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Fichte, Johann Gottlieb (19.5.1762 Rammenau/Oberlausitz in Kursachsen-29.1.1814 Berlin, Grab Dorotheenstädtischer Friedhof), V Christian Fichte (1737-1812), Bandweber, M Maria Dorothea geb. Schurich (1739-1813), ∞ 1793 Johanna Marie Rahn (1755-1819, V Johann Hartmut Rahn, Kaufmann, Waagemeister in Zürich, Nichte Friedrich Gottlieb Klopstocks [1724-1803]),

Sohn:

Immanuel Hermann Fichte (1796-1879), Theologe, 1842 Prof. der Philosophie in Tübingen

Johann Gottlieb Fichte studierte nach dem Besuch der Landesschule Pforta bei Naumburg ab 1780 Theologie in Jena und Leipzig, konnte das Studium wegen seiner Mittellosigkeit nicht beenden und nahm 1788 eine Hauslehrerstelle in Zürich an, wo er sich mit seiner späteren Frau verlobte. Er kehrte nach Leipzig zurück, wo er Kant studierte, erhielt 1791 erneut eine Hauslehrerstelle auf Schloß Krockow im westpreußischen Pommerellen bei Oberst Heinrich Joachim Reinhold v. Krockow und seiner Frau Luise, die mit Kant bekannt war. Fichte besuchte in Königsberg Kant, der ihm für seine Schrift Versuch einer Critik aller Offenbarung einen Verleger vermittelte (Verlag der Hartungschen Buchhandlung: Königsberg 1792). Die anonyme, Kant zugeschriebene Publikation machte Fichte berühmt. In zwei weiteren Schriften rechtfertigte er philosophisch die Französische Revolution. Fichte erhielt 1794 eine philosophische Professur in Jena, wo er eine große Zuhörerschaft gewann. Die Universität warf ihm auf preußischen Druck Atheismus und Gottlosigkeit vor, worauf er von der Professur zurücktrat; der Atheismusstreit erregte in der Öffentlichkeit ungeheures Aufsehen. Fichte ging 1799 als Privatgelehrter nach Berlin, wo er die Bekanntschaft → Ignaz Aurel Feßlers suchte, durch den er in der Freimaurerei einen neuen Wirkungskreis zu finden hoffte, während dieser ihn, wie er Kantianer, als Verbündeten bei der Logenreform gewinnen wollte. Fichte war 1789 von der Zürcher Loge Modesta cum Libertate aufgenommen worden, wurde im Februar oder März 1793 im Lehrlingsgrad Mitglied der Danziger Loge Eugenia zum gekrönten Löwen, einer Tochter der Königsberger Loge Zu den drei Kronen, schloß sich nach seiner Übersiedlung nach Jena, wo keine Loge existierte, am 5.1.1794 in Rudolstadt der Loge Günther zum stehenden Löwen an, die ihn am 17.10.1794 zum Gesellen und Meister beförderte, bei welcher Gelegenheit er Über den Zweck des Frey Mr. Ordens sprach. Nach seiner Vertreibung aus Jena nahm ihn auf Vorschlag Feßlers am 3.5.1799 in Berlin die Loge Pythagoras zum flammenden Stern, eine Tochter der Royale York, an. Ebenfalls Feßler lud in dazu ein, in einer Instruktionsloge der Filia Urania zur Unsterblichkeit am 14.10.1799 über von dem wahren und richtigen Zweck der Maurerei sowie auch der Hieroglyphen der Maurerei zu sprechen (die Rede ist verloren). Feßler unterrichtete Fichte zudem am 23.10.1799 heimlich über die Rituale der Grade IV und V, worauf die Loge ihn am 1.11.1799 im IV. Grad aufnahm, am 5.11.1799 auch über den VII. und am 9.11. über den VIII. Grad, an dem er immer noch arbeitete. Als Fichte mit seiner Familie endgültig nach Berlin umzog, nahm Feßler ihn in seine 1796 gegründete Mittwochsgesellschaft auf, in der Männer und Frauen, so auch Feßlers Frau Caroline, im Englischen Haus in der Mohrenstraße 49 zusammenkamen. Feßler schlug ihm vor, an logenfreien Sonntagen im Logenhaus vor Mitgliedern aller drei Berliner Großlogen Vorlesungen zu halten. Fichte hielt die Reden am 13.4. und am 27.4.1800. Feßler und Fischer veröffentlichten sie in einer von dem Redakteur bearbeiteten Fassung in Briefform unter dem Titel Philosophie der Maurerei. Briefe an Constant in den Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts (1802, 1803). Fichte sah den Zweck der Freimaurerei darin, die Nachteile der Bildungsweise in der größeren Gesellschaft wieder aufzuheben und die einseitige Bildung für den besonderen Stand in die gemeine menschliche Bildung zu verschmelzen. Die ganze Menschheit solle eine einzige, rein moralische Gemeinde in einem einzigen, durchaus rechtlichen Staat ausmachen, wobei das vernünftige Wesen über die unvernünftige Natur herrschen und der tote Mechanismus dem Gebote eines Willens unterworfen werde. Die Loge Pythagoras zum flammenden Stern affiliierte Fichte am 21.4.1800, am 8.5.1800 auch das höchste Organ der Großloge, der Innerste Orient, der ihn am 20.5.1800 zum Oberredner wählte, indes seine Ernennung zum Obermeister ablehntr. Fichtes Rede auf dem Johannisfest am 24.6.1800 vor 200 Zuhörern über die Stimmung, die in dem Geiste und dem Herzen der Brüder zur Feier eines maurerischen Festes erforderlich ist, endete in Tumult und hatte Mißverständnisse mit Feßler zur Folge. Er trat nach der Kritik im Innersten Orient am 7.7.1800 als Mitglied der Großen Loge Royale York und als 2. Aufseher der Johannisloge Pythagoras zum flammenden Stern zurück, danach auch als Oberredner und deckte die Johannisloge. Fichte erhielt 1805 den Lehrstuhl für Philosophie in Erlangen, las aber nur ein Semester, folgte nach der Niederlage Preußens gegen Frankreich dem Hof nach Königsberg, wo er 1807 Zensor der Hartungschen Zeitung wurde, erhielt indes auf Befehl des Generals → Ernst v. Rüchel seine Entlassung und kehrte nach Berlin zurück, wo er 1807/08 seine antinapoleonischen Reden an die deutsche Nation hielt. Friedrich Wilhelm III. berief Fichte 1810 an die neue Berliner Universität, deren Dekan der philosophischen Fakultät er 1810 und deren erster gewählter Rektor er 1811/12 war. Er wurde 1811 Mitglied der von Achim v. Arnim (s. Artikel Arnim, Joachim Erdmann Freiherr v.) und dem Staatstheoretiker Adam Heinrich Müller gegründeten Christlich-Deutschen Tisch-Genossenschaft (Deutsche Tischgesellschaft). Johanna und Johann Gottlieb Fichte erkrankten im Kriegswinter 1813/14 am verheerenden Fleckfieber (Typhus exanthemicus, Kriegspest), von dem sie sich erholte, er aber starb.

