DER MULTIVERSALE KRIEG

Text
0
Kritiken
Leseprobe
Als gelesen kennzeichnen
Wie Sie das Buch nach dem Kauf lesen
DER MULTIVERSALE KRIEG
Schriftart:Kleiner AaGrößer Aa

Martin Cordemann

DER MULTIVERSALE KRIEG

Band 2: Der blutige Mond

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

2-01

2-02

2-03

2-04

2-05

2-06

2-07

2-08

2-09

2-10

2-11

2-12

2-13

2-14

2-15

2-16

2-17

2-18

2-19

2-20

2-21

2-22

2-23

2-24

2-25

2-26

2-27

2-28

2-29

2-30

2-31

2-32

2-33

2-34

2-35

2-36

2-37

2-38

2-39

2-40

2-41

2-42

2-43

2-44

2-45

2-46

2-47

2-48

2-49

1-06

2-50

2-51

2-52

2-53

2-54

2-55

2-56

2-57

2-58

2-59

2-60

2-61

2-62

2-63

2-64

2-65

2-66

2-67

Impressum neobooks

2-01

Eigentlich lief alles ganz gut.

Die Maschine zickte nicht herum, die Instrumente spielten fleißig vor sich hin, sogar die Sensoren verwöhnten uns mit klareren Bildern, als man das von ihnen gewohnt war, aber dann...

Überraschung!

Das hatte keiner erwartet!

Captain Jupin sah auf den Bildschirm.

Ich sah auf den Bildschirm.

Verdammtnochmal...

Nicht das, womit wir gerechnet hatten.

Nicht, das, womit irgendjemand gerechnet hatte!

„Was zum-“, kam es vom Navigator, ein Typ, den für gewöhnlich nichts aus der Ruhe bringen konnte.

Jedem, der seine Stimme in diesem Moment hörte, lief es kalt den Rücken herunter.

Es war, als würde einem der Tod mit seiner eisigen Hand an der Wange entlangfahren.

Es war, als würde sich die Hölle vor uns auftun.

Es war, als hätte das Monster vom Mars seine Heimat verlassen und wäre uns hierher gefolgt.

Es hatte uns aufgelauert...

...und war bereit, uns auszulöschen.

Wir waren so weit gekommen und jetzt das...

„Schilde hoch“, schrie der Captain, „Schilde hoch!!!

Ich hämmerte auf die Konsole.

Nichts passierte.

Die verdammten Schilde rührten sich nicht.

Damit war unser Schicksal besiegelt.

Ohne die Schirme würden wir sterben.

Der Captain warf mir einen Blick zu, der eine Mischung aus hoffnungsvoll und flehentlich war.

„Brynner!“

Brynner!

Brynnnneeeeer!“

2-02

Ich sah auf.

„Hm?“

„Das haben Sie uns schon erzählt, Brynner!“

„Hab ich?“

„Ja.“

„Oh. Tut mir leid, ich dachte, es wäre ein guter Einstieg.“

„Für was?“

„Für was immer das hier ist.“

„Wir sind Ihnen keine Rechenschaft schuldig.“

„Ich Ihnen aber schon?“

„Ja.“

„Oh.“

Bürokratischer Scheißkram, wenn Sie mich fragen... was niemand tat. Hielt mich trotzdem nicht davon ab, diesen Typen meine Meinung zu sagen.

„Tja, und jetzt?“

Nicht, dass ich eine große Motivation hätte, diesen Knilchen irgendetwas zu erzählen. Andererseits, ich hatte grad frei und nichts anderes zu tun oder etwas in der Art, also konnte ich meine Zeit auch mit diesen Gestalten vertrödeln.

„Wollen wir nicht nocheinmal ganz von vorne anfangen?“ schlug einer der beiden vor.

Ich zuckte die Schultern.

