Menschenskind Hund - Der Urlaub -

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Menschenskind Hund - Der Urlaub -
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Traudel Lubahn

Menschenskind Hund - Der Urlaub -

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Menschenskind Hund - Der Urlaub -

Impressum neobooks


Eigentlich wollte die Familie Fröhlich, bestehend aus Papa Ingolf, Mama Claudia die Söhne Fabian und Toni, sowie Hundemädchen Trixi, ihren Urlaub wie in jedem Jahr, so auch in diesem Jahr, an der Ostsee verbringen. Dort in Dahme gab es zwei wunderschöne Hundestrände und sie wollten nicht ohne ihre Trixi in den Urlaub fahren. Im ersten Jahr, als Trixi in die Familie kam, waren sie schon dort gewesen und dieses Jahr, so hatten sie es sich fest vorgenommen, sollte es wieder dorthin gehen. Sie hätten Trixi jederzeit zu Frau Wohlleber, der Züchterin, bringen können, oder auch zu den Eltern von Claudia. Die Familie war sich aber einig, dass ein Urlaub ohne Hund für sie überhaupt niemals in Frage käme. Dieses Jahr war das aber ganz anders. Vater Ingolf hat in einem Preisausschreiben einen 14- tägigen Urlaub in der Türkei gewonnen. Die Freude über den Gewinn war natürlich groß, aber gleichzeitig auch getrübt, denn Hunde waren dort nicht erlaubt. Was also tun. Mama schlug vor, doch Frau Wohlleber zu fragen. Trixi war inzwischen so weit gefestigt, dass man sie durchaus schon mal in andere Hände geben konnte und bei Frau Wohlleber fühlte sie sich auch immer fast wie zu Hause. Trixi ging dort ein und aus. Wenn die Familie mal einen Ausflug in ein Schwimmbad machte oder es eben an Orte ging, wo man keinen Hund mitbringen durfte, brachte sie Trixi einfach zu ihr. Das war aber immer nur für ein paar Stunden und nie über Nacht und schon gar nicht für zwei Wochen. Also fasste die Familie schweren Herzens den Entschluss, ihre Trixi für die Zeit des Urlaubs zu Frau Wohlleber zu bringen. Toni war sehr sehr traurig über diesen Entschluss. Er hatte überhaupt keine Lust in die Türkei zu fliegen ohne seine geliebte Trixi. Trixi durfte bei ihm im Zimmer schlafen, er ging meistens mit Trixi Gassi. Die beiden waren inzwischen ganz dicke Freunde geworden. Toni hatte seiner klugen Trixi so viel Kunststückchen beigebracht. Sie brachte ihm die Zeitung, holte seine Hausschuhe, transportierte kleine Dinge in einem Körbchen von ihm zur Mutti oder einem anderen Familienmitglied. Trixi half ihm sogar beim Aufräumen. Toni zeigte auf den Gegenstand den er haben wollte und Trixi brachte diesen sofort. Diese liebe Freundin sollte er so lange alleine lassen? Nein, das ging nicht. Toni bekam schon bei dem Gedanken starke Bauschmerzen und wusste nicht ein noch aus. Auf einem nachmittäglichen Spaziergang, traf er Frau Wohlleber mit ihrer Paula. Paula ist die Mama von Trixi. Frau Wohlleber erkannte sofort, dass Toni großen Kummer hat. „Na Toni, freust du dich denn gar nicht auf euren Urlaub?“, fragte sie ihn. „Nein, Frau Wohlleber, ich freue mich überhaupt nicht. Ich mag Trixi einfach nicht 14 Tage allein lassen“. Frau Wohlleber versuchte Toni zu beruhigen. „Trixi wird dich überhaupt nicht vermissen“, sagte sie zu ihm. „Wir werden so viel zusammen unternehmen, dass sie dazu gar keine Zeit hat“. Toni wollte das gar nicht hören, und glauben tat er ihr eh kein Wort. Er war der festen Überzeugung, dass seine Trixi genauso leiden würde wie er. Die beiden Hunde spielten fröhlich auf der Wiese. Toni warf den Ball und Paula und Trixi rannten hinterher. Trixi fing ihn meistens auf und brachte ihn zurück zu Toni. Paula konnte gar nicht mithalten mit ihrer Tochter. Während des Spieles sagte Toni zu Frau Wohlleber: „Ich wünschte mir, dass Trixi ein Mensch wäre, nur für die 14 Tage“.


