Von der Freiheit eines Christenmenschen
Über das Buch
Von der Freyheith eines Christenmenschen ist der Titel einer aus 30 Thesen bestehenden Denkschrift Martin Luthers aus dem Jahr 1520. Das Werk Luthers gehört zu seinen bedeutendsten Schriften zur Reformationszeit. Anlass für die Schrift war die gegen Martin Luther gerichtete päpstliche Bannbulle. Im Mittelalter galt das Christentum als heilige Ordnung, welche jedem Menschen einen festen, von Gott vorbestimmten Platz zuordnete. Die Kirche als Ganzes hatte zwar laut dem Evangelium die Freiheit, diese Ordnung im Wesentlichen nach eigenem Gutdünken festzulegen (im Gegensatz zur Bindung an ein detailliertes göttliches Gesetz, wie es das Judentum kannte). Der einzelne Mensch aber hatte sich in diese Ordnung einzufügen. Nur durch die Einfügung in die Ordnung und die Erfüllung vielfältiger, von der Kirche definierter formaler Pflichten hatte der Christ gemäß der bis dahin verbindlichen Rechtfertigungslehre Teil am Heil Christi. Damit wirkte Religion der individuellen irdischen Freiheit direkt entgegen und verwies lediglich auf ein jenseits besseres, gerechtfertigtes Leben bei Gott. Martin Luther setzte dieser Sichtweise radikal die den Schriften des Paulus entnommene Auffassung entgegen, dass der Christenmensch gerade im Hier und Jetzt frei sein müsse. Luther begründet dies damit, dass der Mensch nicht durch Taten, sondern allein durch den Glauben gerechtfertigt sei. Allerdings hatte auch Paulus christlichen Sklaven dazu geraten, sich nicht gegen (christliche) Herren zur Wehr zu setzen, da wahre Freiheit nur im Glauben an Jesus Christus zu finden sei.
Martin Luther (1483-1546) war der theologische Urheber der Reformation.