„Schön, wenn Sie daran Freude haben.“

2-03

Es war ein Schicksalstag, kann man nicht anders sagen. Sicherlich nicht der schlimmste, den der Mars erlebt hatte, seit sich Menschen auf ihm niedergelassen hatte, aber doch einer von denen, die im Gedächtnis bleiben, wegen furchtbar und so. Wissen Sie, was man für tolle Sonnenaufgänge auf dem Mars erleben kann? Spektakulär, sag ich Ihnen. Sollten Sie mal ausprobieren, falls Sie die Zeit haben... und man Sie hier rausläßt.

Wo wir gerade beim Thema sind, schon eine Idee, wann man mich hier rauslässt? Nein? Schade.

Wie dem auch sei, toller Sonnenaufgang und dann

BUMM

BUMM

BUMM!

Es kracht und donnert und wie aus heiterem Himmel, falls Sie verstehen, was ich meine, entstehen plötzlich ein paar Löcher in der Marsoberfläche... und keiner weiß, was da passiert ist...

„Das kennen wir schon!“

„Ach ja?“

„Ja.“

„Aber ich sollte doch nochmal ganz von vorne anfangen und das hier ist ziemlich weit vorne. Im gleichen Moment findet übrigens eine Geburt statt...“

 

„Auch das wissen wir.“

„Zur Genüge!“

„Oh!“

Undankbares Publikum.

„Vielleicht haben wir uns ein wenig unklar ausgedrückt.“

'Vielleicht'? Mit Sicherheit!

„Vielleicht fangen Sie nicht ganz so weit vorne an.“

„Ahhhh.“

Idioten!

„Irgendeine Idee, wo es Ihnen genehm wäre?“

„Nun...“

Diese Leute konnten sich nicht entscheiden. Wenn man sie denn als 'Leute' bezeichnen wollte. Ich wollte nicht!

„Warum, mach ich dann nicht einfach da weiter, wo ich angefangen habe, und Sie unterbrechen mich, wenn Ihnen was eingefallen ist?“

2-04

Captain Jupin sah zu mir herüber.

Ich schlug auf das Schaltpult und...

Es zerbrach!

„Tolle Arbeit, Brynner!“

Da konnte ich ausnahmsweise nicht widersprechen. Für gewöhnlich brachen diese Dinger nicht auseinander, sie explodierten einem ins Gesicht oder etwas in der Art, aber dieses hier schien ein bisschen widerspenstig zu sein.

Ich riss zwei Kabel aus der darunterliegenden Konsole und drückte sie aneinander.

„Schilde fahren hoch, Captain“, meldete der Navigator.

Und das keinen Moment zu spät, denn genau in diesem Moment wurde unser Schiff arg durchgeschüttelt.

„Das war knapp, Brynner“, grinste der Captain. „Wie sieht es mit Torpedos aus?“

Ich sah auf das zerbrochene Pult.

„Nicht von hier, Captain.“

Ich sprang auf und rannte zum Ausgang. Auf Deck 3, zwei Decke unter uns, gab es einen der Torpedoräume, von dem man die Dinger natürlich auch abschießen konnte, für den Fall... dass einem ein Missgeschick widerfuhr, wie es bei mir der Fall war.

Ich hastete die Treppen runter. Wir hatten nur eine kleine Crew an Bord, niemand hatte damit gerechnet, dass wir in ein derartiges Abenteuer verstrickt werden würden.

Das Schaltpult war in Ordnung.

Die Zielvorrichtung funktionierte.

„Zwei Torpedos bereit“, meldete ich, während meine Finger über die Tastatur flogen. Die Laserbatterien... sahen nicht so gut aus. Aber ich machte auch in den Heckgeschützen zwei Torpedos scharf, könnte ja sein, dass hier noch mehr Überraschungen auf uns warteten.

„Cool bleiben“, sagte die Stimme des Captains ruhig.

