Parallele Leben

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Bewusste Wahrnehmung gleichzeitiger Leben

Sie fragen sich vielleicht, warum Sie sich Ihrer anderen gleichzeitig stattfindenden Leben nicht bewusst sind. Das hat mit der Fähigkeit des Gehirns zu tun, Informationen zu verarbeiten. Auf neurologischer Ebene können wir uns immer nur auf das uns bekannte gegenwärtige Leben einstimmen; so behalten wir ein kohärentes Selbstgefühl. Wie verwirrt und durcheinander wäre unser Ego, wenn es gleichzeitig Input von all seinen GegenstückSeelen empfangen könnte! Unser Gehirn filtert einen Großteil der Informationen aus der Umwelt heraus: Von den 400 Milliarden Informations-Bits, die das Gehirn pro Sekunde verarbeitet, gelangen gerade einmal 2000 in unser Gewahrsein.

Man stelle sich vor, was passieren würde, wenn der Input auch nur ein Vielfaches dieser 2000 Bits wäre! Wir würden von Informationen überschwemmt und überfordert, wären unfähig, sie zu verarbeiten. Womöglich würde sich uns die Frage stellen: »Bin ich ein Fabrikarbeiter in Harbin, China? Oder ein auf einem Kamel reitender Beduine? Ein Kahuna im alten Hawaii? Wer bin ich denn nun?«

Nur sehr wenige Menschen nehmen bewusst ihre anderen Existenzen wahr. Kinder können sich manchmal ganz spontan mit anderen Leben verbinden, aber selbst dann nur für eine kurze Zeitspanne, in der sie wenig Input erhalten. Einen Augenblick lang kommt bei ihnen vielleicht ein Informationsschub an, und im nächsten Moment richten sie sich schon wieder auf die Realität aus, die sie als ihre eigene kennen. Auch in Träumen verbinden wir uns manchmal mit anderen Leben, denn im Traumzustand kann das Ego in Sicherheit auf Forschungsreise gehen.

Obwohl wir uns dessen nicht bewusst sind, kommunizieren wir dennoch ständig mit unseren Gegenstück-Seelen und unserer Überseele. Unterbewusst stehen wir ständig in Verbindung und kommunizieren in unseren Träumen. Und auch wenn uns das auf der bewussten Ebene nicht klar ist, werden wir ständig von den Leben unserer Gegenstück-Seelen beeinflusst. Ihre Vorlieben, Erfahrungen, Gedanken und Schlussfolgerungen haben Auswirkungen auf uns. Aus der Art und Weise, wie sie ihre Themen erforschen, lernen auch wir, und sie lernen von uns. Wir stehen einander bei. Das zeigt sich womöglich als die unerklärliche Anziehungskraft, die ein bestimmter Musikstil, fremde Länder oder Lebensmittel auf uns haben.

Ich esse zum Beispiel furchtbar gerne Miso-Suppe, am liebsten zum Frühstück, Mittag- und auch Abendessen, und das tagtäglich; ich kann einfach nicht genug davon kriegen. Als ich dann herausfand, dass meine Überseele auch ein Leben in Japan geschaffen hatte, mit dem ich mich stark verbinde und das mit Themen zu tun hat, die auch mein Leben im Hier und Jetzt prägen, überraschte mich das nicht wirklich.

Übung: Der Einfluss Ihrer Gegenstück-Seelen

Hat man einmal verstanden, dass Gegenstück-Seelen gleichzeitige Leben führen, ist ihr Einfluss sehr leicht erkennbar. Bestimmte Gefühle, Vorstellungen, Momente der Inspiration und unterschiedliche Standpunkte erweisen sich auf einmal als Verbindungen zu Ihren anderen Leben.

In dieser Übung erforschen Sie solche Einflüsse mithilfe eines Journals (Notizbuch) und eines Stifts, die Sie zur Hand haben sollten. Zunächst suchen Sie sich einen ruhigen Platz, wo sie mindestens 20 Minuten bequem sitzen können.

Atmen Sie ein paarmal tief ein und aus und verbinden Sie sich mit Ihrem Körper. Achten Sie darauf, was Sie gerade fühlen. Gehen Ihnen jede Menge Gedanken durch den Kopf oder sind Sie emotional aufgewühlt? Dann beobachten Sie diese Gedanken oder Emotionen einfach und lassen sie los.

Sobald Sie das Gefühl haben, bereit zu sein, nehmen Sie Ihr Notizbuch zur Hand und schreiben Antworten auf die folgenden Fragen auf.

