Medien in Deutschland

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Mundpublizisten, Handschriften und Bücher im Mittelalter

Auch im Mittelalter gab es unterschiedliche Formen öffentlicher Unterrichtung, wenngleich sich Öffentlichkeit damals auf eher enge Kreise in der Burg und am Hofe sowie in Kirche und Kloster beschränkte. Ihre Agenten waren einerseits kirchliche Lehrer, Prediger, Professoren und Bibliothekare. Teilöffentlichkeiten gab es in den Städten, Dörfern und am Lande. Von Bedeutung waren andererseits v. a. Marktplätze, auf denen von weltlichen »Mundpublizisten« wie Fahrenden, Dichtern, Sängern und Spielleuten Neuigkeiten überbracht wurden (vgl. Faulstich 1994). Vervielfältigen erfolgte nicht nur, aber v. a. in den Schreibstuben der Klöster und Universitäten, wo vorwiegend wissenschaftliche und religiöse Texte (vor-)gelesen und durch schreibkundige Mönche und Scholasten niedergeschrieben und damit vervielfältigt wurden. Dabei entstanden u. a. prächtige, kulturgeschichtlich bedeutsame, mit Farben ausgestaltete Handschriften vorwiegend wissenschaftlicher, literarischer und religiöser Texte, wie man sie z. B. in der Stiftsbibliothek des Benediktiner-Klosters St. Gallen (Schweiz) sehen und bewundern kann (vgl. u. a. Faulstich 1996, S. 109).

Erste, teils durchaus aufwändig gestaltete Drucke – zunächst auf Stoff, Pergament und später auf Papier – existierten im 14. Jahrhundert in Form von Blockdrucken (Gerhardt 1975, S. 6); das waren (teils schmuckreiche) Holzdrucke einer ganzen Seite. Bücher, die es davor auch schon gab, waren zunächst handgeschrieben. Sie gehen ursprünglich auf gebrannte Tontafeln (bei den Babyloniern und Assyrern), zusammengeschnürte Palmblätter (bei den Indern), Papyrusrollen (bei den Ägyptern, Griechen und Römern) sowie auf Pergament (ab dem 3. Jahrhundert n. Chr.) zurück. Ab dem 13. Jahrhundert wurden Bücher auf Papier hergestellt. Inhalte der Bücher waren im Mittelalter »zuallererst Abschriften der Bibel, der Texte der Kirchenväter, theologische Kompendien, Schriften antiker Philosophen, aber auch (wie wir heute sagen würden – Ergänzung H. P.) juristische Literatur für Verwaltungsbeamte« (Faulstich 1994, S. 128).

Werner Faulstich sieht im Mittelalter den allmählichen Übergang von den Menschmedien (wie Hofnarr, Sänger, Erzähler, Spiel und ritualisierte Feste, Pfaffe und Prediger, Marktplatztheater etc.) zu den Schreibmedien (wie Blatt, Brief, Buch, aber auch das Glasfenster mit seinen meist farbigen zeitbezogenen Darstellungen). Der Funktionsverlust der Menschmedien (»primäre Oralität«) beginnt sich gegen Ende des Mittelalters abzuzeichnen, als v. a. infolge des Bevölkerungswachstums sowie der Zunahme des Wissens mnemotechnische Möglichkeiten an ihre Grenzen stießen. Spätestens mit der Erfindung des Buchdrucks erfuhren die bis dahin üblichen Wege und Methoden der öffentlichen (primär oralen) Kommunikation und Verständigung einen epochalen Wandel (vgl. Faulstich 1996, zusammenfassend S. 269–272).

Abb. 1: Zur Geschichte der Medientechnik (1400 – 2012)



Buchdruck, Printmedien, Massenpresse

Technisch gesehen reicht in Mitteleuropa die Geschichte der Massenmedien – bzw. richtiger: der Druckmedien – in die Mitte des 15. Jahrhunderts zurück. Damals (1445) wurde von Johann (Henne) Gensfleisch zur Laden (bei Gutenberg nahe Mainz) der Druck mit beweglichen, also austauschbaren Lettern vollendet (vgl. u. a. Eisenstein 1997; Fussel 1999). Wichtigste Elemente dieser Erfindung waren die (Holz- bzw. Metall-)Lettern, Bedruckstoff (Papier) sowie Farbe, die sowohl auf den Lettern wie auch auf dem Bedruckstoff haftete. Die Druckerpresse selbst (mit Spindel, Tiegel und Druckstock) wurde aus der Traubenpresse hergeleitet (vgl. Wolf 1974). Das berühmteste Druckwerk Gutenbergs ist in der 42-zeiligen Bibel (B42, also 42 Druckzeilen pro Spalte) zu sehen, die zwischen 1452 und 1454 entstand (Stöber 2005, S. 23–28). Für seine Erfindung wurde Gutenberg 1998 von einer Gruppe amerikanischer Journalisten zum »Man of the Millennium«, als wichtigste Persönlichkeit des zweiten Jahrtausends, gekürt (vgl. Gutenberg o. J.). 2001/02 nahm die UNESCO die Gutenberg-Bibel als Weltdokument in die Liste »Memory of the World« auf (Gutenberg 2002).

