Žižek in Teheran

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SAMA MAANI • ŽIŽEK IN TEHERAN

SAMA MAANI

Žižek in Teheran

Roman

DRAVA

Die Herausgabe dieses Buches erfolgte mit freundlicher Unterstützung durch die Stadt Wien



DRAVA VERLAG • ZALOŽBA DRAVA GMBH

9020 Klagenfurt/Celovec, 8.-Mai-Straße 12

Telefon +43(0)463 501099

office@drava.at

www.drava.at

Lektorat: Bettina Mirus

Copyright © dieser Ausgabe 2021 bei Drava Verlag

Klagenfurt/Celovec

Alle Rechte dieser Ausgabe vorbehalten

ISBN 978-3-85435-954-8 (Print Ausgabe)

ISBN 978-3-85435-981-4 (Epub)

- in alter Rechtschreibung -

1

Nachdem er sich hingelegt hat

Nimmt sich der Gefängnisarzt Zeit

Um sich auf der Couch einzurichten

Klopft das Kissen zurecht, fährt sich mit den Händen

An der Hose entlang, dann durch’s Haar

Dann fällt ihm ein, daß er die Schuhe ausziehen will

Wie oft habe ich gesagt, daß er die Schuhe nicht ausziehen braucht

Es nervt, daß er glaubt für

Diese Art „Analyse“

Sich auf der Couch auch noch einrichten zu müssen

Und ich betone Diese Art „Analyse“

Und setze Analyse in Anführungszeichen

Sofern man Worte, die man denkt, betonen

Respektive in Anführungszeichen setzen kann.

Es nervt, und schon beginnt er zu reden

Die gewunderten Vögel belästigen ihn. Sie sind aus den Resten ehemaliger Vorhöfe des Himmels gebildet, also selig gewesener Menschen. Sie können nichts als sinnlos auswendig gelernte Phrasen herzusagen. Jedesmal, wenn sie die eingebläuten Phrasen abgeleiert haben, gehen sie mit den Worten

Verfluchter Kerl!

in seiner Seele auf, den einzigen Worten, deren sie, um eine echte Empfindung auszudrücken, fähig sind. Den Sinn der Worte verstehen sie nicht, haben aber eine

Empfänglichkeit für den Gleichklang der Laute.

Es macht für sie wenig Unterschied, ob man sagt:

Santiago oder Carthago

Chinesentum oder Christentum

Abendrot oder Atemnot

Ackermann oder Ariman

Ariman?

2

Ich litt, als ich nach Teheran kam

An einer Bronchitis, die ich mir bei einer Nutte geholt hatte

In Graz

Bei keiner gewöhnlichen allerdings

Ingeborg.

Wie alle Grazerinnen mit germanischen Namen

Gudrun

Gerlinde

Friedrun

Anstatt eines anständigen christlichen

Stammt Ingeborg aus einer Faschistenfamilie

Hör auf mit deinem Faschismus!

Mit meinem, LeserIn?

Die du glaubst über Graz

Oder dich

Etwas zu wissen

Was nicht heißt, daß nicht auch die anderen, mit den christlichen Namen

Franziska

Gabriela

Johanna

Von Faschisten abstammen könnten

Ausschließen

Sollte man schon gar nichts in Graz.

Und in Teheran auch nicht.

Aber ich meine, wenn ich

Keine gewöhnliche Nutte sage, was anderes.

Vor Jahren, als sie studierte

Chemie oder Biologie, es interessierte mich nicht

Jobbte sie

Im Sommer als Eisverkäuferin, in der Fußgängerzone

Ich flanierte, was man damals noch tat

Oder es schien so

Ich schleckte am Pistazieneis

Sie sagte

Ich schreibe

Später veröffentlichte sie Romane

Die Menschenverwalterin (u.a.)

Ich führte neben meiner Existenz als Analytiker

Der ich damals nicht war

Ein Leben als Schriftsteller, von dem niemand wußte

Die einzige Ingeborg.

Als ich sie kennenlernte, hatte Ingeborg einen Freund

Ich durfte nur küssen

Und steckte ein paar Mal

Den Finger in den Po, nicht ohne pistaziengrün

zu sagen Zu ihren Augen

In Teheran gibt es keine Fußgängerzone

Aber eine Viertelmillion Nutten

90% der Frauen in Teheran sind Nutten

Behauptet die Schwester, sagt aber Prostituierte statt Nutten.

