Plautus in der Frühen Neuzeit

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Aus der Reihe: NeoLatina #34
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Kommentierung aktueller Ereignisse

Auch wenn das Zentralmotiv des Iulius redivivusFrischlin, NikodemusIulius redivivus eine gewisse Zeitlosigkeit zu beanspruchen scheint und die Komödie breit die kulturellen Errungenschaften Deutschlands im 16. Jahrhundert vor Augen führt, erweist sich ihr Kontext, wie das Beispiel der verweigerten Dichterkrönung zeigt, als ausgesprochen aktuell; ja die im Iulius redivivusFrischlin, NikodemusIulius redivivus verborgene Komik ist teilweise nur verständlich, wenn man die Lebenssituation des Autors selbst kennt. Dass eine Komödie aktuelle Entwicklungen aufs Korn nimmt, hat bekanntlich ihr antikes Vorbild weniger bei Plautus als vielmehr in der Alten Komödie und insbesondere bei AristophanesAristophanes, dessen griechische Sprache allerdings für das Theater des 16. Jahrhunderts ungeeignet war.

Dem wollte nun FrischlinFrischlin, Nikodemus selbst entgegenwirken: Er übersetzte gleichzeitig mit der Abfassung des Iulius redivivusFrischlin, NikodemusIulius redivivus1 fünf Komödien des AristophanesAristophanes ins Lateinische imitatione Plauti et Terentii, wie das Titelblatt vermeldet.2 Um also die Funktion des Plautinischen bei FrischlinFrischlin, NikodemusIulius redivivus richtig einschätzen zu können, ist es von zentraler Bedeutung zu wissen, dass Plautus für FrischlinFrischlin, Nikodemus das stilistische Vorbild für eine Aristophanes-Rezeption in lateinischer Sprache darstellt. Nun wurde auch die Auseinandersetzung mit Aristophanes aufgrund der Obszönität des Autors oft in Frage gestellt, doch verteidigt FrischlinFrischlin, Nikodemus die Methode seines antiken Vorbildes: In einer Defensio Aristophanis contra Plutarchi criminationes, die seiner Aristophanes-Ausgabe vorangestellt ist,3 betont FrischlinFrischlin, Nikodemus, dass es dem Athener Komödiendichter darum gegangen sei, moralische Verfehlungen seiner Zeitgenossen zu brandmarken, wozu er zugespitzte Formulierungen benutzte. Dieses Vorgehen mache ihn aber zu einem ausgewiesenen Moralisten, weshalb er auch Vorbild für die Komödiendichtung des 16. Jahrhunderts sein könne.

Wie sehr AristophanesAristophanes und Plautus von FrischlinFrischlin, Nikodemus in eins gesetzt wurden, wird auch innerhalb seiner Briefe deutlich: Als er etwa den Plautus-Herausgeber Joachim CamerariusCamerarius d.Ä., Joachim d. Ä. (1500–1574) vergeblich bat, seine KallimachosKallimachos-Übersetzung Korrektur zu lesen, vermischte er Zitate aus Aristophanes und Plautus, um CamerariusCamerarius d.Ä., Joachim zu loben:

Sciebam enim, cùm et librum ipsum mitterem et has iam literas exararem, mihi rem non fore cum phalerato quopiam et κομποφακελοῤῥήμονι4 causidico aut σϕραγιδονυχαργοκομήτῃ5 praefecto, quos homines, si adeas, abitum quàm aditum malis6: sed cum diserto et leni oratore, sed cum erudito et facili poëta, sed cum gravi et perhumano Theologo, à quo tetricorum quorundam Bartholorum triste supercilium remotissimum esse aliorum fama planissime comperi.