• Welche unerklärlichen Vorlieben und Abneigungen hegen Sie? Etwas, das Ihre Eltern an Ihnen interessant fanden und was bei Ihren Geschwistern und Freunden nicht auftrat?

• Verfügen Sie über bestimmte Fähigkeiten, die nicht durch Ihre Lebensgeschichte zu erklären sind?

• Fühlen Sie sich zu einer bestimmten Sprache oder Kultur hingezogen? Zu bestimmten Nahrungsmitteln? Zu einer bestimmten Art von Musik?

• Zieht Sie ein bestimmter Ort an? Und wenn Sie dann an diesem Ort sind, fühlt er sich vertraut an, als würden Sie sich dort zurechtfinden?

• Übt eine bestimmte geschichtliche Epoche auf Sie eine große Faszination aus?

• Engagieren Sie sich leidenschaftlich für eine bestimmte Sache?

• Welche Bücher haben Sie als Kind besonders gerne gelesen?

• Haben Sie als Kind Ihren Eltern von Ihren anderen Familien und anderen Leben erzählt?

• Leiden Sie unter unerklärlichen schlimmen Phobien und Ängsten?

• Träumen Sie immer wieder dasselbe?

Wenn Sie diese Fragen beantwortet haben, lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf. Worauf könnten diese einzelnen Einflüsse hinweisen? Welche Leben führen die Gegenstück-Seelen Ihrer Überseele womöglich in diesem Moment? In welchen Zeitabschnitten? In welchen Ländern? Üben Sie keinerlei Kritik oder Zensur; erforschen Sie einfach, was möglich ist. Und haben Sie Spaß dabei, sich vorzustellen, wie anders Ihre anderen Leben vielleicht sind.

Zum Abschluss schreiben Sie ein paar Minuten lang auf, welche Gedanken und Emotionen in Ihnen aufsteigen bei der Überlegung, dass diese Einflüsse womöglich von den Gegenstück-Seelen Ihrer Überseele ausgeübt werden. Sind Sie aufgeregt? Oder vielleicht erleichtert? Haben Sie Angst? Sind Sie verunsichert? Egal, was Sie empfinden – benennen Sie dieses Gefühl und notieren Sie es.

Es gibt nur ein Leben

Wenn bei einer Rückführung Bilder, Gefühle und Eindrücke hochkommen, identifizieren wir uns intuitiv mit der Person, die wir in diesem parallelen Leben sind, das wir gerade erleben. Wir werden zu dieser »anderen« Version unserer selbst. Wir sehen, hören, riechen, spüren, wissen und fühlen so wie diese andere Person. Meine Klienten beantworten meine Fragen in der »Ich«- Form. Wir können unsere Gegenstück-Seelen sofort erkennen und identifizieren uns mit ihnen, weil Seelen, die derselben Überseele entspringen, mit der gleichen, ganz unverwechselbaren und eindeutigen Frequenz schwingen.

Bei der Rückführung in ein anderes Leben stellen wir uns auf die Energie und Erfahrungen dieses Wesens ein, ja wir werden im Grunde genommen zu dieser anderen Person. Wir verbinden uns mit einer anderen Ausdehnung unserer eigenen Seele, die ähnliche Schwingungen hat und ähnliche Themen erforscht. Die Erfahrung fühlt sich zutiefst persönlich an, so als ob wir auch alle Freuden und Schmerzen dieser Person erleben. Das ergibt auch durchaus Sinn, denn das Leben wird durch die Überseele erfahren und gehört zu ihr und damit zu uns. In Wirklichkeit sind wir alle eins; wenn wir also unser Bewusstsein auf eine Situation projizieren und uns auf eine bestimmte Person einstimmen, werden wir buchstäblich zu dieser Person.

Oft werden Rückführungserfahrungen von den Betroffenen so beschrieben: »In meinem vergangenen Leben war ich … « Das ist eine bequeme Abkürzung, und aus einem bestimmten Blickwinkel stimmt es auch. Wir bestehen alle aus der Energie unserer Überseele, und somit ist jedes von der Überseele geschaffene Leben auch ein Teil von uns. Wir müssen aber auch verstehen, dass unser gegenwärtiges Leben unser einziges Leben ist.