Später

Als wir ein Liebespaar wurden

Mit Unterbrechungen dreieinhalb Jahre

Mehr Unterbrechungen als Jahre

Wenn man ein Doppelleben führt, lebt man länger

Doppelleben führten wir beide

So schienen die Jahre

Mit Unterbrechungen

Doppelt mal doppelt so lang.

So ein Schwachsinn, sagt Mutter

Während die Schwester ihr iPhone zückt

Um den Standard-Artikel zu finden

In dem das mit den 90% stehen soll

Laß sehen, sagt Mutter

Die Schwester liest vor

90% aller Prostituierten in Teheran haben Matura.

Nach Ablauf der dreieinhalb Jahre hatte sie einen andern

Ich gehöre ihm, sagte sie, nur ihm

Mit Betonung auf nur

Er war verheiratet

Dann verfiel sie auf die Idee, daß sie ihm so sehr gehörte

Daß er das Recht hätte, sie zu verdingen

Sie sagte verdingen, nicht verkaufen

Ich kaufte (in unregelmäßigen Abständen)

Daher die Bronchitis

Die ich mir am Abend vor meiner Rückkehr nach Teheran holte.

In den dreieinhalb Jahren

In denen wir ein Liebespaar waren

(Mit Unterbrechungen, mehr Unterbrechungen als Jahre)

Redeten wir über Romane

Die wollten wir schreiben

Gemeinsam oder jeder für sich

Die Romane sollten aufeinander verweisen

In den Romanen ging es um Graz

Und um Teheran

Graz hieß Miesen, Teheran Braunland.

Wann immer Ingeborg

In meinen Armen lag

In den dreieinhalb Jahren (mehr Unterbrechungen usw.)

Nannten wir sie braunländisches Mädchen

Und stellten uns vor, sie empfängt mich

An der Grenze zwischen Teheran und Nicht-Teheran

Sollte ich je zurück.

3

Ich bin impotent, sagte er

Ohne daß er angerufen hätte oder ein E-Mail geschickt

War er einfach gekommen

Ich bin impotent

Stand

Hinter dem niedrigen Zaun

Aus Holz, der für einen Garten in Teheran ganz untypisch ist

Wie auch der im Garten stehende Container

In dem sich meine Ordination für Psychoanalyse befindet

Für Teheran ganz untypisch ist

Wie es für Teheran

Überhaupt ganz typisch zu sein scheint

Daß dort ständig Dinge passieren

Die für Teheran (eigentlich) ganz untypisch sind.

Als es läutete, dachte ich

Es ist der Postmann

Weil ich einen Brief erwarte, ich gestehe

Von Ingeborg.

Ich bin impotent

Der Gefängnisarzt trägt ein gelbes Hemd und ein grünes Sakko

Oder umgekehrt

Jedes für sich schon unendlich geschmacklos

Ich bin impotent, quasi als Begrüßung

Wäre untypisch auch in Graz

Sonst

Machen mich professionelle Kontakte nie verlegen.

Über den Kiesweg

Folgt er mir zum Container

Und durch das Wartezimmer und eine Tür in einer Trennwand

Bestehend (die Tür, nicht die Trennwand)

Aus einer Gipskartonplatte, einer Spanplatte und einer Akustikplatte

In den Behandlungsraum.

Setzen Sie sich

Er scheint verwirrt, das heißt sein Äußeres

Wie Columbo

Aber nicht so intelligent

Obwohl Columbo auf den ersten Blick auch nicht intelligent wirkt.

Möglich, daß ich seine Hose anstarre

Weil sie mich, obwohl grün, an die Hose

Meines Analytikers, meines Lehranalytikers, erinnert

Kinz, in Graz

Den sie Rote Hose nannten

Was den Gefängnisarzt, hätte er es gewußt

In der Vorstellung

In der Psychoanalyse geht es immer um Sex

Bestärkt hätte.

