Kanada: 150 Reisetipps

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Eine Reise durch British Columbia: 25 Reisetipps

British Columbia ist die wohl vielfältigste Provinz in Kanada: Ob zerklüftete Küsten, üppige Regenwälder, grüne Palmenhaine, feine Sandstrände, warme Badeseen, wilde Prärien, liebliches Ackerland, trockenheiße Wüsten, schneebedeckte Bergketten oder auch vorzeitliche Gletscher – zwischen Pazifischem Ozean und Rocky Mountains locken so viele unterschiedliche Landschaften wie in nur wenigen Regionen in Nordamerika. Dazu kommt die Kultur der First Nations, das Erbe der ersten Pioniere und Fallensteller, das multikulturelle Flair von Einwanderern aus aller Welt. Nicht zu vergessen ist die weltumspannende Küche, der wunderbare Wein, die Kunst und Kultur. Kurzum, British Columbia hat eine tolle Lebensqualität – und tolle Urlaubsmöglichkeiten auch abseits der ausgetretenen Pfade!

Reisetipp 1: Vancouver, Radtour im Stanley Park

Die Bewohner von Vancouver sind wirklich zu beneiden! Sie leben in einer Stadt, die kaum einen Wunsch offen lässt. Sie haben eine atemberaubende Landschaft um sich, die sie stets nach draußen treibt: auf das Wasser, in die Berge, in den Schnee. Sie finden Museen, Galerien und Konzerthallen vor der Haustür, die es mit den besten der Welt aufnehmen können. Sie können zwischen Boutiquen, schicken Einkaufsmeilen und fabelhaften Restaurants wählen. Kein Wunder, dass Vancouver in Umfragen regelmäßig zur lebenswertesten Stadt der Welt gewählt wird.

Doch wo anfangen? Am besten mit einer Radtour zum Stanley Park, dem wohl populärsten Ziel der Stadt! „Vancouver ist eine der grünsten Metropolen der Welt, die man gut auf dem Rad erkunden kann“, meint Josh Bloomfield, der an zwei Locations in der Stadt den Fahrradverleih Cycle City betreibt.

Mindestens 300 Kilometer Radwege gibt es in der Stadt. Einer davon führt vom Canada Place am Hafen in rund 20 Minuten in das Herz des Stanley Park, der jedes Jahr Millionen Bewohner und Besucher aus aller Welt anzieht. Über 300 Vogelarten leben in der grünen Oase, darunter Weißkopfseeadler und Kanadagänse. Einst bauten die Küsten-Salish-Indianer in dem Park ihre Langhäuser, heute lädt die Seawall zum Joggen, Spazierengehen und Fahrradfahren ein. Die befestigte Uferpromenade führt rund um den Park herum, und von unterwegs hat man stets einen tollen Blick auf die glitzernde Skyline von Vancouver.

Die Tour führt vorbei an farbenprächtigen Totempfählen, an riesigen Hemlock-Tannen und Rotzedern. Ein besonders prächtiges Exemplar ist über 900 Jahre alt – und so breit wie ein Auto lang. Die Entdeckungstour endet am Beaver Lake, einem idyllischen See, an dessen Ufer zwei Biber ihre Burg aufgebaut haben. Fast meint man, mitten in der Wildnis zu sein, dabei ist die Downtown nur Minuten entfernt. „Selbst für mich fühlt es sich hier an wie im Urlaub“, meint Bloomfield, steigt auf sein Bike und radelt entspannt zurück.


Entspannt Vancouver erkunden – mit dem Fahrrad!

Reisetipp 2: Vancouver, Bauhaus Restaurant

Die deutsche Küche hat es international bekanntlich nicht leicht, umso erstaunlicher ist es, was Filmproduzent Uwe Boll mit seinem Restaurant Bauhaus in Vancouver geschaffen hat: ein schickes Trendlokal in der Cordova Street in Gastown. Dort gibt es internationale Gerichte, vor allem aber auch Klassiker wie Sauerbraten, Wiener Schnitzel oder Matjes – innovativ zubereitet. Sogar weißer Spargel – eine Rarität in Kanada – wird im Frühjahr angeboten.

Dafür sorgt Restaurantchef Stefan Hartmann, der in Berlin einst für das Restaurant Vau kochte und dabei auch Michelin-Sterne sammelte. Viele seiner Kreationen gingen auf deutsche Einflüsse zurück, sagt Hartmann, und das kommt an: Seine Gäste kommen aus allen Generationen und aus allen kulturellen Hintergründen und viele sind auch bereit, den einen oder anderen Dollar mehr auszugeben. Guten Appetit!