Es ist das einzige Leben, das die Überseele durch Ihre einzigartige Seele kreiert hat. In Wahrheit haben Sie keine vergangenen und auch keine zukünftigen Leben. Sie sind ein einzigartiger Ausdruck von Bewusstsein, der nur im Jetzt zum Vorschein kommt. Kein anderes Wesen wird jemals Sie sein, so wie Sie umgekehrt auch nie ein anderes Wesen sein werden. Das hört sich zunächst widersprüchlich an, aber bei genauerem Überlegen werden Sie erkennen, dass beide Perspektiven nebeneinander existieren können.

Und warum erlebt jemand während einer Rückführung ein ganz bestimmtes Leben? Meine Klienten und ich erleben das als etwas ganz Automatisches. Ich rate meinen Klienten, sich auf die Intelligenz ihres erweiterten Selbst und die organisierende Kraft des Universums zu verlassen. Ihre Seele kommuniziert ja bereits mit ihren Seelen-Gegenstücken; sie weiß, was für die betreffende Person in diesem Moment am wichtigsten und am besten ist. Deshalb erweisen sich die Leben, auf die sich der Klient bzw. die Klientin dann einstimmt, auch immer als relevant. Und das, was die Klienten daraus mitnehmen, ist immer stimmig, heilend und richtungsweisend.

Die anderen gleichzeitigen Leben Ihrer Überseele sind nicht statisch und in der Zeit festgefroren. Wir stellen uns Leben, die vor unserer gegenwärtigen Zeit stattfanden, zwar als im linear-zeitlichen Sinn vergangen vor, aber diese Leben sind keineswegs »vorbei«, sondern vielmehr sehr »lebendig« und entwickeln sich gegenwärtig weiter. Es ist also ganz natürlich und normal, wenn Ihre Gegenstücke sich mit Ihnen außerhalb Ihrer bewussten Wahrnehmung über Ideen und Erfahrungen austauschen. Ihr Bewusstsein ist in der Lage, die aus diesem Austausch entstehenden Gedanken und Gefühle zu erkennen, so ähnlich, wie wenn Sie mit einem Freund, Ihrem Bruder oder Ihrer Schwester telefonieren. Dabei erzählen Sie sich voneinander, erteilen Rat und helfen sich gegenseitig. Und wenn Sie den Telefonhörer auflegen, wird Ihnen klar, dass die Energie dieses anderen Menschen Auswirkungen auf Sie hatte. Sie fühlen sich durch dieses Gespräch ein bisschen anders, denken ein bisschen anders.

Diese Augenblicke der Erkenntnis sind eine wunderbare Möglichkeit, sich daran zu erinnern, dass Sie auf Ihrer Reise immer Unterstützung und Führung bekommen; sich in Erinnerung zu rufen, dass wir auf vielen Realitätsebenen existieren und funktionieren und in Wahrheit multidimensionale Wesen sind, schenkt viel Kraft.

Alles Bewusstsein existiert gleichzeitig. Alle von einer Überseele erschaffenen Leben existieren im selben, ewigen Augenblick. Wir können uns die Zeit als eine Art Filter vorstellen, durch den Bewusstsein auf unserem Planeten zum Ausdruck kommt. Manche Leben nehmen wir in anderen historischen Momenten oder Epochen wahr. Eine Überseele kann Leben zur Zeit Christi, während der Kreuzzüge oder der industriellen Revolution erschaffen; das hängt ganz von den Zielen ab. Deshalb nehmen Menschen während einer Rückführung diese anderen Leben in anderen Zeiten wahr als ihre eigene Inkarnation. Diese Wahl wird von der Überseele getroffen, entsprechend den Themen, die sie erforschen möchte, und abhängig davon, was ihrem Wachstum am besten dient.

 

Gibt es Gegenstück-Seelen auf der Erde?

Wenn eine Überseele sich dafür entscheiden kann, mehrere getrennte Leben im selben historischen Zeitrahmen zu erschaffen, leben dann womöglich derzeit ein paar Ihrer Seelen-Gegenstücke auf der Erde? Die Antwort auf diese Frage lautet: Vielleicht! Gegenstücke sind zwei oder drei Menschen, die dieselbe Seelenschwingung haben und derselben Überseele entspringen. Vielleicht kennen Sie Ihre Gegenstücke sogar – es könnten Ihr Liebster oder Ihre Liebste, Ihre Freunde oder auch Ihre Feinde sein.

