Im Auto um die Erde

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Bildteil 2


Schah Reza Khan Pahlewi sorgte mit einem großen Einsatz von Militär für Straßen im ganzen Land.

Das Elburs-Gebirge wurde über den Dehno-Pass in 3.200 m Höhe überwunden. Heute ist der Pass in 2.600 m Höhe untertunnelt.


Das Ost-Tor in Teheran. Kamele und Auto hier noch friedlich beisammen. Der Karawanenweg von Teheran nach Mesched am Rande der Wüste Kewir war eine schwierige Pistenfahrt von rund 1.000 km Länge. Dieses schöne Stadt-Tor ist leider schon lange der Vergrößerung Teherans zum Opfer gefallen.


Empfehlungsbrief der iranischen Gesandtschaft in Bagdad, geschrieben mit persischer Schreibmaschine.


Das vermutlich erste Auto in Teheran: ein russischer Panzerwagen aus dem Ersten Weltkrieg.


Persischer Fakir, wie er trotz aller Modernisierungs-Bestrebungen der Regierung in mehreren Klöstern Südpersiens lebt, wie z. B. hier im Kloster Mahum in der Dascht i Lut Wüste.


Schah Abbas, 17. Jahrhundert, mit Recht »der Große« genannt. Er war der bedeutendste Herrscher der Kadjaren-Dynastie, er baute zahlreiche Karawansereien und Straßen. Zu seiner Zeit reiste man sicher im ganzen Land.


Persien war in seinem nördlichen Teil lange Zeit von den Mongolen besetzt, die ihre Lebensweise in Form von Jurten und riesigen »Wohnwagen« ins Land brachten.


Iran – Islamische Kampfspiele während des Muharrems.


Diese Windtürme, »Badgirs« genannt, bringen kühle Luft in die Häuser der Wüstenstädte Jast, Kerman und Bam.


Der Islam hat in Persien die alte Religion Zarathustras fast zur Gänze ausgerottet. Viele Zaradosten, auch Feueranbeter genannt, flohen nach Indien und nur in der zentralpersischen Oase Jast hat sich eine Minderheit erhalten, die in diesem Tempel das ewige Feuer hütet.


Das große Kulturland Persien mit seinen berühmten Dynastien der Achämeniden und der Sassaniden wurde schon früh von europäischen Archäologen erforscht: Zeichnung des Franzosen Texier aus dem Jahre 1852 von den Königsgräbern in Nakch-i-Rostam, bei Persepolis.


Schattenspiel am Abend in Persien – Hinter kahlen Mauern meist ein blühender Garten.

Urlajat

Roman um das afghanische Visum • Eine düstere Grenzfestung und feindselige

Blicke • Ein Empfehlungsbrief wirkt Wunder • Wie benimmt man sich in

Afghanistan? • Afghan, eine eigenartige Automarke • Kühlerreparatur mit

Honig, Filz und Mehl

Von Meschhed an die afghanische Grenze: 280 Kilometer, die beste Straße, die wir in ganz Persien trafen. Vielleicht deshalb, weil sie als strategische Straße sehr gut gebaut war, aber kaum in Anspruch genommen wird. Der Verkehr zwischen den beiden »Brudervölkern« ist kaum der Rede wert. Ja, ihre beiden Reiche trennt ein etwa dreißig Kilometer breiter Streifen Niemandsland, durch den wir jetzt ohne Weg und Steg mühselig dahinholpern. Der ausgetretene Karawanenpfad, ein paar sichtlich schon alte und verwehte Autospuren und die Telegraphenleitung zeigen uns die Richtung an. Was wird uns Afghanistan bringen, dieses Land, von dem wir so viel Widersprüchliches gehört haben?

