Superpower für die Wechseljahre

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Superpower für die Wechseljahre
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Maisie Hill
Superpower
für die Wechseljahre
So lassen Sie sich von den hormonellen Veränderungen in der Zeit vor der letzten Periode nicht in den Wahnsinn treiben
Aus dem Englischen übersetzt
von Beate Brandt


VAK Verlags GmbH Kirchzarten bei Freiburg

Titel der englischen Originalausgabe: Perimenopause Power

Copyright © Maisie Hill, 2021

Die englische Originalausgabe mit der ISBN 978-1-4729-7886-8 ist erschienen bei Green Tree, Bloomsbury Publishing Plc, London, UK.

Verlag und Autorin haben sich um eine inklusive Sprache bemüht. Die englische Sprache kennt keine weiblichen und männlichen Formen von Substantiven, für die deutsche Übersetzung mussten daher Anpassungen vorgenommen werden. Die Angaben in diesem Buch beziehen sich auf alle Menschen, die mit weiblichen Geschlechtsorganen geboren wurden.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

VAK Verlags GmbH

Eschbachstraße 5

79199 Kirchzarten

Deutschland

www.vakverlag.de

© VAK Verlags GmbH, Kirchzarten bei Freiburg 2021

Übersetzung: Beate Brandt

Lektorat: Nadine Britsch

Illustrationen: Jasmine Parker

Layout: Richard Kiefer

Umschlag: Favoritbüro, München

Satz & Druck: Friedrich Pustet GmbH & Co. KG, Regensburg

Printed in Germany

ISBN: 978-3-86731-251-6 (Paperback)

ISBN: 978-3-95484-435-7 (ePub)

ISBN: 978-3-95484-437-1 (PDF)

Ich widme dieses Buch allen, die Superpower Periode gelesen und mir anschließend geschrieben oder einen Kommentar hinterlassen haben. Ihre Frage – „Und wie geht es weiter?“ – ist der Grund, warum dieses Buch existiert, und dafür danke ich Ihnen.

Und ich danke meinen Eierstöcken – sie haben großartige Arbeit geleistet.

Sprache und Inklusion

Die Perimenopause ist ein Prozess, der von allen durchlebt wird, die mit „weiblichen“ Geschlechtsorganen geboren wurden. Mir ist bewusst, dass nicht alle Menschen, die dieses Buch lesen, sich als weiblich sehen, da das Thema auch für Nichtbinäre oder Transgender interessant ist. Ich habe daher versucht, in der Wahl der Sprache inklusiv zu sein, und ich spreche in der Regel nur dann von Frauen, wenn dies die Bezeichnung in Forschungsergebnissen ist, auf die ich mich beziehe, oder um die Sicht des Patriarchats zu verdeutlichen.

Inhaltsverzeichnis

Wie Sie dieses Buch am besten lesen

Einleitung

1 Was zum Teufel ist hier los?

2 Ganz schön heiß hier drin

3 Hormonersatztherapie – Fluch oder Segen?

4 Sprechen wir über Sex

5 Launische Zicken

6 Wo steht Ihnen der Kopf?

7 Von Hüftgold und Rettungsringen

8 Knochenarbeit

9 Raus damit

10 Hormone sind der Schlüssel

Nachwort

Anhang

Glossar

Ressourcen

Literatur

Danksagung

Über die Autorin

Wie Sie dieses Buch am besten lesen

Die Menschen, die sich an mich wenden, erhoffen sich Hilfe. Sie wünschen sich Strategien, wie sie ihre Symptome und ihr Leben verbessern können, und ich nehme einmal an, das ist auch Ihr Anliegen an mich und dieses Buch. Wenn Sie also bestimmte Symptome haben, die Ihnen das Leben erschweren, wie Hitzewallungen oder psychische Probleme, dann können Sie direkt in den entsprechenden Kapiteln nachschlagen. Holen Sie sich die notwendigen Informationen so schnell wie möglich.

Zusätzlich kann es hilfreich sein zu verstehen, warum wir bestimmte Dinge durchleben, denn Wissen kann eine enorme Wirkung entfalten. Wenn ich in die Gesichter meiner Klientinnen schaue, in dem Moment, in dem sie begreifen, was eigentlich vor sich geht, dann muss ich stets lächeln. Aus diesem Grund gehe ich im Buch auch auf den wissenschaftlichen Hintergrund von Perimenopause und Postmenopause ein. Mir ist dabei stets bewusst, dass Fachbegriffe verwirrend sein können, weshalb Sie am Ende dieses Buchs ein Glossar finden, in dem die wichtigsten Begriffe erklärt werden.

