Ene Mene Miste

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Ene Mene Miste
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Ted Spooner

Ene Mene Miste

Es rappelt in der Kiste

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Ene Mene Miste

Der blaue Planet

Impressum neobooks

Ene Mene Miste

Prinzessin Mandy die Erste von Sachsen lenkte ihre goldenen Kutsche langsam in Richtung Märchenschloss. Sie war eine moderne linkische Königstochter, deshalb bewegte sie die vierunddreißig Pferdestärken selbstverständlich persönlich. Beiläufig huschte ihr Blick über ihren, mit Diamanten besetzten Cronografen. Es war 21:30 Uhr. Sie fühlte sich müde und ihre zarten Schultern waren fürstlich verspannt. Jedoch wahrte sie Contenance, schließlich entsprang sie dem edlen Geschlecht der durchtriebenen Dresdener.

Die junge Regentin hatte nach drei Monaten Blut und Schweiß eine Festeinstellung als adlige Altenpflegerin bekommen. Ein harter Job, aber sie war glücklich, dem gemeinem Volke einen Dienst erweisen zu können.

Als sie über die Zugbrücke des Burggrabens fuhr, fiel ihr die brennende Zigarette aus dem güldenen Aschenbecher. Sie bremste sofort, um die Kippe mit schlanken, manikürten Fingern auf zu heben. Aber es war ein neues Brandloch in der Fußmatte, die aus blondem Haupthaar der Skandinaviern geklöppelt war.

„Verdammte Hacke, scheiß Qualmerei,“motzte die herrschaftliche Blondine ordinär.

Ab morgen wird nicht mehr geraucht. Wenigstens nicht mehr in der Opel Corsa Kutsche, versprach sich das schlanke Weib mit der mittellangen glatten Haarpracht wieder einmal. Kokett blickte sie in den Innenspiegel. Sie sah fast aus wie Jennifer Aniston auf Drogen. Darauf war das Ossiröschen mächtig stolz. Nicht aber auf die Qualmerei. Morgen wollte sie dem Tabak entsagen. Einen Eid ablegen, auf dem Sigel des heiligen Vaters.

Aber zwischen dem Wollen und dem Tun liegt ein Meer. Im Moment war das Rauchen ihre einzige Leidenschaft und der Papst befand sich auf Bildungsurlaub in Bulgarien. Sie lächelte über ihre Inkonsequenz, wobei ihre süßen Grübchen das Gesicht noch verlockender erschienen ließen.

Sie hatte im Job mit viel Herzblut und noch mehr Einsatz eine gute Figur gemacht und den Wechselschichtdienst einer Königin gleich, gemeistert. Sie konnte sich mit viel Geschick und Geschleime in das Team der Lakaien einfügen. Die bäuerlichen Kolleginnen waren zwar neidisch auf ihre mädchenhafte, attraktive Erscheinung, akzeptierten jedoch ihren Fleiß und ihre Kollegialität.

Auch die alten Senioren wurden etwas lebendiger. Die alten Sackträger unterlagen ihrem Charme. Das zweite Köpfchen reckte sich zum Gruß.

Durch die Apanage hatte sich Mäuschen den gebrauchten Opel Corsa geleistet. Den hatte sie einer Oma aus den Rippen geleiert. Fast für lau. Jeder ist sich selbst der Nächste. Sie war im Westen der Republik angekommen. Das Träumen war beendet.

Die alte Karre war jetzt ihr kleiner Liebling. Die alte Besitzerin dümpelte eh nur lakonisch im Bett herum. Die merkte fast nichts mehr. Freute sich über ein paar warme Worte. Wie ein hungriger Straßenköter auf Lebensentzug.

Mandy hatte eigene Sorgen, sie konnte sich schließlich nicht um jeden kümmern.

Seit ihr Freund Sascha sie vor einem Monat verließ, war sie fast paranoid geworden. Bei allen alltäglich Dingen wurde sie sofort misstrauisch. Nicht gut in ihrem Job.

Der blöde Mistkerl hatte ihr vorgeworfen, nach alten Leuten zu stinken. Gammelfleisch Deo.

Sie beschwerte sich bei ihm, das er betrunken beim Sex ihr Gesicht nicht sehen wollte, sondern nur noch ihre Kehrseite bearbeitete. Diese dreckigen Pornofilme, die Sascha mit seinen verpeilten Freunden konsumierte, hatten Spuren hinterlassen, nicht nur in der Couchgarnitur. Diese miesen Perversen. Bei Hof hätte man die Brut aufs Rad geflochten.

