Der Pirat aus der Badewanne - Kjell 14

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Der Pirat aus der Badewanne - Kjell 14
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Kurt Knirsch

Der Pirat aus der Badewanne - Kjell 14

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Der Pirat aus der Badewanne

Impressum neobooks

Der Pirat aus der Badewanne

Der Sturm tobte schon seit Stunden mit einer Stärke, welche selbst den härtesten Seemann große Angst einflößen könnte. Riesige Wellen erhoben sich, scheinbar aus dem Nichts oder dem Meeresgrund und türmten sich zu Bergen aus Wasser und grenzenloser Zerstörung. Über alledem heulte und stöhnte ein schrecklicher Orkan. Das Meer und die ganze Welt schienen sich zu einer Verschwörung verbündet zu haben um das Segelschiff, welches einen fast verzweifelten Kampf gegen die Macht des Untergangs und der Vernichtung, führte.

Riesige Wassermassen überschütteten das Schiff immer und immer wieder. Es ächzte und knarrte in allen Fugen, bäumte sich manchmal auf um dann mit einem furchtbaren krachen in einen neuen Berg aus Wasser hinabzustürzen. Es war eine Fahrt auf dem Rücken einer Rasierklinge, dieses auf und ab, dieser schreckliche Ritt auf einem Gebirge aus Wasser.

Längst waren von allen Segeln nur noch nasse Stofffetzen, an den Mastspitzen, vom Sturm in Streifen gerissen und von der einstigen Piratenflagge mit den gekreuzten Knochen und dem Totenschädel, war auch nur noch ein nasser Lappen am Großmast.

Und doch stand bei diesem schrecklichen Unwetter, bei Blitzen welche die Nacht zum Tag werden ließen, Donner welcher einen fast taub werden ließ, Sturm der die Seemänner vom Schiffsdeck fegte wie welke Blätter im Herbst von den Straßen und meterhohe Wellen, der tapfere Kapitän, der von allen seinen Feinden gefürchtete Pirat Kjell 14, am Steuerrad seines stolzen Segelschiffes und versuchte den stolzen Dreimaster durch das Unwetter zu bringen.

Heute weiß niemand mehr, warum dieser grausame Pirat den Namen Kjell 14 bekam. Einige behaupten er habe einmal bei der Eroberung eines Schiffes, 14 feindliche Seeleute im Kampf getötet, und jene die dieses im Brustton der Überzeugung behaupteten, es selbst gesehen zu haben und dabei gewesen zu sein, während andere bei Gott und dem Teufel schworen, Kjell 14 kam zu seinem Namen, weil er während einer Piratenfeier, in Tortuga, einem berühmten Piratentreff in der Südsee, 14 Flaschen Rum, in einer Nacht ausgetrunken haben soll.

Plötzlich, ein schrecklicher Blitz am Himmel, ja es schien das dieser Blitz sekundenlang über der Großmastspitze leuchten blieb, und die Augen des furchtlosen Kapitäns am Steuerrad seines Piratenschiffes blendete, das eine Stimme wie von ganz, ganz weit aus der Ferne zu hören war: „Hallo mein Kleiner…..aufstehen.“

Ein kleiner Junge schlug seine Augen auf…….aufstehen warum? Kjell streckte seine Arme und seine Beine, ja seinen ganzen Körper einmal nach recht dann nach links. Dann blinzelte er der Morgensonne entgegen, die gerade durch das Fenster in sein Kinderzimmer strahlte, genau auf sein Bett und auch da, genau auf seine Augen.

„Mami, muß ich wirklich aufstehen? Oooh ich muß doch mein Schiff vor dem großen Sturm retten.“

„Sturm?“ fragt seine Mami zurück und legte ihre Stirn in kleine Falten.

„Ja der große Sturm, weißt du. Plötzlich war er da, er kam von Südwesten……riesige Wellen, sage ich dir Mami. Aber mein Seeräuberschiff, die „Schwarze Möwe“, ist ein gutes Piratenschiff.“ Kjell krabbelte aus seinem Bett, stellt sich auf seine Füße und geht in Richtung Badezimmer. Eigentlich ist es jeden Morgen das gleiche mit und nach dem aufstehen. Waschen, Zähneputzen, anziehen….jeden Morgen irgendwie die gleiche Procetur. Kjell, der jetzt kein Piratenkapitän ist, sondern einfach nur der kleine Junge von nebenan, kennt dies und seinen geregelten Tagesablauf. Bestimmt wird jetzt seine Mutter gleich nach ihm rufen, dass das Frühstück fertig sei und er zu Tisch kommen soll.

