AstroPolarity-Fernkurs

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Die andere Variante wäre, also eine von vielen anderen Varianten, dass das Kind an sich sehr viel trinkt, was bei einer Stier-Betonung normal ist. Das ist die eine Seite des Extrems, dass das Kind sehr viel trinkt - und dass die Mutter das Gefühl hat: um Gottes Willen, ich komme ja sozusagen mit meiner Milchproduktion überhaupt nicht hinterher. Diese Angst der Mutter spiegelt sich wiederum auch im Kind wider und das Kind hat Angst, nicht genug zu bekommen. Wir wissen aus Erfahrung, dass es manche Stier-betonte Kinder gibt - später natürlich auch Erwachsene, wobei sich das in einer anderen Form zeigt im Sinne von bestimmten Essstörungen wie Übergewicht/Untergewicht und Fresssucht/Magersucht - wir wissen, dass es bestimmte Kinder gibt, die bei einer Stier-Betonung das genaue Gegenteil dessen tun, was gerade geschildert wird.

Das heißt diese Kinder saugen ihre Mütter nicht aus, sondern sie verweigern sogar Nahrung, weil sie unterschwellig das Gefühl haben, sowieso nichts bekommen zu können. Da stellen sie sich sozusagen bockig und verweigern die Nahrungsaufnahme - das ist eine vorgezogene Trotzphase, wenn man das versucht kinderpsychologisch zu sehen. Das ist die gehemmte Form des Stier-Prinzips, wohingegen das Aussaugen der Mutter die kompensatorische Form ist. Das Kompensieren hat immer mit einer gewissen Übertreibung zu tun, und das Gehemmtsein immer mit einer gewissen Untertreibung.

Fakt ist: ein Stier-betonter Mensch hat immer Angst zu verhungern. Er hat immer Angst, nicht genügend Nahrung aufnehmen zu können. Das genau ist ein Grundproblem, weil das Stier-Prinzip bedeutet: Bleibe physisch am Leben. Da gibt es in diesem Zusammenhang die Notwendigkeit, Nahrung aufzunehmen, damit dieser Auftrag, physisch am Leben zu bleiben, erfüllt werden kann. Und in diesem Sinne ist alles das, was mit der ersten Aufnahme von Nahrung - also der Stillphase - zu tun hat, grundsätzlich ein Problem. Das zeigt sich letzten Endes, ich wiederhole das noch einmal, in einer Angst zu verhungern beziehungsweise physisch nicht überleben zu können.

Einen anderen wichtigen Gesichtspunkt möchte ich an der Stelle jetzt noch einflechten. Die Verdichtung von Energie, die zur Entstehung von Materie führt, könnte man im Tierreich bei all den Tieren wiederfinden, die in Herden zusammenleben. Denn eine Herde ist eine Vielzahl von einzelnen Materieteilchen - so könnte man das ausdrücken, und ein einzelnes Tier ist ein Materieteilchen - und wenn Materieteilchen sich an einer bestimmten Stelle zu vielen Materieteilchen zusammenfinden, dann haben wir eben das, was man im Tierreich eine Herde nennt. Wenn ich das in etwas lustiger Weise auf den Menschen übertrage, würde man sagen: Das ist das, was der Mensch im Sinne von Gruppenfeeling aufbaut. Etwas salopp formuliert: das was man auch unter Vereinsmeierei versteht. Sowie der Mensch versucht, sich gesellig zusammenzufinden - oder etwas schärfer formuliert: sich zusammenzurotten - dann sprechen wir im menschlichen Bereich von der Entstehung des Stier-Prinzips.

Der Stier zeigt, wenn man einzelne Individuen zusammensetzt - ob jetzt Mensch oder Tier, das ist egal - haben wir es im Grunde genommen mit der Herdenbildung zu tun. Und hier gibt es noch ein ganz, ganz wesentliches Prinzip, was die Herde - wir bleiben jetzt mal wirklich bei Tieren - damit widerspiegelt beziehungsweise entstehen lässt. Das ist auch hier das Prinzip der Absicherung. Wenn Sie sich beispielsweise eine Büffelherde vorstellen. Die kleinen Tiere, die Jungtiere werden in einer Büffelherde immer in die Mitte genommen. Das heißt ins Zentrum. Anders ausgedrückt: das Zentrum einer Herde setzt sich immer aus denjenigen Einzelteilen der Herde zusammen, die in einem besonderen Maße schutzbedürftig sind, deren Körper (Materie) noch nicht so ausgeprägt ist, so entwickelt ist, dass sich dieser Körper selber schützen könnte.