Eine meiner Klientinnen sah in einer Rückführung ein Leben, in dem sie der männliche Stallmeister auf einem großen Gut war. Dieser Mann war sehr stolz auf seine Position und darauf, wie reibungslos alles lief. Eines Tages wollten die Dame des Hauses und ihr Gemahl ausreiten, also sattelte der Stallmeister die Pferde. Ihm war nicht klar, dass das Pferd, das er für die Dame des Hauses sattelte, eine Entzündung am Bein hatte und es ihm nicht gut ging. Der Stallmeister spürte, dass etwas nicht stimmte, aber er wollte seinen guten Ruf nicht aufs Spiel setzen und ließ die Dame trotzdem mit dem Pferd ausreiten. Dabei stolperte es, stürzte, und die Gutsherrin kam ums Leben. Der Stallmeister wurde deswegen hingerichtet. Während sich die Geschichte dieses Lebens entfaltete, erkannte meine Klientin, dass sie sowohl der Stallmeister als auch die Gutsherrin war, die zu Tode kam. Ihre Überseele hatte zwei Leben geschaffen, die miteinander zu tun hatten, um gleichzeitig mehrere Lektionen zu lernen: sich einzustimmen, aufmerksam zu sein und für sich selbst und andere verantwortlich zu sein – und das aus zwei Blickwinkeln.

Bei einer anderen Rückführung erfuhr ich die Geschichte vom Leben eines korrupten, gewalttätigen und insgesamt sehr unangenehmen Mannes. In dem betreffenden Leben war der Mann mit einer Frau verheiratet, die ihn trotz all seiner Fehler immer liebte. Wie sich im Lauf der Rückführung herausstellte, waren Ehemann und Ehefrau Fragmente derselben Überseele, die sich dafür entschieden hatte, in diesen beiden Leben die Familiendynamik aus den beiden gegensätzlichen Perspektiven zu erleben.

Seth, eine Wesenheit, die von der Autorin Jane Roberts gechannelt wird, teilte Jane mit, sie und ihr Mann Robert Butts seien solche Gegenstücke. In ihrem Buch »Seth und die Wirklichkeit der Psyche – Unbekannte Realität« spricht Seth davon, dass Jane und Robert Komplementär-Aspekte ihrer selbst verkörpern, aber für gemeinsame Ziele miteinander verschmelzen.

In »Dialog mit Seth« geht Susan Watkins auf die Bewusstseins-Abenteuer ein, die sie und andere Teilnehmer der ASW-Klasse (außersinnliche Wahrnehmung) unter Führung von Jane Roberts hatten. Die Teilnehmer beschäftigten sich mit der Vorstellung von Gegenstücken, die gleichzeitig lebten, und Seth nannte einigen Teilnehmern ihre Gegenstücke. Wie Susan erfuhr, waren das in ihrem Fall Jane Roberts, Zelda Graydon und Richard Bach, der Autor des Buches »Die Möwe Jonathan«. Nach wie vor untersucht Susan die Ähnlichkeiten und Unterschiede, die diese vier gemeinsam haben, um ihre gegenseitige Verbundenheit und den Beitrag ihrer Erfahrungen zur Weiterentwicklung ihrer Überseele besser zu verstehen.

Unsere Gegenstücke können in etwa so alt sein wie wir, dasselbe Geschlecht, denselben ethnischen Hintergrund, dieselbe Religion haben, aus denselben sozioökonomischen Verhältnissen kommen oder auch nicht. Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen Gegenstücken spiegeln wider, auf welchem Weg sich die Seele mit dem Thema ihrer Überseele beschäftigen will. Unsere Gegenstücke verfolgen vielleicht einen Ansatz, der dem unseren sehr ähnlich ist, und wir bezeichnen sie als Freunde oder Geliebte. Wir lernen solche Gegenstücke unter Umständen ganz zufällig kennen, gehen an ihnen auf der Straße vorbei, ohne sie überhaupt wahrzunehmen, oder haben vielleicht nie Kontakt mit ihnen. Womöglich hegen wir gegenüber den Persönlichkeiten und Entscheidungen unserer Gegenstücke eine Abneigung oder verurteilen sie. Manche Gegenstücke haben eventuell einen ethnischen, kulturellen oder politischen Hintergrund, den wir vehement ablehnen. Deswegen sind wir allerdings keineswegs weniger stark miteinander verbunden. In Wahrheit stehen wir alle miteinander in Verbindung. Es gibt auf der Erde keine Fremdlinge, niemand ist uns unbekannt.