Nach der Trennung log er seinem Pseudofreunden vor, die keusche Mandy wäre für alles zu haben, doch für nichts zu gebrauchen. Fürs Ficken zu frigide und zum Quatschen zu blöde. Außerdem stinke sie nach Oma auf dem Katzenklo. Alle Bekannten verarschten Mandy nun. Das arme Ding war schwer gekränkt. Das blaue Blut färbte sich rot.

Aber dieses mal gelang es der jungen Frau die finsteren Gedanken an den Drecksack zu verdrängen, denn ein weitaus intensiveres Gefühl schlich sich in ihren Kopf ein und übernahm die Regie.

Wie ein zartes Reh glotzte sie feige auf das rostige Garagentor. Sie fasste all ihren fehlenden Mut zusammen.

Die Kindfrau entriegelte mit dem Schlüssel das Rolltor zur Tiefgarage. Holpernd quälte sich der Corsa in die dunkle, staubige Höhle.

Sie nahm sich vor morgen konzentrierter zu fahren, mal nicht wie ein Araber. Ein Corsa ist schließlich kein edler Gaul.

Mandy lenkte in eine freie Park Bucht, drei Reihen vor dem Aufzug. So nah es eben ging. Dann schaute das Mäuschen in die, für sie furchteinflößende Tiefgarage.

Auf die schmutzigen grauen Wände und Decken. Die matten Neon Leuchten, die schon seit einigen Wochen flackerten, weil der dicke Hausmeister keinen Bock hatte, sie auszuwechseln. Sie gaben den Blick auf hunderte von Achtbeinern preis, die nur darauf lauerten, sexy Hexi in den wohlgeformten Arsch zu beißen.

Die dilettantischen Graffiti Schmierereien mit Furcht einflößenden Grimassen. Die gesprayten Fratzen sahen aus wie Honecker ohne Brille. Sie hatte Panik vor dieser dunklen Gruft und vor dem mutierten Staatsratsvorsitzenden.

Wie an jedem anderen Abend saß sie noch etwa zehn Minuten in ihrem Auto und hoffte, ein weiterer Hausbewohner würde auftauchen, um ihr den furchtlosen Ritter zu machen. Aber scheinbar saßen die schon mit ihren dicken Hintern auf dem Sofa und glotzten Realityshows, fraßen die zweite Fuhre Mettbrötchen in sich hinein. Mal was deftiges nach dem üppigen Mittagessen. Sie fühlte sich von der Welt allein gelassen.

Prinzessin konnte aber nicht noch länger warten. Sie musste dringend aufs Klo. Nervös, mit vollgelaufener Blase schüttelte sie den blonden Hohlkopf und sprach sich Durchhalteparolen zu. Ihr messerscharfer Verstand entschied, nicht auf den Sitz zu pullern.

Aber es nützte nichts. Ihre Stirn war nassgeschwitzt. Die Angst kroch an ihr hoch, wie Efeu an einem Arbeitsscheuem.

Positiv denken, so stand es letztens in der Fernsehzeitung, sei der Schlüssel zur Glückseligkeit. Schacka, du schaffst es. Genau, sei Schacka und du schaffst es aus dem Auto auszusteigen. Sie machte sich bald in die Hose, stieg deshalb mit zitterigen Beinen aus, schloss ihren kleine Blechdose ab. Einmal schnell durch den Keller schauen und zügig ab zum Aufzug. Die Blase drückte schon einige Tropfen in den durchgeschwitzten Schlüpper.

Eine Neon Lampe knallte in diesem Augenblick durch und eine Zweite begann zu flackern. Mandy erschrak entsetzlich, ihr Herz pochte rasend schnell. Das Tier mit Namen Panik schlich sich in ihren Hohlkopf ein. Hell wie eine Leuchtstoffröhre flackerte ihr Verstand. Gehetzt und ständig um sich schauend, erreichte sie den Aufzug. Als würde etwas von Sekunde zu Sekunde bedrohlicher werden. Ihre Angst wuchs und war diesmal begründet. Sie drückte den dreckigen Aufzugknopf. NICHTS tat sich. Der Aufzug war wie so oft außer Betrieb. Stinke fauler, fetter Hausmeister.

Der hatte mit der Erfüllung seiner Pflichten nichts am Hut.

Panisch schaute sich Ost Blondi um. Es schien ihr, als würden sich Schatten auf sie zubewegen. Alles Einbildung. Sie atmete tief ein, versuchte sich einzureden, das ihre Nerven ihr einen Streich spielen würden. War sie einfach nur verblödet? Nicht diesmal.

