Buch lesen: «Laufsteg im Tierpark»
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© 2021 novum publishing
ISBN Printausgabe: 978-3-99107-266-9
ISBN e-book: 978-3-99107-267-6
Lektorat: LSM
Umschlagabbildungen: Flas100 | Dreamstime.com; Thomas Friesenhahn
Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum Verlag
Innenabbildungen: Thomas Friesenhahn
Widmung
EINS
Das war wieder einer dieser trüben Novembertage. Es regnete zwar nicht, aber die Welt war grau in grau, es war kühl und auch sehr windig. Kein Tag jedenfalls, an dem die Menschen überhaupt nur auf die Idee hätten kommen können, in den Zoo zu gehen. Das wussten natürlich auch die Tiere des Frankfurter Tiergartens und es machte sie sehr traurig. Denn je mehr Besucher sich im Zoo sehen ließen, desto mehr Spaß hatten Elefant, Giraffe, Zebra und Co. Vor allem aber die großen Augen, die die jüngsten Zoobesucher machten, die noch nie in einem Tiergarten gewesen waren, gingen den Zoobewohnern zu Herzen und machte sie richtig froh.
Aber heute hieß es eben Trübsal blasen, was natürlich auch für ziemlich schlechte Stimmung beim gemeinsamen Mittagessen der Tiere im größten Gehege in der Mitte des Zoos sorgte. Dazu muss man wissen, dass die Tiere einmal in der Woche, und zwar immer donnerstags, nicht in ihrem eigenen Gehege gefüttert wurden, sondern eben zusammen mit allen anderen Zoobewohnern. Das solle „zur Stärkung des Betriebsklimas beitragen“, hatte Zoodirektor Manfred Mühsam in einer Tierversammlung gesagt. Offenbar ohne zu wissen, dass sich seine Schützlinge längst bestens untereinander verstanden und das Mittagsmahl sogar gerne auch noch an einem zweiten Wochentag gemeinsam verspeist hätten. Es gab ja schließlich immer etwas Neues aus dem eigenen Gehege zu berichten.
Aber wie gesagt, an diesem dunklen Donnerstag, an dem sich nur eine Handvoll Besucher und darunter nur ganz wenige Kinder im Zoo sehen ließen, wollten eigentlich alle Tieren gleich nach dem Essen zurück in ihr Gehege, um den Rest des Tages zu verschlafen. Was besonders bei Faultier Schnarch auf große Zustimmung stieß. „Ist doch nichts los, machen wir uns ab“, grummelte auch Löwe Fritz. „Am besten, man legt sich an so einem Tag auf die faule Haut“, sagte Elefant Rudi und wollte sich schon auf den Weg machen. „Einen Moment noch“, meldete sich da plötzlich Zebradame Streifchen und fragte, ob nicht vielleicht jemand eine Idee hätte, doch noch etwas aus den trüben Tagen zu machen, von denen es ja leider immer wieder welche gab. Ein paar Minuten herrschte große Schweigen im Gehege, bis sich hoch über den Köpfen der Tiere Giraffe Flecki zu Wort meldete. „Das ist eine gute Idee“, flötete sie mit ihrer Sopran-Stimme. „Wir könnten vielleicht etwas zusammen spielen, Nachlauf oder Verstecken oder so was“, schlug sie vor. „Verstecken wohl eher nicht“, meinte Schimpanse Georg und blickte kopfschüttelnd Fleckis langen Hals hinauf. „Es könnte vielleicht auch jemand ein wenig aus seiner Heimat erzählen, damit wir erfahren, wie es sich in anderen Ländern lebt“, sagte Schildkrötenmann Hermann, der erst vor zwei Jahren in den Zoo gekommen war und einiges aus seinem langen Leben zu berichten hatte. „Mhmhm“, brummelte nun die Schar der Tiere. Grundsätzlich war die Runde wohl mit dem Vorschlag, etwas anderes als nur das Essen in der Gemeinschaft zu unternehmen, einverstanden, es fehlte aber noch die zündende Idee – bis sich Pfau Blaufeder zu Wort meldete. „Was haltet ihr denn davon, wenn wir eine Schönheitskonkurrenz veranstalten?“, fragte er, nicht ohne Eigensinn. Denn er glaubte wohl, dass er, wenn er nur sein Rad schlagen würde, schon so gut wie gewonnen hätte. Aber eitel wie Blaufeder waren mehr oder weniger auch die anderen Tiere und sie achteten auf die eine oder andere Art ebenfalls auf ihr Aussehen, auch um den Zoobesuchern zu gefallen.
„Wir sollten, wie es in der Tierokratie üblich ist, über den Vorschlag von Blaufeder abstimmen“, meldete sich Löwe Fritz zu Wort. Gesagt, getan, und die Mehrheit für den Vorschlag war überwältigend. Nur Krokodil Gunter und Hyäne Heinz enthielten sich der Stimme, wohl weil sie sich keine Siegchancen ausrechneten. Beide versprachen aber, dennoch mitzumachen, zum Beispiel in einer Jury. Ausschließen aus der Gemeinschaft wollten sie sich nämlich keinesfalls. Wie hätte das denn auch ausgesehen?
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13 S. 6 IllustrationenISBN:
9783991072676Verleger:
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