Das Bauhaus Restaurant liegt nur wenige Minuten zu Fuß von der berühmten Steam Clock in Gastown entfernt

Reisetipp 3: Vancouver, Whale Watching und Flightseeing mit Orca Spirit

Acht Uhr morgens am Wasserflugzeugterminal am Canada Place: Die Twin-Otter-Maschine von Harbour Air hebt ab für einen kurzen Flug über die spektakuläre Inselwelt der Southern Gulf Islands. Gelandet in Victoria, 45 Minuten später, geht es flugs in einen hautengen Trockenanzug, dann auf ein Zodiac-Boot von Orca Spirit.

„Wir werden heute ein magisches Erlebnis haben“, verspricht Sean, der Whale-Watching-Guide, und schon braust das offene Boot mit aller Kraft in die Gewässer der Juan de Fuca Strait. Rund 80 Killerwale leben in das Jahr über in den Grenzgewässern zwischen Kanada und den USA. Schon nach wenigen Minuten taucht eine erste Rückenflosse im Wasser auf. Dann noch eine und noch eine. Bis auf wenige Meter nähern sich die Tiere dem Schlauchboot. Die Kameras surren, die Smartphones blitzen. Der Tag könnte perfekter nicht sein!


Zwei Orcas in der Juan de Fuca Strait

Reisetipp 4: Victoria, Fairmont Empress und Q Restaurant

Pünktlich zum 150. Geburtstag der Nation hat bei einem der ikonischsten Eisenbahnhotels des Landes eine neue Ära begonnen. Das legendäre Fairmont Empress am Inner Harbour von Victoria hat sein verstaubtes Image abgelegt und erstrahlt in neuem königlichen Glanz. Internationale Designer haben den 464 Gästezimmern und Suiten ein modernes Outfit verpasst, auch die Lobby und der Spa wurden neu gestaltet. In der Bar hängen poppige Portraits von Queen Victoria und das neue Luxus-Restaurant Q trägt seinen Namen mit Stolz – „for Queen and country“.

Für viele Besucher der Höhepunkt: der traditionelle Empress High Tea in der zeitgenössischen Lobby-Lounge. 21 der feinsten Sorten Tee gibt es dort zur Auswahl, dazu kultivierte Snacks mit britischem Flair. Unbezahlbar ist und bleibt der Blick durch die Hotelfenster auf den Sonnenuntergang über dem Hafen.


In der neuen Q Bar des Fairmont Empress hängen poppige Portraits von Queen Victoria

Reisetipp 5: Tofino, Storm Watching

Wenn George McDiarmid an den Strand geht, dann nimmt er sich keine Sonnenbrille mit, sondern einen Regenparka. In Tofino an der Westküste von Vancouver Island ist im Herbst und Winter Sturmsaison: Das Meer ist aufgewühlt und voller Schaumkronen. Meterhohe Brecher rollen auf das Ufer zu und zerbersten krachend an den Klippen. Die Wellen schleudern entwurzelte Bäume an Land. Das Naturschauspiel in dem einstigen Hippiedorf zieht Besucher und Surfer aus aller Welt an. Storm Watching nennen die Kanadier den Volkssport und McDiarmid hat ihn vor Jahren quasi erfunden. Der Hotelier führt das Wickaninnish Inn, ein Familienthotel hoch oben auf einer Klippe. Besucher bekommen bei der Anreise einen Parka, eine Regenhose und Gummistiefel. Außerdem ein Fernglas nebst dem Wetterbericht und den Gezeitenkarten.


Achtung, in Tofino gib es hohe Wellen

Reisetipp 6: Knight Inlet, Grizzly Bear Watching

Auf einmal tauchen drei dunkle Punkte im Blickfeld auf. Sie sehen aus wie Stecknadelköpfe im grünen Wasser und schwimmen mit gleichmäßiger Geschwindigkeit auf das Alu-Boot zu. Im Fernglas erkennt man aufrechte Ohren, langgezogene Schnauzen, dunkelbraune Pelze im Wasser.

Die drei Grizzlybären halten an einer Sandbank inne und tauchen kurz unter. Als sie wieder hoch kommen, halten sie zwischen ihren Tatzen ein paar zappelnde Fische und beißen herzhaft zu. Lachseier! Was für ein Frühstück!

