FOREX FÜR ANFÄNGER

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 Kein Informationsvorsprung einzelner Akteure

 Praktisch unendliche Liquidität

 Niedrige Transaktionskosten

 Fortlaufender Handel von Sonntagabend bis Freitagnacht

 Hohe Finanzhebel auch für kleine Konten möglich

Gleiche Informationen für alle

Am Aktienmarkt kommt es immer wieder zu starken Schwankungen, wenn Unternehmen Zahlen zu ihrer Geschäftslage veröffentlichen. Trotz aller gesetzlichen Rahmenbedingungen kann niemand mit Sicherheit garantieren, dass sensible Informationen nicht von einigen „Insidern“ vorab zum Handel mit Aktien genutzt werden. Die breite Masse der Anleger wird erst informiert, wenn die Insider gehandelt haben.

Am Devisenmarkt besteht dieses Risiko wenn überhaupt dann nur in einer sehr stark abgeschwächten Form. Die Informationen die den Markt bewegen beziehen sich nicht auf ein einzelnes Unternehmen, sondern auf gesamtwirtschaftliche Entwicklungen wie Zinsen, Wachstum, Inflation, Konjunktur usw. Zudem sind selten einzelne Meldungen für starke Kursbewegungen verantwortlich: Die große Zahl der fundamental orientierten Marktteilnehmer bildet sich über einen längeren Zeitraum eine Meinung oder handelt vollkommen unabhängig von irgendwelchen Ereignissen.

Praktisch unendliche Liquidität

Die in Basel ansässige Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) - am einfachsten als „Zentralbank der Zentralbanken“ beschrieben - taxiert den täglichen (!) Umsatz am Devisenmarkt auf vier bis fünf Billionen US-Dollar. Nein, es liegt kein Tippfehler vor: Es geht um 4.000 bis 5.000 Milliarden US-Dollar pro Tag! Kein anderer Markt der Welt ist auch nur ansatzweise so liquide.

Die praktisch unendliche Liquidität ermöglicht niedrige Transaktionskosten (enge Spreads und niedrige Gebühren) und große Finanzhebel. Forex Broker können ihren Kunden über das Margin-Prinzip die Möglichkeit einräumen, mit dem 100fachen ihres Einsatzes zu handeln und die Verlustrisiken für Trader auf den Einsatz beschränken. Das ist in keinem anderen Markt der Welt möglich.

Durchgängiger Handel von Sonntag bis Freitag

Devisen werden weltweit und rund um die Uhr gehandelt. Deshalb können Orders bei Forex Brokern in der Regel ohne Unterbrechung von Sonntagabend bis Freitagnacht platziert und ausgeführt werden. Das ist auf keinem anderen Markt der Welt möglich und bietet einen handfesten Vorteil: Wird der Handel nicht unterbrochen kommt es auch nicht zu so genannten „Opening Gaps“: Diese Kurslücken zwischen dem Schlusskurs und dem Eröffnungskurs sind im Handel mit Aktien für kurzfristige Trader problematisch.

2.6 Chancen und Risiken

Forex Trading bietet immense Gewinnchancen, ist aber mit ebenso großen Risiken behaftet. Klar ist: Für den Handel am Devisenmarkt darf ausschließlich Geld eingesetzt werden, dessen vollständiger Verlust im schlimmsten Fall zu verschmerzen ist. Der eiserne Notgroschen ist am Devisenmarkt ebenso fehl am Platze wie die private Altersvorsorge und Rücklagen für die Ausbildung der Kinder.

Technisch und kurzfristig orientierte Trader

Der Devisenmarkt eignet sich auch nicht als direkte Alternative zum klassischen Vermögensaufbau, weil es sich bei den anvisierten Erträgen ausschließlich um Spekulationsgewinne handelt. Es werden keine Zins- und Dividendenerträge und keine Mieteinnahmen erzielt.

Forex Trading eignet sich generell für kurzfristig und technisch (im Sinne der Technischen Marktanalyse) orientierte Trader. Entscheidungen für oder gegen eine Währung sollten keine weltanschauliche oder philosophische Dimension besitzen. Wer die USA in einem langfristigen gesellschaftlichen Niedergang wähnt und deshalb nur auf eine Abwertung des USD setzen mag, ist im Tagesgeschäft des FX-Handels deplatziert.

