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„Sauber“ bedeutet natürlich

Wenn wir über Lebensmittel reden, bedeutet sauber nicht „nicht mit Erde verschmutzt“ – in Wahrheit ist Erde wahrscheinlich das Sauberste, womit unsere Lebensmittel in Kontakt kommen. Sauber bedeutet frei von schädlichen chemischen Pestiziden, Larviziden, Herbiziden und Düngemitteln. Sauber bedeutet biologisch angebaut oder wild geerntet.

Manchmal fragen mich Leute: „Warum sollte ich mehr Geld für Bio-Produkte ausgeben, wenn das Gemüse dasselbe ist?“ Das ist genau der Punkt: Es ist eben nicht dasselbe.

Pestizide und Herbizide töten – das ist ihr Job. Sie eliminieren Insekten, die Pflanzen fressen und Kulturpflanzen zerstören, und bekämpfen lästiges Unkraut und andere unerwünschte Pflanzen. Aber wenn etwas einen Schädling töten kann – glauben wir dann wirklich, dass es für uns gesund ist?

Im Jahr 2004 veröffentlichten Wissenschaftler der National Institutes of Health eine Studie, in der bei 17.000 Kindern, die auf Farmen lebten, auf denen der Einsatz von Pestiziden erhöht worden war, ein erhöhtes Krebsrisiko festgestellt wurde. Studien haben die Exposition gegenüber Organophosphaten und Chlorkohlenwasserstoffen (Chemikalien, die häufig in Pestiziden enthalten sind) mit verschiedenen Arten von Krebs, Leukämie, Lymphomen, der Parkinson-Krankheit, amyotropher Lateralsklerose (ALS), Geburtsfehlern, Asthma und anderen Atemwegserkrankungen, ADHS, Diabetes und sogar einem erhöhten Todesrisiko infolge einer Herzerkrankung assoziiert.

Und die tödlichen Chemikalien, die in der Landwirtschaft verwendet werden, verschwinden auch nicht einfach, weil sie verboten wurden. In einem in der Zeitschrift Neurotoxicology veröffentlichten Artikel wurde darauf hingewiesen, dass das Pestizid Dildrien trotz seines Verbots weiterhin in der Umwelt existiert und in Gehirngewebeproben, die Parkinson-Patienten nach ihrem Tod entnommen worden waren, nachgewiesen werden konnte.

Einige Pestizide lassen sich mit Wasser, Essig oder Wasserstoffperoxid abwaschen. Aber das reicht nicht aus, um die Gefahr komplett zu beseitigen. Problematisch sind nämlich nicht nur die Pestizide. Die Pestizide kommen ja noch zu all den anderen industriellen Giften hinzu: schädlichen Lebensmittelzusatzstoffen, der Umweltverschmutzung und all den anderen chemischen Reizstoffen, denen wir täglich ausgesetzt sind, ausgesetzt waren und ausgesetzt sein werden. An irgendeinem Punkt ist unser Immunsystem einfach überfordert. Und dann kann es passieren, dass ein Eindringling unsere Abwehrsysteme überwindet und ein krankheitserregendes Bakterium oder ein Virus einen günstigen Ort findet, an dem es gedeihen kann. Oder ein Karzinogen nistet sich ein und beginnt sich auszubreiten.

All diese Chemikalien sammeln sich an, Mahlzeit für Mahlzeit, Tag für Tag, Jahr für Jahr. Das ist die wahre Gefahr: die Akkumulation. Die Regierung mag uns versichern, dass die Exposition gegenüber einem speziellen Pestizid unterhalb einer bestimmten Konzentration nachgewiesenermaßen unbedenklich ist. Aber woher sollen diejenigen, die die Regeln der Regierung aufstellen, wissen, welchen schädlichen Substanzen wir sonst noch ausgesetzt sind? Das wissen sie ganz offenkundig nicht. Und glauben Sie mir, es gibt bei dem Ganzen mehr als diesen einen Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.

Deshalb haben wir zwar eine Million Regeln und Vorschriften, werden aber trotzdem krank und sterben an Krebs und an der Parkinson-Krankheit. Die Vorschriften existieren, damit die Firmen wissen, womit sie davonkommen, nicht, um uns zu schützen.