Angerichtet ist das Büffet in Glendale Cove, einer verwunschenen Bucht an der zerklüfteten Westküste von British Columbia. Hier leben so viele Grizzlys auf einer so dichten Fläche wie an nur wenigen Orten in Nordamerika. 60 bis 70 Bären tummeln sich hier jeden Herbst. Wer sie finden will, wohnt am besten in der Knight Inlet Lodge, einem schwimmenden Fly-in-Hotel, das auf Pontons gebaut wurde, und das man von Campbell River aus per Charterflug erreichen kann.


Im Knight Inlet fischen sich Grizzlys frischen Lachs aus dem Wasser

Reisetipp 7: Alert Bay, U'Mista Cultural Centre

Häuptling Marcus hat heute seinen großen Tag. Der junge Mann sitzt in einem prächtigen Langhaus auf seinem Holzthron, trägt eine Weste aus rotem Filz und hat sich eine Kopfbedeckung aus Hermelinpelz aufgesetzt. „Wir heißen Euch alle willkommen“, ruft ein Zeremonienmeister, erst in Englisch, dann in der Sprache der Kwakwaka’wakw, einem Volk, das an der Nordwestküste von British Columbia lebt.

 

In einem Steinkreis auf dem sandigen Boden lodert ein mächtiges Feuer, Rauchschwaden ziehen durch den Raum. Männer setzen sich neben Marcus, greifen zu Schlagstöcken, hämmern damit auf einen Stamm aus Zedernholz und singen traditionelle Lieder. Als der Wirbel mächtiger und der Takt schneller wird, treten Frauen in prächtigen Kostümen auf die Tanzfläche. Stundenlang tanzen sie sich in Trance.

Marcus hat zu einem Potlatch geladen, einem traditionellen Stammesfest, bei dem er heute die Häuptlingswürde verliehen bekommt. Es ist der Höhepunkt des Jahres in Yalis, einer Gemeinde, die auch unter dem Namen Alert Bay bekannt ist. 1500 Menschen leben in dem Ort, der auf einer kleinen Insel zwischen Vancouver Island und dem Festland liegt – und für seine farbenprächtigen Zeremonien bekannt ist.

Potlatchs haben bei vielen Westküsten-Völkern eine lange Tradition, stärken sie doch ihre Kultur und Familienbande. Doch lange waren die Versammlungen verboten, weil die Regierung die Ureinwohner in der weißen Gesellschaft assimilieren wollte. Doch die Kwakwaka’wakw kämpften um ihre Kultur, viele Potlatchs fanden im Geheimen statt. Lange nach dem Ende des Verbots 1951 bauten sie unweit des Langhauses in Alert Bay das U'Mista Cultural Centre. Das Museum zeigt eine der wertvollsten Potlatch-Ausstellungen der Welt. Manche Reliquien und Zeremoniengegenstände sind über 150 Jahre alt. Ganz zu Beginn wird ein geschnitzter Zeremonienstab gezeigt, der Rednern die Autorität verleiht zu sprechen. Es folgen Masken der Häuptlinge, der Verstorbenen, der Festgäste. Die Reliquien sind kunstvoll geschnitzt und bemalt, mal mit übersinnlichen Kreaturen, mal mit irdischen Wesen wie Walen oder Ottern.


In Alert Bay hat sich das ganze Dorf zu einem Potlatch versammelt

360° Info


Reisetipp 8: Bella Coola, Tallheo Cannery

Bella Coola liegt am Ende eines 150 Kilometer langen Fjords und Gerrett Newkirk kennt den kleinen Fischerort wie seine Westentasche. Mit einem Boot oder dem Kajak bringt er seine Gäste zur Tallheo Cannery, einer Fischfabrik aus dem Jahr 1916. In ihrer Hochzeit verarbeiteten hier bis zu hundert Arbeiter Lachs.

Die Fahrt führt über gletschergrünes Wasser, vorbei an bewaldeten Steilhängen und schneebedeckten Bergen. Das Ensemble roter Holzhütten wirkt wie eine Filmkulisse aus Hollywood: Die Docks sind verfallen, die Häuser stehen schief, die Fassadenfarben blättern ab. Im einstigen Kramladen stehen noch alte Konserven im Regal.

In einer der ehemaligen Schlafbarracken der Fabrik hat Gerrett ein historisches Bed & Breakfast eingerichtet. Die zwölf Zimmer versprühen eine Atmosphäre aus dem letzten Jahrhundert: Die Fußböden knarren, die Gardinen haben weiße Spitzen, die Badewannen stehen auf Füßchen.


