Über das Buch
›Die Baumeister der Welt. Versuch einer Typologie des Geistes‹, 1. Band
Romanschriftsteller sind nach Stefan Zweigs Auffassung «enzyklopädische Genies», die mit ihren Figurenuniversen eine «neue Form der Welt» schaffen. In seinen drei Essays zu Balzac, Dickens und Dostojewski versucht er einen Typus des Romanciers herauszuarbeiten, wobei die Unterschiede der Autoren im Vergleich ebenso deutlich hervortreten. Stefan Zweig schreibt hier als 30-jähriger Autor, der sich sein bisheriges Leben lang bereits intensiv auf die Werke Balzacs, Dickens und Dostojewskis eingelassen hat, und spiegelt uns durch den Filter seines Erlebens das wieder, was diese Autoren ihm bedeuten konnten. In Balzac erkennt er den Autor der Gesellschaft, in Dickens den Beschreiber des kleinbürgerlichen Lebens und in Dostojewski den, der das Individuum vor dem All beschreibt.
Balzac führt den extremen Menschen in einer Leidenschaft gegen die Gesellschaft aus, Dickens beschreibt den viktorianischen Kleinbürger in den Grenzen der Moral und im Streben nach dem kleinen Glück, und Dostojewski stürzt Leser und Helden in unmoralisch-wertfreie Abgründe ohne Mitleid.
In diesen Analysen beschreibt uns Stefan Zweig hochkomplexe Motivationszusammenhänge, denen man Satz um Satz langsam nach spüren muss und deren Tragweite man dann mit Freude, echter Bewunderung und Schaudern erkennt. Balzac, Dickens, Dostojewski – Repräsentanten der hervorstechenden Länder des 19. Jahrhunderts, Frankreich, England, Russland. So wie die Länder in den Umbrüchen waren, so haben deren Dichter dieses repräsentiert.
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