Dieselben Nerven sind im Frühjahr in den Leibern von Finken, im Sommer in denjenigen von Schwalben, im Winter in denjenigen von Sperlingen oder Krähen. Nach der mir wohl bekannten Klangfarbe ihrer Stimmen sowie nach den ihnen eingepfropften Redensarten, steht die Identität der betreffenden Seelen für mich außer Zweifel.

 

Was reden Sie da?

Will ich sagen, sage aber nix

Das wäre unanalytisch

Aber einmal muß ich es sagen

Und werde.

Wann immer er nicht über seine Impotenz spricht

Spricht er

Als zitierte er aus einem Buch

Geschrieben von einem Verrückten

Aber höchst Intelligenten.

Was immer aber der Gefängnisarzt sein mag

Verrückt ist er nicht.

Das Buch, das der Gefängnisarzt zitiert

(Aber warum, in Gottes Namen, macht er das?)

Scheint eine Übersetzung zu sein

Aus einer europäischen Sprache (vermutlich)

Daß es sich um eine Übersetzung handeln muß

Merkt man Übersetzungen in die Sprache Teherans sofort an

Schneller zum Beispiel

Als man es einer Übersetzung ins Deutsche anmerken würde

Wenn überhaupt.

Die Möglichkeit, die Vögel durch das Zusammenwerfen ähnlich klingender Worte zu verwirren, hat mir oft als eine Art Kurzweil dienen und mir eine sonderbare Unterhaltung bereiten können. So scherzhaft das klingen mag, so hatte die Sache für mich auch eine ernste Bedeutung. Der obere und der niedere Gott, die ebenso gut wie ich von der Eigenart der gewunderten Vögel, auf gleichklingende Laute hineinzufallen, unterrichtet sind, spielen diese Eigenart wechselseitig gegeneinander aus. Beide haben das Bestreben, sich zurückzuhalten und immer den anderen Teil vorzuschieben; da nun durch das Hereinfallen der Vögel auf den Gleichklang jedesmal die Anziehung desjenigen Teils beschleunigt wird, zu dessen Lager die betreffenden Stimmen gehören, so läßt der obere Gott von den Personen meiner Umgebung mit Vorliebe solche Worte sprechen, die dem Stimmenmaterial des niederen Gottes angehören und umgekehrt, während ich, da mir an einer Vereinigung aller Strahlen gelegen ist, stets entsprechend entgegenzuwirken suche.

Übersetzung

Aber noch etwas anderes

4

Gedicht

Alle Teheraner sind Dichter

Auch ich

Und immer ichter

Von Kindesbeinen

Mit Kinderreimen

Graz reimt sich

Auf Teheran nich

t

Auch icht

Nicht

Wenn ich Ingeborg

Fickte

Ich den Namen

Einer Faschistin

Aber Ingeborg ist nicht

Faschistin

Ja! Natürlich

Sondern Ökologin, Esoterikerin, Feministin

Wie alle Grazerinnen

Bioresonanz

Ich fickte, wenn ich Ingeborg fickte

Im Dienste der Geschichte

Als wäre ich Jude

Aus Rache

Ein schon merklich schwächelnder Alter sagt

Geh

Im Stadtpark, in Graz

(Wunderschön übrigens)

Zu einem Halb-Afrikaner

Geh zurück!

Ich springe und reiße den Pensionistenhut vom Schädel

Und spucke

Wer weiß, hätte ich in weiterer Folge gewürgt

Als der Parkwächter kam.

Wäre ich nicht Analytiker, ich hätte gewürgt

(War ich damals aber eh noch nicht)

Ich hasse Menschen

Sagt Ingeborg

Bei Gelegenheit

Und zahlreiche Analysanden

Dennoch liebte ich

Lakritzentötung

War der Roman eines Grazers

Der Sechziger

Dessen Übersetzung in die Sprache Teherans

Drückten sie mir im Teheran

Der Siebziger (ich m.o.w. Kind)

In die Hand

Gedicht

Ich bin

Will aber nicht

Ein anderes aber war

Ein anderes aber Mutter

Seelenallein

Aber wahr

Sätze wie diese

In der Lakritzentötung

Zerstörten meine Kindheit

Ich wollte Dichter sein

Ich sagte

Als wäre ich Jude

Mit Betonung auf wäre

Daß ich kein Opfer bin, ist nicht wahr

Von Graz, aber das macht doch nicht froh

Und fickte Ingeborg

Aus Rache

Für Verbrechen, die sie gar nicht begangen

Eh net

Noch ihre Eltern

In Graz

Und in Teheran

Sucht Geschichte nach Ausdruck.

