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Dunkelheit über Tokyo – 1

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»Platz ist teuer hier. Ist ein bisschen enger als zu Hause«, sagte er, als er Takeos Blick bemerkte. »Aber man gewöhnt sich dran.«

Er bot ihm einen Tee an und zündete sich selbst eine Zigarette an. Mit keinem Wort ging er auf die Ereignisse des Vorabends ein.

Onkel Masao fragte Takeo nach allerlei Ereignissen aus der alten Heimat und gemeinsam schwelgten sie in Erinnerungen. Takeo erschien der Schrein seines Vaters plötzlich unendlich weit weg. Als redeten sie über einen längst vergangenen Lebensabschnitt. War er wirklich erst gestern früh von dort aufgebrochen?

Schließlich kam der Onkel zur Sache. »Und nun? Was hast du hier vor?«

»Ich weiß nicht, erst einmal brauche ich einen Job … vielleicht in einem Convenience Store oder in einem Restaurant oder so …«

»Na klar. Du kannst natürlich erst mal hier bleiben. Aber – du siehst ja, hier ist nicht viel Platz. Du solltest dir so schnell wie möglich etwas Eigenes suchen, okay?«

»Hai.« Takeo wollte eigentlich fragen, wer denn die Frau war, deren Stimme er gestern gehört hatte, aber da sein Onkel offensichtlich nicht darüber sprechen wollte, verkniff er sich das Thema.

Ein paar Stunden später fühlte sich Takeo sehr niedergeschlagen. Er hatte ein Dutzend Convenience Stores aufgesucht und dort seinen Namen und seine Telefonnummer hinterlassen, »für den Fall, dass eine Stelle frei wird«, aber nirgendwo hatte man ihm einen Job angeboten.

In der Gastronomie war es noch schlimmer: Wenn er sich in einem Restaurant vorstellte, wurde er immer nach seiner Erfahrung gefragt und er musste zugeben, dass er keine hatte. Auch dort wurde er höflich gebeten, seine Telefonnummer zu hinterlassen, aber Takeo konnte anhand der Mienen seiner Ansprechpartner bereits die Sinnlosigkeit dieser Maßnahme erkennen.

Dabei hatte er sich extra seinen dunklen Anzug angezogen und sein Onkel hatte ihm ein paar Tipps gegeben, wie er sich am besten vorstellen sollte. Was hatte er auch erwartet? Dass Tokyo nur auf ihn wartete? Dass ein Landei wie er sofort einen Super-Job bekommen würde? Er war ratlos und plötzlich war ihm zum Weinen zumute. Er fühlte sich entsetzlich einsam. Ein Mann war beinahe überfahren worden und ein anderer hatte Selbstmord begangen, keine drei Meter von ihm entfernt.

Vielleicht waren das Zeichen und er sollte schnell wieder nach Hause. Blöd nur, dass er nicht einmal dafür das Geld hatte. Sollte er seinen Onkel bitten, ihm das Geld für die Heimfahrt vorzuschießen? Nein, dachte er, jetzt erst recht – er würde sich nicht von dieser Stadt unterkriegen lassen. Wenn dies eine Drama-Serie wäre, würde er jetzt gleich eine Wahnsinnskarriere machen und bald stinkreich sein. Schade, dass es in der Wirklichkeit meistens ganz anders lief.

Weil er nicht gleich zu seinem Onkel zurück wollte, ging er noch kurz in den Convenience Store, in dem Mei arbeitete. Vor dem Laden lungerten ein paar Männer herum, die ihn neugierig musterten.

»Irasshaimase!«, rief eine Frau hinter dem Tresen, die er nicht kannte, doch dann sah er Mei. Auch sie rief »Irasshaimase!«, und kam nach einiger Zeit zu ihm. Er wollte etwas sagen, sie flüsterte ihm aber gleich zu: »Ich mache in fünf Minuten Pause, komm doch hinter den Laden.«

In einer Nebenstraße wartete er auf Mei. Ihm war wieder zum Heulen zumute.

