Tobias Frei – Erklärungen zum Römerbrief

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Vers 15

Auch dieser Vers trifft leider voll auf den natürlichen Menschen zu, ob wir es glauben wollen oder nicht. Wenn es gesetzlich erlaubt würde, gewisse Menschen ohne Konsequenzen töten zu dürfen, wird der Mensch schnell zur Bestie, auch der brave Buchhalter von nebenan. Die Geschichte zeigt es uns auf, wenn wir es nicht wahrhaben wollen. Brave deutsche Bürger wurden zum wahllosen Morden außerhalb des Kriegsgeschehens fähig, als die Juden von der damaligen Obrigkeit zu Freiwild erklärt wurden. Viele schalteten da das Gewissen aus und töteten Menschen grundlos und ohne Gerichtsverfahren, die erstens nicht im Krieg mit Deutschland standen und zweitens keine todeswürdigen Vergehen begangen hatten. Dieses Beispiel aus dem Nationalsozialismus erwähne ich an dieser Stelle nur, weil es vielleicht das bekannteste in der deutschsprachigen Region ist und nicht, um speziell die Deutschen zu kritisieren. Die Menschen allgemein sind zu solchem fähig, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Der Mensch ist fähig, jemanden für einen einzigen Euro zu töten. In Entwicklungsländern geschehen gar Morde wegen ein paar lausigen Cents.

Vers 16

Verwüstung und Elend sind die Folgen der Selbstsucht, Mordlust und Profitgier. Unternehmen werden finanziell ausgehöhlt, weil die Geldliebe der Manager unersättlich ist; Völker werden ermordet, weil die Machtgier der Regenten keine Grenzen kennt und so fort. Verwüstung und Elend sind auf den Wegen des Menschen. Um es kurz zu sagen: Aus der Sicht des vollkommenen Gottes ist jeder Mensch nur dazu fähig, sein erhabenes und menschenfreundliches Gesetz zu brechen. Die einen tun es auf subtile, nicht auf den ersten Blick erkennbare Weise, die anderen vollbringen es offensichtlich.

Dabei ist zu beachten, dass die kleinste Gesetzesübertretung eine Verwerfung seines Wortes darstellt. Nicht nur Schwerverbrecher sind Gesetzesübertreter. Wir alle, alle natürlichen Menschen, haben Gottes Gesetze mehrfach gebrochen, auch wenn wir daneben viele gute Projekte im Herzen hegen. Letztere machen das Erstere nicht ungeschehen. Machen Sie sich bitte nichts vor, liebe Leserinnen und liebe Leser!

Verse 17. 18

17und den Weg des Friedens haben sie nicht erkannt.« 18»Es ist keine Furcht Gottes vor ihren Augen.« (Röm 3, 17. 18)

Vers 17

Kein natürlicher Mensch läuft auf dem Weg des Friedens. Auch wir Christen gingen nicht diesen Weg, denn nicht hat uns Gott aufgrund eines guten Wandels erwählt. Er hat uns aus Gnade erwählt. Dazu kommt, dass Er uns gerufen hat, nicht wir Ihn (Joh 15, 16).

Vers 18

Wäre Furcht Gottes beim Menschen, würde er sich nicht täglich befleißigen, Gottes Gesetz zu übertreten. Es sind nicht die einzelnen Individuen, die das tun. Auch die Nationen verwerfen Gott in ihrer Gesamtheit. Es werden frisch und fröhlich gleichgeschlechtliche «Ehen» bewilligt und Kinder im Mutterleib getötet. Und das alles völlig legal, obschon der Herr dagegen gesprochen hat (3. Mose 20, 13; 4. Mose 35, 30*).

*Das Gebot «Du sollst nicht töten» gilt auch bei ungeborenem Leben. Gott spricht am Tag der Zeugung von seinem Sohn (Ps 2, 7; Apg 13, 33; Hebr 1, 5; Hebr 5, 5). Er wurde nicht erst nach der Geburt sein Sohn. – Wehe, wer ungeborenes Leben antastet!

