Kanada abseits der ausgetretenen Pfade

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3. Umiujaq: jüngstes Inuit-Dorf und Zeugnisse der Hudson’s Bay Company


Symbol der Region: die Cuestas

Umiujaq ist das jüngste Inuit-Dorf von ganz Nunavik. Es wurde erst im Jahre 1985 gegründet, als Einwohner der rund 160 Kilometer weiter südlich gelegenen Inuit-Siedlung Kuujjuarapik befürchteten, dass sich ihre Lebensgrundlage wegen des geplanten Grande-Baleine-Wasserkraftprojekts wesentlich verschlechtern würde. Damals kündigte der Elektrizitätsversorger Hydro-Québec an, drei neue Wasserkraftwerke errichten zu wollen, und es wären vier neue Stauseen mit einer Fläche von zusammen 1667 Quadratkilometern entstanden. Neun Jahre später gab jedoch der damalige Premierminister Jacques Parizeau die Aussetzung des Wasserkraftprojekts bekannt und erklärte, es sei für die Deckung des Energiebedarfs von Québec nicht notwendig.

In heutiger Zeit leben 450 Ureinwohner im Dorf Umiujaq. Es bedeutet in der Inuitsprache „Hügel, der aussieht wie ein Boot“ und liegt in einer sehr wildreichen Region, die eine ideale Lebensgrundlage für die lokale Bevölkerung bietet, da sie im Wesentlichen auf der Jagd aufgebaut ist. Man findet zu Lande ausreichend Karibus sowie Wildgeflügel, zu Wasser Seehunde, Robben und Belugawale. Und gerade weil die Ansiedlung noch relativ jung und damit nahezu unberührt geblieben ist, haben sich alte Traditionen der Inuit aufs Beste bewahrt. Durch die reine Luft vor Ort ist die Sichtweite oft atemberaubend, und die umliegende Topografie ist spektakulär.

Südlich von Umiujaq liegt der Lac Guillaume-Delisle, der auf Inuktitut Tasiujaq heißt, zu Deutsch „was wie ein See aussieht“. Es ist eigentlich kein See, wie europäische Entdecker ursprünglich annahmen, sondern eine Inlandsbucht, die durch den natürlichen Kanal Le Goulet mit dem offenen Meer der Hudson Bay verbunden ist. Dadurch gibt es in der immerhin 712 Quadratkilometer messenden Bucht auch Ebbe und Flut, und das Wasser weist einen schwachen Salzgehalt auf. Der Seedurchgang und Abfluss dieses Golfes, den die Inuit Tursujuq nennen, wurde Namensgeber für den nahe liegenden Nationalpark.

Durch die Gezeiten entsteht eine solch starke Meeresströmung, dass die Meerespassage selbst im kalten, arktischen Winter nicht zufrieren kann und so ein ideales Habitat für Meeressäugetiere bildet. Links und rechts dieser gut 300 Meter breiten Meerenge türmt sich ein spektakuläres Küstenrelief bis auf 365 Metern empor, die sogenannten Cuestas Hudsoniennes, die sich bis gut 20 Kilometer weiter südlich erstrecken. Sie bilden das einzige und höchste Schichtstufensystem von ganz Ostkanada, die zuweilen an die Canyons der USA erinnern.


Posten der Hudson's Bay Company von 1910


Kajaktouren kann man nur mit Guide unternehmem

An der Südküste der Bucht kann man Überreste eines Handelspostens der bekannten Hudson’s Bay Company besichtigen, der zuerst von 1750 bis 1759 und noch einmal 200 Jahre später von 1921 bis 1927 aktiv war.

Man muss sich eher auf eine abenteuerliche Expedition einstellen als auf einen gemütlichen Ausflug, wenn man diese Region fernab jeglicher Zivilisation bereist. Es gibt nicht an jeder Ecke einen Kiosk wie in Deutschland und man muss alles, was man braucht, im Gepäck dabei haben. Das Handy sollte man am besten zuhause lassen – es gibt nur Satellitentelefon! Am wichtigsten wäre wohl, immer ausreichend warme Kleidung bei sich zu tragen. Denn selbst in den Sommermonaten kann es vor allem nachts zuweilen empfindlich kalt werden.