Mit dem Buchdruck war die wichtigste technische Voraussetzung für rasches Vervielfältigen gegeben. Das Buch entstand, indem bedruckte Blätter zwischen mit Stoff, Pergament oder Leder bezogenen Deckeln aus Holz zusammengefügt und geleimt wurden. Erste Druckwerke waren neben Kleindrucken (wie Einblattdrucken, Ablassbriefen, Kalendern und Wörterbüchern) Flugblätter (Einblattdrucke), Flugschriften (4 bis 16 Seiten, u. a. für die Reformbewegung Martin Luthers von großer Bedeutung) sowie – im 16. Jahrhundert – Vorläufer der periodischen Presse wie die Newen Zeitungen (nicht-periodische Ein- und Mehrblattdrucke mit aktuellem Inhalt und oft auch Illustrationen) und die Messrelationen (relativ umfangreiche Publikationen, die jeweils zu großen Handelsmessen im Frühjahr oder Herbst erschienen). Die neuen Druckmedien »schufen Öffentlichkeit und wurden damit zur Bedrohung der Herrschenden: der Kirche und des Adels. Die Reaktion darauf war Zensur und Unterdrückung« (Faulstich 1994, S. 32). Kirchliche und weltliche Zensur beherrschten in der Folge über Jahrhunderte die Geschichte der Druckmedien (vgl. Wilke 1984). Zu den von der Druckerpresse ausgelösten Folgen hat u. a. Elizabeth I. Eisenstein eine Publikation vorgelegt (Eisenstein 1997; Original in englischer Sprache 1983).

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts entstanden regelmäßig erscheinende Periodika und es bildeten sich die Medien Zeitung und Zeitschrift aus. Die erste (Wochen-)Zeitung mit dem Titel Relatio erschien 1605 in Straßburg, ein weiterer früher wöchentlicher Titel, nämlich Aviso, ist 1609 aus Wolfenbüttel bei Braunschweig bekannt (Wilke 2008, S. 40f). Die erste Tageszeitung mit dem Titel Einkommende Zeitungen erschien 1650 in Leipzig (Wilke 2008, S. 56f), erste Zeitschriften kamen im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts heraus (S. 74ff). Im 17./18. Jahrhundert differenzierte sich das Zeitungswesen aus, in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entfaltete sich eine hochwertige literarische Zeitschriftenkultur (vgl. Lindemann 1969). Erst die technische Ausreifung der Drucktechnik mit dampfbetriebenen Druckmaschinen (an Stelle von Handpressen), Zeilensetz- und -gießautomaten (an Stelle des maschinellen Handsatzes) und Papierrollen (an Stelle von Bögen) im 19. Jahrhundert ermöglichte jedoch die Herstellung von Druckwerken mit hohen Auflagen (vgl. Pürer/Raabe 1996a). Nach der Aufhebung der Zensur 1848 bildete sich ein vielfältig ausdifferenziertes Zeitungs- und Zeitschriftenwesen aus (vgl. Wilke 2008, S. 215ff), gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstanden die Massenpresse und erste Großverlage: Mosse, Ullstein, Scherl, Girardet (vgl. Koszyk 1966; Wilke 2008, S. 215f.), später kam Hugenberg hinzu (vgl. Dussel 2004, S. 146ff). Spätestens seit diesem Zeitpunkt kann von Massenmedien und – infolge der stark ansteigenden Zeitungs- und Zeitschriftennutzung – auch von Massenkommunikation die Rede sein. Das Pressewesen erlebte in den beiden ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts in Deutschland einen rasanten Aufschwung, erlitt durch den Nationalsozialismus und den Zweiten Weltkrieg jedoch eine tiefe Zäsur (vgl. Koszyk 1972; Pürer/Raabe 2007, Kap. 3). Mitte der 1950er-Jahre gehörte Deutschland jedoch wieder zu den zeitungs- und zeitschriftenreichsten Ländern der Welt. Gute Überblicke über die Geschichte der Printmedien enthalten u. a. Jürgen Wilkes Publikation »Grundzüge der Medien- und Kommunikationsgeschichte« (2008) sowie Rudolf Stöbers »Deutsche Pressegeschichte« (2005), über einzelne Medien Werner Faulstich (1994, 2004).

