Taste Of Sin - Gefährlich Geküsst (Sammelband mit Gefährlicher Rausch und Gefährliche Liebe)

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2. Kapitel

Ein Ruckeln und das Knistern des Lautsprechers rissen Haily aus ihrem Traum. Verwirrt blinzelte sie und sah hinaus auf die Landebahn des Flughafens San José. Sie war in Costa Rica! Ihr Herz machte einen Satz. Zum ersten Mal überhaupt hatte sie Urlaub. Nur eine Woche, aber das spielte keine Rolle. Die paar Tage hatten ihr schreckliche Gewissensbisse beschert, denn damit hätte sie ihrer Mom den Geschirrspüler und eine neue Waschmaschine kaufen können. Doch ihre Eltern hatten darauf bestanden, dass sie einmal abschaltete.

Urlaub! Das Wort blieb wie der Geschmack von süßer Schokolade auf ihrer Zunge haften. Weißer Sand, Palmen und knappe Badehosen. Sie seufzte. Als wenn diese irgendetwas an ihrer Sehnsucht ändern würden. Zwei Monate war es her, dass sie Mr. Lastrelle im Fahrstuhl getroffen hatte. Und immer dann, wenn sie an jene Begegnung zurückdachte, blieb in ihr der unwiderstehliche Drang zurück, ihn endlich anzurufen. Noch heute lag das Kärtchen mit seiner Telefonnummer auf ihrem Nachtschrank. So nah bei ihr, dass sie an jedem Morgen in den vergangenen Monaten eine kalte Dusche brauchte, sobald sie aus ihren Träumen von ihm erwachte.

„Es tut mir schrecklich leid, Ms. Golden“, sagte Monice und blieb gleich hinter der Eingangstür stehen.

„Mmh?“, murmelte Haily, stellte ihren Trolley ab und bekam den Mund nicht mehr zu. „Wow.“ In der Beschreibung hatte gestanden, Luxury in Paradise und ja, die Villa war ein Traum. In dem hellen Wohnzimmer zogen die beiden sofaähnlichen Sitzmöbel aus dunklem Holz sofort jeden Blick auf sich. Weiche Kissen und Decken lagen auf der polierten Oberfläche. Flamingoblumensträuße, die verteilt auf dem Boden und dem Couchtisch standen, unterstrichen die Eleganz der Möbel.

„Das ist noch nie vorgekommen“, sagte Monice und zog damit kurzfristig Hailys Blick auf sich. Warum rang die kleine Frau die Hände und sah verzweifelt aus? Das Haus war eine Wucht. Selbst die offene Küche hatte vom Geschirrspüler über Kaffeemaschine und Toaster alles zu bieten.

„Ms. Golden, es tut mir wirklich aufrichtig leid“, wiederholte Monice und holte tief Luft. „Für die Umstände bieten wir Ihnen selbstverständlich eine Mietpreisverringerung an.“

„Umstände?“ Haily zog verwirrt die Augenbrauen zusammen. Von was zum Teufel sprach die Frau?

„Es hat eine Doppelbuchung gegeben“, sagte Monice mit einem entschuldigenden Blick. „Das ist noch nie vorgekommen und wir wissen auch nicht, wie das passiert ist.“

„Was für eine Doppelbuchung?“ Das klang nicht gut. Überhaupt nicht. „Was bedeutet das?“ Musste sie sich das Haus mit einem verliebten jungen Pärchen teilen, das zum ersten Mal zusammen in den Urlaub geflogen war? Oder mit einem älteren Ehepaar, das am Abend Tschaikowsky hörte und dazu trockenen Rotwein trank?

„Das andere Schlafzimmer wird ebenfalls belegt sein“, sagte sie und sah Haily auf herzerweichende Weise an. „Selbstverständlich werden wir alles dafür tun, dass Sie sich dennoch bei uns wohlfühlen, Ms. Golden“, versprach sie und rang erneut die Hände. „Die Schlafzimmer liegen weit auseinander und jedes besitzt ein eigenes Bad. Sie werden sich bestimmt mit ihm arrangieren. Dean ist ein zuvorkommender Mann. Aber falls irgendetwas sein sollte, können Sie uns bedenkenlos Tag und Nacht anrufen.“

