Die beste Nutte der Stadt

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Die beste Nutte der Stadt
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Victoria Trenton

Die beste Nutte der Stadt

Band 1: Das Mädchen mit dem Hund

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Die beste Nutte der Stadt

Das Mädchen mit dem Hund

16 zu 46

Anale Lektion

FKK am Badesee

Ninas erster Freund

Die Amateur-Party

Der Besuch in der Oper und was folgte

Das zweite Date mit Martin – und weitere unvorhergesehene Bekanntschaften

Allein im Hotel

Der 18. Geburtstag – und die Folgen

Gogo-Girls

Marius und seine Gang

Krach zu Hause

Band 3: Mein neuer Job, Die unerhörte Geschichte der Sabine G.

Impressum neobooks

Die beste Nutte der Stadt

Die Geschichte vom Scheidungsopfer und seiner vollbusige Sex-Schülerin

Das bearbeitete Foto im Buchtitel stammt von: M I T C H Ǝ L L, „Three Hundred and Two“

http://creativecommons.org/licenses/by/2.0/de/deed.de" Some rights reserved

Das Bild stammt aus der kostenlosen Bilddatenbank www.piqs.de

Das Foto dient nur der Illustration, die dargestellte Person hat keinen Bezug zu einer der im Roman genannten Personen. Alle in diesem Buch geschilderten Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen wären zufällig und nicht beabsichtigt.

Das Mädchen mit dem Hund

Es war ein ganz gewöhnlicher, verregneter Donnerstag im November, als Bernd dieses Mädchen zum aller ersten Mal wahrnahm. Er war gerade von der Arbeit in seine kleine Zweizimmerwohnung zurückgekehrt und hatte sich auf den Weg zu dem kleinen Kiosk am Rande des Parks gemacht, wo er sich manchmal die kleinen Dinge des täglichen Bedarfs holte, die er bei Einkauf vergessen hatte, oder für die es sich nicht gelohnt hätte, den Umweg zum Supermarkt zu fahren. Das Mädchen ging mit einem Hund spazieren. Er sah sie von der Seite und konnte deutlich erkennen, wie ihr Busen unter dem dicken Wintermantel, den sie trug, auf und ab wogte. Da es dämmerte, konnte er nicht viel mehr sehen. Sie war nicht besonders groß. Sie schien auch nicht dick zu sein, obwohl das durch die Kleidung nicht genau auszumachen war. Aber das war auch alles nicht so wichtig, denn der Anblick erinnerte ihn an vergangene, schöne Stunden, und sogleich trübten sich seine Gedanken ein.

Es war schon ein Jammer, seit über zwei Jahren hatte er keinen Sex mehr mit einer Frau gehabt. Seit zwei Jahren hatte er ganz auf „Handbetrieb“ umgestellt. Natürlich, er hätte zu einer Nutte gehen können. Irgendein Laufhaus aufsuchen, auf eine Anzeige in der Zeitung antworten, oder – wie die ganz Verzweifelten – am Autostrich eines der Mädchen aufgabeln; aber das hätte er nie getan. Seine Frau Anne – also die Ex-Frau, denn er war seit knapp zwei Jahren geschieden –, würde innerlich triumphieren, wenn er das täte, selbst dann, wenn sie es nicht, wirklich nicht, erfahren würde.

Vor allem aber hatte er es früher nie nötig gehabt, in den Puff zu gehen, und er würde jetzt nicht damit beginnen. Nicht das er die Nutten verachten würde, das war keines Wegs der Fall. Vielmehr würde er sich als Mann schäbig vorkommen. Als er jung war, hatte er immer irgendeine Liebesgeschichte am Laufen. Er war zwar kein Frauenheld und hat auch häufiger mal eine Abfuhr erhalten, da er jedoch in jungen Jahren einmal bei einem sehr hübschen Mädchen gelandet war, konnte er sich sicher sein: mit etwas Glück kann ich bei jeder landen. Und als er Anne heiratete, war sie die Liebe seines Lebens. Entsprechend schwer fiel ihm, nach 15 Jahren Ehe, plötzlich vor dem Nichts zu stehen.

Als seine Frau die Scheidung einreichte, hatte es ihn wie ein Schlag getroffen. Klar, auch ihm war nicht entgangen, dass sie mehr nebeneinander als miteinander gelebt hatten, die ganzen letzten Jahre. Und der Sex war auch selten geworden. Das ein anderer Mann dahinter stecken könnte, wollte er nicht wahr haben, selbst jetzt nicht, wo genau dieser Kerl in seinem Haus wohnte, das er allein finanziert und für sich und seine Familie gebaut hatte.