An der Peripherie, an der Außenseite der Herde werden sich die ganz starken Tiere befinden, in der Regel die männlichen Tiere, die dann die Jungtiere und möglicherweise auch die weiblichen Tiere gegen entsprechende Angriffe schützen - und das wäre im Tierkreis im Grunde genommen nur durch das Widder-Prinzip, also den sogenannten Revierverletzer möglich. Ein Tiger oder ein Löwe wird in der Regel gegen eine Herde von Büffeln keine Chance haben, an die Jungtiere, die im Zentrum der Herde versammelt sind, heranzukommen. Dahinter steht im Grunde genommen das Prinzip: gemeinsam sind wir stark. Gemeinsam heißt, dass die einzelnen Energieteilchen sich zu einer Gemeinsamkeit verdichtet haben... zu einer Herde. Die Herde ist insofern nichts weiter als verdichtete Energie, also angesammelte Energie.

Und das entspricht auch dem, was wir als das Prinzip der Batterie verstehen können. Eine Batterie ist nichts anderes als eine Ansammlung von Energie. Und diese gesammelte Energie ist stärker als die einzelne Energie. Insofern hat ein einzelner Tiger keine Chance gegen eine Büffelherde bzw. keine Chance, aus der Büffelherde ein schutzloses Jungtier zu töten. Insofern können wir ganz klar sagen: Das Stier-Prinzip ist das Schutz-Prinzip. Wobei der Schutz durch das Verdichten von Energie - im Tierreich gut symbolisiert durch die Herdenbildung - gewährleistet ist. Auf der menschlichen Ebene, wenn man das im Evolutionssinn betrachten möchte, hätten wir das, was wir die Stufe des Siedlertums bezeichnen könnten. Es gibt so etwas wie eine Siedler-Mentalität. Es gibt den Wunsch im Menschen, sich an einem bestimmten Ort niederzulassen und dort eine Familie zu gründen. Das heißt physisch sichtbare Nachkommen in die Welt zu setzen.

An dieser Stelle sei gesagt, dass viele Frauen, die eine Stier-Betonung haben, zumindest den Wunsch nach einer großen Familie in sich tragen. Das kann dazu führen, dass sie vier, fünf oder sechs Kinder gebären. Wenn sie möglicherweise Frauen kennen, die eine Stier-Betonung haben und das vollkommen ablehnen, dann sollten Sie bitte nicht davon ausgehen, dass Sie sich vielleicht mit dem Horoskop verrechnet haben. Denn man kann generell ein bestimmtes Prinzip, was im Horoskop angelegt ist, auch verneinen (da werden wir später noch mal genauer drüber sprechen, über diese Möglichkeit des Ja- oder Nein-Sagens zu einem Prinzip). In jedem Fall ist sehr häufig zu beobachten, dass Frauen mit einer Stier-Betonung den Wunsch nach vielen Kindern haben. Und das ist dann nichts weiter als der Wunsch, Materie im Raum sichtbar werden zu lassen. Das Kind ist nichts weiter als Materie. Das hört sich jetzt sehr ungewöhnlich formuliert an, aber es ist auf das Urprinzip hin formuliert.

Zurück zu dem, was wir Siedler-Mentalität nennen. Ein Mensch hat, nachdem er die Phase des Jägers (Widder-Prinzip) hinter sich gelassen hat, durchaus den Wunsch sich irgendwann auszuruhen... sich niederzulassen... sich irgendwo anzusiedeln. Wenn er das dann getan hat, wird er automatisch auch den Raum, den er jetzt besiedelt, gegen andere Räume - möglicherweise auch gegen Feinde, die aus diesen Räumen kommen könnten - abzusichern. Das heißt er wird um den Raum, den er eingenommen hat, an dem er sich niederlässt, einen Zaun ziehen und damit sagen: Schluss, bis hierhin und nicht weiter. Was wir unter Siedlertum oder Siedler-Mentalität im Menschen verstehen, ist verbunden mit dem abgrenzenden Prinzip.

