Buch lesen: «Münsterschwarzacher Psalter»
Münsterschwarzacher
Psalter
Vier-Türme-Verlag
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Die Übertragung aus dem Hebräischen wurde erarbeitet von den Benediktinermönchen
Georg Braulik (Wien)
Rhabanus Erbacher (Münsterschwarzach)
Notker Füglister (Disentis)
Roman Hofer (Engelberg)
Pirmin Hugger (Münsterschwarzach)
Willibald Kuhningk (Nütschau)
Imprimatur, Würzburg, 29. Juli 2002
Dr. Karl Hillenbrand, Generalvikar
Printausgabe
© Vier-Türme GmbH, Verlag, Münsterschwarzach 2003
ISBN 978-3-87868-235-5 (Leinenausgabe)
ISBN 978-3-87868-236-3 (Softcover)
E-Book-Ausgabe
© Vier-Türme GmbH, Verlag, Münsterschwarzach 2018
ISBN 978-3-7365-0389-2
Alle Rechte vorbehalten
E-Book-Erstellung: Dr. Matthias E. Gahr
Covergestaltung: Armin Stingl, Fürth
www.vier-tuerme-verlag.de
Inhalt
Die Psalmen
Psalm 1
Psalm 2
Psalm 3
Psalm 4
Psalm 5
Psalm 6
Psalm 7
Psalm 8
Psalm 9/10
Psalm 11
Psalm 12
Psalm 13
Psalm 14
Psalm 15
Psalm 16
Psalm 17
Psalm 18
Psalm 19
Psalm 20
Psalm 21
Psalm 22
Psalm 23
Psalm 24
Psalm 25
Psalm 26
Psalm 27
Psalm 28
Psalm 29
Psalm 30
Psalm 31
Psalm 32
Psalm 33
Psalm 34
Psalm 35
Psalm 36
Psalm 37
Psalm 38
Psalm 39
Psalm 40
Psalm 41
Psalm 42/43
Psalm 44
Psalm 45
Psalm 46
Psalm 47
Psalm 48
Psalm 49
Psalm 50
Psalm 51
Psalm 52
Psalm 53
Psalm 54
Psalm 55
Psalm 56
Psalm 57
Psalm 58
Psalm 59
Psalm 60
Psalm 61
Psalm 62
Psalm 63
Psalm 64
Psalm 65
Psalm 66
Psalm 67
Psalm 68
Psalm 69
Psalm 70
Psalm 71
Psalm 72
Psalm 73
Psalm 74
Psalm 75
Psalm 76
Psalm 77
Psalm 78
Psalm 79
Psalm 80
Psalm 81
Psalm 82
Psalm 83
Psalm 84
Psalm 85
Psalm 86
Psalm 87
Psalm 88
Psalm 89
Psalm 90
Psalm 91
Psalm 92
Psalm 93
Psalm 94
Psalm 95
Psalm 96
Psalm 97
Psalm 98
Psalm 99
Psalm 100
Psalm 101
Psalm 102
Psalm 103
Psalm 104
Psalm 105
Psalm 106
Psalm 107
Psalm 108
Psalm 109
Psalm 110
Psalm 111
Psalm 112
Psalm 113
Psalm 114
Psalm 115
Psalm 116
Psalm 117
Psalm 118
Psalm 119 I
Psalm 119 II
Psalm 119 III
Psalm 119 IV
Psalm 119 V
Psalm 119 VI
Psalm 119 VII
Psalm 119 VIII
Psalm 119 IX
Psalm 119 X
Psalm 119 XI
Psalm 119 XII
Psalm 119 XIII
Psalm 119 XIV
Psalm 119 XV
Psalm 119 XVI
Psalm 119 XVII
Psalm 119 XVIII
Psalm 119 XIX
Psalm 119 XX
Psalm 119 XXI
Psalm 119 XXII
Psalm 120
Psalm 121
Psalm 122
Psalm 123
Psalm 124
Psalm 125
Psalm 126
Psalm 127
Psalm 128
Psalm 129
Psalm 130
Psalm 131
Psalm 132
Psalm 133
Psalm 134
Psalm 135
Psalm 136
Psalm 137
Psalm 138
Psalm 139
Psalm 140
Psalm 141
Psalm 142
Psalm 143
Psalm 144
Psalm 145
Psalm 146
Psalm 147
Psalm 148
Psalm 149
Psalm 150
Anhang
Nachwort
Der Münsterschwarzacher Psalter unter den deutschen Psalmenübersetzungen
Mit Psalmen leben
Mit den Psalmen den Rhythmus des Tages gestalten
Mit Psalmen sich selbst zur Sprache bringen
Mit Psalmen unterwegs sein
Die Psalmen
Psalm 1
1 Selig der Mensch, der nicht dem Rat der Frevler folgt,
der nicht betritt den Weg der Sünder,
nicht sitzt im Kreise der Spötter,
2 der vielmehr seine Lust hat an der Weisung des Herrn,
der bei Tag und bei Nacht über seine Weisung nachsinnt.