Immer wenn er diesen Kerl sah, sobald er seine Kinder von seiner Ex-Frau abholte oder zurück brachte, strafte Bernd ihn durch betonte Freundlichkeit. Auch gegenüber seiner Frau versuchte er es mit ausgewählter Freundlichkeit. Soviel war ihm klar: Nichts würde diese Scheidung, die der Tiefpunkt seines ansonsten erfolgreichen Lebens war, rückgängig machen. Die Sache war erledigt, warum also noch den tief sitzenden Ärger zur Schau tragen? Sie wusste, wie sehr ihn das getroffen hatte. Warum sollte er ihr seine Wut und seinen Ärger noch zeigen? Den Gefallen tat er ihr nicht.

Seine Frau hatte die Kinder, sein Haus und – obwohl der Mistkerl als Lehrer selbst genügend Geld verdiente – auch noch seinen Unterhalt. Ihm blieb nur der Selbstbehalt. Dieser Drecksack von Lehrer war angeblich Untermieter, wobei die Miete so klein war, dass sie sich nicht auf den Unterhalt auswirkte. Das hatte die beiden sehr schön eingefädelt und er konnte nichts dagegen unternehmen, wie ihm sein eigener Anwalt erklärt hatte. Für die nächsten Jahre würde er zahlen müssen, erklärte der.

Natürlich ärgerte er sich jedes Mal, wenn er daran dachte. Ärgern ist zu mild, die kalte Wut stieg in ihm hoch, dass es ihm übel wurde. So versuchte er möglichst nicht daran zu denken und stürzte sich in die Arbeit.

Er hatte eine gute Stellung bei einem Mittelständler, wo er für die gesamte IT zuständig war. In seinem Beruf musste er immer am Ball bleiben. Und jetzt wo er allein in einer kleinen Zweizimmerwohnung lebte, die recht spartanisch eingerichtet war, musste er auch kein schlechtes Gewissen haben, wenn er mal bis 20:00 Uhr in der Firma hockte, oder wenn er das ganze Wochenende über den Server neu aufsetzte und testete, damit am Montagmorgen die Produktion ungestört wieder hochfahren konnte.

Alles kreiste derzeit um seine Arbeit. Nur die zwei Wochenenden pro Monat, in denen er mit seinen Kindern etwas unternahm, waren eine Abwechslung. Die Kinder sollten möglichst wenig unter der Trennung leiden. Das hatte er sich geschworen, so schwer es ihm auch manchmal fiel. Er hatte sie daher auch niemals unter Druck gesetzt, dass sie sich für ihn entscheiden sollten. Es war ja klar, solange er keine Stiefmutter beisteuerte, oder wenigstens ein Au-Pair, konnte er sich nicht vernünftig um die Kinder kümmern. Es sei denn er hätte gekündigt und Hausmann gespielt. Aber das war Quatsch.

Ganz in Gedanken hatte er seine Einkäufe erledigt und war schon fast wieder vor seiner Haustür, als er die junge Frau erneut sah. Diesmal sah er ihr Gesicht im Schein der Laternen, die gerade angesprungen waren. Sie war jung. Schade, dachte er. Es gibt nicht viele Frauen mit großem Busen, aber wenn sie halbwegs in seinem Alter wäre, würde er sie vielleicht ansprechen. So lächelte er nur. Sie lächelte zurück, und rief im nächsten Moment ihren Hund.

Diese erste Begegnung lag schon eine Weile zurück, als er das gleiche Mädchen ganz zufällig erneut sah. Er stand am Wochenende in der Küche, um sich ein einfaches Mittagessen zu kochen. Sein Küchenfenster war das einzige Fenster, das etwas Ausblick gestattete. Von hier sah man über einen kleinen Anliegerweg und angrenzende Schrebergärten auf eine Wiese, Felder und den angrenzenden Käfertaler Wald. Aus den anderen Fenstern blickte er nur auf eine dichte und hohe Hecke. Das Mädchen lief mit ihrem Hund auf dem Pfad, der durch die Gärten zur Wiese führte, und er hätte sie nicht wahrgenommen, wenn sie sich nicht nach ihrem Hund umgedreht und gerufen hätte. Sie trug eine dieser modischen, eng anliegenden Leggings und eine Jacke.