»Hey, Takeo-chan. Schickes Stöffchen, hat das deine Mutter ausgesucht?« Sie strich über den Kragen seiner Anzugjacke. Mei trug eine Jacke über der Uniform; wahrscheinlich, damit man sie nicht als Angestellte erkannte.

»Hallo, Mei … san.«

Mei rollte die Augen, weil er die förmliche Anrede benutzt hatte, und machte ein übertrieben böses Gesicht. »Hey, willst du, dass ich mich wie eine Oma fühle?«, dann fuhr sie fort, »Hast du deinen Onkel getroffen?«

»Ja. Ich kann erst einmal bei ihm bleiben.«

»Na, immerhin. Und jetzt suchst du einen Job, was?«

»Hmm.« Wie hatte sie das mit seiner Mutter gemeint? War der Anzug so altmodisch? Er betrachtete sich im Spiegel eines Schaufensters. Naja, wie ein Geschäftsmann sah er nicht aus, aber doch ganz ordentlich.

In dem Augenblick kamen die Männer, die vor dem Laden gestanden hatten, um die Ecke herum.

»Hi, Mei-chan«, begrüßte sie der erste, ein schlanker, gut aussehender Mann Anfang 30, mit einem breiten Lächeln. Er trug ein zerknittertes Sakko über der Jeans, dennoch wirkte alles teuer und edel. Ob es Anzüge gab, die man schon zerknittert kaufte? Die beiden anderen Männer blieben hinter ihm stehen und nickten zum Gruß.

»Und das …?«, fragte der Mann und deutete mit dem Kopf auf Takeo.

»Das ist Takeo. Takeo, das ist Koji.«

Takeo verbeugte sich tief. »Schön, dich kennenzulernen. Yoroshiku onegaishimasu.«

»Yoroshiku«, erwiderte Koji und verbeugte sich lässig. Bei ihm sah einfach alles cool aus, dachte Takeo bewundernd. War er Meis Freund?

»Sag mal«, fragte Mei an Koji gewandt, »hast du nicht einen Job für meinen Freund?«

»Hmmm … er sieht ja aus, als ob er in einer Bank arbeiten möchte.« Die beiden Männer hinter ihm, die sich nicht vorgestellt hatten, lachten.

»Wenn Takeo-kun aber keine Angst hat, sich die Hände schmutzig zu machen, hätte ich etwas.« Prüfend sah er Takeo an. Der versuchte, so kräftig und zupackend wie möglich auszusehen.

»Hai!«

Koji lachte herzhaft. »Das ist okay. Kennst du den Biccamera Shop vor dem Bahnhof?«

Takeo nickte.

»Komm einfach heute um 21 Uhr an den Seiteneingang. Aber sei pünktlich, ich bürge für dich.«

»Hai!«

Die andere Verkäuferin des Convenience Stores kam ums Eck und sah zu Mei. Mei entschuldigte sich und ging.

»Denk auch über mein Angebot nach, Mei-chan!«, rief ihr Koji hinterher. Mei winkte, ohne sich umzudrehen.

Koji wandte sich wieder an Takeo: »21 Uhr. Pünktlich. Sag, Koji schickt dich. Und komm ohne den Anzug, ja?«

»Hai, verstanden.« Takeo verbeugte sich, »vielen Dank!«

3

Als Takeo um 20.45 am vereinbarten Treffpunkt stand, fragte er sich, worauf er sich da eingelassen hatte. Doch hoffentlich nichts Illegales? Gerne hätte er seinen Onkel noch um seine Meinung gefragt, aber der war noch nicht zu Hause gewesen. Um 21.10 kam ein Mann in grober Arbeitskleidung auf Takeo zu. Er war etwas rundlich und trug eine dicke Hornbrille. »Kommst du wegen des Jobs?«

»Hai! Koji schickt mich.«

Der Mann musterte ihn. Er schien zufrieden. »Okay, komm mit.«

So erschöpft wie noch nie in seinem Leben, betrat Takeo in den frühen Morgenstunden wieder die Wohnung seines Onkels. Masao saß an die Wand gelehnt auf dem Boden. Neben ihm standen ein überquellender Aschenbecher und eine halb volle Flasche Sake. Auf einem kleinen Fernseher, der im Eck auf dem Boden stand, lief eine Comedy-Show. Takeo wunderte sich, dass er noch wach war.