Es sei an der Stelle noch einmal das Wesentlichste zusammengefasst: Der Kern des zweiten Lebensprinzips bedeutet Verdichtung von Energie, damit also das Richtungsgebende. In diesem Moment entsteht Materie, damit entsteht Raum und die sogenannte physisch sichtbare Welt, in der Form und Gestalt Einzug finden. Diese versuchen sich selbst zu sichern, also als physische Form und Gestalt zu erhalten und damit auch gegen andere Formen abzugrenzen. Damit entsteht eine Angst vor Veränderung, vor Wandlung. Dieser Wunsch, sich entsprechend physisch in Erscheinung zu erhalten, also physisch nicht vergänglich zu sein, ist im psychologischen Sinne angelegt in der Angst vor einem Verhungern, vor allem physisch nicht überleben zu können. Diese Angst vor dem Verhungern schlägt sich nieder in einer oralen Störung, die wir jedem Menschen mit einer Stier-Betonung unterstellen können. Alles das ist wesentlich, um das astrologische zweite Lebensprinzip - also Stier, Stier-Venus – und das zweite Feld zu verstehen.

Wir werden uns in der nächsten Lektion mit dem dritten Lebensprinzip, mit dem Zwillinge-Prinzip beschäftigen und dort feststellen, dass es einen Wunsch nach Veränderung gibt, der allerdings nicht aus dem Stier-Prinzip heraus entsteht - das wurde ja eben deutlich gesagt, dass der genau nicht da ist. Das heißt es wird wieder ein kleiner Anstoß notwendig sein, um aus dieser Gesichertheit - dieser nicht wandelbaren Form, die Materie zunächst erst einmal darstellt - herauszukommen. Denn letzten Endes wissen wir, es gibt nicht nur ein Materieteilchen, sondern unendlich viele. Es gibt also das Prinzip der Vielfalt. Und das wird durch das Zwillingszeichen oder das dritte Lebensprinzip symbolisiert beziehungsweise es wird im Zwillinge-Prinzip entstehen.

Zusammenfassung in Stichworten

Kernprinzip:

Verdichtung von Energie (Richtung gebendes Prinzip), Entstehung von Materie (als und mit Raum), damit Entstehung der physisch sichtbaren Welt, damit Entstehung von Form und Gestalt. Absichern (Abgrenzen) der entstandenen Materie durch Bezugnahme auf das Zentrum = Stabilisierung! Entstehung des „Wertes an sich“ (nur etwas „von Wert“ wird zum Bestand).

Leit-Bild:

Natur: der Wald. Tier: der Revierhalter, das in Herden lebende Beutetier. Mensch: der Siedler

Ur-Angst:

vor Wandlung

 

Grund-Problem:

Orale Störung in der Stillphase (Fixierung), Angst zu Verhungern (physisch nicht zu überleben). Sagt immer: Nein...

Mythologie:

Theseus und der Kampf mit dem Minotaurus: Minos forderte jedes neunte Jahr ein Menschenopfer, das er dem Minotaurus zum Fraß vorwarf. Theseus befreit das Opfer, indem er mit Hilfe einer Frau (Ariadne) das Ungeheuer in einer Labyrinthhöhle, aus der er mithilfe eines beim Hineingehen gelegten Fadens wieder herausfindet (Prinzip der räumlichen Sicherung), erschlägt. Der Mensch soll sich von seiner Triebwelt (Ungeheuer) befreien, dies kann er aber nur in seiner Ganzheit als Mann und Frau, d.h. durch eine Erhöhung des Triebes. Das Orale erscheint im niederen Trieb als Fressen eines Opfers.

Baustein 2:

Das 2. Lebensprinzip ist die 2. Stufe der Entstehung von Realität im 1. Quadranten. Es stellt sicher, dass die primäre Überlebensenergie anwesend bleibt, indem es diese Energie fortwährend verdichtet und so die Grundlage für die Entstehung von Ur-Materie schafft.

3. Lebensprinzip / ZWILLINGE / ZWILLINGSMERKUR / FELD 3

Wir werden nun das dritte Lebensprinzip besprechen, was astrologisch gekennzeichnet ist durch das Tierkreiszeichen Zwillinge, durch den analog zugeordneten Planeten Merkur und das analog geltende Feld Nummer drei. Wichtig ist dabei wirklich die Mehrzahl; nicht Zwilling, sondern Zwillinge.

