Der große Gatsby

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Der große Gatsby
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© 2013 Gustav Kiepenheuer Bühnenvertriebs-GmbH

Schweinfurthstraße 60, 14195 Berlin

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.

Sämtliche Rechte der öffentlichen Wiedergabe (u. a. Aufführungsrecht, Vortragsrecht, Recht der öffentlichen Zugänglichmachung und Senderecht) können ausschließlich von der Gustav Kiepenheuer Bühnenvertriebs-GmbH erworben werden und bedürfen der ausdrücklichen vorherigen schriftlichen Zustimmung. Nicht genehmigte Verwertungen verletzen das Urheberrecht und können zivilrechtliche und ggf. auch strafrechtliche Folgen nach sich ziehen.

ISBN 978-3-8442-6447-0

PERSONEN

Jay Gatsby

Nick Carraway

Daisy Buchanan

Tom Buchanan

Myrtle Wilson

George Wilson

Jordan Baker

Mister Gatz

3 Schauspieler als diverse Grinseköpfe und Partygäste

Dieses Werk ist eine Auftragsarbeit des Deutschen Schauspielhauses, Hamburg

1. Samstag

Heiße Sommernacht. Ein Leuchtbogen DER GROSSE GATSBY leuchtet auf. Ferne Partygeräusche, Gelächter, Stimmen, Musik. Geräusche werden lauter.

STIMMEN übereinander

- Ach, Sie! Hab ich Sie nicht letzten Samstag hier -

- DAS soll der Mond sein? Das ist ne Lampe -

- Sind Sie nicht Gatsbys Cousine?

- Aber nein. Ich kenne Gatsby eigentlich überhaupt nicht -

- Ich erkenn doch den MOND, Mann -

- Sie sehen Gatsby ähnlich. SIEHT sie nicht Gatsby ähnlich? Sag mal -

- Natürlich KENNE ich Gatsby, aber eher wie jemanden, dem man nach Mitternacht kurz vorgestellt -

- Gatsby hat einen ausgezeichneten Geschmack, was Gartenbeleuchtung -

- Die Frage ist: Kennt Gatsby auch mich?

- Das würde ich SO nicht sagen, aber -

- Finden Sie?

- Meinen Fuchs? Es kann nachts doch recht kühl -

- Nö nö nö -

- Haben Sie die hors d'oevres schon probiert?

- Definiere ATTRAKTIV, Liz -

- Also, meine Liebe, Sie MÜSSEN die hors d'oevres -

- Nein, Jack, ich will NICHT nach Hause -

- Wenn ich mir was wünschen dürfte, so würd ich mir auch so nen Strand -

- Aber wir sind gerade erst gekommen!

- Das ist dein fünfter. Und es ist erst zehn.

- So nen Privatstrand, wie Gatsby einen -

- Sie sind mir ja ein einer!

- Gleich nach den Aufwachen die Treppe runter und ins Meer -

- Hach!

- Lass das bitte -

- Den? Den hab ich noch nie bei Gatsby -

- Lass das!

- Der hat garantiert keine Einladung.

- Wie bitte? Ich?

- Ich denke nicht, dass Gatsby mit solchen Leuten -

- Sie zählt meine Drinks. IST das zu fassen? -

- Gatsby ist so ungeheuer großzügig -

- Schade.

- Gatsby würde niemals einen ungebetenen Gast aus seinem Garten -

- Nicht jetzt, Harold, nicht jetzt -

-schallendes Gelächter

- Was für ein RIESIGER Garten! Mein Gott -

- Zieh nicht so ein Gesicht. Wenn Gatsby sieht, wie wenig du dich auf seiner Party amüsierst, werden wir NIE WIEDER eingeladen -

- Gatsby ist sehr vorsichtig, was die Frauen -

- Ja ja ja. Ja ja ja -

- Er würde sich NIE erlauben, die Frau eines Freundes auch nur -

- Bei Gatsby, da weiß man gleich, dass man es mit nem Mann von vornehmer Herkunft -

- Nein, ich bin NICHT besoffen -

- Gatsby, das ist einer, den du gern mit nach Hause nehmen und deiner Mutter -

- Nee, mein Mann steht in Gesellschaft immer wie'n Stock in der Ecke und sagt kein Wort -

- Oh nein -

- Ganz bezaubernd, GANZ bezaubernd!