„Kjell“ ruft sie schon „ das Frühstück ist fertig“ na was habe ich gesagt denkt Kjell, Frühstück ist fertig. Und so tappst er, immer noch etwas müde und verträumt von dem schweren Sturm, in Richtung Küche wo auf dem Küchentisch schon ein leckeres Frühstücks wartet. Nutellabrötchen und süßer Kakao. Herzhaft schmatzend genießt der kleine Kjell sein Brötchen. „Du Mami“ versucht er mit vollem Mund zu sprechen, „du Mami, weißt du was ich heute Nacht geträumt habe?“

„Ja“ antwortete Mami, „irgendetwas von einem großen Sturm und einem Schiff.“

Kjell hatte inzwischen seinen Mund leergekaut und wollte erzählen: „Mami da war ein furchtbarer Sturm und meine „Schwarze Möwe“, mein Piratenschiff, weißt du, drohte fast zu sinken. Aber ich stand am Steuerrad und rettete mein Schiff wie ein richtig großer und schrecklicher Piratenkapitän!“ Aber offenbar hatte Mami anderes im Kopf, als sie nur beiläufig erwähnte: „Iss bitte dein Frühstück auf, du musst heute noch pünktlich in die Schule gehen.“

„Blöde Schule….muss ich wirklich in die Schule? Seit wann gehen den Piratenkapitäne wie ich in die Schule.“ Der Junge kam ins träumen. Ja, es war schon immer sein Traum gewesen ein Pirat zu sein. Niemand weiß woher er diesen Gedanken hatte und mit 6 Jahren konnte er auch schon lesen, nicht so schnell und flüssig wie ein Erwachsener, aber schon so gut und fließend, das es für Bücher reicht. Es dauerte zwar seine Zeit, aber Kjell war eine richtige Leseratte für sein Alter. Seine Eltern ließen ihn gewähren, auch mit seinen Träumen, es ist gut, dachten sie wenn Kinder Träume haben.

„Mami was ist draußen für ein Wetter?“

„Schau bitte selbst aus dem Fenster, ich bin nicht dein persönlicher Wetterdienst.“

Der kleine Junge blickte aus dem Küchenfenster…….Sonnenschein, wunderbarer, herrlicher sommerlicher, strahlender Sonnenschein. Das ideale Wetter für einen Beutezug und Schiffe kapern in der Südsee…….ein kleiner Pirat träumt.

Blöde Schule. Schule das ist dann wieder stillsitzen, zuhören und aufmerksam sein, was die Lehrerin: Fräulein Sommerkorn, in Mathe und Deutsch an die Tafel mit ihrer Kreide schrieb. Mathe ist doof und Deutsch noch doofer, jedenfalls für Kjell. Aber was sein muss, muss eben sein, Schule auch….auch wenn sie doof ist. Immerhin waren Papa und Mama ja auch in der Schule als sie noch Kinder waren und so teilt sich dieses grausame Schicksal eben auch mit Kjell.

Nach dem Frühstück ging der kleine Junge in sein Zimmer um seine Schulsachen zusammen zu suchen und seinen Schulranzen zu packen. Habe ich alles eingepackt was ich brauche, denkt er. Bleistift, Radiergummi, Buntstifte, Gummiringe, Weinkorken, Bücher, den Malblock für schöne Bilder, kleine Steine, Kaugummi und die vielen anderen Dinge welche in sicherlich jeden Schulranzen von Schulkindern zu finden sind. „Mami hast du mein Pausenbrot fertig?“ ruft er hinunter.

„Schon lange fertig Kjell“ kam es von unter zurück.

Inzwischen besserer Laune steigt Kjell die 14 Stufen von seinem Kinderzimmer in das Erdgeschoß des kleinen Hauses, in dem er und seine Eltern wohnten hinunter, geht in die Küche und greift nach seinem Pausenbrot. „Was ist auf dem Brot Mami?“

„Deine Lieblingswurst mein Kleiner“

„Ich bin nicht dein Kleiner! Ich bin der der berühmte und gefürchteter Piratenkapitän Kjell 14! Weißt du das denn immer noch nicht liebe Mami!“ sagte Kjell und schaute dabei fast etwas zornig auf seine Mutter.