Verse 19. 20

19 Wir wissen aber, dass alles, was das Gesetz sagt, es denen sagt, die unter dem Gesetz sind, damit jeder Mund verstopft werde und die ganze Welt dem Gericht Gottes verfallen sei. 20Darum: aus Gesetzeswerken wird kein Fleisch vor ihm gerechtfertigt werden; denn durch Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde. (Röm 3, 19. 20)

Vers 19

Das Gesetz spricht zu den Juden. Folglich können sich die Juden nicht des Gesetzes rühmen, denn sie müssen einsehen, dass sie es in der Gesamtheit nicht halten können. Es gibt keinen, der nicht gefehlt hat. Somit wird auch der Mund der Juden verstopft – sie schaffen es genauso wenig aus eigener Kraft durch Gott gerecht gesprochen zu werden, wie es jene aus den Nationen nicht schaffen (Röm 1, 18–22). Die ganze Welt ist dem Gericht verfallen.

Vers 20

Dies ist eine sehr wichtige Erkenntnis. Das Gesetz wurde eingeführt, um dem Menschen zu zeigen, was ihn ihm ist. Es offenbart der Menschheit, dass nichts Gutes im Menschen wohnt, genau wie es Christus gesagt hatte (Mk 7, 20). Die Aussage der Bibel steht somit im Widerspruch mit der irrigen Meinung der Menschheit, dass im Menschen

Gutes wohnen würde. Letzteres basiert auf einer Lüge. Und schließlich wissen wir, dass der Teufel der Vater der Lüge ist und Gefallen daran hat, alles Göttliche zu verdrehen oder in Frage zu stellen.

Verse 21–24

21 Jetzt aber ist ohne Gesetz Gottes Gerechtigkeit geoffenbart worden, bezeugt durch das Gesetz und die Propheten: 22Gottes Gerechtigkeit aber durch Glauben an Jesus Christus für alle, die glauben. Denn es ist kein Unterschied, 23denn alle haben gesündigt und erlangen nicht die Herrlichkeit Gottes24und werden umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade, durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist. (Röm 3, 21–24)

Vers 21

Dieser Vers war für mich nicht auf Anhieb verständlich. «Jetzt aber ist ohne Gesetz Gottes Gerechtigkeit geoffenbart worden, bezeugt durch das Gesetz und die Propheten.» – Was ist das für eine Gerechtigkeit? Wird Gottes Gerechtigkeit nicht Genüge getan, wenn man das Gesetz in allem hält? – Sicher, doch welcher Mensch kann das? Der Mensch ist nicht fähig, auch wenn er wollte, Gottes Gesetz zu halten.

Gott hätte der Geschichte der Menschheit ein Ende setzen können. Es war bewiesen, dass der Mensch vor Gott schuldig bleibt und gerichtet werden muss. Doch dies war nicht befriedigend für den Allmächtigen. Es musste somit eine andere Gerechtigkeit her und zwar eine solche, die nicht im Widerspruch zum Gesetz steht. Diese Gerechtigkeit finden die Gläubigen in Jesus Christus, sie steht nicht im Widerspruch zum Gesetz und den Propheten.

Verse 22–24

Die Gerechtigkeit durch Jesus Christus steht – wie erwähnt – nicht im Widerspruch zum Gesetz. Das Gesetz muss voll eingehalten werden, ansonsten bleibt die Rechtsforderung gegenüber dem Menschen bestehen. Daher musste wenigstens ein Mensch das Gesetz voll einhalten. Dieser Mensch, Jesus, kam durch die Jungfrauengeburt zur Welt. Er war ohne Sünde in seinem ganzen Leben und hatte folglich nicht für etwaige Sünden zu sterben brauchen. Er konnte es aber stellvertretend für unsere Sünden tun, was er auch auf Golgatha tat. Durch sein Werk können alle, die an ihn glauben, gerecht und freigesprochen werden.

