Die Reise von Tim und Tom

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Die Reise von Tim und Tom
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Marianne Rauch

Die Reise von Tim und Tom

Zwei Schneeflöckchen fliegen ins Abenteuer

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Die Reise von Tim und Tom - Zwei Schneeflöckchen fliegen ins Abenteuer

Impressum neobooks

Die Reise von Tim und Tom - Zwei Schneeflöckchen fliegen ins Abenteuer
Kapitel 1

Es waren einmal zwei Schneeflöckchen.

Zwei kecke Burschen mit hellblauen Augen, die neugierig in die Welt blickten. Sie waren stets in bester Laune und immer für allerlei Spaß bereit.

Der eine hieß Tim, der andere Tom.

Zusammen mit tausend anderen kleinen Schneeflöckchen wohnten sie auf einer Wolke weit oben am Himmel. Sicherlich könnt ihr euch sehr gut vorstellen, wie turbulent es dort zuging!

Am Tage wirbelten alle Schneeflöckchen durch die Lüfte. Sie neckten sich dabei stets wie junge Küken, die zum ersten Mal aus ihren Nestern schlüpften.

Ihr Kichern hallte laut und lustig, sodass die Wolke anfing, leicht zu zittern.

Wenn dann auch noch die Stühle und Tische nicht mehr still standen, riss der Geduldsfaden der strengen Lehrerin.

Sie schnappte sich dann immer ihre Trillerpfeife und pfiff so laut sie konnte.

„Himmel nochmal!“, prustete sie, wobei sich ihre schrille Stimme überschlug.

„Das ist ja schlimmer, als einen Sack Flöhe zu hüten! Hopp, hopp! Ich zähle bis drei. Wer dann noch nicht auf seinem Platz sitzt, den erwischt es! Eine Woche Küchendienst!“

Keines der Schneeflöckchen verspürte auch nur die geringste Lust, die kommenden Tage in der Küche zu verbringen. Bei der Aussicht, für eine Woche lang Berge von schmutzigen Tellern zu spülen, den Herd zu putzen und das Besteck zu polieren, kräuselten sich ihnen sämtliche Nackenhaare. Von einer Sekunde zur anderen verstummten sie. So schnell sie fliegen konnten, sausten sie ins Klassenzimmer.

Die Lehrerin, Frau Morgentaler, erwartete ihre Schützlinge bereits. Voller Eifer stemmte sie ihre Arme in die Hüfte, stellte sich breitbeinig vor das Lehrerpult und blinzelte streng in die Runde.

„Zwei, zweieinhalb, und...“

Tim und Tom schwirrten als letzte Flöckchen ins Zimmer. Gerade als Frau Morgentaler schrill die Zahl Drei ausrief, purzelten sie noch rechtzeitig mit einem lauten Plumps auf ihre Plätze.

„Sie mal einer an! Das klappt ja vorzüglich!“, entfuhren ihr die lobenden Worte.

Sie müssen ihr aus Versehen so heraus gerutscht sein, denn sonst lobte sie ihre Schüler nie.

„Aus euch werden doch noch richtige Flocken. Ihr werdet sehen. Eines Tages werdet ihr stolz auf die Erde hinabgleiten!“

Tim neigte seinen Kopf und flüsterte etwas in das Ohr von Tom.

„Was gibt es da hinten zu tuscheln?“

Ertappt steckte Tim seine Nase wieder in das vor ihm liegende Schulbuch. Doch es nutzte nichts.

Frau Morgentaler hatte sich bereits durch den schmalen Gang zwischen den Tischen gezwängt. Jetzt stand sie fordernd vor ihm.

„Nun Tim. Möchtest du uns mitteilen, was dich so sehr bewegt? Vielleicht ist es etwas Wichtiges, was für uns alle interessant wäre!

Tim fühlte, wie seine Wangen ganz heiß wurden. Alle Augen waren gespannt auf ihn gerichtet. Doch sofort erinnerte er sich an seinen festen Vorsatz, vor nichts und niemanden Angst mehr zu haben.

Außerdem wusste er, dass alle Flöckchen ebenso wie er selbst ungeduldig auf den großen Tag warteten. Also reckte er sich und stellte kühn die Frage, die er der Lehrerin schon lange stellen wollte.

