Deutsche Geschichte

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Das sieg­haf­te Auf­tre­ten des Kai­sers in Rom nahm den Papst mehr ge­gen als für ihn ein. Bald ent­stand ge­gen­sei­ti­ge Ver­stim­mung: Fried­rich war ent­rüs­tet, dass der Papst das Kö­nig­reich Si­zi­li­en und das Her­zog­tum Apu­li­en nebst Nea­pel, Amal­fi und Sa­ler­no ohne ihn zu fra­gen dem Nor­man­nen­her­zog Ro­ger zu Le­hen gab; der Papst nahm es übel, dass Fried­rich nichts zur Be­frei­ung des dä­ni­schen Erz­bi­schofs Es­kil von Lund tat, der in Deutsch­land ge­fan­gen­ge­nom­men war. Un­ver­se­hens kam der von bei­den Sei­ten noch zu­rück­ge­hal­te­ne Un­wil­le zu er­schre­cken­dem Aus­bruch. Der Kai­ser hat­te in zwei­ter Ehe Bea­trix von Bur­gund ge­hei­ra­tet und da­durch, dass ihr Va­ter ohne Hin­ter­las­sung von Söh­nen starb, Bur­gund und die Pro­vence er­wor­ben, ein Ge­biet, das zwar zum Reich ge­hör­te, aber mit sei­ner über­wie­gend ro­ma­ni­schen Be­völ­ke­rung sich mehr und mehr los­ge­löst hat­te. Sei­ne Ab­sicht war, es dem Rei­che wie­der en­ger an­zu­schlie­ßen, und er hielt im Jah­re 1157 in der al­ten Bi­schofs­stadt Be­sançon einen Reichs­tag ab, um die dor­ti­gen Ver­hält­nis­se zu ord­nen. Die an­ge­se­hens­ten Her­ren von Bur­gund, der Erz­bi­schof von Vi­enne, der zu­gleich Erz­kanz­ler von Bur­gund war, der Pri­mas von Lyon und an­de­re leis­te­ten be­reit­wil­lig die Hul­di­gung, wie sich über­haupt zeig­te, dass der jun­ge Kö­nig sich be­reits im gan­zen Abend­lan­de An­se­hen er­wor­ben hat­te. Auf die­ser Ta­gung er­schie­nen zwei Ab­ge­ord­ne­te des Paps­tes, Ro­land, Kar­di­nal­pries­ter von San Mar­co, und der Kar­di­nal­pries­ter von San Cle­men­te, und über­brach­ten ein Schrei­ben des Paps­tes an den Kai­ser mit Vor­wür­fen we­gen der Ge­fan­gen­nah­me des Erz­bi­schofs von Lund, die als eine schänd­li­che Un­tat von vie­hi­scher Wild­heit be­zeich­net wur­de, an der der Kai­ser da­durch, dass er sie nicht be­stra­fe, mit­schul­dig sei. Rainald las als Kanz­ler den Brief vor und ver­deutsch­te ihn. Nach­dem der Papst die Lie­bes­be­wei­se auf­ge­zählt hat­te, durch die er den Kai­ser sei­ner vä­ter­li­chen Ge­sin­nung ver­si­chert habe, kam die fol­gen­de Stel­le: »Und es reut uns auch nicht im min­des­ten, in al­lem dei­nen Wunsch und Wil­len er­füllt zu ha­ben, ja, bei dem Ge­dan­ken, was die Kir­che Got­tes und wir selbst durch dich an Vor­tei­len ge­win­nen könn­ten, wür­den wir uns mit Recht freu­en, wenn es mög­lich ge­we­sen wäre, dass dei­ne Herr­lich­keit aus un­se­rer Hand noch grö­ße­re Be­ne­fi­cia emp­fan­gen hät­te.« Das Wort Be­ne­fi­cia hät­te Rainald mit Wohl­ta­ten über­set­zen kön­nen; aber er wähl­te das Wort Le­hen. Als Fried­rich das ers­te Mal in Rom war, sah er im La­te­ran ein Bild des Kai­sers Lo­thar, wie er dem Papst den Steig­bü­gel hält, und dar­un­ter einen Vers, der be­sag­te, dass der Kai­ser Le­hens­mann des Paps­tes ge­wor­den sei und die Kro­ne von ihm emp­fan­gen habe. Er hat­te vom Papst die Zu­sa­ge ver­langt und er­hal­ten, dass das Bild mit der In­schrift ent­fernt wür­de. Dass trotz­dem in man­chen Krei­sen Roms, na­ment­lich in der Um­ge­bung des Paps­tes, die Auf­fas­sung be­stand, der Kai­ser emp­fan­ge in Rom Kai­ser­tum und Kro­ne als ein päpst­li­ches Ge­schenk, wuss­te der Kai­ser. In die­sem Sin­ne klang das Wort Be­ne­fi­cia oder Le­hen wie eine Her­aus­for­de­rung, und in den Rei­hen der an­we­sen­den Fürs­ten äu­ßer­te sich laut und hef­tig der Zorn. An­statt den Text des Brie­fes ge­schickt aus­zu­le­gen, rief ei­ner der Le­ga­ten frech in den Lärm hin­ein: »Von wem hat denn der Kai­ser sein Kai­ser­tum, wenn nicht vom Herrn Papst!