Das ist Gottes Gerechtigkeit, welche über die Anschläge des Teufels triumphiert! Nach menschlicher Sicht gab es keine Möglichkeit mehr, vor Gott zu bestehen. Der Mensch hat seit dem Sündenfall im Garten Eden und bis heute Gottes Ziele verfehlt und gesündigt. Der Lohn der Sünde ist der Tod (Röm 6, 23), so steht es geschrieben und die Schrift kann nicht aufgelöst werden (Joh 10, 35). Doch Gott vollbrachte ein Erlösungswerk in seinem Sohn, mit dem Er alle seine Feinde öffentlich beschämte. Er öffnete seiner Schöpfung, welche auf ewig verloren war, eine Türe zu Ihm in die Ewigkeit, ohne seine Gerechtigkeit anzutasten. Was für ein Werk! Was für eine Herrlichkeit!

Verse 25–28

25 Ihn hat Gott hingestellt als einen Sühneort durch den Glauben an sein Blut zum Erweis seiner Gerechtigkeit wegen des Hingehenlassens der vorher geschehenen Sünden 26unter der Nachsicht Gottes; zum Erweis seiner Gerechtigkeit in der jetzigen Zeit, dass er gerecht sei und den rechtfertige, der des Glaubens an Jesus ist.27Wo bleibt nun der Ruhm? Er ist ausgeschlossen. Durch was für ein Gesetz? Der Werke? Nein, sondern durch das Gesetz des Glaubens.28Denn wir urteilen, dass der Mensch durch Glauben gerechtfertigt wird, ohne Gesetzeswerke. (Röm 3, 25–28)

Vers 25

Christus ist ein Ort der Sühne. Der Mensch wird durch ihn mit Gott ausgesöhnt. Gott konnte in der Vorzeit die Sünden hingehen lassen, ohne seine Gerechtigkeit zu verletzen, da Er wusste, dass ein Erlösungswerk vollbracht und damit seiner Gerechtigkeit volle Genüge getan würde. Christus beweist, dass Gott gerecht ist. Er söhnt alle gottesfürchtigen Menschen der Vorzeit, der Gegenwart und der Zukunft aus, zumindest bis er wiederkommt.

Vers 26

Wie in der Erklärung zum Vers 25 schon erwähnt, beweist das Erlösungswerk Christi Gottes Gerechtigkeit. Gott ist gerecht und rechtfertigt den Menschen, der des Glaubens an Jesus ist. Wäre Gott nicht gerecht, hätte Er Gesetzesbrecher, Sünder genannt, einfach so «gerecht» sprechen können. Dies hätte Ihn aber den Platz eines ungerechten Herrschers einnehmen lassen. – Wir wissen aber, der Allmächtige sei gelobt!, dass Gott sich in keinem Punkt besudelt. Er ist perfekt und lässt dadurch alle seine Feinde verstummen. Er ist der Einzige, der es schafft, zu 100 % gerecht zu herrschen.

Bedenken wir hier eine Sache: Gottes Gerechtigkeit wurde nie geschmälert. Christus trug alle unsere Sünden. Wenn jemand mit Sünde sorglos umgeht, hat er nicht begriffen, was es kostete, die Sünde aus der Welt zu schaffen. Wir Christen sollten da besonders feinfühlig sein. Die Tatsache, dass wir als natürliche Menschen Gott nicht gefallen konnten, sollte uns nicht in eine Tatenlosigkeit führen, denn jetzt ist alles anders: Gott hat unsere alte Natur beendet und anerkennt sie nicht mehr (Röm 6, 8). Wir müssen uns nicht mehr darauf konzentrieren, dass wir es nicht aus eigener Kraft geschafft haben, vor Gott gerecht zu werden. Was wir nicht vermochten, hat Christus für uns geschafft. An uns ist es jetzt, im neu geschenkten Leben, das nicht sündigt (1. Joh 5, 18), zu wandeln. Das sind wir unserem Herrn und Erlöser schuldig. So wird Er verherrlicht. Wer jedoch am alten Leben hängt, es nicht verleugnet und weiter sündigt, zieht ein Gericht auf sich und wird nicht ungestraft davonkommen. Oder meint jemand, Gott lasse sich verspotten, indem Er seinen Sohn opfert und uns rechtfertigt, damit wir weitermachen können wie früher? Niemals!