Auf dem Gelände der Tallheo Cannery rottet ein alter Fischkutter vor sich hin

Reisetipp 9: Port Hardy, Inside Passage

Die MV Northern Adventure hat den Hafen an der Nordspitze von Vancouver Island verlassen und pflügt sich mit zehn Knoten durch das Küstengewässer Kanadas in Richtung Norden. Es geht vorbei an felsigen Inseln, roten Leuchttürmen, mystischen Wäldern und wolkenumschlungenen Bergen. Inside Passage nennt sich die traumhafte Route, die Reisende in sechzehn Stunden von Port Hardy bis nach Prince Rupert bringt.

Mit etwas Glück kann man vom Aussichtsdeck des Fährschiffs Orcas, Buckelwale oder Delfine beobachten. Im Fernglas erkennt man Robben und Seelöwen, die sich auf den vielen kleinen Inselchen und Felsen aalen, die an der Strecke liegen. Auch Kreuzfahrtschiffe in Richtung Alaska befahren die populäre Route, die als eine der schönsten Schiffsreisen an der Pazifikküste gilt.


Mit den Fähren von BC Ferries geht es durch die Inside Passage

360° Info

Cycle City Tours + Rentals Vancouver: http://cyclevancouver.com/about

Bauhaus Restaurant: http://bauhaus-restaurant.com

Orca Spirit Adventures: https://orcaspirit.com/whale-watching-tours/vancouver-whale-watching-tours

Fairmont Empress Victoria: www.fairmont.com/empress-victoria

The Wikaninnish Inn Winter Storm Watching: www.wickinn.com/winter-storm-watching

Knight Inlet Lodge: http://knightinletlodge.ca

U’Mista Cultural Centre: www.umista.ca

Bella Coola’s Tallheo Cannery: www.bellacoolacannery.com

Inside Passage: www.bcferries.com/schedules/inside

Old Courthouse Inn: www.oldcourthouseinn.ca

Great Bear Rainforest: www.spiritbear.com

Haida Gwaii: www.gohaidagwaii.ca

Alaska Highway: www.hellobc.com/alaskahighway

Fort St. James: www.pc.gc.ca/eng/lhn-nhs/bc/stjames/index.aspx

Sparkling Hill Resort: www.sparklinghill.com

Okanagan Valley: www.okanagan.com

Lussier Hot Springs: www.radiumhotsprings.com/listing/lussier-hot-springs

St. Eugene Golf • Resort • Casino: http://steugene.ca/en/home-page/

Canadian Mountain Holidays Heli-Hiking: www.canadianmountainholidays.com/summer/heli-hiking

Kootenay National Park Backcountry: www.pc.gc.ca/eng/pn-np/bc/kootenay/activ/arrierepays-backcountry.aspx

Lake O’Hara: www.pc.gc.ca/eng/pn-np/bc/yoho/natcul/ohara.aspx

Assiniboine Lodge Naiset and Hind Huts: http://assiniboinelodge.com/naiset-and-hind-huts

Robson Heligamic: http://robsonhelimagic.com

Whistler Winter Pride: www.whistler.com/events/winterpride

White Pass & Yukon Railroad: http://wpyr.com

Reisetipp 10: Powell River, Old Courthouse Inn

Einst waren im Gebäude des Old Courthouse Inn die Polizei, das Gericht und das Gefängnis von Powell River untergebracht. Heute beherbergt der historische Fachwerkbau eines der traditionsreichsten Hotels in British Columbia. Das im Tudorstil gehaltene Haus wurde 1939 gebaut und liegt in der denkmalgeschützten Altstadt, einer der ältesten Holzfällersiedlungen an der Pazifikküste.

Die acht Zimmer sind voller Antiquitäten und Sammlerstücke und tragen Namen wie Sherrif's Office, Police Station oder Judge‘s Chamber. Die Eigentümer Kelly und JP servieren jeden Morgen das Frühstück im hauseigenen Edie Rae's Café – ohne Aufpreis. Abends gibt es Tapas und Wein auf der Terrasse.

Nur ein paar Schritte weiter zeigt das Patricia Theatre, das älteste ohne Unterbrechung operierende Kino in Kanada, alte und neue Kassenschlager. Vom Gipfel des Valentine Mountain aus hat man einen wunderbaren Blick über die zerklüftete, pazifische Küstenlandschaft.