„Natürlich“, murmelte Haily und ging zum Esstisch, der das Wohnzimmer von der Küche trennte. Sie stellte ihre Handtasche darauf und sah durch die Terrassentüren hinaus. Die goldenen Strahlen der Sonne strichen über dunkle Gartenmöbel, exotische Pflanzen und dem klaren Wasser des Pools. Doch die Idylle, die der Dschungel und die Villa ausstrahlten, bekam plötzlich einen gewaltigen Knicks. Sie hatte kein Problem damit, in einem Hotel Urlaub zu machen. Nur hatte sie sich darauf eingerichtet, hier allein zu sein und die Tage zu genießen. Mit einen Buch, einem Glas Rotwein und Sonnencreme auf der Haut. Nun würde sie Haus, Terrasse und Pool mit einem Fremden teilen müssen. Auf eine Weise, die nicht mit einem Hotel vergleichbar war, denn sie waren allein.

Schritte erklangen, dann legte Monice ihre zarte Hand auf Hailys Unterarm. „Die ganze Angelegenheit tut uns schrecklich leid, Ms. Golden. Wir werden alles tun, damit Sie Ihren Aufenthalt trotzdem genießen können. Wissen Sie, ich glaube an das Schicksal. Irgendwie hat dieses dafür gesorgt, dass ein Cop in Ihrer Nähe sein wird. Eine Frau ganz allein in dieser Villa hat uns schon ein wenig Sorgen gemacht. Doch Dean wird auf Sie aufpassen, das verspreche ich Ihnen.“

Möglich. Aber was, wenn sich die kleine Frau irrte? Was, wenn dieser geheimnisvolle Dean alles andere als ein sauberer Cop war?

Haily öffnete die Augen und blickte verwirrt auf die weißen durchsichtigen Stoffe, die das Bett umrahmten. Der Geruch von feuchter Erde, unzähligen Blumen und Grünpflanzen schwängerte die Luft. Zahlreiche Vögel und Affen veranstalteten um sie herum eine Musik, die ein exotisches Feeling besaß.

Costa Rica! Haily fuhr hoch. Ihr Blick auf die Uhr bestätigte, dass es bereits Nachmittag war. „Oh Mist!“ Sie musste fast drei Stunden tief und fest geschlafen haben. Dabei hatte sie doch den Pool testen und die Einsamkeit genießen wollen, bevor Mister Unbekannt hier eintraf.

Sie legte den Kopf schräg und lauschte. Bis auf die Tiere, die im Dschungel um sie herum um Futter oder Nistplätze stritten, schien im Haus alles ruhig zu sein. Haily sprang aus dem Bett, ging zu den Terrassentüren und blickte zum Pool. Er sah unberührt aus. Wenn nicht jetzt, wann dann? Sie schlüpfte in ihren Bikini und lief ins Wohnzimmer, das ebenso unbewohnt wie bei ihrer Ankunft aussah. Erleichtert ging sie weiter und erreichte gerade die Terrasse, als ein Plätschern ihren Blick zum Pool lenkte. Schwarze feuchte Haare tauchten über dem Beckenrand auf. „Heilige …“ Weiter kam sie nicht, denn dieser Adonis schob mit gesenktem Kopf seinen nackten Oberkörper aus dem Wasser. Grund Gütiger! Glitzernde Tropfen perlten über seine sonnenverwöhnte Haut. Tribal Tattoos umschlossen seinen festen Bizeps und schlängelten sich über seine Brust bis hinab zu seinem perfekten Waschbrettbauch, der in jedem Frauenmagazin mit einem Preis gekürt werden würde. Die schwarzen Linien des Tattoos umrahmten seinen Bauchnabel und folgten dann geradewegs dem schmalen Band aus nachtschwarzem Haar bis …

„Oh mein Gott“, entfuhr ihr. Mister Adonis trug nicht einen Fetzen Stoff am Körper. Seine stolze Männlichkeit bescherte ihr schweißnasse Hände und ließ ihr Herz augenblicklich in der Kehle klopfen. Er sah atemberaubend aus. Nach Sex jenseits von Gut und Böse. Haily schnappte nach Luft und wirbelte herum. „Sorry!“

Sie stöhnte. Warum entschuldigte sie sich? Monica hatte ihm bestimmt gesagt, dass er das Haus nicht für sich allein haben würde. Entweder hatte er trotz Hailys Mietwagen vor der Villa geglaubt, sie wäre nicht da, oder es störte ihn nicht, nackt gesehen zu werden. Sein Anblick war fantastisch, ohne Zweifel. Nur hinterließ seine männliche Arroganz ein aufregendes Kribbeln zwischen ihren Beinen und die Frage in ihrem Kopf, wie sie die kommenden Tage überstehen sollte. Bei diesem Adonis würde sie ständig eine kalte Dusche benötigen.