 

Wenn du, lieber Leser und liebe Leserin, erkennen musst, dass zwischen dir und einem ungläubigen Menschen im Wandel kein Unterschied besteht, solltest du dich unbedingt im Lichte der Bibel prüfen! Denn für mutwillig begangene Sünden wird kein Schlachtopfer übrig bleiben (Hebr 10, 26), du wirst bezahlen müssen, wenn du reuelos gottlos lebst.

Vers 27

Es gibt im Heilsplan Gottes keinen Ruhm für den ach so stolzen Menschen. Gott ist es, der den Menschen, welcher in allem völlig versagt hat, gerettet hat. Obschon der Mensch im Zeitalter des Gesetzes über Jahrhunderte Zeit hatte, um Gott etwas zu beweisen, bewies er nur, dass er nicht einmal die geringste Forderung Gottes halten konnte. Das Gesetz des Glaubens ist für stolze Menschen sehr demütigend. Aufrichtige müssen anerkennen, dass sie ohne die Hilfe Christi verloren sind. Für bußfertige Herzen ist dieses Gesetz des Glaubens aber sehr kostbar.

Vers 28

Der Mensch wird durch den Glauben an den, der Gottes Rechtsforderung völlig erfüllt hat, gerettet. Wer an Christus glaubt, wird gerettet (Apg 16, 31; Gal 2, 16; Phil 3, 9).

Verse 29–31

29 Oder ist Gott der Gott der Juden allein? Nicht auch der Nationen? Ja, auch der Nationen. 30Denn Gott ist einer. Er wird die Beschneidung aus Glauben und das Unbeschnittensein durch den Glauben rechtfertigen. 31Heben wir denn das Gesetz auf durch den Glauben? Das sei ferne! Sondern wir bestätigen das Gesetz. (Röm 3, 29–31)

Vers 29

Gott hat schon im Alten Testament bestätigt, dass Er König über die ganze Erde ist. Die ganze Erde ist schuldig, Ihm zu dienen (1. Chr 16, 25; Jer 10, 7; Mal 1, 11).

Vers 30

Gott ist einer – es gibt rechtmäßig keine anderen Götter neben Ihm (2. Mose 20, 3). Er wird die Juden (Beschneidung) aus Glauben rechtfertigen und das Unbeschnittensein (Nationen) durch den Glauben rechtfertigen. Niemand wird durch das Gesetz gerecht. Alle werden durch den Glauben gerettet, sowohl Juden als auch Menschen aus aller Welt (Nationen).

Vers 31

Das Gesetz wird durch den Glauben nicht aufgehoben. Das Gesetz bekam seine Rechtsforderung: das Blut. Wir wissen, dass es ohne Blutvergießen keine Vergebung gibt (Hebr 9, 22). Da wir nun gerechtfertigt worden sind, das heißt uns vergeben wurde, ohne dass unser Blut floss, musste es von einem Stellvertreter fließen. Dieser Stellvertreter ist Christus, welcher sein Blut an unserer statt am Kreuz vergoss. Nun ist die Rechtsforderung des Gesetzes erfüllt. Jeder, der nun an Christus glaubt, ist verwachsen mit seinem Tod, seine alte Natur ist mitgekreuzigt und somit beendet (Röm 6, 6). Doch der Gläubige ist nicht nur das, denn wenn er völlig mit Christus eins gemacht ist, ist er auch in Neuheit des Lebens auferstanden. Uns ist das neue, geistliche Leben geschenkt worden, auf welches das Gesetz keinen Anspruch hat, da es nicht sündigt (1. Joh 3, 6).

Das Gesetz wurde in keiner Weise aufgehoben, vielmehr bestätigt. Überhaupt wird es nicht aufgehoben (Mk 13, 31; Lk 16, 17). Doch die Beziehung der Christusgläubigen zum Gesetz wurde verändert. Als sie ohne Christus wandelten, hatten sie die Rechtsforderung des Gesetzes gegen sich gerichtet. Sie sahen sich mit einem gewaltigen Schuldschein konfrontiert. In Christus hat sich das geändert: Der alte Mensch, der mit dem Schuldschein konfrontiert war (Kol 2, 14), starb mit Christus am Kreuz. Es entstand ein neuer Mensch, dessen Natur in keiner Beziehung zum Gesetz steht (Röm 7, 6).