In Old Courthouse Inn war einmal das Gericht von Powell River untergebracht

Reisetipp 11: Klemtu, Great Bear Rainforest

„Unser Schöpfer Tatau schuf einst einige wenige weiße Bären, um uns Menschen daran zu erinnern, dass unser Land einmal von Gletschern bedeckt war und dass wir dankbar sein sollen für die üppige Natur, in der wir leben“, erzählt Vernon Brown, ein Mann vom Volk der Kitasoo-Xai-'Xai.

Brown lebt in Klemtu, einem entlegenen Dorf im Herzen des Great Bear Rainforest, einer Region, die für ihre gemäßigten Regenwälder und ihre weiß befellten Geisterbären bekannt ist. Dort arbeitet er als Guide für die Spirit Bear Lodge, ein kleines, von Ureinwohnern geführtes Hotel, das sich ganz auf die Beobachtung der seltenen Tiere spezialisiert hat, die eigentlich zu der Gattung der Schwarzbären gehören, durch eine Genmutation aber ihre dunkle Farbe verloren haben. Nur rund 200 Geisterbären leben in ganz British Columbia. Sie zu entdecken ist ein spirituelles Erlebnis.


Ein seltener Anblick: ein weiß befellter Spirit Bear

Reisetipp 12: Haida Gwaii, SGangGwaay

Auf einer kleinen Insel im pazifischen Regenwald hat nach dem Glauben der Haida-Ureinwohner die Welt einmal begonnen. In einer einsamen Bucht, übersät mit glitschigen Kieseln, feuchtem Seetang und verwitterten Baumstämmen. Überragt von gigantischen Zeugen einer stolzen Kultur. Die Insel heißt in der Sprache der Haida SGangGwaay, frei übersetzt, „wo der Wind heult wie eine Frau“. Sie ist unbewohnt und gehört zum Gwaii Haanas National Park auf Haida Gwaii, einem sturmgepeitschten Archipel mit 150 Inseln und Inselchen, das man früher einmal Queen Charlotte Islands genannt hat.

Als die Besucher das Ufer erreichen, steigen ein paar Weißkopfseeadler von den Baumwipfeln auf und kreisen majestätisch über der Bucht. Ein schlaksiger Mann tritt aus dem Wald und nähert sich dem Strand: „Für uns Haida ist SGangGwaay der Ort der Schöpfung“, erklärt Jordan, der im Sommer auf der Insel als Wachmann arbeitet. Er beschützt dort die fragilen Totempfähle seiner Vorfahren, die zum Weltkulturerbe gehören und die meterhoch aus dem Regenwald ragen. Manche sind völlig verwittert und bis zu 400 Jahre alt.

Seit über 10 000 Jahren leben die Haida auf dem Archipel, auf SGangGwaay waren es einmal 300 Familien. Geblieben von ihrem Dorf sind nur Ruinen, es gibt weder Straßen noch Häuser. Nur eine kleine Wachhütte steht einsam im Wald mit zwei Zimmern, einem Plumpsklo und einem Generator. Ab und zu kommen Gäste per Wasserflugzeug, Segelboot oder Zociac vorbei. Straßen hierher gibt es nicht.

„Wir Haida haben harte Zeiten erlebt, aber wir haben gekämpft und überlebt“, erzählt Jordan. Ende des 19. Jahrhunderts hatten die Weißen die Pocken auf Haida Gwaii eingeschleppt und von etwa 10 000 Haida blieben nur 500. Heute leben wieder 2500 Haida auf dem Archipel, dazu etwa genauso viele weiße Kanadier.

Bis zum Sonnenuntergang sind es jetzt nur noch ein paar Stunden. Bald wird sich Jordan in seine kleine Hütte im Wald zurückziehen, den Kamin anzünden und durch das große Fenster hinaus aufs Meer schauen. Stets auf der Hut, damit der Ort, an dem die Welt einmal angefangen hat, nicht untergeht.


Zeugen einer großen Kultur: die Totempfähle von SGangGwaay

 

Reisetipp 13: Dawson Creek, Alaska Highway

Es geht geradeaus, immer geradeaus. Stundenlang. Tagelang. Wochenlang. Vorbei an einsamen Seen, undurchdringlichen Wäldern, schneebedeckten Dreitausendern. Ab und zu huscht ein Bär über den Asphalt auf der Suche nach frischen Löwenzahnblättern. Hirsche, Wölfe und Elche streifen über die Lichtungen neben der Straße, manchmal sogar Rentiere. Am Autofenster schwirren die Moskitos.