„Können Sie sich nicht etwas anziehen?“, fragte sie spitzer als beabsichtigt. Oh na klasse! Jetzt hörte sie sich wie eine alte Jungfer an.

Schritte erklangen hinter ihr. „Genügt ein Handtuch?“

Für einen Augenblick erstarrte alles in ihr. Diesen knieerweichenden Bass würde sie überall wiedererkennen. Selbst in einem ausgebuchten Fußballstadion. Aber was machte er hier? Sie schluckte schwer. Das spielte überhaupt keine Rolle. Mr. Lastrelle stand hinter ihr, war ihr so nah, wie seit zwei Monaten nicht mehr. Und sie müsste schon taub sein, um den vibrierenden Hunger in seiner Stimme zu überhören. Monica hatte sich geirrt. Mr. Lastrelle würde alles andere tun, nur nicht auf sie aufpassen. Er hatte völlig andere Dinge im Kopf.

„Kommt auf die Größe an“, erwiderte Haily. Sie ballte die Hände zu Fäusten, wappnete sich für den kommenden Anblick und wandte sich um. Augenblicklich unterdrückte sie ein Stöhnen. Irgendwie war es logisch, dass er sich die etwas größere Version eines Waschlappens um die schmalen Hüften geschlungen hatte. „Wow, das ist ja fast ein Bettlaken.“

Das Grinsen, das seine sinnlichen Lippen umspielte, richtete in ihrem Bauch ein heilloses Durcheinander an. Gott, wenn sie nicht gleich im Haus verschwand, war sie erledigt. Dann würde sie k.o. vor einem Cop gehen, der mit jeder Faser seines muskulösen Körpers verführte. Heilige Scheiße, sie wollte nicht dabei sein, wenn er es wirklich darauf anlegte, eine Frau in sein Bett zu bekommen.

„Nicht wahr?“ Er strahlte und Haily bekam den Wunsch nach einer Sitzgelegenheit nicht aus dem Kopf. Ihre Beine fühlten sich so schwach an, dass sie es unmöglich bis zu dem zwei Meter entfernten Esstisch schaffte. „Es ist schön, dich wiederzusehen“, sagte er und trat näher. In seinen Worten schwang jedoch die versteckte Frage mit, warum sie nicht angerufen hatte. Sie hatte unzählige Ausreden dafür gesucht, doch es gab nur eine Antwort. Sie wollte ihn. Wollte ihn so sehr, dass der Gedanke an seine Hände auf ihre Nippel aufrichtete. Allerdings standen sie noch immer auf verschiedenen Seiten.

Der Blick aus Augen, die Fragmente des Himmels über ihnen sein mussten, glitt über ihr Gesicht und verfing sich an ihren Lippen. „Deine Lippen sind noch genauso verführerisch, wie ich sie in Erinnerung habe“, murmelte er und trat vor sie. „Ich habe gehofft, dass du anrufen würdest.“

„Warum?“, fragte sie und sah einem Wassertropfen dabei zu, wie er über seine seidig zart aussehende Haut hinabglitt. Seine Muskeln wirkten wie gezeichnet. Als wäre er eine lebendig gewordene Statue eines antiken griechischen Künstlers. Nur mühsam gelang es Haily dem Drang zu wiederstehen, dem Tropfen auf seinen Weg hinab mit der Zunge zu folgen. Sie wollte Dean berühren und seinen Körper erkunden. So sehr, dass ihre Hände verlangend zu kribbeln begannen.

 

Er legte einen Zeigefinger unter ihr Kinn und hob ihren Kopf an, bis sie ihm in die schmerzhaft schönen Augen sah. Er ließ ihren Blick nicht los, während er mit einer zärtlichen, beinahe intimen Geste eine Strähne aus ihrer Stirn strich und die Finger in ihr Haar schob. „Weil ich dich will. Seit zwei Monaten. Seit du vor mir im Fahrstuhl gestanden und an das Gleiche wie ich gedacht hast.“

Ihre Knie verloren eindeutig an Festigkeit. „Hab ich nicht.“ Sie stöhnte. Gott, sie war eine Anwältin und hatte gerade ein perfektes Schuldgeständnis abgeliefert. Denn eigentlich hätte sie fragen müssen, was er gedacht hatte. So wie er sie ansah, war jedoch offensichtlich, dass seine Gedanken nicht weit von traumhaftem Fahrstuhlsex entfernt gewesen waren. „Ich habe mich auf meinen Mandanten vorbereitet.“

Dean griff nach ihr und zog sie an sich. Und sie ließ es geschehen. Es war unmöglich für sie, sich abzuwenden und ins Haus zu gehen. Sie konnte ja nicht einmal mehr atmen.