„Wann ist denn endlich Eines Tages?“

*

Aufgeregtes Gemurmel raunte durch den Saal. Die anderen Flöckchen rutschten unruhig auf ihren Stühlen hin und her. Dabei schnatterten sie neugierig durcheinander und riefen:

„Wann dürfen wir endlich auf die Reise gehen und auf die Erde schweben?“

„Ruhe!“, ordnete Frau Morgentaler mit rotem Gesicht an.

Energisch mahnte sie ihre Schüler, sich wieder zu setzen.

„Schlagt eure Bücher auf. Wo waren wir doch gleich das letzte Mal stehengeblieben?“

Die Flöckchen taten gehorsam, wozu sie von der Lehrerin aufgefordert wurden.

Nur eine Schneeflocke blieb stehen, schüttelte sein weißes Kleidchen und plusterte sich auf, als wäre es ein Schneeball. Es war der gewählte Klassensprecher.

Mit seinen stacheligen Haaren sah er aus wie ein Igel. Mutig ergriff er das Wort. Seine Stimme piepste ein wenig.

„Ich bitte um Entschuldigung, Doch ich denke, dass ich als Klassensprecher im Namen aller Schüler spreche.“

Er blickte sich zu seinen Kameraden um, die ihm eifrig zunickten und damit ermunterten, nicht aufzugeben. Die Lehrerin blieb stumm. Sie ahnte, was ihr gleich anvertraut werden würde.

Insgeheim fürchtete sie sich schon seit einiger Zeit vor diesem Moment.

Auch wenn sie meist mürrisch und unfreundlich daherkam, mochte sie doch jedes einzelne kleine Flöckchen sehr gern.

Es zerriss ihr jedes Mal das Herz aufs Neue, wenn der Abschied von ihren Schülern nahte. Sie wusste, dass sie ihre Schützlinge nie wieder sehen würde, sobald sie die große Reise zur Erde antraten.

Das mutige Flöckchen, das seinen wirklichen Namen niemanden verriet, fuhr fort.

„Viele Wochen liegen jetzt hinter uns, in denen wir hart für unseren Einsatz trainiert haben. Wir alle haben die Flugausbildung bestanden. Mit unseren Muskeln strotzen wir vor Kraft. Die Fallschirme sind einsatzbereit. Die Nummern für unsere Startpositionen zum Absprung aus der Wolke haben wir bereits erhalten. Nun steht der Winter schon vor der Tür. Darauf haben wir sehnsüchtig gewartet. Auf die Ehre, die Erde mit unseren weißen Kleidern zu bedecken. Jetzt warten wir schon so lange. Nun möchten wir gern wissen, wann Eines Tages ist. Wir wissen doch bereits alles und freuen uns auf den großen Tag!“

Jubel brach aus. Die Flöckchen schnatterten wieder wild durcheinander. Dabei krempelten sie eifrig ihre Ärmel hoch und demonstrierten stolz ihre Muskeln. Einige hüpften sogar bis an die Decke, um dann sanft herabzuschweben. So, als wären sie unterwegs zur Erde.

Frau Morgentaler mahnte erneut zur Ruhe. Doch diesmal mit leiser Stimme. Ihre Augen blickten dabei nicht energisch oder ärgerlich wie sonst. Sondern müde und traurig.

„Ich sehe, wie gut meine Flöckchen in Form sind! Wie sehnsüchtig ihr auf die große Reise wartet, erkenne ich an eurem Eifer. Ich habe euch noch nie gesagt, wie stolz ich auf euch bin.“

Die Schneeflöckchen trauten ihren Ohren nicht. Die Lehrerin war stolz auf sie, das hatte sie noch nie gesagt.

Voller Freude lachten sie laut, juchzten und klatschten in die Hände. Einige pfiffen sogar übermütig.

Heute war ein schöner Tag! So ausgelassen war der Unterricht bei Frau Morgentaler noch nie gewesen.

„Ihr müsst nun nicht mehr lange warten. In drei Tagen gibt es Zeugnisse. Es ist mir eine große Freude euch mitteilen zu können, dass alle Flöckchen das Klassenziel erreicht haben.“

Wieder klatschte es Beifall. Die Lehrerin hielt sich die Ohren zu, so laut toste der Applaus. Die Schneeflöckchen waren in ihrer Begeisterung kaum zu bremsen. Nur noch drei Tage! Voller Ungeduld fingen einige an, bereits die Stunden bis dahin zu zählen.

„Doch halt!“, warf Frau Morgentaler mit äußerst besorgter Stimme ein.

„Ihr wisst noch nicht alles. Da gibt es etwas, worüber wir noch nie gesprochen haben!“

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