Das Katzencoverbuch

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Das Katzencoverbuch
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Das Katzencoverbuch

Konstanze Lunnee

Copyright: ©2013 Konstanze Lunnee

Published by: epubli GmbH, Berlin

www.epubli.de

ISBN: 978-3-8442-5964-3

Die Befreiung der Phantasie

In einem fernen Feenreich lebte eine kleine Prinzessin, sie hieß Phantasía.

Es war eine traurige Prinzessin, denn sie hatte eine Stiefmutter, die eine böse Hexe war.

Alles was die Prinzessin tat, war entweder falsch, schlecht, dumm oder lächerlich, nie konnte sie es der Stiefmutter Recht machen. Wenn sie z. B. ein Bild malte, lachte die Stiefmutter sie aus und sagte: „Das solltest du lieber lassen, Malen kannst du überhaupt nicht!“ Oder, wenn die kleine Fee tanzte, schrie sie: „Lass’ das, du machst den Boden kaputt“! Wenn sich Phantasía einmal verkleidete wurde sie gar verprügelt, denn sie könnte ja die Kleider zerreißen. Manchmal wollte die kleine Prinzessin eine Schauspielerin sein, aber das wurde ihr verboten. Auch Musik hören oder Singen war nur möglich, wenn die böse Hexe einmal nicht anwesend war. Das ging tagein, tagaus so, bis die Prinzessin nur noch da saß und Bücher las. Zwar passte es der Stiefmutter nicht, welche Bücher das waren, aber jetzt störte die Prinzessin sie wenigstens nicht mehr, denn beim Lesen saß sie ja ruhig in der Ecke.

Die Stiefmutter rieb sich die Hände, endlich hatte sie Ruhe!

Sie wollte, dass das immer so bliebe und las lange in ihren Zauberbüchern. Nie wieder sollte Phantasía ein fröhliches Kind sein und ihre Lebhaftigkeit zeigen können!

Nach langem Suchen fand sie endlich den richtigen Zauberspruch und die richtige Methode um ihn wirken zu lassen:

Zuerst braute sie einen Zaubertrank, der Phantasía in einen tiefen Schlaf fallen ließ.

Als das Kind schlief, nahm sie ihren Zauberstab und ließ alle kreativen Begabungen ihrer Stieftochter in einem großen schwarzen Marmorwürfel verschwinden. Dazu murmelte sie mehrmals einen Zauberspruch:

Hutzel grutzel,

Tanzen, Singen,

Spielen, Springen,

Musizieren und Malen

Freude und Strahlen,

husch, seid zerronnen

aus dem Leben genommen.

In Marmor und Stein

sollt ihr lebenslang sein!

Und fffff.........t, verließ alle kreative Energie die Prinzessin und verschwand in dem schwarzen Würfel.

Den kettete die böse Hexe der kleinen Prinzessin an das Fußgelenk und dann – damit niemand ihre Gemeinheit entdecken konnte – machte sie den Klotz unsichtbar!

Hä, hä, hä, sie kicherte hämisch und boshaft, ihr Werk war gelungen.

Als die Feenprinzessin erwachte und aufstehen wollte, wunderte sie sich, dass sie sich so schwerfällig fühlte, sie hatte das Gefühl, dass sie ein schweres Gewicht mit sich herumschleppte, aber da sie nichts sah, dachte sie, dass sie sich das wohl nur einbildete.

So verliefen die Tage ruhig und ernst und auch wenn es ab und zu etwas Erfreuliches gab, empfand Phantasía immer ein unerklärliches Gefühl von Schwere.

Die Jahre vergingen.

Da Phantasía selbst nicht mehr kreativ tätig war, lernte sie, sich über die Kreativität anderer zu freuen und sie zu unterstützen und sie zu fördern. Weil sie nicht mehr wusste, wie sie selbst glücklich sein konnte, tat sie alles damit andere glücklich waren oder wurden. Sie verlor sich selbst und merkte gar nicht, wie sie trauriger und trauriger wurde.

In ihrem Wunsch, andere glücklich zu machen, führte sie ihr Lebensweg weg aus dem Feenreich, hin zu den Menschen.

Die merkten natürlich schnell, dass da jemand war, den man wunderbar ausnutzen konnte und so hieß es bald: Hilf mir hier, hilf mir da, tu dies für mich, tu das für mich und Phantasía hetzte hierhin, hastete dahin, schuftete und setzte sich ein, bis sie am Ende ihrer Kräfte war.

Eines Nachts, als sie wie so oft völlig erschöpft eingeschlafen war, erwachte sie plötzlich um Mitternacht.

Verschlafen blinzelte sie, knipste das Licht an und blickte umher. Sie erschrak fürchterlich: Neben ihrem Bett stand ein riesiger schwarzer Marmorblock und – oh Schreck – sie war daran angekettet!

In Panik riss und zerrte sie an der Kette, die aber war und blieb fest geschlossen. Sie versuchte, eines der Kettenglieder zu öffnen, vergebens. Auch mit einer Beißzange kam sie nicht weiter. Verzweifelt saß sie im Bett und weinte bitterlich. Woher kam dieser Block? Was war passiert?

