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Nicole Sturm


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Nicole Sturm

Copyright: © 2014 Nicole Sturm

published by: epubli GmbH, Berlin

www.epubli.de

ISBN 978-3-7375-1450-7

Die verwendeten Bilder sind im Public Domain,

außer: Bong // Rohr und Bong // Tanne

Mit diesem Werk möchte ich niemanden zum Drogenkonsum anstiften.

Inhalt

INTRO

DO YOU SPEAK COFFEESHOP

DIE UNENDLICHE GESCHICHTE DES QUASSELKÖNIGS

PRINZ VALIUM

GROBI SCHLUMPF HAT DAS FEUERZEUG ZERLEGT

DIE GEBOTE DES HAUSES

CAPTAIN PARA

VON PERSONALAUSWEISEN UND PARALLELUNIVERSEN

WARUM IM COFFEESHOP?

LUKAS SCHUMMELT

SUPER JACK HERER SPECIAL DELUXE

DER VIELRAUCHER

FEIERABEND

HELDEN IM NEBEL

DE NEDERLANDER

EY MACH MAL KOPF

NIETZSCHE, WITTGENSTEIN UND GHANDI

DIE WM IM SHOP

DIE LEIDEN DER JUNGEN BEDIENUNG

AUSWEIS?!

DER ICH-ERZÄHL-MIR-MAL-WAS-TYP

ZUM SHOP SCHWIMMEN

HALLO HERR SCHUTZMANN

STROMAUSFALL

DROGENTOURISTEN

DIE HOLDE WEIBLICHKEIT

DER ALTE MANN WILL NOCH MEHR

DIE WÜRFEL SIND VOM TISCH GEFALLEN

AM KINDERTISCH

PAPS GIB MAL FEUER

BODO KOMMT PARAT

LUSTIGE ZEITGENOSSEN

KLOSTERHASCH DURCH BERGQUELLWASSER

JAH MAN

TÄGLICH GRÜSST DER AUFHÖRER

DER BÖSE BLICK

DER PURRAUCHER

KIFFER 2.0

GRINDER / CRUSHER

SHOPS IN BAYERN

GENUSSMITTEL VS RAUSCHGIFT

DIE LILA TÜR

METAL GEAR ZIVI

ICH ZITIERE ...

DO YOU SPEAK COFFEESHOP 2

WAS IST HASCHISCH?

COFFEESHOPTOURISTEN

HERR DOKTOR ICH ZAPPEL

LEON MAG DAS MESSER NICHT

DER ERSTE IM SHOP

DER LETZTE IM SHOP

ALS DIE DINOSAURIER NOCH GEKIFFT HABEN

LET'S GET NERDY

DIE HÜBSCHE HOLLÄNDERIN

RUDELTIERE

KAFFEE IM COFFEESHOP

DEIN GRAS IST MEIN GRAS

TOM CRUISE

DIESER WEG…

SERVICE IST KUCHENGABEL UND SO

MENSCH ÄRGER JE NIET

SAG DAS NOCHMAL

EL NORMALO

STEUERBANDEROLEN AUS HANFPAPIER

ÜBERFALL

GEISTER DER AUSSENWELT

DIE SZENE?

WAS WOLLTE ICH NOCH SCHREIBEN?

EINSCHNEIDENDE PUZZLE-ERLEBNISSE

DU SCHREIBST EIN BUCH? HIER?

WAS WÄRE ES DIR WERT?

DAS IST KEINE OPTION

HUSTEN

PLAY IT AGAIN SAM

DER TAG VOR DEM WIETPASS

GROUND ZERO

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WIR

ENDE

BONUS / BENJAMIN KIFFT NICHT

INTRO

Stellen Sie sich eine Kneipe oder eine Bar vor, nun denken Sie sich den ganzen Alkohol weg. Was bleibt noch übrig? Eine Theke, Tische, Stühle, ein Kicker, vielleicht ein Billardtisch.

An den Tischen, von denen ich Ihnen erzählen möchte, sitzen Männer und Frauen, zwischen achtzehn und achtzig Jahren, die sich unterhalten, Brettspiele spielen oder einfach nur schweigend kiffen. Was einen Coffeeshop von einer Kneipe unterscheidet, ist nicht nur der süßliche würzige Geruch und der Verkaufstand für Cannabis, es sind vor allem die Menschen und die einzigartige Atmosphäre. Lassen Sie mich allerdings erst ein paar Vorurteile aus der Welt schaffen, bevor wir uns den verschiedenen Stereotypen widmen, die ich Ihnen zu bieten habe.