Ihr Instinkt ließ keine Zweifel aufkommen. Sie war nicht alleine, etwas näherte sich ihr, und dieses Etwas wollte nichts Gutes. Sie zitterte am ganzen Laib. Die Blase entleerte sich wie von selbst. Eine Lache bildete sich zwischen ihren zarten Stelzen.

Sie wollte schnellstens zur einige Meter entfernten Treppe laufen. Doch sie kam nicht dazu. Die Ereignisse überschlugen sich.

Das Bestie sprang Mandy an wie ein verrückter Pavian. Es hielt ihr den Mund zu und schleuderte sie mit den Hinterkopf gegen die Wand. Das warme Blut lief ihr in den Nacken. Die junge Frau spürte diesen dumpfen Schlag und den sofort einsetzenden Schmerz.

Lüstern zerrte der rasende Affe sie rücklings auf den harten Betonboden und blickte auf die am Boden liegende Frau. Ihr leichter, weißer Kittel stand offen. Gierig näselte er an ihrem T-Shirt herum und zog es hoch, über ihren Busen. Dann riss es ihr den BH herunter. Brutal krallte er sich in die weiße feste Brust der benommenen Frau. Seine Erregung wuchs. Mit der Zunge umkreiste er lüstern ihre harten, fast schwarzen Brustwarzen. Brutal biss er in das runde, weiße Fleisch. Mandy quietschte hysterisch auf.

Die Schmerzen verdrängten ihre Benommenheit abrupt. Sie versuchte diese Bestie, die sich in ihrer Brust verbissen hatte von sich herunter zu stoßen. Sie kratzte ihn an den Händen und am Hals, riss ihn an den Haaren. Die Verzweifelte versuchte sich zu drehen. Ihn von sich runter zu bekommen. Doch er war einfach zu stark, zu wild. Sein stinkender, keuchender Atem verursachte Übelkeit bei dem jungen Weib. Ihr Gekeife ging ihm mächtig auf die Nerven.

Wie ein gereizter Leopard verbiss er sich in ihre Kehle und trank ihr junges Blut.

 

Trotz Mandys verzweifelter Gegenwehr verstärkte sich sein Biss noch. Ihre Halsschlagader riss weiter auf und ihre Sehnen knirschten unter der brachialen Gewalt seiner ungeputzten Zähne.

Kreischend schrie die gequälte Frau abermals auf. Das Biest versuchte den Schrei zu ersticken. Er drückte brutal seine linke Hand auf ihren weit aufgerissenen Mund. Seine rechte Hand verkrallte sich noch tiefer in ihre linke Brust. Seinen eisernen Kiefer wollte er auf keinen Fall aus seinem Opfer ziehen. Ihr Blut lief in Strömen in sein stinkendes Maul. Er hatte einen gigantischen Ständer, wie seit Jahren nicht mehr. Dieser körperwarme Arteriensaft stimulierte seine Geschmacksnerven.

Mandy spürte diese schmutzige, grobe Hand auf ihren Lippen. Dann rutschte die Hand etwas ab. Sie biss so stark es ging in sie hinein. Das verdammte Tier schrie auf. Sein Kopf und seine Hand rutschten von ihrer nackten Brust. Aus ihrem Hals spritzte der Lebenssaft wie aus einem Atümaten.

Schmerzverzerrt glotzten seine rot unterlaufenden Augen das Mädchen an. Die junge Frau begriff schnell, das dies eine große Chance für sie war. Sie wand sich unter diesem schweren Koloss, versuchte ihn erneut ab zu werfen. Ihre Wehrhaftigkeit steigerte seine Mordlust unermesslich. Er musste ihre Flamme löschen. Der Ständer war hart wie Stahl.

Ihr Schreien wurde lauter, hysterischer voller Hoffnung auf Hilfe. Sie wollte den Kopf heben, doch der wurde brutal auf den Betonboden zurück geschlagen.

Wie unter einem grauen Schleier sah sie in diese hasserfüllte Fratze.

Sein weit aufgerissenen Mund war mit ihrem Blut verschmiert. Die Bestie war im Blutrausch, war in Rage. Die Schlampe hatte ihn gebissen. Seine Geilheit stieg ins Unermessliche. Die Ekstase des Beherrschens überwältigte ihn. Sie hatte nicht nur das Recht, sich zu wehren. Sie hatte die verdammte Pflicht.