Schlecht beraten sind ferner Zockernaturen, denen es an Disziplin mangelt: Ein guter Kartenspieler kann im Forex Handel gewinnen, ein Roulettespieler wird es in der Regel nicht. Erfolgreiche Trader setzen nicht einfach auf „Rot oder Schwarz“ und hoffen auf ihr Glück, sondern treffen Entscheidungen auf der Grundlage von Strategien und sichern Risiken ständig ab.

Disziplin und Lernbereitschaft

Damit keine Missverständnisse aufkommen: Wer den FX Handel aus purer Neugier kennenlernen möchte und dabei die eigenen wirtschaftlichen Verhältnisse im Blick behält muss gar keine Voraussetzungen erfüllen: Im allerschlimmsten Fall steht am Ende ein Verlust zu Buche. Wer im Trading mehr sieht und über einen lange Zeitraum aktiv handeln und damit entweder einen Nebenverdienst erreichen oder sogar den Lebensunterhalt bestreiten möchte sollte allerdings zwei wichtige Eigenschaften mitbringen: Disziplin und Lernbereitschaft!

Disziplin ist notwendige Bedingung für den Erfolg im aktiven Trading (egal ob am Devisen- oder Aktienmarkt). Ohne Disziplin lassen sich strategische Grundsätze in Schwächephasen nicht durchhalten. Auch die konsequente und für anspruchsvolle Trader lebenswichtige Verlustbegrenzung wird durch undisziplinierte Trader häufig vernachlässigt.

Lernbereitschaft ist für den langfristigen Erfolg ebenfalls unerlässlich, auch wenn sich einfache und dennoch einsatzfähige Handelsstrategien nach einigen Stunden Einarbeitung schon umsetzen lassen.

Profi-Trader entwickeln ihre Strategien laufend weiter und erweitern ihren fachlichen Horizont. Wer grundsätzlich gar kein Interesse an Devisen, Finanzen und Trading mitbringt kann zwar trotzdem erfolgreich handeln, wird es aber nicht in die erste Liga schaffen.

3. Die Technische Analyse

Spekulationen auf Wechselkurse sind kein Glücksspiel, weil die Kursentwicklung nicht zufällig im Sinne einer naturwissenschaftlichen Wahrscheinlichkeit (Würfel etc.) verläuft, sondern sich mit geeigneten Analysemethoden hinreichend (also mit einer im Vergleich zum Zufall signifikant erhöhten Wahrscheinlichkeit) treffsicher antizipieren lässt.

Die meisten Trader orientieren sich bei der Analyse des Marktes überwiegend an der Technischen Marktanalyse. Diese wird auch in anderen Märkten angewandt und verzichtet gänzlich auf makroökonomische Daten und Analysen. Die wesentliche Prämisse der Technischen Analyse lautet, dass alle relevanten Informationen bereits vollständig im Kurs enthalten sind. Die zweite Annahme: Da Kurse das Resultat menschlicher Entscheidungs- und Analyseprozesse sind, bewegen sie sich in wiederkehrenden Mustern.

Technische Analyse: Charttechnik und Markttechnik

Die beiden wesentlichen Disziplinen der Technischen Marktanalyse sind Charttechnik und Markttechnik. Die Charttechnik versucht, anhand des Kursverlaufs Indizien über die Verfassung des Marktes und die daraus folgende Wahrscheinlichkeit für Bewegungen in die eine oder andere Richtung zu identifizieren. Die Bezeichnung resultiert aus dem englischen Wort für die graphische Darstellung des Kursverlaufs:

Chart.

Bedeutend Werkzeuge der Charttechnik sind Trendlinien- und Kanäle, Widerstände und Unterstützungen, Umkehrformationen und Fortsetzungsformationen. Die Grundzüge dieser Disziplin sind relativ leicht erlernbar und setzen in der Praxis keinen großen Investitionsaufwand voraus: Broker stellen ihren Kunden kostenfreie Chartingtools inklusive Kursversorgung zur Verfügung.

Die Begriffsdefinition der Markttechnik umfasst nicht ganz einheitliche Vorgehensweisen. Ein Großteil der einschlägigen Literatur zählt insbesondere markttechnische Indikatoren wie MACD, und Momentum markttechnischen Instrumenten. Doch auch Volatilität (Schwankungsintensität des Marktes), Handelsumsatz und marktpsychologische Momente (Stimmung der Anleger) werden zur Beurteilung des Marktes herangezogen.