„Wo ist denn eigentlich Papi?“

„Papi ist schon arbeiten. Ja schon gut mein Kleiner, jetzt gehe erst einmal in die Schule und lerne fleißig.“ Wiebke, die Mama von Kjell gab ihm einen leichten Klapps auf den Hintern, noch schnell einen Kuss auf den Mund gedrückt und schob ihren kleinen Jungen sanft aus der Haustüre. Bis zur Schule war es nicht besonders weit, vielleicht 20 Minuten zu Fuß. Also geht Kjell gemütlich in Richtung Schule. An der der nächsten Straßenecke kommt sein Freund Patrik hinzu.

„Hi Kjell“

„Hi Patrik alles klar?“

„Ja eigentlich schon, nur meine Eltern streiten sich schon wieder. Immer dasselbe mit denen, ich glaube die werden auch nicht mehr vernünftig“ antwortete Patrik.

„Streiten ist blöd Patrik, aber so sind nun einmal die Erwachsenen. Wenn sie nicht streiten dann ärgern sie uns. Mein Vater auch immer. Der will das ich ihm immer das ich ihm alles erzähle was in der Schule passiert ist.“ Die Beiden gehen, sich unterhaltend, weiter. Noch eine Hausecke weiter und schon ist die Schule zu sehen. Es ist ein altes Haus, die Schule, mindestens 100 Jahre steht das Backsteingemäuer. Und so alt wie die Schule scheint es, sind auch die Lehrer, dies behaupten jedenfalls die älteren Schüler. Besonders Herr Dr. Kurtmann, der ist so etwas von altmodisch, in seinen weißen Socken, Anzug und seine über alles geliebte Fliege am Hemd. Echt wie aus dem letzten Jahrhundert. Und genauso ist auch seine Lehrmethode. In der Regel steht er an seinem Pult, schiebt seine randlose Brille auf die Nase, blickt über die Gläser und sagt mit seiner tiefen Stimme: „Wer von Euch möchte das Wort Haus an die Tafel schreiben.“ Und da sich keiner von den Schülern meldet, bestimmt er Lea, die in der vorletzten Reihe sitzt und der heimliche Schwarm von Kjell ist. „Lea, komm bitte einmal an die Tafel, nimm dir ein Stückchen Kreide und schreibe das Wort: Haus.“

Lea steht auf, kommt nach vorne an die Tafel und schreibt, anstatt Haus, das Wort: Hans an die Tafel und legt die Kreide wieder in die Ablage. Anschließend geht sie wieder zurück an ihrem Platz. Einige Kinder schmunzeln, andere rufen: faaaalsch.

 

„Ruhe „ruft Dr. Kurtmann. Es ist still im Klassenzimmer. „Was hat Lea hier falsch geschrieben?“

„Haus schreibt man mit u und nicht mit n, sonst heißt es ja Hans“ ruft Jasmin, aus der letzten Reihe, in die Runde, ohne sich zu melden.

„Jasmin da hast du recht, aber wir haben uns darauf geeinigt, dass wir uns melden wenn wir etwas zu sagen haben. Also dann gehe bitte an die Tafel und schreibe das Wort richtig.“ Und so geht Jasmin nach vorne, nimmt ebenfalls ein Stück Kreide in die rechte Hand und den Tafellappen in die linke, um das falsch geschriebene Wort weg zu wischen. Anschließend schreibt sie Haus richtig an die Tafel.

So vergeht der Vormittag, auch für Kjell, mit lernen und schreiben. Inzwischen hatte es zur Pause geläutet. Laut schreiend stürzt eine junge Klassenmeute auf den Schulhof und genießt die freie Zeit zwischen den Lehrstunden. Zum richtigen Zeitpunkt klingelt es zu Schulschluss. Gemeinsam machen sich die beiden Freunde, Patrik und Kjell, wieder auf den Nachhauseweg, ohne zu vergessen das dies ja auch eine Möglichkeit ist, zum Herumalbern in welcher Form auch immer. Hauptsache es ist lustig und macht Spaß.