Marihuana und Haschisch sind nicht teuer, ein Gramm kostet zwischen sieben und fünfzehn Euro. Die meisten Cannabiskonsumenten rauchen ein oder zwei Gramm pro Tag, womit Kiffen nun keineswegs Unsummen an Geld verschlingt, weiterhin darf jeder Besucher maximal fünf Gramm pro Tag kaufen. Minderjährigen wird der Zutritt selbstverständlich verwehrt. Die Stimmung ist durchgehend locker und fröhlich, Gewalt hingegen ist in Coffeeshops, so gut wie, nicht existent. Kiffer sind redselig und freundlich zu Fremden, sie werden nicht ausfallend oder aggressiv durch ihren Konsum. Der Konsum von anderen Drogen, inklusive Alkohol, ist verboten. Tabakrauchen ist und bleibt, selbstverständlich, weiterhin erlaubt. Wenn Sie davon ausgehen, dass sich Scharen von Kriminellen in den Shops befinden, muss ich Ihnen Recht geben. Zahnärzte, Anwälte und Versicherungsvertreter sitzen wirklich dort. Ansonsten ist alles vertreten Fensterputzer, Schornsteinfeger, Programmierer, Köche, Mechaniker und so weiter. Falls Sie denken diese Leute kippen dort, in bekiffter Glückseligkeit, von den Stühlen, kotzen, halluzinieren oder sterben an einer Überdosis, muss ich Sie enttäuschen, Sie denken immer noch an eine Kneipe. Um an einer Überdosis Cannabis zu sterben, muss man schon Superkräfte haben. So viel Marihuana oder Haschisch, in einer so kurzen Zeit zu rauchen, ist vollkommen unrealistisch! Daher gibt es bis heute keinen einzigen bestätigten Cannabis toten. Null! Jeder kompetente Mediziner wird Ihnen sagen, dass Cannabis eine verhältnismäßig harmlose Droge ist, im Gegensatz zu Heroin, LSD und Alkohol. Ich möchte Ihnen allerdings nicht viel über Cannabis an sich erzählen, sondern vielmehr von den Menschen, die Coffeeshops zu dem machen, was sie sind, ein Treffpunkt für Erwachsene die friedlich zusammen Cannabis rauchen.

 

Die Kundschaft kommt, zum Großteil, aus den Beneluxländern, Deutschland und Frankreich, aber jeder ist willkommen. In einigen Coffeeshops können Sie auch speisen. Dies beginnt bei Schokoriegeln und endet bei argentinischen Steaks. Kiffer haben einen guten Appetit. Kaffee, Tee und Softdrinks sind selbstverständlich, aber nicht immer preiswert. Kiffer sind durstige Menschen. Trinken Sie bitte nicht aus den seltsamen Glas- oder Plastikgefäßen, die auf den Tischen stehen. Bei dem Inhalt handelt es sich zwar um Wasser, aber Sie trinken jemanden die Wasserpfeife leer. Diese unterscheiden sich jedoch von den Wasserpfeifen, die Sie aus orientalischen Filmen kennen. Man nennt diese Wasserpfeifen Bongs. Ob es nun der oder die Bong heißt, spaltet die Bongraucher in Todfeinde. Achtung Sarkasmus. Reggae ist, nach meiner Erfahrung, eher eine Seltenheit, aber Musik läuft in jedem Shop, solange kein wichtiges Fußballspiel läuft. Ein Shop hat normalerweise jeden Tag geöffnet, an den Feiertagen sogar schon früher. Die Kommunikation in Coffeeshops kann man in drei Arten unterteilen: Erzählen, Diskutieren und Labern. Dazu später mehr.

Sehen wir uns einen typischen Besuch im Coffeeshop an. Der Besucher ist männlich, dreißig Jahre alt und er kommt nicht alleine. Er kauft sich zwei Gramm Marihuana, von denen er eines vor Ort raucht und das Zweite mit nach Hause nimmt. An der Theke kauft er sich eine Cola, mit der er sich, zu seinen Freunden, Bekannten und Kumpanen, an den Tisch setzt. Er dreht sich einen Joint und erfreut sich des Lebens. Man spricht über aktuelle Begebenheiten aus dem Privat- und Medienbereich, erzählt sich ein paar lustige Geschichten und spielt eine Runde Kicker. Man drückt seinen letzten Joint aus, verabschiedet sich und verlässt den Shop wieder mit seiner Entourage. Keiner wurde verletzt, allen geht es gut.

