Fuchsi auf Hühnerjagd und andere Begebenheiten

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Fuchsi auf Hühnerjagd und andere Begebenheiten
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Marlies Kühr

Geboren 1936 in Eisenach.

Bildungsweg: Erweiterte Internatsoberschule Wickersdorf. Abitur 1955 / Halle (Saale); Studium 1955 – 1960 Slawistik/Geografie/Germanistik auf Lehramt. Dipl. f. LA (gymn. Einr.) 1960 Greifswald.

Berufseinsatz ab 1960 an POS u. berufl. Schulen m. Abitur, Erwachsenenbildung bis 1997. Fam.: 3 Söhne

Bibliografie:

1960 erste Gedichte / Porträts i. regionaler Presse. Mitgl. in literarischem Zirkel Mühlh./Thür.

Ab 1990 Veröfftlgn. in Anthol. „Deutschlands neue Dichter u. Denker“

Werke: „Den Himmel im Blick“, Gedichte, Engelsdorfer Verlag 2003

„Lebensweichen – Mosaik einer Kindheit“, Engelsdorfer Verlag 2004

„Die Träume gesattelt“, Gedichte, Engelsdorfer Verlag 2006

„Suche unter dem Regenbogen“; 100 Gedichte, Engelsdorfer Verlag 2010

„Die eingebrockte Suppe“; Prosa; united p.c. 2013

Marlies Kühr

Fuchsi auf Hühnerjagd

und andere Begebenheiten

Tierische Erzählungen, Fabeln und Märchen

Engelsdorfer Verlag

Leipzig

2017

Bibliografische Information durch die Deutsche

Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet

diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

http://dnb.dnb.de abrufbar.

Copyright (2017) Engelsdorfer Verlag Leipzig

Alle Rechte bei der Autorin

Illustrationen © Marlies Kühr

Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

www.engelsdorfer-verlag.de

Meinen Enkelkindern

Inhalt

Cover

Über den Autor

Titel

Impressum

Widmung

Späte Schwäne

Die beiden Schildkröten

Die Drossel und die Elster

Der Maulwurf und die Lerche

Fuchskinder

Fliege und Spinne

Weihnachten für die kleine Haselmaus

Die Vogelschar und die Nachtigall

Die Rothörnchen und das Alien

Hamster, Meise und die Tiere des Feldes

Dumme Schafe und eingebildete Ziegen

Schlange und Wurm

Der Hass des Hirsches

Der Gesangslehrer

Timmy

Fuchsi auf Hühnerjagd

Späte Schwäne

Eine Erzählung

Ein herrliches Paradies für Wasservögel! Inmitten eines weiten Laub- und Mischwaldes liegt ein schöner großer Teich mit einer kleinen Insel in der Mitte, die mit dichtem Gebüsch und ein paar Bäumen bestanden ist.

Genau dieses Fleckchen suchte sich ein verliebtes Schwanenpaar für seine Familiengründung aus. Aus der Luft hatte das junge Paar diesen schönen Ort entdeckt. Die beiden waren glücklich, sich nach der langen Reise hier niederlassen zu können. Sie herzten und liebkosten sich, sammelten fleißig Schilf, Zweige und Riedgras für ihre zukünftige Kinderstube am Ufer des Teiches. Zuletzt polsterte die Braut das Nest noch mit Federn aus ihrem Kleid aus. Als die Zeit gekommen war, legte das Weibchen fünf Eier in das Nest und nahm ihren Platz zum Brüten ein. Etwa vierzig Tage lang müsste sie geduldig ausharren, bis die Jungen schlüpfen würden. Der Bräutigam erkundete in dieser Zeit den großen Raum des Teiches oder graste auf den angrenzenden Wiesen, ohne dabei das Nest aus den Augen zu lassen. Durch seine Haltung: gekrümmter Hals und die Flügel wie gespannte Segel aufgestellt, machte er jedem klar, dass es nicht klug sei, sich mit ihm anzulegen.

Natürlich musste die junge Schwänin zwischendurch Nahrung aufnehmen, um nicht Hungers zu sterben. Aber sie verließ das Nest immer nur für kurze Zeit und blieb stets in der Nähe, damit den Eiern nichts geschehe.

