Russian Mafia King

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Aus der Reihe: Russian Mafia #2
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2

Sarah

Ich kann nicht gerade behaupten, dass es nicht von Anfang an merkwürdig gewesen sei, einem Mitglied der Mafia näherzukommen. Vor allem näherzukommen, als ich es jemals wollte. Mein Verstand hatte mir geraten auf Abstand zu ihm zu gehen und spätestens dann, als ich die Wahrheit über ihn erfahren habe, hätte ich genau das machen sollen. Zu diesem Zeitpunkt war ich allerdings nicht mehr in der Lage, genau diesen Schritt zu gehen. Wenn es um ihn geht, handle ich nicht nach meinem Verstand, sondern nur nach meinem Herzen.

Als ich mich in ihn verliebt habe, war es noch merkwürdiger für mich. Doch zu wissen, dass er nun niemandem mehr Rechenschaft abliefern muss, ist etwas völlig anderes. In ihm steckt etwas, von dem ich mir sicher bin, dass es irgendwann zum Vorschein kommen wird.

Ich habe keine Angst vor ihm. Keine Ahnung, woher ich diese Gewissheit nehme, doch ich weiß, dass er mir niemals etwas antun würde. Und deswegen ändert das Wissen darüber, dass er nun der Boss ist, nichts an meinen Gefühlen für diesen Mann. Auch, wenn es das wahrscheinlich sollte.

Ich wurde so erzogen, dass ich auf der sicheren Seite des Lebens stehe, sämtlichen Gefahren aus dem Weg gehe. Und ich weiß, dass Toli für all diese Gefahren steht, denen ich in den letzten Jahren aus dem Weg gegangen bin.

Als er betont hat, dass sich zwischen uns nichts ändern wird, habe ich ihm geglaubt. Und das tue ich auch jetzt noch. Deswegen bleibt mir nur noch übrig abzuwarten, was diese Veränderung für mich persönlich bedeutet. Und das sich dadurch nicht nur mein Liebesleben ändern wird, ist mir durchaus bewusst. Obwohl ich den Umfang noch nicht genau abschätzen kann.

„Oleg hat mir gestern Abend von der Unterhaltung mit Anatoli berichtet. Ich weiß, dass es sicherlich nicht einfach für dich ist“, erklärt Ludmilla und setzt sich dabei neben mich an den Tisch. Mit einem freundlichen Lächeln auf dem Gesicht bedenkt sie mich. „Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie es damals für mich war, als Oleg die Geschäfte von seinem Vater übernommen hat. Ich dachte, ich werde wahnsinnig“, erklärt sie lachend und verzieht dabei ein wenig das Gesicht.

„Wieso?“ Neugierig sehe ich sie an.

„Ich habe mich nie sehr gut mit meinen Schwiegereltern verstanden. Da ich nicht aus ihrer Welt kam, auf jeden Fall nicht so direkt, wie sie es sich gewünscht haben, war ich für sie immer eine Außenseiterin. Oft habe ich versucht mit ihnen zu sprechen, aber jedes Mal … genug davon. Dementsprechend hat mir aber auch niemand geholfen, mich in meine neue Rolle einzufügen. Oleg hat es zwar versucht, aber er war zu sehr damit beschäftigt, ein Chef zu werden.“

„Das tut mir leid“, murmle ich.

„Das muss es nicht. Ja, am Anfang habe ich die beiden dafür verflucht, vor allem meine Schwiegermutter war ein regelrechtes Monster. Irgendwann wurde Oleg und mir aber bewusst, dass es eine Chance für uns war. Eine Chance, Dinge zu verändern und unseren eigenen Weg zu gehen. Und genau das haben wir auch getan.“

„Das war sicherlich nicht immer einfach“, stelle ich fest, nachdem ich über ihre Worte nachgedacht habe.