3 Er gleicht dem Baum, der an Wasserbächen gepflanzt ist,
der zur rechten Zeit seine Frucht bringt
und dessen Blätter nicht welken.
Was immer er tut,
es wird ihm gelingen.
4 Nicht so die Frevler!
Sie sind wie Spreu, die der Wind vor sich hertreibt.
5 Darum werden Frevler im Gericht nicht bestehen,
noch Sünder in der Gemeinde der Gerechten.
6 Denn der Herr weiß um den Weg der Gerechten,
aber der Weg der Frevler verliert sich.
Psalm 2
1 Was toben die Völker?
Was sinnen die Nationen nichtige Pläne?
2 Die Könige der Erde stehen auf,
die Mächtigen tun sich zusammen
gegen den Herrn und seinen Gesalbten:
3 »Wir wollen ihre Fesseln zerreißen
und von uns werfen ihre Stricke!«
4 Der im Himmel thront – er lacht,
es spottet ihrer der Herr.
5 Dann spricht er zu ihnen in seinem Zorn,
er schreckt sie auf in seinem Grimm:
6 »Ich selber habe meinen König eingesetzt
auf Zion, meinem heiligen Berg.«
7 Verkünden will ich den Beschluss des Herrn.
Er sprach zu mir: »Du bist mein Sohn.
Ich selber habe dich heute gezeugt.
8 Fordre von mir, und ich gebe dir die Völker zum Erbe,
zum Eigentum die Enden der Erde.
9 Du wirst sie zerschlagen mit eisernem Zepter,
wie Töpfergeschirr sie zerschmettern!«
10 So nehmt nun Einsicht an, ihr Könige,
lasst euch warnen, ihr Richter der Erde!
11 Dient dem Herrn in Furcht,
frohlockt ihm mit Beben,
12 – küsset den Sohn –
damit er nicht zürnt,
und ihr nicht verlorengeht auf eurem Weg.
Denn wenig nur, und sein Zorn ist entbrannt.
Selig alle, die bei ihm sich bergen!
Psalm 3
Ein Davidspsalm. Als er vor seinem Sohn Abschalom floh.
2 O Herr, wie sind meine Bedränger so viele,
wie viele sind es, die gegen mich aufstehn!
3 Viele sind es, die von mir sagen:
»Bei Gott ist für ihn keine Rettung.«
4 Du aber, Herr, bist ein Schild für mich;
du erhebst mir das Haupt, du bist meine Ehre.
5 Laut habe ich zum Herrn gerufen,
da gab er mir Antwort von seinem heiligen Berge.
6 Ich legte mich nieder und schlief, –
ich wachte auf, denn der Herr ist mir Stütze.
7 Viele Tausende von Kriegern fürchte ich nicht,
wenn sie mich ringsum belagern.
8 O Herr, steh auf!
Mein Gott, bring mir Rettung!
Denn all meinen Feinden hast du den Kiefer zerschlagen,
die Zähne der Frevler hast du zerbrochen.
9 Beim Herrn ist die Rettung.
Auf dein Volk kommt dein Segen!
Psalm 4
Dem Musikmeister. Mit Saitenspiel. Ein Davidspsalm.
2 Wenn ich rufe, gib mir Antwort,
du Gott, der für mich Recht schafft.
Du hast mir Raum geschaffen in der Bedrängnis,
sei mir gnädig und höre mein Beten!
3 Ihr Mächtigen, wie lange noch schmäht ihr meine Ehre,
wie lang liebt ihr das Nichtige und sucht die Lüge?
4 Erkennt: Den Treuen hat der Herr sich auserwählt.
Der Herr – er hört es, wenn ich zu ihm rufe.
5 Erschreckt und lasst die Sünde!
Bedenkt es auf eurem Lager und werdet stille!
6 Bringet rechte Opfer dar,
auf den Herrn setzt euer Vertrauen!
7 Viele sind es, die sagen:
»Wer lässt uns Gutes erfahren?
Über uns, o Herr, erhebe dein leuchtendes Antlitz!«
8 Du hast mir weit größere Freude ins Herz gelegt,
als jene sie haben bei Korn und Wein in Fülle.
9 In Frieden leg ich mich nieder und schlafe;
denn du allein, Herr, lässt mich sorglos wohnen.