Doch eines Tages hatte ein Räuber – der Marder – das Gelege entdeckt. Er sprang direkt vom Ufer auf das Nest, schob seine schmale Schnauze von hinten unter den Körper der Schwänin und schnappte sich ein Ei. Das machte er drei Nächte hintereinander. Auch der Otter hatte von der Beute Wind bekommen. Er kam durch das Wasser von unten an das Gelege und griff sich ein frisch geschlüpftes Kücken, steigerte so das Leid des Schwanenpaares ins Unermessliche. Die Schwänin hatte keine Chance gegen den starken Räuber. Sie war machtlos. Hackend und um sich schlagend konnte sie schließlich ein Junges retten.


Diesem einzelnen Kleinen widmete das Paar seine ganze Liebe und Aufmerksamkeit, während andere Schwanenfamilien mit mindestens vier, mitunter sechs oder sieben Kindern übers Wasser zogen. Traurig wünschte sich das Paar, auch eine große Familie zu sein. Und da noch Frühsommer war, legte und brütete das Weibchen noch einmal. Der Schwanenmann war jetzt besonders wachsam und aggressiv, niemand und nichts ließ er in die Nähe des Nestes. Selbst den harmlosen Karpfen hackte er in die Rückenflosse.

Diesmal hatte das Paar Glück. Aus den Eiern schlüpften vier gesunde, kräftige Küken. Die Eltern waren überglücklich. Fünf Kinder – ein großes und vier frisch geschlüpfte – umfasste ihr Wasserzug.

Es folgten ein herrlicher Sommer und ein warmer Herbst, und sie fanden reichlich Futter. Die Jungen wuchsen schnell und waren nach kurzer Zeit fast so groß wie die Altvögel. Ihr Gefieder allerdings war noch fleckig braun-weiß. Nur das älteste Jungtier hatte im Spätherbst genau so ein herrlich weißes Kleid wie die Eltern.

Inzwischen war bereits Dezember. Es gab Nachtfröste. Der Rand des Teiches war schon über einen Meter breit gefroren. In mehreren Schüben waren Dutzende von Schwänen zur gemeinsamen großen Reise nach Süden gestartet. Außer unserer Familie waren nur noch wenige Tiere auf dem Schwanenteich. Wie lange würden sie es hier noch aushalten? Hoffentlich würde der Winter nicht zu grimmig.

Noch einmal kam ein herrlich sonniger winterlicher Tag. Da hörte man vom Wasser das laute, aufgeregte Schreien und Rufen der Schwäne. Einer nach dem anderen erhob sich mit lang gestrecktem Hals, Schwingen schlagend von der Wasserfläche und stieg in die Luft. Sie formierten sich als kleiner Zug – die letzten zehn Tiere – und flogen dreimal einen Kreis, um, wie es schien, Abschied zu nehmen von der allein zurückbleibenden siebenköpfigen Gruppe – drei weiße Schwäne und vier flugunfähige Jungtiere – bevor sie Richtung Südwesten in die Sonne stiegen.

Vom nächsten Tag an zeigte der Winter seinen wahren Charakter. Der Wind blies scharf über das Wasser. Es schneite, graupelte und hagelte. Die zurückgebliebenen Schwäne drückten sich am Südufer dicht an die Wurzelstöcke des Gebüsches. Hier oder im Inneren der Insel wollten sie ausharren, bis die Sonne wieder höher stieg und sie im Frühjahr ihre Kameraden von der langen Flugreise zurückerwarteten. Nach und nach wurde das Gefieder der letzten Jungtiere weiß. Mit Hilfe der Altvögel lernten auch sie schließlich fliegen.

Aber dann kam der Februar, ein harter Mann mit grimmigem Frost, wenn es auch windstill war und die Sonne schien. Er ließ die kleineren Teiche in der weiten Umgebung komplett zufrieren. Hier konnten die Wasservögel nicht mehr schwimmen und fanden keine Nahrung mehr. Die große Fläche unseres Gewässers aber blieb am Quellzufluss trotz strengster Kälte immer offen und das Futter für die Tiere war gesichert. So fanden sich innerhalb weniger Tage weitere Schwanenfamilien mit Jungtieren ein und bildeten hier eine kleine Kolonie.

Der Schwanenteich macht seinem Namen alle Ehre!


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