Info

Lage: Ortsdaten für Umiujaq, GPS: 56.5515627, -76.5471107

Anfahrt: Man kann mit dem Auto von Montréal die 1310 Kilometer (reine Fahrzeit ca. 15,5 Std.) auf der Route de la Baie-James immer in Richtung Radisson fahren. Etwa 35 Kilometer vor Radisson kommt der lokale Flughafen La Grande Rivière Airport. Von dort weiter mit der Fluglinie Air Inuit nach Umiujaq.

Es gibt regelmäßige Flüge ab Montréal (Flugzeit ca. 8,5 Std.) und ab Québec (Flugzeit ca. 7 Std.) nach Kuujjaraapik mit der Fluglinie Air Inuit und mit First Air, von dort weiter nach Umiujaq.

Öffnungszeiten: ganzjährig

Eintritt: im Expeditionsangebot enthalten

Aktivitäten (je nach Jahreszeit): Camping, Trekking, Schneeschuh-Wandern, Eisfischen, Paraski, Langlaufski, Hundeschlitten fahren, archäologische und kulturelle Aktivitäten wie Iglu bauen und Jagdgewohnheiten erleben etc.


Moderner Hotelneubau

Unterkünfte: Die Verwaltung des Nationalparks bietet gut ausgearbeitete Expeditionsangebote zwischen 9 und 13 Tagen Dauer an. Im Preis inbegriffen ist der Hin- und Rückflug, ein erfahrener Führer aus der lokalen Bevölkerung, Eintritt, Übernachtungen in einfachen Hotels oder Gemeinschaftsunterkünften sowie Verpflegung während der gesamten Reise. Buchung über www.nunavikparks.ca

Komplettveranstalter: Authentik Canada für Reisen in den Norden Quebécs; 7680, rue St-Hubert, Montréal (QC) H2R 2N6, Tel.: +1-514-769-0101 oder gebührenfrei in Kanada unter Tel.: +1-877-769-0101, E-Mail per Formular über die Webseite unter www.authentikcanada.com

Baie-James (Eeyou Istchee)

Die touristische Region Baie-James oder Eeyou Istchee, wie die eingeborenen Völker das Gebiet nennen, bedeckt eine Fläche von 350.000 Quadratkilometer borealem Nadelwald mit einer Taiga-Landschaft, die von unzähligen Seen durchzogen ist. Die Bevölkerung setzt sich zum großen Teil aus Stämmen der Cree zusammen, die in dieser Gegend seit über 5000 Jahren leben.

Die Stadt Chibougamau ist mit knapp 7500 Einwohnern größte Ansiedlung der Region, die aktuell lediglich 14.800 Menschen zählt. Dennoch ist man stolz auf ein Image, das jegliche Maßstäbe durchbricht: In Baie-James liegt der größte natürliche Süßwassersee Québecs, das weitläufigste Naturreservat der Provinz und die gewaltigste, unterirdische Wasserkraftwerksanlage der Erde.

Da weitab der Touristenströme gelegen, ist Baie-James für seine unglaublich spannenden Möglichkeiten an Freizeitaktivitäten immer noch ein Geheimtipp. Dazu gehören abenteuerliche Aufenthalte à la Jack London mit Jagd und Fischfang in sogenannten Pourvoiries, Kanu fahren auf einem der tausend Seen, Beobachtung wild lebender Karibuherden, übernachten im Tipi-Zelt, ausgedehnte Touren mit Schneemobil oder Hundeschlitten im Winter, Ökotourismus mit fachkundigen Führungen und nicht zu vergessen – mit ein wenig Glück – das unvergleichliche Schauspiel der Polarlichter!


Herrliche Morgenstimmung an einem der zahllosen Seen der Region

4. Leben bei Indianern am Lac Mistassini


Anglerglück ist beinahe garantiert!

Es ist der offizielle Sitz der Cree-Indianer in Ostkanada, der mit Abstand größten Gruppe unter den First Nations in ganz Kanada und Nordamerika: die Ortschaft Mistissini mit La Nation Crie de Mistissini. In 135 staatlich anerkannten, vom Atlantik bis zu den Rocky Mountains verstreuten Kommunen leben heute gut 200.000 Cree.