Seine Lippen senkten sich auf ihre. Fast. Drei verfluchte Millimeter fehlten und ihr blieb das Herz beinahe stehen. Sie ertrank in ihrem Durst nach seinem Kuss. Ertrank in der Sehnsucht danach, sich in sein Zungenspiel fallen zu lassen.

„Haily“, murmelte er und sie erschauerte. Ihr Name klang aus seinem Mund wie eine Liebkosung ihrer verborgenen Weiblichkeit. Mit starken warmen Fingern, die sündig verdorbene Spiele kannten. „Ich bin vielleicht vieles nicht, was ich sein sollte. Aber ich bin ein verdammt guter Ermittler. Ich sehe es, wenn mich jemand anlügt.“

Soviel dazu, dass er sie mit einer Ausrede davonkommen lassen würde. Eine seltsame Gefühlsmischung, die aus Wut, Scham und Verlangen bestand, begann durch ihre Adern zu kriechen. Sie fühlte sich ertappt und das war überhaupt nicht angenehm. „Du solltest dir einen Blindenhund zulegen“, sagte sie und löste sich von ihm. Mit drei Schritten hatte sie die Terrassentür erreicht und fand sich einen Atemzug später an der zweiten Tür wieder. Mit Deans heißem Körper vor ihr und dem kühlen Glas auf ihrem Rücken. Schauder rasten über ihre Haut, als sie die Mischung aus Lust und Verärgerung in seinen Augen aufblitzen sah. Wie ein Inferno in der Nacht. Gewaltig, zerstörend und brennend heiß.

Seine Lippen trafen ihre. Fordernd glitt seine Zunge in ihren Mund und sie war verloren. Hatte sie je eine Chance auf Sieg gehabt? Nicht bei diesem Mann. Nicht bei seinem wilden Verlangen, dass sie hart an ihrem Unterleib spürte.

Halt suchend klammerte sie sich an seinen muskulösen Oberarmen fest. Sein Becken drückte sie an das Glas, während seine Zunge mit ihrer spielte. Beinahe brutal und doch zärtlich. Zielgerichtet und trotzdem sanft. Als wenn seine Träume den Drang in ihm zurückgelassen hatten, ihren Mund in Besitz nehmen zu müssen.

Gott, sie wollte, dass es so war. Dass er verhungerte, wenn er nicht von ihr kosten konnte. Verrückt! Irrsinnig! Und dennoch so surreal sündig, dass sie sich nicht dagegen wehrte. Dies war nicht ihr Leben. Dies war ein Traum. Einer für ein paar Tage. Die sie einmal - weit entfernt von ihrem stickigen Büro - genießen wollte.

Sie stöhnte und presste sich fester an ihn, doch es war nicht genug. Sie wollte ihn auf jedem Zentimeter ihres Körpers spüren. Ihre Brüste waren heiß und ein süßes Ziehen wanderte von ihnen in ihren Schoß, als sie durch den Stoff des Oberteils seine Haut fühlte.

Seine Hände landeten auf ihren Hüften, folgten den Rundungen und fanden die Schleifen ihres Bikinihöschens. Dean zupfte an ihnen, beinahe spielerisch, indes wusste sie, dass nichts was er tat, ein Spiel war.

Oh bitte öffne sie! Wie ein Echo hallte ihr stummer Ruf durch ihr Inneres. Sie wollte ihr Becken kreisen, ihn zwischen ihren Körpern reiben und doch verschwand ihr Anflug von Ruchlosigkeit, bevor sie den Wunsch in die Tat umsetzen konnte. Sie war eher die solide. Die Frau für eine Beziehung und keine für einen One-Night-Stand. Und wieso konnte sie dann nicht gehen? Weshalb konnte sie ihn nicht von sich stoßen?