„So kann man es auch ausdrücken. Mein Schwiegervater hat Oleg immer an der kurzen Leine gehalten. Selbst dann noch, als er eigentlich der Chef war. Bei Toli und Oleg war das immer anders. Deswegen weiß mein Sohn sehr wohl, was er macht und wie er auf Probleme reagieren muss, auch wenn er sicherlich das Gegenteil meinen würde. Aber Oleg hat nur selten eingegriffen in den letzten Jahren und sich vieles von außerhalb angesehen. Wenn ich genau darüber nachdenke bin ich mir doch sicher, dass Toli denkt, dass er nichts mitbekommen hat, oder zumindest nur selten.“ Ihr leises Lachen erfüllt den Raum. „Toli weiß, wie weit er gehen kann und muss, um die Interessen der Familie durchzusetzen und diejenigen zu beschützen, die ihm etwas bedeuten. Ich kenne meinen Sohn. Deswegen kann ich dir mit Gewissheit sagen, dass er dich nicht an sich herangelassen hätte, wenn er nicht gedacht hätte, dass du auch mit dieser Rolle klarkommst. Schließlich wusste er von Anfang an, dass es früher oder später so weit sein wird. Und wenn was ist, kannst du dich immer bei mir melden. Ich bin nicht so ein Drache, wie meine Schwiegermutter es war.“ Ludmilla lacht leise, wird aber sofort wieder ernst.

„Danke“, murmle ich.

„Mach dir keine Sorgen. Es wird vielleicht ein wenig dauern, doch ich bin mir sicher, dass auch ihr euren Weg finden werdet.“

Ein letztes Mal lächelt sie mich noch aufmunternd an, ehe sie aufsteht und so schnell verschwindet, wie sie aufgetaucht ist. Nachdenklich schaue ich ihr nach.

Doch es ist egal, wie sehr ich mir den Kopf darüber zerbreche, ich muss sagen, dass sie recht hat. Ich habe seit unserer ersten Begegnung schon vieles erfahren und kann mir daher sehr wohl vorstellen, dass er nicht immer der Mann ist, der er in meiner Gegenwart ist. Außerdem habe ich schon genug von diesen Kreisen gehört um zu wissen, dass nicht jeder eine Begegnung mit Mitgliedern der Mafia überlebt. Da mache ich mir nichts vor. Doch das schreckt mich nicht ab. Ich liebe diesen Mann und dabei ist es mir egal, wer er ist. Allerdings kann ich dies vor meiner Schwester und meinen Freundinnen nicht zugeben.

Sie würden mich für bescheuert erklären.

Und ja, vielleicht bin ich das ja auch. Doch in meinen Augen hat er bereits bewiesen, dass er mich immer beschützen wird. Auch wenn ich mir darüber bewusst bin, dass er durchaus in der Lage ist, Leben zu beenden und das wohl auch schon öfter getan hat, als ich es eigentlich wissen will.

Ich bin so sehr in meine Gedanken versunken, dass ich erschrocken zusammenzucke, als das Klingeln meines Handys an mein Ohr dringt. Schnell ziehe ich es aus der Hosentasche und werfe einen Blick auf mein Display. In großen Buchstaben steht der Name meiner Schwester darauf.

Robyn hatte schon immer das Talent, sich im richtigen Moment bei mir zu melden. In diesem habe ich gerade allerdings überhaupt keine Lust, mich mit ihr zu unterhalten. Ich habe genug eigene Probleme. Da will ich mich nicht auch noch mit Schwierigkeiten bei der Hochzeitsplanung oder sonst was herumschlagen. Allerdings weiß ich, dass sie so oft versuchen wird mich zu erreichen, bis ich endlich ans Telefon gegangen bin und dann wird sie mich fragen, wieso ich nicht erreichbar war. Deswegen bringe ich es lieber jetzt hinter mich, als später.

„Hi“, begrüße ich sie gut gelaunt, nachdem ich das Gespräch entgegengenommen habe.

„Würdest du mir jetzt mal sagen, wo du genau bist? Ich weiß nur, dass du geschäftlich nach Miami musstest“, kommt sie sofort zur Sache. „In der letzten Zeit haben wir nur kaum miteinander gesprochen.“

„Ja, ich bin aus geschäftlichen Gründen in Miami. Doch nicht wegen meines Berufes.“

„Sondern?“

In diesem Moment wird mir klar, dass meine Eltern sie beauftragt haben, mich anzurufen. Deswegen müsste ich eigentlich vorsichtig sein, was ich von mir gebe. Doch es ist mir egal. Mit meinem neuen Leben klarzukommen bedeutet auch, dass ich endlich zu meiner Beziehung mit ihm stehen muss.

„Toli muss sich hier um ein paar Dinge kümmern, deswegen habe ich ihn kurzfristig begleitet“, erkläre ich also.

„Warte Mal, ist das der Besitzer des Strip-Clubs?“

„Ja.“

„Wieso musst du ihn nach Miami begleiten?“

„Wir sind ein Paar“, sage ich, ohne darüber nachzudenken. Doch würde ich das, würde ich es mir vielleicht anders überlegen. Und das ist etwas, was ich gerade nicht will.