Kapitel 4
Verse 1–3

1 Was wollen wir denn sagen, dass Abraham, unser Vater nach dem Fleisch, gefunden habe? 2Denn wenn Abraham aus Werken gerechtfertigt worden ist, so hat er etwas zum Rühmen, aber nicht vor Gott. 3Denn was sagt die Schrift? »Abraham aber glaubte Gott, und es wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet.« (Röm 4, 1–3)

Vers 1

Anhand des Beispiels, welches uns Abraham abgibt, untermauert Paulus die Wahrheiten aus dem 3. Kapitel nochmals und veranschaulicht sie sehr schön. Durch dieses Beispiel wird nochmals sehr deutlich, dass Gott durch den Glauben rechtfertigt, nicht durch Werke.

Paulus fragt in diesem 1. Vers: «Was hat Abraham erlangt?»

Vers 2

Abraham hätte etwas zum Rühmen, wenn er aus Werken gerechtfertigt worden wäre, doch wie gesagt, nicht vor Gott. Denn, wie wir aus dem letzten Kapitel (Vers 23) wissen, haben alle gesündigt und erlangen nicht die Herrlichkeit Gottes. Wie konnte er denn Stammvater werden und überdies ein Freund Gottes (Jak 2, 23)?

Vers 3

Durch den Glauben! Das ist die Antwort auf obenstehende Frage. Abraham glaubte Gott und es wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet! Abraham wurde nicht durch eigene Leistung gerecht gesprochen, sondern durch den Glauben an Gott allein.

Verse 4–6

4 Dem aber, der Werke tut, wird der Lohn nicht angerechnet nach Gnade, sondern nach Schuldigkeit. 5Dem dagegen, der nicht Werke tut, sondern an den glaubt, der den Gottlosen rechtfertigt, wird sein Glaube zur Gerechtigkeit gerechnet, 6wie auch David die Seligpreisung des Menschen ausspricht, dem Gott Gerechtigkeit ohne Werke zurechnet: (Röm 4, 4–6)

Vers 4

Was für Werke sind hier gemeint? – Gemeint sind Werke, die der Mensch tut, um rein vor Gott dastehen zu können. Werke, um die Rechtfertigung der höchsten Instanz des Universums zu erlangen.

Der Mensch, der solche Werke tun möchte, hat nichts aus der Geschichte gelernt. Die Vergangenheit Israels zeigt sehr deutlich auf, dass eine Rechtfertigung durch solche Werke nicht möglich ist, da keine Kraft im Menschen ist, sie zu tun. Genau aus diesem Grunde vollbrachte Gott das dem Menschen Unmögliche und bereitete ihm eine Rechtfertigung, die durch den einfachen Glauben an Christus zu erlangen ist.

Durch den Galaterbrief werden wir eindrücklich davor gewarnt, Werke, zu unserer Rechtfertigung vor Gott, zu tun (Gal 3, 10. 11). Wer nämlich das Gesetz Gottes durch die eigene Kraft einhalten möchte, ist schuldig, das ganze Gesetz zu halten. Der Lohn wird angerechnet nach Schuldigkeit. Der Mensch, der durch die Einhaltung des Gesetzes vor Gott gerecht werden will, ist – wie gesagt – schuldig, das ganze Gesetz in jedem Punkt zu halten. Versagt er in einem Punkt, bleibt er dessen Erfüllung schuldig und wird somit nicht gerecht gesprochen. Da ein Mensch nie perfekt sein kann, wie das gute Gesetz Gottes ist, kann er auch nie aus eigener Kraft so weit kommen, um gerecht gesprochen zu werden. Er bleibt Gott gegenüber immer etwas schuldig. – Somit ist ein Mensch, der nur mit dem Gesetz konfrontiert ist, für immer verloren und ohne Hoffnung. Das Gesetz zeigt ihm lediglich seine Ohnmacht auf (Röm 3, 20).