„Du verdammtes Dreckstück, keine Gnade für dich seelenlose Matratze.“

Er steckte ihr den Zeige und Mittelfinger in die Nase und zog dadurch ihren Kopf nach hinten in den Nacken. Die Kehle war jetzt frei, schutzlos für die letzten Sekunden ihres Lebens. Wie von Sinnen beugte er sich blitzschnell über sie. Seine Zähne schlugen erneut gewaltig in ihre Kehle. Sie durchtrennten ihre Haut, ihr Fleisch, ihre Adern. Der finale Biss eines hungrigen Raubtiers.

Mandy zappelte, schlug um sich, wollte seinen Kopf weg stoßen. Es gelang ihr nicht. Mit dem Verlust des Lebenssaftes schwanden auch ihre Kräfte. Immer schwächer reagierte ihr geschundener Körper, bis die Bewusstlosigkeit ihr Martyrium ein Ende setzte.

Verzweifelt empfing sie den Tod und hätte doch so gerne gelebt.

Die Bestie merkte das keine Gegenwehr mehr vorhanden war. Doch obwohl seine Kiefer entsetzlich verkrampft waren, hielt er weiter seinen vernichtenden Biss.

Erst Minuten später löste er sich von ihr. Die Beute war erlegt. Er ließ ab von der geschändeten Frau. Sei höllischer Atem roch nach rohem Fleisch, das geilte ihn auf. Fahrig erhob er sich, schaute sich lauernd um. Aggressive Augen trafen den leblosen, zerfleischten Körper des geschundenen Mädchens. Eine wohlige Zufriedenheit durchflutete ihn. Er fühlte sich berufen, ein Henker im Namen der Gerechtigkeit. Das Urteil war vollstreckt. Doch hatte er seine moralische Grenzen überschritten. Sexuelle Gier hatte ihn beeinflusst. Das durfte nie wieder passieren. Aber er hatte es so sehr genossen die Angst in den Augen der schönen Nixe zu sehen.

Geifernd hetzte er durch das Parkhaus, bereit einen eventuellen Zeugen zu reißen. Jeder galt als schuldig. Aber es war keine Menschenseele zu sehen. Die Bewohner saßen mit ihren dicken Ärschen in ihren überhitzten Buden auf belastbaren Federkern Garnituren. Mögen die Kartoffelchips ihnen gnädig sein. Die retteten ihr Leben.

Schade um ihre verschenkte Zeit, sie hätten endlich mal etwas erleben dürfen. Abseits der Dekadenz.

Eine Rattenmama stolzierte arrogant mit ihren vier kleinen Seuchenträgern durch das Einkaufszentrum der Hochheider Ladenstadt.

Nach einer proteinhaltigen Vorspeise bestehend aus Säuferkotze stand ihnen der Sinn nach verkrustetem Milchmüsli.

Die senilen, alten Weiber aus den benachbarten Wohnblöcken machten es möglich. Sie schütteten ihre Schonkost in die Büsche.

Die Bekloppten dachten, sie würden Häschen füttern.

Auch die mit Milben versifften Tauben konnten sich einen Anteil sichern. Fett, wie aufgeblasene Luftballons konnten sie sich aus dem Stand nicht mehr in die Luft katapultieren. Eigentlich eine perfekte Nahrung für streunende Katzen. Aber die Reinlichkeitsfanatiker hatten längst vor dem wilden, stinkendem Hausmüll und den gigantischen Hundehaufen das Weite gesucht.

In dieser Idylle lenkte ein junger Mann seinen schwarzen Ford Focus auf einen freien, vermüllten Parkplatz vor dem Discounter.

Er trug eine gutsitzende, schwarze Markenjeans und ein enganliegendes grünes Hugo Boss Hemd. Seine blonden Haare wehten nicht im Wind, sie waren amerikanisch kurz geschnitten. Ein Hauch von Miami Vice.

Noch vor wenigen Stunden hatte er seiner wilden Wut freien Lauf gelassen und sich dabei ordentlich verdreckt.

Mit seinen frischen Klamotten, die der Mann gegen seine Arbeitskluft ausgetauscht hatte, fühlte er sich schon wohler. Nur die Essensreste zwischen seinen Zähnen waren unangenehm. Sie schmeckte wie Hautfetzen mit billigem Parfum.

Nach nur wenigen Metern trat er prompt in einen riesigen Hügel von Hundescheiße. Laut fluchend streifte er die Exkremente an der Bordsteinkante ab. Verbleibende Reste würde der Boden des Einkaufparadieses erledigen. Der Mann lächelte listig. Geben und nehmen lautete seine Devise.

Marcel schlenderte, wieder etwas besser gelaunt, durch die Hochheider Ladenstadt. Es war Montag, sein erster von fünf Urlaubstagen. Mehr konnte er seinem Chef nicht aus den Rippen leiern. Ständig spielte der den großen Lenker hatte aber Ahnung von irgendwas.