Psalm 5
Dem Musikmeister. Zum Flötenspiel. Ein Davidspsalm.
2 Meinen Worten, o Herr, neige dein Ohr,
achte auf mein Seufzen!
3 Vernimm mein lautes Schreien, mein Gott und mein König,
wenn ich zu dir flehe.
4 Herr, am Morgen wirst du mein Rufen hören,
am Morgen rüste ich dir das Opfer und halte Ausschau.
5 Denn du bist kein Gott, der an Frevel Gefallen hat,
ein Böser hat bei dir kein Gastrecht.
6 Stolze kommen dir nicht vor die Augen,
du hassest alle, die Unrecht tun.
7 Zugrunde gehen lässt du die Lügner,
Mörder und Betrüger sind dem Herrn ein Gräuel.
8 Ich aber darf dein Haus betreten
dank deiner reichen Güte,
darf mich niederwerfen in Ehrfurcht
hin zu deiner heiligen Halle.
9 Leite mich, Herr,
der du mir Recht schaffst gegen meine Feinde,
mach deinen Weg vor mir eben.
10 Denn in ihrem Mund ist nichts Wahres,
ihr Inneres ist voller Verderben.
Ein geöffnetes Grab ist ihre Kehle,
sie reden mit glatter Zunge.
11 Lass sie es büßen, o Gott!
Sie sollen fallen durch ihre eigenen Pläne.
Ob der Menge ihrer Frevel verstoße sie,
weil sie sich gegen dich empörten!
12 Doch freuen sollen sich alle, die bei dir sich bergen,
in Ewigkeit sollen sie jubeln.
Beschütze sie und lasse deiner sich rühmen,
die deinen Namen lieben.
13 Denn du, Herr, segnest den Gerechten.
Wie mit einem Schild umgibst du ihn mit deiner Gnade.
Psalm 6
Dem Musikmeister. Mit Saitenspiel. Auf der Scheminit. Ein Davidspsalm.
2 Herr, züchtige mich nicht in deinem Zorn!
Weis mich doch nicht so grimmig zurecht!
3 Sei mir gnädig, Herr, denn ich welke dahin;
heile mich, Herr, – in meine Glieder fuhr der Schrecken.
4 Meine Seele ist zutiefst erschrocken.
Du aber, Herr, – wie lange noch!
5 Herr, wende dich doch her und befreie mich,
um deiner Liebe willen rette mich.
6 Denn niemand denkt an dich im Tod.
Wer wird dich preisen in der Unterwelt?
7 Ich bin erschöpft vom Seufzen,
jede Nacht benetze ich weinend mein Bett,
ich überschwemme mein Lager mit Tränen.
8 Mein Auge ist getrübt vor Gram,
matt geworden wegen all meiner Bedränger.
9 Ihr Übeltäter alle, weicht zurück von mir!
Denn der Herr hat mein lautes Weinen gehört.
10 Gehört hat der Herr mein Flehen,
der Herr nimmt mein Beten an.
11 In Scham und Schrecken geraten all meine Feinde,
sie müssen sich wenden, sie werden plötzlich beschämt.
Psalm 7
Ein Davids-Schiggajon. Er sang es dem Herrn, wegen der Worte des Benjaminiters Kusch.
2 Herr, mein Gott, bei dir finde ich Zuflucht,
rette mich vor all meinen Verfolgern und befreie mich,
3 dass man mich nicht zerreißt wie ein Löwe,
mich zerfleischt – und da ist kein Befreier.
4 Wenn ich das getan habe, Herr, mein Gott,
wenn an meinen Händen Unrecht klebt,
5 wenn ich dem, der mir friedlich gesonnen war, Böses tat,
– ich befreite sogar den, der mich grundlos bedrängt hat –
6 dann soll mich der Feind verfolgen und ergreifen:
er zertrete mein Leben am Boden
und strecke in den Staub meine Ehre.
7 Herr, steh auf in deinem Zorn,
erhebe dich gegen die Wut meiner Bedränger.
Wach auf, du mein Gott!
Das Gericht hast du anberaumt.
8 Die Versammlung der Völker umgibt dich.
Über ihr nimm Platz in der Höhe!
9 Der Herr richtet die Völker.
Verschaffe mir Recht, o Herr, nach meiner Gerechtigkeit,
da an mir kein Tadel ist.
10 Ein Ende nehme die Bosheit der Frevler!
Bestand aber gib dem Gerechten,
gerechter Gott, der du prüfst auf Herz und Nieren.
11 Mein Schild ist Gott, der Höchste,
der Retter derer, die redlichen Herzens sind.