Telefon, Telegrafie, Telegraphenbüros

In das 19. Jahrhundert, vorwiegend in seine zweite Hälfte, fällt auch die technische Entwicklung der Telegrafie (durch Samuel Morse, 1840) und des Telefons (durch Alexander Graham Bell, 1876). Die bedeutendsten Mittel der Telekommunikation, wie wir heute sagen würden, waren damit geschaffen (vgl. Geretschlaeger 1983). In Deutschland wurde die Telegrafie 1840, das Telefon 1877 eingeführt (und durch Werner von Siemens technisch optimiert). Das Telefon baut auf den physikalischen Erkenntnissen der Entstehung bzw. Erzeugung von Elektrizität sowie auf Kenntnissen der Umwandlung von Schallwellen in elektromagnetische Wellen auf. Beim (analogen) Telefon werden aufseiten des Sprechers Schallwellen mittels Mikrofon in niederfrequente elektromagnetische Wellen transformiert, entlang eines elektrischen Leiters (Kupferdraht) zum Empfänger transportiert und dort mittels Hörer (eine Art umgekehrtes Mikrofon) in akustisch wahrnehmbare Schallwellen zurückverwandelt. Fernsprechen und Fernschreiben (drahtlos ab 1897 durch Guglielmo Marconi) als elektrisch bzw. elektronisch vermittelte Kommunikationsmöglichkeiten stellten nicht nur wesentliche Erweiterungen zwischenmenschlicher Kommunikation über Distanz dar. Sie dienten v. a. auch der raschen Nachrichtenübermittlung über weite Distanzen, was für die um die Mitte des 19. Jahrhunderts entstehenden Telegraphenbüros (die heutigen Nachrichtenagenturen), aber auch für die Versorgung der Zeitungen und Zeitschriften mit aktuellen Nachrichten von besonderer Bedeutung war (vgl. Wilke 1991).

Radiotelegrafie, Hörfunk

Zur Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert waren die technischen Voraussetzungen (Aufnahme-, Sende- und Empfangstechnik) für die »Radiotelegrafie« weitgehend gegeben. Ihr technisches Prinzip baute auf dem Telefon auf, ging jedoch weit darüber hinaus. Es mussten nämlich auf Senderseite die aus dem Mikrofon kommenden niederfrequenten elektromagnetischen Wellen in hochfrequente elektromagnetische Sendesignale transformiert, über Antennen ausgestrahlt und eingefangen sowie auf Empfängerseite wieder in niederfrequente Wellen demoduliert, dem Lautsprecher zugeführt und von diesem in Schallwellen zurückverwandelt werden. Die Identifikation und Klassifikation hochfrequenter elektromagnetischer Wellen – das Maß der Schwingungszahl pro Sekunde bei Langwellen, Mittelwellen, Kurzwellen und Ultrakurzwellen – geht bekanntlich auf Heinrich Hertz zurück (vgl. Geretschlaeger 1983).

 

Die Radiotelegrafie diente anfangs zunächst v. a. dem Postverkehr und militärischen, später auch wirtschaftlichen Zwecken. Ab 1920 kam es jedoch in ganz Europa zur Errichtung öffentlichen Hörfunks (in Deutschland Ende Oktober 1923), der rasch über hohe Hörerzahlen verfügte und sich infolge seines primär unterhaltenden Charakters und seiner bequemen Nutzung allerorts relativ rasch zu einem beliebten Massenmedium entwickelte. So gab es in Deutschland im Oktober 1924 rund 280.000 Radioteilnehmer, im April 1925 knapp 779.000. Zur Jahreswende 1925/26 war die Millionengrenze überschritten. 1932 stieg die Zahl der Radioteilnehmer auf 4 Mio., 1939 waren es 10 Mio. (Lerg 1980, S. 116; Schuster 1999, S. 27; Dussel 2010, S. 41). In Deutschland wurde die Verbreitung des Hörfunks durch die Produktion billiger Massenempfänger von den Nationalsozialisten besonders gefördert und das Radio für Propagandazwecke schamlos missbraucht (vgl. Diller 1980). Eine große Zeit hatte der Hörfunk in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg, v. a. in den 1950er-Jahren. Nach Rückgängen in den 1960er-Jahren u. a. auch infolge der rapiden Ausweitung des Fernsehens erlebte das Medium Radio in den 1970er-Jahren eine Renaissance: Sie hält in Deutschland nicht zuletzt infolge der Neupositionierung der Radioprogramme des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (Strukturprogramme und Programmformate an Stelle von Mischprogrammen) sowie der Einführung privaten Hörfunks (1984) und der Etablierung von Internetradios bis zur Gegenwart ungebrochen an.