In unserer Bord-Bibliothek ist auch das Buch über die Citroen-Expedition mit Raupenautos, »La croisiere jaune« von J. P. Dauliac. Über die persisch-afghanische Grenze schreibt er auf Seite 22: »In Kariz, dem persischen Grenzposten, zeichnete der iranische Begleiter der Expedition, Oberst Esfandiari, ein düsteres Bild von Afghanistan: ›Keine Straßen, keine Brücken über die größeren Flüsse, Unsicherheit auf den Karawanen wegen Krieg mit den Usbeken und dauernde Kämpfe der Nomaden untereinander. Wissen Sie,‹ fährt er fort, ›dass wir ohne Nachricht sind von fünf Europäern, die vor zwei Jahren in Kariz persischen Boden verlassen haben, in Richtung Herat und Kabul?‹«

Ist es wirklich so schlimm? Immerhin waren wir in Meschhed gefragt worden: »Was, Sie haben ein afghanisches Visum?« Großes Kopfschütteln, denn seit Monaten saß ein Australier in Meschhed fest und wartete auf die Einreise. Und hatte ich sie etwa bekommen, als ich vor zwei Jahren so gern auf dieser kürzeren und viel abenteuerlicheren Strecke mit dem Motorrad nach Indien gefahren wäre?

Diesmal hatte es geklappt! Allerdings könnte man einen Roman darüber schreiben, angefüllt mit einer Fülle angestrengter Bemühungen und aufreibender Ungewissheit. Es war eben, wie sich nun herausstellte, doch etwas wert, in Wien die Universität zu besuchen. Man gewann dadurch Studienfreunde, wenn man Glück hatte, stammte einer davon aus Afghanistan, verfügte über Beziehungen zum Kriegsminister, nützte diese Beziehungen zugunsten seiner Kollegen aus und …

So einfach war es aber nun doch nicht. Noch in Teheran hatten wir nicht gewusst, ob unser Gesuch wirklich bewilligt werden würde. Viele Telegramme waren zwischen den beiden Hauptstädten hin und her gegangen, ehe wir endlich die Visa abholen konnten. Ganz nebenbei, mit gespielter Gleichgültigkeit, ließ ich beim Abschiedsbesuch im afghanischen Konsulat von Teheran die Worte fallen: »Mit dem Wagen werden wir doch keine Schwierigkeiten haben?«

Die Befürchtung lag nahe, dass dieses umfangreiche »Gepäckstück« die Einreisebewilligung erheblich erschweren würde, und deshalb hatten wir es anfangs gar nicht erwähnt.

»Ah, Sie wollen ein Auto mitnehmen?«, meinte jetzt der Konsul und wiegte bedenklich den Kopf. »Da kann ich Ihnen gar nicht sagen, ob Sie Schwierigkeiten haben werden. Das hängt einzig von dem Zollamt an der Grenze ab.«

Noch haben wir kein Zollamt gesehen, aber nach dreistündiger Fahrt durchs Niemandsland taucht jetzt am Horizont ein großes Fort auf. Wir halten an und verstauen Photo- und Kinoapparate in den Proviantkammern hinter den Sitzen. In dem so strenggläubigen Afghanistan ist es sicher besser, die »Bildmaschinen« nicht zu zeigen.

Einen langen Schatten wirft der Wagen über die Ebene, als wir uns dem afghanischen Grenzfort nähern. Bald wird die Dämmerung zur Nacht geworden sein. Die große Befestigungsanlage ist halb verfallen und gleicht einer riesigen Ruine. Im Hof brennen gespenstische Feuer. Afghanen braten Fleisch. Gewehrläufe blinken im Widerschein der Flammen. Pferde scheuern mit den Hufen und zerren an den Strängen, dunkel heben sich die Gewölbe und Mauern gegen den Abendhimmel ab. Von einem Soldaten werden wir in das Innere der Festung geführt.

Zum ersten Male auf der Reise fühle ich so etwas wie Beklemmung. Die rohen Gesellen, die um die Feuer lagern, verstummen, Hände, die gerade eine blutige Fleischkeule zum Munde führen wollten, erstarren auf halbem Wege. Alles blickt feindselig auf die fremden Eindringlinge. Totenstille herrscht, nur die Pferde scharren unbekümmert weiter.