Diese Stimme schaffte es, die gesamte Besatzung in ein Gefühl der Sicherheit zu wiegen, ihr zu suggerieren, dass nichts schiefgehen konnte und dass man die Lage voll im Griff hatte, selbst wenn, sagen wir mal, eine Armada feindlicher Schiffe mit feuerbereiten Waffen auf einen zuflug... was hier nichtmal der Fall war.

Captain Jupin, und das möchte ich an dieser Stelle einmal zu Protokoll geben, war jemand, der ein Schiff führen konnte wie kein zweiter. Ich habe im Laufe der Zeit ein paar Kapitäne kennengelernt, aber niemand hatte das gleiche Charisma wie Jupin, die gleiche Selbstsicherheit, nichtmal den gleichen Humor. Wenn man in eine Krise geraten sollte – und wir waren in einer Krise, das können Sie mir glauben – dann wollte man jemanden wie Jupin dabeihaben, denn dann wusste man, selbst wenn man das Waffenschaltpult demolierte und unbrauchbar machte, dass man doch irgendwie aus dieser Sache wieder herauskommen würde... und auch ein bisschen, dass die anderen das Nachsehen hatten, denn sie hatten den Fehler gemacht, sich mit der falschen Person im Universum anzulegen.

„Torpedos auf Ziel richten.“

„Sind aufs Ziel gerichtet.“

„Was machen die Schilde?“

„Stehen wie eine 1.“

„Nicht unbedingt die Wortwahl, die ich präferieren würde, Commander, aber immerhin eine klare Aussage. Sie wissen, dass wir Ihnen das Schaltpult vom Gehalt abziehen werden, oder?“

„Ich wusste nicht...“

„Was, Commander?“

„...dass ich ein Gehalt bekomme.“

„Natürlich bekommen Sie eins, Brynner, in einer so utopischen Zukunft, dass es kein Geld mehr gibt, leben wir auch nicht... auch wenn das verdammt schade ist.“

„Sie nähern sich“, hörte ich den Navigator sagen.

„Mr. Brynner?“ fragte der Kapitän sanft.

„Bin bereit, Sir!“

„Sehr schön... Dann feuern wir doch mal die erste Breitseite ab!“

Bei Captain Jupin bedeutete das nicht, dass an dieser Stelle das große Feuergefecht begann, sondern es wurde eine weit gefährlichere Waffe aus dem Arsenal geholt und auf den Gegner gerichtet: die der Diplomatie!

„Fremdes Schiff, hier spricht Captain Bettina Jupin von der Grieg, wären Sie so freundlich-“

Moment!

„Ja?“

„Der Captain ist eine Frau?“

2-05

Ich sah meine beiden Gegenüber an.

„Hatte ich das nicht erwähnt?“

„Nun, äh, wir dachten, Sie sprechen von Captain Jupin...“

„Was ich tue.“

„Captain Theodor Jupin!“

„Für wie alt halten Sie mich?“

„Äh...“

„Ich bestehe nicht auf einer Antwort. Aber selbst Ihnen müsste doch wohl klar sein, dass ich wohl kaum mit Captain Theodor Jupin auf einem Raumschiff gedient haben kann, oder? Das war zu Beginn des Antigravzeitalters, das war vor... etwa 40 Jahren!“

„Äh, ja, natürlich.“

„Sie wirken nicht überzeugend.“

„Ein kleiner Fehler unsererseits, Commander Brynner.“

„Ein kleiner Fehler?“

„Ein... Fehler?!“

Ich seufzte. Mit was für Gestalten musste ich mich hier herumplagen?