Ich möchte, dass Sie sich befreien von den diskriminierenden Vorurteilen und den billigen Klischees. Gehen Sie mit mir auf eine kleine Tour, die Sie nicht in einem Katalog ordern können. Vergessen Sie die gestellten Fernsehbilder von Männern in Kapuzenpullis, die im Dunkeln schlecht gedrehte Tabakjoints rauchen. Setzen Sie sich zu mir und erwerben Sie Gedanken, die es wert sind sie zu schmuggeln.

DO YOU SPEAK COFFEESHOP

Sie müssen sich im Coffeeshop keine Sorgen um Sprachbarrieren machen, die Bedienungen sprechen, fast alle, Deutsch und Englisch, neben ihrer Muttersprache. Grenznah sprechen so gut wie alle Deutsch, zumindest gut genug und im Inland sprechen alle Englisch.

Da ich der niederländischen Sprache mächtig bin, werde ich ab und zu für eine Belgierin gehalten. Eine Deutsche, die Niederländisch spricht, ist für manche Einheimischen ein Kulturschock. Ich oute mich dann meist vergnügt als Mof, was immer zu einem überraschten Gelächter führt. Ich empfehle dies allerdings nicht zur Nachahmung! Wenn Sie dies falsch betonen oder ihr Gesicht nicht zu hundert Prozent deutlich macht, dass es sich hierbei um einen Spaß handelt, könnten Sie für einen Nazi gehalten werden. (Mof ist ein abfälliges Wort für Deutsche, welches im zweiten Weltkrieg, in der niederländischen Umgangssprache, mit Nazi gleichgesetzt wurde.) In einem Coffeeshop in Rotterdam, antwortete mir die Bedienung auf Englisch mit niederländischem Akzent, obwohl ich sie auf Niederländisch ansprach. Ich denke sie hielt mich für eine Limburgerin und obwohl ich keine bin, fühle ich mich bis heute dadurch irgendwie beleidigt. Ich denke dies benötigt einer kurzen Erklärung. Limburg ist ein „Bundesland“ der Niederlande. Die Limburger sprechen, im Gegensatz zu den Holländern, ein sehr weiches Niederländisch. Sie werden daher oft als halbe Deutsche verspottet. Für mich gab es nun nur zwei Gründe dafür, mir nicht auf Niederländisch zu antworten. Entweder sie hielt mich für eine Deutsche, die sie nicht mochte oder für eine Limburgerin, die sie nicht mochte. Wenn ich aus meinem Fenster sehe, lacht mich Limburg aus ein paar hundert Meter Entfernung an. Ich fühle mich wie ein Drittel Limburger, ich habe also auch das Recht mich mindestens ein Drittel beleidigt zu fühlen.

Feux? oder Briquet?

Französisch hört man täglich in den grenznahen Coffeeshops, denn Belgien, liebevoll auch Belgistan genannt, ist nur einen Katzensprung weit entfernt. Belgistaner sprechen übrigens kein Niederländisch, sondern Vlaams, nicht zu verwechseln mit Vla, das ist ein Pudding. Ich habe mit einigen Belgiern Niederländisch gesprochen und sie anscheinend Vlaams mit mir, verzeihen Sie mir bitte, aber ein Unterschied ist mir nicht aufgefallen. Coffeeshoptouristen, die keiner dieser Sprachen mächtig sind, findet man normalerweise in den größeren Städten, aber hin und wieder verirrt sich mal ein kleiner Entdeckertrupp in einen Kleinstadtshop. Diese Leute kiffen schon Jahre oder Jahrzehnte und waren noch nie in den Niederlanden. Sie freuen sich wie Kinder an Weihnachten.

Im Notfall können Sie sich auch mit Händen und Füßen verständigen, man weiß schließlich was Sie hier wollen: Cannabis. Ein Taubstummer kam eine Zeit lang regelmäßig in den Shop, er hatte keine Probleme damit die Sorte zu kaufen, die er favorisierte. Er konnte übrigens gut von den Lippen lesen, jedoch nur Niederländisch.

Fast hätte ich das Türkische vergessen. Bir alman sana sorarsa bu cünleyi tercüme edermisiniz o na deyinki herseyi bilmek iyi degildir.