- Ledig. Oder? Jedenfalls sieht man nie -

- Und irgendwann ist er voll und kippt einfach um -

- Haben Sie Gatsby heute abend schon -

- Daran würde ich im TRAUM nicht denken, du Blödmann.

- Ich müsste dringend was mit Gatsby -

- Reiß dich zusammen, Susan. Die Leute GUCKEN schon -

- Na, ich schätze Gatsbys Vermögen auf mehrere Millionen Dollar -

- Keine Ahnung, ist mir auch egal -

- Hä, was?

schallendes Gelächter-

- Da hinten. Da steht Gatsby. Natürlich ist das Gatsby -

Geräusche ebben ab. Leuchtbogen geht aus.

2. Der kleine Nick Carraway

Nick kommt mit Reisekoffer. Schaut zu dem erloschenen Bogen hoch.

NICK Guten Tag. Ich möchte eines vorweg - also, ich MUSS das einfach so sagen. Ich bin einer der wenigen anständigen Menschen, die ich kenne. Nein nein, ich bin nicht der große Gatsby. Ich bin der kleine Nick Carraway. lacht selbstverächtlich Noch. Kam gerade erst im Westei an. Mit dem Schiff. Ich werde jetzt meine Cousine Daisy besuchen. Sie ist zwar meine Cousine, aber ich kenne sie nicht gut. Ich weiß nur, dass sie vor ein paar Jahren einen stinkreichen Sportler geheiratet hat. Den kenne ich auch nur flüchtig. Sie wohnen im Ostei. Das muss man sich erst mal leisten können! Obwohl. Sportler. Ist stark übertrieben. Er hat in der High School ein paar Football-Trophäen gewonnen. Die Sorte Mann, die mit einundzwanzig der große Held irgendeiner Nischendisziplin wird und danach nie wieder - naja. Muss er ja auch nicht. Hat ja genug geerbt. Also ich. Ich habs noch in gar nichts zu irgendwas gebracht. Und dabei bin ich schon fast dreißig. Dreißig! Ich muss dringend mal - ja! - ins Leben, und so. Sagt Dad. Deshalb bin ich hier. Ich bin gekommen, um was aus mir zu machen. Jawoll. Dad hat gesagt, ich finanzier dich noch ein Jahr und dann ist Schluss. Tja. Und da dachte ich, ich versuchs vielleicht mal mit der Börse. Doch, doch! Ich kenne viele Männer meines Alters, die es mit der Börse... Warum? Warum nicht? Ich komm zwar aus einer recht... ordentlichen Familie, aber verglichen mit denen... im Ostei... puh. Wohlstand ist ja immer eine Frage der Relation. schaut auf Gatsbys Haus und dann seine Bruchbude Puh. Was für ein Haus. Für Westei-Verhältnisse ganz schön - groß. Ich selbst kann mir nur diese windschiefe Hütte für achtzig Dollar im Monat leisten. Noch. Mann, sieht die traurig aus! Mit so einer traurigen Hütte, da kann man nur hoffen, dass sich nie Besuch anmeldet. Das wäre mir dann doch ein bisschen peinlich. Am besten wäre es, gar keine Freundschaften zu schließen, bis ich was aus mir gemacht hab. Das wird allerdings nicht einfach. Also, speziell jetzt für mich. Ich habe nämlich die Erfahrung gemacht, dass ich eine starke Anziehung auf Menschen ausübe. Menschen aller Art. Na gut, Männer, meistens. Die in mir, warum auch immer, den idealen Kandidaten für eine tiefe Freundschaft sehen. Ja, ich brauche nur irgendwo aufzutauchen und man hängt sich an mich. Zieht mich ins Vertrauen. Erzählt mir Geheimnisse, die ich überhaupt nicht wissen will. Das kommt wohl daher, dass ich eine so integre Ausstrahlung habe. Halte dich mit vorschnellen Urteilen über Leute zurück, deren Lebensumstände du nicht kennst, hat Dad immer gesagt. Denk daran, nicht jeder hatte so vorteilhafte Voraussetz, äh, Grundbeding, äh, Startch... nee, er sagte: GLÜCK, solches Glück wie du. Das hat mich zu einem zurückhaltenden Charakter gemacht. Und was hab ich nun davon? Dass sich alle an mich hängen.