Hm“, meinte Frau Wohlleber, „meinst du, dass das so gut wäre, für 14 Tage ein Mensch und dann wieder ein Hund zu sein?“ „In unserem Fall, wäre das sogar sehr gut. Trixi bräuchte nicht alleine bleiben und ich hätte auch im Urlaub jemanden zum Spielen. Fabian liest lieber und liegt faul in der Sonne, mir ist das zu langweilig“. „Ach Toni“, warf Frau Wohlleber ein, „denkst du da nicht etwas egoistisch? Meinst du nicht, für Trixi wäre das furchtbar, erst Hund dann Mensch zu sein?“ „War ja nur so ein Gedanke“, sagte Toni. Er verabschiedete sich von Paula und Frau Wohlleber und ging mit Trixi nach Hause. Als es Zeit war ins Bett zu gehen, putzte er sich die Zähne, sagte seinen Eltern gute Nacht und verschwand mit Trixi in sein Zimmer. Trixi legte sich in ihr Körbchen und Toni legte sich in sein Bett. Er rief Trixi zu sich, aber sie war müde und wollte einfach nur schlafen. „Ach meine liebe Trixi, wenn du doch nur ein Mensch wärst, das wäre so toll. Du dürftest auch ruhig ein Mädchen sein mit langen braunen Haaren, aber du dürftest keine Zicke sein, sondern ein Mädchen das mit mir Fußball spielt und halt Jungensachen mit mir macht“. Mit diesen Gedanken schlief Toni ein. Als sie merkte, dass Toni schlief, hüpfte Trixi in sein Bett. Das machte sie immer so, weil ja das Bett für Trixi eigentlich tabu war. Mutti Claudia hat von Anfang an darauf bestanden, dass der Hund nicht ins Bett gehört und Trixi hatte nach einigem Hin und Her aufgegeben, es zu versuchen. In der Nacht, wenn alle schliefen, machte es sich die kleine Maus überall, wo es ihr gerade in den Sinn kam, gemütlich. Diese Nacht wollte sie einfach an Tonis Füßen kuscheln. Toni, der das genau merkte, aber so tat, als ob er es nicht bemerkte, grinste vor sich hin und freute sich, dass seine Trixi bei ihm schlief. Kurz bevor die Eltern ins Bett gingen, schauten sie noch einmal nach den Söhnen. Fabian schlief gut zugedeckt, tief und fest und Toni lag auch friedlich schlummernd in seinem Bett. Trixi, die ganz genau wusste, wann die Eltern ins Bett gingen, lag brav in ihrem Korb, aber nur so lange bis die Tür wieder zuging. Sie wartete

noch ein ganzes Weilchen und schwuppdiwupp lag sie wieder an Tonis Fußende. Hier war es für sie am gemütlichsten. Trixi träumte von der großen Wiese und von Paula, ihrer Hundemama. Sie träumte von ganz vielen Ballis, die alle nur für sie von Toni geworfen wurden und die nur sie allein auffing und ihm zurück brachte. Sie strampelte mit den Füßchen, so als ob sie im Schlaf liefe. Ab und an bellte sie auch im Traum, aber nur ganz leise, so dass es keiner hören konnte. Als der Tag langsam erwachte und es draußen hell wurde, schlüpfte Trixi wieder aus Tonis Bett und legte sich in ihr Körbchen. Es war ja streng verboten im Bett zu schlafen und es sollte doch keiner wissen, dass sie es heimlich tat. Toni wurde an diesem Morgen früher wach, als seine Eltern und sein Bruder. Er machte erst das linke Auge auf, dann das rechte Auge auf und lag mit offenen Augen im Bett. Neben ihm im Korb schnarchte es noch. „Mann oh Mann“, dachte Toni so bei sich, „wie kann ein so kleiner Hund nur so laut schnarchen und das um eine Zeit, wo sie doch sonst eigentlich schon an meiner Bettdecke knabbert“ .Toni richtete


sich auf und schaute in Trixis Körbchen.