Sie hören es gibt eine große Vielfalt, wenn Sie bei der lauten Musik noch genug mitbekommen, können Sie vielleicht noch etwas lernen. Als ich diese Seite noch einmal durchlese, setzen sich, lustiger Weise, zwei Männer an den Nachbartisch und fangen vergnügt an auf Polnisch zu quasseln.

DIE UNENDLICHE GESCHICHTE DES QUASSELKÖNIGS

Während ich diesen Satz schreibe, höre ich den Quasselkönig reden.

Er ist ein guter lieber Mensch und er ist nicht dumm, aber er redet ohne Unterbrechung. Er spricht gerne über seine Arbeit und er geht liebend gerne ins Detail. Wenn Sie an einer kostenlosen beruflichen Weiterbildung interessiert sind, hören Sie ihm einfach aufmerksam zu. Manche Quasselkönige reden auch gerne über Politik, ob Ihnen diese Gespräche gefallen, hängt jedoch davon ab, ob Sie seine politischen Ansichten wenigstens Ansatzweise teilen. Sie werden nämlich keine Diskussion mit ihm führen, da er Sie nicht auch nur einen Satz zu Ende sprechen lässt!

Der Quasselkönig hat sich neben mich gesetzt und erzählt dem Rest des Tisches irgendetwas von Säcken. Erst wenn Sie Monate lang neben so einem Menschen gesessen haben, verstehen Sie die wahre Bedeutung der unendlichen Geschichte.

Wie in Kapitel 1 erwähnt, gibt es drei Arten der Kommunikation in einem Coffeeshop: Erzählen, Diskutieren und Labern. Nach der Begrüßung wird meistens etwas erzählt. Was ist so in der Welt passiert, wie geht es einem selbst und was für einen Unfug machen Freunde und Verwandte. Desto mehr Leute an einem Gespräch teilnehmen, desto größer ist die Chance auf eine Diskussion. Durch die beruhigende Wirkung des Cannabiskonsums, werden diese Gespräche jedoch höchstens hitzig, einen fliegenden Aschenbecher oder vergleichbares hat es hier noch nie gegeben. Diskutiert wird über Gott und die Welt. Durch das Aufeinandertreffen völlig verschiedener Menschen, entstehen oft sehr interessante und amüsante Diskussionen. Ich sprach mit zwei Männern über die atomare Aufrüstung des Nahen Ostens. Der eine war strikt dagegen, der andere war dafür. Ich steuerte zum Gespräch bei, dass die USA das einzige Land auf der Erde ist, das jemals Atombomben im Krieg eingesetzt hat. Der Befürworter sagte, der Nahe Osten hat viel mehr Grund Angst vor den USA zu haben, als anders herum. Ich fragte beide, ob es nicht eine Lösung sei, wenn gar keiner atomare Waffen besäße. Wir konnten uns darauf einigen und eine Minute später, sprachen wir über etwas völlig anderes. Das Thema wurde mit dem Satz beendet: Dann hauen wir uns einfach so auf die Fresse. Wir lachten alle, nahmen einen Schluck von unseren Getränken und die Welt drehte sich weiter.

Wenn nun der Quasselkönig auf einen Konkurrenten trifft, gibt es einen epischen Quasselkrieg. Man muss sich gar nicht streiten, im Endeffekt gewinnt derjenige, der dem anderen öfters ins Wort fällt. Wenn Sie nun ihren Lokalmatador sehen, wie er seinen Herausforderer in Grund und Boden quasselt, müssen Sie sich nicht schämen, so etwas wie Stolz zu empfinden. Der Sieg über einen anderen Quasselkönig, hebt ihn empor zum Quasselkaiser.

Gelabert wird viel, aber damit möchte ich Sie nicht foltern.


PRINZ VALIUM

Prinz Valium ist der wahre Lokalmatador des Coffeeshops. Er sitzt wie immer auf seinem Stammplatz, raucht und ist still. Seltsamerweise ist er völlig immun gegen den Quasselkönig. Prinz Valium kann etwas, dass viele Menschen mit der Zeit verlernt haben, er kann abschalten. Er raucht seinen ersten Joint zu Ende und danach macht er erst mal nichts. Dazu ist er hier, er kann das gut und er macht es gerne und einer muss ja schließlich machen. Aus seiner Bewegungsstarre begibt er sich zwar, um andere Besucher zu grüßen, doch dies ist, neben dem rauchen, seine intensivste Bewegung. Er hat alles was er braucht: Gras, einen Bong, ein Brettchen, zwei Dosen Cola und Feierabend. Bevor er den Laden verlassen will, wird er nicht mehr aufstehen. Sie legen sich an den Strand, machen Yoga oder gehen ins Stadion, Prinz Valium raucht sich einen Joint und lässt den lieben Gott einen guten Mann sein.