„Was?“, fragt sie, nachdem sie scharf die Luft eingezogen hat. „Ist das dein Ernst?“

An der Stimme meiner Schwester kann ich erkennen, dass sie nicht glücklich darüber ist. Dabei habe ich ihr noch nicht einmal die Hälfte der Geschichte erzählt. Sie weiß nicht, dass auf mich geschossen wurde, seinetwegen. Und sie weiß auch nicht, dass seine Familie die Mafia ist. Genauso wenig wie sie weiß, dass er das neue Oberhaupt ist. Und wenn es nach mir geht, wird sie diese Punkte auch nie erfahren. Zumindest nicht von mir.

„Du hast eine wunderbare Zukunft vor dir. Die kannst du doch nicht wirklich aufs Spiel setzen, verschwenden wollen? Und schon gar nicht wegen ihm!“, ruft sie aus, sodass ich mein Handy ein Stück vom Ohr entfernt halte, damit ich nicht taub werde.

„Du kennst ihn überhaupt nicht“, erinnere ich sie in einem scharfen Ton. Ich habe die oberflächliche Art meiner Familie schon immer gehasst. Doch langsam macht sie mich nur noch wütend.

„Das brauche ich auch nicht. Ich weiß genug über Menschen, die so sind wie er.“

Robyn lässt nicht den geringsten Zweifel daran, dass sie es ernst meint. Ich versuche etwas zu finden, was ich darauf erwidern kann. Etwas, womit ich die Chance habe, sie vom Gegenteil zu überzeugen. Aber mir ist bewusst, dass es nur klappen kann, wenn sie ihn trifft. Wenn überhaupt.

„Trenne dich von ihm. Bevor er dich in etwas hereinzieht, wo du nicht mehr herauskommst.“

Das hat er schon, denke ich. Doch ich bin schlau genug, diese Worte für mich zu behalten.

„Mom und Dad werden ausrasten. Sie werden an deiner geistlichen Gesundheit zweifeln. Und ehrlich gesagt, das tue ich auch. Und wahrscheinlich werden sie sogar verlangen, dass du wieder bei ihnen einziehst, damit du wieder zur Vernunft kommen kannst. In diesem Fall werde ich mich auf jeden Fall hinter sie stellen.“

„Deswegen würde ich dir danken, wenn du es ihnen noch nicht sagen würdest.“

„Oh nein“, protestiert sie. „Das kannst du von mir nicht verlangen und das werde ich auch nicht machen. Es geht hier schließlich um deine Zukunft. Du bist meine Schwester, da ist es mir sicherlich nicht egal. Ich kann nicht einfach daneben stehen und dabei zusehen, wie du dir alles versaust.“

 

Gerade war ich noch gelassen. Nun macht sich jedoch Verzweiflung in mir breit. Wenn sie es wirklich unseren Eltern sagt, bevor ich die Gelegenheit dazu hatte, habe ich ein riesiges Problem. Ich würde es den beiden sogar zutrauen, dass sie nach Miami kommen und mich hier suchen, bis sie mich gefunden haben.

Doch ich kann sie auch nicht einfach anrufen. Nein, dass hier werde ich ihnen persönlich sagen müssen. Und zwar nachdem sie sich das erste Mal gesehen haben, beziehungsweise, wenn sie sich das erste Mal sehen. Zumindest sieht so mein Plan aus und ich hoffe, dass er auch funktioniert.

„Ich muss jetzt auflegen. Ich wollte ein wenig an den Strand gehen“, erkläre ich ihr.

Ich habe keine Lust mich weiterhin über Toli mit ihr zu unterhalten. Sie wird ihre Meinung jetzt eh nicht ändern. Das weiß ich genau.

„Beende es“, fordert sie mich noch einmal auf.

„Wir sehen uns“, sage ich nur und lege auf. Seufzend lasse ich mein Handy auf die Tischplatte fallen und schließe die Augen. Ja, gerade kommt es mir so vor, als würde mir alles über den Kopf wachsen.

„Lass uns wirklich an den Strand gehen“, höre ich Tolis Stimme neben mir.

Langsam sehe ich zu ihm auf und bemerke, dass er seine Hand nach mir ausgestreckt hat.

„Ich habe es mit angehört. Lass uns gehen.“

Mit diesen Worten greift er nach meiner Hand und zieht mich auf die Beine. Dicht vor ihm komme ich zum Stehen. Ich muss meinen Kopf ein Stück heben, damit ich ihn ansehen kann. Doch was ich in seinen Augen entdecke, verschlägt mir die Sprache.