Sie können während Ihrer Reise durch die Wechseljahre und in Richtung Postmenopause immer wieder zu diesem Buch zurückkehren. Einiges kann schon jetzt auf Sie zutreffen, anderes wird vielleicht erst später relevant. Ein Gesamtüberblick über all das, was die Wechseljahre ausmacht, kann Ihnen helfen, darauf gut vorbereitet zu sein und sie so zu einer positiven Erfahrung werden zu lassen – etwas, das ich uns allen wünsche.

Einleitung

Vielleicht wundern Sie sich, warum sich eine 40-Jährige hinsetzt und ein Buch über die Wechseljahre – medizinisch als Perimenopause bezeichnet – schreibt. Ist das nicht etwas, das eher so um die Fünfzig passiert? Nun ja, nicht ganz.

Das Durchschnittsalter für die Menopause liegt tatsächlich bei 51 Jahren – doch viele wissen nicht, dass die Menopause selbst nur einen Tag andauert, denn sie markiert einfach nur den Ablauf eines periodenfreien Jahres seit der letzten Regelblutung. Die Perimenopause hingegen ist der Zeitraum, in dem Sie noch einen Zyklus haben, sich aber bereits erste Symptome des Wechsels zeigen. Wenn wir von Menopause sprechen, meinen die meisten von uns also tatsächlich die Perimenopause. Sie beginnt häufig in den Vierzigern, kann aber auch schon in den Dreißigern einsetzen. Auch ihre Länge ist unterschiedlich, denn zwischen zwei und zwölf Jahren ist alles möglich. Wären mehr von uns sich der subtilen Anzeichen dieses Übergangs bewusst, würden wir die Signale, die unser Körper sendet, auch viel früher erkennen und könnten so auch viel früher etwas tun.

Zu Beginn stellen Sie vielleicht fest, dass Sie Ihre Regel in kürzeren Abständen bekommen als zuvor und die Blutungen möglicherweise stärker ausfallen. Auch können sich vor Einsetzen der Periode Symptome zeigen wie Nachtschweiß, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Migräne und Brustspannen. All dies sind Vorzeichen, dass Ihr Hormonhaushalt sich verändert und die Wechseljahre beginnen, und sie mehren sich im Laufe der Zeit. Im letzten Stadium der Perimenopause kommt es immer seltener zu einer Blutung und andere Symptome wie Scheidentrockenheit, Gelenkschmerzen und Veränderungen der Blase werden wahrscheinlicher.

Es ist durchaus möglich, dass Sie ohne größere Probleme durch die Perimenopause kommen. Oder es trifft Sie unvermittelt und richtig hart. Manche kommen gut und ohne zusätzliche Hilfe durch diese Zeit, möchten einfach „der Natur ihren Lauf lassen“ und fühlen sich wohl damit. Andere entscheiden sich für eine Hormonersatztherapie und alles, was die moderne Medizin zu bieten hat. Vielleicht stellen Sie auch irgendwann fest, dass Ihre Gefühle und Gedanken darüber, wie Sie mit dem sogenannten „Wechsel“ umgehen möchten, sich verändern. Was am Anfang noch funktioniert, klappt später vielleicht nicht mehr so gut, und was bei Ihrer besten Freundin Wunder wirkt, muss noch lange nicht für Sie gelten.

Und wenn wir schon beim Thema sind: Es gibt keinen Preis dafür, eine Geburt ohne Schmerzmittel zu überstehen, und es gibt es auch keinen dafür, ohne eine Hormonersatztherapie durch die Wechseljahre zu kommen. Wie auch immer Sie am besten durch die Perimenopause kommen möchten – in diesem Buch finden Sie hilfreiche Informationen und Strategien zu verschiedenen Ansätzen.