So kommt ein gutgelaunter Kjell pünktlich zum Mittagessen nach Hause, wo schon ein gedeckter Tisch mit Nudeln mit Tomatensoße auf ihn wartet. „Hallo Mami bin wieder da“ ruft er als er in die Küche kommt.

„Hallo mein Schatz, wie war die Schule heute“ kam es zurück.

„Langweilig wie immer, und stell dir vor, Herr Dr. Kurtmann hat nicht gewusst das man das Wort Haus mit u in der Mitte schreibt.“

„Na, kann mir eigentlich gar nicht vorstellen“ antwortet Wiebke. „Aber wasch dir erst einmal die Hände vor dem Essen und dann gehe zu Tisch.“ Der Junge geht in das Badezimmer und tut dies. Nudel mit Tomatensoße mag Kjell besonders gerne, demensprechend groß ist sein Appetit. „Weiß du Mami, dass ich heute noch, mit meiner Mannschaft auf große Seeräuberfahrt gehen muss“ sagt er, den Mund voller Nudeln.

„Aha und was sonst noch? Wie wäre es denn mit Hausaufgaben du kleiner Pirat mit Nudeln im Mund?“

„mpf….mpf….muss ich die jetzt machen?“

„Nach dem Essen und vor der großen Seefahrt.“

„Blöde Hausaufgaben“ brummelt Kjell. Doch es hilft nichts in seinem jungen Leben, Hausaufgaben müssen eben erledigt werden. Also nimmt er, nachdem er fertig gegessen hatte, seine Schulsachen, geht in sein Zimmer und setzt sich an seinen Schreibtisch. Heute soll er in Deutsch 3 Zeilen schreiben, mit Wörtern in denen die beiden Buchstaben au vorkommen. Weiter in Mathe die Zahlen 1 – 10 jeweils 3x, in Sonntagsschönschrift, wie Frl. Sommerkorn die Lehrerin ausdrücklich sagte. Und so geht es, wie es vielen, vielen Schülern an allen Schulen dieser Erde geht, Schulaufgaben schreiben. Doch auch diese Aufgabe war nach einiger Zeit geschafft, anschließend nahm der kleine Junge seine Schulhefte um sie seiner Mami zu zeigen und sich natürlich auch einmal von ihr loben zu lassen.

„Darf ich jetzt in den Garten spielen gehen“ fragte er.

„Darfst du Kjell“ war die Antwort.

Es gab an diesem Tag nichts schöneres, als im Garten seinen Träumen nachzuhängen, auch für Kjell. In seinen Träumen war er der große und starke Piratenkapitän. Gerne hätte er eine große Mannschaft auf seinem Schiff, welches zwar nur aus einigen zusammengefügte Bretter bestand, welche sein Vater ihm einmal gebastelt hatte, doch für ihn, das Tor für die große weite Welt, der Seefahrt bedeutete. Also betrat er sein Schiff…..“alle Mann an Bord, der Kapitän kommt“ rief er aus und seine Phantasie ließ eine verwegen aussehende Piratenmannschaft an Bord erscheinen. Da war der lange Hein mit seinen 2 Pistolen im Gürtel, oder der kleine mutige Piet, mit der großen roten Nase und seinem breiten Säbel an der Seite. Dann war noch der dicke Sam, der auch als Schiffskoch das Essen zubereitete, auch wenn es meistens schrecklich schmeckte, was er da immer zusammenkochte, entweder total versalzen oder schwarz vor lauter Pfeffer. Doch nach einigen Schlucken Rum, der natürlich auf keinem Schiff fehlen durfte, konnte man seinen Fraß herunterspülen. „Männer“ rief der kleine Junge laut, „Männer, heute gehen wir auf große Fahrt. Wir fahren in die Südsee und suchen den Schatz von den anderen Piraten, auf der Insel Haubama. Und wenn uns unterwegs einige vollgeladene andere Schiffe begegnen, dann überfallen wir sie und rauben sie einfach aus. Habt ihr das verstanden ihr dummen Heringe?“ Und der lange Hein, der dicke Sam, sowie der kleine Piet schrien ein lautes „Ja Sir Kapitän, haben wir verstanden.“

„Na also, alles auf seine Plätze, wir stechen in See.“

Und der Garten wurde in der Vorstellung des kleinen Jungen, zu einem riesigen Ozean, auf dem sein Segelschiff die „Schwarze Möwe“ ein stolzer Dreimaster, den Kurs in die Südsee nahm.