12 Gott ist ein gerechter Richter,
ein drohender Gott alle Tage.
13 Fürwahr, wieder schärft der Frevler sein Schwert,
spannt seinen Bogen und richtet ihn:
14 Todeswaffen richtet er gegen sich selbst,
bereitet sich glühende Pfeile.
15 Siehe, Frevel empfängt er,
geht schwanger mit Unheil,
und Tücke gebiert er.
16 Er gräbt einen Schacht und hebt ihn aus
– und stürzt in die Grube, die er gemacht hat.
17 Das Unheil kehrt auf sein eigenes Haupt zurück,
seine Gewalttat fällt auf seinen eigenen Scheitel.
18 Danken will ich dem Herrn nach seiner Gerechtigkeit,
dem Namen des Herrn, des Höchsten, will ich spielen!
Psalm 8
Dem Musikmeister. Auf der Gittit. Ein Davidspsalm.
2 Herr, unser Herrscher,
wie herrlich ist dein Name auf der ganzen Erde!
Deine Hoheit, weit über die Himmel hin, will ich besingen
3 mit der Kinder und Säuglinge Mund.
Eine Feste hast du gegründet, deinen Gegnern zum Trotz,
zum Schweigen zu bringen den Feind und den Rächer.
4 Schaue ich deinen Himmel, das Werk deiner Finger,
Mond und Sterne, die du befestigt hast:
5 Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst,
des Menschen Kind, dass du seiner dich annimmst?
6 Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott,
hast ihn gekrönt mit Herrlichkeit und Pracht.
7 Du hast ihn als Herrscher gesetzt über das Werk deiner Hände,
alles legtest du ihm unter die Füße:
8 die Schafe und Ziegen und Rinder,
und auch die Tiere des Feldes,
9 die Vögel des Himmels und die Fische im Meer,
und ihn, der dahinzieht die Pfade der Meere.
10 Herr, unser Herrscher,
wie herrlich ist dein Name auf der ganzen Erde!
Psalm 9/10
Dem Musikmeister. Auf »Stirb für den Sohn«. Ein Davidspsalm.
2 Ich will danken, Herr, aus ganzem Herzen,
erzählen will ich all deine Wunder.
3 Ich will mich deiner freuen und jauchzen,
deinem Namen, o Höchster, will ich spielen.
4 Denn zurückgewichen sind meine Feinde,
sie straucheln und werden vor deinem Antlitz zunichte.
5 Ja, du hast mir Recht verschafft und für mich entschieden,
du hast dich auf den Thron gesetzt, gerechter Richter.
6 Du hast den Völkern gedroht,
den Frevler vernichtet,
hast ihren Namen ausgelöscht für immer und ewig.
7 Der Feind ist dahin, zertrümmert für immer.
Du hast Städte entvölkert, ihr Andenken wurde zunichte.
8 Doch siehe, der Herr thront auf ewig,
zum Gericht stellt er seinen Thron auf.
9 Er selber richtet den Erdkreis gerecht,
er spricht den Völkern nach Gebühr das Urteil.
10 So wird der Herr für den Bedrückten zur Burg,
zur Burg in Zeiten der Drangsal.
11 Darum vertraut auf dich, wer deinen Namen kennt:
Du, Herr, hast keinen, der dich sucht, je verlassen.
12 Spielt dem Herrn, der thront auf dem Zion,
verkündet unter den Völkern seine Taten!
13 Denn er, der Blutschuld ahndet, hat an die Armen gedacht, den Notschrei der Armen hat er nicht vergessen.
14 Sei mir gnädig, o Herr!
Sieh doch mein Elend, wie sie mich hassen,
du, der mich emporhebt aus den Pforten des Todes.
15 Damit ich erzähle von all deinem Ruhm
und in den Toren der Tochter Zion über dein Heil frohlocke:
16 Die Völker versanken in der Grube, die sie gegraben,
im Netz, das sie heimlich gelegt, hat ihr Fuß sich verfangen.
17 Kundgetan hat sich der Herr: er hielt sein Gericht.
Der Frevler hat sich verstrickt im Werk seiner Hände.
18 Zurück müssen die Frevler ins Totenreich,
alle Völker, die Gott vergessen.
19 Denn der Elende bleibt nicht auf ewig vergessen,
der Armen Hoffnung wird nicht für immer zunichte.
20 Steh auf, o Herr, dass nicht der Mensch triumphiert,
dass die Völker gerichtet werden vor deinem Angesicht.
21 Herr, lege Furcht auf sie!
Die Völker sollen erkennen: Sie sind nur Menschen.
1 Warum, o Herr, bleibst du so fern,
verbirgst dich in Zeiten der Drangsal?
