Zielobjekt: Untreue Ehefrauen

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Dr. Greulichs Praxis lag in einem Geschäftshaus mit Blick auf die Leopoldstraße. Es war ein großer Raum mit dickem Teppich. Das Licht war sehr gedämpft. Der Psychiater hielt ein solches Behandlungszimmer für perfekt, weil es den Patienten irgendwie das Gefühl verlieh, sich wieder im Mutterschoß zu befinden, von ihrer Seite aus natürlich nur eine unbewusste Reaktion.

Der Psychiater nahm hinter seinem Schreibtisch Platz. Er war ein drahtiger kleiner Mann mit einem sorgfältig gestutzten Schnäuzer und Gesten, die manchmal eine Spur geziert wirkten. Er machte nie Aufzeichnungen oder Notizen. Für die absurde Fülle von Daten hinsichtlich seiner Patienten konnte er im Computer nachsehen.

Die Hände im Schoß zusammengelegt, saß Toby artig auf einem bequemen weißen Polstermöbel, während Dr. Greulich mit einem schwarzen Kugelschreiber spielte.

„Sie hatten mir zuletzt von einer Stimme erzählt, die durch ihren Kopf spukt“, begann der Psychiater.

„Handelt es sich dabei nicht um ein weit verbreitetes Problem?“

„Wie kommen Sie darauf?“

„Gibt uns nicht laufend unser Unterbewusstsein bestimmte Befehle?“

„Sagen Sie es mir. Was erhalten Sie für Befehle?“

„Egal. Ich möchte, dass Sie mir die befehlende Stimme vom Leib halten! Ich bin ein freier Mensch und akzeptiere keine Befehle. Besonders nicht von irgendeinem Arschloch, das in meinem Kopf sitzt. Also vertreiben Sie die Stimme!“, sagte Toby in einem trotzigen, kindlichen Ton.

„Ich? Wie kann ich das tun?“, fragte der Psychiater. „Schließlich ist es Ihre Stimme, und sie sitzt in Ihrem Kopf.“

„Ich zahle Ihnen neunzig Euro die Stunde! Also verdienen Sie sich das Geld. Ich will diese Stimme nicht mehr hören.“

„Hören Sie sie im Augenblick?“

Ehe er antwortete, wartete Toby, als horche er in weite Fernen.

„Nein.“

„Wie klingt die Stimme?“

„Winselnd, vorwurfsvoll, wie sich ein Arschloch eben anhört.“

„Wann haben Sie diese Stimme zum ersten Mal gehört?“

„Vor Jahren.“

„Was haben Sie getrieben, als Sie sie zum ersten Mal gehört haben?“

„Warum interessiert Sie das?“, hakte Toby nach und zog die rechte Augenbraue empor.

„Ich bin ein Voyeur.“

„Wollen Sie mich verarschen?“

„Ich sage Ihnen die Wahrheit“, antwortete Dr. Greulich. „Auf meine Art bin ich ebenso verrückt wie Sie es sind. Ich bin ein Voyeur. Es macht mir Spaß, in schmutziger Wäsche herumzuwühlen. Was glauben Sie, warum ich Psychiater geworden bin? Nur, um meinen lieben Mitmenschen zu helfen? Niemand tut irgendetwas ausschließlich aus humanitären Gründen. Da ist immer noch etwas Anderes im Spiel, ein zusätzlicher Kitzel.“

Er war mit Toby vollkommen offen. Er belog seine Patienten nie, und schizoide Patienten schon gar nicht, weil er, selbst schizoid veranlagt, allzu gut wusste, wie empfindlich sie auf Lügen reagierten.

„Ein Test für die normale oder psychotische Veranlagung ist das Maß an gegebener oder nicht gegebener Verständigungsmöglichkeit zwischen zwei Personen, von denen die eine das ist, was man gemeinhin als »normal« bezeichnet. Von diesem Test ausgehend, kann ich Sie unmöglich als verrückt und mich selbst als geistig gesund bezeichnen. Ich bin ebenso verrückt wie Sie es sind. Nur dass ich persönlich gelernt habe, normal zu funktionieren. Die Schizophrenie ist ein geistiges Land, und ich bin dort gewesen und zurückgekehrt - ein Reisender, der sich auskennt. Das ist der Grund, warum Sie mir neunzig Euro die Stunde zahlen. Ich bin ein Reiseführer, der große weiße Jäger des Geistes, der alle Fluchtwege kennt.“

Er lachte vergnügt über seine Metapher und ließ den schwarzen Kugelschreiber durch deine Finger rollen.