3. Du erinnerst mich an eine Rose

Eine Schaukel schwebt herein, auf der Daisy und Jordan sitzen. Tom kommt mit Gartenstühlen.

DAISY Nick. Ich freue mich wahn-sinnig. Erzähl.Vermisst man mich?

NICK Die ganze Stadt ist untröstlich. Sie haben an allen Autos zum Zeichen ihrer tiefen Trauer das linke Hinterrad schwarz angemalt.

DAISY Wie herrlich! Lass uns zurückgehen, Tom. Gleich morgen. zu Nick Du solltest die Kleine mal sehen.

NICK Das würde ich gern. Wo ist -

DAISY Du musst unbedingt -

TOM Und, Nick, was treibst du so?

NICK Ich bin an der Börse.

TOM Für wen?

NICK Für Barney, Barney, Barney. Und Barney.

TOM Nie gehört.

NICK Warts ab. Du kriegst ihn schon noch zu hören, wenn du hier im Osten bleibst.

TOM Oh, ich bleibe hier im Osten, keine Sorge. Ich müsste ja ein verdammter Idiot sein, wenn ich irgendwo anders leben wollte.

JORDAN Ich bin ganz steif! Ich liege schon EWIG auf diesem Sofa.

DAISY Schau jetzt MICH nicht an. Ich, ich hab den GANZEN Nachmittag versucht, dich zu einer Fahrt in die Stadt zu überreden. Du wolltest ja nicht. Das ist übrigens Jordan. Jordan Nick. Nick Jordan. Jordan wohnt gerade bei uns, weil ihre alte Tante so schrecklich langweilig ist, oder Jordan? Sie IST doch schrecklich langweilig?

JORDAN Wir sollten irgendwas unternehmen.

DAISY Aber was? Was unternimmt man denn so?

TOM Komm, Nicki. Ich zeig dir mal das Grundstück. Das Haus, den Park und die Ställe -

DAISY Tom! Nun lass ihn doch erst mal ankommen, meinen Lieblingscousin. zu Nick Ist er nicht un-möglich?

Tom bringt Cocktails.

JORDAN Alkohol, bist du wahnsinnig? Ich bin im Training!

DAISY Mann. Sie hat doch morgen ein Turnier. Himmel, ist das heiß heute. Nick, ist es heute nicht wahn-sinnig heiß?

JORDAN Dieses brave Mädchen hier muss noch so einiges auf die Reihe kriegen.

 

TOM Wie du je irgendwas auf die Reihe kriegst, ist mir ein Rätsel.

NICK Ich kenne Sie doch von -

JORDAN Sie wohnen also im Westei. Da kenne ich jemanden.

NICK Ich kenn da überhaupt keinen.

JORDAN Sie müssen doch Gatsy -

DAISY Gatsby, welcher Gatsby?

JORDAN Na, Jay Gats -

DAISY Was für ein herrlicher Abend, was? Wir haben NACHTIGALLEN im Garten, Nick. Nachtigallen! Kannst du dir das vorstellen? Du musst unbedingt die Kleine sehen, sie sieht exakt aus wie ein poliertes Goldstück. Wozu Kerzen? schnippt sie aus In zwei Wochen ist der längste Tag im Jahr. Wartet ihr auch immer auf den längsten Tag im Jahr und verpasst ihn dann? Ich warte immer auf den längsten Tag im Jahr und verpasse ihn dann.