Unterbrochen wurde die Seefahrt einmal von Welma, dem Schäferhund von der Nachbarfamilie, der schwanzwedelnd zu Kjell gelaufen kam um sich streicheln zu lassen und einige Minuten später von seiner Mami, welche ihn fragte ob er nicht einmal etwas zu trinken haben möchte. Ein Glas Milch oder eine Limo vielleicht…..als ob Piraten Milch und Limo trinken, dachte Kjell. Doch was wissen eigentlich Eltern über Piraten?

Am Abend dann erzählte er Papa und Mama seine erlebten Abenteuer, vom Nachmittag und wie meistens schauten sich die Beiden an und Timo fragte: „Woher hat unser Junge wohl diese Phantasie?“

„Na, von wem wohl“ kam es von Wiebke zurück und sie lächelte zurück.

„Wo warst Du denn heute mit deinem Schiff“ fragte Timo

Kjell blickte seinen Vater an „ Papa du wirst es nicht glauben wollen, ich war heute auf der Insel Haubama, mit meiner Mannschaft auf Schatzsuche. Also eigentlich nicht so richtig, denn wir suchen immer noch den entscheidenden Hinweis, einer Schatzkarte oder so, die uns verrät wo der sagenhafte Schatz des Phantoms vergraben liegt.

„Phantom?“ fragte Timo zurück.

„Papa, kennst du denn nicht die Sage von dem Phantompiraten, der einen riesigen Schatz aus Gold und vielen Edelsteinen vergraben hat?“ Und dann erzählte der kleine Junge seinem Vater Timo, wie er es sich vorstellte diesen sagenhaften Schatz zu finden. Inzwischen wurde es Abend und für einen kleinen Jungen war es an der Zeit in sein Zimmer und damit auch in sein Bett zu kommen. Immerhin war es ein anstrengender Tag gewesen. Auch als seine Mama ihm schon eine guten Nacht mit einem schönen Traum gewünscht hatte, hörte sich der Papa noch immer die Geschichte seiner Piratenfahrt geduldig an.

Und Papa Timo sagte nur ein leises: „aha“ gab Kjell eine Kuss auf die Wange und dann legte sich der kleine Junge sanft auf die Seite, das er gut und bequem einschlafen konnte.

Der kleine Junge schloß die Äuglein….. und dann war es plötzlich wieder da….. das leichte schwanken unter seinen Füßen. Er spürte es ganz deutlich wie sich sein Bett in ein schaukelndes, auf dem Wasser liegendes, großes Segelschiff verwandelte. Seine Gesichtshaut spürte den frischen Meereswind, würzig, salzig und nach neuen Abenteuern riechend. Jetzt war der kleine Junge wieder in seiner Welt der Träume. Seiner wunderschönen Welt der Freiheit und der Weite.

Natürlich sah er sich auf der Brücke seines Schiffes: „Schwarze Möwe“, die Hände aufgestützt auf der Brüstung, in seiner Piratenkapitänsuniform, einen Säbel an seiner Seite und eine Pistole im Gürtel und unter ihm seine Mannschaft. Ein Großteil der Männer schrubbten das Deck mit Lappen und Seifenwasser. Es waren in der Regel kräftige Gestalten auf dem Schiff, von denen jede ihre eigene Geschichte und ihre eigene Abenteuer hier an Bord, zu einem, auf Teufel und Gedeih zusammen gewürfelten Haufen abenteuerhungriger Männer, zusammengeführt hatte. Ein echter Graf soll darunter sein, ebenso ein Anwalt des Rechts sowie ein Arzt. Echte Kerle und echte harte Männer, so wie man sich Piraten vorstellen kann.

„Mr. Brown“ sagte Kjell 14, „Mr. Brown lassen Sie Segel setzen und befehlen Sie dem Steuermann 3 Strich Backbord.