„Sie reden wie ein unreifes, eitles Kind!“, sagte Toby geradeheraus.

„Und? Ich bin eingebildet und eitel, aber ich kann funktionieren. Ich habe die Splitter meiner Schizophrenie gebündelt. Ich halte sie fest und Sie fallen auseinander. Wenn Sie dieses Auseinanderfallen verhindern wollen, müssen Sie mir sagen, was ich wissen will. Wenn nicht, dann verschwinden Sie. Ich brauche Sie nicht. Für einen Patienten, der geht, finde ich im Handumdrehen ein Dutzend neue!“

„Warum haben Sie mich als Patienten überhaupt angenommen?“ Tobys Stimme war unbewegt, aber in seinen Augen zuckte es.

„Weil Sie ein Verrückter unter Verrückten sind. Ein Mann dessen Hobby es ist, verheiratete Frauen zu verführen. Wie bescheuert ist das denn? Ich könnte Ihren Fall in einem Bericht für eine Fachzeitschrift abhandeln. Sie sind etwas Besonderes. Nicht die Geist-Körper-Trennung. Die ist das Übliche. Das Ungewöhnliche an Ihrem Fall ist der Keil, der die Trennung zwischen Ihrem Geist und Ihrem Körper herbeigeführt hat, der physiologische Faktor, der hier mitspielt. Sie besitzen das, was wir in der Ausbildung feixend einen Expressauslöser genannt haben. Der flüchtigste Reiz, den eine Frau aussendet, führt bei ihnen zu einer Erektion.“

„Und was, sollte dass, mit der Stimme in meinem Kopf zu tun haben?“

„Alles hat mit dieser Stimme zu tun. Sie ist der Anfang und das Ende unserer Existenz.“

„Aber meine Stimme und dieser Drang, ständig Frauen ficken zu müssen, ist ein Problem, oder?“

„Seien Sie kein Narr. Die meisten Männer würden einen Hoden dafür hergeben, wenn sie dadurch die Fähigkeit erwerben könnten, so schnell eine Frau flachzulegen, wie sie es schaffen.“

„Wo liegt dann mein Problem?“

„Geist und Körper sind symbiotisch. Jeder ist für den anderen lebensnotwendig. Das ist der Grund, warum Sie eine Stimme hören. Es ist die Stimme Ihres Körpers, der sich rächt.“

Toby betrachtete seine Fingernägel. Ob er mal wieder einen Termin bei der Maniküre vereinbaren sollte? Er begann sich bei diesem Volltrottel von Therapeuten zu langweilen.

Den Psychiater überraschte es nicht, dass Toby ihm nicht zuhörte. Einem Patienten zu erklären, was nicht in Ordnung war, war als Therapie ungefähr so wirksam wie der Versuch, Warzen mit Zaubersprüchen zu beseitigen. Der Trick – und Dr. Greulich betrachtete es als Trick, eine Fähigkeit, die manche Analytiker besaßen und andere nicht -, war, in den Kopf des Patienten einzusteigen und in den Landschaften seines Geistes spazieren zu gehen. Dann konnte man die Auswege finden, falls es welche gab. Aber um das zu bewerkstelligen, musste man wissen, wie sie die Realität sahen. Und um zu verstehen, wie sie die Realität sahen, musste man wissen, wie ihre Realität aussah.

„Sie müssen mir etwas mehr erzählen, wenn Sie wollen, dass ich Ihnen helfe!“

„Über was?“, fragte Toby im gleichen, ausdruckslosen Ton. Er hatte sich noch nicht entschieden, wann er einen Termin für die Maniküre buchen sollte.