JORDAN Wir sollten irgendwas unternehmen.

DAISY Aber was? Was unternimmt man denn so? Schaut mal, ich hab mich verletzt. Das warst du, Tom. Das hab ich nun davon, dass ich so ein Trampel von Mann geheiratet habe. Ein riesiges, klobiges Trampel von -

TOM Ich hasse das Wort Trampel. Auch wenns nur ironisch gemeint ist.

DAISY Das war nicht ironisch, Schatz. Schau doch. Mein kleiner Finger. Er ist ganz blau.

TOM Dann ist er halt blau. Ich bins ja auch. Ha ha!

DAISY Ist er nicht un-möglich?

JORDAN Wir sollten irgendwas unternehmen.

DAISY Aber was? Was unternimmt man denn so? tänzelt "Was unternimmt man denn so" -singend durch die Gegend

NICK Neben dir fühle ich mich so unzivilisiert, Daisy. Kannst du nicht mal ein bisschen Holz hacken oder eine Runde Skat spielen oder eine Erbsensuppe kochen?

DAISY Ach, Nick.

TOM Apropos Zivilisiation. Die geht vor die Hunde. Habt ihr DER UNTERGANG von Professor Adolfo Goebbelinski- Sarazinowitsch gelesen?

DAISY/JORDAN/NICK Nein!

TOM Solltet ihr aber, solltet ihr! Ein gutes Buch. Jeder sollte es lesen. Jeder! Wenn wir nicht aufpassen, lautet die These, werden wir als weiße Rasse vollständig unterjocht. Das ist alles wissenschaftlich, alles erwiesen. Wir gehören nun mal zur nordischen Rasse. Und die nordische Rasse hat all die Dinge hervorgebracht, die die Zivilisation ausmachen, die Wissenschaft und die Kunst und die... und das... das ganze Zeug halt! Und jetzt wird unser schönes Land von Einwanderern überflutet. Und dazu die ganzen Abkömmlinge der ehemaligen Sklaven, die sich hier breit machen und an unseren Errungenschaften bereichern, die pflanzen sich fort wie die Karnickel, und wenn erst die Kameltreiber aus der Wüste rüberschwappen mit ihrer Brut, und alle wollen was ab haben vom Kuchen, von unserem Kuchen, von unserem schönen Kuchen, den WIR uns gebacken haben, und wir sitzen untätig rum und reichen ihnen noch die Hand, die Hand, die ihn gebacken hat, den schönen Zivilisations-Kuchen, dann wird die uns abgebissen, die Hand, und der Kuchen, der wird vollständig verputzt, und dann kommen immer mehr und mehr von denen, und irgendwann ist hier alles voll von verkommenen Gestalten mit verkommenen Ideen, die das Boot zum Kentern bringen, unser schönes Boot, das SIE nicht gezimmert haben, und wir, wir hocken da, unendlich lahmarschig und tolerant, und lassen uns von den Termiten unsere Werte zernagen, unsere Werte, die unsere Väter und Großväter und Urgroßväter... also, das wird alles zertrampelt, unter den Hufen der wilden Horden, die auf dem Staub unserer Werte ihr ZEUG bauen, Moscheen und Harems und Blutgerüste, und wir, die wir all das errichtet haben, werden zurückgeworfen ins Mittelalter, und hängen an den Rand gedrängt da, wie eine müde Deko, und müssen zusehen, wie sie unsere Vorratskammern plündern, so siehts nämlich aus!

DAISY Tom wir neuerdings immer tiefsinniger.

TOM Das ist alles belegt!

DAISY Er liest schlaue Bücher mit langen Wörtern drin. Laangen Wöörtern. Wöörtern wie, wie - Zi-vi-li-sa-tions-ver-fall -

TOM Wissenschaftlich belegt!