Während sie so grübelte und überlegte, lösten sich aus dem Klotz allmählich bunte Schriftbänder aus zartem Chiffon und schwebten leicht und duftig um sie herum. Erstaunt betrachtete sie das Geschehen und versuchte zu lesen was auf den Bändern geschrieben stand. Da schwebte das grüne Band vorbei und sie konnte erkennen, dass „Tanzen“ darauf stand, das gelbe Band enthielt die Aufschrift „Malen“, und so schwebten auch noch (Schau-)Spielen, Singen und Musizieren an ihr vorbei, all die Tätigkeiten, die ihr als Kind versagt und untersagt worden waren. Während sie versuchte, die rätselhaften Vorgänge zu begreifen, schlug es Ein Uhr. Die Bänder verschwanden wieder im Marmorblock und dieser verblasste mehr und mehr, bis er – zumindest scheinbar – verschwunden war. Phantasía betastete ihren Knöchel, nein, da war nichts.

Von nun an blieb sie immer bis Mitternacht wach und Nacht für Nacht erlebte sie das gleiche Schauspiel: sie schleppte einen schwarzen Marmorwürfel mit sich herum, der Dinge enthielt, die in ihrem Leben keinen Raum (mehr) hatten und Nacht für Nacht versuchte sie, den Würfel irgendwie loszuwerden, was nie gelang. Es halfen keine Tränen und keine Gewalt.

Sie schickte eine Botschaft ins Feenreich, ob ihr vielleicht dort jemand helfen könnte und eines Nachts, als der Würfel wieder sichtbar war, schwebte eine Elfe zu ihr ins Zimmer und erzählte Phantasía, wie sie zu dem Marmorklotz gekommen war, dass es aber eine Möglichkeit gab, diesen bösen Zauber zu brechen. Sie musste den Mut aufbringen, an all diesen Dingen wieder selbst Freude zu finden und sie auch zu tun, unabhängig davon, wie andere das vielleicht beurteilen würden. Dies würde den Zauber nach und nach schwächen, bis die Kette eines Tages von selbst abfallen würde. Dann wäre sie frei und das Gefühl von Schwere würde von ihr abfallen.

Als Phantasía das hörte, war sie voller Abwehr. Nein, nein, sie hatte keine Begabungen und alle würden sie auslachen und über sie spotten.

Sie hörte wieder das verächtliche Lachen ihrer Stiefmutter und ihre abwertenden Äußerungen. Die Elfe aber lächelte freundlich und verständnisvoll und sagte: „Denke an meine Worte, den Klotz kannst Du nicht entfernen, er verschwindet nur wenn du den Zauber durch dein Handeln brichst. Entscheide für dein Leben.“ Sie winkte Phantasía zu und verschwand. Phantasía blieb verwirrt zurück.

Langsam und sehr zögernd begann sie ihre Kreativität zu pflegen. Sie malte, tanzte, schrieb Geschichten, aber anfangs hatte sie immer Angst vor Kritik und war sofort entmutigt wenn jemand an ihrem Tun herumnörgelte oder sie verlachte. Es dauerte lange bis sie lernte, dass es ganz egal war, was andere über sie dachten, es war nur wichtig, dass sie selbst Freude an dem hatte was sie tat.

Oft hatte sie noch die Stimme ihrer Stiefmutter im Ohr: „Alles was du tust ist dumm, überflüssig und nervt andere“.

Zum Glück gab es aber auch Menschen, die sie ermutigten und sie in ihrem Tun bestärkten, so dass sie mehr und mehr Zutrauen zu sich selbst fand und die Stimme ihrer Stiefmutter leiser und leiser wurde. Je mutiger und selbstbewusster Phantasía wurde um so kleiner wurde tatsächlich der Marmorblock und um so dünner wurde die Kette - bis sie eines Tages zerbrach. Phantasía war frei!

Nach wie vor half sie anderen dabei ihr Glück zu finden, aber sie achtete darauf, ihre eigenen Kräfte nicht zu überfordern und nicht wieder zu vergessen, auch die Dinge zu tun die ihr selbst wichtig waren.

Sie begann, Geschichten zu schreiben, die vielen Menschen Freude bereiteten.

So lebte sie glücklich und zufrieden und vielleicht lebt sie heute noch und steht dir bei wenn keiner an dich glaubt und du dich nur auf dich selbst verlassen kannst!

Die goldene Magnolie

Vor vielen tausend Jahren, als Europa voller dichter undurchdringlicher Wälder war und es noch Zwerge, Geister, Hexen und Zauberer gab, lebte irgendwo, mitten im Wald, eine einsame alte Frau in einer kleinen windschiefen Holzhütte.

Etwa einen Tagesmarsch entfernt lag eine kleine Siedlung und die Menschen dort kannten sie. Da man nichts über die Alte wusste, begegnete man ihr anfangs mit Misstrauen. Sie konnte aber vielen Kranken mit ihrem Kräuterwissen helfen und begegnete immer allen freundlich, so duldete man ihre gelegentliche Anwesenheit. Hinter vorgehaltener Hand tuschelte man jedoch über sie und rätselte, wer sie wohl sei und woher sie wohl einst gekommen war, denn eines war merkwürdig: obwohl sie alt war, lebte sie bereits seit vielen Generationen hier im Wald ohne weiter zu altern. Wie konnte das sein? Sicher war sie eine Hexe; eine gute zwar, aber eben doch eine Hexe!