Nach dem zweiten Joint beschließt er weiterhin nichts zu tun, so in sich selbst vertieft erscheint er schon fast autistisch. Ich kann Ihnen nicht sagen, worüber diese Menschen nachdenken, aber ich persönlich halte denken für interessanter, als so manches Fernsehprogramm. (Es nervt das Fernsehprogramm und wie es nervt!) Man ist doch ein erwachsener Mensch, hat man nicht das Recht dazu einfach nur dazusitzen und glücklich zu sein? Obwohl Prinz Valium, mit eiserner Faust, so wenig spricht wie möglich, ist er bei jedermann beliebt. Dies trifft ebenfalls auf die Damenwelt zu. Es sind nicht nur die Dinge die man sagt, sondern auch diejenigen, die man nicht sagt. Dies macht einen Menschen sympathisch oder auch nicht.

Cannabis regt viel Leute zum Nachdenken an, vielleicht steht er eines Tages auf und sagt: Ich hab’s! und setzt sich kurz wieder hin, um seinen Joint zu Ende zu rauchen. Er verlässt den Coffeeshop und drei Tage später gibt es das erste fliegende Auto, mit dem Prinz Valium dann zum Shop schwebt, um dort wieder nichts zu tun.

Da es nicht sehr einfach ist, über einen Menschen zu schreiben, der nichts tut, erlaube ich mir das Kapitel hier zu beenden.


Eine schöne Marihuanaknospe, bestehend aus kleinen Blättern, einem Stängel, Harzfasern und THC-Kristallen.

GROBI SCHLUMPF HAT DAS FEUERZEUG ZERLEGT

Wie beschrieben beginnen die Unterhaltungen im Coffeeshop, meistens mit dem Erzählen. Grobi hat etwas zu erzählen, er muss sich etwas von der Seele reden. Irgendetwas nervt ihn und jetzt nervt er damit die seine Tischnachbarn. Der Chef nervt, die Frau nervt, die Kinder nerven, die anderen Autofahrer nerven, das Auto an sich nervt, die Nachbarn nerven, die Post nervt, die Politik nervt, der Vermieter nervt, die Beleuchtung nervt, der Garten nervt, die Kriegsverletzung aus Troja nervt, das Fernsehen nervt und wie es nervt.

 

Grobi, rauch dir einen!

Beabsichtigt ist nicht, dass die Droge ihn ruhiger macht, aber wenn er einen Bong raucht, ist er für dreißig Sekunden still.

Grobi braucht keine Lösung, er muss sich einfach nur mal etwas Luft machen. Grobi ist in dieser Phase leicht reizbar, aber gewalttätig wird er deswegen noch lange nicht. Grobi hat auch seinen Cousin Grobert mitgebracht. Grobert ist eher ein ruhiger Typ, sagt man aber in seiner Gegenwart etwas dummes, wird Grobert aktiv. Grobert ist intelligent und entnervt von der Welt. Wenn es kein Cannabis gäbe, hätte er wahrscheinlich eine neue RAF oder etwas Vergleichbares gegründet. Grobert kann sich beherrschen, aber er hat kein Interesse daran, Ihnen die Wahrheit zu verschweigen. Sie haben etwas Dummes gesagt, Sie baden das auch aus. Grobert zerlegt ihr gefährliches Halbwissen in Sekunden. Er hat gar kein Problem mit Ihnen, ihn kotzt die menschliche Dummheit nur zu oft an. Grobert ist eine Art von verbalaggressiver Besserwisser der so seinen Alltagsstress bewältigt. Wenn Sie sich als rotzfrecher Intelligenzallergiker herausstellen, müssen Sie damit rechnen, dass Grobert Sie verbal züchtigt. Sie denken zum Beispiel, dass Organspende eine dumme Idee ist? Sagen Sie so etwas besser nicht in Groberts Nähe, wenn Sie nicht vor ihren Freunden und den anderen Besuchern, von Grobert zu menschlichen Bodensatz degradiert werden möchte. Die Show fängt damit an, dass er Ihnen seinen Organspendeausweis vor die Nase hält. Grobert ist bewaffnet mit Fakten und Vergleichen, er hat auf alles eine Antwort und empfindet Vergnügen dabei Sie vor jede Wand laufen zu lassen, die sich anbietet. Ob sein Verhalten ethisch verwerflich ist, habe ich nicht zu entscheiden, lustig ist es aber manchmal schon. Es ist, als ob man einer Katze dabei zusieht, wie sie Wassermienen in ein Goldfischglas taucht.