„Also es war nicht Captain Jup-, Captain Theodor Jupin und ich nehme an, es war auch nicht die Chopin?!“

„Das müssen Sie annehmen, nachdem ich Ihnen gerade beides mehr als deutlich gesagt habe?“

„Wir wollen nur auf Nummer Sicher gehen.“

„Na, da bin ich doch gleich beruhigt. Captain Bettina Jupin ist, wie Sie sich möglicherweise auch selbst denken können, die Tochter von Captain Jupin?!“

„Sie sagen das so, als wären Sie nicht sicher.“

„Ich sage das so, als wäre ich nicht sicher, ob Sie es verstehen.“

„Ah. Und?“

„Bin ich noch immer nicht.“

„Also Bettina Jupin, natürlich, das liegt ja auch eigentlich nahe.“

„Schön, dass Sie es einsehen.“

„Wie alt war sie zu diesem Zeitpunkt?“

„Lassen Sie mich nachdenken...“ Ich rechnete nach. „Etwa 30.“

„Das ist sehr jung für eine Kapitänin.“

„Nicht in Marsjahren.“

„Ah, ja...“

Voll

I

Di

O

Ten!

„Bitte?“

„Ich hab nichts gesagt!“

Und zum Glück gehörten Telepathie und Gedankenlesen bislang noch der Science Fiction an und hatten ihren Weg nicht in unseren Alltag gefunden.

„Wollen Sie wissen, wie es weiterging?“

Warum fragte ich die das überhaupt? Die beiden schienen so unfähig zu sein, als kämen sie direkt aus irgendeinem Trainingscamp für Politiker. Andererseits wurde mir sonst wahrscheinlich langweilig, wenn ich die ganze Zeit in diese trägen Gesichter blicken musste.

„Lieutenant Commander Brynner...“

„Bitte, nennen Sie mich Jerome!“

„Lieutenant Commander...“

„Ja?“

„...bitte, fahren Sie fort.“

„Fremdes Schiff, hier spricht Captain Bettina Jupin von der Grieg, wären Sie so freundlich uns zu erklären, warum Sie sich uns mit geladenen Waffen nähern? Wir gehen höflich davon aus, dass es sich dabei um einen Defekt an Bord Ihres Schiffes oder aber um eine Verwechslung handeln muss, da wir bislang keine Möglichkeit hatten, Ihnen einen Grund zu liefern, uns in dieser Weise zu begegnen...“

Das Schweigen des Weltraums... immer dann wenig hilfreich, wenn die dort nicht existierende Luft zum Zerschneiden gespannt ist.

„...sollten wir aber nicht innerhalb von 10 Sekunden eine Antwort erhalten, sind wir durchaus gewillt und bereit, Ihnen einen solchen Grund zu liefern... oder, wenn wir ehrlich sind, eher anderen Schiffen wie dem Ihren, da der Konflikt zwischen uns dann ja sehr schnell aus der Welt geschaffen ist... oder vielmehr aus dem Weltraum.“

Ich konnte förmlich spüren, wie sie den Bildschirm ansah, mit einem Hauch Schalk im Blick, aber auch mit genügend Härte, dass man annehmen durfte, dass sie ihre samtweich formulierte Drohung auch in die harte Realität umsetzen würde.

„Sie fahren ihre Waffen runter“, meldete der Navigator.

„Wir lassen unsere scharf, Mr. Brynner.“

„Sie... sie geben an, dass es sich um ein Missverständnis handelt“, kam es nun von der Kommunikationsoffizierin.

„Haben die auch Namen?“

„Bitte?“

„Wie heißen die? Es ist ein wenig unpersönlich, wenn Sie nur von 'der Navigator', 'der Chefingenieur', 'die Geheimdienstoffizierin' sprechen.“

„Ah, ich dachte nur, dass man sich so besser vorstellen kann, was die betreffende Person tut... und so ne Latte Namen kann man sich ja vielleicht auch nicht gleich merken. Gut, also Werin und Kisaan.“

„Bitte?“

„Das sind ihre Namen. Werin und Kisaan. Ich glaube... Lieutenant Werin und Sergeant Kisaan.“ Ich musterte die beiden. „Hilft Ihnen das jetzt weiter?“

Da ich der einzige im Raum war, der grinste, kannte ich die Antwort.