Glaskugel, selbst erfüllende Prophezeiung oder seriöser Ansatz?

Kritiker der Technischen Marktanalyse betrachten die gesamte Disziplin als „Kaffeesatzleserei“. Andere gestehen der TA immerhin den Status einer „sich selbst erfüllenden Prophezeiung“ zu. Unter Fachleuten ist allerdings unbestritten, dass der Einsatz technischer Analysemethoden in Kombination mit Risiko- und Moneymanagement (also einer soliden und vorsichtigen Planung des Tradings) durchaus Erfolg verspricht.

Das Gegenstück zur TA ist die Fundamentale Analyse. Im Forex Handel betrifft diese vorwiegend makroökonomische, d.h. auf die gesamte Volkswirtschaft bezogene Daten wie Leistungsbilanzen, Konjunktur, Zinsniveau am Anleihemarkt, Industrieproduktion usw. Es steht außer Frage, dass diese Daten zusammen mit der Geldpolitik der Notenbanken für die Wechselkurse wegweisend sind. Fraglich ist allerdings, zu welchem Zeitpunkt fundamental angemessene Wechselkurse eintreten. Wo mit großen Finanzhebeln und kurzen Zeiträumen gearbeitet wird, können Fundamentaldaten allein deshalb keine konkret umsetzbare Strategie begründen.

3.1 Grundlegende Überzeugungen der „Techniker“

Die Technische Analyse wird bereits seit dem Ende des 19. Jahrhunderts eingesetzt: Damals beobachteten Investoren auf dem amerikanischen Aktienmarkt, dass dieser in seinen Kursverläufen wiederkehrende Muster zeigte. Diese „Muster“ zeigen sich auf dem Chart: So wird die grafische Darstellung des Kursverlaufs im Börsenjargon genannt.

Die wichtigsten Annahmen der Technischen Analyse auf einen Blick:

 Alle Informationen sind im Kurs enthalten“

 Kurse bewegen sich in Trends und wiederkehrenden Mustern

 Trends setzen sich mit einer größeren Wahrscheinlichkeit fort als dass sie enden

Technische Analysten studieren keine Bilanzen und Geschäftsberichte und interessieren sich auch nicht für Konjunktur oder Wirtschaftswachstum. Die einzige Basis der Technischen Marktanalyse ist der Markt selbst: Die wichtigste Annahme der „Techniker“ lautet, dass alle relevanten Informationen bereits im Kurs enthalten, also „eingepreist“ sind. Zusätzliche Informationen sind deshalb überflüssig.

 

Der Kursverlauf enthält bereits alle wichtigen Informationen.

Wie können alle relevanten Informationen bereits im Kurs enthalten sein, wenn doch die Börsenmedien tagein, tagaus über News aus Unternehmen und der Wirtschaft berichten?

Das ist im Grunde ganz einfach: Wird eine für den Markt relevante Neuigkeit verbreitet, preist der Markt diese sofort (!) und vollständig ein. Von solchen Informationen könnten demnach nur Trader profitieren, die VOR der großen Masse der Marktteilnehmer an die Information gelangen. Dann würde es sich um Insiderhandel bzw. „Frontrunning“ handeln: Das ist verboten und wird mit Gefängnis bestraft.

Wenn alle relevanten Informationen bereits eingepreist sind, macht es dann überhaupt Sinn zu spekulieren?

Ja! Eine weitere - durch Studien seit Jahrzehnten belegte – Beobachtung der Technischen Analyse betrifft die Kursentwicklung. Diese verläuft keinesfalls zufällig oder gar chaotisch, sondern folgt immer wiederkehrenden Mustern. Verwundern kann das nicht: Die Kurse kommen letztlich durch menschliches Handeln zustande, das (bezogen auf eine große Anzahl von Menschen) im Zeitverlauf ebenfalls immer denselben Mustern folgt.

Eine weitere Annahme der Technischen Marktanalyse lautet deshalb: Kurse bewegen sich in Trends. Gleichzeitig ist sicher: Ein einmal bestehender Trend setzt sich mit einer größeren Wahrscheinlichkeit fort als dass er endet. Zudem wiederholen sich bestimmte – auf den ersten Blick komplizierte und scheinbar zufällige – Kursmuster aus der Vergangenheit immer wieder.