Sie strahlen Liebe und Zufriedenheit aus. Aber auch noch etwas anderes, was ich gerade aber nicht einschätzen kann.

„Und dann kannst du mir erzählen, was passiert ist.“

Toli küsst mich und schiebt mich vor sich her, bis wir den Privatstrand erreicht haben, der zum Haus gehört.

Auf dem Weg dorthin kann ich ein paar Männer erkennen, die uns keine Sekunde aus den Augen lassen. Es hält mir vor Augen, wie mein Leben von nun an aussehen wird, doch merkwürdigerweise stört es mich nicht. Sie halten sich im Hintergrund auf, sodass sie mich nicht stören.

Nachdem wir ihn erreicht haben, gehen wir ein paar Schritte am Meer entlang, bevor er sich in den Sand sinken lässt.

„Also, was ist los?“, fragt er mich, nachdem ich mich zwischen seine Beine gesetzt habe.

„Meine Schwester war am Telefon“, beginne ich und erzähle von dem kurzen Telefonat. Aufmerksam hört er mir zu, bis ich geendet habe.

Nachdem ich mich ein Stück in seine Richtung gedreht habe erkenne ich, dass es ihm nicht gefällt. Doch mir würde es da auch nicht anders gehen.

„Mach dir wegen meiner Familie keine Sorgen“, sage ich schnell. „Mit denen werde ich schon fertig.“

„Sie sind dein Problem, also sind sie auch meines.“ Seine Worte machen mich stutzig. Um mich noch mehr zu ihm drehen zu können, ziehe ich meine Beine an den Oberkörper.

„Was ist passiert?“, frage ich ihn nun.

„Wie kommst du darauf, dass etwas passiert sein sollte?“

„Viktor holt dich nicht jeden Morgen aus dem Bett, um mit dir darüber zu sprechen, wie schön das Wetter ist. Zumindest gehe ich davon aus. Dafür seit ihr beide nicht der Typ“, stelle ich fest. „Außerdem sehe ich dir an, dass du dich gerade lieber mit meiner Familie beschäftigst, als mit dem, was bei dir passiert ist.“

Ich versuche ihn ein wenig aufzuziehen, um seine Laune zu heben. Doch ich brauche nur einen Blick in sein Gesicht zu werfen um zu wissen, dass genau das nicht funktioniert.

Er sieht bedrückt aus. Als hätte Viktor nicht gerade gute Nachrichten für ihn gehabt.

„Jetzt bist du an der Reihe den Mund aufzumachen“, setze ich noch dazu.

Toli antwortet nicht sofort darauf. Nachdenklich sieht er mich an. Normalerweise würde ich ausweichen, da ich mir nicht sicher bin, ob es mich wirklich etwas angeht oder nicht. Und normalerweise würde ich ihn auch nicht danach fragen. Doch Ludmilla hat recht. Wir müssen unseren eigenen Weg finden. Und der sieht für mich nun einmal so aus, dass ich wissen will, was ihn beschäftigt. Auch, wenn es etwas mit den Geschäften seiner Familie zu tun hat.

„Wir wissen, wer einen der Wagen gefahren hat, die bei der Schießerei dabei waren.“ Ich zucke kurz zusammen. Über dieses Thema unterhalte ich mich nicht gerne, doch ich will es erfahren. „Er ist ein russischer Serienkiller. Wir wissen nicht genau, worauf er es abgesehen hat. Doch wir können mit Gewissheit sagen, dass entweder du oder ich das Ziel waren.“

Ich weiß nicht so genau, was ich sagen soll. Eigentlich dauert es auch ein wenig, bis die Worte bei mir angekommen sind. Doch selbst dann habe ich noch immer keine Ahnung, was ich erwidern soll.

„Wir werden ihn finden und alles in Erfahrung bringen, was wir wissen müssen, um den Drahtzieher ausfindig zu machen.“

„Ich mache mir keine Sorgen um mich“, sage ich ihm. „Ich mache mir Sorgen um dich.“

Eigentlich wollte ich diese Worte für mich behalten. Doch nun haben sie meinen Mund verlassen und ich kann sie nicht mehr zurücknehmen.

„Solange ich dich habe, wird mir nichts passieren.“ Seine Stimme ist sanft. Dann nimmt er mein Gesicht in seine Hände und küsst mich.