Eine von der Stanford University durchgeführte Studie erhielt große Aufmerksamkeit, weil ihre Autoren behaupteten, dass es im Hinblick auf den Nährstoffgehalt keine signifikanten Unterschiede zwischen Bio-Produkten und Nicht-Bio-Produkten gebe. Viele Menschen wollen das auch aus naheliegenden Gründen gerne glauben. Doch selbst diese Studie ergab, dass die untersuchten Bio-Erdbeeren einen höheren Vitamin-C-Gehalt aufwiesen als die konventionell angebauten. Das untersuchte Bio-Obst und Bio-Gemüse enthielt auch mehr Phenole als die konventionell angebauten Produkte, pflanzliche Verbindungen, von denen angenommen wird, dass sie Krebs vorbeugen. Und andere Studien haben ergeben, dass Bio-Produkte gesünder sind als solche, bei deren Anbau Pestizide eingesetzt wurden.

Wissenschaftler des Center for Sustaining Agriculture and Natural Resources der Washington State University untersuchten 384 Proben von Bio-Milch und konventionell erzeugter Milch, die über einen Zeitraum von 18 Monaten im ganzen Land genommen worden waren. Die Bio-Milch enthielt 62 Prozent mehr Omega-3-Fettsäuren (von denen wir eher mehr benötigen) und 25 Prozent weniger Omega-6-Fettsäuren (von denen wir eher zu viele zu uns nehmen). Das bedeutet nicht, dass das Trinken von Kuhmilch gesund ist – das ist es nicht, insbesondere nicht für Erwachsene. Aber es zeigt, dass es im Hinblick auf den Nährstoffgehalt gesundheitlich vorteilhaft sein kann, auf Bio-Produkte zurückzugreifen.

Im Rahmen einer in der Zeitschrift Chemistry Central Journal veröffentlichten Studie wurden der Carotinoidgehalt, der Gesamtphenolgehalt und die antioxidative Aktivität der Haut sowohl von biologisch angebauten als auch von konventionell angebauten Weintrauben und Tafeltrauben gemessen. Die Bio-Trauben enthielten einen signifikant höheren Gehalt aller gesundheitsfördernden Substanzen. Im Rahmen einer anderen vom Department of Food Science and Technology der University of California durchgeführten Studie wurde der Gehalt von Phenolsäure – ein Maß für die antioxidative Aktivität – und von Ascorbinsäure (Vitamin C) in biologisch angebauten und konventionell angebauten Erdbeeren, Marionberrys und in Bio-Mais und konventionell angebautem Mais untersucht. Den Ergebnissen der Studie zufolge „wurden in den biologisch und mit nachhaltigen Methoden angebauten Produkten im Vergleich zu den konventionell erzeugten Produkten durchgängig statistisch signifikant höhere Konzentrationen an Gesamtphenolsäuren gemessen“.

Im Jahr 2001 veröffentlichte die Zeitschrift Journal of Alternative and Complementary Medicine einen Artikel über den Nährwert biologisch angebauter pflanzenbasierter Produkte im Vergleich zu konventionell erzeugten. Dort heißt es: „Biologisch angebaute Kulturpflanzen enthielten signifikant mehr Vitamin C, Eisen, Magnesium und Phosphor und signifikant weniger Nitrate als konventionell erzeugte.“ Ferner heißt es: „Im Hinblick auf den Nährstoffgehalt scheint es signifikante Unterschiede zwischen biologisch und konventionell angebauten Kulturpflanzen zu geben.“

Eines wissen wir ganz sicher: Kein Wissenschaftler hat je nachgewiesen, dass Pestizide gut für uns sind.

Der Verzehr von Bio-Produkten sorgt auf jeden Fall dafür, dass wir unsere toxische Belastung senken, worüber sich die Leber und die Nieren freuen, die heutzutage sowieso schon genug zu tun haben. Sich mit Bio-Produkten zu ernähren, senkt den Stress für den ganzen Körper, nicht nur für den Verdauungsapparat. Es werden ständig neue in der Landwirtschaft verwendete Chemikalien entwickelt. Niemand kann mit Sicherheit sagen, was für Langzeitauswirkungen diese für jeden Einzelnen haben.