Im Laufe dieses Prozesses werden sich Ihre Bedürfnisse wahrscheinlich verändern. Es ist vollkommen in Ordnung, wenn Sie ihre Entscheidung, wie Sie ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden fördern möchten, neu überdenken. Wir sollten weder uns selbst noch andere für die Entscheidungen verurteilen, die wir treffen. Welche Vorgehensweise auch immer Sie wählen, ich möchte, dass Sie sich gut dabei fühlen. Und ich hoffe, dass dieses Buch Ihnen dabei hilft, in Bezug auf Ihre medizinische Versorgung und Ihr Leben eine gute Wahl zu treffen, denn Unentschlossenheit zehrt an den Kräften. Ständig hin und her zu überlegen, was wohl die „richtige“ Vorgehensweise sein könnte, kostet mentale Energie, wovon Sie in diesem Lebensabschnitt – ehrlich gesagt – oft nicht allzu viel haben werden. Ganz zu schweigen davon, dass solche Gedanken Ihnen den Schlaf rauben können, was ebenfalls nicht gerade förderlich ist.

 

Wenn Sie dieses Buch gelesen haben, verfügen Sie über einen nützlichen Werkzeugkasten an Tipps und Techniken, der Ihnen das Durchleben der Perimenopause – umgangssprachlich als Wechseljahre bezeichnet – und auch der postmenopausalen Jahre – also die Zeit 12 Monate nach der letzten Periode – erleichtern wird. Zu Beginn wird es bei Ihren Überlegungen vor allem um den Umgang mit Symptomen gehen. Sie werden jedoch bald feststellen, dass die getroffenen Entscheidungen auch Auswirkungen auf die nachfolgenden Jahrzehnte haben. Nicht umsonst wird die Perimenopause oft als Zeitfenster beschrieben, das durchaus auch positive Seiten hat, und ich würde mich freuen, wenn Sie das auch so sehen könnten.

Zu den Symptomen der Perimenopause zählen (unter anderem):

• Häufigere oder länger auseinander liegende Perioden (oder eine unvorhersehbare Kombination aus beidem)

• Veränderungen der Blutung – stärker, länger, kürzer, leichter

• Verstärktes prämenstruelles Syndrom (PMS)

• STÄNDIGE GEREIZTHEIT UND WUT

• Schlafstörungen

• Müdigkeit

• Brustspannen

• Kopfschmerzen und Migräne

• Gehirnnebel

• Schlechtes Gedächtnis

• Blähbauch

• Hitzewallungen

• Nachtschweiß

• Mundtrockenheit

• Gelenk- und Muskelschmerzen

• Stimmungsschwankungen, Ängste und Depressionen

• Panikattacken

• Scheidentrockenheit

• Schmerzen bei penetrativem Sex

• Vermindertes sexuelles Verlangen

• Verstärktes sexuelles Verlangen (ja, durchaus auch!)

• Blasenprobleme – unfreiwilliger Harnverlust, Harndrang, häufiger nächtlicher Toilettengang

• Hautveränderungen – Akne, trockene Haut, fettige Haut, Verlust von Straffheit und Elastizität

• Juckende Haut

• Haarausfall oder dünner werdende Haare

• Durchfall, Verstopfung oder beides

Die Wechseljahre bestehen jedoch aus mehr als nur rein körperlichen Symptomen. In der Herbstphase des Lebens werden wir mit Gedanken und Gefühlen konfrontiert, die wir möglicherweise seit Jahren unterdrückt haben. Kreative und sexuelle Impulse können plötzlich auftauchen oder nachlassen, der Drang, sich selbst zu verwirklichen, nimmt möglicherweise zu und es kann die Sehnsucht entstehen, aus dem gewohnten Leben auszubrechen. Hinzu kommt, dass wir zu einer Art wandelndem Pulverfass werden, das aufgrund von Reizbarkeit, Ungeduld und Wut jederzeit in die Luft zu gehen droht. Die Perimenopause ist eine Art Feuertaufe, die uns dazu zwingt, uns selbst, unserer Lebensgeschichte und unserer Zukunft ins Auge zu blicken, und zwar mit einer Intensität, auf die wir meist nicht vorbereitet sind. Dabei wäre das wirklich wichtig, denn so werden die Wechseljahre von etwas, das uns einfach „passiert“, zu einer machtvollen Erfahrung, in der wir uns selbst und unsere Kraft finden.