»Hey, Kleiner.«

»Konbanwa, Oji-san.«

Der Onkel bot ihm eine Zigarette an, was Takeo aber ablehnte. Wie es sich gehörte, nahm Takeo die Sakeflasche und schenkte seinem Onkel etwas ins Glas ein. Dann hob Masao die Flasche. Takeo holte sich schnell ein Glas und er bekam auch etwas eingeschenkt. Sie stießen an. »Kanpai!«

Dann kam der Onkel zur Sache. »Ich vermute, du hast einen Job?«

»Hmm … naja. So was Ähnliches.«

»Was heißt das?«

»Ich stand die ganze Nacht an einer Baustelle, habe eine Kelle geschwenkt und mich bei den Autofahrern für die Unannehmlichkeiten entschuldigt.«

Masao lachte schallend. »Das ist natürlich auch ein Job. Da hatte ich gar nicht dran gedacht – ich war der Meinung, diese Sachen würden von der Yakuza vergeben. Aber es bringt Geld, oder?«

»Ja. Aber ob ich mir davon eine Wohnung leisten kann …?«. Er zeigte die mageren Einkünfte seiner Nachtschicht. Das Geld hatte er gleich im Anschluss in bar bekommen.

»Es ist ein Einstieg. Ein Anfang … Kanpai!« Wieder erhob er sein Glas. Es sollte nicht das letzte sein.

Natürlich war sein Onkel längst weg, als Takeo aufstand. Mit brummendem Schädel las er die Nachricht, die auf dem Tisch lag. »Noch mal herzlichen Glückwunsch zum Job, Takeo-kun. Vielleicht hast du ja wieder so großes Glück und findest auch noch eine Wohnung.«

Takeo stöhnte. Wie stellte sein Onkel sich das vor? Wie sollte er so schnell eine Wohnung finden? Er beschloss, sich erst einmal einen Tee zu machen. Und nachzusehen, ob es in der Wohnung etwas gegen Kater gab.

»Irasshaimase!« Meis strahlendes Lächeln ließ ihn gleich seine Kopfschmerzen vergessen. Warum war er überhaupt in den Convenience Store gegangen? Es war, als hätten ihn seine Füße automatisch hierhergetragen.

»Na, was macht mein neuer Stammkunde?«, fragte Mei Takeo leise, als sie an ihm vorüberging.

»Hmpf«, machte Takeo. Schon wieder wusste er nicht, was er sagen sollte.

Er fragte sich, ob der Mann, der ihm den Job vermittelt hatte, Meis Freund war. Bestimmt. Es war ja ein wirklich gut aussehender Mann. Und Mädchen standen meistens auf etwas ältere Männer, die es im Leben schon zu etwas gebracht haben und nicht auf Tagelöhner wie ihn. Plötzlich klingelte sein Telefon. Ungeschickt kramte er es aus seiner Tasche. Eine Handynummer. Entschuldigend verbeugte er sich und nahm ab.

»Moshi, moshi?«

»Moshi moshi. Hier Kommissar Ichihara von der Tokyo Metropolitan Police.«

»Polizei?«, fragte Takeo etwas zu laut. Alle Kunden sahen zu Takeo. Er verbeugte sich nochmals und eilte aus dem Laden. »Einen Moment bitte.«

»Takeo Toda-san?«

»Hai.«

»Wir möchten uns kurz mit Ihnen unterhalten. Wo können wir Sie treffen?«

 

»Ah … das ist nicht so einfach.«

»Möchten Sie zu uns kommen? Ansonsten kann ich Sie auch zu Hause besuchen. Es wird nicht lange dauern.«

»Hmm … ja, gut. Sie können mich zu Hause treffen.« Er nannte die Adresse seines Onkels. Dann ging er schnell nach Hause, denn der Kommissar meinte, er sei gerade in der Nähe.