Er schaute und schaute und wollte seinen Augen nicht trauen. Da wo gestern Abend noch seine Trixi gelegen hatte, lag ein kleines Mädchen mit braunen Haaren. Toni kniff sich ins Knie, er glaubte zu träumen. Aber nein, es tat weh, also träumte er offensichtlich nicht. Na so was, dachte er, das gibt es doch gar nicht. Klar hatte er sich das sehr gewünscht, aber dass dieser Wunsch in Erfüllung gehen würde, hätte er nie gedacht. Toni streichelte vorsichtig über den Kopf des kleinen Mädchens. Die Kleine wackelte mit ihrem Popo, so wie es Trixi morgens immer tat, wenn Toni sie streichelte. Sie schlug die Augen auf und sprang aus dem Körbchen. Auf allen Vieren hüpfte sie Toni bis zum Hals und setzte sich neben ihn hin. „Hm“, dachte Toni „genau so macht Trixi das morgens auch. Was soll ich denn nun nur tun? Ob Mama und Papa mir glauben, dass Trixi ein kleines Mädchen geworden ist?“ Das kleine Mädchen leckte Toni am Fuß. Toni fand das eklig, bei Trixi gefiel es ihm aber. Die Kleine lief an Toni Bett, nahm seinen Hausschuh in den Mund und brachte ihn ihm. Toni fand das total komisch. Bei Trixi fand er es toll und lobte sie. Dann lief die Kleine wieder los und brachte Toni die Hose und auch das fand Toni überhaupt nicht lustig. „Ein Mensch darf keine Hose in den Mund nehmen“, sagte er zu Trixi, „das ist pfui“. Sofort ließ das kleine Mädchen die Hose fallen und setzte sich auf den Popo. Toni hielt sich noch einmal die Augen zu und stand eine ganze Weile so da. Plötzlich wurde wieder an seinem Bein geleckt und er öffnete die Augen wieder. Da saß immer noch das kleine Mädchen und dieses Mal lächelte sie Toni an. Das sah auch komisch aus, so als ob sie erst üben müsste wie man lacht, aber mit dem Po wackeln konnte sie ganz toll. Toni überlegte, was zu tun wäre. Als Erstes musste er seine Eltern informieren. Er schickte die Kleine in ihr Körbchen und befahl ihr ganz artig dort liegen zu bleiben. Das kleine Mädchen legte sich sofort ins Körbchen und rollte sich zusammen wie es Trixi immer tat. Toni ging zur Tür, öffnete sie leise, so als ob er das kleine Mädchen nicht erschrecken wollte. Er drehte sich noch mal um, legte den Finger auf seinen Mund und sagte: „Sei bitte ganz leise Trixi“. Bei dem Wort Trixi jaulte das kleine Mädchen leise auf, es war schließlich ihr Name. Toni ging zum Schlafzimmer der Eltern. Papa und Mama schliefen noch tief und fest. „Papa, Mama“, rief Toni, „wacht bitte auf etwas furchtbar Schönes ist heute Nacht mit Trixi passiert“. Papa und Mama machten die Augen auf und fragten völlig schlaftrunken. „Was ist denn mit Trixi passiert“? „Ihr werdet es nicht glauben, Trixi ist heute Nacht ein kleines Mädchen mit langen braunen Haaren geworden und liegt drüben bei mir im Zimmer!“ „Toni“, sagte der Vater, „du spinnst, das glaube ich dir nicht, das geht doch gar nicht“. „Doch Papa, das geht. Kommt und schaut es Euch selber an.“ In dem Moment ertönte ein heller Aufschrei aus Toni Kinderzimmer. Fabian war wach geworden und wollte schauen, ob sein Bruder und Trixi auch schon wach seien. Gerade hat er wohl festgestellt, dass sein Bruder Damenbesuch in seinem Zimmer hatte. Wie der Blitz sprangen die Eltern aus dem Bett und rannten ins Zimmer von Toni. Dort angekommen, sahen sie ihren großen Sohn Fabian wie angewurzelt im Zimmer stehen. Mit der einen Hand vor dem Mund deutete er auf Trixis Körbchen. Dort saß wie angenagelt das kleine Mädchen. Als Trixi die Eltern ins Zimmer kommen sah, hielt sie nichts mehr in ihrem Korb.