Wie der Geschichtelehrer in Graz

Der Volksdeutsche, aus dem Mund riechende, aus Siebenbürgen Stammelnde

Gesagt haben wird

In Siebenbürgen schießt auf einmal die Erde aus dem Boden heraus

Ganz genauso

Schießen in der Lakritzentötung

Auf einmal Gedichte aus der Prosa

Gottseitig bloß

Wenn sie sich treffen

Zum Abendrausch

Die Lakritzentötung handelt von einem Schloß

Im Süden (von Graz?)

Auch wenn eine Handlung als solche

Wie in allen Grazer Romanen nicht existiert.

Zwei Sorten Menschen bewohnen das Schloß

Die Innen- und die Außenbewohner

Was sie voneinander unterscheidet, weiß man nicht recht

Dürfen sich doch die Außenbewohner

Auch im Inneren bewegen, ja dies Innere sogar bewohnen

Gesetzt sie beherrschen

Den Lakritzencode.

5

Neulich, sagt der Gefängnisarzt, hab’ ich eine kennengelernt

Die mit mir intim werden wollte

Ständig, sage ich, lernen Sie eine kennen

Die mit Ihnen intim werden will

Ständig, sagt der Gefängnisarzt.

Warum, denke ich, warum lerne ich keine kennen

Die mit mir intim werden will?

Eine Musikerin, Oboistin vom

Teheraner Symphonieorchester

Das Symphonieorchester gibt es nicht mehr, denke ich

Sag’ aber nix

Beim Joggen hab’ ich sie von hinten erkannt.

Von hinten? Erkannt?

Ich kenn’ sie vom Fernsehen

Weil, wissen Sie, dieses Blond

Ich meine, Blond ist ja in Teheran gar nicht so selten

Dieses besondere Blond aber schon

Golden Brown

Der Gefängnisarzt singt jetzt

Texture like sun

Lays me down

With my mind she runs

Throughout the night

No need to fight

Golden Brown

http://www.youtube.com/watch?v=d7R7q1lSZfs

Golden brown, will ich sagen, ist nicht blond, sondern braun.

Sag aber wieder nix

In den letzten Stunden

Hat der Gefängnisarzt begonnen, gelegentlich zu singen

Ich soll alles sagen, sagt er, was mir einfällt

Und wenn mir eine Musik einfällt?

Schon fällt ihm eine Musik ein

Raftam be Sahra

Didam Ghoorbaghe

Goftam Ghoorbaghe!

Damaghet chaghe!

Dála Lalálay

Láy Lálam

Ich ging aufs Feld

Und sah die Kröte

Und sagte Kröte!

Schaust aus wie Goethe!

Dála Lalálay

Láy Lálam

Seitdem singt er

Bevor, während und nachdem er über seine Impotenz gesprochen hat

Mindestens einmal pro Stunde

Beim Joggen ist sie mir zu schnell

Ich kann sie nicht einholen

Einmal sitze ich

Auf der Parkbank und warte

Sie wird langsamer, ich sprinte

Und hole sie ein.

Was machen Sie außer Joggen?

Daß ich weiß, daß sie Oboistin ist, sag’ ich nicht

Paintball, sagt sie

Wir treffen uns

In der Sport-Bar ihres Paintball-Clubs

Female Justice

Die haben Sie dort reingelassen?

Als Mann?

Es gibt dort Männer zuhauf.

Wenn Sie wer fragt, sagen Sie

Ich bin Trainer

Es fragt aber niemand

Einen besseren Ort

Um Frauen anzumachen als Sport-Bars

Gibt es im ganzen Teheran nicht

Schick sind sie obendrein

Hallo, sage ich und setze mich

Und

Ich bin impotent

Sie schüttet mir

Das Bier ins Gesicht.

Das Bier

Dann packt sie mich, Sie entschuldigen, am Schwanz

Das weißt du erst, wenn du mich gehabt hast.