Als der Kommissar dann vor ihm stand, musste Takeo beinahe lachen. Mit seinem braunen Anzug, wie er vor 20 Jahren mal in Mode gewesen sein mochte, sah er genau so aus wie die Detektive im Fernsehen. Er zeigte ihm seinen Ausweis und sah Takeo scharf an. Takeo bat ihn nach drinnen und sie setzten sich gegenüber auf die Tatami-Matte.

»Toda-san, Sie wissen, warum ich hier bin?«

»Hai. Es geht um den Selbstmord in dem Manga Café.«

»So ist es. Haben Sie an dem Abend etwas Ungewöhnliches beobachtet?«

»Eigentlich nicht. Ich bin spät gekommen und habe die anderen Gäste gar nicht mehr gesehen.«

Der Kommissar machte sich Notizen auf einem kleinen Notizblock.

»Haben Sie etwas von dem Selbstmord mitbekommen?«

»Ich war dabei, als die Angestellte ihn am nächsten Morgen gefunden hat.«

»Aha …« Wieder machte er eine Notiz. Das musste er doch alles längst wissen. »Sonst noch etwas?«

»Hmmm … er hat geschnarcht. Ich habe ihn schnarchen hören.«

»Sind Sie sicher, dass das Schnarchen aus der Kabine des Verstorbenen kam?«

»Ja, ziemlich sicher.«

»Ist es nicht seltsam, dass sich jemand erst einmal schlafen legt und sich dann später umbringt?« Ichihara legte seinen Notizblock zur Seite und blickte Takeo durchdringend an.

»Ich weiß nicht. Jetzt, wo Sie es sagen, vielleicht schon.«

»Naja, so ungewöhnlich auch wieder nicht. Vielen Dank, das war’s schon wieder. Wir werden den Fall höchstwahrscheinlich bald abschließen. Für alle Fälle lasse ich Ihnen trotzdem meine Karte hier.« Er erhob sich zum Gehen.

Takeo hielt ihn noch zurück. »Ichihara-san, Sie wissen nicht zufällig, wo ich eine günstige Wohnung finde? Eine wirklich günstige.«

Überrascht drehte sich er Kommissar um. Dann kratzte er sich am Kopf und überlegte. »Haben Sie es schon unter den Bahnschienen versucht?«

»Unter den Schienen?«

»Ja. Da gibt es auch Wohnungen. Wir haben da schon öfters … Leute untergebracht. Weil es manchmal ziemlich laut ist, ist es auch billig. Nicht weit von hier gibt’s ein paar Wohnungen.«

»Arigato gozaimasu.«

Die Wohnungen waren nicht schwer zu finden, man musste einfach nur an den meist erhöht verlaufenden Bahnschienen entlanggehen. Und tatsächlich sah er mehrere Häuser, die direkt unter den Gleisen der Yamanote-Linie lagen. Ein Zug ratterte über die Gleise. Wenn es hier schon so laut war, wie musste sich das erst unter den Schienen anhören?

Aber es war besser als nichts. Sein Onkel hatte ihm bereits einmal die kalte Schulter gezeigt, und wenn der sagte, Takeo solle sich eine Wohnung suchen, dann war es ihm sicher ernst damit. In einem der Häuser stand in einem Fenster im Erdgeschoss ein Schild mit dem Mietbetrag und der Aufforderung, bei Interesse zu klingeln. Zu seiner Überraschung war die Miete wirklich günstig.

Eine winzige, gebückt gehende Frau zeigte ihm ein freies Zimmer. Das viereinhalb Tatami-Zimmer roch nach kaltem Zigarettenrauch und Moder.

»Neu in Tokyo?«

»Hai. Ich bin gerade erst angekommen.«

»Aha.« Sie schlurfte zum Fenster und öffnete es. Dann wandte sie sich ihm zu. »Kein Frauenbesuch nach 22 Uhr.«

»Hai«, antwortete Takeo, doch seine Antwort ging im Lärm eines Zugs unter, der über sie hinwegfuhr. Die Wände zitterten.