2 Voller Hochmut verfolgt der Frevler den Armen.
Er fange sich in den Ränken, die er ersonnen hat.
3 Denn der Frevler rühmt sich seines Begehrens,
der aus ist auf Gewinn, preist seine Habgier.
4 Den Herrn verachtet der Frevler:
»Weit weg ist sein Zorn, er kann nicht ahnden!«
»Es gibt keinen Gott!« ist all sein Sinnen,
5 und allezeit gelingen seine Wege.
Hoch droben, fern von ihm sind deine Gerichte,
er pfeift auf sie in seinem Innern.
6 Er sagt in seinem Herzen:
»Von Geschlecht zu Geschlecht werd’ ich nicht wanken.
Es gibt keinen Fluch gegen den Bösen!«
7 Sein Mund ist voll von Trug und Bedrückung,
auf seiner Zunge sind Verderben und Unheil.
8 Er liegt auf der Lauer in den Gehöften,
in Verstecken will er den Schuldlosen morden.
Seine Augen spähen aus nach dem Schwachen.
9 Er lauert im Versteck wie ein Löwe im Dickicht.
Er lauert darauf, den Armen zu fangen,
er fängt den Armen, er zieht sein Netz zu.
10 Erniedrigt wird der Arme und muss sich vor ihm ducken,
durch seine Übermacht fallen die Schwachen.
11 Er sagt in seinem Herzen: »Gott vergisst es,
er hält sein Antlitz verborgen, er sieht es niemals.«
12 Steh auf, Herr! O Gott, erheb deine Hand!
Vergiss nicht die Armen!
13 Warum darf der Frevler Gott verachten?
Er sagt ja in seinem Herzen: »Du ahndest nicht!«
14 Du aber siehst es,
du schaust auf Mühsal und Kummer:
In deine Hand darf man es legen.
Dir überlässt es der Schwache,
dem Verwaisten bist du selber der Helfer.
15 Zerbrich den Arm des Frevlers und des Bösen,
ahnde seinen Frevel, dass man davon nichts mehr findet.
16 Der Herr ist König für immer und ewig!
Die Heidenvölker sind aus seinem Land verschwunden.
17 Herr, du hast das Begehren der Armen vernommen,
du richtest ihr Herz auf, du hörst auf sie:
18 Recht verschaffst du dem Verwaisten und dem Bedrückten.
Kein Mensch verbreite je wieder Schrecken im Lande.
Psalm 11
Dem Musikmeister. Ein Davidslied.
Ich habe Zuflucht gefunden beim Herrn.
Wie könnt ihr mir sagen:
»Vöglein, flieht in eure Berge!
2 Denn schon spannen die Frevler den Bogen,
legen ihren Pfeil auf die Sehne,
im Dunkel zu schießen auf redliche Herzen.
3 Werden die Fundamente zertrümmert,
– was kann da noch ein Gerechter bewirken?«
4 Der Herr ist in seinem heiligen Tempel;
der Herr hat seinen Thron im Himmel.
Seine Augen halten Ausschau,
seine Blicke prüfen die Menschen.
5 Der Herr prüft den Gerechten,
doch den Frevler hasst er
und jene, die Gewalttat lieben.
6 Verderben lässt er auf die Frevler regnen,
Feuer und Schwefel und sengender Wind ist ihr Anteil.
7 Ja, der Herr ist gerecht,
er liebt gerechte Taten.
Redliche werden sein Angesicht schauen.
Psalm 12
Dem Musikmeister. Auf der Scheminit. Ein Davidspsalm.
2 Hilf doch, o Herr, denn es geht mit dem Frommen zu Ende,
dahin ist unter den Menschen die Treue.
3 Falsches reden sie, einer zum andern,
sie reden mit glatten Lippen und doppeltem Herzen.
4 Der Herr tilge alle glatten Lippen,
jede Zunge, die Vermessenes redet.
5 Sie sagen: »Durch unsre Zunge sind wir mächtig,
unsre Lippen sind mit uns. – Wer kann über uns Herr sein?«
6 Die Schwachen werden unterdrückt, die Armen seufzen;
darum spricht der Herr: »Jetzt stehe ich auf,
um den ins Heil zu setzen, über den man herzieht.«
7 Die Worte des Herrn sind lautere Worte,
Silber, geschmolzen im Ofen,
siebenfach von Schlacken geläutert.
8 Herr, du wirst dich gewiss an sie halten,
du wirst uns für immer vor diesen Leuten bewahren,
9 mögen auch überall Frevler umhergehn,
mag auch Gemeinheit obenauf sein bei den Menschen.