 

Auf allen Vieren lief sie zu ihnen und sprang, wie sie es jeden Morgen machte, an den beiden hoch. Die Eltern standen ebenfalls da und wussten nicht, was sie sagen sollten. Toni, der ebenfalls ins Zimmer kam, beugte sich zu Trixi runter, fasste sie an den Händen und sagte zu ihr: „Trixi, komm steh doch auf. Du bist doch nun kein Hund mehr, sondern ein kleines Mädchen und kleine Mädchen stehen aufrecht“. Trixi befolgte den Befehl von Toni und erhob sich. Sie war etwas kleiner als Toni, hatte lange braune, fast blonde Haare und war auch sonst sehr niedlich anzusehen. Die Eltern standen immer noch da wie vom Donner gerührt. Fabian sagte immer: „Das gibt es doch gar nicht, das kann doch nicht sein“. Die Einzigen, die mit der Situation klar kamen, schienen Trixi und Toni zu sein. Trixi brachte Toni ihren kleinen Ball und wollte ihm zum Spielen auffordern. Toni nahm ihn und warf ihn einfach in den Flur. Trixi sprang wie immer fröhlich hinter dem Ball her, nahm ihn in den Mund und brachte ihn Toni zurück. Toni nahm ihr den Ball aus dem Mund und legte ihn ihr in die Hand. Erstaunt umklammerte Trixi den Ball und warf ihn dann selber weg. Toni sollte nun den Ball holen, worauf er natürlich sofort reagierte und ihn ihr zurück brachte. „Ach ist das schön“, rief er immer wieder, „ich freue mich so sehr, nun können wir unsere Trixi doch mit in den Urlaub nehmen“. Schlagartig erwachten die Eltern aus ihrer Lethargie. „Alle ab in die Küche“, ordnete Mutter Claudia an, „Toni, Tisch decken, Fabian hilf ihm dabei und denkt dran, wir brauchen ein Gedeck mehr“. Toni und Fabian taten wie ihnen aufgetragen. Trixi saß auf der Schwelle der Küchentür und beobachtete wie jeden Morgen, was die beiden Jungen da trieben.

Die Eltern kochten derweil Kaffee und für die Kinder wie immer Kakao. „Ob Trixi auch Kakao trinken will?“, fragte sich Claudia. „Sie kennt ja nur Wasser. Ob sie da Kakao verträgt?“ „Wir werden es vorsichtig probieren und den Kakao stark mit Wasser verdünnen“, sagte der Vater. „Oh Mann, die Kleine braucht ja auch erst mal was zum Anziehen, sie ist ja noch halbnackt. Ich werde erst mal ein paar Sachen von Toni raus suchen und später sehen wir weiter“ .Claudia ging in ihr Schlafzimmer, wo sie noch die zu klein gewordenen Sachen von Toni aufbewahrte. Sie suchte ein paar Strümpfe, eine Hose und ein Shirt für Trixi raus. „So meine Kleine, nun rasch, zieh die Sachen an und dann wollen wir erst mal etwas essen.“Trixi schaute Mama Claudia fragend an, ob sie ihr mal ein Leckerli geben würde. Aber sie machte keine Anstalten dazu, so wie sonst immer. Trixi hatte riesige Fragezeichen auf der Stirn. Sie wusste nicht was sie tun sollte. Sie nahm die Socken in ihren Mund und brachte sie zu Toni. Das hat sie, als sie noch ein Hund war, auch immer gemacht. Nun brach die ganze Familie in schallendes


