die Beerdigung war aus der Parteikasse übernommen worden. Nach einigen Wochen hatte man ihn gefragt, ob er mehr tun wollte, als nur einen Wahlzettel auszufüllen. Sie hatten ihm den Plan erklärt.

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