„Aaaaalso...“

Wo war ich?

„Sie fahren ihre verschissenen Waffen runter“, sagte Navigator Werin.

„Wir lassen unsere so scharf, wie Sie sind, Mr. Brynner“, entschied meine Königin, äh, Kapitänin.

„Sie... sie geben an, dass es sich um ein bescheuertes Missverständnis handelt“, mischte sich nun Sergeant Kisaan in das Gespräch der Erwachsenen ein.

„Sie haben es eben ganz anders erzählt.“

„Nicht ganz anders!“

„Aber anders.“

„Ja.“

„Sie scheinen überdies ein Problem mit der Übersetzung zu haben.“

Captain Jupin schnaubte.

„Am Arsch!“

Die beiden Gestalten sahen mich böse an.

„Das hat sie wirklich gesagt!“

Die Kapitänin schüttelte den Kopf.

„Die lügen uns was vor. Wenn die uns nicht verstehen würden, hätten die nicht so schnell ihre Waffen runtergefahren. Brynner, Sie bleiben in Bereitschaft, ich habe das ungute Gefühl, diese Sache ist noch nicht ganz ausgestanden.“

„Apropos ausgestanden... Wie wäre es mal mit austreten?“

Ich säte Humor – und erntete Unverständnis. Leere Köpfe, leere Blicke... sollte mir eine Lehre sein, würde es aber nicht.

„Dürfte ich mal die Toilette benutzen?“ übersetzte ich in eine Sprache, die hoffentlich auch meine Gegenüber beherrschen würden.

„Ist es dringend?“

„Haben Sie einen Putzroboter in der Nähe?“

„Ich denke... dann unterbrechen wir.“

„Kluge Entscheidung!“

Ich erhob mich.

„Ach ja, gleich explodiert alles!“

Die beiden sahen mich erschrocken an.

„Nicht hier, in der Geschichte.“

Sie atmeten auf.

„Was für Idioten!“

„Bitte?“

Empörte Blicke.

„Hab ich das gerade laut gesagt?“

2-06

„Also das war der erste Kontakt“, eröffnete einer der beiden, als ich wieder da war.

„Häh?“ fragte ich nur.

„Der erste Kontakt... mit einer fremden Rasse?!“

„Geschichte ist nicht so Ihr Ding, oder?“ murrte ich.

Beide sahen sich an, dann mich.

Nein, Moment, das war, als ich gefragt hatte, wie es denn mit ein wenig Alkohol aussehen würde. Ich wertete das dann mal als ein „eher nicht so gut“.

„Erstmal mag ich den Begriff Rasse nicht so“, brachte ich in einem extensiven Seufzer unter, der ihnen nonverbal zu verstehen geben sollte, dass sie mich gepflegt am Arsch lecken konnten, etwas, das ich so nicht offen aussprach, weil ich irgendwo die Befürchtung hegte, dass sie das vielleicht zu wörtlich nehmen und dann in die Tat umsetzen würden, was möglicherweise im Interesse von keinem von uns war, möglicherweise aber auch nur nicht in meinem. „Liegt ein bisschen daran, dass mit dem Begriff ein bisschen zuviel unangenehme Vergangenheit verbunden ist – und damit meine ich nicht die des Erstkontakts!“

Zu kompliziert formuliert, sah ich ihnen direkt an.

Da sie mir aber einen netten Cocktail vorenthielten, ließ ich sie ein wenig zappeln.

 

„Wie meinen Sie das?“ kam es deshalb zielsicher und erwartungsgemäß.

„Welche Hälfte des Satzes?“

„Beide“, entschied man sich nach kurzer Beratung.

So viel konnte man gar nicht seufzen, wie diese Jungs blöde waren. Ich gab mir trotzdem alle Mühe, wie Sie sich sicher vorstellen können.