„Sag mir, warum du Green als Mandanten abgegeben hast.“ Seine Lippen schwebten über ihren. So verführerisch weich. So verführerisch feucht von dem feurigen Kuss. „Hat er gestanden und du konntest es nicht mit deinem Gewissen vereinbaren, ihn weiter zu vertreten?“

Seine Worte rissen sie wie eine kalte Dusche aus ihrer sinnlichen Lust. Von Kopf bis Fuß zitternd legte sie die Hände auf seine Brust und drückte ihn von sich. „Verdammt, Dean, Anwaltsgespräche sind vertraulich. Das solltest du wissen.“ Ein Beben durchlief sie, denn sie begriff, dass es ihr schwerfallen würde, ihm gegenüber zu schweigen. Green hatte während ihrer Gespräche kein Geständnis abgelegt, aber die Erleichterung, die sie deshalb verspürte, besaß einen ekligen Beigeschmack. Denn selbst wenn er es getan hätte, hätte sie Dean nichts sagen dürfen. Das wusste er und das wusste sie. Dennoch stellte er eine Versuchung dar, es trotzdem zu tun.

Er fuhr sich durch das Haar. Wieder und noch einmal, als wollte er sich beruhigen. Doch sie bemerkte, wie rasend schnell der Puls in seinen Schläfen pochte. „Green ist freigesprochen worden.“ Messerscharf wie eine Anklage schwebten seine Worte zwischen ihnen.

„Ich habe ihn nicht freigesprochen.“ Zum Teufel, wenn es nach ihr gegangen wäre, würde dieses Schwein bis an sein Lebensende kein Tageslicht mehr sehen. Die Beweise ließen keine Bedenken zu, dass er der Täter war und doch war er wegen der zweifelhaften Aussage seiner psychisch kranken Frau freigesprochen worden.

„Die Geschworenen haben das Urteil gefällt“, fügte Haily an.

Deans Augen wurden schmal und plötzlich fröstelte es sie. Die Luft um sie herum schien durch seine Wut abzukühlen und das in Rekordgeschwindigkeit. „Ist es so einfach für dich? Die Geschworenen haben ihn freigesprochen und fertig?“

Alles in ihr erstarrte. „Du kennst mich nicht“, brachte sie hinaus und schluckte ihre Tränen hinunter. Seine Anklage schmerzte sie. Tief, richtig tief. Als hätte er ihr ein Messer ins Herz gestoßen. „Kein bisschen.“

Sie fuhr herum und rannte ins Haus. Sie wollte nicht, dass er sah, wie verletzt sie war. Dass er sah, wie sehr sie sich nach seinem Vertrauen sehnte und danach, sich an ihn anlehnen zu können. Weil sie in manchen Momenten schwach war. Er könnte ihr Halt geben, denn seine Stärke reichte für sie beide. Die Frage war nur, ob er das mit seinem Gewissen vereinbaren konnte. Dean war ein Cop. Durch und durch - und sie liebte ihren Job.

3. Kapitel

Dunkelheit umhüllte die Villa, als Haily ihr Handy in der Handtasche verpackte, das Minikleid glatt strich und die Tür ihres Schlafzimmers öffnete. In der Nähe gab es ein paar Restaurants, die sie mit ihrem Mietwagen schnell erreichen konnte. Und falls sie da keinen Platz mehr bekam, war sie in fünfzehn Minuten in Puntarenas.

„Hi.“

Nach dem Streit mit Dean hatte sie geglaubt, weniger empfänglich für den vibrierenden Bass in seiner Stimme zu sein, doch sie irrte. Gewaltig. Selbst diese kurze Tonfolge streichelte sie und hinterließ einen aufsteigenden Schwarm Schmetterlinge in ihrem Bauch.

Er lehnte an der Terrassentür und sah mit seinem aufgeknöpften königsblauen Hemd und der Stoffhose mit den cremefarbenen Ziernähten so verführerisch heiß aus, dass sie ihn augenblicklich auf das kühle Laken ihres Betts drücken wollte.

„Hi.“

Sein Blick suchte ihren und hielt ihn fest, als wollte er ihn nie wieder loslassen. „Wollen wir noch einmal von vorn anfangen?“

Ihre Augenbrauen rutschten nach oben. Sie hatte mit vielem gerechnet, aber nicht mit diesem Friedensangebot. „Im Fahrstuhl?“

Ihre Worte entlockten ihm ein leises Lachen. „Bei unseren Gedanken?“

Haily ging zum Esstisch und stellte ihre Handtasche darauf. „Erst du.“ Schließlich war ein Friedensangebot noch lange keine Entschuldigung.