«, da­mit die Be­deu­tung, die Rainald von Das­sel in das Wort ge­legt hat­te, als rich­tig zu­ge­ste­hend. Der Pfalz­graf von Bay­ern, Otto von Wit­tels­bach, ein be­son­ders treu­er und ver­dien­ter An­hän­ger des Kai­sers, zog sein Schwert, um die Be­schimp­fung des Rei­ches zu rä­chen; der Kai­ser trat so­fort schüt­zend vor die Be­droh­ten und sorg­te da­für, dass sie un­ver­letzt in ihre Her­ber­ge ge­bracht wur­den, be­fahl ih­nen aber, un­ver­züg­lich nach Rom zu­rück­zu­rei­sen. Den gan­zen Vor­gang schil­der­te der Kö­nig den Fürs­ten in ei­nem Rund­schrei­ben, das mit den Wor­ten schloss, er hof­fe, ihre Treue wer­de nicht zu­las­sen, dass die Ehre des Rei­ches, das seit der Grün­dung Roms und Ein­füh­rung des christ­li­chen Glau­bens bis auf die ge­gen­wär­ti­ge Zeit ruhm­voll be­stan­den habe, durch eine so un­er­hör­te Neue­rung und an­ma­ßen­de Über­he­bung ge­min­dert wer­de. »Ich selbst wer­de ohne Wan­ken eher in den Tod ge­hen, als un­ter un­se­rer Re­gie­rung solch einen schmach­vol­len Um­sturz dul­den.« Der Papst hoff­te, we­nigs­tens die geist­li­chen Reichs­fürs­ten auf sei­ne Sei­te zie­hen zu kön­nen; aber er muss­te er­le­ben, dass sie ein­mü­tig zum Kai­ser hiel­ten. Sie teil­ten Ha­dri­an in ei­nem ge­mein­sa­men Schrei­ben mit, der Kai­ser habe ih­nen auf ihr Er­su­chen in ge­zie­men­der Wei­se sei­nen Stand­punkt er­klärt. Zwei Rechts­quel­len gebe es für die Reichs­re­gie­rung, habe er ih­nen ge­schrie­ben, die Ge­set­ze des Kai­sers und das Ge­wohn­heits­recht. Die Schran­ken der Kir­che wol­le er nicht über­schrei­ten, dem Hei­li­gen Va­ter wol­le er gern die schul­di­ge Ehr­furcht er­wei­sen, aber die freie Kro­ne sei­nes Kai­ser­rei­ches hal­te er ein­zig für Got­tes Be­ne­fi­ci­um. Bei der Wahl habe der Erz­bi­schof von Mainz die ers­te Stim­me, dann folg­ten die üb­ri­gen Fürs­ten, die Sal­bung zum Kö­ni­ge ste­he dem Erz­bi­schof von Köln zu, die höchs­te, die zum Kai­ser, dem Papst, was dar­über hin­aus­ge­he sei vom Übel. Er wer­de eher die Kro­ne nie­der­le­gen, als zu ei­ner Er­nied­ri­gung der Kro­ne und zu­gleich sei­ner Per­son sei­ne Zu­stim­mung ge­ben. Der Wie­der­ga­be des kai­ser­li­chen Schrei­bens füg­ten die Bi­schö­fe die Bit­te hin­zu, der Papst möge ihre Schwä­che scho­nen und den Kai­ser be­sänf­ti­gen, da­mit die Kir­che sich der Ruhe er­freue und das Reich sei­nes Ruh­mes ge­nie­ße. An­ders als vor hun­dert Jah­ren Hein­rich IV. führ­te Fried­rich I. das Zep­ter. Ha­dri­an sah sich ge­zwun­gen nach­zu­ge­ben, umso mehr, als er er­fuhr, dass Rainald von Das­sel und Otto von Wit­tels­bach, die feu­rigs­ten Rit­ter der kai­ser­li­chen Ehre, be­reits als kai­ser­li­che Ge­sand­te in Ita­li­en ein­ge­trof­fen wa­ren. Zwei Kar­dinäle muss­ten ein Schrei­ben nach Augs­burg brin­gen, wo der Kai­ser sich auf­hielt, in dem er er­klär­te, dass er das Wort Be­ne­fi­ci­um nicht im Sin­ne von Le­hen, son­dern von Wohl­tat ge­braucht habe.