Heute Abend wollte es der Mac Marcel so richtig krachen lassen. Leider alleine, denn die Mädels verstanden ihn nicht. Sein introvertiertes Verhalten brachte die Frauenherzen nicht gerade zum schmelzen. Obwohl er ein aus gesprochen attraktives Gesicht besaß, mit einem athletischem Körper. Die Weiber merkten, das er nicht ganz dicht im Schädel war. Mit dem Vorsatz einer erträumten guten Laune spazierte er in Richtung Kaufland, dem hier ansässigen Discounter. Ein Fläschchen Sekt und zwei Pizza Baguettes durften es schon sein. Einen romantischen Abend erleben. Mit sich selbst und der schnellsten Hand im Wilden Westen.

Die potentiellen Kunden waren in großer Anzahl unterwegs. Er wurde ständig angerempelt, rempelte zurück und ließ einige böse Worte fallen. Er stellte sich vor wie es wäre, einigen von denen in ihre blöde Fresse zu schlagen.

Ohne wichtigen Grund hatte Marcel sich wieder über wenig aufgeregt. Hätte sich bei einem Neurochirurgen endlich ein Gehirn transplantieren lassen sollen. Zu spät.

Ein ihm bekanntes, furchterregendes Gefühl nahm Anlauf, ihn zu überholen. Schlagartig rutschte ihm sein Herz in die Hose. Aber es ließ sich nicht mehr stoppen. Mac kannte die Vorgehensweise seines labilen Hirns.

Sein Blick vernebelte sich. Die Wände der Häuser bewegten sich bedrohlich auf ihn zu. Wieder diese Angst vor Allem und Jedem.

Marcel wurde zunehmend unruhig. „Nicht jetzt, nicht gerade hier!“ Doch seine beginnende Panikattacke konnte er nicht mehr kontrollieren.

Seine Beine fingen an zu zittern, sein Herz schmerzte und pochte schnell und taktlos. Der Kopf war kurz davor zu explodieren. Aber der junge Mann zwang sich, nicht zu schreien. Nicht jetzt, nicht hier. Nur ein verzweifeltes Stöhnen drang aus seinem Mund. Hunderte von laut kreischenden Möwen schienen sich im Sturzflug auf ihn zu stürzen. Er versuchte seinen Kopf mit den Händen zu schützen. Vergeblich. Die spitzen Schnäbel hackten aggressiv auf ihn ein. Der junge Mann schrie wie von Sinnen. Es war sein ständiger, schrecklicher Todeskampf. Ein paar von den Mistviechern konnte er erwischen. Er riss ihnen die Köpfe ab. Doch sein Kampf war vergebens.

Immer mehr Angreifer stürzten sich mit ihren spitzen Schnäbeln auf ihn. Doch Mac war nicht völlig hilflos. Auch diesmal rettete ihn sein zusammenbrechender Kreislauf. Die Beine knickten ein, der Mann fiel nach vorne und wurde bewusstlos. Eine perfekte Reaktion von Körper und Geist.

Selbst der dümmste Passant hatte schnell bemerkt, das irgend etwas nicht stimmen konnte. Nach dem Gebölke. Nun standen sie gaffend um ihn herum. Einige waren erschrocken, andere glotzten nur neugierig. Einige lachten und ulkten. Morgens schon besoffen, geiferten sie böse. Hartz 4 macht es möglich. Denen geht es viel zu gut.

Vorurteile von extrem dummen Menschen. Einige schienen blau wie der Enzian.

Das alles von ihren Steuern. Dieses Gesocks sollte in ein Arbeitslager deportiert werden. Die extrem dummen Menschen spotteten auf Teufel komm raus.

Nach nur wenigen Minuten kam Marcel zu sich. Mühsam rappelte er sich hoch. Der Mann schämte sich entsetzlich. Sein Blick fiel in manche feisten Gesichter. Es fiel ihm nicht schwer, ihre Gedanken zu erahnen. Ihre kränkenden Worte hatte er nicht verstanden, sein Gehirn befand sich auf der Standspur. Er hätte besser weiter schlafen sollen. Ein stilles Herz, das war sein Wunsch. Aber es ging weiter. Entertainment. Die Leute wurden auf den Punkt gut unterhalten. Für Gesprächsstoff war gesorgt. Doch sie sollten sich hüten, der Abend kommt und mit ihm die Dunkelheit.

Einen Rettungswagen hatte niemand alarmiert. Nicht für so einen Parasiten.