Auch diese Erkenntnisse beruhen auf der Kontinuität menschlichen Verhaltens: Würden alle Menschen ihre Meinung und ihr Verhalten ständig und ohne erkennbares Muster ändern wäre die Welt ein ziemlich chaotischer Ort. Die Kontinuität menschlichen Verhaltens aber gewährleistet eine gewisse Kalkulierbarkeit.

Was folgt daraus für Trader?

Die Technische Analyse ist für langfristig orientierte Investoren in etwa ebenso nützlich wie die Fundamentalanalyse. Kurz- und mittelfristig orientierten Tradern bietet sie aber viel mehr, weil sie sehr konkrete Handelsempfehlungen liefert.

Die Technische Analyse funktioniert in jedem Markt (Forex, Aktien, Gold etc.) gleich und ist sehr viel einfacher zu erlernen als die fundamentale Analyse: Es bedarf keines Wirtschaftsstudiums und keiner Bankausbildung und auch keinen besonderen Kenntnissen in der Mathematik (die vier Grundrechenarten reichen völlig aus).

3.2 Wie wird die Technische Analyse eingesetzt?

Im Handelsalltag suchen technische Analysten nach Trends und Kursformationen, die eine große Prognosekraft bieten. Die Suche wird durch Analysetools unterstützt, die mittlerweile fast jeder Forex Broker seinen Kunden kostenlos zur Verfügung stellt. Gesucht wird nach stabilen Trends in die eine oder andere Richtung, nach Widerständen und Unterstützungen, Umkehr- und Fortsetzungsformationen. Ist eine aussichtsreiche Marktkonstellation gefunden, wird eine Position eröffnet – bei gleichzeitiger Absicherung des Risikos. 2.2. Chartarten: Wie der Kursverlauf dargestellt werden kann

Die Basis der Technischen Marktanalyse ist der Kursverlauf. Die grafische Darstellung des Kursverlaufs wird als „Chart“ bezeichnet. Ein Chart ist ein Zeit-Kurs-Diagramm, auf dem waagerecht die Zeit und senkrecht der Kurs eingetragen wird. Jeder Punkt auf dem Diagramm stellt somit den Kurs des abgebildeten Marktes zu einem bestimmten Zeitpunkt dar.

Charts können den Kursverlauf von nur wenigen Sekunden oder Minuten ebenso darstellen wie die Kursentwicklung über mehrere Jahrzehnte. Im FX-Handel werden meistens mehrere Charts mit Zeiträumen von Minuten oder Stunden bis hin zu einigen Monaten verwendet.

Die Chartperiode

Eine sehr wichtige Eigenschaft von Charts ist die verwendete Periode. Es ist möglich, am Ende jeder vollen Minute einer Handelssitzung den Kurs zu messen und in das Diagramm einzutragen. Dann handelt es sich um einen Minutenchart. Die Bezeichnung bezieht sich auf das Messintervall und NICHT auf den Beobachtungszeitraum. Ein Minutenchart kann prinzipiell beliebig lange Kurshistorien darstellen; in der Praxis begrenzt der Platz auf dem Bildschirm die Darstellung.

Wird am Ende von je fünf Handelsminuten der Kurs gemessen und eingetragen handelt es sich um eine 5-Minuten-Chart, erfolgt die Messung am Ende jeder Stunde liegt ein Stundenchart vor, bei täglichen Messungen ein Tageschart usw. Trader müssen den Kurs natürlich nicht selbst messen und eintragen, sondern in der FX-Software lediglich das gewünschte Intervall auswählen.

Liniencharts, Balkencharts und Kerzencharts

Jede handelsübliche FX-Software ermöglicht mindestens ein halbes Dutzend verschiedener Chart-Darstellungsformen. Die einfachste ist der Linienchart: Dabei wird zum Ende jeder Periode der Kurs als Punkt ins Diagramm eingetragen. Anschließend werden die einzelnen Punkte mit jeweils einer geraden Linie verbunden. Das Resultat ist der aus den Medien hinlänglich bekannte „Zick-Zack-Kurs“.