Der Treue sämt­li­cher Fürs­ten si­cher, führ­te Fried­rich ein großes Heer nach Ita­li­en und er­zwang die Un­ter­wer­fung Mai­lands. Sei­ne Stel­lung ver­stärk­te sich noch da­durch, dass der Tod zwei­er Kir­chen­fürs­ten ihm er­mög­lich­te, die höchs­ten Reichs­wür­den mit Män­nern von un­er­schüt­ter­lich reichs­treu­er Ge­sin­nung zu be­set­zen: Rainald von Das­sel wur­de Erz­bi­schof von Köln und ei­ni­ge Jah­re spä­ter Chris­ti­an, der nach Rainald Kanz­ler ge­wor­den war, Erz­bi­schof von Mainz. Dass der mäch­tigs­te welt­li­che Fürst und die bei­den höchs­ten geist­li­chen Fürs­ten, Hein­rich der Löwe, Rainald von Das­sel und Chris­ti­an von Beich­lin­gen, ge­nia­le Per­sön­lich­kei­ten und kai­ser­lich ge­sinnt wa­ren, das war ein Zu­sam­men­strö­men von Kräf­ten, wie es die Mit­tags­zei­ten der Völ­ker zu be­zeich­nen pflegt. So­wohl Mai­land wie der Papst muss­ten sich der Über­macht beu­gen; al­ler­dings aber war es nur ein Zu­rück­wei­chen vor der Ge­walt, kein Auf­ge­ben der An­sprü­che. Un­aus­ge­tra­gen blieb der Streit über die Mat­hil­di­schen Gü­ter, über Si­zi­li­en und Apu­li­en, über die In­ve­sti­tur; der Kai­ser be­klag­te sich, dass der Papst ohne ihn zu fra­gen, Ge­sand­te nach Deutsch­land, der Papst, dass der Kai­ser Ge­sand­te nach Rom schick­te, wo al­les, Leu­te und Re­ga­li­en, ihm ge­hö­re. Da er nach Got­tes An­ord­nung rö­mi­scher Kai­ser hei­ße, sag­te Fried­rich, so wür­de er nur ein Schat­ten­kai­ser mit lee­rem Na­men ohne Be­deu­tung sein, wenn er die Ge­walt über die Stadt Rom aus der Hand lie­ße. Als Ha­dri­an im Jah­re 1159 im Ster­ben lag, ließ er die Kar­dinäle schwö­ren, nur einen sol­chen Papst zu wäh­len, der den Kampf ge­gen den Kai­ser zu Ende füh­re; so we­nigs­tens sag­te und glaub­te man. Die Kar­dinäle wa­ren ge­teil­ter Mei­nung: die­je­ni­gen die den Frie­den woll­ten, wähl­ten Ok­ta­vi­an, der sich als Papst Vik­tor IV. nann­te, die Geg­ner des Kai­sers je­nen Ro­land, der den ver­häng­nis­vol­len Auf­tritt auf dem Reichs­ta­ge zu Be­sançon her­bei­ge­führt hat­te; er hieß als Papst Alex­an­der III. Fried­rich hielt es für rich­tig, sich nicht selbst für einen Papst zu ent­schei­den, son­dern ein Kon­zil zu be­ru­fen; in Din­gen, die Gott be­trä­fen, sag­te er, ste­he ihm kein Ur­teil zu, aber er habe das Recht, Kon­zi­li­en zu be­ru­fen, wie Kon­stan­tin, Theo­do­si­us, Karl und Otto ge­tan hät­ten. Per­sön­lich bei­woh­nen tat er dem Kon­zil, das in Pa­via statt­fand, nicht. Nach lan­gen Un­ter­su­chun­gen und Zwei­feln er­klär­te sich die Ver­samm­lung für Vik­tor; die Ver­wer­fung Alex­an­ders wur­de da­mit be­grün­det, dass er sich dem Kon­zil nicht ge­stellt habe, dass er sich of­fen als Reichs­feind zei­ge, in­dem er sich mit Mai­land und Si­zi­li­en ver­bün­det habe, wo­durch die Zwie­tracht zwi­schen Kai­ser­tum und Pries­ter­tum ver­ewigt wer­de. Da die lom­bar­di­schen Städ­te im Au­gen­blick wehr­los wa­ren, blie­ben dem schis­ma­ti­schen Papst Alex­an­der nur zwei Mäch­te, auf die er sich stüt­zen konn­te: das Nor­man­nen­reich Si­zi­li­en und Frank­reich.