Foto, Film und Kino

Mit der Erfindung der Fotografie durch Nicephore Niepce und Lous J. M. Daguerre (Daguerrotypie 1839) sowie William F. Talbot (Kalotypie, Talbotypie 1841) war es möglich, mithilfe von chemisch präparierten, lichtempfindlichen Trägermaterialien (Kupferplatten, chlorbeschichtetes Papier) über optische Geräte fototechnische Abbildungen anzufertigen. Der aus dem Griechischen stammende Begriff »Phos« bedeutet »Licht«, »Fotografie« folglich »Lichtzeichnung« bzw. »Lichtbild«. Die rasche technische Weiterentwicklung der Fotografie zum Rollfilm sowie die Erfindung von entsprechenden Projektionsgeräten (sog. »Kinematographen«, daher der Begriff »Kino«) mündete schließlich in die Möglichkeit, auch Filme mit laufenden, also bewegten Bildern herzustellen und in abgedunkelten Räumen vorzuführen. Runde, das Auge des Betrachters nicht störende Bewegungsabläufe erfordern die Aufnahme bzw. Projektion von 24 Bildern pro Sekunde. 1895 wurden in Frankreich durch die Gebrüder Lumière (Paris) erste Filme öffentlich vorgeführt, in Deutschland waren die Gebrüder Skladanowsky (Berlin) Film-Pioniere. Auf Stummfilme, die z. T. durch kleine, sog. Film- und Kinoorchester musikalisch begleitet wurden, folgte 1927 der Tonfilm. Damit war der Film jenes Medium, das beim Zuschauer zwei Wahrnehmungskanäle, nämlich Auge und Ohr, beanspruchte bzw. befriedigte und rasch breitenwirksame Akzeptanz fand. Mit dem Tonfilm war folglich das erste audiovisuelle Medium geschaffen; von ihm geht bis heute auf viele Menschen immer noch hohe Faszination aus. Von besonderer Eindringlichkeit und Wirkung werden v. a. optische Effekte durch bewegte Bilder empfunden, die in aller Regel durch besondere Techniken der Aufnahme (wie Totale, Halbtotale, Nahaufnahme), der Kameraführung (wie Zooms, Schwenks, Fahrten etc.), der Beleuchtung (wie Intensität der Lichtstärke, also hell und dunkel), Variationen von Lichtfarbe und Lichttemperatur etc. sowie durch spezielle Schnitttechniken (wie weiche und harte Schnitte, Überblendungen, Gegenschnitte etc.) erzeugt werden. Der Tonfilm wurde von Anfang an primär als Unterhaltungsmedium eingesetzt, erfüllte aber durchaus auch andere, v. a. auch gesellschaftskritische Funktionen. Auch wurden filmische Darstellungen bald als eigene Kunstform anerkannt. Bereits in der Weimarer Republik, v. a. aber im Nationalsozialismus wurde das Medium Film in geschickter (und vordergründig unverdächtiger) Weise für politisch-ideologische Zwecke eingesetzt. (vgl. Gregor/Patalas 1962, 1979, 1992; Jacobsen et al. 1993; Dorn 1994).

Erste, allerdings noch sehr kostenintensive (Prestige-)Farbfilme gab es in den USA bereits 1935/36, eine weniger teure Farbtechnik (Eastman-Color) setzte sich ab Anfang der 1950er-Jahre durch. Neben dem Spiel- und Unterhaltungsfilm entstanden Varianten wie Dokumentar- und Lehrfilm, Propaganda- und Werbefilm u. a. m. Von Bedeutung als Quelle aktueller Information war die »Wochenschau«. Sie wurde bereits im Ersten Weltkrieg eingesetzt, hatte bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts ihren Stellenwert als Nachrichtenmedium und wurde erst durch die Ausbreitung des Fernsehens mit seinen wesentlich aktuelleren, täglichen Nachrichtensendungen ihrer Bedeutung enthoben und vom Markt verdrängt. Das Medium Spielfilm hatte seit seinem Beginn eine durchaus wechselvolle Geschichte (vgl. Jacobsen/Kaes/Prinzler 1993). Seine größten (Besucher-)Erfolge erzielte es in den 1950er-Jahren. Darauf folgten weniger gute Jahre. Dies lag sowohl an der teils mangelnden Qualität des deutschsprachigen Films in den 60er-, 70er- und beginnenden 80er-Jahren wie auch an der Faszination des sich rasch verbreitenden, noch breitenwirksameren Unterhaltungsmediums Fernsehen. Umgekehrt verleiht v. a. seit den 1970er/80er-Jahren das Fernsehen dem Film Auftrieb, indem zahlreiche Spielfilme im Fernsehen gesendet und nachweislich gut genutzt werden. Auch der Video- und später der DVD-Vertrieb von Spielfilmen sorgt(e) für steigende Verwertung (vgl. Faulstich 1994). Über die Etappen der technischen und zeitgeschichtlichen Entwicklung, der apolitischen, politischen und ideologischen Indienstnahme sowie künstlerischen und kulturellen Entwicklung des Mediums Film in allen seinen Ausprägungen geben die Sammelbände von Uli Jung (1993) Wolfgang Jacobsen, Anton Kaes und Hans Helmut Prinzler (1993) sowie Hans Günther Pflaum und Hans Helmut Prinzler (1992) detail- und facettenreich Auskunft.