Gelächter aus. „Ach“, sagte Mama Claudia, „unsere Trixi muss ja alles erst lernen“. Sie nahm Trixi auf den Arm, setzte sie auf einen Stuhl und zeigte ihr, wie man sich anzieht. Trixi lernte das ganz schnell und half ihr, indem sie ihr einen Fuß entgegen streckte und ihre Ärmchen in die Ärmel des Pullovers steckte. „Na, meine Kleine, wenn wir das noch ein paarmal geübt haben, schaffst du das Anziehen auch ganz alleine“. „Ja“, sagten Fabian und Toni, „und wir werden ihr alle dabei helfen sich im Menschenleben zurecht zu finden“. Der Frühstückstisch war fertig gedeckt und die Familie setzte sich. Trixi wollte sich erst unter den Tisch setzen, aber Papa zeigte ihr ihren Platz am Tisch, wo sie auch erst mal ganz


brav sitzen blieb und der Dinge harrte, die da kommen sollten. Mama Claudia legte ihr ein Brötchen auf den Teller. Trixi schnappte mit ihrem Mund danach und verzog sich erst mal unter den Tisch. „Oh weh“, sagte Toni, „das wird wohl ein hartes Stück Arbeit werden, der kleinen Maus Tischmanieren beizubringen“. Er krabbelte auch unter den Tisch, nahm Trixi das Brötchen aus dem Mund und legte es wieder auf den Teller. Trixi setzte sich wieder artig an den Tisch, nahm das Brötchen in die Hand und machte es genauso wie es Toni es ihr zeigte. Toni lobte sie und sagte: „Fein machst du das Trixi“, worauf die kleine Trixi lächelte und mit dem Popo auf dem Stuhl hin und her rutschte. „Ein Glück“, sagte Toni, „dass wir Trixi, nicht Bella genannt haben, sonst müssten wir sie auch noch an einen anderen Namen gewöhnen“. „Ja“, sagte der Papa, „die Kleine muss sich noch an so vieles gewöhnen. Das wird ein anständiges Stück Arbeit. Übermorgen wollen wir in den Urlaub fliegen“. Trixi war gerade dabei, sich auf den Stuhl zu hocken um aus ihrer Tasse zu trinken. Wieder hatte sie die Lacher auf ihrer Seite und Fabian zeigte ihr erst mal, wie man aus einer Tasse trinkt. Die arme kleine Trixi benahm sich, wie sie sich immer benommen hatte und nun war alles falsch. Sprechen konnte Trixi leider auch überhaupt nicht, aber sie verstand jedes Wort und begriff sehr schnell, was man von ihr wollte. Nachdem alle mit dem Frühstück fertig waren, sprang Trixi von ihrem Stuhl und rieb ihren Mund auf dem Teppich ab. „Oh nein“, rief Toni, „Trixi wir gehen ins Bad und waschen uns den Mund und Zähne putzen müssen wir auch noch“. Zähneputzen, oh weh, das hatte Trixi doch schon oft gesehen und gedacht, hoffentlich machen die das mit mir nie und nun musste sie das auch tun. Sie ging brav mit den Jungen ins Bad und ließ sich zeigen, wie man sich die Hände und den Mund wäscht. Toni fand auch noch eine Zahnbürste, aber das fand Trixi überhaupt nicht gut. Sie lief aus dem Bad zu Mama Claudia und versteckte sich hinter ihrem Bein. Mama Claudia nahm sie auf den Arm und brachte sie wieder zurück ins Bad. Sie zeigte ihr ganz vorsichtig, wie man sich die Zähne putzt und es tat auch überhaupt nicht weh. Als sie fertig waren, setzte sich Trixi an die Wohnungstür. Sie wollte raus. „Ach ja“, sagte die Mama, „wie man auf die Toilette geht, müssen wir ja Trixi auch erst noch beibringen“. Zum Glück hatte sie noch das Töpfchen von Toni aufgehoben, dort setzte sie Trixi erst mal drauf und sagte zu ihr: „Mach mal Pippi“, so sagten sie draußen auch immer zu ihr und Trixi wusste sofort was sie tun sollte. Dieses Mal gab es keine Schimpfe, weil sie ihr Geschäft in der Wohnung verrichtet hatte. Im Gegenteil, die Mama lobte sie sehr, als sie auch gleich noch ein kleines Häufchen in das Töpfchen gesetzt hatte. Mama Claudia machte den Topf sauber und stellte ihn gut sichtbar im Bad hin. Trixi schaute den Topf an und verstand nicht was das sollte. Gestern hätte man mit ihr gemeckert und jetzt wurde sie gelobt. „Wenn du noch mal