Liniencharts sind zwar die einfachste, aber bei Weitem nicht die beste Chart-Darstellungsform: Sie enthalten dem Betrachter wichtige Informationen vor, weil stets nur der letzte Kurs einer Periode (Minute, Stunde, Tag usw.) in den Chart einfließt. Die meisten Trader nutzen deshalb Balken- oder Kerzencharts.

Ein Balkenchart besteht für jede einzelne Periode aus einer senkrechten Linie, an die rechts und links zwei „Henkel“ angebracht sind. In dieser Konstruktion verbergen sich vier Informationen und damit drei mehr als im Linienchart. Der oberste Punkt der senkrechten Linie markiert den höchsten Kurs, der in der jeweiligen Periode gemessen wurde. Der niedrigste Punkt der senkrechten Linie stellt dementsprechend den niedrigsten Kurs dar. Der linke „Henkel“ ist der erste Kurs der Periode, der rechte „Henkel“ der letzte.

Was Balkencharts zusätzlich verraten

Warum der ganze Aufwand? Jeder technische Analyst wird bestätigen, dass der Kursverlauf innerhalb einer Periode sehr viel über die Verfassung des Marktes verrät. Das wird am Beispiel eines Tages-Balkencharts deutlich. Angenommen, der tiefste Kurs ist zugleich auch der letzte (der rechte „Henkel“ ist ganz unten): Das deutet auf Verkaufsdruck und sinkende Kurse hin.

Markiert der Kurs während des Tages zunächst ein neues Hoch (das obere Ende der senkrechten Linie übersteigt den Hochkurs des Vortages) und fällt er anschließend unter den Schlusskurs des Vortages zurück, handelt es sich um einen so genannten Umkehrtag: Die Wahrscheinlichkeit fallender Kurse ist hier sehr groß.

Warum das so ist erschließt sich mit ein wenig Intuition: Zunächst markiert der Markt ein neues Hoch. Dann geht ihm aber sehr rasch (noch während desselben Tages) die Luft aus – und zwar so deutlich, dass er nicht nur das neue Hoch nicht hält, sondern sogar unter das am Vortag erreichte Niveau zurückfällt. Das legt nahe, dass auf diesem Kursniveau keine Nachfrage mehr vorhanden ist und sinkende Kurse deshalb sehr wahrscheinlich sind.

Candlesticks sind die Charts der Profis

Noch besser als Balkencharts sind Kerzencharts, die im Jargon auch als „Candlesticks“ bezeichnet werden. Ein Kerzenchart besteht aus einem Kerzenkörper, der weiß oder rot sein kann. Unter dem Kerzenkörper befindet sich der so bezeichnete „Schatten“, oben der „Docht“. Der obere Punkt des Dochts markiert den höchsten Kurs einer Periode, der untere Punkt des Schattens den niedrigsten.

Der Kerzenkörper ist weiß, wenn die Kurse innerhalb der Periode steigen. Dann markiert der obere Rand des Körpers den Schlusskurs der Periode. Fallen die Kurse dagegen, ist der Kerzenkörper rot und das untere Ende markiert den letzten Kurs (die jeweils gegenüberliegende Seite des Körpers steht für den ersten Kurs).

Grundsätzlich enthält ein Candlestick-Chart somit nicht mehr Informationen als ein Balkenchart. Durch die veränderte grafische Darstellung lässt sich allerdings schneller erkennen, ob ein steigender oder ein fallender Markt vorliegt. Zudem existieren viele Kerzenchart-Formationen mit hoher Aussagekraft.

3.3 Charttechnik: Die wichtigsten Konzepte

Die Charttechnik ist für FX-Trader unverzichtbar: Sie bietet konkrete und erfolgversprechende Ein- und Ausstiegssignale und ist leicht erlernbar. Forex Broker integrieren in ihre Handelsplattformen fast immer alle für Privatanleger erforderlichen Tools zur Technischen Marktanalyse. Einsteiger sind oft beeindruckt von der großen Anzahl an Indikatoren und Zeichenwerkzeugen. Doch es gibt Entwarnung: Nahezu alle Ansätze in der Technischen Analyse basieren auf einer Handvoll Konzepten.

Trends als Basis der Technischen Analyse

Trend können aufwärts, abwärts und seitwärts verlaufen und bilden bereits aus sich heraus Ein- und Ausstiegssignale. Aus Trends heraus bilden sich Widerstand und Unterstützung sowie alle charttechnischen Formationen, ganz gleich ob diese nun trendumkehrend oder trendbestätigend wirken.