Fernsehen – Terrestrik, Kabel, Satellit

Das elektronische Medium Fernsehen stellte an die Funktechnik noch weitaus höhere Anforderungen als der Hörfunk. Es ging dabei primär darum, elektrotechnische Verfahren zu entwickeln, mit deren Hilfe es möglich ist, Bilder zu übertragen. Zu diesem Zweck mussten auf Senderseite zur Aufnahme Bilder »zerlegt« und in elektromagnetische Wellen transformiert sowie auf Empfängerseite wieder in sichtbare Signale zurückverwandelt und zusammengestellt werden. Die Kathodenstrahlröhre (Ferdinand Braun, 1897), zunächst wesentlicher Bestandteil des Wiedergabegerätes (Bildschirm) und schließlich auch des Aufnahmegerätes (Kamera), erwies sich dabei neben der Nipkow-Scheibe (Paul Nipkow, 1883) für die elektrische Zerlegung der TV-Bilder auf Aufnahmeseite als grundlegende technische Errungenschaft. 1928 waren Aufnahme- (Kamera), Übertragungs- und Wiedergabetechnik (Bildschirm) so weit entwickelt, dass auf der Berliner Funkausstellung eine erste Fernsehübertragung vorgeführt werden konnte. Erste öffentliche Fernsehsendungen wurden in Deutschland 1935 ausgestrahlt; ein Jahr später (1936) hatten rund 162.000 Personen in Berlin, Potsdam und Leipzig die Möglichkeit, in öffentlichen Fernsehstuben (der Post) die Übertragung der Olympischen Spiele zu verfolgen. Aufnahme- wie Wiedergabegeräte waren noch groß und sperrig, die Fernsehbilder dagegen sehr klein und technisch noch wenig ausgereift. Der Zweite Weltkrieg bremste die weitere Entwicklung dieses Mediums (vgl. Longolius 1967ff).

Seinen Siegeszug erlebte das Fernsehen in Deutschland in den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts, nachdem in der Bundesrepublik Deutschland 1952 der regelmäßige Fernsehbetrieb aufgenommen wurde und ab 1954 das TV-Gemeinschaftsprogramm der ARD (Deutsches Fernsehen) startete. Auch in der Deutschen Demokratischen Republik startete das Fernsehen zunächst 1952, der regelmäßige TV-Sendebetrieb 1956; 1966/67 folgte in Europa das Farbfernsehen. Das Fernsehbild hat(te) in Europa eine technisch hohe Auflösung: Es bestand für lange Zeit aus 25 Bildern pro Sekunde, jedes Bild wieder aus 625 Zeilen, jede Zeile aus 800 Bildpunkten. Mit der in den 1990er-Jahren entwickelten und mittlerweile weit verbreiteten digitalen Fernsehnorm DVB sowie mit dem HD-Standard ist nicht nur eine wesentlich bessere Bildauflösung verbunden, sondern auch eine Erweiterung der Übertragungskapazität. Und mit dem neuen europäischen Fernsehstandard HbbTV (Hybrid broad-cast broadband Television) ist es möglich, »Fernsehprogramme mit Mehrwertangeboten aus dem Internet« zu verbinden (HbbTV 2013).