Denn ich wusste sowohl, als ich das Buch selbst schickte, als auch, als ich diesen Brief konzipierte, dass ich es nicht mit irgendeinem Ordensträger und einem hochtönende Reden haltenden Anwalt oder einem an allen Stellen geschmückten Beamten zu tun haben würde – Menschen, die man lieber verlässt als dass man sie besucht, sondern mit einem redegewandten und gemäßigten Rhetor, einem gebildeten und geschickten Dichter und einem ernsthaften und überaus freundlichen Theologen, von dem ich durch andere ausdrücklichst erfuhr, dass er dem traurigen Ernst irgendwelcher unfreundlicher Gesetzeskrämer sehr abgeneigt ist.7

Ähnlich verfuhr FrischlinFrischlin, Nikodemus in einem Brief an seinen Kommilitonen Johann Christoph GailingGailing, Johann Christoph8 vom 7. Mai 1582:

Cyclopas et centauros, Polymachaeroplacidas, Pyrgopolinices, Bombomachidas, Cluninstaridisarchidas, σφραγιδονυχαργοκομήτας minus metuo quam Lutherus Wormacienses tegulas.

Ich fürchte die Kyklopen und Kentauren, die ganzen lächerlichen Soldaten, die an allen Stellen geschmückt sind, weniger als LutherLuther, Martin die Wormser Dachziegel.9

FrischlinFrischlin, NikodemusIulius redivivus verwendet hier die komischen Soldatennamen des Plautus, den Polymachaeroplagides kennen wir aus dem PseudolusPseudolus, die anderen aus dem Miles gloriosusMiles gloriosus, mit derselben griechischen Vokabel aus den Wolken, die schon im CamerariusCamerarius d.Ä., Joachim-Brief verwendet wurde. Das Ganze wird vermischt mit einer Anekdote aus dem Leben LuthersLuther, Martin, der von sich in Bezug auf den Wormser Reichstag 1521 einmal behauptete:

Wenn ich gewust hette, das so viel teuffel auff mich gezilet heten, als zigel auff den dechern waren zu Worms, were ich dennoch eyngeritten.10

So wie LutherLuther, Martin sich nun nicht vor den Teufeln fürchtete, so gibt FrischlinFrischlin, Nikodemus hier vor, sich nicht vor den Vertretern der Reichsritterschaft zu fürchten, die seit der Veröffentlichung von FrischlinsFrischlin, Nikodemus Oratio de vita rusticaFrischlin, NikodemusOratio de vita rustica 1580 die Ächtung des Autors forderten, weil darin einige deftige adelskritische Passagen zu finden sind.11 Geradezu paradigmatisch für FrischlinsFrischlin, Nikodemus Verwendung der antiken Komödie als thematic model ist die Verwendung eines Plautus-Zitats im Fließtext der Oratio de vita rusticaFrischlin, NikodemusOratio de vita rustica: So wie sich die Kupplerin in der CistellariaCistellaria über das Verhalten von Edeldamen gegenüber ihresgleichen beschwert, kritisiert FrischlinFrischlin, Nikodemus wortgleich das Selbstverständnis des Adels zu seiner Zeit, ohne seine Quelle zu nennen.12 In dieselbe Richtung zielt die Gleichsetzung der Reichsritter mit den Soldaten des Plautus im Brief an GailingGailing, Johann Christoph, was einen tragfähigen intellektuellen Witz darstellt, der zu einer bemerkenswerten Aktualisierung der antiken Komödie in FrischlinsFrischlin, Nikodemus Werk führte.

Im Verlauf des Adelsstreits nahm FrischlinFrischlin, Nikodemus die Arbeit am Iulius redivivusFrischlin, NikodemusIulius redivivus 1580 wieder auf.13 Am 18. März 1581 schrieb er an den Stuttgarter Hofprediger Lukas Osiander: Iulium Redivivum non potero ad finem perducere. Nam in Actu Tertio substiti.14 Dass die meisten Plautus-Anleihen wie oben gesehen im offenbar später verfassten vierten Akt des Iulius redivivusFrischlin, NikodemusIulius redivivus zu finden sind, dürfte somit aus der Genese des Stücks erklärbar sein. Der Adelsstreit führte auch zu der bereits bemerkten Änderung des Charakters des Hermann: Der deutsche Musterfürst verkörpert nun gleichzeitig einen Vertreter der deutschen Reichsritterschaft, der so verspottet werden darf wie einst die Soldaten durch Plautus. Diese Doppelstruktur des Hermann diente FrischlinFrischlin, Nikodemus im weiteren Verlauf des Adelsstreits auch als argumentative Absicherung, um bei Bedarf auf die positiven Eigenschaften Hermanns verweisen zu können. Noch kurz vor seinem Tode rühmt er sich in einem Brief an die Reichsritterschaft folgendermaßen:

Der ich doch mein leben lang den Adelstand geehret hab, vnd vil hundertt Adelspersonen ihn ihren leben vnd nach ihrem tod in meinen scriptis namhafftig gelobt, gerüempt vnd gebrisen hab, Ja auch vnser gantze Teutsche Nation in meinem Iulio Redivivo allen Andern Nationibus mitt waarheitt fürgezogen.15

Wie stark der Iulius redivivusFrischlin, NikodemusIulius redivivus vom Adelsstreit geprägt sein sollte, wird aus einem handschriftlich überlieferten Argumentum der Komödie deutlich, das Frischlin Frischlin, Nikodemusum 1581 verfasst haben muss.16 Zahlreiche der dort erwähnten Szenen fehlen in der Umsetzung, darunter jene, in der CaesarCaesar […] narrat, quos Cyclopes in cauponis et tabernis viderit.17 Mit Kentauren und Kyklopen verglich FrischlinFrischlin, Nikodemus schon in der OratioFrischlin, NikodemusOratio de vita rustica und in dem zitierten Brief an GailingGailing, Johann Christoph den Adel. Vermutlich sollte die Szene den realen Auslöser des Adelsstreits nachstellen: Am 11. März 1580 nahm FrischlinFrischlin, Nikodemus an einem Gelage in Tübingen teil, auf dem der Dichter den Tübinger Obervogt Fritz Herter von HertneckHertneck, Fritz Herter von so beleidigt haben muss, dass dieser FrischlinFrischlin, Nikodemus schlug und den Hut über den Kopf zog,18 wogegen sich FrischlinFrischlin, Nikodemus mit der Veröffentlichung der OratioFrischlin, NikodemusOratio de vita rustica wehrte. Zwar berichtet Caesar im Iulius redivivusFrischlin, NikodemusIulius redivivus tatsächlich von einem Wirtshausbesuch,19 aber die versprochenen Kyklopen fehlen sowohl hier, als auch an der Stelle, in der laut Argumentum CiceroCicero[…] Eobanum solatur, ne ob acceptam iniuriam à paucis quibusdam Cyclopibus animum despondeat.20

Ebenso fehlt im Übrigen der im Argumentum angekündigte Streit zwischen Pluto, der am Ende der Komödie CaesarCaesar und CiceroCicero wieder in die Unterwelt holen will, und dem Caminarius, wer das schwärzere Gesicht habe, den Frischlin Frischlin, Nikodemusso witzig gestalten wollte, ut nihil in Plauto habeas simile.21

Andere Passagen des Iulius redivivusFrischlin, NikodemusIulius redivivus erhalten im Kontext des Adelsstreits ein völlig neues Gewicht. Der bereits zitierte erste Vers, den EobanusHessus, Eobanus auf der Bühne spricht, den also FrischlinFrischlin, Nikodemus selbst in Anwesenheit des württembergischen Herzogs vortrug (FrischlinFrischlin, Nikodemus, Iul. red.Frischlin, NikodemusIulius redivivus 609–610),

Quid ergo faciam? Numne ad Caearem quidem me conferam,

In quo uno spes omnis mihi reposita est?

 

Was also soll ich tun? Soll ich mich wirklich zum Kaiser begeben, auf dem allein meine Hoffnung ruht?

bekommt eine völlig neue Bedeutung, wenn man weiß, dass ebenjener Herzog FrischlinFrischlin, Nikodemus im Januar 1582 unter Hausarrest stellte, weil der Dichter sich wegen des Adelsstreits an den Kaiser gewandt hatte.22 Ganz im Zeichen des Adelsstreits dürfte somit die nicht datierbare Uraufführung des Iulius redivivusFrischlin, NikodemusIulius redivivus in Tübingen während der Zeit gestanden haben, in der FrischlinFrischlin, Nikodemus in Laibach weilte. Dabei kamen nur die ersten vier Akte zu Aufführung, die somit mit dem oben zitierten plautinisch gehaltenen Abgang des Hermann, des ambivalent gehaltenen Vertreters des deutschen Adels, endete.23