Marcel ging zurück zu seinem Auto. Seine fette Fete war gelaufen. Die ihm bekannten Depressionen überzogen,wie nach jedem Anfall, seine Gedanken mit tiefem Selbstmitleid. Nicht mal ein wenig Spaß schien vom Schicksal vorgesehen. Doch tief in Marcels Unterbewusstsein kochte etwas. Ein brodelnder Vulkan aus Wut und Verachtung. Diese verdammten Ignoranten kommen auf seine Liste. Der Schlachtplan musste schnellstens abgearbeitet werden. Seines Friedens wegen.

Opa Karl zog sich seine ausgelatschten Slipper an. Viel ihm nicht so leicht, bei dem vielen Bauchspeck. Die weiße, noch immer volle Haarpracht über seinem mürrischem Gesicht ließ keinen Zweifel aufkommen. Ein Kerl mit dem keiner etwas zu tun haben wollte.

Die vierzig Jahre Wechselschicht hatten ihm den Rest an Freude ausgetrieben. Aus ihm den Arsch gemacht, der er jetzt war.Seine für ihn viel zu nette Frau hatte einige Jahre nach der Geburt das Weite gesucht. Das nahm ihr der Alte immer noch übel. Das sie an einem Hirntumor elendig verreckt war, eine Unverschämtheit.

Karl zog sich mühsam auch seine verfilzte Joppe an. Sein alter Freund Bert musste abends mit Opi noch mal Gassi gehen.

Das kam dem Alten gerade recht. Noch einmal raus, Sauerstoff tanken. Der Frührentner war froh, das ihm wenigstens sein 13 Jahre alter Dackel Bert geblieben war. Mit seiner grau gewordenen Schnauze stupste er den Mann drängend an.

Niemals hätte sie sich so verabschieden dürfen. Gerade jetzt, im Alter, wo er sie so dringend brauchte. Wo war Gott, unser VATER?

Karls Frau hatte den nimmermüden Terroristen für immer verlassen. Schlimmer konnte es für sie auch nach dem Sterben nicht kommen.

Der senile Depp sah das ganz anders. Statt Mitleid hatte er nur Vorwürfe zu bieten.

Auch wenn er nie das Flehen in ihren Augen vergessen würde. Erlöse mich, schienen sie zu schreien. Manchmal war ihre Mine hasserfüllt, ihn anklagend. Karl schob es auf ihre Schmerzen. Des öfteren überlegte er, sie mit einem Kissen zu ersticken. Dem Leiden ein Ende zu bereiten. Seinem Leiden! Schließlich war auch er krank und das röchelnde Stück Fleisch eine Zumutung für ihn. Doch er war zu feige, ein feiger Waschlappen. Diese flehenden Augen. Immer wenn er an sie dachte, verfluchte er sie. Was wird aus ihm.

Scheinbar war seine Liebe zu sich nicht groß genug, um mit der Konsequenz aus einer Sterbehilfe leben zu können. Der Angst vor weltlicher Strafe. Er verachtete die Gequälte. Was tat sie ihm nur an.

Natürlich ging das alles auch an ihrem Sohn Mark nicht spurlos vorüber. Der einst optimistische junge Kerl mit dem runden, rötlichem Gesicht war am Schicksal der geliebten Mutter zerbrochen. Seine Geheimratsecken wurden größer, das Gesicht runder. Dadurch wirkten die Äuglein noch schmaler. Bald würde er aussehen wie Helmut Kohl.

Er zog sich mehr und mehr aus seiner Umwelt zurück. Seine Antworten wurden einsilbig. Alles nervte ihn. Ständig diese Müdigkeit, diese Gleichgültigkeit. Mark war teilnahmslos, zerrissen in sich selbst. Er kapselte sich von seinen besten Freunden ab und wurde dadurch zum Ziel von Spott und Hohn. Die Blähköpfe hielten ihn für arrogant, diese oberflächlichen Scheisser.

 

Der Sohn konnten das lange, qualvolle Leiden und den entsetzlichen Todeskampf des liebevollsten Menschen der Welt immer noch nicht überwinden. So grausam war also das Sterben. Scheiß auf Gott! Möge der gütige Buddha ihm in die verschlagene Fresse schlagen.

Nachdem Karl den Hund angeleint hatte, verließen sie das Haus und gingen gemütlich in Richtung Husemannstrasse.

Parallel zur Straße war ein von Kastanienbäumen umrahmter Gehweg. Ein idealer Platz für den abendlichen Sparziergang. Gleich am Anfang des Pfades kamen sie an einer stählernen Lokomotive vorbei, die die Stadt Duisburg schon vor vielen Jahren als Spielgerät für die Kinder aufstellen ließ.