„Ich liebe dich“, flüstere ich, nachdem er sich von mir gelöst hat. Dabei lasse ich mich an seine Brust sinken.

„Und ich liebe dich.“ Mehr sagt Toli nicht, sondern schlingt seine Arme um mich.

Mein Gefühl sagt mir, dass wir in Schwierigkeiten stecken, dass das hier nur die Ruhe vor dem Sturm ist. Und vor allem sagt mir mein Gefühl, dass meine Eltern noch das kleinere Problem sind. Doch ich kann es nicht einschätzen, aus welcher Richtung die Gefahr kommt.

Deswegen bleibt mir nichts anderes übrig, als abzuwarten und zu hoffen, dass ich gewappnet bin.

3

Anatoli

„Jeder da draußen soll wissen, dass ich nun der Boss bin. Von mir aus kann es jeder wissen, der auf der Straße spazieren geht. Es ist mir egal, wie oft sie meinen, sich hinter meinem Rücken an meinen Vater zu wenden und meinen, dass sie ihm die Ohren voll jammern können. Ich kann machen was ich will und muss mich vor niemandem mehr rechtfertigen.“

Sämtliche Muskeln in meinem Körper sind angespannt, während ich das sage. Jeder da draußen soll wissen, dass er sich nicht mit Sarah anlegen sollte, weil er damit mich auf den Plan ruft. Und erst Recht derjenige, der es auf uns abgesehen hat. Denn es ist mir egal, ob Sarah das eigentliche Ziel dieser Schießerei war. Wer auch immer dahinter steckt, hat es wahrscheinlich auf sie abgesehen und sich damit mit mir angelegt. Und das werde ich ihn auch spüren lassen.

„Und hast du auch schon einen Plan, wie du das anstellen willst?“ Viktor zieht skeptisch die Augenbrauen nach oben. Auf diese Weise gibt er mir zu verstehen, dass er nicht ganz davon überzeugt ist. „Ich bin mir sicher, dass es egal ist, wie sehr du es ihnen unter die Nase hältst. Sie werden sich bei deinem Vater melden, weil sie versuchen werden, euch gegeneinander auszuspielen. Du weißt, dass das in der Vergangenheit in anderen Familien schon funktioniert hat. Sie werden der Meinung sein, dass sie mit ihm einen besseren Deal machen können, weil er schon länger im Geschäft ist und dafür werden sie dich so hinstellen, als hättest du keine Ahnung von dem, was du da machst.“

„Ich weiß. Und damit rechne ich auch. Man kann sagen, dass ich es vielleicht sogar hoffe. Genauso wie ich davon ausgehe, dass sie toben werden vor Wut, wenn sie erfahren, dass ihnen nichts anderes übrig bleibt, als sich damit abzufinden, dass mein Vater hier nichts mehr zu sagen hat. Er wird keinen Zweifel daran lassen, dass er damit nichts zu tun haben will. Aber sie werden sich auch wieder beruhigen und dann verstehen, dass ihnen keine andere Wahl bleibt, wenn sie Geld verdienen wollen. Denn wenn sie nicht mit mir zusammenarbeiten, werden sie das mit niemandem.“

Viktor will etwas erwidern, doch er kommt nicht weiter, als den Mund zu öffnen. Mit Schwung wird die Tür geöffnet und meine Mutter erscheint auf der Bildfläche. Mit ihrer gewohnten guten Laune kommt sie herein und stellt sich neben ihn. Keine Sekunde lässt sie mich aus den Augen.

Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich sie jemals richtig wütend gesehen habe, obwohl sie oft genug einen Grund dafür gehabt hätte. Alexej und ich haben oft genug Mist gebaut. Und zwar richtigen Mist. Auf der anderen Seite bin ich aber sicher, dass ihre positive Einstellung ihr dabei geholfen hat, in diesem Wahnsinn nicht durchzudrehen.

„Was gibt’s?“, frage ich sie, als sie keine Anstalten macht, etwas zu sagen. Ich habe das Gefühl, als würde etwas in ihrem Kopf vor sich gehen, was ich gerade nicht einschätzen kann.

Einen Moment sieht sie mich noch an. Doch dann wendet sie sich jedoch Viktor zu, der anscheinend auch nicht weiß, was er von ihrem Verhalten halten soll.

„Lässt du uns kurz alleine?“, fragt sie ihn.