Der Alaska Highway, eine der bekanntesten Traumstraßen der Welt, feiert in diesem Jahr Jubiläum. Vor 75 Jahren hatte der Bau der 2288 Kilometer langen Piste durch die Wildnis begonnen, die Dawson Creek in British Columbia und Delta Junction im US-Bundesstaat Alaska verbindet. Einst als Nachschubroute für das Militär gedacht, ist der geteerte Highway heute die Verkehrsader für Kanadas Norden und Touristenroute für Millionen Auto- und Wohnmobilurlauber aus aller Welt.


In Dawson Creek weist ein Straßenschild auf den Beginn des Alaska Highways hin

Reisetipp 14: Fort St. James, Hudson's Bay Company

Jeden Morgen um kurz vor 9:00 Uhr wird im Fort der Hudson's Bay Company die rote Fahne mit dem Union Jack und den Buchstaben H.B.C. gehisst. Es ist der Dienstbeginn in Fort St. James, einem Zentrum des Pelzhandels in Nordamerika: Mägde sortieren im Lagerhaus Felle, Trapper laden gepresste Pelzballen in ihre Kanus, Händler legen im Laden Waren aus. So geschehen im Jahre 1896.

Über 120 Jahre nach der Blütezeit des Forts können Besucher in dem zum Freilichtmuseum umgewandelten Ensemble die Epoche der Fallensteller authentisch nacherleben. Erhalten geblieben sind rund ein Dutzend Blockhäuser, in denen man sogar übernachten kann. Nachts ist es dann totenstill, nur manchmal hört man das Plätschern des nahen Sees oder das Zirpen der Grillen. Am frühen Morgen kräht der Hahn, später servieren die Mägde das Frühstück. Es gibt Kaffee, englischen Tee, frisch gebackene Brötchen und Würstchen auf feinem Porzellan.


In der Stadt Fort St. James steht ein Fort gleichen Namens, das heute von der Parkbehörde Kanadas betrieben wird

Reisetipp 15: Vernon, Sparkling Hill Resort

Davon hat Gernot Langes-Swarovski immer geträumt: ein glitzerndes Wellness-Hotel aus Millionen Kristallen. Unweit von Vernon hat sich der Patriarch des österreichischen Swarovski-Glas-Imperiums den Wunsch erfüllt. Wie ein riesiger Diamant thront sein Hotel auf einem Hügel der Monashee Mountains, sogar Flugzeugpassagiere können das Funkeln der Fassade aus der Höhe erkennen. Auch im Inneren glitzert es überall: Das Atrium besteht aus 15 riesigen Glasdreiecken, im Foyer hängen Kronleuchter aus Glas, in den 152 lichtdurchfluteten Zimmer funkeln Sterne. Im KurSpa, dem riesigen Wellnessbereich, leuchten Glaskugeln. Gäste haben eine Auswahl von sieben Saunen, vier Erlebnisduschen, drei Pools und einem Kneipp-Bad. In der einzigen Kältesauna in Nordamerika zittert man bei minus 110 Grad Celsius. Abends lädt das Hotel während der europäischen Stunde zum textilfreien Saunen. Auf der Weinkarte im Piekfein Restaurant steht, natürlich, auch Grüner Veltliner.


Wellness mit Blick auf die Monashee Mountains von British Columbia

Reisetipp 16: Okanagan Valley, Wineries

Manchmal haben die Winzer im Okanagan Valley ungebetene Gäste. Dann schlüpfen hungrige Bären durch den Elektrozaun und schlagen sich den Bauch mit Pinot-Noir-Trauben voll. Damit weisen sich die zotteligen Räuber als wahre Kenner aus. Denn Pinot Noir reift gut und reichlich in der größten Weinregion in British Columbia, in der es mittlerweile über 150 Weingüter gibt. Das lockt nicht nur Genießer aus den nahen Großstädten an, sondern auch immer mehr Besucher aus Europa. Sie sitzen zur Lese auf der sonnendurchfluteten Terrasse der Quails Gate Winery in Kelowna und kosten die edlen Tropfen oder lassen sich im Örtchen Oliver von Adolf Krüger, einem Auswanderer aus dem Rheinland, in die Kunst des Kelterns einweisen. Krügers Wild Goose-Kellerei war vor 25 Jahren eine der ersten, die ihre Pforten für Besucher öffnete.


