Buch lesen: «Kochen im Nirgendwo»
Philip Raillon
Kochen im Nirgendwo
GÜNSTIGE UND LECKERE GERICHTE FÜR BACKPAPER
IMPRESSUM
KOCHEN IM NIRGENDWO
Günstige und leckere Gerichte für Backpacker
Philip Raillon
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar
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Der Inhalt des Werkes wurde sorgfältig recherchiert, ist jedoch teilweise der Subjektivität unterworfen und bleibt ohne Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität.
Redaktion und Lektorat: Christine Walter
Satz und Layout: Serpil Sevim-Haase
E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2018
Bildnachweis: Alle Fotos von Philip Raillon, außer S. 24 u: Procsilas Moscas cc by 2.0. | S. 58 u: Olle Svensson, S. 64 u: Nicola v. Freud cc by sa 4.0 | S. 66 u: Benreis at wikivoyage | S. 68 u: David Adam Kess cc by sa 4.0 | S. 70: freestock.ca cc by sa 3.0 | Rückseite: Barbara Zabka. Grafische Elemente: freepik, freepdsfiles.net und masseva.
ISBN: 978-3-947164-20-2
Dieses Buch ist für
all diejenigen, die gerne reisen und so ihren Horizont erweitern, um Vorurteile und fremdenfeindlichen Populismus in der Heimat entlarven zu können.
Außerdem widme ich es
meinen Großeltern Dr. Hella und Dr. Dietmar Busse,
meinen Eltern Katja und Christian Raillon und meinem Bruder Jacob,
sowie meinem besten Freund Maurice Reinhard, der zweifelsohne der deutlich bessere Koch von uns beiden ist und den ich bei Fragen zu Kochrezepten stets um Rat bitten konnte.
DAS KOCHBUCH
Reisen, das bedeutet viele neue Erfahrungen, verschiedene Erlebnisse, ungewohnte Tätigkeiten. Reisen, das ist anstrengend – und macht hungrig: Hungrig auf Neues und auf etwas Leckeres für den Magen am Abend. Wer allerdings mit einfachen Mitteln reist, kommt bei der Zubereitung der Mahlzeiten schnell an seine Grenzen. Egal, ob mit dem Van, mit einem Zug oder einem Fahrrad – zur Hand hat man oft nicht viel. Kleine Gasflammen, wenige Zutaten, keinen Kühlschrank. Klingt aussichtslos? Mag sein – und zugegebener Maßen ist die abendliche Mahlzeit nach einem Tag voller Touristen-Attraktionen auch oft nur eine nötige Pflichtaufgabe. Dennoch gibt es auch für hungrige Reisemäuler mehr zu kochen als nur „Nudeln mit Tomatensoße“. Dieses Buch versteht sich nicht als eine ultimative Rezeptsammlung, um dem Urlaub das Sahnehäubchen aufzusetzen. Nein, vielmehr möchte es Denkanstöße zu einfachen, schnell zuzubereitenden und doch leckeren Gerichten geben. Trotzdem hat dieses Büchlein auch einige echte Schmankerl dabei: Zum Beispiel Jägerschnitzel mit Pommes frites oder Fleischsoße auf Nachos – ideal, wenn man ausnahmsweise einmal eine richtige Küche zur Verfügung hat, oder als kleine Dankes-Aufmerksamkeit gegenüber Gastgebern.
Ich selbst habe viele Erfahrungen in puncto Backpacking und Kochen gesammelt, als ich 2013 und 2014 für ein halbes Jahr mit einem Van in Neuseeland und Australien unterwegs war. Zusammen mit meiner Freundin Maria Gleichmann haben wir damals, kurz nach dem Abitur, unsere Kochkünste ausprobiert. Wobei ich sagen muss, dass ich definitiv mehr gelernt habe. Die Gerichte, die ihr in diesem Buch findet, haben wir uns erst teils in Neuseeland überlegt, teils einfach dort gekocht. Die Rezepte sind also absolut campingtauglich und nur an wenigen Stellen im Nachhinein noch verfeinert worden. Damit das klar ist: Was ihr hier findet, ist keine Meisterküche. Es ist das, was man sich mit einfachen Mitteln kostengünstig abseits der Zivilisation und ohne viel Vorwissen auf den Teller zaubern kann. Aber die Hauptsache ist ja ohnehin, dass es schmeckt. Was ich an eigenen Erfahrungen gesammelt habe, findet ihr im Anschluss an diesen Einführungstext unter den „Tipps“. Am Ende des Buches findet ihr eine Vokabelhilfe (Deutsch – Englisch). Einige Fotos zeugen anschaulich von meiner Experimentierfreude beim Kochen.