DAISY Ü-ber-frem-dungs-pro-ble-ma-tik-

TOM Belegt! Mit wissenschaftlichen Studien!

DAISY Un-ter-schichts-ge-bur-ten-reich-tum -

TOM Lies die STUDIEN! Wir, die herrschende Rasse, müssen aufpassen, dass die anderen Rassen nicht bald die Macht übernehmen!

DAISY reckt ein imaginäres Schwert in die Luft Wir müssen sie niederschlagen!

Telefon klingelt. Tom ab, Klingeln hört auf.

DAISY Es ist so schön, dich hier in meinem Garten zu haben, Nick. Du erinnerst mich an eine Rose. An eine absolut vollkommene Rose.

NICK Blödsinn, Daisy. Ich ähnele nicht mal entfernt einer Rose. Du improvisierst nur.

Daisy ab.

NICK Dieser Gatsby. Er ist mein Nachbar, wissen Sie?

JORDAN Pscht.

Von ferne hört man Tom und Daisy streiten. Telefon klingelt wieder.

JORDAN Ich will hören, was passiert.

NICK Passiert denn was?

JORDAN Passiert was, passiert nichts? Was muss passieren, damit was passiert? Wenn nichts passiert, passiert dann NICHTS oder passiert einfach nichts? Tom hat eine Freundin in der Stadt. DAS passiert. Aber das weiß doch jeder.

NICK Also ich nicht.

JORDAN Jetzt wissen Sie's. Sie könnte wenigstens so viel Anstand besitzen, ihn nicht zu Hause anzurufen, finden Sie nicht?

NICK Ich finde, dass man als Mann, als verheirateter Mann, gar nicht erst eine Freundin HABEN sollte, die in die Verlegenheit käme, einen zu Hause anzurufen, aber da bin ich wohl allein auf weiter Flur, mit dieser Haltung, das gilt ja heutzutage als spießig, ja ja, das kenn ich schon, das passiert mir häufig, dass ich der einzige Mensch im Raum bin, der die Fahne der moralischen Integrität hoch hält und wie ein verklemmtes Fossil wirkt, mir aber so was von egal, damit komme ich klar, weil ich es nicht anders gewohnt bin.

JORDAN Sie sind mir ja ein Süßer. Wollen wir uns nicht duzen?

Daisy und Tom kommen wieder.

DAISY Ich war kurz hinten im Garten, da sitzt eine Nachtigall auf dem Rasen und singt, und singt und singt, das ist, das ist SO romantisch.

TOM Wahn-sinnig romantisch. zu Nick Ich würde dir gern die Ställe zeigen. Erst letzten Monat hab ich eine neue Araberstute gekauft, die musst du dir angucken. Mann, was für ein Tier!

Das Klingeln gibt endlich auf.

NICK Vielleicht ein anderes Mal, Tom. Ich muss jetzt leider los. Danke für alles und bis bald. steht auf und will hastig gehen

DAISY Halt! hakt sich bei ihm unter Ich begleite dich. Sie schlendern durch den Garten. Du warst nicht auf meiner Hochzeit.

NICK Wir kennen uns nicht sehr gut - tut mir leid, ich war -

DAISY Nick. Ich habe eine schwere Zeit hinter mir. Ich bin, ich bin so, ich bin so wahnsinnig zynisch geworden.

NICK Aber du hast doch deine Tochter. Ich nehme an, sie, äh, spricht und isst... und so.

DAISY Oh ja. Weißt du, was ich bei ihrer Geburt gesagt habe? Ich weiß noch genau, was ich bei ihrer Geburt gesagt habe. Möchtest du es hören?

NICK Ich weiß nicht, Daisy -

DAISY Also, ich wache mit einem Gefühl völliger Verlassenheit aus der Narkose auf und frage die Hebamme, ist es ein Junge oder ein Mädchen, und die Hebamme sagt, ein Mädchen, und ich, ich wende mich ab und weine. Kunstpause Ich wende mich ab und weine! Und sage, na, da bleibt mir ja bloß ihr zu wünschen, dass sie eine dumme Gans wird, denn das ist das Beste, was einem Mädchen in dieser Welt passieren kann: Eine hübsche, kleine, dumme Gans zu sein. weint

NICK Na na na...