„Nach dem Essen“, murmelte er, kam zu ihr und hielt ihr den Arm hin. Die Frage, wohin er sie zum Dinner ausführen wollte, erübrigte sich, als ihr Blick auf die Terrasse fiel. Kerzen beleuchteten den Tisch, auf dem glänzende Rotweingläser, lupenreines Geschirr und eine Vase mit exotischen Blumen stand. „Wow.“ Hatte er das für sie vorbereitet? Verblüfft erstarrte sie. Dieser Mann machte es ihr gerade schwer, auch nur ansatzweise auf ihn böse zu sein.

„Es gibt Tunfischsteak auf einem Reisbett und dazu eine Auswahl an Gemüse.“

„Verwöhnst du alle Frauen, die du in deinem Bett haben willst, so?“, fragte Haily und biss sich in die Unterlippe. Die Vergangenheit zählte nicht, denn das war ein Traum. Das durfte sie nicht einen Moment vergessen.

Er zog sie an sich und sie ertrank in dem unglaublichen Blau seiner Augen. „Nur die, die ich so sehr will, dass es schmerzt.“

„Schmerzt?“, echote sie, ergriff seinen Arm und folgte ihm auf die Terrasse. Sein Duft umschmeichelte ihre Nase. Starke Männlichkeit gepaart mit verspielt sündiger Lust. „Warum hast du mich nicht angerufen?“ Er wusste, wo sie arbeitete, es wäre ein Leichtes für ihn gewesen, ihre Telefonnummer herauszubekommen.

Dean zog sich zurück, um ihr einen Stuhl zurechtzurücken. Er goss Rotwein ein, setzte sich an die rechte Seite des Tisches und reichte ihr ein Glas. „Weil ich das Gefühl hatte, dich mit einem Anruf in die Ecke zu drängen.“

Er stieß mit ihr an und Haily trank ein paar tiefe Schlucke von dem vorzüglich süßen Wein. „Und jetzt hast du das Gefühl nicht mehr?“

Er stöhnte. „Wenn ich an dich denke, ist nichts mehr logisch“, sagte er und stand auf. Er verschwand in der Küche und Haily bekam den Gedanken nicht aus dem Kopf, dass er wesentlich mehr hatte sagen wollen, jedoch die Worte hinunterschluckte. Dieses Essen sollte eine Entschuldigung und eine Verführung sein. Er wollte Sex und sie, wenn sie ehrlich war, auch. Worte verloren da an Bedeutung. Aber was, wenn er ihr das geben konnte, wozu kein Mann zuvor in der Lage gewesen war? Einen Orgasmus, der ihr den Kopf wegblies. Der ihren Verstand verscheuchte, bis sie nur noch ihn spürte.

Der Moment, als Dean aus dem Pool geklettert war, tauchte in ihren Erinnerungen auf und zwischen ihren Beinen begann es verheißungsvoll zu pochen. Wenn er mit dieser stolzen Männlichkeit in sie eintauchte, würde sie vermutlich mit einem Stöhnen auf den Lippen die Nägel ins Laken krallen. Haily presste die Schenkel zusammen. Ihn zu fühlen, würde ein Erlebnis sein, dass sie nie wieder vergaß.

Dean kam mit den Tunfischsteaks zurück. Obwohl sie glaubte, dass das süße Pochen in ihrem Unterleib ihre Sinne für alles andere blockieren würde, verursachte ihr jeder Bissen ein köstliches Geschmackserlebnis. Es war, als verstärkte der Fisch die Lust, die ihren Körper in Wellen durchlief. Genießerisch leckte sie sich über die Lippen.