Übung: Wie Sie Ihre Gegenstück-Seelen identifizieren

Inzwischen fragen Sie sich bestimmt, welche der Menschen, die in Ihrem Leben eine Rolle spielen, womöglich Gegenstücke sind. Bei der folgenden Übung sollten Sie Ihr intuitives Wissen nicht von einer romantischen Vorstellung beeinträchtigen lassen – zum Beispiel von der Vorstellung eines Gegenstücks, das Sie in einer intimen Beziehung vollständig macht. Das Märchen vom Beziehungspartner, der Ihr Gegenstück ist, mag zwar atemberaubend sein, kann Sie aber auch von der Erkenntnis abhalten, in welcher Beziehung Ihre Seele wirklich zu Ihrem Partner bzw. Ihrer Partnerin und anderen Menschen in Ihrem Umfeld steht.

In »Seth und die Wirklichkeit der Psyche – Unbekannte Realität« gibt Seth Tipps, wie man seine Gegenstücke identifizieren kann:

»Ich habe in [Jane Roberts’] Gruppe von Komplementär-Aspekten gesprochen. Viele der Teilnehmer wurden im Bestreben, diese Theorie zu verstehen, todernst. Manche wollten, dass ich ihre Komplementär-Aspekte benenne. Ein Teilnehmer […] sagte wenig. Stattdessen behielt er zwar den Grundgedanken im Kopf, ließ aber seiner schöpferischen Fantasie freien Lauf. Er spielte mit dem Konzept. Er machte seine Erfahrungen gewissermaßen wie ein Kind – offen, neugierig, voller Enthusiasmus, mit der Folge, dass er selbst ein paar seiner Komplementär-Aspekte entdeckte. Die meisten Menschen aber sind so schrecklich ernst, dass sie ihrer eigenen Kreativität misstrauen.«

Wenn Sie dazu bereit sind, sich mit Ihren Gegenstücken zu verbinden, sollte das spielerisch und neugierig erfolgen.

Nehmen Sie sich 20 Minuten Zeit, in denen Sie ungestört sind. Setzen Sie sich bequem hin und haben Sie Ihr Notizbuch zur Hand. Atmen Sie tief ein, halten Sie den Atem und atmen Sie dann langsam aus. Das machen Sie noch zweimal und nehmen wahr, wie sich Ihr Körper immer mehr entspannt.

Nun nehmen Sie sich vor, sich mit Ihren Seelen-Gegenstücken zu verbinden. Lassen Sie jegliche Erwartungen dahingehend los, wie das sein wird, und erwarten Sie auch keine Antwort. Achten Sie stattdessen auf die Bilder und Gedanken, die in Ihnen aufsteigen. Fühlen Sie sich von bestimmten Orten oder bestimmten Menschen angezogen?

Gehen Sie diese Übung, wie Seth vorschlägt, unbekümmert wie ein Kind an. Und denken Sie daran: Recht haben zu müssen ist unwichtig. Lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf. Wenn Sie sich vorstellen sollten, wer Ihre Gegenstücke sind: Wer wäre das in Ihrer Fantasie? Vertrauen Sie darauf, dass Sie tief drinnen bereits wissen, wer es ist. Sie verfügen bereits über diese Informationen.

Lassen Sie die Frage »Wer sind meine Gegenstücke?« weiterhin frei im Geist schweben und achten Sie darauf, welche Gedanken und Bilder hochkommen.

Sobald Sie dazu bereit sind, bringen Sie Ihr Bewusstsein langsam in die Gegenwart zurück.

Schreiben Sie alle Gedanken, Gefühle, Bilder und Vorstellungen auf, die in Ihnen aufgetaucht sind. Wenn unter den möglichen Gegenstücken jemand ist, den Sie kennen, schreiben Sie auf, inwiefern Sie sich ähnlich oder unähnlich sind. Wie sah Ihrer beider Kindheit aus? Haben Sie dasselbe Geschlecht, denselben sozioökonomischen Status? Wuchsen Sie mit ähnlichen religiösen Überzeugungen auf? Haben Sie gemeinsame Interessen oder müssen Sie dieselben Herausforderungen bewältigen? Müssen Sie, jeder auf seine Weise, ähnliche Lektionen lernen? Ist die Person, deren Bilder in Ihnen auftauchten, Ihnen fremd, dann erkennen Sie an, wie verbunden wir alle in Wirklichkeit im Einssein sind.

Zum Abschluss schicken Sie vom Herzen aus eine energetische Kugel aus Liebe zu diesen Menschen und danken ihnen dafür, dass sie an der Weiterentwicklung Ihrer Seele teilhaben.

Dank dieser Erfahrung können Sie einen weiteren Blick auf das wunderbare, facettenreiche Wesen erhaschen, das Sie sind.