„Über diese Stimme. Ja, über die Stimme möchte ich mehr wissen.“

„Sie können Sie sich ja ansehen. Alle haben sie gesehen. Aber das ist schon lange her.“

„Sie weichen schon wieder aus. Das sind typische paranoide Fluchtversuche. Und obendrein sind sie kindisch. Wenn Sie mich nicht verstehen können oder wollen, dann müssen Sie bitte einen anderen Psychiater aufsuchen.“

Toby blickte genervt von seinen Fingernägeln auf. Scheiße! Er brauchte doch dieses Stück Papier, dass seine geistige Gesundheit diagnostizierte.

„Was wollen Sie wissen?“, fragte er.

„Nun, Toby. Erstens haben Sie gelogen. Sie haben meiner Sekretärin eine falsche Adresse angegeben. Das machen paranoide Patienten häufig. Die Angaben werden von meiner Sekretärin stets überprüft.“

„Das ist nicht wichtig.“

„Es ist sehr wichtig. Wäre es nicht wichtig, dann würden Sie die Wahrheit sagen. Menschen lügen nicht, wenn es um nebensächliche Dinge geht. Lügen sind Ausflüchte. Lügen werden vorgeschoben, um abzulenken und zu blenden.“

„Ich wohne aber in einer Villa am Starnberger See. Außerdem gehören mir eine Dachterrassen Wohnung in Schwabing, ein Chalet in St. Moritz und ein Strandhaus auf Mallorca. Ich habe nicht gelogen!“

„Sicher, sicher.“

„Sie können mich gerne besuchen kommen, wenn Sie es mir nicht glauben. Dabei sollten Sie die hübsche blonde Angestellte aus Ihrem Vorzimmer mitbringen.“

Der Psychiater schüttelte genervt den Kopf.

„Toby, ich möchte mit Ihrer Stimme im Kopf sprechen.“

„Ich werde mich schön hüten, sie miteinander sprechen zu lassen. Da kann nur ein Riesenmist rauskommen.“

„Was haben Sie getrieben, als Sie ihre Stimme zum ersten Mal gehört haben, zum allerersten Mal?“

„Das haben Sie schon einmal gefragt!“

„Ja, aber Sie haben nicht geantwortet.“

„Das werde ich jetzt auch nicht tun.“

„Haben Sie onaniert?“

„Ich kann mich nicht entsinnen.“

„Was war das für ein Gefühl, als Sie damals onanierten?“

„Weiß ich doch jetzt nicht mehr! Ich erinnere mich an keine Gefühle.“

„Kommen Sie. Sie müssen etwas fühlen, sonst könnten Sie keinen heißen Kaffee trinken, ohne sich die Zunge zu verbrennen. Sie könnten nicht laufen, wenn Ihre Füße nicht den Boden spüren würden. Irgendwelche sensorischen Informationen müssen immer aufgenommen und verarbeitet werden.“

„Nein.“

„Schmecken Sie Dinge? Schmecken Sie, ob etwas süß oder sauer oder salzig ist?“

„Klar.“

„Toby, fühlen Sie Liebe zu anderen Menschen?“

Es schoss aus ihm heraus: „Nein!“

Dr. Greulich lachte, um die Sache zu verharmlosen. „Das ist gelogen. Jeder Mensch empfindet Liebe und Schmerz.“

„Schmerz ist gut für die meisten Menschen. Das lehrt sie, sich zu benehmen.“

„Irrtum. Schmerz ist gut und wichtig für einen Menschen, es zeigt, dass man immer noch lebt, in einem Körper existiert.“

 

„Ich empfinde nichts für andere Menschen. Ich lebe an einem kühlen, trockenen Ort.“

„Wo ist dieser kühle, trockene Ort? Wie sieht er aus?“

Toby schloss die Augen und verstummte. Obwohl er einen mächtigen Drang empfand zu schreien, redete er sich selber gut zu, stumm zu bleiben. Ob der Schrei Angst oder Erlösung zum Ausdruck gebracht hätte, wusste er nicht. Die Augen waren nach wie vor geschlossen, und er fühlte sich plötzlich von einer atemberaubenden Welle emporgehoben, ein himmlisches Gefühl, dem gleich darauf ein übelkeitserregender Absturz folgte. Die Angst packte ihn, da ihm klar wurde, dass das Vokabular, mit dem er seine Gefühle beschrieb, aus körperlichen Empfindungen abgeleitet war: atemraubend und übelkeitserregend. Ein böser Streich, den die Sprache mitspielt, dachte er. Ich lebe an einem kühlen, trockenen Ort. In dem verzweifelten Bedürfnis, diese Aussage, um selbst daran glauben zu können, nochmals bestätigt zu hören, sagte er:

„Ich lebe an einem kühlen, trockenen Ort.“

„Beschreiben Sie diesen kühlen, trockenen Ort. Wie schaut er aus, die Topographie. Sind Sie innerhalb oder außerhalb, ist es Winter oder Sommer?“

„Ich lebe in einer Burg, einer Festung.“

„Ist diese Festung von einem Graben umgeben?“

„Ja! Woher wissen Sie das?“

„Festungen sind meistens von Gräben umgeben. Ein beliebtes Traummotiv. Sagen Sie, hat diese Festung oder Burg ein Fallgatter?“

„Was ist das?“

„Eine Eisentür, die man herunterlassen kann, um Eindringlinge abzuwehren.“

„Ja.“

„Führt eine Zugbrücke über den Graben?“

„Nein.“

„Wie kommt man dann über den Graben? Irgendein Weg muss doch hinüberführen, richtig?“

„Man muss schwimmen!“

Die Stimme, die aus Tobys Kehle drang, klang tiefer, sonorer. Die neue Stimme ließ gut zehn Sekunden lang ein höhnisches Glucksen vernehmen, dann streckte Tobys Körper sich, als hätten unsichtbare Hände ihn in seinem Sessel aufgerichtet.

Als er jetzt fortfuhr, hatte seine Stimme wieder ihr übliches Timbre.

„Das Scheusal lebt dort, in dem Graben, wo es hingehört. Im Morast! Ich lebe drinnen, wo es sauber und trocken ist. Die Mauern sind dick und fest. Da kommt niemand rein.“

„Ja, und raus kommt auch niemand“, sagte Dr. Greulich.

„Na und. Die Burg ist wunderschön.“

„Ich verstehe. Wenn sie in Ihrer steinernen Festung so glücklich sind, warum suchen Sie diese Burg dann nicht?“

Toby sah ihn an.

Der Psychiater sah ihn an.

Beide kannten keine Antwort.

3

Die Gedanken an eine Burg verfolgten Toby den gesamten Tag. Er konnte sich auf keine Arbeit konzentrieren, verspürte nicht einmal den Drang, eine Frau aufzureißen und zu ficken.

Sehr seltsam. Werde ich etwa krank? Scheiß Psychiater. Aber wenigstens hatte er den Wisch für den blöden Anwalt bekommen. Jetzt hatte er einige Monate Ruhe, bis er wieder in die Praxis musste, und die Blondine mit dem bescheuerten Namen ficken würde. Ob sie bis dahin immer noch in diesem seltsamen Verein war? Schamhaare gegen Dämonen. Und er sollte Probleme haben, nur, weil eine innere Stimme in einer Festung lebte. Blöde Welt. Blöde Psychiater. Blöde Weiber. Blöde Festung.

Apropos Festung!

Da war doch letzte Woche eine E-Mail eingetroffen. Von einem Baron Sowieso aus der Nähe von Wien, der angeblich in einer Burg wohnte. Vielleicht sollte ich den Auftrag annehmen. So könnte ich in der Burg dieses Barons Sowieso nach meiner inneren Stimme suchen.

Toby lächelte bei dieser Vorstellung. Eigentlich gefiel ihm der Gedanke an Wien besser. Vor zwei Jahren hatte er dort eine Maria Sowieso gevögelt. Dieser Fick gehörte eindeutig zu den fünf besten in seinem Leben. Ob er diese Maria Sowieso mal wieder besuchen sollte? Das könnte man prima mit der Festung von diesem Baron Sowieso kombinieren.

Der Baron Sowieso hieß eigentlich Baron Karl von Finkenstein und lebte auf Burg Oberranna.

Toby gab den Namen der Burg im Internet ein. Das Anwesen liegt westlich von Wien in Spitz an der Donau, im Herzen der Wachau. Es wurde an steil abfallenden Hängen im 12. Jahrhundert errichtet. Ihre heutige imposante Form mit den vier dreigeschossigen Trakten, der doppelten Ringmauer, den Gräben und zwei Brücken erhielt sie um 1560.