Mit einem seltsamen Lächeln auf den Mundwinkeln umfasste Dean ihr Gesicht. „Du siehst aus, als würdest du gleich einen Orgasmus bekommen.“

Derart ertappt stieg ihr Hitze in die Wangen. Dean sah allerdings nicht aus, als würde ihn der Gedanke entsetzen, eher, als würde er ihn erregen. Haily senkte die Wimpern ein Stück und sah ihn mit leicht geneigtem Kopf und einem hoffentlich verruchten Blick an. „Und du würdest ihn genießen?“

Er musterte sie mit Augen, in denen sich das Kerzenlicht flackernd spiegelte. „Mit jeder Faser meines Körpers.“

„Hast du deshalb das Essen zubereitet?“

Er nahm ihr das Besteck aus den Fingern, legte es auf ihren leeren Teller und zog sie seitlich auf seinen Schoß. „Auch. Und wegen ein paar anderer Dinge.“

„Wegen süßem Rotwein?“, fragte sie neckend und strich mit den Fingerspitzen über die nackte Haut, die sein offenes Hemd preisgab. Ihr Puls klopfte in ihren Schläfen, als sie ihm das Seidenhemd von den Armen streifte. Nicht schnell, wie sie es vorgehabt hatte, sondern Zentimeter für Zentimeter. Seinen Körper zu betrachten war ein Genuss, der jede verstreichende Sekunde wert war.

Als sie das Hemd fallen ließ, glitten seine Hände in ihren Nacken und er zog sie näher. „Rotwein, den ich von deinen Lippen lecken will.“ Spielerisch begann er Küsse auf ihre Mundwinkel zu hauchen, bevor er fast behutsam ihre Lippen öffnete und mit seiner Zunge über ihre strich.

„Verführerisch süß“, murmelte er, während seine Hand über ihren Arm nach unten sank und auf ihrem Knie liegen blieb. Haily erschauerte.

 

„An was hast du im Fahrstuhl gedacht?“, fragte sie und erbebte, als sein heißer Blick über ihr Gesicht glitt und sich auf ihren Lippen verfing. War es das gedämpfte Kerzenlicht, oder wurden seine Augen tatsächlich dunkler?

Mit zwei Fingern strich er ihr eine Haarsträhne über die Schulter und betrachtete die Haut, die er entblößt hatte. „Wie heftig dein Puls unter meinen Lippen hämmern würde, wenn ich mich von deiner Halsbeuge an zu deinem Ohr küsse“, sagte er leise und beugte den Kopf zu ihr. Seufzend neigte sie ihren zur Seite und Dean belohnte sie dafür mit heißen Küssen auf ihrem Hals, bis er ihr Ohrläppchen erreichte und es in seinen warmen Mund saugte. Haily entfuhr ein Stöhnen. „Und wie sich deine Beine anfühlen, wenn du sie mit über den Hüften geschobenen Rock um mich schlingst.“

Er atmete tief ein und führte seine Finger Schlängellinien malend zur Innenseite ihres Oberschenkels. Ihr Mund trocknete aus. „Sag mir, wenn ich aufhören soll. Ich kann es sonst nicht.“

Seine Worte schickten Hitze und ein sündiges Pulsieren zwischen ihre Schenkel. Ich kann es sonst nicht! Welche Frau schmolz bei solchen Worten von einem solchen Adonis nicht dahin? Hailys Kopf sank in den Nacken, als sich seine Finger höher tasteten. Ihr Atem wurde schwer und sie musste sich an seinem Oberarm festklammern.

„Soll ich aufhören?“ Seine Stimme war ein raues Flüstern. Eins, von dem sie oft in der Dunkelheit der Nacht geträumt hatte.

„Nein. Nicht aufhören. Bitte!“ Sie öffnete die Beine für ihn. Jeder Zentimeter kam ihr wie ein beinahe dekadenter Moment vor. Ein Traum, völlig abseits ihres normalen Lebens. Und doch wollte sie, dass er sie berührte. Dass seine Finger den Punkt fanden, der feucht und heiß auf ihn wartete. Bereit für seine Erkundungen, deren Vorahnungen Haily seufzend die Lider schließen ließ.

„Ich könnte dir ewig zuhören, wenn du nicht aufhören sagst“, flüsterte er an ihrem Ohr, als er mit dem Mittelfinger über die Naht ihres Spitzentangas strich. Und hielt den Atem an. „Gott, Haily. Du machst mich wahnsinnig, weißt du das?“, stöhnte er an ihrem Hals und glitt mit den Zähnen über ihre Haut.

Sein Eingeständnis klang danach, als wäre das nie zuvor geschehen. Als wäre sie die einzige Frau, die in der Lage war, seinen Verstand zu verscheuchen.

Haily drängte sich seiner Hand entgegen und sein Mittelfinger begann, kleine Kreise um ihre angeschwollene Klitoris zu malen. Wieder und noch einmal, bevor sein Finger unter die Spitze tauchte und ihre feuchten Lippen teilte, die ihren intimsten Punkt verbargen.