Wahrscheinlich machte sie einen Nachmittagsspaziergang, dachte er. Er war spät aufgestanden, hatte spät gefrühstückt und nun war es schon fast Drei Uhr, als er sich etwas in die Pfanne schnitzelte. Ein Spaziergang würde ihm auch gut tun, überlegte er. Er hatte in den letzten Monaten merklich zugenommen. Lag es an den vielen Fertigmahlzeiten, die er nun häufig aus Bequemlichkeit aß? Oder war er einfach weniger aktiv? Vermutlich beides.

Eine neue Frau zu finden, war wirklich nicht sein wichtigstes Anliegen. In den zwei Jahren seit seiner Scheidung hatte er seine Freizeit vorwiegend damit zugebracht, nicht tiefer in der Depression zu versinken. Aber jetzt, so beschloss er, war es höchste Zeit, etwas Neues zu beginnen. Vielleicht auch eine neue Frau – wer weiß? Bislang hatten sich seine halbherzigen Versuche auf mehrere Dating-Plattformen und Kneipenbesuche beschränkt, aber beides führte nicht einmal zu einer hypothetischen Option. Vielleicht war er nach dem Schock der Scheidung einfach noch nicht innerlich dazu bereit.

 

Seine Notlösung bestand im regelmäßigen Pornokonsum und häufigen Wichsen. Sein allabendliches Unterhaltungsprogramm bestand zunehmend nur noch darin, Pornohefte durchzulesen und Porno-DVDs anzuschauen. Pornos die ihn ansprachen – und das war nur eine kleine Zahl aus dem überwältigenden Angebot seines bevorzugten Sex-Shops – schaute er sich auch gerne immer wieder an, miese Pornos entsorgte er umgehend, dennoch war seine Sammlung beträchtlich angewachsen.

Für gewöhnlich reichten ihm die willige-Hausfrau-trifft-geilen-Handwerker-Geschichten, um darauf abzuwichsen, aber aus Neugierde hatte er sich im Laufe der Zeit auch allerhand schräges Zeug angesehen. In jüngster Zeit gefielen ihm Szenen, wo es eine Frau mit zwei oder sogar mehr Männern treibt. Frauen, die zum Orgasmus kommen, wenn sie zugleich vorn und hinten penetriert werden. Frauen, die Spaß am Sex zeigten und keine Konventionen kannten, so etwas mochte er. Oder besser gesagt, Pornos, in denen Frauen dargestellt wurden, die Spaß am Sex haben. Dass Porno-Darstellerinnen die üblichen Konventionen sprengten, davon konnte man getrost ausgehen, denn die bloße Tatsache, dass sie in einem Porno mitspielten, konnte ja nicht fingiert sein.

Dieser Pornokonsum war nur billiger Ersatz für eine richtige Beziehung, soviel war ihm klar. Seine Ansprüche an eine neue Beziehung waren hoch. Aber, um Erfolg zu haben, musste er auch körperlich aktiver und damit attraktiver wirken. Daher war der naheliegende erste Schritt mit dem Sport wieder anzufangen.

Bernd war immer schon ein Mann der Tat. Wenn er sich zu etwas entschlossen hatte, dann zog er das auch durch. Bereits in der folgenden Woche hatte er seinen an diesem oben erwähnten Nachmittag gefassten Beschluss umgesetzt und sich bei dem nächstgelegenen Fitnessstudio angemeldet. Auch ein neues Fahrrad hatte er sich gekauft. Ins Studio würde er mindestens zweimal die Woche gehen. Mit dem Fahrrad würde er zur Arbeit fahren, sobald das Wetter es zulässt. Statt bescheuerte Fernsehsendungen zu verfolgen, wie diese erbärmlichen Talkshows, über die er sich immer wieder ärgerte, weil die Moderatoren grundsätzlich die interessanten Fragen umschifften, und außerdem immer einer der Gäste unsäglich vorgeführt wurde, und nebenbei einen Kasten Bier pro Woche zu leeren, würde er von nun an seinen Körper wieder fit trimmen und dem körperlichen Verfall entgegentreten.