„Aye Sir“ antwortete Mr. Brown, nahm sein Sprechrohr an den Mund und brüllte seine Befehle nach unten. „5 Männer in die Masten, ihr faulen Heringe. Wollt Ihr wohl euch bewegen ihr faules Pack. Schneller, schneller auf in die Wanten, in 5 Minuten will ich die „Schwarze Möwe“ unter vollen Segeln sehen, sonst gibt es 1 Woche lang keinen Rum zum Frühstück.“

Nun, man konnte ja einiges über die Mannschaft vieles sagen, gutes wie auch weniger gutes, doch die Drohung keinen Rum mehr zu bekommen, ließ den 5 Matrosen Flügel an ihren Füßen wachsen. So schnell sie konnten warfen sie ihre Putzlappen beiseite und rannten auf die Takelage der Masten zu, um mit geübten Griffen emporzuklettern und die Segel aufzurollen.

„Mr. Brown in 5 Minuten in meiner Kabine und sagen Sie dem Schiffskoch Bescheid das ich eine Schüssel Schokoladenpudding haben möchte.“

„Aye Sir“ antwortete der 1. Offizier kurz und knapp.

Die „Schwarze Möwe“ nahm Fahrt auf und wurde schneller. Ihr Bug zerschnitt die Wellen wie ein Messer ein warmes Stück Butter. Ihre Segel blähten sich im frischen Wind und alle spürten fast körperlich die Kraft des Windes in dem Rauschen und Knattern der weißen Leinwand über ihren Köpfen. Ein wunderbares Gefühl der Stärke der Freiheit und er Abenteuer.

Ohne Eile ging der 1. Offizier die enge Treppe nach dem Hauptdeck hinunter und dachte über den letzten Befehl seines Kapitäns nach: eine Schüssel Schokoladenpudding zu einer Lagebesprechung…..komisch….??? Aber Befehl ist Befehl, auch auf einem Piratenschiff.

„Mr. Sam zu mir!“ Sam der dicke Schiffskoch kam angewatschelt, mit seinen großen und breiten Füßen hatte er das Gangbild von einer Ente, wie immer in seiner viel zu großen, schwarzen Hose, die von einem breiten, roten Gürtel zusammengehalten wurde, einem über und über mit Fettflecken versauten Hemd in dem er natürlich auch schläft und das nach allen Küchengewürzen dieser Welt riecht.

„Sir?“

„Eine große Schüssel Schokoladenpudding für den Kapitän, aber fix, in 5 Minuten“ schnauzte der den Schiffskoch an „und ziehen Sie sich gefälligst ein frisches Hemd an Mann, Sie stinken ja wie ein toter Walfisch!“

„Aye, aye Sir“ antwortete der dicke Sam und machte sich watschelnd, mit seinen gro0en und breiten Füßen, auf den Weg zu seiner kleinen Schiffsküche im Unterdeck, wo auch die Kanonen waren.

Die Kajüte des Kaptäns war reichlich ausgestattet mit wertvollen Teppichen, noch wertvolleren Bildern an den Wänden und alten Möbeln. Darunter auch ein großer Schreibtisch, der einmal das Besprechungszimmer eines französischen Generals zierte, über und über mit goldenen, geschnitzten Schnörkeln versehenen. Ein großer Globus stand in einem Messingständer an der rechten Seite mit dem damalig bekannten Weltbild der Erde. Natürlich auch von der Neuen Welt, Südamerika, von dem die Spanier und die Franzosen ganze Schiffsladungen voller Gold in ihre Heimatländer transportierten. Und viele Seekarten natürlich, von denen eine, ausgebreitet auf dem Schreibtisch lag und der Kapitän Kjell 14, sich darüber beugte. Seine Stirn zeigte den Ansatz von leichten Falten, ein Zeichen dafür dass er intensiv nachdachte.

Der 1. Offizier meldete sich „Sir“

Kjell 14, blickte von seinem Schreibtisch auf. „Wie ist die Stimmung in der Mannschaft Mr. Brown“ fragte er ganz spontan.