Gräben mit Brücken!

War das nicht dieser Unsinn, von dem der Psychiater gesprochen hatte?

Oder hatte er selbst davon erzählt?

Egal, dieser Doktor hatte doch davon gesprochen, dass er mit jemand hinter den Mauern einer Burg mit Gräben sprechen musste. Vielleicht war Burg Oberranna damit gemeint.

Er beschloss, den Auftrag anzunehmen. Sollte nichts dabei rauskommen, könnte er immer noch nach Wien fahren, und diese Maria Sowieso ficken.

Unverzüglich nahm er per E-Mail mit Baron von Finkenstein Kontakt auf.

Bereits am darauffolgenden Tag war er nach Wien geflogen, hatte sich am Flughafen einen Leihwagen gemietet und zur Burg Oberranna gefahren. Nun stand er vor der imposanten Eingangstür, die mit einem goldenen Klopfer und dem Familienwappen der Familie Finkenstein versehen war. Es war ein weißes Schild mit roten Wellen.

Toby strich seinen Regenmantel glatt, um die Regentropfen abzuschütteln, die Zeugen des Schauers waren, der gerade begonnen hatte. Er wartete darauf, dass jemand die Tür öffnete.

Eine komplett in schwarz gekleidete Gestalt öffnete und stellte sich als Butler Henri vor. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, ließ er Toby eintreten und führte ihn nach einer kurzen Wartezeit in das Arbeitszimmer von Baron Finkenstein.

Gleich darauf erschien der Ehrenwerte oder vielmehr kam hereingestürzt. Er begrüßte Toby nicht einmal, würdigte ihn überhaupt keines Blicks. Er trat an seinen Schreibtisch und blätterte so ungestüm in einem Haufen dort liegender Papiere, dass sie im ganzen Zimmer umherflogen.

Schließlich wurde er dessen müde, setzte sich mit schmerzvollem Stöhnen hin, schob die Lippen vor wie ein fetter Frosch und blickte den Gast durchbohrend an.

Toby war mittlerweile durch dieses ungezügelte Benehmen so verblüfft, dass er wie angewurzelt auf der Kante eines Stuhls saß und nervös darauf wartete, dass dieser Bursche ihm den Grund seiner Wut enthüllte.

„Verdammte Hure!“, schrie der Baron plötzlich so laut, dass Toby fast vom Stuhl kippte. Er schlug mit der Faust auf die Schreibtischplatte.

„Dirne, gemeine Nutte — Was starren Sie mich so an, Sie Idiot?“

„Äh? Idiot?“, erwiderte Toby kühl. „Ich habe nicht die geringste Ahnung, was das alles soll. Aber ich lasse mich nicht von Ihnen beleidigen. Ich bin bereits heute Morgen von München nach Wien geflogen, anschließend mit dem Auto hierhergefahren. Ich bin nur auf Ihre Bitte hergekommen. Sie haben mir einen Auftrag erteilt.“

Toby zog die ausgedruckte E-Mail aus seiner Tasche und warf sie auf den Schreibtisch. Der Baron musterte das Papier einen Augenblick verständnislos, als wäre es in einer Geheimschrift geschrieben oder chinesisch, und begann sich dann allmählich wieder zu beruhigen, wieder der alte beherrschte Aristokrat zu werden.

„Ja, ja ...“, murmelte er vor sich hin. „Es stimmt, es stimmt. Hören Sie, Herr … äh, wie heißen Sie nochmals?“

„Weston. Toby Weston.“

„Richtig. Ja. Sie sind dieser Münchner Experte, wenn es um Probleme mit Frauen geht. Verzeihen Sie mir mein Auftreten. Ich bin nicht ganz bei mir, wie Sie sehen. Bin ein bisschen erregt. Aber wollen Sie nicht etwas trinken?“

Und kaum hatte er das gesagt, goss er aus einer Cognacflasche zwei Gläser voll und reichte eines Toby.