Bereits 1962 gab es erste Fernsehübertragungen via TV-Satellit, allerdings waren dies noch keine direkt strahlenden, geostationären TV-Satelliten. Geostationäre Telekommunikationssatelliten stellen Sendemasten am Himmel dar, die mit Raketen in das Weltall befördert, über Bodensignale von der Trägerrakete gelöst und in eine Erdumlaufbahn gebracht werden. Sie umkreisen in einer knapp 36.000 Kilometer hoch über dem Äquator liegenden Umlaufbahn die Erde, und zwar synchron mit der Erde um deren eigene Achse. Dadurch befinden sie sich immer am gleichen Punkt über der Erdoberfläche – erscheinen also geostationär – und können vom Boden aus ständig mit Sendesignalen (uplink) versorgt werden. Diese Signale werden in verstärkter Form vom Satelliten wieder an die Erdoberfläche zurückgesendet (downlink). Die (Solar-)Energie dazu bezieht der Satellit über seine Sonnensegel. In den 1980er-Jahren wurden solche TV-Satelliten weltweit in Betrieb genommen. Sie heben die Knappheit terrestrischer Frequenzen am Boden auf. Ihre Signale können mit Spezialantennen (Schüsselantennen bzw. TV-Schüsseln) empfangen, aber auch über Kabelnetze in die Haushalte gebracht werden (vgl. Ratzke 1984).

Eine weitere Übertragungstechnik stellt seit langem das sog. Breitbandkabel dar, über das gleichzeitig dutzende von Fernseh- und Hörfunkprogrammen in technisch sehr guter Qualität übermittelt werden können. Es wurde ursprünglich in topografisch ungünstig gelegenen Gebieten (vorwiegend in alpinen Lagen) sowie in eng bebauten städtischen Regionen (Probleme der TV-Signalreflexion durch hohe Gebäude) zum Einsatz gebracht, wo mit terrestrischen TV-Signalen keine optimale Sendeversorgung möglich war. Ab Mitte der 1970er-Jahre wurden solche TV-Kabel jedoch bundesweit verlegt, zunächst in den großen Ballungszentren, dann auch in weniger dicht besiedelten Regionen (vgl. Ratzke 1984). Die in Deutschland 1984 vorgenommene Einführung privaten Hörfunks und Fernsehens wäre wegen mangelnder terrestrischer UKW-Frequenzen ohne Kabel- und Satellitentechnik nicht möglich gewesen (vgl. Lenhardt 1987). In den bundesdeutschen TV-Haushalten mit Kabelanschluss konnten im Jahr 2000 im Durchschnitt 35 TV-Programme sowie zahlreiche lokale, regionale und nationale Hörfunksender empfangen werden, im Jahr 2012 waren es durchschnittlich 82 TV-Programme. Das digitale Radio und Fernsehen ermöglichen – technisch gesehen – bei besserer Ton- und Bildqualität eine noch größere Programmvielfalt. In diesem Zusammenhang ist auch das HD-Fernsehen zu erwähnen. Das digitale Fernsehen ist in Deutschland seit der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre Realität (zunächst im Pay-TV, seit geraumer Zeit aber auch im sog. Free-TV). Die analoge Fernsehausstrahlung via Satellit wurde 2012 durch das digitale Fernsehen abgelöst, analoge TV-Signale sind seither nur noch via Kabel zu empfangen (die medienanstalten 2013, S. 22). Der flächendeckende digitale Hörfunk lässt vorerst noch auf sich warten, wiewohl im August 2011 ein erstes, bundesweites Digitalradio-Angebot mit 13 Programmen »in einem eigenen Sendernetz in der Übertragungsnorm DABplus auf Sendung ging. Die ARD brachte ihrerseits alle Hörfunkwellen in den bestehenden DAB-Landesnetzen in die Luft, wechselte Kanäle und ergänzte das Angebot mit exklusiven Digitalprogrammen« (Gongolsky 2012, S. 6). Auch private Hörfunkveranstalter sind mit Digitalprogrammen auf Sendung (vgl. Gongolsky 2012, Abb. auf S. 7). Um beim Verbraucher bzw. Nutzer Erfolg zu haben, »braucht das DAB-Digitalradio ein überzeugendes inhaltliches Angebot« (ebd.). Zahlreiche UKW-Radioveranstalter nutzen zudem das Internet, um ihre Programme auch als Webradios zu verbreiten; deren Nutzung »ist bisher überschaubar« (Schneider 2012, S. 13).

 

Computer, Multimedia, Onlinekommunikation

Vom Computer als einem Medium zu sprechen, ist nicht ganz unproblematisch: er vereint (in Verbindung mit moderner Telekommunikation) technisch Möglichkeiten der Individual-, Gruppen- und der Massenkommunikation und wird in diesem Kontext, wie erwähnt, auch als Hybridmedium bezeichnet. Als solches ist er zum einen tatsächlich ein Medium, wenn über ihn massenkommunikative Inhalte wie etwa eine Onlinezeitung, Webradio oder Web-TV abgerufen und konsumiert werden (Massenkommunikation). Er ist zum anderen eher (nur) technisches Kommunikationsinstrument, wenn ein Nutzer mit anderen Nutzern im Internet bzw. WWW kommuniziert (Gruppenkommunikation wie Chat, Newsgroups, Social-Media-Anwendungen etc.) oder wenn sein Benutzer ihn dazu verwendet, um z. B. nur eine E-Mail, ein Fax oder eine SMS abzusenden (Individualkommunikation). Wie auch immer: Aus dem täglichen Leben, im Privatbereich wie am Arbeitsplatz, ist der Computer heute nicht mehr wegzudenken, und er wird in Zukunft eine wohl noch wesentlich größere Bedeutung haben als bisher.