Laut dem statistischen Institut von Québec sprechen in Mistissini fast 86 Prozent der knapp 3500 Einwohner die Cree-Sprache, dagegen Englisch nur zehn Prozent und Französisch zwei Prozent. Das lässt deutlich die ethnische Zusammensetzung der Bewohner erkennen, die am größten natürlichen Süßwassersee Québecs wohnen. Nur um seine immense Wasserfläche von 2164 Quadratkilometern zu verdeutlichen: Der Bodensee würde knapp viermal in den Lac Mistassini hineinpassen. Viel Platz also, um weitab der gewohnten Pfade auf Entdeckungsreise zu gehen – sei es zu Fuß, zu Wasser oder mit dem Propellerflugzeug. Der Name des Sees bedeutet in der Cree-Sprache „Großer Fels“, namensgebend ist ein eindrucksvoller drei Meter hoher Felsen, der am Abfluss des Sees in den Rivière Rupert steht.


Ein Elch ist nicht selten

Wer den Höhepunkt des Jahres erleben will, sollte in den Augustwochen das Pow Wow in Mistissini besuchen. Wie in den übrigen Indianergemeinden ist es auch hier ein recht farbenfrohes Spektakel mit traditionellen Kostümen, Tanzvorführungen, Trommelmusik und Gesang sowie indianischem Kunsthandwerk aller Art, und das über mehrere Tage.

In dem auf Gemeindegebiet liegenden Parc national Albanel-Témiscamie-Otish mit seinen 11.000 Quadratkilometern kann man sich wirklich weitab ausgetretener Pfade fühlen. Mistissini obliegt die Verwaltung dieses Regionalparks, dem einzigen bewohnten in Québec, wo der Besucher in einer grandiosen Kulisse nahezu unberührter Natur authentische Cree-Kultur erleben darf. Denn gerade sie besiedeln seit Jahrhunderten diese Gegend und leben im Einklang mit der Natur – auch heute noch!.

 

Info

Lage: Ortsdaten für Mistissini: GPS: 50.418441, -73.873727

Anfahrt:

–Mit dem Auto von Montréal aus auf der Route nationale 155 und dann ab Chambord am Lac Saint-Jean die 167 bis Chibougamau, danach noch 90 Kilometer, insgesamt rund 9 Autostunden.

–Von Québec auf der Route nationale 169 und ab Chambord am Lac Saint-Jean die 167 direkt bis Mistissini, rund 6,5 Stunden.

–Regelmäßige Flüge ab Montréal (Flugzeit ca. 1 Std.) und ab Québec (Flugzeit ca. 1,5 Std.) nach Chibougamau mit der Fluglinie Air Creebec, von dort weiter mit Waasheshkun Airways nach Mistissini (Flugzeit ca. 0,5 Std.)

Öffnungszeiten: ganzjährig

Eintritt: frei

Aktivitäten (je nach Jahreszeit): Angeln, Jagen, Camping, Trekking, Rundflug, archäologische und kulturelle Aktivitäten wie Tipi aufbauen und Jagdgewohnheiten erlernen etc. sowie Schneeschuh-Wandern, Eisfischen, Paraski, Langlaufski, Hundeschlitten fahren etc.

Unterkünfte:

Auberge Mistissini Lodge, Vier-Sterne Hotel direkt am See gelegen mit 20 Zimmern, Museum über die Cree-Gemeinde von Mistissini, 24, rue Amisk, Mistissini (QC) G0W 1C0, Tel.: +1-418-923-2333, E-Mail: info@mistissinilodge.com, Web: www.mistissinilodge.ca

Les pourvoiries du lac Mistassini: 5 bis 8 Gästehäuser (Fassungsvermögen von bis zu 32 Personen), erreichbar mit dem Boot oder dem Wasserflugzeug; Verwaltung: 187, rue Main Mistissini (QC) G0W 1C0, Tel.: +1-418-923-3466 oder +1-418-770-6331, E-Mail: info@mloc.ca, Web: www.mloc.ca

Informationen: www.mistissini.ca oder www.decrochezcommejamais.com

5. Auf den Spuren der Pioniere erneuerbarer Energien: am Centrale Robert-Bourassa


Gigantischer Abflusskanal …

Es war für die damalige Zeit eine technische Großtat, die gewaltigste unterirdische hydroelektrische Anlage der Erde zu bauen: Das Wasserkraftwerk Centrale Robert-Bourassa, benannt nach Robert Bourassa, einem Visionär erneuerbarer Energien, der Premierminister von Québec in den Jahren 1970 bis 1976 und abermals von 1985 bis 1994 war.