Von dem Au­gen­blick an, wo es nicht mehr durch in­ne­re Zer­würf­nis­se ge­schwächt war, blick­te Frank­reich ei­fer­süch­tig auf das Rö­mi­sche Reich deut­scher Na­ti­on. Al­ler­dings dämpf­te der be­gin­nen­de Ge­gen­satz zwi­schen Eng­land und Frank­reich die Feind­se­lig­keit Lud­wigs VII., aber sie war doch so we­nig ver­hehlt, dass Alex­an­der III. sich mit ihm ver­stän­di­gen konn­te; es ge­lang ihm so­gar, einen Frie­den zwi­schen Eng­land und Frank­reich zu­stan­de zu brin­gen. Da­mit be­gann das sich im­mer er­neu­ern­de und fes­ti­gen­de Bünd­nis, des­sen Spit­ze sich ge­gen Deutsch­land kehr­te, von dem der fran­zö­si­sche Kö­nig als Frucht die Über­tra­gung des Kai­ser­tums von Deutsch­land auf Frank­reich er­hoff­te.

 

Der Tod Vik­tors IV. im Jah­re 1164 gab Ge­le­gen­heit, das Schis­ma auf­zu­he­ben, wenn Fried­rich sich zur Aner­ken­nung Alex­an­ders be­quem­te. Es ist an­zu­neh­men, dass er dazu ge­neigt war. Ein Schis­ma führ­te viel Un­zu­träg­lich­kei­ten für das gan­ze Reich mit, es ge­hör­te zu den ers­ten Pf­lich­ten des Kai­sers, die gute Be­zie­hung zwi­schen Ku­rie und Im­pe­ri­um her­zu­stel­len. Wie konn­te er wis­sen, wie lan­ge die Treue der Fürs­ten in so ge­spann­ter Lage aus­dau­ern wür­de. Aber schon seit ei­ner Rei­he von Jah­ren herrsch­te ein an­de­rer ne­ben dem Kai­ser: Rainald von Das­sel. Der stol­ze Sach­se er­wog nichts als sei­nen Hass und sei­ne Kraft; kein Zwei­fel kam ihm an, ob er in dem un­ge­heu­ren Kamp­fe sie­gen könn­te. Um dem Kai­ser die Mög­lich­keit der Ver­söh­nung ab­zu­schnei­den, be­trieb er in Eile die Wahl ei­nes neu­en kai­ser­li­chen Paps­tes; es war Pa­scha­lis III. Wenn der Kai­ser über die Ei­gen­mäch­tig­keit des Erz­bi­schofs ver­stimmt war, so war er es nicht auf lan­ge; auch dass Rainald mit ei­nem Bru­der des Kai­sers im Strei­te lag, wur­de ver­zie­hen. Als Zei­chen sei­ner Gunst be­schenk­te Fried­rich sei­nen Ge­treu­en mit ei­ner Re­li­quie von un­schätz­ba­rem Wert, den Lei­bern der Hei­li­gen Drei Kö­ni­ge, der Ma­gier, wie man sie zu nen­nen pfleg­te. Der Sage nach führ­te der Erz­bi­schof den wun­der­tä­ti­gen Schatz, der sei­ne Stadt zum hei­li­gen Köln mach­te, durch die zier­li­che Pfor­te bei Sankt Ma­ria im Ka­pi­tol heim, nach­dem er sich auf Um­we­gen durch Hoch­bur­gund rei­send vor den Nach­stel­lun­gen des Paps­tes und Frank­reichs ge­ret­tet hat­te. Um sei­ner Po­li­tik Er­folg zu si­chern, ging er nach Eng­land und brach­te ein Bünd­nis mit Kö­nig Hein­rich II. zu­stan­de. Nicht nur die Ver­bin­dung ei­ner Toch­ter des eng­li­schen Kö­nigs mit ei­nem Soh­ne Bar­ba­ros­sas wur­de zur Be­sie­ge­lung des Bun­des ins Auge ge­fasst, son­dern auch die Ver­mäh­lung von Hein­richs Toch­ter Mat­hil­de mit Hein­rich dem Lö­wen; die Ehe des Her­zogs mit Cle­men­tia von Zäh­rin­gen muss­te zu die­sem Zweck auf­ge­löst wer­den. Auf ei­nem Reichs­ta­ge zu Würz­burg im Früh­ling des Jah­res 1165 er­rang Rainald einen fast er­schre­cken­den Tri­umph, in­dem er den Kai­ser und alle an­we­sen­den Fürs­ten be­wog, sich durch einen Eid zu ver­pflich­ten, dass sie im­mer an Pa­scha­lis fest­hal­ten, nie­mals zu Alex­an­der über­ge­hen woll­ten. Umso er­staun­li­cher war der Er­folg, als nicht nur der Kai­ser einen so ge­walt­tä­ti­gen Schritt miss­bil­lig­te, son­dern auch ein so be­deu­ten­der und ein­fluss­rei­cher Mann wie der Erz­bi­schof Wich­mann von Mag­de­burg da­ge­gen war. War sein Wil­le der Zau­ber, der die Her­zen wen­de­te? Das des Kai­sers ge­hör­te wie­der ganz ihm. Im Hoch­ge­fühl sei­ner welt­be­herr­schen­den Macht ließ Fried­rich, als er in Aa­chen das Weih­nachts­fest fei­er­te, den Sar­ko­phag Karls des Gro­ßen öff­nen und den Be­grün­der des Rei­ches durch Pa­scha­lis hei­lig­spre­chen. Aa­che­ner Gold­schmie­de be­ka­men den Auf­trag, einen Schrein zur Auf­nah­me der Ge­bei­ne her­zu­stel­len.

Die au­gen­schein­li­che Ab­sicht der Mai­län­der, ihre zer­stör­te Stadt wie­der auf­zu­bau­en, und die Um­trie­be des Ge­gen­paps­tes Alex­an­der führ­ten den Kai­ser nach Ita­li­en; Rainald war ihm vor­aus­ge­gan­gen, um Pa­scha­lis nach Rom zu füh­ren. Wäh­rend der Kai­ser sieg­reich die Lom­bar­dei durch­zog, kam es um Pfings­ten 1167 bei Tus­cu­lum zur Schlacht. Die­se stets kai­ser­li­che Stadt hat­te Rainald mit sei­nem klei­nen Heer Köl­ner Rit­ter auf­ge­nom­men und wur­de nun durch ein an Zahl weit über­le­ge­nes rö­mi­sches be­la­gert. Die Lage der Ein­ge­schlos­se­nen war ver­zwei­felt, als in letz­ter Stun­de Erz­bi­schof Chris­ti­an von Mainz mit bra­ban­ti­schen Sol­da­ten her­an­rück­te, um Tus­cu­lum zu ent­set­zen. Dem Heer der Rö­mer ge­gen­über war ihre Zahl so ge­ring, dass sie trotz al­ler Tap­fer­keit zu wei­chen be­gan­nen; da brach Rainald mit sei­nen köl­ni­schen Rit­tern, hoch­ed­le nann­te er selbst sie, aus der Stadt her­vor, und die bei­den krie­ge­ri­schen Erz­bi­schö­fe er­foch­ten ge­mein­sam einen voll­stän­di­gen, einen über­wäl­ti­gen­den Sieg. Von 30 000 Rö­mern kehr­ten nach Rainalds An­ga­be nur 2000 zu­rück. Die Beu­te, so schrieb er sei­nen Köl­nern, hät­ten sei­ne Köl­ner Rit­ter, mit dem Sie­ge zu­frie­den, den Bra­ban­tern über­las­sen, um ih­ren ho­hen Sinn ge­gen­über den Söld­nern zu zei­gen. Rainald hat­te sei­ne Auf­ga­be ge­löst: er führ­te Kai­ser und Papst nach Rom, wo Pa­scha­lis die Kai­se­rin Bea­trix, die ih­ren Mann stets zu be­glei­ten pfleg­te, krön­te und salb­te. Alex­an­der III. war aus Rom ent­flo­hen und hat­te Zuf­lucht in Be­ne­vent ge­fun­den.