Die Geschichte war jedoch ganz anders:

Die alte Frau war in Wirklichkeit gar nicht alt, sondern eine verwunschene Prinzessin. Sie hatte es gewagt, einen gnadenlosen Zauberer abzuweisen, der sie heiraten wollte und weil sie sich geweigert hatte, ihm auf sein düsteres Schloss zu folgen, raubte er ihr ihre Schönheit und Jugend, verwandelte sie in eine alte Frau und verbannte sie in diesen tiefen dunklen Wald. Hier sollte sie zur Strafe hundert Jahre leben, danach würde sie ihre Jugend zurückbekommen und müsste ihn, ob sie wollte oder nicht, doch noch heiraten. Um sie besonders zu quälen versprach er ihr, dass der Zauber gebrochen werden würde, wenn es ihr gelänge eine goldene Magnolie zu finden. Das alleine war schon ein Ding der Unmöglichkeit, denn es gab keine goldenen Magnolien, aber der Zauberer wollte ganz sicher gehen, dass der Zauber nicht gebrochen werden konnte und bestimmte zusätzlich, dass sich die Blüte am Tag des Vollmondes öffnen müsste und auch nur an diesem einen Tag im Monat gepflückt werden dürfte. Der Zauberer war sich sicher, dass diese Aufgabe unlösbar war und dass die Prinzessin nach Ablauf der hundert Jahre seine Gemahlin werden müsste.

 

Der König und die Königin waren verzweifelt über den Verlust ihrer geliebten Tochter und schickten Botschafter aus, die in den anderen Königreichen um Hilfe bitten sollten und alle Händler, die in ferne Länder reisten hatten den Auftrag all jenen, denen sie auf ihrem Weg begegneten, eine Bitte um Hilfe zu übermitteln. Brieftauben mit Botschaften wurden zu Tausenden ausgesandt, aber alles war vergebens.

Das Königspaar, das ja nicht verzaubert war, alterte wie alle Menschen und starb schließlich und allmählich wurden die Prinzessin und ihre Geschichte vergessen.

So vergingen neunundneunzig Jahre. Der Zauberer traf schon die ersten Vorbereitungen für die Hochzeit. Er wollte seinen Triumph mit einem großen Fest feiern, das drei Tage dauern sollte und es sollte an nichts fehlen.

Aber, während die alte Frau – bzw. die verzauberte Prinzessin - in ihrer Hütte saß und der Verzweiflung nahe war, begann sich ihr Schicksal von einem fernen Land aus zu wenden.

In einem mächtigen arabischen Sultanat entdeckte ein Geschichtsschreiber unter vielen Papierrollen in der Bibliothek des Sultans eine kleine vergilbte Rolle, die nicht in arabischer Schrift geschrieben war. Er konnte den Text nicht lesen und befragte alle anderen Geschichtsschreiber, alle Händler und alle Seefahrer die er kannte und als er schon aufgeben wollte, traf er einen Schiffsführer, der die Nachricht auf der Papierrolle lesen konnte: „Um unsere Prinzessin von einem bösen Zauber zu befreien, benötigen wir den Zweig einer goldenen Magnolie, deren Blüte sich am Tag des Vollmondes öffnet. Bitte helft uns, wenn ihr es könnt!“

Wie der Zufall so spielt, handelte es sich bei dem Sultanat um das sogenannte goldene Sultanat, denn fast alles dort war golden und im Palastgarten stand ein goldener Magnolien-baum, der das ganze Jahr über immer wieder neue Blüten ansetzte.

Als der Sultan die Botschaft hörte, war er sofort bereit Hilfe zu leisten auch wenn die Chance auf Erfolg gering war, denn man wusste ja gar nicht mehr, wie viele Jahre, oder vielleicht Jahrzehnte, die Papierrolle in der Bibliothek gelegen hatte.

Der Sultan rief die größten Pflanzenkenner zu sich und besprach sich mit ihnen. Sie betrachteten jeden Zweig des Magnolienbaumes und wählten schließlich einen Zweig mit fünf Blütenknospen aus. Jede Knospe war in einem anderen Entwicklungsstadium und so bestand die Möglichkeit, dass wenigstens eine Knospe die tausende Meilen weite Reise überstehen würde.

Der Zweig wurde drei Tage ins Wasser gestellt, damit er sich richtig mit Flüssigkeit anreichern konnte.

Während dieser Tage unterrichtete der Sultan seinen Lieblingsfalken. Es war ein wunderschöner sehr kluger Wanderfalke, der jedes Wort seines Herrn verstand. Er würde nur nachts fliegen und sich nach dem Nordstern richten um zu der fernen Prinzessin zu gelangen. Den Zauberwald würde er an seiner kreisrunden Form und den fast schwarzen Bäumen erkennen.

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