Die Bauarbeiten begannen 1973 noch während seiner ersten Amtszeit. Jedoch erfolgte die Inbetriebnahme erst zwischen 1979 und 1981. Allein das Auffüllen des Staubeckens dauerte volle 12 Monate. Das Kraftwerk mit 7722 Megawatt Leistung, dessen Staubecken mit mehreren anderen Stauseen weiter flussaufwärts einen Verbund bildet, nutzt die Wasserkraft des sage und schreibe 2835 Quadratkilometer großen Reservoirs. Zusammen mit dem weiteren Kraftwerk La Grande-1 produziert die Centrale Robert-Bourassa mehr als einen Fünftel der installierten Leistung von Hydro-Québec, dem staatlichen Energieversorger.


… der auch von der Staumauer aus zu bewundern ist!


Oft schnurgerade: die Route-de-la-Baie-James

Das Werk liegt nur rund fünf Kilometer in östlicher Richtung von der Ortschaft Radisson, die sozusagen das Tor zu den Stauanlagen und weiteren Energiewerken bildet, jedoch auch Ausgangspunkt von abenteuerlichen Ausflügen in die Region sein kann. Sie wurde 1973 speziell zum Bau des Baie-James-Wasserkraftprojekts gegründet und ist gleichzeitig Endpunkt der 620 Kilometer langen Route-de-la-Baie-James. Die kleine Ortschaft mit heute 468 Einwohnern wurde nach dem französischen Pelzhändler (franz. coureur de bois) und Entdecker Pierre-Esprit Radisson benannt. Radisson ist auch Namensgeber der mittlerweile belgischen Hotelkette Radisson Blu mit 275 Hotels in 50 Ländern.


Ganz im Inneren der Anlage, 140 Meter tief

Info

Lage: Ortsdaten für Radisson: GPS: 53.792039, -77.616743

Anfahrt:

–Mit dem Auto von Montréal aus auf Autoroute 15 Richtung Blainville/Saint-Jérome bis nach Sainte-Agathe-des-Monts. Dort beginnt mit der Route nationale 117 ein Teilstück der Route Transcanadienne (Trans-Canada Highway). Diese in Richtung Val-d’Or weiterfahren. Achtung: Dem Hinweisschild folgen und 32 Kilometer vor Val-d’Or nach Lebel-sur-Quévillon rechts abbiegen! Hier ist der Start der Route nationale 113, und man fährt am Lac Wyeth vorbei, der rechts liegt – dann ist man richtig. In Lebel-sur-Quévillon, kurz nach dem kleinen Sportflugplatz, aufpassen und rechts in eine Nebenstraße (Route 1000) abbiegen. Ab hier sind es 240 Kilometer bis Matagami. Dort mündet die Nebenstraße in die Route de la Baie-James, der man dann noch schlappe 620 Kilometer folgen muss. Reine Fahrzeit insgesamt rund 15 Autostunden für 1340 Kilometer.

–Mit dem Auto von Québec bis Montréal auf der Autobahn 20 oder 40, dann dieselbe Route nehmen. Man muss nur 3,5 Stunden Fahrzeit hinzurechnen.

–Regelmäßige Flüge ab Montréal (Flugzeit ca. 1 Std., 40 Min.) nach La Grande Rivière, dem Flughafen von Radisson, mit der Fluglinie Air Inuit. Von dort sollte man sich abholen und zum Hotel bringen lassen, es sind noch 32 Kilometer bis Radisson.

–Regelmäßige Flüge ab Québec (Flugzeit ca. 2 Std., 50 Min.) mit der Fluglinie Air Inuit oder Air Creebec über Montréal nach La Grande Rivière, dem Flughafen von Radisson.