Zum Merkur möchte ich kurz eine Anmerkung machen. Der Merkur wird, genauso wie die Venus, in der abendländischen Astrologie zwei verschiedenen Tierkreisprinzipien zugeordnet - einerseits den Zwillingen und andererseits der Jungfrau. Daher wird es später notwendig sein, den Merkur immer als einen Zwillings- oder einen Jungfrau-Merkur zu bezeichnen. Denn Merkur alleine als Aussage würde nicht ausreichen. Merkur kann sozusagen zwei verschiedene Gesichter entwickeln und das muss man im Horoskop erkennen können beziehungsweise mithilfe eines bestimmten Verfahrens analysieren. Dieses Verfahren werden wir bei der Elementen-Analyse kennenlernen. Wichtig ist, wenn es jetzt um Merkur geht, dass es dem Thema zugeordnet ein Zwillinge-Merkur ist.

Beim Tierkreis-Prinzip Stier, das vor den Zwillingen liegt, können wir davon ausgehen, dass im Sinne des Stiers Materie durch verdichtete Energie entstanden ist. Diese Materie ruht in sich, ist also im inneren Kern unbeweglich und statisch. Wenn man sich vorstellen würde, dass der Tierkreis an der Stelle des Stier-Prinzips zu Ende wäre, dann würde das nichts anderes bedeuten, als dass alle Energien sich irgendwann vollständig materialisiert hätten. Das es nur noch einen einzigen riesigen Materieklumpen im Universum geben würde, in dem alle Energie gespeichert beziehungsweise im Sinne von Materie verdichtet ist. Nun wissen wir aber, dass es nicht nur einen einzigen Materieklumpen gibt, sondern dass es ganz unterschiedliche Arten und Formen von Materie gibt. Das muss natürlich bedeuten, dass das Stier-Prinzip nicht das Ende des Tierkreises ist, sondern der Tierkreis wandert in seiner Entfaltung und Entwicklung weiter. Das bedeutet für das dem Stier folgende Zeichen - also für die Zwillinge - dass dieses Zwillings-Prinzip in irgendeiner Art und Weise etwas mit der vorgefundenen Materie beziehungsweise mit der Materie, aus der heraus sich das Zwillings-Prinzip entwickelt, anstellen muss.

Ein sehr hilfreiches Beispiel: wenn man sich vorstellt, dass das Stier-Prinzip analog zu einer menschlichen Zelle ist. Mit Zelle meine ich nur ein einziges Materie-Molekül oder Materieteilchen, welches sich einfach im Raum befindet. Um jetzt eine Vielzahl oder zu mindestens auch nur erst mal ein zweites Materieteilchen entstehen zu lassen - und ein zweites deutet schon das Zwillingshafte an - muss diese Materie in der Lage sein, in irgendeiner Form eine Bewegung auszuführen. Denn wenn sie nur ruhend in sich läge, dann würde - ganz schlicht gesagt - nichts passieren. Es braucht also nach dem Entstehen von Materie das Prinzip der Bewegung, damit dieses Materieteilchen sich bewegen kann, wobei genau diese Bewegung von Materie, letzten Endes zum Beispiel auf der Zellebene zur sogenannten Zellteilung führt. Das heißt der Teilungsvorgang - und bitte denken Sie daran, dass Zwillinge immer zwei und damit das geteilte Prinzip darstellen - dass dieses Prinzip des Teilens eine Bewegung bedeutet, die von der Materie mithilfe des Zwillingsprinzips vollzogen werden kann. Materie teilt sich, damit muss sie sich bewegen. Und wenn sie sich geteilt hat - wir sagen jetzt einfach mal eins plus ein neues Teilchen gleich zwei Materieteilchen - dann haben wir die erste, zwar primitive, aber immerhin die erste Form von Vervielfältigung. Oder dem, was dahintersteht: dem Prinzip der Vielfalt. All diese Begriffe gehören zum Zwillinge-Prinzip.

Nun wissen Sie, dass Materie sich in unendlich vielen Formen auf der Welt entfaltet hat. Es gibt alle materiellen Erscheinungsformen... von festen, flüssigen, gasförmigen Substanzen, von Lebewesen - ob es Pflanzen oder Tiere oder Menschen sind, das ist ganz egal - es gibt unendlich viele verschiedene Formen, sichtbar und auch unsichtbar von Materie. All das geht zurück auf die Tatsache, dass das Zwillings-Prinzip im Tierkreis nach dem Stier-Prinzip folgt und dem Stier-Prinzip die Möglichkeit gibt, sich zu bewegen. Also der Materie die Bewegungsfunktion einpflanzt. Durch die Bewegungsfunktion, die die Materie durch das Zwillings-Prinzip erhält, ist sie in der Lage, diese Materie in verschiedenen Formen zu präsentieren. Die Bewegung, die die Materie ausübt und die das Zwillings-Prinzip repräsentiert, können wir als Lehrsatz, als die Funktion von Materie bezeichnen.

