Buch lesen: «Kommissar Kugelblitz 04. Der grüne Papagei»
Hallo, liebe Detektive
die Fälle in den Kommissar-Kugelblitz-eBooks sollt ihr nicht nur lesen, sondern auch lösen. Deshalb gibt es am Ende jedes Falles Fragen. Wenn ihr die Fragen richtig beantwortet, könnt ihr euch Gripspunkte gutschreiben. Wo? In eurem Detektivausweis. Den Ausweis gibt es zusammen mit dem supergeheimen Kugelblitz-Decoder als kostenlose App für Euer Smartphone und auf der Website www.kryptofix.de. Je mehr Punkte, desto höher euer Detektiv-Dienstgrad.
Aber Achtung! Um Punkte eintragen zu können müsst ihr das Codewort für das Buch kennen. Es steht verschlüsselt unter dem Inhaltsverzeichnis des eBooks. Wer das Codewort mit dem Decoder entschlüsselt, kann die geheime Gripspunktetabelle öffnen.
Also los geht's mit dem Lesen und Lösen!
Viel Spaß wünscht euch euer
Ursel Scheffler
Der grüne Papagei
ILLUSTRIERT VON HANNES GERBER
Der grüne Papagei
Kommissar Isidor Kugelblitz hat den Zug wieder einmal in letzter Sekunde erreicht. Termine!
Termine! Gerade als er erschöpft in die Polster des Paris-Express sinkt, pfeift der Schaffner, und der Zug fährt ab. Kugelblitz starrt auf den Knopf in seiner Hand. Er ist im Gedränge der Bahnhofshalle vom Hosenbund abgeplatzt. Keine einfache Aufgabe für einen Kommissar, ihn im Gewimmel der Schuhe auf dem Boden wiederzufinden. Aber da hat er ihn. Wenn er nur schon wieder an seinem richtigen Platz säße! Kugelblitz seufzt. Im Falle eines Falles löst Kugelblitz doch alles! Schon kramt er in seinem Waschbeutel. Die Fahndung nach dem Nähzeug verläuft erfolgreich. Auch im Einfädeln ist er Weltklasse. Aber dann ist es etwas schwierig, den richtigen Überblick über die Näharbeit zu behalten, weil sich sein Bauch sehr weit vorwölbt.
„Zu viele Dienstessen gehabt in letzter Zeit“, brummt Kugelblitz ärgerlich. Gerade hat er die richtige Stelle für den Knopf gefunden und den Faden erfolgreich angebracht, da wird die Tür seines Abteils geöffnet. Kugelblitz entgleitet der kleine Knopf erneut.
„Störe ich?“, sagt eine freundliche Stimme.
„Wie Sie sehen“, knurrt Kugelblitz und bückt sich nach dem Knopf am Boden.
„Darf ich trotzdem hereinkommen?“
„Bitte sehr“, sagt Kugelblitz schlecht gelaunt. Er wäre viel lieber allein geblieben, um in Ruhe die Akten über die internationale Diamantenbande durchzuarbeiten, derentwegen er zu seinem Kollegen Pierre Simili nach Paris reist.
Welch dreiste Spitzbuben!
Durch raffinierte Einbrüche verschafften sie sich kostbare Schmuckstücke aus Privatsammlungen und Museen. Sie ersetzten die wertvollen Stücke durch billige Nachahmungen, damit der Diebstahl so schnell nicht auffiel. Die echten, seltenen Schmuckstücke, die sie in Deutschland stahlen, verkauften sie in Frankreich. Oder umgekehrt.
So war es schwer, der Diamantenbande auf die Schliche zu kommen. Jetzt waren wieder Steine aus der Schatzkammer einer Kirche verschwunden.
Kein Wunder, dass Kugelblitz hellhörig wurde, als Pierre Simili aus Paris anrief und berichtete:
„Ein Zufall und vielleicht eine Chance, mon cher Kügelblitz! Wir haben bei einem kleinen Gauner eine verschlüsselte Botschaft gefunden. Wenn ich sie recht verstehe, kommt neue, ,heiße Ware’ übermorgen mit dem Grünen Pfeil.“ Der Grüne Pfeil war der Spitzname für den Paris-Express.
Grund genug für Kommissar Kugelblitz, eine eilige Dienstreise anzusetzen. Der Zoll hatte Anweisungen, alle verdächtigen Gepäckstücke gründlicher als sonst zu untersuchen.
Das alles geht dem Kommissar durch den Kopf, als er lustlos seine Näharbeit beendet und dem Fremden nachsieht, der noch einmal das Abteil verlässt, um sein restliches Gepäck zu holen.
„Ich saß in einem Raucherabteil und konnte den Qualm nicht ertragen“, entschuldigt sich der Mann, als er den Koffer ins Gepäcknetz stemmt. Dann bringt er noch ein anderes Gepäckstück herein, das sofort die Aufmerksamkeit des Kommissars erregt.
„Sieht wie ein Vogelkäfig aus“, bemerkt Kugelblitz.
„Es ist ein Vogelkäfig“, sagt der Mann und lächelt.
Der Vogelkäfig ist mit einer dunkelgrünen Decke verhängt.
Nichts erregt die Neugier eines Kommissars so sehr wie das Verborgene.