Das Herz klopft mit heftigen Schlägen: Das ist nun wirklich jenes Asien, wie man es in der Kindheit erträumte. Wild und unberechenbar, von Hass erfüllt gegen alles, was ungläubig ist. Das ist das wahre Asien, wie man es als Knabe miterlebt hat in den Taten Hadschi Halef Omars …

Ich nehme allen Mut zusammen und will etwas sagen, aber es bleibt mir in der Kehle stecken. Dann würge ich es doch heraus, ein einsames »Salam« hallt unsicher über den Hof. Niemand antwortet. Aber der Mann vor mir, in der Pluderhose und dem weiten Burnus, führt seine Hammelkeule zum Mund. Die Starrheit löst sich und alle wenden sich wieder ihrem Mahl zu. Niemand nimmt mehr Notiz von den beiden Fremden, die nicht an Allah glauben. Der Soldat führt uns durch die Reihen der Krieger hindurch zum rückwärtigen Teil der Festung. Und verschwindet darin mit dem afghanischen Empfehlungsschreiben, das von unserem Studienfreund Mahmudi aus Wien stammt.

Wir warten. Sehr lange warten wir. Auf einmal aber wird die Tür aufgerissen und ein blendend aussehender, tadellos gekleideter afghanischer Offizier eilt auf uns zu und begrüßt uns mit den Worten: »Glad to meet you!« Wir sind mehr als erstaunt. Aber schon fährt er in gutem Englisch fort: »Denken Sie, welcher Zufall! Mahmudi, der Ihnen diesen Brief mitgab, ist ein guter alter Freund von mir.«

 

Wir lassen die wilde asiatische Romantik des Hofes mit den fleischbratenden Afghanen und den Gewehrpyramiden hinter uns und sitzen bald in einem behaglich ausgestatteten Raum, in dem es sich gut plaudern lässt. Aus Andeutungen entnehmen wir, dass auch der Mann vor uns mit den intelligenten Augen und dem etwas schmerzlichen Zug um den Mund nicht immer zwischen so rauen Kriegern geweilt hat und dass sein Aufenthalt auf der Festung einer Art Strafversetzung gleichkommt. Sicher hat er sich selbst, vielleicht sogar seine Wohnung, erst noch rasch auf Glanz herausgeputzt, ehe er uns als Boten aus einer anderen Welt empfing – deshalb haben wir so lange warten müssen.

Jetzt erzählt er uns von Afghanistan und seinen Bewohnern Dinge, die für uns bei späteren Begegnungen sehr wertvoll werden sollten. Die Afghanen sind ein freiheitsliebendes Volk. Waffen zu tragen ist für jeden Mann selbstverständlich – aber auch davon Gebrauch zu machen, sowie auch nur die leisesten Anhaltspunkte dafür gegeben sind. Deshalb rät Gulam Ali, unser freundlicher Gastgeber, eindringlich, nur ja anzuhalten, wenn wir auf berittene Afghanen treffen. Sollte ein Pferd durch das Auto scheu werden und seinen Reiter abwerfen, so empfände ein Afghane das als eine Schmach, die Rache fordert. Noch besser sei es, die Landessöhne gleich zu einer Zigarette einzuladen. Das Gesetz der Gastfreundschaft wird so heilig gehalten, dass damit praktisch jeder schon entwaffnet ist und nie daran denken wird, die Hand gegen den Gastgeber zu erheben.

Friedlich schlummern wir in der Nacht in unseren Feldbetten, die wir in Gulam Alis Schreibzimmer aufschlagen. Draußen wachen die wilden Gesellen über die Sicherheit des Forts und damit auch über die unsere. Ob sie von dieser zusätzlichen Aufgabe besonders entzückt sind, wissen wir nicht. Der Kommandant hat es jedenfalls so befohlen. Am nächsten Morgen warte ich gespannt, ob nun die Rede auf die Zollabfertigung kommen wird – ein Thema, das wir am gestrigen Abend ängstlich vermieden haben. Denn Gulam Ali war zwar sehr freundschaftlich, aber man konnte doch nicht wissen …

Beim Frühstück, zu dem wir unsererseits Konserven beisteuern, fragen wir nach den Pässen und bitten um einen recht schönen Stempel. Darüber freut sich fast jeder asiatische Zöllner und fühlt sich geschmeichelt. Bei Gulam Ali ist indessen eine derartige Regung nicht zu bemerken. Sie wäre für eine günstige Zollabwicklung von Wert! Er gibt uns die Pässe und erklärt: »Ich möchte gerne Ihren Wagen sehen.« Unangenehme Ahnungen beschleichen mich. Er betrachtet das Fahrzeug und beweist ein erstaunliches technisches Wissen. Dann sagt er: »Ich würde Ihnen raten, bald weiterzufahren, sonst kommen Sie in die große Hitze des Tages, bevor Sie in Herat sind.«


Durch Afghanistan

Das lassen wir uns nicht zweimal sagen. Wir schütteln ihm die Hand und bedanken uns. Dann springen wir in den Wagen, der Motor läuft an.