Es ist wahr, der Anbau von Bio-Produkten ist teurer, und wir müssen bereit sein, dafür zu zahlen. Einige halten den Kauf von Bio-Produkten für einen Luxus. Aber auf solche Einwände entgegne ich immer wieder mit der Frage: Geben wir unser Geld lieber dem Bauern oder dem Apotheker, lieber dem Lebensmittelhändler oder dem Arzt? Wollen wir in der Zukunft einen Haufen Geld dafür ausgeben zu versuchen, den Schaden, den wir heute angerichtet haben, wieder in Ordnung zu bringen? Wenn wir das potenzielle Risiko und die potenzielle Belohnung gegeneinander abwägen, mögen die zusätzlichen Kosten, die damit verbunden sind, saubere Lebensmittel zu essen, es vielleicht wert sein. Das, was wir essen, ist der wichtigste Beitrag, den wir leisten können, um gesund zu bleiben. Wenn gute, saubere Lebensmittel uns unser Geld nicht wert sind – was dann?

Bio-Brombeeren kosten doppelt so viel wie konventionell angebaute? Und wenn man diese Tatsache mit den Kosten einer Chemotherapie vergleicht? Was sind schon drei Euro mehr für diese Bio-Beeren verglichen damit, sich sein Inneres mit toxischen Chemikalien zu verbrennen, sein Immunsystem zu zerstören, sich die Seele aus dem Leib zu kotzen und alle Haare zu verlieren?

Ihr Körper reagiert auf das, was Sie ihm zuführen. So einfach ist das. Wie sollte es auch anders sein? Wenn wir über Ihr Auto reden würden, würden Sie das sofort akzeptieren. Warum also nicht, wenn wir über Ihren Körper reden?

Sauber bedeutet im Hinblick auf Lebensmittel auch, dass wir Produkte verwenden, die nicht gentechnisch verändert sind und keine gentechnisch veränderten Organismen enthalten. Das ist wirklich schauriges Zeug, und das Thema landet nahezu täglich in den Nachrichten, da die großen Lebensmittelkonzerne sich mit Händen und Füßen gegen jeden Versuch wehren, gentechnisch veränderte Produkte kennzeichnen zu müssen (siehe https://www.bmel.de/SharedDocs/FAQs/DE/faq-gentechnikLebensmitteln/FAQ-gentechnikLebensmitteln_List.html über Infos zur Situation in Deutschland; Anm. d. Verlags). Die Tatsache, dass die Lebensmittelindustrie dagegen ist, die Wahrheit auf den Etiketten mitzuteilen, sagt uns alles, was wir wissen müssen.

Gentechnisch veränderte Organismen sind Samen und Körner, die auf DNA-Ebene verändert wurden. Ihre Gene wurden manipuliert, in der Regel mit dem Ziel, sie schädlingsresistenter zu machen. Was genau ist für Menschen so schädlich daran, Nahrungsmittel zu essen, die gentechnisch veränderte Organismen enthalten? Das ist genau der Punkt – wir wissen es nicht. Gentechnisch veränderte Nahrungsmittel existieren noch nicht lange genug, um abschätzen zu können, wie sie langfristig wirken. Das ist meiner Meinung nach ein guter Grund, sie zu meiden. Es sollte nicht unsere Verantwortung sein zu beweisen, dass der Verzehr gentechnisch veränderter Lebensmittel unbedenklich ist – die Firmen, die diese Produkte herstellen und verkaufen, hätten Studien durchführen müssen, die beweisen, dass gentechnisch veränderte Lebensmittel keine Gefahr für unsere Gesundheit darstellen. Ich für meinen Teil will kein unbezahltes Versuchskaninchen für Monsanto sein – Sie vielleicht? Ich vertraue lieber der Natur als einem Chemiekonzern, der von Profitstreben geleitet wird.

 

Im Jahr 2012 veröffentlichten Forscher der Universität Caen in Frankreich die Ergebnisse einer zwei Jahre dauernden Studie an Ratten, bei denen eine Gruppe mit gentechnisch verändertem Mais von Monsanto gefüttert wurde und die Vergleichsgruppe mit nicht gentechnisch verändertem Mais. Den Autoren der Studie zufolge starben die Ratten, die den gentechnisch veränderten Mais gefressen hatten, früher als die Tiere der Vergleichsgruppe und litten häufiger unter Tumoren und Organschäden. Einige Monate später zog die US-amerikanische Fachzeitschrift, die die Studie veröffentlicht hatte, die Veröffentlichung zurück, angeblich, weil sie nicht ausreichend beweiskräftig war. Doch einige Wissenschaftler kritisierten diese Entscheidung als politisch motiviert. Einer nannte es „wissenschaftliche Zensur“.