Der aktuelle Stand der Dinge

In den vergangenen drei Jahren hat sich die Anzahl der Suchanfragen im Internet zum Thema Menopause verdreifacht – und das ist kein Wunder, denn laut der unabhängigen britischen Wohlfahrtsorganisation Nuffield Health befinden sich derzeit in Großbritannien rund 13 Millionen Frauen in der perimenopausalen oder postmenopausalen Phase. Aufgrund des Bevölkerungsanstiegs, der aus der ersten und zweiten Welle der geburtenstarken Jahrgänge resultierte, haben derzeit schätzungsweise mehr als 50 Millionen Frauen und Menschen, denen bei der Geburt das Geschlecht „weiblich“ zugewiesen wurde, in den USA das Durchschnittsalter für die Menopause erreicht.1 Bis zum Jahr 2050 wird sich diese Zahl wohl vervierfachen.2 Dennoch werden die Menge und die Vielfalt der Symptome ebenso wie die Bedürfnisse aller, die sich in der Perimenopause und Postmenopause befinden, weder in der Forschung, noch in der Gesundheitsbildung oder den Ausgaben im Gesundheitswesen abgebildet. Würden Männer mitten in der Nacht schweißgebadet aufwachen, unter kognitiven Störungen leiden und mit eingeschrumpelten Penissen leben müssen, wie viel Geld würde dann wohl bereitgestellt? Es gäbe sicherlich keine weltweiten Engpässe bei der Hormonersatztherapie wie es derzeit der Fall ist. Nach der Menopause bleibt uns schließlich immer noch ein Drittel unserer Lebenszeit, und die Auswirkungen der Hormonumstellung während der Wechseljahre begleiten uns durch all diese Jahre. Im Verhältnis dazu wird viel zu wenig auf diesem Gebiet geforscht.

Da in den vergangenen Jahren Themen wie die Periode und Fehlgeburten in den Vordergrund gerückt sind, beginnt die Menopause gerade erst an Aufmerksamkeit zu gewinnen. Stars wie Michelle Obama, Ulrika Jonsson, Meg Mathews, Louise Minchin und Michelle Heaton haben über ihre Erfahrungen mit der Menopause berichtet und erhielten dafür ein hohes Maß an Lob und Unterstützung. Die Psychologin und Menopausen-Expertin Diane Danzebrink hat die gemeinnützige Organisation Menopause Support (in Großbritannien) gegründet und ist die Triebfeder der Kampagne #makemenopausematter, die es sich zum Ziel gesetzt hat, das Wissen von Hausärzten über die Menopause zu fördern, die Menopause im Sozialkundeunterricht für Teenager zu thematisieren und das Bewusstsein am Arbeitsplatz für das Thema zu schärfen. Sie setzt sich auch dafür ein, dass Arbeitgeber entsprechende Richtlinien entwickeln, um Angestellte besser unterstützen zu können. All dies ist dringend erforderlich. Wer sich traut, mit seiner Hausärztin oder seinem Hausarzt über die Symptome zu sprechen (viele tun dies jedoch gar nicht erst), erhält häufig veraltete Ratschläge, da die meisten Mediziner nicht ausreichend geschult sind, um Wechseljahresbeschwerden, also menopausale Symptome, als solche zu erkennen und zu behandeln. Das liegt auch daran, dass im Studium nur wenig über die weibliche Gesundheit gelehrt wird, was über die fruchtbaren Jahre hinausgeht. Man könnte also fast meinen, dass unsere Gebärmutter nur so lange von Wert ist, wie wir darin ein neues Leben austragen können. Die British Menopause Society schätzt, dass rund ein Drittel aller Frauen sogar die Hälfte ihres Lebens in der Postmenopause verbringen werden – und dennoch werden ihre Bedürfnisse im Gesundheitswesen nahezu übersehen.

All dies kann tiefgreifende Auswirkungen haben. Mit Partnerschaften kann es rapide bergab gehen, die Arbeitsleistung kann sinken und 10 Prozent der Betroffenen überlegen sogar, aufgrund der Symptome die Arbeit ganz aufzugeben. Die Gesundheitsrisiken steigen, ebenso wie die Selbstmordgefahr. Das Durchschnittsalter für die Menopause ist 51 Jahre, und die britische Telefonseelsorge berichtet, dass die Altersgruppe mit der höchsten Selbstmordrate bei Frauen zwischen 50 und 54 Jahren liegt. Die Wechseljahre sind keine Krankheit, sie sind ein natürlicher und normaler Vorgang. Gleichzeitig sind sie aber eine Lebensphase, in der wir fundierte und hilfreiche Unterstützung benötigen. Dank dem passionierten und unermüdlichen Einsatz von Frauen wie Diane sehen wir auf diesem Gebiet endlich lang ersehnte Fortschritte.