»Auf Wiedersehen und gute Fahrt!«, ruft er noch, dann rückt die Kupplung ein, wir fahren, sind in Afghanistan.

Das ist ein Land! Kein Triptyk, kein Carnet, kein Zolldepot, keine Gepäcksdurchsuchung – es ist, als wären wir barfuß über die Grenze gekommen.

Nach der völligen Weglosigkeit im »Niemandsland« gibt es jetzt wieder so eine Art Straße, die sich bald rechts, bald links vom Heri-Rud dahinschlängelt. Jedes Mal, wenn der Weg auf hoher, gewölbter Steinbrücke von fast biblischem Alter den Fluss kreuzt, machen wir halt und tauchen in die Fluten. Man wird diese »Wassersucht« kaum verstehen können, wenn man nicht selbst in der glühenden Julisonne durch das »Urlajat« gezogen ist. Urlajat, das Stammland, nennen die Afghanen ihr Land. Wir machen eine neue Erfindung: Sie besteht darin, auch die Hemden einzutauchen und dann klitschnass überzuziehen. Im Fahrtwind kühlt das den ganzen Körper lange.

Herat, mit seinen 50.000 Einwohnern, sieht wie eine Festung aus, so zahlreich sind die hohen, alten Mauern, die den eigentlichen Stadtkern umschließen. Erfreulich sauber sind die Straßen, deren Reinigung auf recht originelle Weise geschieht. Ein Mann trägt eine Ziegenhaut prall mit Wasser gefüllt auf seinem Rücken wie einen Rucksack und was einst ein Ziegenbein gewesen ist, wird jetzt als Schlauch benützt, aus dem schlenkernd ein Wasserstrahl auf die Straße spritzt.

Weniger genau nimmt man es mit der Reinhaltung des Benzins. Wir erkunden, dass eine Karawanserei begonnen hat, sich auf Autos umzustellen – in Afghanistan spielen sie noch nicht annähernd die gleiche Rolle wie in Persien –, und wirklich, man bringt uns einige offene Kannen. Im Sieb des Trichters sammelt sich alles Mögliche: kleine Steinchen, Stroh und grober Schmutz – der feine macht es sich im Tank bequem. Immerhin, wir hatten Benzin. Doch jetzt ging es ans Zahlen. Sechzig Liter Benzin kosten 748 Stück Afghani-Münzen. Wehe dem, der beim Zählen nervös wird! Es kann ihm passieren, dass er knapp vor dem Ende noch einmal anfangen muss. Wir hatten unsere liebe Not mit diesen Münzen. Vier persische Hundert-Toman-Noten trugen wir in die Wechselstube von Herat und zwei Säcke und ein Kistchen mit Münzen schleppten wir heraus.

Ganz klug bin ich mit den Münzen nie geworden. Da gibt es die »Afghani«, die zu den »Kabuli« im praktischen Verhältnis von 9:10 stehen. Ein Kabuli wieder teilt sich ausgerechnet in 66 Kani. Da gehört schon ein guter Kopfrechner dazu oder eine gewisse Großzügigkeit, sich begaunern zu lassen. Papiergeld gibt es in Afghanistan noch nicht.