Computer wurden in ihren Anfangsjahren lediglich als elektronische Rechenmaschinen betrachtet. So gesehen könnte man sagen, dass in den Rechenbrettern der frühen Ägypter, in den mechanischen Rechenmaschinen des 17. Jahrhunderts (n. Chr.) sowie in den tastaturgesteuerten Rechenautomaten des 19. Jahrhunderts bereits Vorformen des Computers zu erkennen sind. Elektromechanische (Röhren-)Rechner gab es ab Anfang der 1940er-Jahre, die eigentliche Geschichte des Computers beginnt jedoch erst 1945: Damals wurde in den USA ein Rechner gebaut, der bereits 5.000 Rechenvorgänge pro Sekunde abwickeln konnte; er wog allerdings 30 Tonnen, arbeitete mit 18.000 Elektronenröhren und sein Speicher betrug ganze zwei Kilobyte. Computer dienten anfangs ausschließlich militärischen Zwecken (z. B. zur Berechnung von komplizierten Geschossbahnen). Erst 1955 wurden erste Computer für zivile Zwecke an Großbanken, Versicherungen, Automobilfirmen etc. verkauft (vgl. Faulstich 1994, S. 149). Die Ende der 1950er-Jahre einsetzende Raumfahrt – und damit z. B. auch die Kommunikation via Fernmeldesatellit – wäre ohne Computer undenkbar gewesen. Die Erfindung des Transistors (Ende der 1940er-Jahre), der an die Stelle der Elektronenröhre trat, kam der Weiterentwicklung des Computers ebenso zugute wie etwas später die Erfindung der integrierten Schaltkreise und Halbleiterspeicher (1960er-Jahre), Magnetplattenspeicher und Mikroprozessoren (1980er-Jahre). In den 1980er-Jahren hatten Computer eine Speicherleistung von 8 Megabyte; 30 Mio. Instruktionen pro Sekunde konnten abgewickelt werden (Faulstich 1994, S. 150). Es gab und gibt zahlreiche komplexe Programmiersprachen und bereits Abertausende von Software-Programmen. Schrift-, Bild- und Spracherkennung mittels Computer sind weit entwickelt.

Im Bereich der klassischen Massenmedien gelangen Computer im deutschen Sprachraum seit etwa 1975 zum Einsatz: in der elektronischen Zeitungsherstellung (ab Mitte der 1970er-Jahre) in Form von computergesteuerten Texterfassungs- und -gestaltungssystemen, bei Hörfunk und Fernsehen in Form elektronischer Redaktionssysteme sowie beim elektronischen Broadcasting (EB). Mit zunehmender Durchdringung von Hörfunk und Fernsehen durch digitale Technik wird mittels Computer digital gespeichert und geschnitten.