Materie hat also eine Funktion. Sie ist nicht nur einfach da und anwesend und befindet sich als räumliches Objekt im Raum, so wie wir das für das Stier-Prinzip zunächst mal gesagt haben. Sondern in der Folge erhält die Materie nun eine Funktion. Und die Funktion von Materie ist zunächst die Fähigkeit zur Bewegung. Das wiederum zusammengefasst - also Funktion von Materie und die dadurch entstehende oder repräsentierte Bewegungsfähigkeit - nennen wir die Möglichkeit des Ausdrucks, den sich Materie geben kann. Als extrem zusammenfassenden Oberbegriff gesagt: Zwillinge bedeutet Ausdruck. Das heißt im etwas engeren Sinne auch: sich Ausdruck geben, wenn wir das auf einen Menschen beziehen. Deshalb hat das Zwillings-Prinzip, wenn es ums Ausdruck geben geht, auch etwas damit zu tun, was ein Mensch sprechen kann. D.h. sprechen oder schreiben kann. Denn mit beiden Möglichkeiten, dem Sprechen und dem Schreiben, kann man sich Ausdruck verleihen. Hinter Sprechen und Schreiben steht im Prinzip immer zunächst ein geistiger bzw. rational denkerischer Akt. Es muss, bevor es zu einem ausgesprochenen Wort oder einem niedergeschriebenen Wort kommt, ein entsprechender Gedanke - und auch das ist Zwillinge - im Kopf vorhanden gewesen sein. Ohne einen Gedanken ist es nicht möglich, das was wir Ausdruck nennen, tatsächlich zu bewerkstelligen. Wenn man das etwas weiter fassen möchte, könnte man allerdings auch sagen, dass der menschliche Gedanke - ohne das er schon ausgesprochen oder gar niedergeschrieben wurde - bereits die Ausdrucksfähigkeit des Menschen beurkundet.

Wenn wir daher von Ausdruck bei Zwillinge sprechen, dann meinen wir im Grunde genommen die Fähigkeit, dass sich etwas bewegt. Weil Zwillinge auch dem Luft-Element zugeordnet wird und Luft im weitesten Sinne immer mit Denken zu tun hat, ist Bewegung bzw. Ausdruck im Sinne von Zwilling immer als eine geistige, denkerische Bewegung zu verstehen - also das Entstehen des menschlichen Grunddenkens. Da das Zwillinge-Prinzip sich im Tierkreis noch im ersten Quadranten befindet und der erste Quadrant immer das Körperliche ist, geht es hier nicht nur um eine denkerische Bewegung, sondern es geht auch um eine physische Bewegung. Daher ist das, was wir unter Ausdruck für Zwillinge verstehen, sowohl denkerische wie auch physische Bewegung. Das heißt alles was wir unter Mimik und Gestik verstehen, was eine physikalische Bewegung des Gesichtes oder der Arme und Beine bedeutet, alles das fällt auch unter das Zwillinge-Prinzip. Man kann sich sehr wohl mit Mimik und Gestik Ausdruck geben. Zum Beispiel war der berühmte Pantomime Marcel Marceau von der Sonne her ein Zwilling. Daher ist nachvollziehbar, das Menschen mit solchen positiven Ausdrucksfähigkeiten sehr stark mit dem Zwillings-Prinzip zu tun haben müssen. Und wenn jemand eine Sonne in den Zwillingen hat, dann reicht es schon aus, um von einer starken Betonung zu sprechen.