So ähnlich die Karawanserei den persischen Autostationen ist, so verschieden waren die Fahrzeuge, die wir erblickten. Ja, sogar eine Marke war vertreten, die sonst nirgends auf der ganzen Welt vorkommt: »Afghan«. Bei näherer Betrachtung stellte sich allerdings heraus, dass es sich um einen Geschäftstrick der tüchtigen Amerikaner handelt, die auf den Kühler und die Motorhaube eines GMT (General Motor Truck) diesen Namen hatten setzen lassen. Was nach Afghanistan geliefert wird, sind im Übrigen meist nur die Fahrgestelle. Alles andere bauen die Söhne des Stammlandes selbst dazu. Karosserien aus schwerem Holz, in Form eines Omnibusses, nicht schön, aber haltbar. Statt der Fenster Drahtgitter, statt der Lederstühle Holzbänke der Länge nach an beiden Seiten. Nicht bequem, aber raumsparend. Und nur selten für die Passagiere gedacht, denn auf dem Boden des Wagens werden so viel Güter aufgestapelt, dass für die afghanischen Reisenden zwischen Gepäck und Dach gerade ein Raum von etwa einem Meter Höhe frei bleibt, in den sie sich brav wie die Sardinen hineinschachteln. Dafür ist die Holzkarosserie außen bunt bemalt, mit Landschaften, Moscheen, Ornamenten – damit können wieder wir in Europa nicht konkurrieren.

Und auch nicht im Entferntesten mit der Findigkeit afghanischer Chauffeure. Sind wir doch einmal vorbeigekommen, als gerade einer dieser Kerle zwischen die Lamellen seines lecken Kühlers eine Masse von zerriebenem Filz, Honig und Mehl strich. Der Kühler hielt dicht! Wir sind dem Wagen zufällig am nächsten Tag noch einmal begegnet und konnten uns selbst davon überzeugen, dass er völlig gebrauchsfähig war.

Im Großen und Ganzen aber ist der Afghane dem Auto nicht freundlich gesinnt. Die vielen Kamelkarawanen und Eselherden, denen wir auf der Weiterreise von Herat nach Kandahar begegnen, sind mit besonderer Vorsicht zu genießen. Wir sind Eindringlinge in ihre jahrtausendalten Rechte und vorläufig – ganz im Gegensatz zu Persien – noch die Schwächeren. Die stolzen Bewohner des Urlajat sind sich ihrer Wichtigkeit als Kameltreiber noch voll bewusst und es ist eine deutliche Ablehnung des Motors bei Mensch und Tier zu spüren. Nur behutsam können wir die Karawanen überholen und befleißigen uns besonderer Höflichkeit.

Bildteil 3


Das große Fragezeichen an der persisch-afghanischen Grenze: Wird die Einreise mit dem Auto gelingen? Denn internationale Dokumente gab es für Afghanistan nicht.


Afghanistan ist ein streng islamisches Land, das anderen Religionen keine Missionierung (Ausübung) gestattet. Misstrauisch blickt dieser Grabwächter auf die »fremden weißen Teufel«.


Raffiniert: Die Kornschnitter haben eine »verlängerte Hand«, mit der sie mit einem Griff ein großes Bündel Getreide fassen können.


Die meist großen Afghanen sitzen auf meist kleinen Eseln; wenn der Esel müde wird, kann der Reiter mitlaufen, ohne abzusteigen. Man spricht von »sechfüßigen Menscheneseln …«


Windmühle bei Herat. Die Achse ist senkrecht und Matten aus Stroh bilden die Windflügel.

Fachleute sagen, dies sei die älteste Form der Windmühle, stammend aus Zentralasien.


Die »Ark« (Burg) von Herat, in den dreißiger Jahren eine fast uneinnehmbare Festung im Zentrum von Herat. Heute ist sie nur mehr ein Schutthaufen.


Schwieriges Ausweichen auf dem Schotterpfad! Die Esel transportieren Buschwerk der Wüste als Brennmaterial für die Zelte der Nomaden.


Sommer-Residenz des Bürgermeisters von Girischk. Die Hütte aus Reisig wird ständig mit Wasser begossen und ist deshalb erstaunlich kühl.


Webstuhl, primitiv, halb in die Erde hineingebaut (vorne der Sitz des Webers).


Der Hilmend, einer der vielen brückenlosen Flüsse in Afghanistan. Orientalischer Kismet und westliches Glück standen Pate bei der Auffahrt auf solche vorsintflutliche Fähren.


Das waren die Räuber, die afghanische Soldaten aus dem dunklen Verlies zum Fotografieren herauszogen.


In den Dörfern hatten die Leute noch nie ein Auto gesehen; die sonst so mutigen Afghanen hatten Angst vor dem seltsamen Tier, von dem sie wussten, dass es sich plötzlich und sehr rasch bewegen könne. Daher der »Respektabstand« vor dem Expeditionswagen.