Der 1. Offizier wankte etwas, was bestimmt nicht an dem Schiff lag, „nun Sir, ich meine Käpt´n Kjell 14, die Leute sind hungrig nach etwas Abwechslung. So ein kleiner Beutezug würde sie schon freuen Sir, eine spanische Galeone vielleicht, oder einen französischen Goldtransporter? Kapitän, sie verstehen schon…..Beute, Kampf und Gold das ist es was die Männer jetzt brauchen nicht nur jeden Tag das Deck schrubben und die Kanonen polieren.“

„Machen Sie jeden Tag eine Gefechtsübung Mr. Brown“ antwortete Kjell 14

„Mit Verlaub Sir“ antwortete der 1. Offizier „Gefechtsübungen kennen die Männer schon, wozu noch eine Gefechtsübung wenn dann doch kein Gefecht kommt. Und unsere Kanonen glänzen immer noch neuer als neu. Die „Schwarze Möwe“ ist in einem Topzustand und unser Schiffsdeck so sauber, das Sie davon essen könnten….mit Verlaub Sir, wenn ich das so sagen darf.“

„Schon gut, schon gut“ sie haben ja irgendwie recht Mr. Brown. Deshalb habe ich mir folgendes überlegt…..treten Sie bitte einmal näher und schauen Sie auf diesen Punkt auf der Karte. Was fällt Ihnen auf?“

Brown trat an den Schreibtisch und neigte den Kopf. „Ich sehe ihren Finger auf einen bestimmten Punkt auf der Karte Sir.“

 

„Und worauf deutet mein Finger Mr.Brown?“

Der 1. Offizier neigte seinen Kopf noch etwas tiefer zur Karte und las den Namen worauf der rechte Zeigefinger des Kapitäns deutete: Porta Magius. „Sir ich lese: Porta Magius“

„Ich beglückwünsche Sie, Mr. Brown das sie lesen können, ja Porta Magius. Kennen Sie Porta Magius, oder schon einmal etwas davon gehört?“

„Ehrlich gesagt nein Sir“ antwortete der 1. Offizier und blickte seinen Kapitän mit fragenden Augen an.

„Hier an dieser Stelle bei Porta Magius, 250 Seemeilen westlich von Panama und 183 Seemeilen südlich von Mexico“ der rechte Zeigefinger des Kaptäns klopfte auf die Karte „hier an dieser Stelle, ist meinen Berechnungen nach, die Meeresströmung besonders stark. Und das bedeutet wiederum, das die Mannschaft eines Schiffes sich besonders aufmerksam darum kümmern muss, das ihr Schiff auf Kurs bleibt….besonders bei schwerer See, stampft und schlingert ein beladenes Schiff….. oder Mr. Brown?“

„Stimmt Sir“ beeilte sich der Offizier zu sagen.

„Und wenn sich alle um ihr Schiff kümmern müssen, haben sie keinen Blick für das Meer….oder Mr. Brown“ fragte der Piratenkapitän seinen 1. Offizier, ohne jetzt wirklich eine Antwort zu erwarten. „Goldtransportschiffe Mr. Bown, liegen tief im Wasser und sind daher schwer zu steuern und langsam. Unsere „Schwarze Möwe“ ist relativ leicht im Wasser, daher schnell und wendig. Das würde auch heißen das wir uns auf einen Beutezug mit einem Schiff anlegen könnten, das mehr Kanonen an Bord hat als wir….oder Mr. Brown?“

„Sir, ich meine Käpt´n, ich bewundere ihren klaren Verstand, Sir“ sagte Mr. Brown.

„Also, gehen Sie an Deck und verkünden der Mannschaft unseren neuen Kurs. Südwest volle Fahrt und sparen Sie nicht an Segel. Übrigens……“ der Kapitän richtete sich von seinem Schreibtisch auf, habe ich nicht unserem dicken Sam befohlen, mir eine Schüssel Schokoladenpudding zuzubereiten?“

Mr. Brown verließ die Kapitänskajüte und ein nachfolgendes Gebrüll aus vielen, rauhen Männerkehlen, zeigte die Zustimmung der Piraten für den bevorstehenden Beutezug an.