Viele Technische Analysten vergleichen ihre Arbeit mit der eines Archäologen: Dieser legt in Kleinarbeit Stück für Stück einer Grabungsstätte frei und erhält mit jedem zusätzlich freigelegten Quadratzentimeter zusätzliche Informationen. Diese ergeben nach und nach ein aussagekräftiges Bild und erlauben belastbare Rückschlüsse.

Ganz ähnlich funktioniert die Technische Marktanalyse. Im ersten Schritt geht es darum festzustellen, ob sich ein Markt überhaupt in einem relevanten (also aussagekräftigen) Trend befindet und in welche Richtung dieser Trend zeigt. Im zweiten Schritt wird analysiert, wie sich der Markt innerhalb dieses Trends verhält: Schwächt er sich allmählich ab oder gewinnt er an Dynamik? Verläuft der Trend unter starken Schwankungen oder stabil?

Kursformationen als größte Puzzleteile

Wer sich mit den Konzepten der Technischen Marktanalyse vertraut macht verbessert die eigene Urteilskraft. Wie ist es zu bewerten, wenn der Markt aus seinem Trend ausbricht? Handelt sich um eine Trendumkehr oder lediglich um einen Korrekturphase mit anschließender Wiederaufnahme des Trends. Die Technische Analyse liefert für diese in der Trading-Praxis sehr wichtigen Fragen konkrete Antworten z. B. durch die Einteilung von Trendbrüchen in Fortsetzungs- und Bestätigungsformationen.

Erfolgreiches Handeln am Devisenmarkt setzt zwei Dinge voraus. Erstens eine möglichst hohe Trefferquote, also ein günstiges Verhältnis zwischen Trades die im Gewinn enden und Trades die mit einem Verlust geschlossen werden. Zweitens müssen die Gewinntrades deutlich mehr einbringen als die Verlusttrades kosten. Das wird vor allem durch eine konsequente Begrenzung des Risiko erreicht.

Kombination mit Markttechnik und Risikomanagement

Hier bietet die Charttechnik einen weiteren Vorteil: Nahezu alle Konzepte rund um Trends, Formationen und Widerstände liefern konkrete Ausstiegskriterien mit. Werden diese sinnvoll mit einer Stop Loss-Strategie kombiniert lässt sich bereits mit einfachsten Mitteln und geringem Zeitaufwand eine erfolgversprechende und in sich geschlossene Handelsstrategie entwickeln, die den Strategien von Banken, Hedgefonds und Managed Accounts in Nichts nachstehen muss.

Die Charttechnik ist neben der Markttechnik die zweite wichtige Teildisziplin der TA. Charttechnik verlangt etwas mehr Intuition - belohnt diese aber auch rasch. Da anders als bei der Markttechnik Signale nicht nur durch Formeln und mathematische Schnittpunkte bestätigt werden, ist die Charttechnik auch etwas anfälliger für Fehler.

3.4 Trends – Trendlinien

„The trend is your friend – der Trend ist Dein Freund“ - jeder Technische Analyse wird diese bekannte und auch in der Börsenberichterstattung immer wieder anzutreffende Aussage ohne zu zögern bestätigen. Trends sind für Trader wie ein unerschöpflicher Rohstoff: Sie sind leicht auszumachen und bieten stets attraktive Chance/Risiko-Verhältnisse.

Wie definiert sich ein Trend?

Trends können aufwärts, abwärts und seitwärts verlaufen. Ein Aufwärtstrend liegt vor, wenn mindestens zwei aufeinanderfolgende höhere Hochs und (!) Tiefs im Chart zu sehen sind. Ein Abwärtstrend definiert sich spiegelbildlich durch zwei aufeinanderfolgende tiefere Hochs und Tiefs. Trends können wenige Minuten oder mehrere Jahre andauern. Wichtig ist: Sind sie einmal entstanden, setzen sie sich mit einer größeren Wahrscheinlichkeit fort als dass sie umkehren.