Der Ausdruck, der jetzt für das Zwillings-Prinzip als Oberbegriff zu verstehen sein soll, bedeutet letzten Endes auch, wenn man sich den Ablauf über die Bewegung, vergegenwärtigt, dass mit Ausdruck auch die sogenannte Eroberung des realen und nahen Umraumes zu verstehen ist. Mit „Umraum“ ist hier die physikalische Welt gemeint. Das heißt das Zwillings-Prinzip im Sinne seiner Beweglichkeit ist in der Lage, sich jetzt vom Ort des Entstanden seins - also dem, was wir Stier genannt haben - zu entfernen. Zwar nicht sehr weit, aber im Sinne der Beweglichkeit kann man sagen, das ist vergleichbar mit einem Kleinkind, was anfängt zu krabbeln. Dies kann sich auf einen relativ engen Bereich beziehen, denn wenn man das auf die gesamte zu erobernde Welt überträgt, ist es ein relativ kleiner Bereich. Das Kleinkind, was anfängt zu krabbeln, orientiert sich bereits in der realen nahen Umwelt, d.h. das es diesen Raum erobert. Man wird das später auch in weiteren Räumen machen. Es gibt ganz extreme Beispiele für derartige Eroberungstendenzen bei Menschen, zum Beispiel Christoph Columbus. Der hat eine sehr extreme Leistung vollbracht und hatte eine starke Zwillings-Betonung. Er hat im Grunde genommen nichts weiter gemacht als wie ein kleines Kind herumzukrabbeln, aber dann eben als Erwachsener nicht in der näheren Umwelt, sondern in einer Umwelt, die er nicht kannte und die weit, weit weg gewesen ist. Aber das Prinzip ist das Gleiche: Ob ein kleines Kind anfängt zu krabbeln oder ob Christoph Columbus sagt: so, jetzt wollen wir mal los und gucken, wo etwas Neues zu entdecken geht. Egal ob krabbeln oder segeln - das Prinzip ist das Gleiche.

Der Zwilling versucht seine nähere Umwelt zu erobern und das bedeutet, dass er versucht, die nähere Umwelt in seinem Sinne, also im rationalen denkerischen Sinne, zu verstehen. Er trifft auf andere Gegenstände, sozusagen auf andere Materieteilchen in seiner Bewegung. Wenn er in seiner Bewegung gegen andere Materieteilchen stößt oder auf sie trifft, dann wird er sie zum Ausdruck bringen. Das heißt wenn er zum Beispiel gegen eine Lampe stößt, dann würde er sagen: Lampe. Oder wenn er gegen einen Stuhl stößt, dann würde er sagen: Stuhl. Er bringt zum Ausdruck. Aber jetzt gibt es eine Einschränkung beziehungsweise eine Korrektur, die ich an dem, was ich eben gesagt habe, vornehmen muss. Er würde nicht sagen: Lampe. Er würde auch nicht sagen: oh, eine Lampe. Er würde auch nicht sagen: bloß eine Lampe. Sondern er würde sagen: L A M P E. Und wenn er auf einen Stuhl trifft, würde er nicht sagen: oh, ein Stuhl. Oder: mhm, das ist ja bloß ein Holzstuhl. Sondern er würde sagen: S T U H L. Damit soll gesagt sein, dass das Zwillinge-Prinzip wertneutral (neutralisierend) seine Realumwelt erforscht. Neutralisierend bzw. wertneutral bedeutet, ohne irgendeine innere, seelische Anteilnahme.

Von Seele und damit von Gefühl und Emotion war bisher noch nicht die Rede. Das wird erst im nächsten Tierkreisprinzip, im vierten, dem Krebs, möglich werden. Der Zwilling kann nicht fühlen. Der Zwilling denkt nur rational. Er denkt noch nicht mal abstrakt, aber dazu kommen wir später noch. Er denkt „nur“ - er empfindet aber nichts. Das bedeutet, dass er dem, was er zum Ausdruck bringt, keine bestimmte Intonation beifügen kann. Er muss im Sinne der Teilung das Wort in Einzelteile zerlegen, also in Buchstaben: S T U H L. Ohne Intonation in alle Einzelteile zerlegt. Das genau, und nur das genau, verstehen wir unter dem Prinzip des sich-Ausdruck-Gebens, wenn wir vom Zwillings-Prinzip sprechen. Durch diese Neutralisierung, durch das wertneutrale Einschätzen, entsteht das, was wir im Zwillings-Prinzip auch die Relativierung nennen. Denn Relativieren bedeutet nichts anderes, als das ich das Eine wie das Andere sehen kann. Es gibt keinen festen Standpunkt. Interessant ist hierbei die Anmerkung, dass Intelligere aus dem Lateinischen kommt und Begreifen, Unterscheiden oder Teilen bedeutet. Daraus leitet sich das heutige Wort Intellekt oder Intellektueller ab. Das wiederum aber bedeutet, dass ein Intellektueller, wenn man konsequent denkt, ein standpunktloser Mensch ist. Was nicht im Widerspruch zu der Tatsache steht, dass er eine Meinung hat. Aber - um es mal etwas salopp zu formulieren - im Grunde genommen sagt das Zwillinge-Prinzip: Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern? Das, was ich sage, ist immer relativ. Ich kann auch einen anderen Standpunkt einnehmen, das kann ich wunderbar, denn ich bin fürchterlich beweglich. Und im Denken alle Male. Nur wenn ich eine Seite betrachtet habe, dann kann ich einfach auf die andere Seite springen und diese betrachten. Das heißt es gibt nichts Absolutes an Ausdruck, sondern es gibt nur Relatives.