Der Okanagan Lake sorgt für ein mildes Klima – und damit für prima Weintrauben

Reisetipp 17: Canal Flats, Lussier Hot Springs

Diese heißen Quellen in der Wildnis der Rocky Mountains sind ein echter Geheimtipp, der auf vielen Straßenkarten gar nicht erst verzeichnet ist.

Erreichbar sind die Quellen nur über eine knapp 18 Kilometer lange Schotterpiste, die südlich von Canal Flats vom B.C. Highway 93 abzweigt. Im Sommer helfen robuste Reifen, im Winter ist ein Allradfahrzeug mit Schneeketten unverzichtbar. Wie auf einem Waschbrett geht es schier endlos im Schritttempo über Stock und Stein, doch die Strapaze lohnt. Nach einer Biegung hat man das Ziel vor Augen.

Direkt am Ufer des Lussier River haben sich eine Handvoll natürlicher Pools gebildet, mit Quellwasser von bis zu 43 Grad Celsius. Hartgesottene wärmen sich erst in den Pools und springen danach zur Abkühlung in den eisigen Fluss aus Gletscherwasser. Mehr Kneipp geht nun wirklich nicht!


In den heißen Quellen lässt es sich aushalten

Reisetipp 18: Cranbrook, St. Eugene

Gordie Sebastien besuchte einst die St. Eugene Mission Residential School, einen mächtigen Backsteinbau im Hinterland der Rocky Mountains nahe Cranbrook. Dort haben die Lehrer ihm, wie so vielen Ureinwohnern, die Kultur und Sprache aus dem Leib geprügelt, um ihn in der Welt der Weißen zu assimilieren. Zwangsinternate wie das in St. Eugene waren über Jahrzehnte Alltag in Kanada – und eines der dunkelsten Kapitel des Landes.

Heute ist Sebastien, der ehemalige Schüler, über 60 Jahre alt und arbeitet als Nachtwächter und Gästeführer in dem ehemaligen Schulgebäude, das ein Glockentürmchen und ein Kreuz auf dem Dach hat.

Der Ort der Schande ist damit zum Ort der Versöhnung geworden, denn die Ureinwohner betreiben in der alten Missionsschule seit ein paar Jahren das St. Eugene Golf Resort und Casino, das einzige Hotel dieser Art in Nordamerika. Es liegt im St. Mary's Reservat und hat 125 Hotelzimmer, einen Golfplatz, ein kleines Museum und eine Spielhalle.


Die ehemalige Missionsschule von St. Eugene ist heute ein Hotel der First Nations

Reisetipp 19: Bugaboo Provincial Park, Heli-Wandern

Auf einmal geht es senkrecht bergab. In der Tiefe erkennt man ein Geröllfeld, einen Gletscher und reißende Bäche. Der Blick nach unten in die Tiefe macht einen schwindelig, und man fragt sich: Muss man da wirklich runter? Absteigen, so ganz ohne Klettergurt, Seil und Karabinerhaken?

Da taucht am Horizont ein roter Punkt auf. Er kommt immer näher, und schon erkennt man einen Hubschrauber. Der Pilot dreht noch eilig ein paar Runden über den schneebedeckten Gipfeln, dann landet er ein paar Meter entfernt auf einem Felsvorsprung und wirkt die Wanderer herbei.

„Auf geht's, ich bringe Euch jetzt da runter“, ruft der Pilot, und schon hebt die Maschine von Typ Bell 2-12 ab, fliegt den Abhang entlang und landet eine Minute später auf einer Wiese mit Wildblumen. Geschafft! Heli sei Dank!

Der Hubschrauber ist beim Heli-Hiken im Bugaboo Provincial Park ein Teil des Outdoor-Vergnügens: Er bringt Wanderer an Orte, die sie sonst nur in Tagen, manchmal in Wochen erreichen würden. In entlegene Gebiete ohne angelegte Wanderwege oder Campingplätze. Und er ist stets zur Stelle, wenn das Terrain einmal schwierig wird – und es einfach nicht allein weitergeht.

Die Bugaboos, eine spektakuläre Bergkette in den Columbia Mountains, sind eines der beliebtesten Wander- und Klettergebiete in ganz Amerika – und bevorzugte Destination für Heli-Hiking. Die Gipfel sind oft über 3000 Meter hoch und umgeben von Eisfeldern und alpinen Hochplateaus. Im Sommer blühen überall farbenprächtige Wildblumen. Manchmal begegnen einem Grizzlybären, Bergziegen oder Murmeltiere.