„Sicher, ich muss mich eh noch um ein paar Sachen kümmern.“

Mit diesen Worten sieht er mich ein letztes Mal an, als würde er sich vergewissern wollen, ob es wirklich in Ordnung ist, wenn er geht. Deswegen nicke ich nur. Wenn meine Mutter ankommt und sich unterhalten will, muss etwas passiert sein. Und ich will wissen, was es ist.

Viktor dreht sich um und lässt uns schnell alleine. Ihm ist anzumerken, dass die Stimmung ihm unangenehm ist. Und da er nicht zwischen die Fronten geraten will, haut er lieber schnell ab.

„Was gibt’s?“, stelle ich meine Frage ein zweites Mal.

„Ich bekomme dich so selten zu Gesicht, dass ich mich einfach mal mit dir unterhalten will.“ Noch immer grinst sie mich frech an.

„Wieso glaube ich das nicht?“ Wenn sie so drauf ist, werde ich automatisch vorsichtig. Noch mehr, als bei meinem Vater.

„Ich dachte mir, dass wir über Sarah sprechen“, beginnt sie und kommt damit endlich zum Grund ihres Besuchs.

Ohne mich aus den Augen zu lassen, setzt sie sich auf einen der Stühle, die dem Schreibtisch gegenüber stehen.

Von einer Sekunde auf die andere spanne ich mich erneut an. Vom ersten Moment ihrer Ankunft in Miami sah es für mich so aus, als würden die beiden sich gut verstehen, als hätten sie einen Draht zueinander. Und ehrlich gesagt war ich froh darüber. Ich habe schon genug zu tun. Da habe ich nicht auch noch Lust und Zeit meiner Mutter zu erklären, wieso Sarah die Frau ist, die ich liebe. Nun kommt es mir aber zum ersten Mal in den Sinn, dass genau das nicht der Fall gewesen sein könnte.

„Was sollte mit Sarah sein?“, erkundige ich mich also vorsichtig.

Ich bin mir gerade nicht sicher, ob ich die Antwort darauf wissen will. Doch wenn es um Sarah geht, geht es mich etwas an. Sie ist schließlich die Frau an meiner Seite. Und meine Mutter ist die Frau, die es schafft, dass ich bei diesem Thema nervös werde.

„Ich muss zugeben, dass ich sie bewundere. In ihrem Alter hatte ich nicht immer ein klares Ziel vor Augen. Ich weiß, du bist kein Fan ihrer Eltern und nach allem, was ich gehört habe, kann ich auch nicht behaupten, dass ich sie mag, ohne sie überhaupt zu kennen. Ich gehe aber mal davon aus, dass ich sie früher oder später treffen werde. Aber in diesem Teil haben sie wirklich gute Arbeit geleistet.“

Meine Mutter legt eine Pause ein. Ich habe keine Ahnung, worauf sie hinaus will und ziehe es deswegen vor besser zu schweigen.

„Sie ist stark und weiß, was sie will. Sie ist in einer Welt groß geworden, die so komplett anders ist, als die, in der du geboren wurdest.“

„Das weiß ich“, sage ich.

Auf diese Weise will ich ihr klarmachen, dass es unnötig ist, wenn sie mir das noch einmal vor Augen führt.

„Dann wirst du wahrscheinlich auch wissen, dass dies hier eine komplett neue Situation für sie ist. Eine Welt, in der sie erst ihren Platz finden muss, was nicht immer einfach ist. Ich spreche da aus Erfahrung. Deswegen hoffe ich, dass du hinter ihr stehst und sie unterstützt. Ich weiß, dass du auch viel um die Ohren hast, doch Sarah sollte an erster Stelle stehen. Egal, was in deinem Leben los ist. Deine Welt steht und fällt mit ihr.“

Ihre Worte sorgen dafür, dass ich mich sichtlich entspanne. Ich weiß, wie meine Mutter ist, wenn sie jemanden nicht mag. Und das hier ist nun das komplette Gegenteil.

 

„Da brauchst du dir keine Sorgen zu machen“, stelle ich fest.