„Und – ist ein Vogel drin?“, erkundigt er sich.
Der Mann nickt.
„Ein Wellensittich?“
Der Mann zögert. Kugelblitz’ Neugier scheint ihn ein wenig zu nerven.
„Nein, es ist ein Kakadu – äh – ich meine, ein Papagei.“
Kugelblitz kann sich nicht beherrschen und sagt: „Darf ich mal?“
Noch ehe der Fremde protestieren kann, hat er einen schnellen Blick unter die Decke geworfen. „Tatsächlich“, murmelt er erstaunt.
„Ein grasgrüner Papagei!“
„Dies ist ein ganz außergewöhnliches Exemplar“, belehrt ihn der Fremde. „Nicht nur äußerlich.“
„Wie meinen Sie das?“
„Er spricht sieben Sprachen.“
„Das kann ich nicht glauben“, entgegnet Kugelblitz verblüfft.
„Aber Sie können mir glauben. Ich bin Vogelexperte.“
Und wie auf Kommando krächzt der grüne Papagei: „Guten Tag – bonjour – good morning, Sir!“
„Donnerwetter!“, staunt Kugelblitz. „Da muss ich Ihnen unbedingt mal den Hansi meiner Großtante vorbeibringen. Sie quält sich schon seit dreizehn Jahren mit ihm ab, und er spricht noch keinen einzigen Ton.“
„Diese Vögel sind eben alle sehr eigenwillig“, sagt der Vogelbesitzer.
Lautlos öffnet sich die Tür, und ein Grenzbeamter sieht herein.
Noch ehe er eine Frage stellen kann, krächzt es unter der Decke:
„Nichts zu verzollen – rien à déclarer!“
„Donnerwetter! Spricht Ihr Vogel sogar Französisch?“, staunt der Grenzbeamte. Lachend macht er seinen Kollegen vom Zoll auf den lustigen Vogel aufmerksam. Beide spähen in den Käfig, und der grüne Papagei krächzt: „Kein Schnaps – keine Zigaretten – pas de cigarettes!“
„Schon gut, schon gut!“, sagt der Zöllner, wirft noch einen zweifelnden Blick auf Kugelblitz, tippt dann an die Mütze und verschwindet.
Der Zug verlangsamt nun seine Fahrt, weil er in den Grenzbahnhof einfährt. Draußen auf einem kleinen Wiesenstück streiten sich fünf Spatzen um einen Regenwurm. Da kommt eine Amsel und holt ihn weg.
„Zugvögel!“, sagt Kugelblitz und lacht.
„Aber doch nicht die Spatzen!“, protestiert der Vogelexperte. „Nur die Amsel. Sie kennen doch das Lied: Amsel, Drossel, Fink und Star …“ Er summt das Lied vergnügt vor sich hin.
„Mit den Zugvögeln ist das so eine Sache“, entgegnet Kugelblitz nachdenklich. „Eigentlich ist Ihr Papagei auch ein Zugvogel …“
„Wie meinen Sie das?“, fragt der Fremde gespannt.
„Nun, weil er mit im Zug fährt.
Und das sicher nicht ohne Grund!“
„Wie soll ich das verstehen?“
Verwirrt sieht der Vogelbesitzer auf Kugelblitz.
„Ich glaube, Sie sind nicht der Vogelexperte, für den Sie sich ausgeben …“, sagt Kugelblitz nachdenklich.
Als der Grenzbeamte an der Abteiltür vorbeikommt, winkt ihn Kugelblitz herein. Diesmal sagt der grüne Vogel kein Wort. Kugelblitz zeigt dem Beamten seinen Dienstausweis und sagt: „Ich habe zuverlässige Hinweise, dass in diesem Zug Diamanten geschmuggelt werden. Schätze, es wäre gut, wenn Sie sich in diesem Zusammenhang doch etwas näher mit dem seltsamen Vogel und seinem Besitzer befassen würden. Nehmen Sie doch auch den Käfig genau unter die Lupe. Ich finde, er hat einen verdächtig dicken Boden …“
Der Vogelbesitzer protestiert lautstark: „Sie dürfen die Decke nicht anrühren! Das Tier ist äußerst sensibel. Ich garantiere für nichts …“
„Ich auch nicht“, brummt Kugelblitz, geht auf den Gang und stopft sich seine Pfeife.
Kugelblitz hat Recht. Der doppelte Boden des Käfigs enthält die Schmuggelware. Der „Zugvogel“, den der Fremde bei sich führt, dient zur geschickten Tarnung. Sein fröhliches Geplapper sollte die Grenzbeamten ablenken.
„Eines verstehe ich nicht“, sagt Pierre Simili von der Pariser Polizei, „weshalb sprach der Vogel immer im richtigen Augenblick?“
„Er sprach gar nicht! Der Mann war Bauchredner“, erklärt Kugelblitz.
„Ah! Interessant! Und wie, mon cher Kügelblitz, sind Sie ihm auf die Schliche gekommen?“
„Durch einen Vogel, der ganz zu Unrecht in einem deutschen Kinderlied vorkommt“, sagt Kugelblitz versonnen.
Jetzt ist Pierre Simili so schlau wie zuvor.
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