Im Fitnessstudio lernte er auch gleich einen netten Kerl und eine noch nettere Frau kennen, die obendrein noch recht attraktiv aussah. Allerdings, das stellte er schnell fest, war sie vergeben, und Bernd war noch nie der Typ gewesen, der anderen die Frau ausspannte. So blieb es bei einer netten Bekanntschaft. Aber die beiden, die ebenfalls lose miteinander bekannt waren, gaben ihm Tipps für das Training an den Geräten (die sie Maschinen nannten). Obendrein gaben sie ihm Ratschläge hinsichtlich der Ernährung. Bernd setzte das auch gleich um. Wenn er sich jemals wieder neu verlieben sollte, dann nur in eine Frau die attraktiver sein sollte, als seine Ex. Aber dazu musste er selbst wenigstens halbwegs sportlich sein und mindestens fünf Kilo abnehmen.

Mit dem gleichen Ehrgeiz, mit dem er Viren von den Firmenrechnern fern hielt und alle Störungen in der Firmen-EDV innerhalb eines Tages beseitigte, setzte er nun sein Fitness- und Diätprogramm um. Dienstags und Donnerstags ging er ins Studio. Ab Mitte März fuhr er mit dem Fahrrad zu Arbeit. Und nach sechs Wochen waren bereits die ersten zwei Kilos runter. Vor allem aber fühlte er sich wieder deutlich vitaler. Es galt nun, nicht wieder in den alten Trott zu verfallen.

Die freien Wochenenden, also die ohne die Kinder, nutzte er für Ausflüge, bei denen er auch viel zu Fuß unterwegs war. Wann immer möglich, machte er nun ausgiebige Spaziergänge in der Umgebung seines Wohnortes.

Es war mittlerweile April, es war warm und er war auf einem seiner Sonntagsspaziergänge, wo er gewöhnlich mit schnellen Schritten durch Wald und Flur eilte, als ihm auf dem Weg in den Wald plötzlich ein Golden Retriever vor die Füße sprang und ankläffte. Der Hund war aus dem Gebüsch am Wegesrand gesprungen. Bernd hatte den Hund zuvor nicht wahrgenommen. Der Hund versperrte den Weg, so dass Bernd anhalten musste. Er streckte seine Hand nach ihm aus und redete sanft auf ihn ein: „Na, Du willst wohl etwas jagen? Aber ich bin keine gute Beute, ich will nur spazieren gehen.“ Dann ging er unerschrocken an dem Hund vorbei. Der guckte ihm nach, dann lief er hinterher und stellte sich wieder vor ihm auf den Weg und wieder bellte er kurz. Wieder hielt Bernd seine Hand zum Schnuppern hin. Trotz des Gekläffes machte der Hund auf ihn einen freundlichen Eindruck, daher näherte er sich ihm langsam und begann ihn zu tätscheln und redete auf ihn ein: „Ja, Du bist ein braver Hund. Aber ich möchte jetzt nicht spielen.“

Da rief von hinten ein Mädchen: „Sie brauchen keine Angst haben, der tut nichts, solange man ihn nicht anfasst. Ich bin gleich bei Ihnen.“ Als das Mädchen die beiden eingeholt hatte, staunte sie, als sie sah, dass Bernd den Hund streichelte: „Er lässt sich normalerweise nie von Fremden berühren.“ Bernd, der nun das Mädchen erkannte, das er vor vielen Wochen zum ersten Mal gesehen hatte, entgegnete: „Als Junge hatte ich auch einen Hund. Ich kann gut mit Tieren umgehen und habe keine Angst vor Hunden. Nur verstehe ich nicht, warum er sich mir in den Weg stellt.“

„Das versteh ich auch nicht,“ meinte das Mädchen.

„Es ist, als ob er mich daran hindern will, in den Wald zu gehen.“

„Ich bin öfter mit ihm hier draußen, er hat sich noch nie so benommen.“

Der Mann und das Mädchen gingen daraufhin gemeinsam weiter auf dem Weg in den Wald. Der Hund rannte vor und zurück, schnupperte hier und dort und kam ab und an zu Bernd, um ihn sanft anzustupsen, um wieder getätschelt zu werden. „Er mag sie,“ stellte das Mädchen fest. Die beiden redeten über Hunde. Bernd erzählte von seinem Mischling, den er vor ewig langer Zeit mit seinen Eltern aus einem Tierheim geholt hatte. Das Mädchen erzählte, sie habe ihren Hund auch aus dem Tierheim. „Der war noch klein aber muss schrecklich misshandelt worden sein, weil er sich anfangs sehr komisch benommen hat. Dauerte etwas, bis er Vertrauen in unsere Familie hatte. Daher ist er auch gegenüber Fremden oft sehr aggressiv, was eigentlich untypisch für diese Hunderasse ist.“