 

Diese Relativierung bedeutet letzten Endes auch eine gewisse Leblosigkeit. Es ist eine gewisse Unfähigkeit, sich mit seelischen Anteilen - weil das nicht zum Zwillings-Prinzip gehört - in Verbindung zu bringen und dann die Welt sehr stark zu intellektualisieren. Was dann auch bedeutet, dass man zwar einerseits sehr problembewusst ist, aber dass man auf der anderen Seite eben halt keinen Standpunkt hat und nicht genau weiß, wie die Dinge wirklich beschaffen sind. Man weiß nur viel. Aber das heißt noch lange nicht, dass das, was man weiß, auch wirklich wichtig ist. Das ist im Übrigen genauso wie mit jedem anderen Gebiet, was man lernt.

Es gibt viele Menschen, zum Beispiel diejenigen, die Astrologie lernen wollen und die auch schon eine gewisse Vorbildung haben. Das heißt viele sagen: Ich weiß schon eine ganze Menge. Und dann liegt mir oft auf der Zunge, manchmal sage ich das dann auch: Dass es zunächst mal kein bestimmtes Merkmal von Qualität darstellt, viel zu wissen. Es kommt drauf an, was man weiß. Nicht die Menge des Wissens - und das ist in der Regel das Wesentliche für den Zwilling - nicht die Quantität ist entscheidend, sondern die Qualität. Aber darüber kann und braucht der Zwilling auch noch nicht weiter nachzudenken.

Die Fähigkeit, die den Zwilling auszeichnet, nämlich sich im Raum zu bewegen und diesen Umraum zu erobern und zu benennen - also zu unterscheiden, was an verschiedenen physikalischen Gegenständen in der Umgebung auftaucht - diese Fähigkeit führt letzten Endes dazu, dass er die reale Umwelt, wie wir sagen, kennzeichnet. Diese Kennzeichnung des Realen, also die Benennung des realen Raumes - und zwar im Sinne von S T U H L - diese Benennung führt dazu, dass sich das Zwillings-Prinzip, wenn denn der nahe reale Raum erkundet ist, sich in diesem Raum orientieren kann. Das Orientierungsbedürfnis beim Zwilling ist relativ stark ausgeprägt.

Ich könnte da ein Beispiel von meinem Vater sagen: Mein Vater hat einen Mond im Zeichen Zwilling, was eine sehr starke Betonung des Zwillinge-Prinzips darstellt, unter anderem deshalb, weil der Mond ein sehr wichtiger Planet ist. Mein Vater ist jemand, der sich fürchterlich gerne auf Stadtplänen oder auf Landkarten ausruht und sich diese Karten genau anguckt. Obwohl ich nun schon seit zwanzig Jahren oft in die Lüneburger Heide zu ihm fahre, um ihn dort zu besuchen, muss er mir auch noch nach 20 Jahren genau erklären, wie ich dort hinkomme. Das ist jetzt etwas übertrieben ausgedrückt, aber es soll in etwa die Tendenz anzeigen, die das Zwillinge-Prinzip gerne geht.

Es hat sehr viel Lustempfinden, wenn es um das Orientieren im realen Raum geht. Solche Suchspiele wie zum Beispiel Topfschlagen sind Orientierungsspiele im realen Raum, die also, wenn das Kind eine Zwillings-Betonung hat, von allergrößter Beliebtheit sind. Sagen Sie jetzt bitte nicht: na ja, das ist doch bei jedem Kind so, alle Kinder spielen doch gerne Topfschlagen. Zum einen stimmt das nicht, und zum anderen bedeutet dieses Spielen bei einer Zwillinge-Betonung noch etwas ganz anderes für Sie, denn es betrifft Ihren inneren Wesenskern. Und das ist immer das Entscheidende dabei.