 

Trendlinien sind ein mächtiges Analyseinstrument

Trendlinien sind das einfachste und zugleich eines der effektivsten Analyseinstrumente. Eine Aufwärtstrendlinie ist eine Gerade, die entlang der Tiefs eines Aufwärtstrends angelegt wird. Jedes Chartprogramm enthält neben weiteren Werkzeugen auch Trendlinien. Diese können mit dem Mauszeiger angelegt werden.

Eine Trendlinie macht die Verfassung des Marktes gut sichtbar. Bewegt sich ein aufwärts gerichteter Markt zu seiner Trendlinie, handelt es sich um eine Korrektur innerhalb des bestehenden Trends. Longpositionen (mit denen auf steigende Kurse gesetzt wird) bieten sich deshalb bei Kursen nahe der Aufwärtstrendlinie an. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Markt von hier aus zulegt, ist sehr hoch.

Die Aussagekraft einer Trendlinie ist umso größer, je häufiger sie bereits durch den Markt getestet wurde. Trader sollten deshalb nach möglichst etablierten Trendlinien suchen. Die meisten Broker bieten einige Dutzend Währungspaare zum Handel an. Eine profitable Strategie kann schon allein daraus bestehen, in Märkte zu investieren die bei einer Korrektur auf eine mindestens dreimal getestete Trendlinie zulaufen.

Bruch der Trendlinie als Ausstiegssignal

Besonders vorteilhaft: Trendlinien liefern die Verlustbegrenzung gleich mit. Fällt ein aufwärts gerichteter Markt unter seine Trendlinie sollten Trader aus ihren Longpositionen aussteigen. Keinesfalls sollte dann automatisch auf fallende Kurse gesetzt werden: Nach dem Bruch einer Trendlinie folgt selten sofort ein Kurssturz. Meistens bewegt sich der Markt dagegen für lange Zeit seitwärts.

Trendkanäle sind eine Erweiterung des Trendlinien-Konzeptes. Ein Trendkanal besteht aus einer Trendlinie und einer weiteren, parallel zu dieser verlaufenden Linie. Die parallele Linie wird in Aufwärtstrends in der Regel am höchsten Kurs des Trends platziert. Viele kurzfristige Trading-Strategien handeln Bewegungen innerhalb des Trendkanals: Bewegt sich der Markt im oberen Bereich des Kanals wird auf eine Korrektur gesetzt. Dadurch stehen im Vergleich zum einfachen Trendlinienkonzept zusätzliche Handlungsoptionen offen.

Die Trendlinie richtig platzieren

Viele Trader fragen sich, wo genau die Trendlinie bei Balken- und Kerzencharts eigentlich platziert wird: Zur „Auswahl“ stehen die Hoch- und Tiefpunkte sowie die Schlusskurs der jeweiligen Perioden. Die Erfahrung zeigt, dass Trendlinien am besten entlang der Schlusskurse platziert werden. Während einer Handelssitzung kann der Markt seine Trendlinie durchaus einmal durchbrechen. Kehrt er kurz danach wieder in den Trend zurück, bestätigt dies diesen umso mehr.

Es gibt einen kleinen Trick zur richtigen Platzierung der Trendlinie an Balken- und Kerzencharts. Dazu wird in den Charteinstellungen zunächst die Chartart „Linienchart“ gewählt und die Trendline entlang der Hochs bzw. Tiefs angelegt. Anschließend wird die Chartart gewechselt: Da Liniencharts nur Schlusskurs enthalten, verläuft die Trendlinie danach automatisch entlang der Schlusskurse im Balken- bzw. Kerzenchart.

3.4.1 Widerstand und Unterstützung

Jeder kennt Situationen, an denen es bei einem bestimmten Punkt einfach nicht weitergehen will. Solche Situationen „kennt“ auch der Markt. Die Technische Analyse bezeichnet solche Situationen als Widerstand bzw. Unterstützung. Ein Widerstand liegt grundsätzlich immer dann vor, wenn der Markt nach einem Hoch wieder fällt: Das vorangegangene Hoch ist dann ein Widerstand. Besonders relevant ist ein Widerstand, wenn der Markt mindestens zweimal daran gescheitert ist. Für Unterstützungen gilt auf dem Weg nach unten spiegelbildlich dasselbe.