6

In ihrer Wohnung

Fängt sie an, sich zu wehren

Eine Tussi aus Nord-Teheran

Ich muß sie aber haben

Sie legt Musik auf, keine klassische

Wir trinken Whiskey mit Wasser

Ihre Stimme nervt

Ich werde zudringlich.

Was erwartest du von einem Mann?

Sie kichert, ihr Haar ist fantastisch

Frauenhaare sind meine einzige Chance

Gegen

Sie wissen schon …

Gegen die …

Genau, aber das war früher

Ich küsse und öffne

Den Reißverschluß

Dann ist es aus.

Es ist aus

Sie weiß ja, daß ich impotent bin

Ich sage es allen im voraus

Und jede glaubt, nur sie

Kann Sie heilen

Ich öffne den Reißverschluß

Und schäle den Oboistinnen-Po wie einen Apfel

Aus der Schale

Dann ist es aus

Sie gehen?

Ich bleibe und rieche

An der Strumpfhose und diskutiere

Über Gott.

Über Gott?

Muß sie irgendwie ablenken

Musikerinnen, wissen Sie, haben’s in Teheran zumal

Irgendwie mit Gott

Gott ist nur Nerv, nicht Körper, demnach etwas der menschlichen Seele …

Nicht schon wieder!, denke ich

Die Gottesnerven besitzen die Eigenschaften der menschlichen Nerven, in einer alle Begriffe übersteigenden Potenz. Sie haben die Fähigkeit, sich umzusetzen in alle möglichen Dinge. In dieser Funktion heißen sie

 

Strahlen.

Zwischen Gott und den Sternen besteht eine innige Beziehung. Ich wage nicht zu entscheiden, ob man sagen darf, daß Gott und die Sternenwelt dasselbe sind, oder ob man sich die Gottesnerven als etwas über und hinter den Sternen – und demnach die Sterne und unsere Sonne nur als Stationen – vorzustellen hat, auf denen Gott den Weg zu unserer Erde zurücklegt.

Das Buch, das der Gefängnisarzt zitiert

Muß eine Übersetzung sein, ich sagte es schon

Aus einer europäischen Sprache vermutlich

Und einer Sprache (ich werde es später kapieren)

Einer anderen Zeit.

7

Warum er

Die Frauen überhaupt jagt, will ich wissen

Und davonläuft, bevor er mit ihnen –

Das sollten Sie mir sagen

Sagt’s

Und kippt schon wieder

Ins Verrückte

Die licht- und wärmespendende Kraft der Sonne, die Ursache alles Lebens, ist eine Lebensäußerung Gottes. Weshalb denn auch die der Sonne gezollte göttliche Verehrung zwar nicht die volle Wahrheit in sich schließt, aber doch einen, von der Wahrheit nicht allzu weit sich entfernenden, Kern derselben – Es reicht!

Sie reden entweder über

Impotenz

Oder kippen in dieses Gerede

Über Gott und die Strahlen und …

Das ist doch verrückt!

Ich soll doch sagen, was mir einfällt

Das sind keine Einfälle

Das müssen Sie auswendig gelernt haben

Das sind die Worte eines Verrückten

Aber eines höchst intelligenten

Aber Sie … sind nicht verrückt.

Weder verrückt

Noch höchst intelligent

Wollte ich sagen, sag’ aber nix.

Der Gefängnisarzt

Will aufstehen

Tut leid, aber ich kann nicht mehr kommen.

Kann nicht kommen, kann auch noch etwas anderes heißen

Ich weiß, aber ich geh’ jetzt.

Macht er in der Analyse das gleiche wie bei den Frauen?

Daß er von Gott spricht oder geht

Um von der Impotenz abzulenken?

Warum kommt er mir

Aber überhaupt mit der Impotenz

(So wie er’s den Frauen ja eh auch erzählt)?

Warum kommt er in Analyse?

Nach den Stunden

Kann ich mich an keinen einzigen Satz

Dieses verrückten Textes erinnern.

Eine Wolke umhüllt mich, wenn er von den Wolken

Und Vögeln und Nerven und Gott spricht

Ist er weg, ist die Wolke und mit der Wolke

Sind Gott und die Vögel und Nerven

Dahin