Zwei circa 12-13-jährige Jungen waren auf dem Dach der Lok und tollten halsbrecherisch und gedankenlos auf dem Eisenmonster herum. Das Hirn sendete bei denen kein Signal der Gefahr aus. Die Dummheit ersetzte ihren Verstand.

„Seit vorsichtig“, rief der Pharisäer ihnen besorgt zu. Zu gern hätte er sie stürzen sehen.

„Pass du mal lieber auf,du alter Kacker, sonst kommt die Faust“, schrie einer der Beiden respektlos herunter. Der Andere rotzte ihm gekonnt auf die gammelige Joppe.

Karl schüttelte den Kopf und ging eingeschüchtert weiter. Früher hätte er ihnen in den Arsch getreten.

Er erinnerte sich an seine Kindheit, in der der Großvater noch der weise Ruhepol der Familie war. Da durfte man als seniler Sack noch dämlich rumsülzen und keinen hat es interessiert. Jetzt waren die Alten nur noch unnützer Ballast. Zu langsam, zu verkalkt und für alles zu haben, doch für nichts zu gebrauchen. Wie früher.

Solches Gespött hatte sich Kalle schon zur Genüge anhören müssen, wenn er Samstagmorgens auf dem Wochenmarkt mit ehemaligen Kollegen rumlaberte.

Doch die Hilflosigkeit über ihre eigene Sterblichkeit überholte sie im Galopp.

Auch sie werden sehr bald die tägliche Einsamkeit spüren, das warten auf die letzte Schüppe Dreck. Die Lebenszeit hat eigene Gesetze. Plötzlich tickt die Uhr immer schneller, bis zum Finale. Es ist keine Eile geboten. Plötzlich sind wir alt, Ballast.

Schnell wird dann aus einem Spötter ein Verspotteter. Das Schicksal wird uns ständig eines Besseren belehren.

Doch Kalle wollte diesen negativen Gedanken nicht weiter nachhängen. Ruhig schlenderte er mit Bert weiter in Richtung ``Neuer Spielplatz.`` Die beiden Opis hatten eine Menge Zeit.

Sven und Daniel amüsierten sich köstlich auf dem Dach der Lok. Angst kannten sie nicht. Bis jetzt.

Es überkam sie ein Frösteln und sie hielten abrupt inne. Unerwartet kroch eine eisige Kälte in ihnen hoch. Ein Schaudern lief ihnen über den Rücken, als hätten sie Fieber. Verwirrt starrten sie sich fragend an. Da unten stimmte etwas nicht. Sie richteten ihre Blicke auf den roten Weg. Sie erstarrten vor Entsetzen. Satan persönlich stattete ihnen einen Besuch ab, wollte mitspielen.

Zwei rote, glühende Augen schauten sie hasserfüllt an. Die Kinder spürten die Gefahr, die von diesem Wesen ausging. Nosferatu in Hochheide. Die Ratten bildeten die Vorhut.

Dann ging alles ganz schnell. Ihr Körper hatte nicht einmal Zeit eine Gänsehaut zu bekommen.

Wie ein Schatten schnellte Luzifers Gehilfe hoch und krallte sich mit brutalem Griff die hohlen Hinterköpfe der bösen Jungs. Er riss sie so herum, das sie sich gegenseitig ansehen mussten.

Schnell und erbarmungslos schlug das Untier die Köpfe der Kinder gegeneinander. Die Nasenbeine schoben sich in ihre Hirne. Wie heißer Mais, der gerade zu Popcorn wird, krachten die Zähne aus den Kiefern. Das Blut klatschte aus den Seiten der gewesenen Gesichter. Sie wurden zu einem klebrigen roten Mus. Das Raubtier fühlte instinktiv ihren Tod. Er hatte das Leben aus ihnen herausgepresst. Der rote Wein floss. Amüsiert schleuderte er die leblosen Körper vom Zugdach herunter. Mit grotesk verdrehten Gliedmaßen lagen die unschuldigen Kinder auf der roten Erde. Geschändete Wesen ohne Gesichter.

Der Angreifer glitt fast schwerelos auf den roten Kies des Gehwegs. Er wurde höchst erregt, als er spürte, wie das warme Blut über seine Hände lief und schnell erkaltete. Die Sünderbrut war vernichtet. Die Kleine wird erleichtert sein, die Hose blieb trocken.