Immer wenn Bernd das Mädchen ansah, versuchte er ihr in die Augen zu schauen, aber er konnte sich nicht beherrschen und sein Blick glitt öfter über ihren Körper. Sie war nicht besonders groß, ihre Figur war normal, abgesehen von den Brüsten, die ganz ungewöhnlich üppig waren. Zumal für ein junges Mädchen. Sie hatte dabei auch noch ein hübsches Gesicht. Aber als sie erzählte, dass sie noch Schülerin ist, versuchte er jeden Gedanken an ihre Attraktivität ganz zu verdrängen und in ihr nur das Mädchen mit dem Hund zu sehen.

Alles sollte so unverfänglich wie möglich sein. Was ihn wunderte, war die unbekümmerte Art des Mädchens, das mit ihm vertraulich umging, obwohl sie sich doch überhaupt nicht kannten. Sie schien keine Angst zu haben, wodurch er sich ein wenig geschmeichelt fühlte. Vielleicht gibt ihr der Hund die Sicherheit, dachte er. Nachdem sie eine Weile über Hunde geplaudert hatten, fragte er sie direkt danach, denn er wollte wissen, ob sie immer so offenherzig war. „Na ja,“ antwortete sie, „der Hund ist kein Wachhund. Ich weiß nicht, ob er mich verteidigen würde. Aber ich habe mir noch nie Sorgen gemacht. Von mir hat eigentlich noch keiner etwas gewollt. Nicht einmal die Jungs in der Schule. Alle meine Freundinnen hatten schon mal einen Freund – bis auf eine, aber die ist dick und leider auch hässlich – nur ich hatte noch nie etwas mit einem Jungen. Die Jungs wollen von mir einfach nichts wissen. Die machen nur dumme Sprüche.“

Kurz überlegte Bernd, ob er sie fragen sollte, welche dummen Sprüche, aber das machte er nicht; er wusste die Antwort schon mehr oder weniger. Stattdessen bemerkte er nur: „An Deinem Aussehen kann es nicht liegen.“

Sie daraufhin: „Ich bin mehr der ernste Typ. Mich interessieren weder die neuesten Hits, noch irgendwelche Sportarten oder angesagte YouTube-Stars. Mich interessiert eher, wie man den Flüchtlingen helfen kann, oder wie man am besten gleich die Fluchtursachen abstellen kann. Das wäre ja noch viel wichtiger. Die Kriege beenden, Frieden und Gerechtigkeit und Menschenrechte, so etwas halt. Aber manche Jungs haben wohl auch Angst vor mir.“

„Angst? Wieso denn das?“ frage Bernd.

„Wegen meiner großen Oberweite, glaube ich. Das verunsichert die Jungs... Die meisten Männer übrigens auch. Ich hätte mich nicht gewundert, wenn von Ihnen auch ein dummer Spruch gekommen wäre, die höre ich nämlich andauernd. Und dann meinen die Leute, wenn ich von Frauenrechten rede, sei ich eine Emanze, weil ich angeblich mit 'lustigen Bemerkungen' nicht umgehen könne.“

„Bist Du enttäuscht, von mir keine Bemerkung zu Deiner schönen Figur gehört zu haben?“ fragte er, „ich dachte einfach, es steht mir nicht zu, mich dazu zu äußern.“

„Nein. Ich habe es nur bemerkt. Sie sind wohl auch reifer...“

„Reifer,“ wiederholte Bernd mit spöttischem Ton, „das ist eine nette Umschreibung für 'alter Sack'.“ Beide lachten. „Ich habe übrigens drei Kinder und bin geschieden. Die Scheidung war ein Albtraum... Davon habe ich mich noch nicht erholt – weder mental noch finanziell, sozusagen. Aber das ist schon sehr persönlich.“

Sie liefen eine Weile nebeneinander her, ohne weiter zu sprechen. Dann sagte das Mädchen: „Ist doch gut.“

Der Mann verstand nicht und fragte: „Was ist gut?“

„Ist doch gut, mal mit jemanden über etwas Persönliches zu reden. Klar, ich habe meine Freundinnen, ich habe meine Eltern; mit denen kann ich auch über Persönliches reden. Mit den einen über dies und mit den anderen über jenes. Aber manche Sachen habe ich noch niemals mit irgendwem besprochen.“

„Ich versteh nicht?“ meinte der Mann.