Für die Überfahrt brauchte ein Segelschiff wie es die „Schwarze Möwe“ war, zu der damaligen Zeit etwa 3 Wochen und die Mannschaft vertrieb sich die Zeit, außer mit dem ungeliebten schrubben des Decks, auch mit verschiedenen Spielen. Besonders beliebt sind dabei Kampfspiele wie Ringen oder Säbelfechten. Unter den besten Ringern innerhalb der wilden Horde, ist der Neger Joe. Über ihn wußte man allerdings sehr wenig. Gerüchte über ihn besagen das er einmal ein Sklave auf den Baumwollfeldern der Neuen Welt, also Südamerika gewesen sein sollte, sich aber durch eine waghalsige Flucht seine Freiheit wieder erlangte. Nur schon sein Anblick alleine genügte, um weiche Knie zu bekommen. Joe war etwa 2m groß und hatte so breite und kraftvolle Schultern, dass man die Kraft dahinter nur ahnen konnte. Gegen ihn wollte keiner in einem Ringkampf antreten. Außerdem verfügte Joe über eine so kräftige Stimme, das sein Flüstern bereits wie ein Schrei zu hören war. Doch insgesamt war Joe eigentlich ein ganz friedlicher Kerl, der auch gerne einmal einen Spaß mit seinen Kameraden machte. So wie vor 2 Tagen als er dem dicken Schiffskoch Sam, eine seiner Bratpfannen mit bloßen Händen, seine Lieblingsbratpfanne, in der Mitte zusammenfaltete, so dass sie wie eine geschlossene Muschel aussah. Laut schreiend vor Empörung rannte der Koch, mit seinen Watschelentengang, zum Steuermann Mr. Simple und wedelte dabei die zusammengefaltete Bratpfanne, wie einen Wimpel in seiner rechten Hand im Wind. „Mr. Simple“ rief er schon von weitem, dem Steuermann zu, der am großen Steuerrad stand. „Mr. Simple, sehen Sie bitte an was dieses, dieses Untier von Untier, von Mensch….nein, von dummer und hirnloser Kraft mit meiner Bratpfanne gemacht hat.“ Und dabei hielt er das Ergebnis von Joe´s Kraftanstrengung dem Steuermann unter die Nase.

Langsam, so wie ein Steuermann nun einmal ist, langsam drehte Mr. Simple seinen Kopf zur Seite und blickte die Bratpfanne an. „So, so…..und was hast Du häßlicher Suppenkönig als letztes in diesem Blechtopf da gebraten?“

„Natürlich nur das Beste Sir“ beeilte sich der dicke Sam zu antworten „nur das Beste aus Keller und Küche Sir, für unsere Mannschaft.“

„Waaaaaaaas“ die Stimme des Steuermanns nahm eine erschreckende Lautstärke an.

„Unseren besten Schiffszwieback, Sir in Öl gebacken mit gelagerten Potatoes und eiweißreiches Fleisch“

Der Steuermann holte plötzlich ganz tief Luft, bis er einen roten Kopf bekam, dann polterte er los: „Himmeldonnerwetter, Mann, sie Oberpfeife, sie Beleidiger aller Lebensmittel auf dieser Erde, sie wagen es mir ihren ungenießbaren Fraß von wochenlang gelagerten, harten Zwieback, ranzigem Öl und halbverfaulten Kartoffeln, aus denen schon die Würmer kriechen, als eine Delikatesse darzustellen? Vor ihrem Fressen würde sich sogar der Teufel ekeln! Und dann wundern sie sich wenn unser guter und lieber Joe, ihnen diese Bratpfanne verbiegt? Er hätte sie ihnen um ihren Kopf wickeln sollen, das er so weich wird wie die faulen Kartoffeln, die sie uns servieren. So, und jetzt verschwinden sie aus dem Sichtkreis meiner Augen, sonst steuere ich die „Schwarze Möwe“ noch auf eine Sandbank, weil mir so schlecht ist, von ihrer Kochkunst.“

Tief beleidigt und bis in sein Innerstes gekränkt, watschelte der dicke Sam zurück in seine Schiffsküche.

Die Katastrophe kam genau 2 Tage später.

Alles begann mit einem strahlenden blauen Tag, so schön und so romantisch wie man sich nur ein Tag auf dem Meer, auf einem Schiff, auch wenn es ein Piratenschiff war, vorstellen konnte. Die Stimmung an Bord der „Schwarze Möwe“ was ausgezeichnet, die Männer lachten und einige mussten wieder das Deck schrubben, als der Steuermann Mr. Simple, seinen Kapitän auf etwas ungewöhnliches aufmerksam machte. „Sir, darf ich Sie auf etwas aufmerksam machen“ sagte er zu Kjell 14, der neben ihm auf der Brücke stand.

„Bitte Mr. Simple.“

„Sir, sehen Sie diese sonderbare Nebelwand vor uns, Sir. Wir halten genau Kurs darauf.“

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