Widerstand wird nach Durchbruch zur Unterstützung

Die am leichtesten nachvollziehbare Form von charttechnischen Widerständen sind Doppel- oder Dreifach- Tops bzw. Downs. Der Markt kehrt dann mehrfach an einem bestimmten Kursniveau zurück. Je häufiger das geschieht, desto stärker ist der Widerstand bzw. die Unterstützung. Das Kursniveau kann mit einer horizontalen Linie markiert werden. Durchbricht der Markt es, gilt das als Kaufsignal bei Widerständen bzw. Verkaufssignal bei Unterstützungen.

Eine wichtige Eigenschaft von Widerstand und Unterstützung ist, dass sich ihre Funktion nach dem Durchbruch umkehrt: Ein überwundener Widerstand wird zur Unterstützung. Für Trader ist das sehr praktisch, weil ein Ausstiegspunkt mit dem Kaufsignal mitgeliefert wird.

Es ist wichtig zu verstehen, dass Widerstände nicht nur in Form horizontaler Kursniveaus auftreten. Auch eine Trendlinie fungiert als Widerstand bzw. Unterstützung. Solange ein Aufwärtstrend über seiner Trendlinie verläuft wirkt diese wie eine Unterstützung. Unterschreitet der Markt die Linie, wird sie für die Zukunft zum Widerstand.

Was Widerstände noch verraten

Besonders aussagekräftig sind Kreuzwiderstände, bei denen ein horizontaler Widerstand und eine Trendlinie gemeinsam auftreten. Läuft der Markt auf einen solchen Widerstand zu ist es sehr unwahrscheinlich, dass er ihn - zumindest im ersten Anlauf – überwindet. Trader können deshalb mit guten Chancen auf ein Abprallen vom Kreuzwiderstand setzen. Wird der Kreuzwiderstand überwunden ist dies eines der stärksten Kaufsignale die es gibt!

Das Verhalten des Marktes nach dem Durchbruch durch einen Widerstand verrät sehr viel über seine Verfassung. Die meisten Märkte kehren nach dem Durchbruch einige Zeit später wider in die Nähe des nun als Unterstützung fungierenden früheren Widerstands zurück und setzen ihren Weg nach oben erst nach dieser Rückkehrbewegung fort. Je schwächer die Rückkehrbewegung ausfällt, desto stärker ist die Schwungkraft des Marktes und damit sein Potenzial nach oben!

Bullenfalle und Bärenfalle

In der Praxis sollten Trader nicht sofort nach dem kleinsten Durchbruch eines Widerstands auf dessen nachhaltige Überwindung setzen. Sehr häufig überschreitet der Markt den Widerstand minimal, um dann wieder zurückzukehren. Dann handelt es sich um eine so genannte „Bullenfalle“: Ein auf steigende Kurse wettender Investor (Bulle) setzt verfrüht auf einen Ausbruch und erleidet damit Schiffbruch. Das Pendant zur Bullenfalle bei Unterstützungen ist die „Bärenfalle“.

3.4.2 Umkehrformationen

Umkehrformationen sind charttechnische Muster am Ende eines Trends: Die Muster leiten einen Trendwechsel sein. Ein Aufwärtstrend geht im Verlauf der Formationen in einen Seitwärts- oder Abwärtstrend über (Obere Umkehrformation), ein Abwärtstrend mündet in einen Seitwärts- oder Aufwärtstrend (Untere Umkehrformation). Umkehrformationen ermöglichen es Tradern, beginnende Trends in einem sehr frühen Stadium zu erkennen und dadurch im besten Fall große Gewinne einzufahren.

Mehrfachhochs- und Tiefs

Die einfachsten Umkehrformationen sind mehrfache Hochs und Tiefs, also starke Widerstände und Unterstützungen. Prallt der Markt z. B. dreimal an einem bestimmten Kursniveau nach unten ab handelt es sich um ein Dreifachhoch. Die obere Linie der Umkehrformation ist leicht bestimmt: Dazu wird lediglich eine horizontale Linie entlang der drei Hochs eingezeichnet.

Die Widerstandslinie bildet für sich aber keine Formation: Schließlich definiert sie nur den Kurs, ab dem es nicht mehr weiter nach oben geht. Es ist eine weitere Linie erforderlich. Diese wird dort eingezeichnet, wo die Korrekturbewegung des Marktes nach dem Zusammentreffen mit dem Widerstand geendet haben. Die Linie wird entlang dieser Korrekturen platziert und muss nicht zwingend waagerecht verlaufen.

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