Ich habe Ihnen bereits ein paar Ideen vorgestellt, die Ihr Bewusstsein erweitern können. Das Konzept, dass unsere Seele ihre Erfahrungen in Leben sammelt, die nicht »vergangen« sind, sondern gleichzeitig gelebt werden, ist völlig neuartig.

Im nächsten Kapitel gehen wir einen Schritt weiter mit unserer Bewusstseinsforschung und beleuchten die Vorstellung von parallelen Realitäten Ihrer potenziellen Selbste. Dazu berichte ich von einer meiner intensivsten und bewegendsten eigenen Rückführungserfahrungen. Wie alle Abenteuer handelt diese Geschichte von Herausforderungen, Gefahren, leidenschaftlicher Liebe und großartigen Lernmöglichkeiten.

•••

Wir sind multidimensional

und so viel mehr als das,

was uns unsere fünf Sinne mitteilen.

Wenn wir uns auf der Abenteuerreise des Lebens

anderen Seinsbereichen öffnen,

werden wir uns immer mehr bewusst,

was für wunderbare Geschöpfe wir sind.

Kapitel 3

Jede Wahlmöglichkeit kreiert eine neue Realität

Ich wuchs im kommunistischen Bulgarien auf. Atheismus ist ein zentraler Wert der kommunistischen Ideologie. Deshalb wurde natürlich alles versucht, um die bulgarische orthodoxe Kirche im Alltag zu verdrängen. Religion und Mystik kamen in meiner frühen Kindheit einfach nicht vor. Niemand erzählte mir von Gott, von Engeln oder meiner ewigen Seele.

Ende der 1980-er Jahre wurde Osteuropa von der Welle der demokratischen Revolution ergriffen. Ich erinnere mich lebhaft an die Nacht des 10. November 1989. Ich saß mit meinen Eltern auf dem Sofa vor dem Fernseher, wenige Stunden nachdem die Berliner Mauer gefallen war. In einer live übertragenen Versammlung des Zentralkomitees der kommunistischen Partei von Bulgarien wurde der Präsident unseres Landes, der dieses Amt 35 Jahre lang innehatte, zum Rücktritt gezwungen. Die Kameras fingen den Schock ein, der sich auf dem Gesicht des Präsidenten zeigte. Mein Vater, der rechts neben mir saß, sprang auf und schrie ungläubig auf. Auch meine Mutter, links neben mir, drückte ihre Überraschung aus. Sie schauten sich gegenseitig an, dann blickten sie erneut auf den Bildschirm. Ich verstand nicht wirklich, was los war, ich war ja gerade einmal neun Jahre alt; aber ich wusste, da ging etwas Wichtiges vor sich – etwas überaus Wichtiges.

Dieser Putsch in unserem Land zog viele soziale und wirtschaftliche Veränderungen nach sich; unter anderem fanden religiöse und metaphysische Vorstellungen Einlass. Den Menschen waren sie sehr lange verwehrt worden, und sie lechzten nach diesem Wissen. Auf einmal waren alle möglichen spirituellen Informationen verfügbar. Es war okay, an Ostern in die Kirche zu gehen, und genauso akzeptiert wurde es, wenn von Energieheilung und Poltergeistern die Rede war.

Im Alter von 13 Jahren stolperte ich das erste Mal über das, was der Sinn und die Leidenschaft meines Lebens werden sollte: Rückführung in frühere Leben. Mein Onkel Veselin Pasliev las das Buch »Heilung durch Reinkarnationstherapie: Ganzwerdung über die Erfahrung früherer Leben« von Brian Weiss, und das weckte sofort mein Interesse. Ich konnte es kaum abwarten, dass er endlich mit der Lektüre fertig war und ich mir das Buch angeln konnte. Damals erschien dieser Eifer unerklärlich, doch heute betrachte ich dieses Buch als frühen Wegweiser auf meinem Weg in diesem Leben. Das Konzept der Reinkarnation war für mich zwar etwas ganz Neues, aber ich stellte diese Möglichkeit nicht infrage. Es erschien mir ganz normal und natürlich. Oder wie Voltaire sagte: »Es ist nicht erstaunlicher, einmal geboren zu werden als zweimal; in der Natur geht es immer um Auferstehung.«

Die Geschichten und die Weisheit in Brians Buch gefielen mir sehr, ebenso wie die Möglichkeiten, die sich dadurch boten. So sehr, dass ich, als ich auf den letzten Seiten des Buches angekommen war, beschloss, sein Beispielskript auf Tonband aufzunehmen und mich selbst zurückzuführen. Dabei dachte ich: »Ich bin doch erst 13. Eigentlich ist doch alles in Ordnung mit mir. Ich habe keine Phobien und keine körperlichen Beschwerden. Warum sollte ich das überhaupt machen?« Doch die Anziehungskraft war zu groß, ich konnte ihr nicht widerstehen.