Das Mädchen erzählte weiter: „Ich bin 16, werde bald 17. Die meisten haben schon Erfahrungen. Mit dem anderen Geschlecht meine ich. Ich würde auch gern wissen, wie das ist. Aber die Jungs, die Interesse an mir zeigen, haben mehr Interesse an meinem Busen, als an mir als Person... das merke ich einfach.“

Der Mann war etwas verlegen und versuchte die richtigen Worte zu finden: „Hm... wahrscheinlich ist da etwas dran, aber das solltest Du nicht überbewerten. Da musst Du drüber stehen. Wenn Du Dich selbst auf Äußerlichkeiten beschränkst, dann... also dann setzt Du Dir selber Grenzen. Das sagt sich jetzt leicht – und andere haben Dir vielleicht schon Ähnliches gesagt – aber Du musst das nicht als Einschränkung oder Behinderung sehen, sondern im Gegenteil, als Gottesgeschenk.“

Das Mädchen war überrascht: „Was? Als Gottesgeschenk? Das ist ja lachhaft. Glaubst Du an Gott? – ich nämlich nicht.“

„Darum geht es jetzt nicht – nenn es meinetwegen 'Gabe der Natur', jedenfalls gehört es zu Dir und Du kannst Dein tolles Aussehen auch zu Deinem Vorteil nutzen.“

„Danke für das Kompliment, aber etwas weniger Busen wäre besser. Haben Sie eine Ahnung wie schwer das ist? Das muss ich den Rest meines Lebens mit mir herumtragen. Außerdem haben die meisten Frauen mit großem Busen Rückenprobleme. Und wofür soll das gut sein?“

„Hast Du Rückenprobleme?“

„Nein,“ bestätigte das Mädchen, „aber die kommen bestimmt, sobald ich älter werde.“

„Die kommen bestimmt, wenn Du sie Dir einredest. Mit etwas Sport kann man dem leicht vorbeugen. Ich sage Dir, die meisten Männer mögen Frauen, die etwas mehr zu bieten haben, und die meisten Frauen werden neidisch auf Dich sein.“

„Das hat mir schon mal jemand gesagt. Aber gemerkt habe ich davon noch nichts. Außerdem will ich nicht, das jemand neidisch auf mich ist.“

Der Mann versuchte das Gespräch auf ein anderes Thema zu lenken, merkte aber noch an: „Ich habe erst kürzlich etwas über Schönheits-Operationen gelesen. Mit Abstand die meisten sind Brustvergrößerungen. Die kannst Du Dir schon mal sparen.“ Beide lachten.

 

„Meine Mutter sagt auch, ich soll den Rücken gerade machen und die Brust herausstrecken, ich kann ohnehin nichts verbergen.“

„Da hat sie völlig recht,“ bestätigte der Mann. „Kinder sollten auf ihre Eltern hören.“

Die Schülerin lächelte und entgegnete: „Das mache ich auch. Mit meinen Alten gibt es kein Stress. Solange es in der Schule einigermaßen läuft, ist alles okay.“

„Und wie läuft es in der Schule? Was ist Dein Lieblingsfach?“ wollte der Mann wissen, froh auf über die Gelegenheit, das Thema wechseln zu können.

„In Deutsch bin ich ganz gut. Ich mag auch Chemie und Bio. Nur in Mathe und Sport hänge ich zwischen einer Drei und 'ner Vier.“

„In Mathe war ich immer top. Deshalb arbeite ich jetzt auch im IT-Bereich. Aber warum läuft es in Sport nicht?“ wollte er nun wissen.