Warum ich?

Was qualifiziert mich dafür, ein Buch über die Perimenopause zu schreiben, wenn ich sie selbst noch gar nicht durchlebt habe? Das habe ich mich selbst tatsächlich mehrfach gefragt. Ich habe überlegt, noch ein paar Jahre damit zu warten, bis ich eigene Erfahrungen gesammelt habe – und sicherlich denken einige, dass ich das auch hätte tun sollen. Ausgelöst wurde meine Entscheidung, dieses Buch dennoch jetzt schon zu schreiben, durch die zahllosen Kommentare, persönlichen Nachrichten und E-Mails, die ich von Menschen erhalten habe, die mein erstes Buch Superpower Periode (ebenfalls bei VAK erschienen) gelesen haben und mehr darüber wissen wollten, was in der Perimenopause mit den Hormonen geschieht – wie geht es weiter? Diese Frage kam so häufig auf, dass ich sie sogar als Titel für dieses Buch in Betracht gezogen habe. All diese Botschaften hatten eine Wirkung, weil das darin anklingende dringende Bedürfnis nach Informationen zu meinem dringenden Bedürfnis wurde, diese Informationen weiterzugeben, damit das Wissen wächst und Betroffene verstehen, was vor sich geht – und dass man eine Menge tun kann, um leichter durch die Wechseljahre zu kommen. Ich danke all jenen, die in den vergangenen 15 Jahren mit perimenopausalen und postmenopausalen Beschwerden zu mir gekommen sind, dafür, dass sie mir ihr Vertrauen geschenkt haben und ich einige ihrer Geschichten in diesem Buch erzählen darf. Ihren Fragen und ihrem Wunsch, die Wechseljahre anders anzugehen, ist es zu verdanken, dass Sie dieses Buch nun in Ihren Händen halten.

Ich bin mir sicher, dass das Buch anders ausgefallen wäre, wenn ich gewartet hätte – aber wäre es auch hilfreicher für Sie gewesen? Da bin ich mir gar nicht so sicher. Ich habe 10 Jahre lang Hunderte von Familien als Doula bei Schwangerschaft und Geburt unterstützt, bevor ich selbst Schwangerschaft und Geburt durchlebte, und ich war – ehrlich gesagt – eine bessere Doula, bevor ich selbst Mutter wurde. Seit mein Sohn auf die Welt gekommen ist, versuche ich darauf zu achten, dass meine Erfahrungen mich nicht zu sehr beeinflussen, wenn ich anderen dabei helfe, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Dennoch lauern sie heute immer im Hintergrund, während ich in den 10 Jahren zuvor ohne die Vorurteile eigener Erfahrungen beraten habe. Meine Klientinnen haben davon profitiert und ich hoffe, Ihnen geht es beim Lesen dieses Buchs genauso. Ich habe Informationen aus verschiedenen Ecken zusammengetragen und reichlich recherchiert, damit Sie sich diese Arbeit ersparen können. Und natürlich ist meine praktische Erfahrung mit eingeflossen, sodass Sie am Ende ein Gesamtpaket haben, das Sie gesundheitlich und hormonell hoffentlich gut durch die Wechseljahre bringt.

Ich bin gerne gut vorbereitet und ich möchte mich und meine Familie so gut wie möglich für die nächste Phase in meinem Leben wappnen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, was es bedeutete, als Teenager mit einer Mutter in den Wechseljahren zu leben, und ich wünsche mir eine andere Erfahrung für meinen Sohn und meinen Partner. Eine, in der man über die Dinge redet und in der Bewusstheit und Verständnis dafür herrschen, dass es Zeiten geben wird, in denen ich aus der Tür stürmen und ein paar Stunden lang am Wasser oder in den Bergen umherstapfen muss. Ich wollte wissen, welche Optionen mir zur Verfügung stehen, wenn die Zeit kommt, und das Schreiben dieses Buchs hat mir genau das ermöglicht. Auf diese Weise konnte ich auch vorab Entscheidungen treffen, von denen ich zum Teil selbst überrascht war. Die Herausforderungen der mittleren Lebensjahre treffen auch mich. Ich lerne, die Superpower meiner Hormone einzusetzen und gelassen den radikalen Umbruch zu genießen, den sie mir abverlangen.