Vielleicht, so sagen einige Leute, werden gentechnisch veränderte Nahrungsmittel eines Tages zu etwas Gutem eingesetzt und haben sich als gesund erwiesen. Viel Glück dabei, sage ich. Ich werde mich weiter so natürlich und so sauber ernähren wie nur irgend möglich.

Warum „roh“ wichtig ist

Es gibt viele gute Gründe, die dafür sprechen, Nahrungsmittel roh zu essen.

Erstens ist in rohen Produkten das gesamte Wasser enthalten, was gut für unsere Hydrierung ist. Rohe Produkte tragen auch dazu bei, unser Gewebe zu alkalisieren, wohingegen das Kochen dafür sorgen kann, dass unser Körper saurer wird, was zu Problemen führen kann (mehr dazu in dem Kapitel „Lebenskraft Nummer vier: Alkalisierung“).

All die segensreichen Wirkungen des in Brokkoli enthaltenen Sulforaphans, über die wir gesprochen haben, kommen uns nur zugute, wenn das Gemüse nicht bei sehr hohen Temperaturen gegart wurde. Die Hitze tötet bestimmte Nährstoffe ab. Egal ob wir den Brokkoli also in Form von Gemüse oder als Sprossen essen – zumindest einen Teil davon sollten wir roh verzehren.

Natürlich würden sich viele von uns nicht gerade freudig ausschließlich von Rohkost ernähren. Ich habe es gemacht und komme nur eine kurze Zeit damit klar. Es ist eine ziemlich radikale Form der Ernährung. Zu kochen ist ein wichtiger Bestandteil dessen, was uns zu Menschen macht, und der Akt des Kochens macht das Essen sehr viel schmackhafter und darüber hinaus auch noch interessanter und vielseitiger. Dennoch lohnt es sich, auf die gesundheitlichen Vorzüge einer reinen Rohkosternährung hinzuweisen.

Im Rahmen einer Studie, die in Finnland an der Universität von Kuopio durchgeführt und im American Journal of Clinical Nutrition veröffentlicht wurde, wurden die Konzentrationen von Antioxidantien finnischer Veganer mittleren Alters, die sich ausschließlich von Rohkost ernährten, mit denen von Finnen verglichen, die alles aßen. Im Vergleich zu den Teilnehmern der Studie, die alles aßen, wurden bei den Veganern, die sich ausschließlich von Rohkost ernährten, signifikant höhere Konzentrationen von Beta-Carotin, Vitamin C und Vitamin E sowie eine insgesamt höhere antioxidative Aktivität gemessen.

Auf der Grundlage der vom US-amerikanischen Landwirtschaftsministerium empfohlenen Tagesrationen nahmen die Veganer, die an der Studie teilnahmen, erstaunliche 305 Prozent des täglichen Bedarfs an Vitamin C, 247 Prozent des Bedarfs an Vitamin A, 313 Prozent des Bedarfs an Vitamin E, 120 Prozent des Bedarfs an Kupfer, 92 Prozent des Bedarfs an Zink und 49 Prozent des Bedarfs an Selen zu sich. Der größte Teil von uns US-Amerikanern nimmt nicht einmal die empfohlenen Mengen dieser Vitamine und Nährstoffe auf.

Eine andere Studie, die vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung durchgeführt wurde, ergab, dass eine reine Rohkosternährung „die Gesamtcholesterin- und Triglyceridkonzentration im Plasma senkt“, was ein Indikator für gute Herzgesundheit ist.

Wie ich bereits sagte, ist eine reine Vollkosternährung für die meisten von uns keine verlockende Option. Aber die soeben erwähnten Studien und viele andere machen eines klar: Je mehr rohe pflanzliche Nahrungsmittel wir zu uns nehmen, desto gesünder werden wir sein. So einfach ist das.

Und dies ist einer der besten Gründe, ungegartes Gemüse und rohes Obst zu essen: Auf diese Weise behalten die Produkte alle in ihnen enthaltenen Enzyme. Und Enzyme sind für unsere Gesundheit sehr, sehr wichtig. Streng genommen sind Enzyme keine Nährstoffe. Aber ohne Enzyme könnten wir keinen der Nährstoffe, die wir zu uns nehmen, verwerten.