Denn auch ich habe damals festgestellt: Egal, was man kocht – und mag es noch so schlicht sein –, wenn man mitten im Nirgendwo auf einem einsamen Campingplatz steht und vor sich hin brutzelt, die Sonne im dunklen See verschwindet und die Vögel zwitschern, dann kann eine leckere Mahlzeit schnell doch noch zum finalen Höhepunkt des Tages werden. Zumindest der knurrende Magen dürfte es so sehen. Leider, und das gehört auch zum Kochen in der Wildnis dazu, bleibt dann noch immer etwas sehr Unbeliebtes: Um das Spülen kommt man selbst nach dem einfachsten und leckersten Gericht nicht herum – auch nicht mit diesem Buch.
Dazu kommt, dass man über das Kochen und anschließende Essen gut und schnell andere Reisende kennenlernen kann. Dabei ist ganz egal, ob es die Backpacker in der Hostelküche nebenan sind oder die nächsten Wohnmobilfahrer auf dem Campingplatz, oder ob es derjenige ist, der einem aushilft, wenn man beim Einkaufen wieder eine wichtige Zutat vergessen hat. Essen verbindet, Essen ist Kommunikation. So wie ihr hoffentlich Reisetipps mit anderen Reisenden austauscht, kann man auch sehr gut Kochrezepte weitergeben. Und wer dann das Gespräch weiterspinnt und neue Kontakte knüpft, der lernt schnell neue Lebensarten und Persönlichkeiten kennen und schätzen. Gut kann man auch zusammen kochen und die Mahlzeit teilen. Wenn das Abendessen dann auch noch schmeckt, ist der gesellige Abend im Anschluss eigentlich schon gesichert.
In diesem Sinne:
Guten Hunger und (noch viel wichtiger) eine schöne Reise!
Philip Raillon
TIPPS ZUM KOCHEN UNTERWEGS
Wer reist, der möchte stets alles klein, kompakt und möglichst leicht haben – das gilt auch für die „Bord“-Küche. Dennoch sind einige Sachen unerlässlich. Und zwar sowohl zum vernünftigen Kochen als auch um die Gerichte dieses Buches zu brutzeln.
Wasser: Das flüssige Grundnahrungsmittel ist nicht nur zum Trinken unerlässlich, sondern auch für das Kochen extrem wichtig. Wie möchte man Nudeln, Reis oder Kartoffeln ohne Wasser kochen? Eine Soße ohne Flüssigkeit ist auch irgendwie keine Soße, und spätestens beim Abwasch wird es ohne Wasser schwer. Die einfachen Campingplätze (oder besten Spots zum Wildcampen) haben meist keine Wasserquelle oder liegen höchstens nur an Flüssen oder einem See. Auch möglich: Zwar gibt es einen Wassertank, aber dieser ist aus Regenwasser gespeist. Benutzt man Letzteres, was möglich ist, sollte man es aber in jedem Fall mit den entsprechenden Chemietabletten oder durch Abkochen reinigen. Beim Abkochen sollte man Wasser mindestens drei Minuten lang kochen lassen, in höheren Lagen sogar länger. Und Achtung: Nicht alle Bakterien und Keime lassen sich durch Kochen abtöten – ein wenig sollte man also schon aufpassen. Ansonsten empfiehlt es sich, stets mehrere Liter Wasser mit sich zu führen. Kostenloses Nass zum Abfüllen gibt es eigentlich an jeder dump station für Wohnmobile. Wer im Hostel oder auf einem kommerziellen Campingplatz bleibt, der sollte dieses Problem natürlich nicht haben. Dafür kann man hier für die nächsten Nächte wieder auftanken.
Kocher: Eine Flamme ist besser als keine – und zwei sind noch besser, vor allem für die meisten der folgenden Rezepte. Wer ein leckeres und vor allem warmes Essen genießen möchte, sollte gleich zweigleisig fahren. Es ist sonst fast eine Sache des Unmöglichen, gleichzeitig Soße, Fleisch oder Gemüse und Beilage zu kochen. Das ist doch langweilig? Von wegen! Es bleibt auch mit zwei (meist einfachen) Gaskochern anspruchsvoll genug. Aber ihr braucht nun keine Sorge zu haben, wenn ihr mit nur einem Kocher unterwegs seid und dieses Büchlein dabei habt. Es gibt hier auch einige Gerichte, die man problemlos mit nur einer Flamme zubereiten kann.