 

Also machte ich die Aufnahme, spulte das Band zum Anfang zurück und drückte den Abspielknopf, obwohl ich nicht wusste, was mich erwartete. Die Aufnahme führte mich durch eine schöne Entspannungsübung, und ich fühlte mich ganz ruhig und wohl. Doch in dem Moment, als ich durch die Zeit hindurch in ein anderes Leben eintrat, änderte sich alles.

Sofort befand ich mich im Körper einer Frau, die um ihr Leben rannte. Ich wurde zu dieser Frau und hatte vor lauter Angst starkes Herzklopfen. Ich atmete in kurzen Stößen, mit Unterbrechungen und voller Verzweiflung. Ich war furchtbar verängstigt. Ich rannte einen schlecht beleuchteten Gang entlang und wurde von Männern gejagt, die mich töten würden, wenn sie mich fingen. Ich hatte eine Jacke und einen Rock aus dicker grauer Wolle an, dazu schwarze Strümpfe und schwarze Schuhe mit niedrigen Absätzen. Mein dunkles Haar war hinten am Kopf zu einem ordentlichen Knoten hochgesteckt.

Meine Schritte hallten an den Ziegelmauern wider. Auf beiden Seiten waren Türen, und ich versuchte hastig, sie zu öffnen, eine nach der anderen. Alle waren verschlossen. Ganz am Ende des Ganges drückte ich schließlich eine Türklinke nieder – die Tür ging auf. Ich trat in den Raum und sah, dass er vollkommen leer war. Es gab nur ein kleines vergittertes Fenster hoch oben an der Wand, in der Nähe der Zimmerdecke. Es gab keinen Weg nach draußen; ich wusste, dass ich in der Falle saß und dass sie mich kriegen würden.

Ich wusste auch, warum ich in dieser Situation war. Es war die Zeit des Zweiten Weltkrieges, ich war Ärztin und sollte einen Nazi-General behandeln. Stattdessen hatte ich ihn vergiftet und getötet. Deshalb waren diese Männer hinter mir her – sie wollten Rache nehmen.

In der nächsten Szene sah ich von oben herunter und sah mich selbst, festgebunden auf einem elektrischen Stuhl; ich sah zu, wie ich hingerichtet wurde. Ich spürte keinerlei Schmerzen, schaute nur von oben zu.

Und dann passierte etwas wirklich Wunderbares: Ich sah, wie mein Geist aus dem Körper aufstieg und langsam nach oben schwebte. Er schien einer Spur aus weißem Licht zu folgen, an deren Ende sich eine offene Tür befand, durch die dieses wundervolle weiße Licht strömte. An der Tür stand ein vor Liebe und Licht leuchtendes Wesen und wartete auf meine Seele, um sie willkommen zu heißen. Ich spürte großen Frieden und große Liebe, hatte das Gefühl, ewig zu sein.

»Welche Lektionen musstest du lernen?«, hörte ich meine Stimme auf der Aufnahme. Ich fing an zu weinen und fühlte die Einfachheit und tiefe Wahrheit der Lektion: gut und liebevoll zu sein.

An diesem Abend wartete ich ungeduldig, bis meine Mutter von der Arbeit nach Hause kam. Ich erzählte ihr, was ich erlebt hatte. Jung wie ich war, fühlten sich für mich die 1940-er Jahre wie ganz weit weg an, und auf meine Frage hin bestätigte sie mir, dass es in der Zeit des Zweiten Weltkriegs tatsächlich elektrische Stühle gab. Mehr musste ich nicht nachforschen, um die Gültigkeit und Echtheit der Geschichte bestätigt zu bekommen. Sie fühlte sich so emotional und so real an, dass ich sie nie infrage stellte. Meine Erfahrung bedurfte keines Beweises, um glaubwürdig zu sein.

Ich machte diese Rückführung mit 13, und das ist, wie ich finde, interessant. Die Mystiker halten die Zahl 13 für die Zahl des Wandels und der Transformation, die uns auffordert, unsere grundlegenden Überzeugungen auf den Prüfstand zu stellen, und die verändern kann, wie jemand alles in seinem Leben definiert – was wiederum die Weltsicht und die gesamte Existenz eines Menschen verändern kann.