Enzyme sind aus Proteinmolekülketten aufgebaut und fungieren für jede einzelne biochemische Reaktion, die in unserem Körper stattfindet, als Katalysator. Nicht nur in unserem Verdauungssystem, sondern überall. Es gibt Tausende verschiedener Enzyme, und jedes hat eine ganz spezifische Aufgabe. Wir brauchen sie alle.

Man kann die Bedeutung der Enzyme für das Funktionieren des menschlichen Körpers gar nicht genug betonen. Stellen Sie sich vor, Sie wollen eine Straße bauen und haben dafür gesorgt, dass alle erforderlichen Materialien und Maschinen vor Ort sind, um mit dem Bau beginnen zu können, doch Sie haben vergessen, irgendwelche Arbeiter einzustellen. Das Resultat: keine Straße. Und genauso sähe es mit unserem Körper aus, wenn wir keine Enzyme hätten.

Verdauungsenzyme helfen dabei, die Nahrung, die wir zu uns nehmen, in Komponenten zu zerlegen, die von uns aufgenommen, transportiert und von jeder Zelle unseres Körpers verwertet werden können. Wenn wir diese Enzyme nicht in ausreichender Menge haben, können wir die Nährstoffe, die wir zu uns nehmen, nicht voll nutzen.

Systemische Enzyme sind an nahezu allem, was in unserem Körper geschieht, beteiligt – sie helfen bei der Regulierung unseres Blutkreislaufs, unseres lymphatischen Systems, unseres Herz-Kreislauf-Systems, unseres neurologischen Systems, unseres endokrinen Systems, unseres Harnsystems, der Funktionen unserer Leber und unseres Fortpflanzungssystems. Sie erhalten auch unsere Haut, unsere Knochen, unsere Gelenke, unsere Muskeln und anderes Gewebe, reinigen unser Blut und helfen, Entzündungen zu bekämpfen.

Enzymatische Aktivität ist ein komplexer Prozess. Ein Verdauungsenzym wandelt einen Nährstoff in eine Säure um, dann wandelt ein anderes Enzym diese Säure in eine andere Säure um, und das kann sich, Schritt für Schritt, noch mehrmals wiederholen, bis am Ende eine Substanz entsteht, die der Körper verwerten kann.

Unser Körper bildet systematisch Enzyme in der Leber und in der Bauchspeicheldrüse, aber unsere Leber hat in diesen Zeiten alle möglichen anderen Dinge zu tun, weil sie all die Gifte neutralisieren muss, die wir zu uns nehmen. Wir müssen diesem überarbeiteten Organ eine Pause gönnen, wann immer wir können, und deshalb ist es so wichtig, dass wir Enzyme aus externen Quellen beziehen, also aus Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln, die Enzyme enthalten.

Es gibt acht Hauptenzyme, die unserem Körper Zugang zu den in unserer Nahrung enthaltenen Nährstoffen verschaffen. Eins widmet sich speziell der Aufspaltung von Proteinen (Protease), andere spalten Milchprodukte auf (Lactase), Ballaststoffe (Cellulase), Fette (Lipase) und so weiter. Die Enzyme befinden sich dort, wo unser Körper sie benötigt. Das Enzym, das Kohlenhydrate aufspaltet, Amylase, ist zum Beispiel in unserem Speichel vorhanden und sorgt dafür, dass der Verdauungsprozess bereits in unserem Mund beginnt, wenn wir kauen.

Die meisten Vollwertprodukte enthalten die Enzyme, die dabei helfen, sie aufzuspalten. Es ist ein großartiges kleines, in sich geschlossenes System. Milch enthält zum Beispiel das Enzym Lactase, das dabei hilft, Laktose, in Milch enthaltenen Zucker, zu verdauen.

Wenn Milch jedoch pasteurisiert wird – auf eine Temperatur erhitzt, die hoch genug ist, um potenziell schädliche Mikroben abzutöten –, werden die Enzyme auch zerstört. Ohne die Lactase fällt es unserem Körper schwer, Laktose zu verarbeiten, weshalb so viele Menschen keine Laktose vertragen.

Das Hauptproblem bei Enzymen in unserer Nahrung ist, dass die in Gemüse und Obst enthaltenen Enzyme schon kurz nach der Ernte anfangen zu sterben, und die Erhitzung von Nahrungsmitteln über 48 Grad zerstört die Enzyme. Das bedeutet, dass sie in dem Moment, in dem wir die meisten Dinge essen, bereits tot sind, selbst wenn es sich um gesunde Produkte handelt. Industriell verarbeitete Lebensmittel enthalten per Definition keine Enzyme, mit denen der Körper etwas anfangen kann.