„Sie ist ein gutes Mädchen und mit dir an ihrer Seite kann sie die Frau werden, die sie sein soll. In ihr schlummert nämlich eine Energie, die ich so noch nie gesehen habe. Sie wartet nur darauf, endlich auszubrechen. Und auch du wirst mit ihr der Mann, der du sein sollst. Zusammen seit ihr ein unschlagbares Team.“

„Du brauchst dir wegen Sarah wirklich keine Sorgen zu machen. Sie ist bei mir in Sicherheit.“

„Das weiß ich und deswegen mache ich mir auch keine Sorgen. Du wirst nicht zulassen, dass ihr etwas geschieht. Genauso wenig wie euren Kindern.“

„Kinder?“

Mir ist bewusst, dass ich mich gerade ziemlich geschockt anhöre, obwohl ich das eigentlich überhaupt nicht bin. Doch ich habe noch nicht daran gedacht, dass wir irgendwann Kinder haben werden, eine Familie sind. Im Moment bin ich nämlich damit beschäftigt, mein Imperium aufzubauen, Sarah zu beschützen und die Zeit mit ihr zu genießen.

„Ich tendiere ja dazu, dass ihr drei Mädchen bekommt, genauso wie ich der Meinung bin, dass Viktor drei Jungs haben wird. Es wird also noch interessant bei euch werden.“

Mit einem Grinsen auf dem Gesicht, was ich gerade nicht deuten kann, steht sie auf und sieht mich einen Augenblick an. Erst dann lässt sie mich alleine.

Die nächste halbe Stunde bleibe ich in meinem Büro sitzen und denke über das nach, was sie gesagt hat. Ja, Kinder waren bis jetzt noch kein Thema zwischen uns. Aber ich brauche nicht großartig darüber nachzudenken um zu wissen, dass ich alles tun werde, was in meiner Macht liegt, um den Verantwortlichen für die Schießerei zu finden und so ihr Leben zu schützen.

Meine Mutter hat die Gabe, dass sie in die Menschen hinein sehen kann. So entdeckt sie Seiten an einem, die man selber vielleicht noch nicht kennt. Das ist einer der Gründe, wieso es mir wichtig war, dass die beiden sich treffen und Zeit miteinander verbringen. Dennoch habe ich nicht mit ihren ehrlichen Worten gerechnet.

Und wenn man es genau nimmt, waren sie genau das: ehrlich.

„Was geht dir durch den Kopf?“

Bei dem sanften Klang der weiblichen Stimme schaue ich auf und entdecke Sarah, die mit verschränkten Armen in der Tür steht. Neugierig betrachtet sie mich, ehe sie einen Schritt in den Raum macht.

Ich rutsche ein Stück mit meinem Stuhl nach hinten und bedeute ihr, dass sie sich auf meinen Schoss setzen soll. Mit einem frechen Grinsen auf den Lippen kommt sie langsam näher und setzt sich schließlich rittlings auf meine Beine. Ihre Arme schlingt sie um meinen Hals. Dabei lässt sie mich nicht aus den Augen. Ihr Gesicht ist meinem so nah, dass sich unsere Nasenspitzen beinahe berühren.

„Also?“, fährt sie fort. „Willst du es mir verraten?“

„Mir geht so einiges durch den Kopf“, antworte ich und küsse sie dann. In diesem Moment habe ich nur den Wunsch ihr nah zu sein. „Unter anderem, wie sehr ich dich liebe und wie glücklich ich bin.“

„Das bin ich auch. Auch wenn es da noch einiges gibt, was geklärt werden muss, und zwar dringend.“

Plötzlich sieht Sarah etwas niedergeschlagen aus. Ich weiß genau, dass sie an die Probleme mit ihrer Familie denkt. Das muss sie nicht extra sagen. Und wenigstens vor mir selber kann ich zugeben, dass ich mir auch schon den Kopf darüber zerbrochen habe. Aber nicht, weil ich hoffe, dass sie mich mögen, das ist mir ehrlich gesagt egal. Es ist viel eher die Tatsache, dass ich nicht weiß, wie Sarah reagieren wird, wenn sie genau das nicht tun.

„Das machen wir gemeinsam“, stelle ich fest.

„Hast du nicht schon genug um dir Ohren?“ Skeptisch sieht sie mich an.

„Deine Probleme sind auch meine. Und gerade damit werde ich dich nicht alleine lassen.“

Ich lasse keinen Zweifel daran, dass Sarah in diesem Punkt überhaupt nicht mit mir diskutieren muss. Es würde nichts an meiner Meinung ändern. Ich liebe sie und das müssen ihre Eltern verstehen. Und das funktioniert bestimmt nicht, wenn ich das Sarah alleine klären lasse. Sie sollen sehen, dass ihre Tochter bei mir in Sicherheit ist. Auch wenn sie nie erfahren dürfen, wer ich bin, das wird auch Sarah wissen. Doch das ändert nichts daran, dass ich mein Leben für sie geben würde.