Zweifellos hatte diese erste Rückführung sehr starke Auswirkungen auf mein Leben. Das Bedürfnis, gut und liebevoll zu sein, hatte für mich höchste Bedeutung und färbte auf jeden meiner Schritte, jede meiner Entscheidungen und jedes meiner Gespräche ab. Ich erkannte dadurch sogar, wie gut der Name zu mir passt, den mir meine Eltern gegeben hatten. Mein ganzer Vorname lautet Dobrmira – ein slawischer Name, der sich aus zwei Wörtern zusammensetzt: »dobro«, das heißt »gut«, und »mir«, was »Frieden, Welt« bedeutet. Nach meiner Rückführung beschloss ich, jemand zu sein, der Gutes in die Welt bringt.

Die Geschichte geht weiter …

Die Geschichte meines Lebens während der Nazizeit ging viele Jahre später auf einem Workshop von Brian Weiss weiter. Bei einer Gruppenrückführung hatte ich im Kopf ein Bild von einer langen, von Birken gesäumten Straße. Ich sah mich selbst als junge Frau, die diese ruhige, ländliche Schotterstraße entlangging. In der Hand hielt ich einen kleinen Koffer, auf dem Kopf trug ich ein Kopftuch. Ich ging aus meinem Dorf weg, um nach St. Petersburg zu ziehen und dort Medizin zu studieren. Auf dem Friedhof legte ich einen letzten Halt ein und erwies meinen verstorbenen Vorfahren an ihren Gräbern meine Ehre. Ich war schwermütig und wusste, es könnte viele Jahre dauern, bis ich wieder nach Hause zurückkehrte – wenn überhaupt.

Während meines Studiums wurde ich vom sowjetischen Geheimdienst angeworben. In Europa braute sich Unheil zusammen, es war sogar von Krieg die Rede. Ich wurde als Spionin nach Europa geschickt. Als attraktive Frau, die wusste, wie sie ihren Charme einsetzen konnte, war es für mich sehr einfach, an Informationen heranzukommen. Ich sah eine sehr lebendige Szene, in der ich vor einem kleinen Gerät saß und verschlüsselte Nachrichten in die Sowjetunion sandte.

Es gab da einen Nachtclub, in dem viele Amerikaner verkehrten und den ich so oft wie möglich aufsuchte, in der Hoffnung, dort einen bestimmten Mann wiederzusehen, den ich kennengelernt hatte. Überraschenderweise interessierte ich mich nicht wegen der Arbeit für ihn, sondern weil wir uns ineinander verliebt hatten.

In der nächsten Szene stand ich auf einer großen Treppe vor einem großen Verwaltungsgebäude. Ich hatte den Auftrag erhalten, mich zu einem anderen Standort in Europa zu begeben, und wollte mich von diesem geliebten Mann verabschieden. Er bat mich, nicht wegzugehen, und machte mir einen Heiratsantrag. Aber sosehr ich das auch wollte, ich konnte nicht bleiben. Ich hatte bereits mein Wort gegeben und mein Leben, meine Liebe und mein Herz meinem Land verschrieben. Ich sagte ihm, nach der Rückkehr auf die Farm seiner Familie in Amerika würde er bestimmt eine nette Frau heiraten, Kinder haben und sehr glücklich sein. Aber mir brach es dabei das Herz. Ich verabschiedete mich und rannte mit Tränen in den Augen die Treppe hinunter zu dem wartenden Auto.

Später heiratete ich einen wichtigen Nazi-Offizier, was meine Arbeit sehr erleichterte und mir Schutz bot. Der Zweite Weltkrieg hatte begonnen; ich arbeitete als Ärztin und behandelte vor allem Militärangehörige der Nazis. Ich bekam den Auftrag, einen hochrangigen Nazi-General zu töten, dessen Krankheit ich behandelte. Ich sah mich vor einem Tisch mit einem Glas Wasser darauf stehen, in der Hand einen kleinen Pulverbehälter. Der General saß neben mir auf einem Stuhl. Ich schaute hoch zur Zimmerdecke und spürte eine Sekunde lang, die sich wie eine Ewigkeit anfühlte, eine große Unsicherheit bezüglich dessen, was ich im Begriff war zu tun. Ich dachte aber, ich hätte keine andere Wahl, also schüttete ich das Pulver ins Glas und verabreichte dem General das Gift anstatt seiner Medikamente.

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