„Der Begriff 'Rasse' wurde als Grundlage für diverse Völkermorde verwendet, ebenso für eine 'Rassentrennung', alles Dinge, an denen man bestenfalls Gefallen finden kann, wenn man ein sogenannter 'Rassist' ist, eine Gemeinde, der ich nicht angehören möchte. Insofern finde ich den Begriff 'außerirdische Rasse', selbst, wenn er zutreffen sollte, schlicht nicht schön und bevorzuge 'außerirdisches Volk'. Klingt doch auch irgendwie nett, oder?“

„Steckt der Begriff nicht auch in dem Wort 'Völkermord' mit drin?“

Da hatte er mich erwischt.

„Tja, die Welt ist wohl eben nicht perfekt, nichtmal die der Sprache.“ Ich lächelte die beiden an. „Wollen wir nun zur zweiten Hälfte des Satzes kommen?“

„Sie meinen, da waren wir noch nicht?“

„Aber noch nichtmal ansatzweise. Der Prolog dazu ist gefallen, doch das Thema? Mitnichten, meine Herren, mitnichten!“

Ich muss Ihnen ja nicht erklären, dass beide Herrschaften mit meiner Art ernste Probleme hatten... genausowenig, wie ich Ihnen erklären muss, dass mir das am Allerwertesten vorbeiging, und, man bemerke, ich habe noch nichtmal das Wort 'Arsch' verwendet! Ich denke, wenn ich das, jedesmal, wenn mich die beiden oder auch nur einer von ihnen voller Unverständnis ansah, nicht erwähnen würde, weil wir einfach mal voraussetzen, dass sie das in den meisten Fällen tun werden, wir uns wahrscheinlich eine Menge Buchstaben ersparen würden, oft sogar vollständige Wörter, manche davon mit Sicherheit unflätig.

„Sie haben mich, in peinlichster Zurschaustellung Ihrer Unwissenheit, gefragt, ob die Ereignisse, die Ihnen zu schildern ich mir eben die Zeit genommen habe, das erste Zusammentreffen der Menschheit mit einer fremden Rasse schildern... oder habe ich Sie da falsch verstanden?“

„Nein, äh, das war genau unsere Frage.“

„Ist es Ignoranz oder Inkompetenz?“ wollte ich wissen.

„Bitte?“

„Ich meine, es gibt Dinge, die kann man wissen! Dazu gehört zum Beispiel, ob der Erstkontakt vor etwa 30 Jahren oder vor etwa 30 Minuten stattgefunden hat!“

„Der Vorfall mit der Krieg liegt mehr als 30 Minuten zurück...“

„Ja, ich weiß, aber so klingt es besser!“

„Also... nicht...?“

„Nein“, sagte ich ein wenig angesäuert, „nicht.“

Warum regte ich mich eigentlich so auf? Konnte mir doch egal sein.

Ich atmete tief durch.

„Möchten Sie ein Glas Wasser?“

„Sie wissen, was für ein Glas ich möchte.“

„Und Sie wissen, dass das im Moment nicht möglich ist.“

„Nein, ich weiß nur, dass Sie das sagen. Muss ja nicht stimmen.“

„Sie würden sich also besser fühlen, wenn wir Sie mit Alkohol vollpumpen?“

„Das mit dem Pumpen würde ich schon selbst übernehmen.“

„Vielleicht später. Sehen Sie es als kleine Belohnung.“

„Sie meinen, wenn ich ganz brav bin und mit Ihnen spiele, krieg ich ein Leckerchen?“

„So könnte man es formulieren.“

„Und das ist zum Glück überhaupt nicht herablassend.“

Sie haben es so bezeichnet!“

Wo er recht hatte...

„Also gut, dann gehe ich mal davon aus, dass Sie eine Geschichtsstunde möchten?“

„Eine...“

„Nun...“

„Also...“

„Aber passen Sie gut auf, es gibt nämlich hinterher einen Test, und wenn Sie den nicht bestehen, gibt es anschließend kein Leckerli!“