Fried­richs Oheim, Bi­schof Otto von Frei­sing, macht in sei­nem Buch von den Ta­ten des Kai­sers ein­mal die Be­mer­kung, die Ärz­te sa­gen, es sei bes­ser zur Höhe als auf der Höhe; denn die aus vie­ler­lei zu­sam­men­ge­setz­te Na­tur blei­be nie im glei­chen Zu­stan­de, stre­be zur Auf­lö­sung. Was auf der Höhe an­ge­langt sei, müs­se sich ab­wärts be­we­gen. Dies Ge­setz voll­zog sich nach dem Sie­ge von Tus­cu­lum mit grau­en­vol­ler Pünkt­lich­keit. Es war Som­mer, eine Seu­che brach aus und ver­brei­te­te sich, an der das Heer und sei­ne Füh­rer zu­grun­de gin­gen. Es star­ben Her­zog Fried­rich von Schwa­ben, der Sohn Kö­nig Kon­rads III., der jün­ge­re Welf, der an Stel­le sei­nes Va­ters des­sen ita­lie­ni­sche Be­sit­zun­gen ver­wal­te­te, der Pfalz­graf von Tü­bin­gen, die Gra­fen von Sulz­bach und Lip­pe, die Bi­schö­fe von Prag, Ver­den, Lüt­tich, Re­gens­burg, Augs­burg, Zeitz und Spey­er und, als Uner­setz­lichs­ter von al­len, Rainald von Das­sel, der Erz­bi­schof von Köln. Wie ein ge­schla­ge­nes Heer flüch­te­ten die Über­le­ben­den, wie und wo ein je­der konn­te, über die Ber­ge nach Deutsch­land zu­rück.

Ausgang

In je­dem Un­glück, das ihn traf, of­fen­bar­te Fried­rich sei­nen elas­ti­schen Geist. Nicht ein­mal sei­ne Mie­nen ver­rie­ten Nie­der­ge­schla­gen­heit, viel we­ni­ger Ver­wir­rung oder Un­si­cher­heit sei­ne Hand­lun­gen. Vi­el­leicht war es zu sei­nem Hei­le, dass das ver­we­ge­ne Herz des Gra­fen von Das­sel nicht mehr schlug und ihn nicht mehr über die Schran­ken, die er sich selbst ge­setzt hat­te, fort­rei­ßen konn­te. In­fol­ge sei­ner Nie­der­la­ge konn­ten al­ler­dings die Wi­der­stre­ben­den un­ter den lom­bar­di­schen Städ­ten all­mäh­lich neue Kraft sam­meln; aber im deut­schen Rei­che blieb sein An­se­hen un­er­schüt­tert, und es ge­lang ihm, dank dem Zu­sam­men­wir­ken mit Hein­rich dem Lö­wen, einen leid­li­chen Frie­dens­stand zu er­hal­ten.