Fickert, Georg Friedrich (20.11.1758 Barzdorf/Niederschlesien-6.5.1815 Groß Wilkau/Niederschlesien), V Georg Friedrich Fickert, Schneidermeister, Freistellenbesitzer, Gerichtsgeschworener in Barzdorf, M Elisabeth geb. Fichtner, ∞ 1796 Christiane Dorothea Laengner (V Vorwerkältester in Goldberg).

Georg Friedrich Fickert besuchte 1771 die Stadtschule Striegau und 1774 das Gymnasium Schweidnitz, immatrikulierte sich am 2.5.1781 an der theologischen Fakultät in Halle, studierte sechs Semester und trat als cand. theol. eine Hauslehrerstelle an. Er erhielt erst nach zwölf Jahren als 36-Jähriger 1795 eine Pfarre im niederschlesischen Reichau bei Nimptsch, was ihm zu heiraten erlaubte. Fickert war damals bereits Freimaurer. Die Breslauer Loge Zur Glocke nannte ihn erstmals am 17.6.1791 im Gesellengrad, beförderte ihn am 19.4.1792 zum Meister und wählte ihn am 14.6.1793 und erneut am 13.6.1794 zum Redner. Er gehörte der Loge vermutlich bis zu seinem Tod als abwesendes Mitglied an (1812 zuletzt genannt). Er erhielt schließlich 1810 die Pfarre in Groß Wilkau im Eulengebirge. Fickert war neben → Hans Ernst Freiherr v. Kottwitz die Schlüsselfigur der frühen Erweckungsbewegung in der schlesischen lutherischen Kirche weg von der rationalen Aufklärung zu einer neuen Frömmigkeit. Seine Bibelstunden hatten großen Zulauf. Er gab das pietistische Christliche Wochenblatt für gesammelte und zerstreute Kinder Gottes und aller, die den Herrn Jesum von ganzem Herzen suchen (Redaktion 1806-1813, 1811 11. Jahrgang, bis 1827) heraus, in dem er 22 seiner Kirchenlieder veröffentlichte. Der verheerende Brand Groß Wilkaus, Mißernten, große Armut und die Scheidung von seiner Frau, die für seine theologischen Bestrebungen alles Verständnis verlor und zu ihren Eltern zurückkehrte, brachen seinen Lebensmut. Er starb während der napoleonischen Besetzung Schlesiens.