Wie Patrick Lucky Hadley in seiner Dissertation24 über die AristophanesAristophanes-Ausgabe FrischlinsFrischlin, Nikodemus überzeugend nachgewiesen hat, findet sich das Muster der Aktualisierung der antiken Komödie für FrischlinsFrischlin, Nikodemus eigene Lebenssituation auch in dieser Übersetzung. Nicht zufällig schreibt der Autor in seiner Widmungsepistel an Kaiser Rudolf II.Rudolf II. (Kaiser), dass sein Werk nicht nur als gelehrte Arbeit zu Aristophanes zu verstehen sei, sondern sich an ein Romani Imperii amplissimum theatrum,25 also an die Öffentlichkeit wende. Gerade FrischlinsFrischlin, Nikodemus Interesse an den Rittern des Aristophanes ist im Zusammenhang mit dem Adelsstreit leicht nachvollziehbar.26

Nicht nur im Adelsstreit zog FrischlinFrischlin, Nikodemus Plautus zur Verunglimpfung seiner Gegner heran, sondern auch in seiner langwierigen Auseinandersetzung mit den Professoren der Artisten-Fakultät in Tübingen, vor allem mit Martin CrusiusCrusius, Martin.27

In einer Invektive gegen seinen einstigen Lehrer28 spricht FrischlinFrischlin, Nikodemus diesen mit Euge homo lepide29 an, so wie im Miles gloriosusMiles gloriosus30 der intrigante Sklave Palaestrio für seinen Plan kritisiert wird, mit dem CrusiusCrusius, Martin hier gleichgesetzt wird. Und nachdem FrischlinFrischlin, Nikodemus erneut bei einer Berufung eines ordentlichen Professors übergangen wurde, kommentierte er dies gegenüber dem Rektor der Universität31 mit den sprichwörtlich gewordenen Hunden, die man zum Jagen tragen müsse, also dem Plautus-Vers Stultitiast, pater, venatum ducere invitas canes.32

Diese Auseinandersetzung wird im Iulius redivivusFrischlin, NikodemusIulius redivivus allerdings nur am Rande erwähnt, wenn man weiß, dass der zentrale Vorwurf gegen FrischlinFrischlin, Nikodemus von Seiten seiner Tübinger Kollegen sein Hang zum Alkohol war. Entsprechend wird in der Komödie der Streit zwischen dem Allobrox und Hermann durch Merkur dadurch entschärft, dass er den Einfluss französischer Luxuswaren auf die deutsche Kampfkraft mit Verweis auf den Einfluss des Weins auf die deutsche Kampfkraft nivelliert. Konsequent fordert der Gott zur Abholzung der Weinberge auf.33

Die beabsichtigte Aktualität der Komödie führt dazu, dass jede Aufführung und jede Veröffentlichung des Iulius redivivusFrischlin, NikodemusIulius redivivus durch ihren Autor aus ihrem jeweiligen Kontext heraus unterschiedlich gedeutet werden kann. Dies muss auch für die letzte Aufführung des Stücks unter FrischlinsFrischlin, Nikodemus Regie im Karneval 1588 in Wittenberg gelten, wo der Poeta Laureatus ab September 1587 an der Universität Fuß zu fassen versuchte, aber nie über den Status eines Privatdozenten hinauskam, da er als Lutheraner an der damals philippistisch geprägten Leucorea nicht erwünscht war.34 Provokant, wie es seine Art war, wollte FrischlinFrischlin, Nikodemus zu seinem Abschied seine Konfessionskomödie PhasmaFrischlin, NikodemusPhasma aufführen, die in diesem Kontext als streng lutherisches Bekenntnis gedeutet werden muss. Die Aufführung wurde ihm daher auch untersagt.35 Stattdessen führte er seine Hildegardis magna, den Iulius redivivusFrischlin, NikodemusIulius redivivus und seine Übersetzung des aristophanischen PlutosAristophanesPlut. auf.36