Hein­richs Le­bens­zweck war, sein säch­si­sches Her­zog­tum zu ei­nem ge­schlos­se­nen, wo­mög­lich das nörd­li­che Deutsch­land um­fas­sen­den Staat zu bil­den, in dem alle Rech­te in sei­ner Hand lä­gen. Fast alle Fürs­ten such­ten zu er­obern und zu er­raf­fen, was die Ge­le­gen­heit bot; we­ni­ge hat­ten die Bil­dung ei­nes ab­ge­run­de­ten Staa­tes im Auge, und noch we­ni­ge­re gin­gen da­bei mit so durch­grei­fen­der Rück­sichts­lo­sig­keit vor wie Hein­rich der Löwe. Nicht Freund­schaft, nicht Ge­rech­tig­keit noch Dank­bar­keit hemm­ten ihn. Wahr­haft wie ein Löwe, ein blin­des Ge­schöpf der Na­tur, das mit schwe­rer Tat­ze zer­malmt, was vor ihm sich be­wegt, ging er groß­mü­tig und un­heil­voll sei­nen ge­ra­den Weg. Den Gra­fen Adolf von Hol­stein, sei­nen Ge­fähr­ten in vie­len Kämp­fen, zwang er, ihm sei­ne Stadt Lü­beck ab­zu­tre­ten; dem jun­gen Pfalz­gra­fen Adal­bert nahm er sei­ne Berg­fes­te Lau­en­burg bei Qued­lin­burg, auf die er kei­ner­lei recht hat­te. An den Hei­den­be­keh­rer Wi­ze­lin stell­te er die For­de­rung, er sol­le von ihm die In­ve­sti­tur an­neh­men, ein un­er­hör­ter Ein­griff in die kai­ser­li­chen Rech­te. Als Wi­ze­lin nach Be­ra­tung mit dem Erz­bi­schof von Bre­men sich wei­ger­te, wie das auch sei­ne Pf­licht war, sperr­te er ihm die Ein­künf­te, so­dass der gute Mann, wenn er nicht ver­hun­gern woll­te, sich fü­gen muss­te. Hein­rich be­grün­de­te sein An­sin­nen da­mit, dass er die von ihm er­ober­ten, ehe­mals sla­wi­schen Ge­bie­te zu ei­ge­nem Be­sitz habe. Es gab kaum einen un­ter den nord­deut­schen Fürs­ten, dem er nicht ir­gend­ein Recht oder Ge­biets­stück ent­ris­sen; den er nicht durch sein her­ri­sches Auf­tre­ten ge­kränkt hat­te. Der Füh­rer sei­ner Geg­ner war Al­brecht der Bär aus dem Ge­schlecht der Gra­fen von As­ka­ni­en, der ähn­li­che Be­stre­bun­gen wie der Her­zog fast eben­so um­sich­tig und nach­hal­tig ver­folg­te. Er war zu der Zeit, wo Hein­rich der Stol­ze durch Kon­rad III. ge­äch­tet wur­de, an des­sen Stel­le Her­zog von Sach­sen ge­wor­den, und, nach­dem er we­gen der Wie­der­ein­set­zung Hein­richs des Lö­wen hat­te zu­rück­tre­ten müs­sen, sein heim­li­cher Ne­ben­buh­ler ge­blie­ben. Bei der ge­gen­sei­ti­gen Ab­nei­gung und den gleich­ar­ti­gen Zie­len er­ga­ben sich be­stän­dig Rei­bun­gen. Die Erz­bi­schö­fe von Bre­men und Mag­de­burg und der Bi­schof von Hal­ber­stadt ge­hör­ten zu den Fürs­ten, die knir­schend, sprung­be­reit im Krei­se den Ge­wal­ti­gen um­ga­ben, der sie ver­ach­te­te. Er tat das, weil es sei­ne Na­tur war, und weil er sich durch die Gunst des Kai­sers ge­si­chert fühl­te. Wie er seit der im Be­ginn von Fried­richs Re­gie­rung ge­schlos­se­nen Ver­söh­nung dem Kai­ser bei al­len sei­nen Un­ter­neh­mun­gen ein treu­er Ge­folgs­mann ge­we­sen war, so schütz­te der Kai­ser ihn, ohne dem Rech­te pein­lich Rech­nung zu tra­gen. Selbst in der wich­ti­gen Fra­ge der In­ve­sti­tur der Bi­schö­fe gab er nach, so­dass Hein­rich das Recht er­hielt, die Bi­schö­fe von Rat­ze­burg, Al­den­burg und Meck­len­burg, spä­ter Lü­beck und Schwe­rin, zu be­leh­nen. Als Hein­rich den Markt- und Brücken­zoll von Föhring, ei­nem Ort, der dem Bi­schof Otto von Frei­sing ge­hör­te, nach Mün­chen ver­leg­te, um da­durch die­se sei­ne Stadt zu he­ben, auch da, wo es sich um sei­nen ei­ge­nen Oheim, einen hoch­an­ge­se­he­nen Geist­li­chen, han­del­te und Hein­rich of­fen­bar im Un­recht war, ent­schied der Kai­ser zu sei­nen Guns­ten. Im Be­wusst­sein der Un­nah­bar­keit sei­ner Stel­lung er­rich­te­te Hein­rich sei­ner Stadt Braun­schweig den eher­nen Lö­wen, der uns be­zeugt, was für be­deu­ten­de Wer­ke aus den deut­schen Erz­gie­ße­rei­en her­vor­gin­gen. War er rück­sichts­los ge­gen die Geist­li­chen, die ihn in sei­nen Plä­nen stör­ten, so war er doch nicht un­kirch­lich. Wie ei­ner ein Sie­gel un­ter ge­si­cher­ten Be­sitz setzt, so un­ter­nahm er im Jah­re 1172, als sein Geg­ner Al­brecht der Bär ge­stor­ben und das Fun­da­ment sei­nes Rei­ches fest­ge­legt war, eine Pil­ger­fahrt nach dem Hei­li­gen Lan­de. Alle Welt konn­te se­hen, dass er sein Her­zog­tum ru­hig in den Hän­den sei­ner eng­li­schen Frau und sei­ner treu­en Va­sal­len ließ. Un­ter den Geist­li­chen, die ihn be­glei­te­ten, war der ge­lehr­te und ver­eh­rungs­wür­di­ge Abt Hein­rich von Braun­schweig, der in Kon­stan­ti­no­pel durch sei­ne Ge­sprä­che über ei­ni­ge Punk­te, in de­nen die grie­chi­sche von der rö­mi­schen Kir­che ab­weicht, Be­wun­de­rung er­reg­te. In Je­ru­sa­lem hielt sich Hein­rich drei Tage lang auf und teil­te kö­nig­li­che Ver­ga­bun­gen aus. Den Er­trag drei­er Häu­ser, die er kauf­te, be­stimm­te er zur Un­ter­hal­tung drei­er ewig bren­nen­der Lam­pen in der Au­fer­ste­hungs­kir­che. Er be­such­te die hei­li­gen Orte, den Öl­berg, Beth­le­hem, Na­za­reth und das wüs­te Ge­bir­ge, in dem Je­sus nach der Über­lie­fe­rung vom Teu­fel ver­sucht wur­de. Über­all wur­de er von Chris­ten und Hei­den mit Ehr­er­bie­tung emp­fan­gen und reich be­schenkt. Um den wert­vol­len Re­li­qui­en, die er mit­brach­te, eine wür­di­ge Stät­te zu schaf­fen, bau­te er in Braun­schweig nach Nie­der­rei­ßung des al­ten Stif­tes den Dom, in dem wir jetzt sein und sei­ner Frau Mat­hil­de Grab­mal be­wun­dern. Auch die Dome von Rat­ze­burg und Lü­beck hat er ge­grün­det; sie ha­ben den erns­ten, stol­zen und da­bei ge­müt­li­chen Cha­rak­ter, der dem al­ten Sach­sen­lan­de so sehr ge­mäß ist. An der Um­rah­mung ei­nes Por­tals des Do­mes von Braun­schweig be­fin­det sich die Ver­tie­fung, die der Sage nach die Klaue des Lö­wen, den der Her­zog aus dem Hei­li­gen Lan­de mit­brach­te, zu­rück­ließ, als er den Weg zum Gra­be sei­nes Herrn such­te.