Ihr Mund fand seinen, während er sie liebkoste. Vor und zurückglitt. Neckend, zärtlich, verspielt. Keuchend löste sie sich aus dem Kuss. Immer wieder glitt sein Finger genüsslich durch ihre Nässe. Als würde dieser Moment alles sein, was Dean je gewollt hatte.

Und Haily begriff, dass sie vollständig verloren war. Diese Lust, die er ihr schenkte, übertraf alles zuvor. Übertraf jede vorangegangene Nacht, jeden Augenblick der Ekstase. Kein anderer war wie er. Keiner hatte je auch nur geahnt, was sie wollte und brauchte. Ein Wimmern flüchtete über ihre Lippen, als sie ihm ihr Becken entgegenschob. Mehr, oh bitte.

Sie blieb stumm und doch erhöhte er ihren lautlosen Ruf. Ein Fingerpaar stieß in sie, sein Daumen liebkoste kreisend ihre Klitoris. Sein Rhythmus war vollkommen dekadent und raubte ihr den Atem. Immer wieder brachte er sie bis kurz vor den Höhepunkt, um sich dann zurückzuziehen. Wieder und wieder schenkte er ihr einen Trip, der aus Adrenalin und überwältigender Lust bestand, um sie dann kurzfristig mit sanften Küssen zu beruhigen.

„Dean!“ Sie schmolz dahin und war nur noch Wachs in seinen Fingern. Er verführte sie und nahm sie in Besitz, als ob er alles von ihr haben wollte. Ihren Körper und ihre Seele und sie war nicht in der Lage, ihm beides zu verwehren.

„Sieh mich an“, bat er mit rauer Stimme und schlang den freien Arm um ihren Rücken. Sie wollte nach seinem Gürtel greifen, doch er schüttelte zu ihrer Verwunderung den Kopf. „Schenk mir diesen Moment.“

Haily versuchte, die Bedeutung seiner Worte zu erfassen, aber da war nur undurchsichtiger Nebel in ihrem Kopf. „Warum?“

„Weil ich dich will“, erwiderte er und küsste sich zu ihrer Brust hinab. Durch den Stoff ihres Kleides saugte er ihren harten Nippel in den Mund und stieß im gleichen Moment ein Fingerpaar in sie. Ein Lustpfeil raste durch ihren Körper und schien sich in glänzenden Lichterfunken zu entladen. Haily kam derart heftig, dass sie nichts mehr wahrnahm. Nur die Wellen, die berauschend ihr Inneres durchtanzten, als würden sie nie enden wollen.

Deans Lippen fanden ihre. Sein feuriger Kuss war dennoch so zärtlich, dass sie die Sehnsucht überfiel, hier für immer mit ihm sitzen zu können. In dieser Welt, die ein kurzer Traum war. In der die Luft nach Salzwasser und exotischen Blumen schmeckte. In der Dean süßen Wein von ihren Lippen leckte und sie ansah, als wäre sie die Frau für ihn, mit der er als Einziges den Traum teilen wollte, den er seit Jahren hatte.

Haily zuckte zusammen. Angst durchfuhr sie kalt. Hatte sie sich verliebt? Entsetzen drückte ihr jäh tonnenschwer auf den Brustkorb. Sie hatte. Schon vor Wochen. Schon im Fahrstuhl. War sie verrückt?

„Was hast du?“

Seine leise besorgt klingende Stimme trieb ihr Tränen in die Augen. Wie hatte sie nur vergessen können, dass dies kein Traum, sondern die Realität war? Die Wirklichkeit, in der sie auf verschiedenen Seiten standen. Seiten, die immer für Streit sorgen würden.

Wut auf ihre eigene Schwäche und Dummheit ließ Haily hochfahren. „Es tut mir leid“, brachte sie hinaus. „Ich kann das nicht.“ Sie konnte nicht, doch sie wollte. So verzweifelt, dass ihr Herz beinahe stehen blieb.

Zwei Sekunden vergingen, bevor in Deans Augen eine Mischung aus Verletzlichkeit und Enttäuschung auftauchte. Wie Messer fuhren ihr seine Gefühle durch den Körper. Er fühlte sich ausgenutzt und zurückgewiesen und sie konnte nichts tun, außer ins Haus zu laufen und zu hoffen, dass er ihr irgendwann verzeihen würde.