Öffnungszeiten: ganzjährig

14.06 bis 30.08: dienstags 14 Uhr, donnerstags, samstags und sonntags 13 Uhr. Von 01.09 bis 13.06: montags, mittwochs und freitags um 8:30 Uhr

Eintritt: frei

Anmeldung 48 Stunden vor Besichtigung ist erforderlich unter Tel.: +1-800-291-8486 oder per E-Mail: Visite.Baie-James@hydro.qc.ca. Nicht zugänglich für Kinder unter 2 Jahren!

Aktivitäten: Rundfahrt mit dem Bus, eine Besichtigung vom Kraftwerk La Grande-1 und Kraftwerk La Grande-2 dauert rund 4 Stunden. Die Zentrale liegt 140 Meter unter der Erdoberfläche, der höchste Staudamm entspricht einem 53-stöckigen Hochhaus.

Unterkünfte:

Auberge Radisson, schönes 3-Sterne-Haus mit 40 Zimmern; 66, rue des Groseilliers, Radisson (QC) J0Y 2X0, Tel.: +1-819-638-7201 oder gebührenfrei in Kanada Tel.: 1-888-638-7201, E-Mail: auberge@ aubergeradisson.ca, Web: www.aubergeradisson.com

Camping Radisson, Campingplatz in der Ortschaft mit 20 Plätzen, zwei Waschräumen und Spiel- und Sportplätzen. Lebensmittelladen, Tankstelle und Klinik in unmittelbarer Nähe, geöffnet von Juni bis September; 198, avenue Jolliet, Radisson (QC) J0Y 2X0, Tel.: +1-819-638-8687 oder außerhalb der Sommersaison unter 1-819638-7777, E-Mail: tourisme@radisson.org

Informationen:

• Besucherzentrum L’aménagement Robert-Bourassa, Complexe Pierre-Radisson, 66, avenue Des Groseilliers, Radisson (QC) J0Y 2X0, Web: www.hydroquebec.com/visitez/baie-james/bourassa.html

www.destinationradisson.com oder www.decrochezcommejamais.com

6. Chibougamau: Großstadt im Nirgendwo

Die Stadt Chibougamau ist mit aktuell 7555 Einwohnern größte Metropole der Baie-James-Region, die gemäß aktueller Statistik insgesamt 14.871 Menschen zählt. Die Bezeichnung kommt aus der Cree-Sprache und bedeutet in etwa „Ort der Versammlung“. So wurde der Ort bereits vor gut 5000 Jahren von den autochthonen Völkern zur Jagd und für den Tauschhandel frequentiert. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Gegend von der Commission géologique du Canada auf Bodenschätze untersucht und man wurde fündig.


Chibougamau: rundherum nur Wald, viel Wald!

Der Aufschwung der Stadt nahm seinen Lauf: Bereits 1934 wurde der tausendste Einwohner gezählt und 25 Sägewerke wurden vor Ort betrieben. Schon 20 Jahre später erhielt der Ort die Stadtrechte. Zusammen mit der Nachbargemeinde Chapais zählt Chibougamau seit 1960 zu den bedeutendsten Kupferproduzenten von ganz Kanada. Einen erneuten Aufschwung erfuhr die „Großstadt im Nirgendwo“, als die Regierung von Québec 2011 vollmundig den Plan Nord ankündigte. Mit einem Volumen von 80 Milliarden Dollar im Verlauf von 25 Jahren sollten die Provinzen nördlich des 49. Breitengrades von Québec wirtschaftlich stärker entwickeln werden. Die Société du Plan Nord unterhält selbstverständlich ein Regionalbüro in Chibougamau.


Lac Gilman, den ein Wanderweg umrundet

Interessant ist ein Besuch im Centre d’ intérêt minier de Chibougamau, das in einem ehemaligen Bergwerk untergebracht ist. Die geführte Besichtigung ist unter Tage und man sollte unbedingt warme Kleidung mitnehmen, denn auch im Sommer steigen die Temperaturen in den Bergwerkstiefen nicht über 7°C.