Ei­ni­ge Jah­re nach Hein­richs Rück­kehr brach der Reichs­krieg ge­gen das wie­der er­stark­te Mai­land aus, und der Kai­ser ver­lang­te von sei­nem Vet­ter den üb­li­chen Zu­zug. Da ge­sch­ah das Uner­war­te­te, Un­be­greif­li­che, dass der Her­zog ihm sei­nen Bei­stand ver­sag­te. Jah­re­lang hat­te das fes­te Zu­sam­men­hal­ten von Kai­ser und Her­zog so be­deu­ten­de Er­fol­ge für bei­de er­wirkt, dass man meint, es müs­se ein schwer­wie­gen­der An­lass zur Ent­frem­dung vor­ge­fal­len sein; aber kein sol­cher ist be­kannt. Dass Fried­rich die Erb­schaft des al­ten Welf, ei­nes ge­mein­sa­men Ver­wand­ten, an­ge­nom­men hat­te, die Hein­rich für sich be­an­spruch­te, scheint als Grund für sol­chen Ab­fall nicht zu ge­nü­gen. War in Hein­rich, der nun Schwie­ger­sohn des Kö­nigs von Eng­land und Va­ter meh­re­rer Söh­ne war, das Be­wusst­sein der Macht so an­ge­wach­sen, dass er nicht mehr er­tra­gen konn­te, einen Herrn über sich zu ha­ben? Vi­el­leicht war es wirk­lich nur das, dass er als Preis für sei­ne Hil­fe die Stadt Gos­lar ver­lang­te, die dem Kai­ser ge­hör­te, und dass die­ser sie ihm ver­sag­te. Auf die­se Stadt mit ih­rem Reich­tum an Sil­ber und Er­zen glaub­te er ein An­recht zu ha­ben, weil sie am Ran­de des Har­zes, auf säch­si­schem Ge­biet lag. Sie war ein Ge­gen­stand, der die Rau­blust ent­flam­men und einen Mann von so star­rem Cha­rak­ter so ver­blen­den konn­te, dass er selbst den Ab­grund auf­riss, der ihn ver­schlang.

 

Es steht nicht fest, wo die ver­häng­nis­vol­le Be­geg­nung zwi­schen den Vet­tern statt­fand, ob in Chia­ven­na oder in Par­ten­kir­chen; der Kai­ser kam aus Ita­li­en über die Ber­ge, um die Hil­fe vom Her­zog zu er­lan­gen, die den Aus­schlag zum Sie­ge ge­ben soll­te. Man er­zählt sich, dass Fried­rich dem Her­zog zu Fü­ßen ge­fal­len sei, um ihn zum Nach­ge­ben zu be­we­gen; es er­schi­en den da­ma­li­gen Men­schen fast grau­en­voll, dass der Herr der Welt vor sei­nem Va­sal­len das Knie beug­te.

Der Sieg der Lom­bar­den bei Le­gna­no be­deu­te­te für Fried­rich das Hin­der­nis des Schick­sals, das den ins Le­ben Stür­men­den zum An­hal­ten zwingt und zur Be­sin­nung bringt. Er war groß ge­nug, um zu ler­nen, dass er, wie hoch er auch stand, an­de­re Mäch­te müs­se gel­ten las­sen, dass er sich ver­tra­gen müs­se, wo er nicht herr­schen konn­te, und er han­del­te nach der ge­won­ne­nen Ein­sicht, ohne sei­ner Wür­de zu ver­ge­ben. Nach ei­ner furcht­ba­ren Nie­der­la­ge er­litt er kei­ne er­heb­li­che Min­de­rung sei­ner Macht, wenn er auch den lom­bar­di­schen Städ­ten die Selbst­wahl ih­rer Be­am­ten zu­ge­ste­hen muss­te, und gar kei­ne des An­se­hens. In Ve­ne­dig, wo der Frie­den im Jah­re 1177 ab­ge­schlos­sen wur­de, war er der Mit­tel­punkt der Be­wun­de­rung. Die bei­den großen Kir­chen­fürs­ten, Chris­ti­an von Mainz und Wich­mann von Mag­de­burg, hat­ten er­reicht, dass der Kon­gress nicht in Bo­lo­gna statt­fand, das dem Papst ge­hör­te, son­dern in der Re­pu­blik, zu der der Kai­ser in gu­ten Be­zie­hun­gen stand. Er un­ter­zog sich in der Mar­kus­kir­che al­len Förm­lich­kei­ten, die die Ge­le­gen­heit ver­lang­te, um dann im Palast des Pa­tri­ar­chen in deut­scher Spra­che zu er­klä­ren, dass er ge­irrt habe, in­dem er in An­ge­le­gen­hei­ten der Kir­che mehr kraft sei­ner Macht als nach den Grund­sät­zen des Rech­tes habe re­gie­ren wol­len. Chris­ti­an von Mainz, der sie­ben Spra­chen flie­ßend spre­chen konn­te, näm­lich Grie­chisch, La­tei­nisch, Apu­lisch, Lom­bar­disch, Rö­misch, Fran­zö­sisch, Bra­ban­tisch, ver­dol­metsch­te die Rede des Kai­sers. Den Schluss der Fest­lich­kei­ten bil­de­te eine Ver­samm­lung in der Mar­kus­kir­che, wo der Papst den Bann über alle die­je­ni­gen aus­sprach, die den zwi­schen der Kir­che und dem Kai­ser, dem Kai­ser und dem Kö­nig­reich Si­zi­li­en und den Lom­bar­den ge­schlos­se­nen Frie­den und Waf­fen­still­stand stö­ren soll­ten. Als er den Fluch aus­ge­spro­chen hat­te: »Und wie die­se Ker­zen aus­ge­löscht wer­den, so sol­len ihre See­len der ewi­gen An­schau­ung Got­tes be­raubt wer­den«, war­fen der Kai­ser und alle An­we­sen­den die bren­nen­den Ker­zen, die ih­nen über­reicht wor­den wa­ren, zu Bo­den, dass sie er­lo­schen. So­lan­ge Alex­an­der leb­te, blieb der Frie­de er­hal­ten. Er starb im Jah­re 1181, ein Jahr spä­ter Chris­ti­an, der große Erz­bi­schof von Mainz, der nach wie vor den Kai­ser in Ita­li­en ver­trat. Die Ent­wick­lung der Ver­hält­nis­se brach­te es mit sich, dass der schnei­di­ge Be­kämp­fer des Paps­tes als sein Be­schüt­zer en­de­te. Als die Rö­mer im Auf­stan­de ge­gen den Papst Tus­cu­lum be­la­ger­ten, wo er einst sei­nen be­rühm­ten Sieg er­foch­ten hat­te, eil­te er auf den Hil­fe­ruf des­sel­ben so­fort her­bei, und sein Name ge­nüg­te, um die An­grei­fer zu­rück­zu­schre­cken. Von ei­nem Fie­ber er­grif­fen starb er bald dar­auf, nach­dem ihn der Papst, es war Lu­ci­us III., mit den Ster­be­sa­kra­men­ten ver­se­hen hat­te. So hoch schätz­te Lu­ci­us sei­nen Ret­ter, dass er ein Rund­schrei­ben an die deut­schen Kir­chen über sei­ne Ver­diens­te und sei­nen Tod er­ließ und Be­stim­mun­gen für die Fei­er sei­nes Ge­dächt­nis­ses traf.