Pippi machen musst“, sagte sie zu Trixi, „kannst du hier ganz alleine her gehen, deine Hose runter ziehen und hier rein pullern“. Trixi nickte das erste Mal mit ihrem Köpfchen und lachte die Mama an. „So“, sagte Mama Claudia zum Papa, „du rufst jetzt bitte den Reiseveranstalter an und fragst, ob wir unsere vierjährige Tochter auch mit in den Urlaub nehmen dürfen. Sag einfach, dass unser Adoptionsantrag schneller realisiert wurde als geplant und wir unsere Tochter seit heute in unserer Familie haben“. „Das ist eine gute Idee“, sagte der Papa, „was würden wir nur tun, wenn wir dich und deine guten Ideen nicht hätten“. „Ja“, sagte die Mama, „dann hätten wir sicher keinen Hund“. Mama Claudia hatte bezüglich des Urlaubs überhaupt keine Bedenken und der Reiseveranstalter, den Papa Ingolf angerufen hatte, sagte natürlich auch nicht nein. Im Gegenteil, er beglückwünschte die Familie zum unverhofft schnellen Nachwuchs. Keiner fragte wie und was; allen schien es normal, dass Familie Fröhlich nun auch noch ein kleines Mädchen in der Familie hatte. Als schwieriger erwiesen sich die Dinge im normalen Leben eines kleinen Hundes, der nun auf einmal ein kleines Mädchen von vier Jahren war. Das mit dem Sprechen konnte man noch auf die Entwicklung des Kindes schieben, sie kam ja aus dem Kinderheim. Aber Dinge wie auf der Straße ordentlich laufen, Hunden nicht am Popo schnuppern oder wie wild über eine Wiese laufen, um einen Ball vor den Hunden zu erhaschen, also quasi alles, was Trixi gestern noch durfte, musste man ihr erst mal abgewöhnen. „Puh“, sagte die Mama, „das wird ein schweres Stück Arbeit und mit Trixi Einkaufen fahren muss ich auch noch. Sie braucht ja Sachen für den Urlaub. Wer kommt mit zum Einkaufen?“ Da ging es schon los; wer geht schon gerne mit Mama Sachen einkaufen. Das taten weder der Papa noch die Jungen gerne, es war immer ein Zwang dahinter, mit Mama einkaufen zu gehen; es dauerte immer ewig bis das Passende gefunden war. Schweren Herzens erklärten sich aber alle bereit, Mama und Trixi zum Einkaufen zu begleiten. „Gut“, sagte die Mama, „ich ziehe mich und Trixi an und dann fahren wir erst mal los, damit wir dann die Koffer fertig packen können. Alles andere machen wir heute Nachmittag.“ Die Familie setzte sich ins Auto und fuhr ins Einkaufscenter. Dort angekommen wollte Trixi nicht aus dem Auto steigen. Sie war es ja gewohnt, meist im Auto zu warten und sie mochte so viele Menschen auf einmal auch überhaupt nicht. Papa nahm sie kurzerhand auf den Arm und setzte sie sich auf seine Schultern. Trixi fing fürchterlich an zu weinen, sie hatte noch nie so weit oben gesessen, aber als die Jungen ihr sagten wie toll das doch sei und wie fein sie da oben auf den Schultern des Papas sitze, beruhigte sie sich ganz schnell und genoss es. Sie fuhren mit dem Fahrstuhl in die Kinderabteilung. „So“, sagte die Mama, „wir brauchen alles für Trixi, aber auch alles vom Schuh bis zum Schlüpfer, fangen wir bei den Schuhen an“. Papa setzte Trixi auf einen kleinen Kinderstuhl, wo sie ganz artig sitzen blieb. Mama hatte auch schon ein paar Schuhe in der Hand. Sie wollte sich gerade bücken, als ein kleiner weißer Hund an ihnen vorüber lief. Der kleine Hund war an der Leine und Trixi, die es überhaupt nicht mochte, wenn andere Hunde an der Leine sind, bellte den kleinen Hund an. Dieses Bellen klang so echt, dass der kleine Hund fürchterlich erschrak und zurück bellte. Die Frau, der der Hund gehörte, drehte sich verwundert zu Trixi um und sagte ganz erstaunt: „Menschenskind, kannst du aber gut bellen, kleine Maus“. Trixi war sofort ruhig, Mama streichelte ihr übers Köpfchen und sagte zu Trixi: „Kleines, wie oft habe ich Dir schon gesagt, dass du die Hunde nicht so erschrecken sollst“.