Das Mädchen hielt das für offensichtlich: „Sehr witzig! Wie soll das gut laufen, wenn einen alle anstarren, einschließlich dem Sportlehrer. Letztes Jahr hatten wir Schwimmen. Ich im Badeanzug – als einzige – die andern Mädchen alle im Bikini, sogar die Dicke, und alle haben geglotzt. Die nächsten Wochen habe ich dann immer angeblich meine Tage gehabt, damit ich nicht mitmachen muss. Und der Sportlehrer hat mir gnädigerweise noch eine Vier-Minus gegeben. Der hat echt gedacht, ich bedanke mich noch dafür.“

Der Mann dachte etwas nach und sagte dann: „Du scheinst die meisten Probleme mit Deinen Körperproportionen in Verbindung zu bringen, und ich denke, da gibt es nur drei Möglichkeiten: Du leidest darunter, wie bisher; Du versteckst Dich; oder Du machst aus der Not eine Tugend. Lass sie doch glotzen! Sie werden immer glotzen. Aber nenne es nicht glotzen, sondern bewundern. Lass sie Dich bewundern. Verstehst Du was ich meine? Du musst offensiv damit umgehen.“

Das Mädchen meinte: „So etwas Ähnliches habe ich auch schon gedacht und auch schon mal versucht. Aber ich glaub, ich bin nicht hübsch genug dafür.“

„Papperlapapp. Du bist eine hübsche junge Frau. Wenn Du das einmal raus hast, wie das geht, kannst Du sie alle um den Finger wickeln, dass kannst Du mir glauben. Du hast ein schönes, aufgewecktes Gesicht und auch schöne Beine, soweit ich das in den Jeans sehen kann, und die anderen Vorzüge kennst Du ja...“

„Vorzüge! Das ist eher eine Last.“

„Unsinn. Ich hatte schon gesagt, viele Männer mögen das. Und die meisten Frauen sind neidisch. Glaub mir.“

Dann tollte sie noch etwas mit dem Hund auf der Wiese herum, den sie Jesse rief. Als das Mädchen mit dem Hund Bernd wieder eingeholt hatten, fragte der: „Habe ich richtig gehört, Du nennst Deinen Hund Jesse?“

„Ja, Jesse,“ bestätigte sie.

„Ein komischer Name für einen Hund. Jesse ist doch ein Name aus der Bibel.“

„Ja,“ bestätigte sie erneut, „Jesse ist der Vater von König David – aber das ist mir sowas von egal...“

Mittlerweile hatten sie ihre Runde gedreht und waren wieder an der kleinen Anliegerstraße angekommen. Der Mann verabschiedete sich, weil er nun nur noch wenige Schritte zu seiner Wohnung hatte: „Denk daran, was ich gesagt habe. Stell Dir vor, Du bist ein Star und alle die glotzen, wie Du sagst, bewundern Dich in Wahrheit. Dreh den Spieß einfach mal um. Bringe sie bewusst zum Glotzen, indem Du sie ein bisschen provozierst und ein enges Top anziehst, zum Beispiel.“

„Ne, lieber nicht,“ meinte das Mädchen und nahm den Hund an die Leine.

Als Bernd zu hause war, dachte er über die Begegnung nach. Da trifft er zufällig das Mädchen mit dem schönsten Busen weit und breit und unterhält sich mit ihr – worüber? Über ihren Busen! Das kam ihm beinahe unwirklich vor. Aber er hatte sich wenigstens einigermaßen anständig verhalten. Dennoch träumte er von nun an davon, wie sie wohl leicht bekleidet aussehen mochte. Sie war wirklich schön, dachte er. Er stellte sich vor, sie am Badesee zu treffen und ärgerte sich, dass sie noch so jung war. Träumen durfte er von ihr, aber mehr nicht. Es war wirklich Zeit, eine adäquate Partnerin zu finden, beschloss er.

Die nächsten Abende intensivierte er seine Partnersuche via Internet. Es gab zwei Frauen, mit denen er einen E-Mail-Austausch gestartet hatte. Beide entsprachen so halbwegs seinen Vorstellungen, dennoch verlief die Konversation nicht so recht nach seinen Vorstellungen.

Dann, genau zwei Wochen nachdem er den ersten Spaziergang mit dem Mädchen gemacht hatte, traf er sie erneut beim Spaziergang. Wieder kam der Hund als erstes und sprang ihn sogar an. Das Mädchen eilte herbei und schimpfte mit dem Hund.

„Entschuldigen Sie bitte, aber das ist schon ganz ungewöhnlich von Jesse. Er freut sich sie wiederzusehen.“

Bernd klopfte den Staub von der Jacke: „Ist schon in Ordnung. Er scheint sich tatsächlich an mich zu erinnern.“

„Klar. Ich freue mich auch, Sie wieder zu treffen.“

„Ganz meinerseits,“ entgegnete Bernd.