Der alte Karl wunderte sich. Auf der Straße sah er den gewohnten Verkehr. Doch alles schien geräuschlos wie in einem Stummfilm. Als wäre er in einer fremden Dimension. Kein Vogel zwitscherte, keine Stimmen, nichts. Karl vermutete schon einen Hörsturz. Sehr um sich besorgt wollte er zurück in seine Wohnung, den Blutdruck messen. Ihn überkam ein übles Gefühl der Schwere. Seine Beine waren kaum mehr bereit, den morschen Stamm zu stützen. Seine Töle wurde unruhig und winselte eingeschüchtert.

Karl drehte sich um und sah das grauenhafte Szenarium, ohne Ton, aber mit gewaltigen Effekten.

Selbst sein Fiffi hielt endlich die Schnauze.

Der Radiowecker grölte um 6:30 Uhr. Er riss Mark unsanft aus dem Schlaf. Irgend so ein Schlager Heini trällerte was von Brautkleid und ewiger Liebe. Angewidert schlug der verkaterte Mann auf den Wecker. Ihm war nicht nach Schmalz, denn er musste um 8:00 Uhr beim Jobcenter auf der Matte stehen.

Er hatte Angst vor dem Termin. Sein Mund war trocken und das Gefühl im Magen versprach nichts gutes. Nervöser Durchfall. Aber der junge Mann durfte den Termin nicht versäumen, komme was da wolle. Sonst bekäme er fetten Ärger mit der noch fetteren Vermittlerin Krämer. Sie hatte ihm schon eine Geldsperre in Aussicht gestellt. Nichts tat die Henne für ihn. Kein reguläres Jobangebot. Eine Chance für eines Leben, Perspektive. Anblaffen, kritisieren und bestrafen. Eine von den nicht ambitionierteren Hexen. Sie zog dunkle Schleier über die anvertrauten Delinquenten.

Die Frau hatte sich zum bösen Geist seines Lebens entpuppt. Seit Mark vor zwei Jahren arbeitslos wurde, machte sie ihm das Leben zur Hölle. Er hätte nicht die richtige Einstellung bei der Jobsuche. Nach zwei schikanösen Bewerbungsseminaren war er genau so klug wie vorher.

Sich schön und verlogen anpreisen gehörte schon lange zum Alltag der Untermenschen.

Mark war sehr enttäuscht, als ihm damals die Kündigung seiner Firma per Einschreiben ins Haus flatterte. Kein persönliches Gespräch fand im Vorfeld statt. Innerhalb eines Monats musste sein Spind geräumt sein. Der Betriebsrat gab dem Personalchef das Einverständnis. Im Rahmen einer Umstrukturierung. Nach fünf Jahren hatte man keine Verwendung mehr für ihn als Lagerarbeiter. Pack schlägt sich, Pack verträgt sich. Mark hatte sich sehr angestrengt, um den schweren Job zu bewältigen. Jede Überstunde zog er an Land, verzichtete auf Urlaub, alle Erholungspausen. Zum Nulltarif.Trotzdem hatten die verdammten Asozialen sein Leben mit einem Pinselstrich zerstört. Er war gerade dabei seine Finanzen zu ordnen. Jetzt steckte er erneut im Chaos. Seine Depressionen und Angstattacken stiegen ins Unermessliche.

Kurz nach der Arbeitslosen Meldung begannen Krämers Schikanen. Als sie ihm einen Job bei der Zeitarbeitsfirma „Schwant nichts Gutes GmbH" vermittelte, träumte Mark noch von einem Neubeginn. Oder wenigstens von einer Chance. Trotz dem Supergehalt von 6,50 € Brutto wollte er sich erneut aufrappeln und sich ausbeuten lassen.

Am ersten Arbeitstag holte man ihn mit drei anderen Männern vom Hauptbahnhof Duisburg ab. Sie fuhren nach Gladbeck zu einem Discounter, um die Bestandsaufnahmen zu machen. Natürlich unter extremen Zeitdruck. Der Filialleiter machte die Vier ständig an. Ein schmieriger lauter Kerl mit Mönchsglatze, der jeder Frau auf den Arsch starrte, wirklich jeder.

Die Belegschaft schaute die Sozialschmarotzer verächtlich an. Arbeitsscheues Pack und Gesindel waren noch die harmlosesten Beschimpfungen. Die Arbeitssuchenden von morgen blähten sich mächtig auf.

Am ersten Tag 12 Stunden pausenloser Arbeit eröffnete ihnen der dauergeile Filialleiter, das die vier Sklaven auch noch am nächsten Tag benötigt würden. Davon war vorher nie die Rede. Wo sollten sie übernachten. Woher das Geld fürs Essen nehmen.

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