DAISY Ich bin überall gewesen, ich hab alles gesehen und alles gemacht. Weltgewandt - Gott, bin ich weltgewandt! Wie findest du Jordan?

NICK Daisy. Ich bin in meinen finanziellen Mitteln etwas... limitiert.

DAISY Dann muss es eben eine Affaire werden.

Sie stehen wieder vor Jordan und Tom.

NICK Daisy. Ich wollte eigentlich gehen -

DAISY Was, jetzt schon? Wir sollten noch irgendwas unternehmen.

JORDAN Zehn Uhr. Dieses brave Mädchen muss jetzt dringend ins Bett.

DAISY Jordan spielt morgen ein Turnier.

NICK Ach, du bist DIE Jordan. Jordan BAKER. Jordon BAKER, der GOLFPROFI. Mann Mann Mann Mann Mann.

JORDAN Ja, ich bin DIE Jordan BAKER. Und DIE Jordan BAKER sagt jetzt Gut Nacht. Weckt mich um acht, ja?

DAISY Wenn du dann auch aufstehst!

JORDAN Natürlich steh ich auf. Gute Nacht Nick, bis bald mal vielleicht -

DAISY Nicht vielleicht - sicher. Ich werde euch verkuppeln. Ich werde euch einander quasi in die Arme treiben. Versehentlich zusammen im Wäscheschrank einsperren, euch in einem Boot ins Meer hinaus stoßen -

JORDAN Gute Nacht. ab

TOM Nettes Mädchen. Aber jemand sollte sich um sie kümmern.

DAISY Das macht Nick doch ab heute, oder, Nick?

NICK Kommt sie aus der Stadt?

DAISY Aus rotten Dingsbums, wie ich. Wir haben dort unsere weiße Kindheit zusammen verbracht. Unsere schöne, weiße -

TOM Hat Daisy dir ihr Herz ausgeschüttet?

DAISY Aber nein. Wir haben uns nur ein bisschen über die nordische Rasse unterhalten, nicht war, Nick?

TOM Glaub nicht alles, was sie dir erzählt, Nicki.

NICK Also, Daisy hat mir überhaupt nichts erzählt. Ich bin wirklich sehr müde. Ich sollte wirklich langsam gehen. Gute Nacht.

TOM Gute Nacht, Nick.

DAISY Gute Nacht, Nick. He, Nick! Wir wollten dich noch was fragen. Was Wichtiges.

Pause

TOM/DAISY Man sagt, du seist verlobt!

NICK Verleumdung. Dafür bin ich. Zu, äh. Arm.

TOM Aber wir haben es gehört!

DAISY Und wir haben es von drei verschiedenen Leuten gehört, also muss es wahr sein.

NICK Ich bin nicht im entferntesten verlobt. Bloß, weil die Klatschmäuler schon das Aufgebot bestellt haben, bin ich noch lange nicht verlobt. Nein, ich bin NICHT verlobt.

TOM Jetzt wissen wir, warum er hergezogen ist. Der Junge ist auf der Flucht, ha ha!

DAISY Ach, das ARME Ding.

NICK Ich lass mich doch in keine Ehe HINEIN tratschen. Gute Nacht.

DAISY/TOM Gute Nacht, Nick!

Daisy und Tom verschwinden. Nick geht nach Hause. Stellt sich auf seine Terrasse und raucht eine. Pause.

NICK zum Publikum Ich denk mir grad meinen Teil. Pause. Von Ferne wird eine Gestalt im Morgenmantel sichtbar, die übers Meer schaut. Nick beobachtet sie eine Weile und ruft dann zaghaft Hallo? Hallo! Ich heiße Nick Carraway und bin ihr neuer Nachbar. Gestalt ist verschwunden. Hallo?

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