Vers 5

Wer keine Werke zur eigenen Gerechtigkeit tut, sondern an Christus glaubt, der es dem Menschen möglich gemacht hat, durch den einfachen Glauben an ihn gerecht zu werden, wird gerecht gesprochen. Dies ist möglich, weil Christus alle Forderungen Gottes erfüllt hat und jeden, der an ihn glaubt, an seiner Gerechtigkeit teilhaben lässt.

Vers 6

Schon David, der zur Zeit des Alten Testaments lebte, erkannte, dass es ohne die Gnade Gottes unmöglich war, vor Gott bestehen zu können. Deshalb spricht er die Menschen glückselig, denen Gerechtigkeit ohne eigene Werke zugesprochen wird.

Verse 7–10

7»Glückselig die, deren Gesetzlosigkeiten vergeben und deren Sünden bedeckt sind! 8Glückselig der Mann, dem der Herr Sünde nicht zurechnet!« 9Bezieht sich diese Seligpreisung nun auf die Beschneidung oder auch auf das Unbeschnittensein? Denn wir sagen, dass der Glaube dem Abraham zur Gerechtigkeit gerechnet worden ist. 10Wie wurde er ihm denn zugerechnet? Als er beschnitten oder unbeschnitten war? Nicht in der Beschneidung, sondern in dem Unbeschnittensein. (Röm 4, 7–10)

Verse 7. 8

Es ist völlig klar, dass Menschen, welchen die Sünden vergeben sind, glücklich zu preisen sind. Was haben solche Wunderbares erfahren! Sie haben, trotz aussichtsloser Lage, doch noch eine Wendung im Leben bekommen. Solchen geht es wie Abraham und Sarah, welche zu alt waren, um Kinder zu bekommen, und trotzdem Eltern wurden. Sie haben, wie Abraham und Sarah, Gottes Macht zu ihrem Guten kennen lernen dürfen und können bestätigen, dass der Gott der Bibel ein guter Gott ist, welcher den Kraftlosen hilft (Röm 5, 6) und die Gebeugten aufrichtet (Ps 146, 8).

Vers 9

Paulus spricht hier immer noch von Abraham (siehe Verse 1–3), Abraham war, bis er 99 Jahre alt wurde, unbeschnitten. Danach ließ er sich beschneiden.

Wurde Abraham nun in der Zeit, wo er unbeschnitten war, gerecht gesprochen oder während der Zeit seiner Beschnittenheit?

Vers 10

Mit Klarheit wissen wir, dass ihm die Gerechtigkeit zur Zeit der Unbeschnittenheit zugesprochen wurde (1. Mose 15, 6), denn Gott sprach sie Abraham einige Jahre, bevor sein Sohn Isaak zur Welt kam, zu und er noch Abram hieß. In jener Zeit war noch nicht einmal Ismael geboren. Abraham beschnitt sich erst ein Jahr, bevor Isaak zur Welt kam (1. Mose 17, 24; 1. Mose 21, 5), also lange nach Ismaels Geburt.

Paulus’ Beweisführung, dass die Gerechtigkeit durch den Glauben und nicht durch Werke kommt, ist anhand dieses Beispiels sehr schön dargelegt. Bevor Abraham Gott von sich etwas gab (sich beschneiden ließ), erhielt er die Gerechtigkeit. Allein durch den Glauben an Gott. Hätte Abraham die Gerechtigkeit durch die Beschneidung (durch ein Werk Abrahams) erhalten, könnten wir nicht mehr sagen, man bekomme sie alleine durch den Glauben. Dann müsste man davon ausgehen, dass der Mensch zuerst etwas leisten muss, um vor Gott gerecht zu werden. Doch weil es in umgekehrter Reihenfolge ablief, können wir jetzt mit Gewissheit feststellen: Gott spricht den Menschen durch den Glauben allein gerecht und rettet ihn so unverdient vor der Strafe, die der Mensch sich durch die Sünden eingehandelt hat.