Die Schikari-Enge (Jägerschlucht) im Hindukusch. Solche Brücken zu überqueren ist stets ein Glücksspiel.


Stecken geblieben im lockeren Schotter des Überschwemmungsgebietes des Heri-Rud Flusses zwischen Herat und Kandahar.


Unendliche Genügsamkeit in der Dascht-i-Margo, der »Wüste des Todes«; aber gerade hier ist die Kraft der Religion am stärksten.

 


Am Weg von Kabul zu den berühmten, heute verfallenen buddhistischen Bamian-Klöstern im Hindukusch. Hier gab es schon einen ordentlichen Fahrweg und Telegrafenleitungen.


Afghanischer Geiger bei einer Nomadenhochzeit.


Die Moschee in Mazar i Scharif, (»Grab des Propheten«) heiligste Stadt von Afghanistan. Erste Versuche der Technik scheitern meist an einer kleinen Panne oder fehlendem Ersatzteil. Die Dampfwalze wurde aus dem Norden, aus der Sowjet-Union, importiert.


Kleider machen Leute: Max Reisch in der Tracht der Afridi. Der Bart beginnt schon zu wachsen. In China sollte er von beträchtlichem Nutzen sein …


In der Nähe der Stadt Kabul, Herat, Kandahar und Ghazni begann in den 30er-Jahren ein erster Autobusverkehr. Vorne beim Chauffeur war die 1. Klasse, im Wagenkasten die 2. Klasse und am Dach in der Sonnenglut die 3. Klasse untergebracht. In der primitiven Leiter hängt ein Holzklotz mit Stiel, der als Starthilfe bei starken Steigungen dient.


Turkomenen-Frau in Nord-Afghanistan. – Viele Turkomenen-Stämme sind nach dem Ersten Weltkrieg aus der Sowjet-Union geflohen und brachten ihre hochentwickelte Teppich-Knüpferei Karakul-Schofgercht mit (»Persianer«).


Kabul: König Amanullah ließ 1924 die erste – und einzige – Straßenbahn in Afghanistan bauen. Nach seinem Sturz wurden die Waggons als Ziegenställe zweckentfremdet. – Amanullah hatte sich den türkischen Diktator Atatürk zum Vorbild erkoren, scheiterte aber am Widerstand des islamischen Klerus. – Vorher hatte Amanullah Deutschland besucht, 2 Junkers-Flugzeuge gekauft und nie bezahlt. 1926 ging er nach Rom ins Exil.


Habibullah-Khan (Mitte) wurde 1919 ermordet, worauf sein Sohn Amanullah (links) sich zum König ausrufen ließ, jedoch schon 1926 fiel er seinen modernen Reformversuchen zum Opfer.


Die stolzen Söhne des »Urlajats«, des »Stammlandes«, dem »Nabel der Welt«, wie die Afghanen ihre Heimat nennen. Die Afridis, Waziris und Ghilzais sind die bedeutendsten Stämme.


Grenzfestung, gleichzeitig Getreidespeicher des kriegerischen Stammes der Afridi am Khyber-Pass.


Verkehrsregelung am Khyber-Pass. Die schwerfälligen, langsamen Karawanen dürfen aus strategischen Gründen nicht die neue Autostraße benützen.


Britisch-indische Sikh-Truppen bei Gefechtsübungen im Grenzgebiet der »North-Western-Frontier«.

Hier leben die besonders freiheitsliebenden und kämpferischen Afridis.


Ewig unruhiger Khyber-Pass. Zum Schutz der »North-Western-Frontier« zwischen Indien und Afghanistan hatten die Engländer Eisenbahn und Straße ins Gebirge vorgetrieben.


Die Grenze zwischen Afghanistan und Indien am Khyber-Pass. Die Fahrbewilligung wurde nur selten erteilt, Motorräder waren bis 1933 überhaupt verboten, seit der in Indien lebende deutsche Dr. Stratil-Sauer durch den Lärm seines Motorrades den Sturz und Tod eines Reiters verursachte.


Bewilligung Nr. 24 für die Reise durch die North-West Frontier Provinz für Max Reisch und seinen Wagen Steyr 100, ausgestellt in Kabul, 25.7.1935.

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