„Wenn Sie wollen, laufen wir wieder ein Stück zusammen und unterhalten uns.“

„Gern.“

„Das Jesse sie mag hat bestimmt etwas zu bedeuten.“

„Das glaube ich nicht. Er spürt einfach nur, das ich ein freundlicher Mensch bin, der Hunde mag. Ich hatte ja selbst mal einen.“

„Warum haben Sie eigentlich keinen Hund mehr?“

„Ach, das geht leider nicht. Ich arbeite oft zehn Stunden am Tag. Manchmal länger. Wenn ein Hund solange auf einen warten muss, wäre das Tierquälerei. Wenn man eine Familie hat, dann geht das eher, mit einem Hund.“

„Wollen sie wieder eine Familie?“

„Das ist schwer zu sagen. Ich habe ja eine Familie, aber die ist zerbrochen. Eine neue Partnerin würde ich schon gern haben. Aber das muss sich von selbst ergeben. Da kann man nichts erzwingen.“

„Und Sie haben gar keine Freundin oder so?“

„Es gibt Bekannte und Kollegen. Ich habe auch eine nette Arbeitskollegin, mit der flirte ich manchmal, aber sie ist verheiratet und deshalb wird sich daraus nichts ergeben. Denn da bin ich etwas altmodisch.“

„Aha. Dann bin ich auch altmodisch.“

„Und Du? Hast noch keinen Freund?“

„Nein. Da hat sich seit neulich nichts geändert.“

„Lass Dir ruhig Zeit. Du musst Dich nicht unter Druck setzen. Ein so hübsches Mädchen wie Du kann sich die Männer praktisch aussuchen.“

„Ha ha, schön wär's.“

„Mit 16 begann bei mir die Party-Time. Meine erste Freundin hatte ich allerdings schon mit 15.“

„Haben Sie mit der auch geschlafen?“

„Nein, wir haben uns nur geküsst und gestreichelt. Der Sex kam etwas später.“

„Und wussten Sie, wie man das anstellt?“

„Klar! Aufklärung kannte man auch zu meiner Zeit schon. Mein Vater hat mir einiges erzählt. Noch ausführlicher und unbefangener mein Patenonkel; der hat so locker und frei von der Leber erzählt, dass es überhaupt nicht peinlich war.“

„Aufgeklärt bin ich auch. Das wird ja ständig in der Schule durch genommen. Einmal hatten wir sogar eine Sexualtherapeutin zu Besuch, oder Sexualberaterin, oder wie die sich nannte. Die kam von Pro-Familia und hat mit uns im Unterricht nur über die verschiedenen Varianten beim Sex gesprochen – was man so früher als pervers bezeichnet hat. Es war sogar so, dass unsere Klassenlehrerin den Raum verlassen musste, damit wir uns nicht schämen brauchen, wenn wir über unsere ersten sexuellen Erfahrungen sprechen. So ein Blödsinn! Meine Lehrerin ist mir doch egal. Peinlich war doch, dass dann die ganze Klasse erfuhr, dass ich noch gar keine Erfahrungen hatte. Allerdings war ich nicht allein. Etwa die Hälfte der Klasse hatte damals noch keine Erfahrung. Aber andere haben sich gemeldet und gesagt, sie hätten schon Petting gehabt, oder Oralsex. Zwei hatten sogar angeblich schon richtigen Geschlechtsverkehr. Und da waren wir erst 13 oder 14!“

„Wir hatten auch schon Sexualkunde in der Schule. Im Biounterricht. War keine Sternstunde der Schulzeit, aber gehört wohl irgendwie dazu.“

„Also mir war es jedes Mal peinlich. Das ist doch etwas ganz Privates. Das hat im Unterricht nichts zu suchen, vom Biologischen jetzt mal abgesehen. Also, das man versteht, wie der Körper aufgebaut ist und das alles, dass muss man natürlich schon wissen. In Bio bin ich auch immer gut gewesen.“

„Und jetzt? Nicht mehr?“

„Doch doch! Ist doch mein Lieblingsfach. Aber es kommt auch sehr auf den Lehrer an, welche Fächer man mag, oder nicht mag.“

„Das ist wohl war.“

So unterhielten sie sich noch eine Weile über die Schule bis sie ihre Runde gedreht und an den Ausgangspunkt ihres Spaziergangs zurück gekehrt waren. Zwischendurch spielte Nina ein wenig mit ihrem Hund. Als sich sich verabschiedeten, vereinbarten sie, am nächsten Tag am Abend gemeinsam spazieren zu gehen.