Der örtliche Wanderverein ist sehr rege und hat einige schöne Wandertouren jeglichen Schwierigkeitsgrades in einem speziellen Wanderführer zusammengestellt, samt Kanu- und Schneeschuhtouren. Ein Satz darin ist mir besonders aufgefallen: „Bevor Sie zu einer Waldwanderung aufbrechen, vergewissern Sie sich vom tadellosen Zustand Ihrer Ausrüstung. Nehmen Sie ausreichend Proviant und Trinkwasser sowie warme Kleidung, Feuerzeug und ein Messer mit! Hinterlassen Sie unbedingt bei Ihrer Herberge Ihre genaue Wanderroute und den etwaigen Zeitpunkt Ihrer Rückkehr!“ Solche Ratschläge muss man ernst nehmen.

Ein lohnendes Ziel in der Nähe von Chibougamau ist die Cree-Siedlung Oujé-Bougoumou, welche erst 1989 sozusagen als Trabantenstadt völlig neu erbaut wurde. Man erkennt es leicht am symmetrischen Grundriss des Ortes. Nach eigenen Angaben kann der Besucher dort die „Transmission der Ureinwohner in die Moderne hautnah erfahren, traditionelle Gerichte verkosten, indianisches Kunsthandwerk bestaunen und authentische Cree-Kultur erleben“. Denn gerade erst im Jahr 2011 wurde der Cree-Stamm Oujé-Bougoumou von der Regierung offiziell anerkannt und 2014 dem Cree-Territorium zugewiesen – gemäß der Verträge der Convention de la Baie-James zugunsten der autochthonen Völker in Kanada.


… die heiße Meile der Stadt


Modernste Holzarchitektur: Cree Cultural Institut

Info

Lage: Ortsdaten für Chibougamau: GPS: 49.9132295, -74.3691986

 

Anfahrt:

–Mit dem Auto von Montréal aus auf der Autoroute 40 bis Trois-Rivières, dort auf die Route nationale 155 über Shawinigan bis Chambord am Lac Saint-Jean, dort nach links abbiegen auf die Route nationale 169 weiter bis Chibougamau, insgesamt rund 7,5 Autostunden für 695 Kilometer.

–Von Québec auf der Route nationale 175 bis zur Abzweigung bei Kilometer 166 in Richtung Alma/Roberval in die Route nationale 169, immer am Lac Saint-Jean entlang. Bei Saint-Félicien in die 167 direkt bis Chibougamau, 5,5 Stunden Fahrzeit für 512 Kilometer.

–Regelmäßige Flüge ab Montréal (Flugzeit ca. 1 Std.) und ab Québec (Flugzeit ca. 1,5 Std.) nach Chibougamau mit der Fluglinie Air Creebec.

–Keine Zugverbindungen

Öffnungszeiten: ganzjährig

Eintritt: frei; Bergwerk: tägliche Führungen in den Sommermonaten, Winter ab 20 Personen, telefonische Reservierung unter +1-418-7486060.

Aktivitäten (je nach Jahreszeit): Archäologische und kulturelle Aktivitäten, Bergwerk, Kulturzentrum, Cree-Nation sowie Schneeschuh-Wandern, Eisfischen, Paraski, Langlaufski, Hundeschlitten fahren, Angeln, Jagen, Camping, Trekking, Rundflüge, etc.

Unterkünfte:

Gîte Le Domaine de la Mine d'Or, Privatpension etwas außerhalb direkt am Lac Doré bei Claude Truchon und Jean-Eudes Guay; 349, chemin des Mines, Chibougamau (QC) G8P 2K7, Tel.: +1-418-7481212, E-Mail: giteledomainedelaminedor@hotmail.com, Web: www.ledomainedelaminedor.com

Hotel Chibougamau, 3-Sterne Haus in der Stadtmitte; 473, 3e Rue Chibougamau (QC) G8P 1N6, Tel.: +1-418-748 2669, E-Mail: info@hotelchibougamau.com, Web: www.hotelchibougamau.com

Capissisit Lodge, kleine Herberge der Premières nations; 1, Wastawshkootaw, Oujé-Bougoumou (QC) G0W 3C0, Tel.: +1-418-7453944, E-Mail: capissisit.lodge@ouje.ca

Informationen: www.ouje.ca, www.creeculturalinstitute.ca, www.decrochezcommejamais.com