Bei der Hundebesitzerin entschuldigte sie sich. Die Dame lächelte nur und meinte: „ist doch nicht schlimm, ihre Kleine hat Talent als Tierstimmenimitatorin“. „Ja, das hat sie wohl“, meinte Claudia und hielt Trixi krampfhaft fest. Trixi wollte unbedingt zu dem kleinen Hund und was sie da wollte konnte sich Claudia lebhaft vorstellen. Dies wäre aber bei dem Hund und seiner Besitzerin nicht so gut angekommen. Dass es nicht leicht sein würde, Trixi an ihr neues Leben zu gewöhnen, war der Familie bewusst, aber dass es doch so schwierig war. „Wir müssen in den nächsten Tagen unbedingt alles zusammen machen und alle auf Trixi aufpassen“, sagte der Vater. „Wir müssen denken wie ein Hund und ihr immer einen Schritt voraus sein“. „Wie das klingt“, sagte Claudia, „als ob wir hier eine kleine Schwerverbrecherin an unserer Seite hätten. Aber du hast Recht wir müssen alles zusammen machen und dürfen Trixi keine Minute aus den Augen lassen. Oh, da vorne kommt Familie Knospe, na das kann ja was werden“.

 

Vater Knospe und Papa Ingolf, arbeiten im gleichen Betrieb und Vater Ingolf hatte natürlich niemandem etwas von einer Adoption erzählt. Die Mütter kannten sich aus dem Kindergarten. Toni und Franziska, die Tochter von Familie Knospe, gingen in die gleiche Gruppe. „Hallo Toni“, rief Franziska schon von weitem und freute sich, ihren Freund zu sehen. „Hallo Franzi, na seid ihr auch einkaufen?“ Franziska berichtete Toni dass sie heute neue Schuhe bekommen sollte, ganz schicke und sie dürfe sie sich selber aussuchen. „Wer ist denn das kleine Mädchen?“, frage Franziska. „Ach“, sagte Toni, „das ist meine kleine Schwester. Meine Eltern haben sie adoptiert; sie hat keine Eltern mehr und meine Mama wollte schon immer noch ein kleines Mädchen haben“. „Das ist aber schön, vielleicht kann ich ja einmal bei euch vorbei kommen und mit ihr spielen. Wie heißt sie denn?“ „Trixi“, antwortete Toni. „Trixi, wie euer Hund“? „Ja, das ist aber reiner Zufall“, sagte Toni. „Na ja, das ist ja nicht schlimm“, meinte Franziska, „da kommen dann immer dein Hund und deine kleine Schwester angelaufen, wenn du Trixi rufst. Das wird bestimmt lustig“. Die Eltern unterhielten sich inzwischen auch. Herr und Frau Knospe waren ganz angetan von dem niedlichen kleinen Mädchen. Sie waren ganz erstaunt, dass die Familie Fröhlich so schnell ein Kind zur Adoption bekommen hatte. Frau Knospe meinte, dass das sicher so schnell gegangen sei, weil Trixi noch nicht sprechen könne und sie deshalb niemand anderes haben wollte. Trixi lag inzwischen auf dem Fußboden; sie war müde und wollte ein bisschen schlafen, solange sich die Menschen unterhielten. Das machte sie immer, wenn