„Ich will mir eine lange Vorrede ersparen, Herr Weston. Ich begreife das Verhalten meiner Frau nicht.“

„Da gehören Sie zur Mehrheit der Männerwelt.“

„Wie bitte?“

„Die meisten Männer verstehen nicht, warum eine Frau so handelt, wie sie handelt.“

„War das eine Ihrer Expertenthesen?“

„Nur eine Feststellung. Was verstehen Sie am Verhalten Ihrer Frau nicht?“

„Ich veranstalte nach dem Abendessen regelmäßig kleine Partys.“

„Und wo liegt da das Problem?“

„Na ja … hm, wie soll ich es erklären …“

„Am besten ganz offen, denn nur so kann ich Ihnen helfen.“

„Es hat mit Sex zu tun.“

„Geht es auch etwas genauer?“

„Es sind in Regel eine Vielzahl an Personen anwesend. Die Wahl der Sexualpartner ist frei. Sie verstehen, was ich meine?“

„Das klingt nach einer Gruppensex Orgie mit wechselnden Partnern.“

„Ja. So könnte man das auch beschreiben“, erklärte der Baron, nickte mit dem Kopf wie ein Wackeldackel und trank anschließend das Glas Cognac leer.

„Gruppensex ist derzeit eine sehr beliebte Freizeitgestaltung. Wo liegt da in Bezug auf Ihre Frau das Problem?“

„Sie verweigert sich!“

„Es gibt sehr viele Frauen, die Gruppensex, insbesondere ständig wechselnde Geschlechtspartner, abstoßend finden.“

„Aber meine Frau verweigert jede Art und Weise der Sexualität. Sie will nicht mehr! So, als hätte sie alles Körperliche eingestellt.“

„Auch den völlig normalen ehelichen Beischlaf?“

„Ja! Und das verstehe ich gar nicht. Wir hatten immer ein sehr erfülltes Sexualleben. Und plötzlich … Schwupps … alles vorbei.“

„Darf ich fragen, wie alt ihre Gemahlin ist?“

„Fünfunddreißig.“

„Hat Ihre Frau körperliche Einschränkungen?“

„Nein.“

„Eine Krankheit?“

„Nein.“

„Eine geistige Erkrankung?“

„Nein. Und wenn dem so wäre, hätte ich einen Arzt bestellt und keinen Experten für Frauenprobleme!“

„Das klingt seltsam. Was genau erwarten Sie von mir?“, fragte Toby.

„Sie sollen das aufklären!“, bellte der Baron aufgebracht.

Trotz seines wilden Zorns sah Toby eine Träne im Winkel seines linken Auges. Sie glitt auf den Rand seiner Brille, blieb in dessen Mitte hängen und drohte bei jeder Bewegung seines Kopfes durch den Raum zu fliegen. Anscheinend verdunkelte sie sein Gesichtsfeld, denn Toby sah, wie er die Brille abnahm, diese an seinem Revers rieb und wieder aufsetzte.

„Hm“, erwiderte Toby und überlegte, was er sonst noch sagen könnte.

Die Erzählungen des Barons hatten seltsame Bilder vor seinem geistigen Auge heraufbeschworen. Ein Haufen Spitzenhöschen lagen bunt durcheinander vor dem Kamin einer mittelalterlichen Halle. Etwas bewegte sich inmitten des Haufens, wand sich in einem immer schneller werdenden Rhythmus, bis plötzlich die Höschen wie eine Rakete explodierten und ein riesiger Hintern sichtbar wurde. Aus seinen verborgenen Spalten ergoss sich ein Strom geschmolzener Lava mit der Gewalt des Niagara durch die gesamte Halle. Als der Strom versiegt war, senkte sich der Hintern wieder, und eine Sekunde lang erschienen die angemalten Augen des Barons, zwinkerten lüstern, und das Bild verschwand wieder.

Der Baron war in Schweigen versunken. Es war fast quälend, diesen Mann so dumpf vor sich hinbrüten zu sehen.