Wie er einst nach ei­nem Sie­ge Ita­li­en gleich ei­nem Flüch­ten­den hat­te ver­las­sen müs­sen, so kehr­te Fried­rich nach ei­ner furcht­ba­ren Nie­der­la­ge wie ein Sie­ger nach Deutsch­land zu­rück. Er hat­te auf eine un­mit­tel­ba­re Be­herr­schung der lom­bar­di­schen Kom­mu­nen ver­zich­ten müs­sen, aber die kai­ser­li­che Ober­ho­heit und an­sehn­li­che ihr zu­ste­hen­de Ein­künf­te ge­si­chert. Sei­ne nächs­te Sor­ge be­traf das Ver­hält­nis zu Hein­rich dem Lö­wen, und zwar hat­te er durch­aus nicht im Sinn, Ra­che zu neh­men für die Un­treue sei­nes Vet­ters, die ihn so teu­er zu ste­hen ge­kom­men war, son­dern wo­mög­lich die frü­he­re Ge­mein­schaft wie­der­her­zu­stel­len. Wahr­schein­lich war er nicht frei von Er­bit­te­rung; aber er war ge­wöhnt, sei­nen per­sön­li­chen Ge­füh­len das In­ter­es­se des Reichs vor­an­zu­stel­len, viel­leicht war un­will­kür­lich in sei­ner Brust schon bei­des eins ge­wor­den. Ein ge­de­mü­tig­ter, aber im­mer noch mäch­ti­ger Her­zog von Sach­sen blieb für ihn der er­wünsch­tes­te Bun­des­ge­nos­se, die Stüt­ze des Reichs, wenn er sich als Reichs­fürst er­wei­sen woll­te. Was man von den stei­ner­nen Her­zen der Sach­sen sag­te, ließ sich auf Hein­rich an­wen­den: sein Trotz wich der Ver­stän­di­gung, die der Kai­ser such­te, aus und zwang ihn da­durch, den For­de­run­gen des Fürs­ten­bun­des nach­zu­ge­ben, der den Her­zog ver­nich­ten woll­te. Fried­rich hat­te es aus­ge­zeich­net ver­stan­den, die hoch­mü­ti­ge Adels­fa­mi­lie, die im Kai­ser den von ihr er­wähl­ten Ver­tre­ter ih­rer In­ter­es­sen sah, zu­gleich zu eh­ren und zu be­herr­schen; umso we­ni­ger konn­te er die of­fe­ne Wi­der­setz­lich­keit ei­nes der Ihren un­be­straft las­sen. Oft hat­ten sei­ne vie­len Fein­de sich ge­gen ihn lahm ge­wü­tet, so, dach­te der Her­zog, wür­de es wie­der ein­mal ge­hen; aber er muss­te er­le­ben, dass den Ge­äch­te­ten fast alle sei­ne An­hän­ger ver­lie­ßen. Un­ter den we­ni­gen, die bei ihm aus­harr­ten, war der tap­fe­re Graf Bern­hard zur Lip­pe. Als der Her­zog sich nach ver­zwei­fel­ter Ge­gen­wehr un­ter­wer­fen muss­te und un­ter kai­ser­li­chem Ge­leit nach Lü­ne­burg kam, wo der Kai­ser sich auf­hielt, sag­te er zu den Rit­tern, die ihm ent­ge­gen­ka­men: »Sonst pfleg­te ich hier­zu­lan­de von nie­man­dem Ge­leit zu er­hal­ten, son­dern an­de­ren zu ge­ben!« Nur die­ser kar­ge Aus­druck des Schmer­zes ist von dem ge­stürz­ten Lö­wen über­lie­fert. Am meis­ten ge­wann durch sei­nen Un­ter­gang der Erz­bi­schof von Köln, Phil­ipp von Hains­berg, der, kaum dass er sei­ne Beu­te in Si­cher­heit ge­bracht hat­te, zum Papst über­ging und des Kai­sers Feind wur­de. Er er­hielt die west­li­che Hälf­te Sach­sens mit al­len her­zog­li­chen Rech­ten, mit der klei­ne­ren öst­li­chen wur­de ei­ner der Söh­ne Al­brechts des Bä­ren be­lehnt.