Sie wird immer für mich an erster Stelle stehen.

„Ich frage mich gerade, wohin ich dich heute Abend ausführe.“

„Wir könnten auch einfach hier bleiben und uns einen schönen Abend machen“, schlägt sie vor, nachdem sie kurz darüber nachgedacht hat.

„Nein“, erwidere ich entschieden. „Ich will dich in diesem mega kurzen und engen Kleid sehen, in dem sich alle Männer zu dir umdrehen. Doch sie wissen, dass sie dich nicht bekommen können, denn du gehörst nur mir.“

„Ich besitze so eines überhaupt nicht.“

„Dann wird es wohl Zeit, dass du dir eines zulegst. Obwohl, wenn es nach mir geht, könntest du gleich eine ganze Kollektion davon besitzen“, raune ich ihr mit gefährlicher Stimme ins Ohr. In der nächsten Sekunde lasse ich meine Zunge über ihre Halsschlagader wandern, sodass ihr ein leises Stöhnen aus der Kehle dringt, welches dafür sorgt, dass ich hart werde.

Einige Sekunden rührt sie sich nicht. Sarah genießt die Berührungen und das tue ich auch. Doch ich beschließe, dass ich ein Spiel daraus machen werde.

Als ich mich zurückziehe, höre ich, wie sie einen enttäuschten Ton von sich gibt. Ich kann nicht verhindern, dass sich dabei ein freches Grinsen auf meinem Gesicht bildet.

„Ich muss mich gleich noch um ein paar Sachen kümmern. Deswegen machst du dir einen schönen Nachmittag. Du musst ja nicht hier im Haus sitzen. Ich sage Viktor, dass er einen der Männer mitschicken soll, der auf dich aufpasst.“

Nachdenklich sieht sie mich an. Ich kann mir vorstellen, was gerade in ihrem Kopf vor sich geht. Doch als ich schon denke, dass sie nachfragt, nickt sie.

Allerdings macht sie keine Anstalten sich zu bewegen. Stattdessen drückt sie ihren warmen Körper noch näher an mich heran und küsst mich ungestüm. Ich spüre das Verlangen, das von ihr ausgeht. Es sorgt dafür, dass mein Schwanz noch härter wird und aus der Hose befreit werden will.

Als würde sie das ganz genau wissen, öffnet sie meine Jeans und lässt ihre Hand ein paar Mal an ihm entlang wandern, nachdem sie ihn herausgeholt hat. Ein lautes Stöhnen entweicht mir.

Unsere Lippen finden sich und vereinigen sich zu einem leidenschaftlichen Kuss. Meine Finger wandern unter ihren Rock, schieben ihr Höschen zur Seite und streichen über ihre empfindliche Stelle. Ein Stöhnen entweicht ihr was dafür sorgt, dass ich die Kontrolle verliere.

Fest umgreife ich ihren Hintern, hebe sie hoch und setze sie auf der Platte meines Schreibtisches ab. Kurz vergewissere ich mich, dass die Tür geschlossen ist. Mir wäre es egal, aber ich bin mir sicher, dass dies bei Sarah nicht der Fall ist.

Nachdem ich mich vergewissert habe, dass sie verschlossen ist, drücke ich ihre Beine noch ein wenig auseinander und dringe in sie ein. Sarah lässt ihren Kopf nach hinten sinken und streckt mir ihre Brüste damit entgegen.

Mit der freien Hand ziehe ich ihr Top nach unten, während ich mit der anderen ihren Körper näher an mich heranziehe. Während ich immer wieder in sie eindringe, lecke ich über ihre Brustwarzen. Ich spüre, wie sie sich immer weiter anspannt und auch ich stehe kurz davor, die Kontrolle zu verlieren.

Als ich wenige Sekunden später endlich komme, bin ich völlig außer Atem. Ihr Kopf sinkt an meine Brust, während auch Sarah wieder versucht zu Atem zu kommen. Ich spüre ihren schnellen Herzschlag an meiner Haut. Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass ihre Augen geschlossen sind.

Von alleine nehme ich ihr Gesicht in meine Hände und küsse sie sanft. Die Leidenschaft ist verschwunden, doch die Liebe, die ich für sie empfinde, bleibt und wird immer stärker.

Wer auch immer es auf sie oder mich abgesehen hat, ich werde ihn finden und zur Rechenschaft ziehen. Schon alleine um Sarah zu beweisen, dass sie sich auf mich verlassen kann.