„Hören Sie“, sagte Toby und stand auf, „es hat keinen Sinn, dass Sie sich so verzehren. Wir sollten uns Gedanken machen, wie das Problem zu lösen ist.“

„Sie haben recht“, meinte der Baron, steckte sich eine fette Zigarre an und schob Toby die Kiste hin, damit er sich ebenfalls bediene. Nachdem der Baron eine Weile stumm geraucht hatte, fuhr er fort:

„Ich vermute, Sie wollen den Auftrag annehmen, sonst wären Sie wohl kaum aus München angereist.“

„Sie bezahlen in Silber?“

„Ja. Wie vereinbart. Sie dürfen sich aus meiner Schatzkammer einen silbernen Becher aus dem sechszehnten Jahrhundert aussuchen. Es handelt sich dabei um echte Raritäten. Ich hoffe, Sie können das würdigen!“

„Ja, das kann ich. Der Becher wird in meinem Haus einen Ehrenplatz erhalten.“

„Dann sind wir uns einig. Sie werden hier in der Burg wohnen und meine Frau unauffällig beobachten. Wenn Sie herausfinden, woran die völlige Prüderie meiner Gemahlin herrührt, mir diese Gründe belegen und beweisen, gilt Ihr Auftrag als erfüllt.“

„Einverstanden.“

Toby war entzückt über die Aussicht, an allem teilzuhaben, was der Haushalt des Barons an Genüssen bot; insbesondere die körperlichen.

Der Baron läutete. Kurz darauf erschien der Butler und wurde vom Hausherrn entsprechend instruiert.

Henri führte den neuen Gast in ein Zimmer, das für ihn zurechtgemacht worden war. Es war groß und elegant, jedoch in einem etwas bizarren Geschmack eingerichtet.

 

Durch die Glastür sah man eine Fülle von Bäumen, die überall in dem riesigen, die Burg umgebenden Park einzeln oder in Gruppen standen. Toby trat auf den Balkon hinaus, der sich um das ganze obere Stockwerk der Burg herumzuziehen schien.

Es begann schon dunkel zu werden, und von irgendwoher hörte er Musik. Da es bis zum Abendessen noch Zeit war, beschloss Toby zu duschen und sich in aller Ruhe umzuziehen. Ein Schrank mit der notwendigen Garderobe stand ihm zur Verfügung. Ha, dachte Toby, der alte Fuchs hat dieses Komplott schon seit langem vorbereitet.

Ein Klopfen an die Tür riss ihn aus seinen Gedanken, und ohne sich etwas dabei zu denken, rief er: „Herein“ und vergaß dabei ganz, dass er splitternackt mitten im Zimmer stand.

Ein Zimmermädchen kam mit einem Stapel Bettwäsche in den Armen herein. Um sich zu bedecken, ehe sie ihn im Adamskostüm sah, ergriff Toby das oberste Laken und schlang es um seinen nackten Körper. Das arme Mädchen, das nicht wusste, was geschehen war und warum, ließ die Wäsche fallen und fiel über sie. Sie blickte wie ein verängstigtes Tier zu dem neuen Gast auf.

Toby sah sicher komisch aus in der Toga, in der er an einen römischen Senator erinnerte, und sie hielt ihn wohl für einen Geist. Um sie zu beruhigen, beugte sich Toby über das Mädchen, aber noch ehe er ein Wort sagen konnte, fiel sie in Ohnmacht.

Ein äußerst zartfühlendes Geschöpf, dachte Toby.

Ihr enganliegendes schwarzes Kleid bildete einen beunruhigenden Kontrast zu der leuchtend weißen Bettwäsche. Wenn auch ihr Gesicht fast so bleich war wie die Laken, ihre Arme waren entzückend rosa. Als Toby sich bückte, um sie hochzuheben und aufs Bett zu legen, bemerkte er eine halb herausgerutschte Brust, die in dem Bemühen, die Fesseln zu sprengen, fast barst.

Er konnte nicht widerstehen, und musste dem strammen Hügel einen Kuss geben. Als ob er nur darauf gewartet habe, quoll der herrliche Busen triumphierend aus seiner Falle heraus.

Vor seinen Augen reckte sich eine kleine süße Warze, darum bettelnd, dass man sie liebkose. Seine Zunge sprang zu diesem Zweck wie eine vorschnellende Schlange heraus, um diese zarte Knospe behutsam zu massieren, und webte ein feuchtes Netz um sie herum.

Unmerklich richtete sich die kleine Knospe auf, und beim Anblick ihrer provozierenden Steifheit spürte Toby, wie sein Glied unter der improvisierten Toga anschwoll.