sie jemanden trafen und ihr das viele Erzählen zu langweilig wurde. „Oh“, sagte Frau Knospe, „Frau Fröhlich, schauen sie mal, ihre Kleine ist ganz müde und liegt auf dem Boden. So ein Großeinkauf ist wohl ganz schön anstrengend für die kleine Maus“. „Ja“, meinte Mama Claudia, „und wir sind noch lange nicht fertig; wir brauchen ja einfach alles, denn leider haben wir nur Kleidung von unseren Jungens zu Hause und übermorgen wollen wir doch in den Urlaub fahren“. Frau Knospe hatte eine Idee. „Wissen Sie was, ich habe von Franziska noch die ganzen Sachen zu Hause aufgehoben; wenn Sie wollen, kommen Sie doch einfach vorbei und holen Sie sie ab. Da ist einfach alles dabei, was Sie brauchen. Ich habe sie zwar aufgehoben, weil wir dachten, dass wir noch mal Nachwuchs bekommen, aber inzwischen haben wir uns doch entschlossen, dass unsere Franzi das letzte Kind in unserer Familie bleiben soll“. Franziska hatte ja schon einen großen Bruder. „Oh, das wäre aber schön“, sagte Claudia. „Sie würden uns damit wirklich sehr helfen, denn Sie sehen ja selbst wie teuer die Kindersachen sind und wenn Sie eh keine Verwendung mehr dafür haben, nehmen wir sie sehr gerne. Sie verabredeten sich für den gleichen Nachmittag bei Knospes zu Hause und verabschiedeten sich fürs Erste. Familie Fröhlich, schlenderte noch durch das Kaufhaus. Ein paar Sachen wollte Claudia schon noch für Trixi kaufen. Sie kauften Schuhe und einen sehr niedlichen Badeanzug. Trixi war das alles egal, sie wollte eigentlich nur noch nach Hause und am liebsten erst mal in den Park um sich richtig auszutoben. Die Jungen und der Papa waren auch sehr froh, dass der Einkauf beendet war und sie wieder nach Hause fahren konnten. Nachdem sie an der Kasse waren, wo Trixi natürlich gleich hinter den Tresen verschwand in der Hoffnung auf ein Leckerli, fuhren sie heim. Zum Glück war Trixi ja noch recht klein und so wurde ihr die Aktion hinter dem Tresen auch überhaupt nicht übel genommen. Die Verkäuferin fragte sie, was sie denn hier wolle, aber sie bekam von Trixi keine Antwort. „Na geh mal schnell wieder zu deiner Mama, Kleines“, sagte sie, worauf Trixi auf allen Vieren zu Claudia krabbelte. Claudia nahm sie auf den Arm und drückte sie ganz fest an sich. Das war heute sehr anstrengend für die Kleine, dachte sie. Ich werde sie jetzt auf dem Arm behalten. Trixi legte ihr Köpfchen auf die Schulter von Claudia und war auf dem Weg zum Auto schon eingeschlafen. Zu Hause angekommen, legte Claudia Trixi in Toni’ Bett. Nach einer halben Stunde wurde sie wieder wach und schien putzmunter zu sein. Trixi lief wieder an die Tür.

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