Die Alte lachte. »Da gewöhnt man sich dran. Am Anfang brauchst du zum Schlafen wahrscheinlich Ohrenstopfen.«

Dann zeigte sie ihm die Wohnung. »Saubere Wohnung. Alles da. Gasherd. Mikrowelle. Spüle. Hier ist Geschirr. Und hier … der Reiskocher. Ganz neu.« Stolz präsentierte sie einen chromschimmernden Reiskocher der Marke Tiger. Das Display zeigte ein blinkendes ›12:00 PM‹. Sie öffnete eine Tür: »Badezimmer.« Er sah eine winzige Sitzbadewanne und eine kleine Toilette und fragte sich, ob man die Tür überhaupt schließen konnte, wenn man auf dem Klo saß. Naja, irgendwie musste das wohl gehen. Über der Badewanne hing ein abenteuerlich aussehender Boiler. »Der Boiler fürs Badezimmer und die Spüle.«

»So einen hatten wir zu Hause auch.«

»Ach, so ist das. Dann muss ich Ihnen das ja nicht erklären.«

Dann stellte sie sich neben die Eingangstür. »Wollen Sie es?«

»Ja … aber ich weiß nicht, ob ich mir die Kaution leisten kann.«

»Kann jemand für Sie bürgen?«

»Ich denke schon … mein Onkel.«

»Dann sollte das kein Problem sein. Wann wollen Sie einziehen?«

»So bald wie möglich.«

»Kommen Sie morgen Vormittag. Bis dahin mache ich das Zimmer fertig.«

»Hai, arigato gozaimasu.«

Der Arbeiter mit der Hornbrille freute sich, dass Takeo wieder da war. »Die meisten kommen nur einmal.«

»Ich brauche das Geld.«

»Man merkt, dass du nicht von hier bist. Die jungen Leute von hier taugen nichts.« Er klopfte sich auf die Brust. »Ich komme aus Nagano. Ich mache das schon seit 12 Jahren.«

Auch die anderen Arbeiter nahmen nun Notiz von ihm. Einer bot ihm in der Pause etwas heißen Tee aus einer Thermoskanne an. Takeo fühlte sich etwas wohler. Aber die Arbeit war immer noch anstrengend und langweilig. Der Arm, in dem er die Warnkelle trug, schmerzte und vom ständigen Verbeugen meldeten sich in seinem Rücken Muskeln, von denen er keine Ahnung gehabt hatte, dass er sie überhaupt besaß.

Sein Onkel war nicht zu Hause, als er todmüde seinen Futon ausbreitete, sodass er ihm gar nicht die frohe Botschaft von seiner neuen Wohnung überbringen konnte.

Nach viel zu kurzer Zeit riss ihn der Wecker aus dem Schlaf. Er erhob sich und machte sich auf den Weg zu seiner neuen Wohnung. Er kam an dem Park vorbei, wo er mit Mei gesessen hatte und setzte sich erschöpft auf die Stufen. War das nun sein Leben? Unter den Bahnschienen hausen, nachts bis zur totalen Erschöpfung arbeiten und tagsüber schlafen? Ein Mann im Anzug eilte vorüber und betrachtete ihn gleichgültig. Erst dachte Takeo, dass es der Sarariman war, der den Unfall gehabt hatte, aber dann erkannte er seinen Irrtum.

Er fühlte sich einsam, schrecklich einsam. Er legte seinen Kopf zwischen die Beine und war im Nu eingeschlafen.

Etwas Warmes an seiner Wange weckte ihn. Er schreckte auf.

»Da braucht jemand dringend einen Kaffee, was?« Mei saß neben ihm und drückte ihm eine warme Dose Kaffee in die Hand. Sie öffnete eine weitere Dose, die sie für sich selbst geholt hatte.

»Takeo-chan. Ich habe mir Sorgen gemacht.«

Takeo war ganz baff. »Du …«, stammelte er.

»Ja, stell dir nur mal vor.« Sie wirkte ärgerlich. »Ich wusste ja nicht, wo du bist und in einer Stadt wie Tokyo kann man leicht verloren gehen. Hättest dich ruhig mal melden können.« Vorwurfsvoll sah sie ihn an. »Was sagt der Angeklagte zu den Vorwürfen?«