Grobi hat währenddessen sein Feuerzeug kaputt gemacht und nörgelt jetzt über die kleine Flamme von Groberts Feuerzeug.

DIE GEBOTE DES HAUSES

Ein Herr mit zwei Tafeln stand an der Wand des Coffeeshops und ihm wurde das Werkzeug gegeben, um diese Tafeln, für jeden gut lesbar, an der Wand zu befestigen. Die erste Tafel wurde in der Sprache der Niederländer und die zweite Tafel in der Sprache der Deutschen beschrieben. Auf der Tafel der deutschen stand folgendes.

1 Kein Einlass unter 18 Jahren.

2 Man darf den Shop nicht alkoholisiert betreten.

3 Man darf den Shop nicht bewaffnet betreten.

4 Man hat den Anweisungen des Personals Folge zu leisten.

5 Man darf weder anderer Drogen mitnehmen, noch unter ihrem Einfluss den Shop betreten.

6 Man darf pro Tag maximal fünf Gramm kaufen.

7 Man darf kein aggressives Verhalten an den Tag legen.

8 Keine Versammlungen um den Shop herum.

9 Man darf nicht mit Hehlerware handeln.

10 Man darf die Nachbarn, weder beim Betreten noch beim Verlassen des Geländes belästigen.

Wie in jedem lebendigen System, herrschen auch in Coffeeshops ungeschriebene Gesetze. Es folgen zehn von ihnen.

1 Man fasst das Gras von Fremden nicht an ohne zu fragen. Sie greifen schließlich auch nicht nach den Drinks fremder Leute.

2 Man fasst den Bong von niemanden an ohne zu fragen.

3 Man pustet den anderen Leuten keinen Qualm ins Gesicht.

4 Man stört niemanden, der gerade einen Bong raucht.

5 Sie fotografieren niemanden im Coffeeshop ohne Erlaubnis, auch nicht mit ausgeschalteten Blitz.

6 Der Aschenbecher ist da, um Glut zu löschen und nicht um ein Feuerchen zu machen.

7 Was Billard und Kicker angeht gelten Kneipenregeln.

8 Wer es schafft die Türe zu öffnen, schafft es auch sie wieder zu schließen. Es zieht.

9 Wer jemanden anschleppt, der nur Heckenkraut verträgt, kümmert sich auch um diese Person, wenn sie über ihrem Super Amnesia Haze die Augen zufallen.

10 Wenn auf dem Parkplatz, ein Auto ein anderes Auto berührt, ist es zwar passiert, aber nicht auf dem Parkplatz des Coffeeshops. Snap je?

Des Weiteren möchte ich Ihnen noch zehn Tipps mit auf den Weg geben, um ihren Aufenthalt möglichst angenehm zu gestalten.

1 Das Personal sitzt am längeren Hebel, also immer locker bleiben. Kunden sind ersetzbar.

2 Sowohl der Platz auf dem Tisch, als auch darunter ist begrenzt, verhalten Sie sich dem entsprechend.

3 Gehen Sie ruhig an ihr Telefon, um dem Anrufer zu sagen, dass Sie ihn später zurück rufen.

4 Bitten Sie nicht die anderen Gäste mit dem Rauchen zu pausieren, weil Sie essen möchten.

5 Drehen Sie die Lautstärke ihres Smartphones nicht voll auf, wenn Sie jemanden ein Video vorspielen möchten.

6 Reden Sie über etwas Interessantes wenn Sie so laut sprechen, dass jeder Sie hören kann. OKAY?!

7 Sie haben das Getränk verschüttet, raten Sie wer es aufwischt! Richtig, der Türsteher.

8 Sie setzen sich, regen sich fünf Minuten über etwas auf und über den Rest spricht man dann morgen.

9 Drücken Sie ihre leere Getränkedose leicht zusammen, dies erspart der Bedienung das Hochheben von abertausenden halbvollen Dosen im Jahr. Sie weiß Bescheid.

10 Bringen Sie ihr eigenes Feuerzeug mit. Wo sind wir denn hier?


Ohne Worte.

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