Während der Rückgriff auf den PlutosAristophanesPlut. aufgrund FrischlinsFrischlin, Nikodemus damaliger ökonomischer Situation, die als erbärmlich zu bezeichnen ist, leicht erklärbar ist, kann über die Motive der Aufführung der beiden anderen Stücke nur spekuliert werden. Ein Hinweis findet sich in seinem Brief an den Wolfenbütteler Hofprediger BasiliusBasilius (Kirchenvater) Sattler vom 17. Dezember 1587, wo er schreibt: Nam Pragae obstitit mihi religio: Vitebergae suevisonus.37 Da er also in Wittenberg schon durch seinen württembergischen Dialekt in den Verdacht geriet, ein Gnesiolutheraner zu sein, könnte sich FrischlinFrischlin, Nikodemus veranlasst gesehen haben, mit seiner Hildegardis magna seine Herkunft zu verteidigen, da diese Komödie analog zum Iulius redivivusFrischlin, NikodemusIulius redivivus den Untertitel scripta in laudem totius Alemanniae38 trug. Um nicht zu provinziell zu erscheinen, schob er mit dem Iulius redivivusFrischlin, NikodemusIulius redivivus das Lob auf ganz Deutschland sofort hinterher. Ob FrischlinFrischlin, Nikodemus den Iulius redivivusFrischlin, NikodemusIulius redivivus für die Wittenberger Aufführung textlich aktualisierte, kann nicht belegt werden, wäre allerdings eine naheliegende Vermutung.

Zusammengefasst ergibt sich das Bild, dass FrischlinFrischlin, Nikodemus im Iulius redivivusFrischlin, NikodemusIulius redivivus sehr unterschiedliche Intentionen zusammenführt, wofür Plautus als Referenzautor in unterschiedlichen Funktionen sowohl als linguistic wie als thematic model herangezogen wird:

1 Der Iulius redivivusFrischlin, NikodemusIulius redivivus hatte eine stark didaktische Intention. Im Mittelpunkt stand dabei zwar die Vermittlung von caesarischem und ciceronianischem Latein sowie zentraler Argumente des Germania-Diskurses, doch wurde auch plautinisches Latein eingeflochten, damit zentrale Merkmale des Genres „Komödie“ deutlich werden. Neben den textlichen Anleihen an Plautus ist dabei die metrische Imitation des antiken Vorbilds von zentraler Bedeutung.

2 Mit dem Lob der Deutschen wählte FrischlinFrischlin, Nikodemus in dieser Komödie einen Stoff, mit dem er sich thematisch stark von seinem antiken Vorbild abgrenzte. Die lateinische Komödie, die bei Plautus nach FrischlinsFrischlin, Nikodemus Überzeugung formal vorbildlich ausgeführt wurde, sollte dadurch moralisch verbessert werden. Das Vulgäre, das im Iulius redivivusFrischlin, NikodemusIulius redivivus gattungsbedingt auch seinen Platz findet, wird durch einen Stilwechsel hin zu Plautus markiert. Für die mögliche Vermutung, dass FrischlinFrischlin, Nikodemus die Grundaussage seiner Komödie durch Plautus-Anleihen konterkarieren wollte, gibt es keine zeitgenössischen Belege.

3 FrischlinFrischlin, Nikodemus verarbeitet im Iulius redivivusFrischlin, NikodemusIulius redivivus seine eigenen persönlichen Auseinandersetzungen und kommentiert sie aktuell. Er kritisiert darin seine Gegner, indem er sie mit lächerlichen Charakteren der plautinischen Komödie gleichsetzt und mit entsprechenden Formulierungen aus Plautus der Lächerlichkeit preisgibt. FrischlinFrischlin, Nikodemus sucht in seiner Komödie also die Aktualität, wofür eher AristophanesAristophanes als Plautus das antike Vorbild abgab. FrischlinFrischlin, Nikodemus beschränkte sich dabei nicht nur auf eine Adaptation des Aristophanes, sondern versuchte, diesen selbst zu aktualisieren, was nur in einer lateinischen Übersetzung möglich war. Dafür war Plautus wiederum das stilistische Vorbild.