Bei der Wahl der Gaskocher gilt: Augen auf! Die einfachen Gaskartuschenkocher, die sich mit kleinen sprühdosenähnlichen Flaschen betreiben lassen, sind einfach zu handhaben. Allerdings ist der Verbrauch der Dosen hoch und die Hitze, gerade wenn das Gas in den Flaschen zur Neige geht, nicht sonderlich groß. Deutlich stärker sind die großen Gasflaschen, die oben eine kleine Topffläche haben und sich an Tankstellen auffüllen lassen. Allerdings hat man hier – bei recht großem Platzbedarf für den Kocher– nur eine Platte. Optimal sind die Zweier-Platten, die sich mit einer Leitung an die Gasflasche anschließen lassen. Hier ist Vorsicht bei der Verwendung geboten: Alte Varianten dieser Kochmöglichkeit könnten spröde Gasleitungen haben, es besteht Explosionsgefahr. Darüber hinaus gibt es natürlich – gerade für Backpacker ohne fahrbaren Untersatz – deutlich kleinere und kompaktere Modelle. Oder anstatt Gas- lieber Benzinkocher? Testet es am besten vorher durch oder sprecht mit erfahrenen Campern.
Und je nachdem wo ihr gerade campt und kocht, müsst ihr natürlich auch auf mögliche Feuergefahr achten! Also immer eine Flasche Wasser in der Nähe haben und am besten den Kocher nicht direkt auf trockenes Gras oder unter tiefhängendes Laub stellen.
Equipment: Ihr habt nur zwei Platten, also braucht ihr auch nicht zehn Töpfe und Pfannen. Trotzdem sollte man mindestens zwei Töpfe und eigentlich auch zwei Pfannen haben. Diese kann man von daheim mitbringen – gerade, wenn man bereits ein handliches und leichtes Campingtopf-Set hat. Nötig ist das allerdings nicht! Man findet auch vor Ort sehr gut alle Ausrüstungsgegenstände, die man für ein leckeres Abendessen braucht. Oft sind Kochutensilien schon beim gekauften oder gemieteten Van oder Wagen dabei, oder aber ihr könnt sie günstig von ehemaligen Backpackern erstehen, die gerade das Land verlassen. Einfach mal im Hostel oder im Internet ein wenig stöbern.
Was hingegen sehr hilfreich sein kann, ist ein Besteckset. Es gibt das sogenannte „Bundeswehrbesteck“, das aus einem Messer, einer Gabel und einem Löffel besteht und sich praktisch ineinander stecken lässt. Gerade für die Zeit, in der man noch nicht voll ausgestattet ist, kann das Besteck hilfreich sein. Ansonsten bietet es sich grundsätzlich an, zumindest für zwei oder drei Mahlzeiten die nötige Ausstattung an Tellern, Tassen und Besteck zu haben, dann braucht man nämlich nicht nach jedem Kochen zu spülen. Darüber hinaus benötigt man Pfannenwender, Schneidebrettchen, Schneidemesser, einen Gemüseschäler und ein Abschlagsieb. Ein Schneebesen, ein Kartoffelstampfer sowie eine Käsereibe können nicht schaden, sind aber nicht zwingend notwendig. Zur Not kann man sich auch mal auf dem Campingplatz oder im Hostel durchfragen. Was ihr auf jeden Fall mit dabei haben solltet: Ein gutes Taschenmesser! Aber aufgepasst beim Flug. Wenn ihr euer Taschenmesser im Handgepäck habt, war es die längste Zeit euer Messer. Dann bleibt es nämlich ziemlich rasch an der Sicherheitskontrolle liegen.
Spülen: Das Thema Saubermachen ist ohnehin so ein Ding. Denn Spülmaschinen gibt es natürlich nicht. Am besten ist es, wenn man sich eine kleine Wanne oder einen Eimer besorgt, worin man dann mit Wasser und Spülmittel zumindest das Gröbste abbekommt. Es lohnt sich vorher einen Teil des Wassers aufzukochen, damit das Spülwasser wenigstens lauwarm ist. Aber: Richtig heiß, und damit richtig säubernd, wird es nicht werden. Deshalb stellt euch am besten schon einmal auf eine leichte Fettschicht auf euren Tellern ein. Und vergesst nicht, wenn ihr auf einem Campingplatz oder in einem Hostel seid, den Dreck mit richtig heißem Wasser ordentlich abzuschrubben.