Übernachtet wird in speziellen Unterkünfte wie der Bugaboo Lodge von Canadian Mountain Holidays. Die Hotels sind die logistische Basis für den Wanderurlaub, Vollpension und Hubschrauber auf Stand-by inklusive. Alle Wanderungen werden von erfahrenen Bergführern organisiert, die ihre Gäste in unterschiedliche Gruppen einteilen, von Anfänger bis Experten – je nach Mut und Schwierigkeitsgrad.


Beim Heli-Wandern in den Bugaboo Mountains steht der Hubschrauber stets bereit

Reisetipp 20: Kootenay National Park, Rockwall Trail

Diese Mehrtagestour ist nun wirklich nichts für schwache Nerven! Der Rockwall Trail im Kootenay National Park ist 55 Kilometer lang, super anstrengend und ein Muss für passionierte Wildniswanderer und Abenteurer. Der Track führt durch eine spektakuläre Kette von kambrischen Kalksteinfelsen in den Rocky Mountains, immer auf und ab, über mehrere Bergpässe, vorbei an glitzernden Bergseen, tiefen Schluchten und Schneefeldern.

Drei bis vier Tage dauert die volle Tour, die den Beinmuskeln nun wirklich alles abverlangt. Übernachtet wird auf sechs dafür vorgesehen Wildnis-Campingplätzen im eigenen Zelt. Bei Einheimischen ist die Tour so beliebt, dass man die Plätze schon Monate vorher bei der Nationalparkbehörde reservieren muss. Auch eine Rückenmassage danach in Radium Hot Springs, dem Hauptort am Südende des Parks, kann nicht schaden!


Ein Blick vom alpinen Hochland auf die Rockwall im Kootenay National Park

Reisetipp 21: Yoho National Park, Lake O'Hara

Kurz nach der Passhöhe ist das Schneegestöber da, und die Berge verschwimmen im Nebel. Irgendwo hier unten muss er sein, jener magische Ort, der sich tief in die kanadische Seele eingebrannt hat und der schon für die Cree ein ganz besonderer war. Yoho tauften die Ureinwohner die Landschaft einst, frei übersetzt: der Ort der Ehrfurcht und des Erstaunens. So heißt der kleine Nationalpark in den Rocky Mountains auch heute noch. Mit Tourenski geht es weiter durch den Wintersturm, auf der Suche nach der kanadischen Seele, immer tiefer in den Wald hinein. Dann, nach zwölf schweißtreibenden Kilometern, öffnet sich endlich die Sicht: Man erkennt eine Lichtung, schroffe Kalksteinriesen im Pulverschnee, vereiste Wasserfälle, einen zugefrorenen See, einsame Blockhütten am Ufer. Die Schornsteine rauchen, hinter den Fenstern brennt Licht. Drinnen duftet es nach frisch gebackenem Brot und Kuchen. Auf einem Tresen dampft ein Kessel mit Suppe.

Lake O'Hara heißt der Ort, der tief im Hinterland des Yoho National Park liegt. Im Winter gibt es keine Straße hierher, nur einen Track für Skifahrer und Schneeschuhwanderer. Dazu die Lake O'Hara Lodge, ein Refugium in der Wildnis, ein Stückchen Zivilisation und Luxus in den unendlichen Weiten der Natur.

In Europa ist der kleine Park im Schatten von Banff und Jasper oftmals weniger bekannt – in Kanada dagegen ist er ein Klassiker. Die Berge, Gletscher und Seen der Gegend zierten viele Jahre lang den kanadischen Zehn-Dollar-Schein, auch in vielen Schulbüchern und Museen ist der Yoho National Park bis heute allgegenwärtig. Maler der kanadischen Künstlergruppe Group of Seven kamen lange hierher und trugen die romantischen Berglandschaften mit ihren Bildern schon zu einer Zeit in die Großstädte, als noch wenige Reisende den Weg in die Wildnis fanden. Auch heute ist der Lake O'Hara alles andere als leicht erreichbar. Im Winter hat die Lodge nur Platz für 16 Gäste. Im Sommer bringt die Parkbehörde gerade einmal zwei Busse am Tag mit Wanderern und Campern über eine raue Schotterpiste an das Ufer. Mit dem eigenen Auto gibt es keinen Weg hierher. Rechtzeitig reservieren ist also angesagt!