Mit jedem Pulsschlag schwoll es stärker, bis er spürte, dass der Kopf bis zum Bersten voll war. Wie der Stab eines Dirigenten begann es feierlich auf und ab zu schwingen. Es zuckte und kochte vor Ungeduld, konnte kaum noch an sich halten.

Das Kleid des Dienstmädchens war über die Schenkel hochgerutscht, und man sah schwarze Spitze, die den köstlichen Anblick noch köstlicher machte. Seine Finger strichen sanft über ihre anmutigen Glieder, tasteten sich wie Diebe in eine Region vor, die seinen Augen noch verborgen war, deren wundervolle Symmetrie er aber schon ahnte.

Alles an diesem lieblichen Geschöpf war gepflegt, vielversprechend und harmonisch. Nicht ein Pickel oder Fleckchen war zu sehen. Seine schnell arbeitenden Finger fanden ihren Weg im Dunkel, und plötzlich entdeckten sie die ersten krausen Haare an ihrer Möse. Gehörte das österreichische Dienstmädchen auch dem Verein Poils Pubiens an? Gab es so eine Gesinnung überhaupt in Österreich? Schamhaare gegen Dämonenangriffe? Ach scheiße, jetzt verfolgten ihn die Gedanken von Anna mit dem bescheuerten Namen bereits nach Österreich.

Egal. Es gab in diesem Augenblick wichtigeres. Behutsam streichelte er die Lippen ihrer Vagina entlang. Die Vulva rollte zwischen seinen Fingern, wurde feucht und warm. Der harte Matrose zwischen seinen Beinen bettelte, in See stechen zu dürfen.

In wilder Gier riss er ihr das Höschen herunter, und die süße Vagina enthüllte sich seinem zuckenden Pint. Vorsichtig ergriff er ihre Beine, spreizte diese und setzte seine Eichel an ihrer Spalte an.

Das Zimmermädchen war unverändert bewusstlos.

Toby wurde mutiger und schob seinen harten Schwanz langsam in das heiße Loch ihrer Scheide. Als er sich komplett in ihrer Möse versenkt hatte, begann er sie zu ficken. Rein und raus, vorsichtig aber doch befriedigend.

Plötzlich erwachte das Dienstmädchen. Sie stöhnte auf, klemmte in einem plötzlichen Krampf Arme und Beine zusammen und umklammerte seinen Bohrer.

Langsam schlug sie die Augen auf und blickte Toby liebevoll an.

„Oh … so wundervoll … ah, oh … ja, ficken Sie mich …“

Sie küsste ihn leidenschaftlich auf den Mund und presste Toby fest an sich. Die Zungen begegneten sich, und mit der Ruhe war es dahin. Ihre Hüften lebten, und ihr Hintern lebte, und sie sprangen und rangen, stießen und schoben, schaukelten und rollten sich wie zwei ausgelassene Gören. Die Ärsche zitterten beide, als sie gemeinsam den Orgasmus erreichten und Toby sein Sperma in ihre Scheide pumpte. Anschließend trennte er sich von dem Mädchen und zog den schlaffen Schlauch aus ihrer Möse. Sie presste ihn an ihren Bauch und bedeckte ihn mit Küssen.

„Wie heißt du?“, fragte Toby das Mädchen.

„Helene. Und Sie?“

„Toby Weston.“

„Ach, das ist ein schöner Name. Ich freue mich, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben, Herr Weston“, sagte das Mädchen und erhob sich.

Toby fragte sich, was sie plötzlich habe, und packte sie an der Taille, aber sie sagte, sie sei schon zu lange geblieben und habe Angst, entdeckt zu werden.

Mit Bedauern ließ er sie gehen. Sie versprach wiederzukommen, sobald sich eine Gelegenheit böte. Er sah auf seine Uhr. Es war gerade noch ausreichend Zeit, um sich zum Abendessen anzuziehen. Wirklich, dachte er, dieser neue Auftrag ist gar nicht so übel.

Die Burg des Barons, so spürte er, enthielt viel Interessantes, und er sollte schon bald dahinterkommen, dass die Wirklichkeit seine Vorstellungen übertraf.