Jedoch auch das gesamte Arbeits-, Wirtschafts-, Wissenschaftsund Verwaltungsleben sowie ein beträchtlicher Teil der Freizeitgestaltung vieler Menschen sind intensiv vom Computer durchdrungen. Zum Symbol der Computerisierung des Alltags sind rasch v. a. Personal Computer (PCs) geworden. »Dabei handelt es sich um kleine, selbstständige Systeme, die nicht mehr nur im Bürobereich, sondern generell in Industrie, Gewerbe, Verwaltung und nicht zuletzt im Privatbereich« selbstverständlich geworden sind« (Faulstich 1994, S. 148). Hier dient er anfangs u. a. der Textverarbeitung, der Tabellenkalkulation und zahlreichen anderen professionellen und semiprofessionellen Anwendungen. Im deutschen Sprachraum verschmelzen in den 1990er-Jahren Computer, Telekommunikation, elektronische Massenmedien und Unterhaltungselektronik zu Multimedia. Für den User stellt der Computer als intelligente Maschine gewissermaßen das »Eingangstor« ins Internet mit seinen zahlreichen Diensten und Anwendungen sowie in die Onlinekommunikation dar. Dazu gehören u. a. das Surfen durch die unzähligen Angebote des WWW; das File Transfer Protocol, also vorwiegend Herunter-, aber auch Hinaufladen von Dateien; Newsgroups, also Teilnahme an elektronischen schwarzen Brettern; Internet Relay Chat (IRC), d. h. Plaudern mit anderen in Echtzeit; nicht zuletzt Social-Media-Anwendungen wie etwa Facebook und Twitter, die sich größter Beliebtheit erfreuen, u. a. auch der Kontaktpflege und dem Austausch dienen und z. B. auch für die Organisation politischer Aktivitäten oder auch des Freizeitmanagements von Bedeutung sind. Auch Telefonieren via Internet und TV-Übertragungen sind längst möglich, bedürfen aber weiterhin einer Verbesserung der Übertragungsqualität. Zu Beginn des 3. Jahrtausends sollen weltweit bereits knapp 350 bis 400 Mio. Menschen über einen Internet-Zugang verfügt haben, damals vorwiegend in westlichen und westlich orientierten Ländern. Laut statista. com waren es im Jahr 2011 weltweit 2,42 Mrd. (statista.com 2012). Die Zahl der Internetanschlüsse weltweit dagegen ist (u. a. infolge unterschiedlicher technischer Zugänge) nicht exakt feststellbar. Folgende Zahlen sprechen jedoch für sich: Es hat 55 Jahre gedauert, bis 50 Mio. Menschen ein Auto besaßen; 38 Jahre, bis die gleiche Zahl ein Radio-Gerät hatte; 13 Jahre, bis sie über ein TV-Gerät verfügten; aber nur drei Jahre, bis es 50 Mio. Internetnutzer gab (vgl. Neue Zürcher Zeitung vom 10.03.1998).

Wie eingangs erwähnt, ist diese kleine (Technik-)Geschichte der Medien in hohem Maße unvollständig. Beispielsweise wurde nichts gesagt über die 1877 entdeckte elektrische Tonaufzeichnung, die die Schallplatte zur Folge hatte. Auch nicht erwähnt wurden etwa die einzelnen Ausprägungen der Drucktechnik in Form des Hochdrucks (Basis: Holzschnitt), des Tiefdrucks (Basis: Kupferstich) sowie des Flachdrucks (Basis: Lithografie). Vor allem der Tiefdruck (der sich sehr gut für eine qualitativ hochwertige drucktechnische Wiedergabe von Farbbildern eignet und etwa im Illustrierten- und Katalogdruck zum Einsatz kommt) und der Flachdruck (der im Zeitungs- und Zeitschriftendruck vorherrscht) sind heute weltweit industriell eingesetzte Druckverfahren. Der Hochdruck findet allenfalls noch im sog. Akzidenzdruck (für elegante Visitenkarten, individuell gestaltetes Briefpapier, für gedruckte Einladungen zu festlichen Anlässen etc.) Anwendung. Nicht angeführt wurden technische und kulturelle Errungenschaften, die sich als Folge der Entdeckung der Drucktechnik einstellten wie etwa: die Erzeugung von Papier als Bedruckstoff; oder die Herausbildung von Schrifttypen – in Deutschland etwa die heute veraltet anmutende (und schlecht lesbare) Fraktur, in Italien die elegante (und sehr gut lesbare) Antiqua. Auch nicht zur Sprache gekommen ist die Vereinheitlichung der Papier- bzw. Bogenformate sowie der Schrifttypen (Höhe, Breite, mager, kursiv, fett, VERSAL etc.). Absolut nicht übersehen werden darf im Kontext der Erfindung des Buchdrucks zweierlei: zum einen, dass kirchliche und weltliche Macht sehr bald eine Fülle von Zensurmaßnahmen ergriffen haben, um das freie Wort und die Herstellung von Öffentlichkeit zu unterbinden. Zum anderen, dass trotz dieser Maßnahmen die Erfindung des Buchdrucks wesentlichen Anteil an der Epoche der Aufklärung und damit geradezu atemberaubende kulturelle, politische und soziale Veränderungen zur Folge hatte (vgl. Füssel 1999; Eisenstein 1997). Die audiovisuellen Medien, insbesondere das Fernsehen, haben in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Kultur- und Konsumverhalten sowie Freizeitgewohnheiten der Menschen nachhaltig verändert (vgl. Meyrowitz 1987). Und die Onlinemedien sind, wie erwähnt, längst im Begriffe, nicht nur das Kommunikations-, Medien- und Freizeitverhalten, sondern v. a. auch Organisations-, Arbeits-, Wirtschafts- und Verwaltungsprozesse, aber z. B. auch Lehr- und Lernformen grundlegend zu revolutionieren.