Literaturverzeichnis
Ungedruckte Quellen

Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, MS. A. VIII.

Deutsches Literaturarchiv Marbach, B: Frischlin, Nicodemus.

Hauptstaatsarchiv Stuttgart, A 274, Bü 41, 45, 49.

Württembergische Landesbibliothek Stuttgart, Cod. poet. et. phil. 4° 15.

Universitätsarchiv Tübingen, 10/11.

Universitätsbibliothek Tübingen, Mh 443/I.

Universitätsbibliothek Uppsala, Waller’s Manuscript Collection, Waller Ms de–01490.

Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien, RHR, Privilegia 1.

Niedersächsisches Landesarchiv Wolfenbüttel, 37 Alt, Nr. 374

Staatsarchiv des Kanton Zürich, E II 380.

Textausgaben, Übersetzungen und Kommentare

Crusius, Martin: Adversus Nicodemi Frischlini quinque rei grammaticae et virulentarum calumniarum dialogos defensio necessaria, Basel 1587.

Frischlin, Nicodemus: Hildegardis Magna. Comoedia nova de admiranda fortuna Hildegardis, quae Hiltebrandi Suevorum et Alemannorum ducis filia et Caroli Magni Regis Francorum uxor fuit, scripta in laudem totius Alemanniae, Tübingen 1579.

Frischlin, Nicodemus: Oratio de vita rustica, Tübingen 1580.

Frischlin, Nicodemus: Operum poeticorum pars scenica, in qua sunt comoediae quinque, Rebecca, Susanna, Hildegardis, Iulius redivivus, Priscianus vapulans, tragoediae duae, Venus, Dido, Straßburg 1585.

Frischlin, Nicodemus: Aristophanes veteris comoediae princeps, poeta longe facetissimus et eloquentissimus repurgatus à mendis et imitatione Plauti atque Terentii interpretatus, Frankfurt 1586 (Ndr. Hildesheim 1982).

Frischlin, Nicodemus: Julius redivivus, herausgegeben von Walther Janell, Berlin 1912 (Lateinische Litteraturdenkmäler 19).

Frischlin, Nicodemus: Sämtliche Werke, Band III, 1. Priscianus vapulans, Der geschlagene Priscian, Iulius redivivus, Julius Caesars Rückkehr ins Erdenleben, herausgegeben und übersetzt von Christoph Jungck und Lothar Mundt, Stuttgart / Bad Cannstatt 2003.

Frischlin, Nicodemus: Sämtliche Werke, Band III, 3. Kommentar zu Priscianus vapulans, Der geschlagene Priscian, Iulius redivivus, Julius Caesars Rückkehr ins Erdenleben, bearbeitet von Christoph Junck und Lothar Mundt, Stuttgart / Bad Cannstatt 2014.

Goldast von Haiminsfeld, Melchior: Philologicarum epistolarum centuria, Frankfurt 1610.

Leyser, Polykarp IV: Sylloge Epistolarum B. D. Polycarpi Lyseri senioris Theologi, dum vivebat Wittebergensium, Brunsvicensium et tandem in aula Electorali Saxonica celeberrimi ex MSS. fide dignissimis cum cura ac sollicitudine eruta et in unum volumen congesta, Leipzig 1706.

Luther, Martin: Eyn brieff an die Fürsten zu Sachsen von dem auffrurischen geyst, Wittenberg 1524.

Plautus, T. Maccius: Comoediae recognovit brevique adnotatione critica instruxit Wallace Martin Lindsay, Bd. I und II Oxford 1903 (Ndr. 1963).

Plautus, T. Maccius: Pseudolus, edited by. Malcolm M. Willcock, Bristol 1987 (Kommentar).

Seneca: Select letters, edited with introduction and explanatory notes by Walter C. Summers, London / New York 1965.

Schmid, Alois (Hg.): P. Matthäus Rader SJ. Band I: 1595–1612, München 1995 (Bayerische Gelehrtenkorrespondenz I, 1).

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