Aus dem bisher genannten Kernprinzip, was wir damit jetzt abschließen können, leitet sich ein Bild ab. Ein Bild, was in der Natur dem Wind gleichgesetzt werden kann. Der Wind ist Bewegung. Und Zwillinge ist Bewegung. Wenn wir von Luft sprechen, die sich nicht bewegt, dann würden wir nicht von Wind sprechen. Wind ist Bewegung, ist sich bewegende Luft. Zwillinge ist auch Luft-Prinzip, deshalb passt das recht gut. Und auf einen Menschen bezogen können wir sagen: Das ist der Mensch, der emsig ist, der fleißig ist, der im gewissen Sinne auch umherzieht und versucht, sich nützlich zu machen. Insofern hat das Fleißige als Kernprinzip des Menschlichen etwas mit dem Zwillings-Prinzip zu tun. Weil es hier bei einem Menschen, den wir als fleißig bezeichnen, immer auch darum geht, dass er sich ständig - im Sinne des Fleißes - bewegt. Ob er das jetzt im körperlichen Sinne macht, weil er zum Beispiel eine Schrankwand nach der anderen aufbaut... oder im denkerischen Sinne, weil er ein Kreuzworträtsel nach dem anderen löst... das spielt keine Rolle. Beide sind auf ihre Art physisch = erster Quadrant - wie auch denkerisch = Zwillinge, Luft-Element. Beide sind fleißig.

Die Tatsache - und jetzt komme ich zu der sogenannten Urangst des Zwillings-Prinzips - die Tatsache, dass der Zwilling ständig in Bewegung ist, also nicht an einem Ort verweilen kann, bedeutet, dass er nicht in die Tiefe gehen kann. Er fliegt im Grunde genommen - oder ich sollte vielleicht besser sagen: er läuft, weil fliegen ist eher ein Begriff für den Wassermann - er läuft auf der Oberfläche des Lebens. Und zwar im Sinne einer ständigen Bewegung. Er läuft. Wenn er dauernd läuft, dann kann er sich mit dem Gewicht, was er möglicherweise hat, aber nicht an einer bestimmten Stelle tiefer eingraben.

Die Tiefe hat immer etwas mit dem zu tun, was wir das Seelische oder das Unbewusste, also das Unten bzw. das Dunkle nennen. Genau diese Bereiche sind für den Zwilling entweder nicht von Interesse oder in einem gewissen Sinne auch Tabu, weil er ahnt, dass dieses - also die Tiefe und das Seelische an sich - mit ihm im Kern seines Wesens nichts zu tun hat. Er ist an der Oberfläche in Bewegung. Und die Angst vor Tiefe ist gleichzeitig auf das Seelische wie auch auf das Geistige hin zu verstehen.

Die seelische Tiefe flößt dem Zwillinge-Prinzip die noch größere Angst ein, wenn man das mal so ausdrückt und unterstellt, dass der Zwilling die Seele bereits kennen würde, was er ja in Wirklichkeit im Tierkreis noch nicht tut. Die Seele erwartet uns dann im zweiten Quadranten. Die Angst des Zwillinge-Prinzips bezieht sich aber auch auf das Geistige. Eine Angst vor einer geistigen Tiefe, die dem dritten Quadranten vorbehalten bleibt. Es geht also nur um eine möglichst rasche und oberflächliche Bewegung und genau das ist die Aufgabe des Zwillings-Prinzips. Denn damit erfüllt er sozusagen die Notwendigkeit, dass Materie sich in ihrer materiellen Form vervielfältigt und in dem Sinne eine materielle Vielfalt auf der Erde entstehen kann.

Als Grundproblem des Zwillings-Prinzips, muss auf jeden Fall festgehalten werden, dass - weil eine gewisse Oberflächlichkeit im Zwillings-Prinzip kernmäßig angelegt ist - ein fehlender Bezug zum Urgrund des Lebens besteht. Was dazu führt, dass keine richtige Verankerung im tieferen Sinne besteht. Und das heißt - das deckt sich auch mit dem Prinzip der Beweglichkeit - dass eine gewisse Instabilität oder Destabilität als Grundproblem für das Zwillinge-Prinzip genannt werden kann. Wir können hierbei von einer allgemeinen Destabilität ausgehen, weil einfach ein tief sitzender Anker fehlt.