Eine nicht ausreichende Entfaltung der Wirkung von Enzymen sorgt dafür, dass die Nahrungsmittel, die wir zu uns nehmen, nicht komplett verdaut werden. Wir entziehen ihnen nicht all die Nährstoffe, die sie enthalten, doch was unser Körper nicht aufnimmt, muss dennoch verstoffwechselt und ausgeschieden werden. Diese Abfallprodukte werden in Säuren umgewandelt, was insgesamt zu einer Erhöhung des Säuregehalts des Körpers führt und damit zu einer Übersäuerung. Ein Überschuss an Säuren vermindert auch die Fähigkeit des Körpers, weitere Enzyme zu produzieren. Im Ergebnis verschlechtert sich die Verdauung, und es werden mehr saure Abfallprodukte gebildet. Dadurch wird ein Teufelskreis in Gang gesetzt – schlechte Ernährung sorgt dafür, dass unser Körper übersäuert, was unsere Enzyme schädigt, was wiederum dazu führt, dass unser Körper noch stärker übersäuert. Über die gesundheitsschädlichen Auswirkungen einer Übersäuerung werden Sie im weiteren Verlauf des Buchs mehr erfahren.

Eine mangelnde enzymatische Aktivität wird auch für eine Reihe körperlicher Leiden verantwortlich gemacht, von degenerativen Krankheiten über schlechtes Altern bis hin zu chronischen Entzündungen und Schmerzen.

Im Rahmen einer Studie, deren Ergebnisse in der Zeitschrift Cancer Chemotherapy and Pharmacology veröffentlicht wurden, wurde Patienten, die sich einer Darmkrebsoperation und -behandlung unterzogen hatten, zusätzlich zu ihren Medikamenten Verdauungsenzyme verabreicht. Die Enzymtherapie verbesserte die Lebensqualität der Patienten, „indem sie dazu beitrug, sowohl die Anzeichen der Krankheit als auch die Symptome zu mindern“.

Eins ist klar: Wir müssen Vollwertprodukte zu uns nehmen und einen großen Teil davon in roher Form verzehren, damit die in ihnen enthaltenen Enzyme noch leben und aktiv sind. Deshalb ist es so wichtig, große Salate zu essen, die nicht nur aus Salatblättern bestehen, sondern auch viel nicht gegartes Gemüse. Wir brauchen die Enzyme.

Im hinteren Teil des Buches finden Sie eine Liste mit Nahrungsmitteln, die reich an Enzymen sind. Einige gute Beispiele sind Ananas, Papaya, Avocado, roher Honig und Bienenpollen. Fleisch enthält auch eine Menge Enzyme. Doch wenn es gekocht oder gebraten wird, sterben sie. Wenn wir uns darauf beschränken würden, Tartar zu essen, wären wir vielleicht auf der sicheren Seite – sofern wir uns nicht E. coli einfangen. Aber um Fleisch zu verdauen, sind eine Menge Enzyme erforderlich, was bedeutet, dass eine sehr intensive enzymatische Aktivität in Gang gesetzt wird. Und ehe Sie sich‘s versehen, bleibt das Fleisch in Ihrem Magen liegen, verfault – verrottet – und es bilden sich Toxine und schlechte Bakterien.

Halten Sie sich vor Augen, dass einige Gemüsesorten sogar gesünder werden, wenn sie gekocht werden. Tomaten setzen Lycopin frei, wenn sie erhitzt werden, eine wirkungsvolle krebsbekämpfende Substanz. Möhren, Spinat, Spargel und einige Pilze produzieren mehr Carotinoide und mehr Ferulasäure – beides Antioxidantien –, wenn das Gemüse gedämpft oder bei niedrigen Temperaturen langsam gegart wird. Aber auch das hat seinen Preis – beim Garen verlieren diese Gemüsesorten einige der in ihnen enthaltenen wasserlöslichen Nährstoffe wie Vitamin C. Auch in diesem Zusammenhang gilt also: Vielfalt ist bei der Auswahl der Nahrungsmittel eine gute Sache. Und Kochen kann für die Gesundheit auch von Vorteil sein.