Dieses Buch hat sich auch dann gelohnt, wenn es mir gelingt, mit dem furchtbaren Schlamassel aufzuräumen, den die fehlerhaften Ergebnisse der WHI-Studie (Women’s Health Initiative) geschaffen haben – eine Forschungsarbeit, die 20 Jahre lang für größtenteils unbegründete und beängstigende Schlagzeilen gesorgt hat (mehr dazu ab Seite 104).

Also, sind Sie dabei?

Los geht’s.

Kapitel 1
Was zum Teufel ist hier los?

Während unserer fruchtbaren Jahre gewöhnen wir uns an das, was wir als normal erleben – unsere individuelle Erfahrung des eigenen Zyklus. Bei all den zyklusbedingten Symptomen, wie Schmerzen, starken Blutungen, PMS, Brustspannen, Aufgeblähtheit und Veränderungen in Energie, Stimmung und Verhalten, wissen wir doch immer ungefähr, was wir zu erwarten haben. Ihr Zyklus mag mit seinen ausgeprägten Hochs und Tiefs einer Achterbahnfahrt gleichen, aber zumindest wissen Sie, wie sich eine Fahrt auf dieser speziellen Achterbahn anfühlt.

Mit der Perimenopause ändert sich das. Am Anfang sind es eher subtile Veränderungen, doch irgendwann schlagen die Wechseljahre zu. Anstatt in jedem Zyklus auf der gleichen Achterbahn unterwegs zu sein, fühlt es sich nun so an, als würden Sie ständig auf einer anderen fahren, vor allem wenn kürzere und längere Zyklen sich ohne Regelmäßigkeit abwechseln und nichts mehr so richtig vorhersehbar ist. Sie haben richtig gelesen – es ist an der Zeit, sich von regelmäßigen Zyklen zu verabschieden, sofern dies bei Ihnen bislang der Fall war, was nicht bei allen so ist.

 

Ratsuchende, die in meine Praxis kommen, sind häufig unsicher, ob sie überhaupt schon in den Wechseljahren sind. Sie erzählen mir, dass sich ihr Zyklus irgendwie verändert hat – meist betrifft es die Länge oder Stärke der Blutung. Manchmal sind neue Symptome hinzugekommen oder bestehende haben sich verschärft. Solche Veränderungen sind häufig (wenngleich nicht immer) den Wechseljahren geschuldet, aber weil sie nicht unbedingt in das Bild passen, das wir von Frauen in der Menopause haben – ständig schwitzend und zur Abkühlung vor dem offenen Kühlschrank stehend – verbinden viele Betroffene ihre Symptome nicht automatisch mit dem Einsetzen der Perimenopause. Die Hitzewallungen, die wir für so typisch halten, kommen tatsächlich häufig erst später.

Andere kommen zu mir, weil sie unter einer ganzen Reihe von Symptomen leiden, die dafürsprechen, dass sie die Wechseljahre durchleben, es ihnen aber nicht bewusst ist. Die meisten thematisieren die Perimenopause erst dann, wenn sie sich schon mittendrin befinden, und Jahre voller offensichtlicher Anzeichen und Symptome können der „hitzigen“ Phase mit den Schweißausbrüchen vorangehen, ohne jedoch mit den Wechseljahren in Verbindung gebracht zu werden. Ich bewerte das übrigens nicht, obwohl es mich ärgert, dass viele von uns nur wenig über die Funktionsweise unserer Hormone und Fortpflanzungsorgane wissen. An diesem Nichtwissen sind allerdings weniger die Betroffenen schuld als vielmehr das Patriarchat.

Natürlich gibt es auch all jene, die genau wissen, was in ihrem Körper abläuft und die sich einfach nur Hilfe und Unterstützung erhoffen.

Ganz gleich, in welchem Stadium Sie sich derzeit befinden (und ich hoffe natürlich, dass einige dieses Buch lange vor dem Beginn der Wechseljahre lesen) – beginnen möchte ich mit einer Erklärung, was genau die Perimenopause ist und wann sie startet, denn wenn Sie so ähnlich ticken wie ich, werden Sie sich eine klare und eindeutige Beschreibung wünschen, um von Anfang an zu wissen, ob Sie schon Mitglied im Club sind oder noch nicht.