Fiebig, Johann Friedrich Wilhelm v. (19.9.1798 nobilitiert) (11.9.1755 Berlin-2.8.1822 Kolberg/Hinterpommern), V Johann Christoph Wilhelm Fiebig (1726-28.9.1778), Kapitän im Feldartilleriekorps, M Helene Dorothea Elisabeth geb. Krahl (30.12.1733-10.5.1811), ∞ 1. Berlin 1786 Friederike Wilhelmine Helene Thym (1766-1795, V Wilhelm Ludwig Thym [† 1792], Geh. Sekretär beim reformierten Kirchendirektorium, Bruder Johann Friedrich Wilhelm Thym [1768-1803], Kandidat am Berliner Dom, Lehrer am Friedrichswerderschen Gymnasium, 1796 Prof. für Kirchengeschichte und biblische Altertümer am reformierten Gymnasium in Halle, 1801 Professor am Joachimsthalschen Gymnasium in Berlin, ihre Schwester Eleonore Henriette Wilhelmine Thym ∞ → Friedrich Gedike), ∞ 2. Berlin 1795 Friederike Wilhelmine Auguste v. Mentz (101.12.1777-3.6.1838),

Brüder:

Karl Wilhelm Fiebig (gefallen am 21.4.1807 bei der Verteidigung Danzigs), Kapitän der Artillerie

Johann Wilhelm Gustav Fiebig (1771-1826), Oberst der Artillerie

Neffe:

Gottlieb Friedrich Fiebig, 1782 Sekondeleutnant im 4. Artillerieregiment, 1795 bei der Reitenden Artillerie, 1803 Premierleutnant in Breslau, 1805/06 Premierleutnant im 2. Artillerieregiment, 1782 in Berlin Mitglied der Loge Zum goldenen Pflug (GLL) im I. Grad, II. 7.3.1783, III. 1788?, zuletzt 1796 genannt

Johann Friedrich Wilhelm Fiebig trat nach dem Besuch des Berlinischen Gymnasiums zum Grauen Kloster am 16.5.1769 als Bombardier, einem Dienstgrad zwischen dem Gemeinen, dem Kanonier, und dem Unteroffizier, in das Feldartilleriekorps ein und avancierte am 12.10.1772 zum Sekondeleutnant im 1. Artillerieregiment. Er nahm 1778/79 am Bayerischen Erbfolgekrieg teil. Wieder in der Berliner Garnison, nahm ihn am 13.11.1780 die Loge Zum goldenen Pflug (GLL) auf und beförderte ihn vermutlich 1783 zum Gesellen und am 9.11.1784 zum Meister. Daß er später in Schlesien oder Pommern einer Loge beitrat, scheint unwahrscheinlich; seine Berliner Loge führte ihn 1794-1813 als abwesendes Mitglied. Fiebig nahm 1787 am Feldzug in Holland und 1792-1795, nunmehr im Range eines Premierleutnants (4.2.1792), am Ersten Koalitionskrieg (Kanonade von Valmy) teil, avancierte am 5.11.1793 zum Stabskapitän und Kommandeur der schweren 6-pfündigen Batterie (Nr. 9), stand 1794 in der Armee am Rhein und wurde am 7.6.1794 mit dem Orden Pour le mérite ausgezeichnet. Er erhielt am 13.12.1797 im Range eines Kapitäns eine Kompanie im 2. Artillerieregiment, garnisonierte 1799 in Breslau, avancierte am 17.9.1805 zum Major, zog 1806 in den Vierten Koalitionskrieg, in dem er durch die Kapitulation bei Lübeck in Gefangenschaft kam. Fiebig befehligte 1809 die Artilleriebrigade in Graudenz. Er wurde am 24.3.1813 zum Oberstleutnant (in Kolberg) und am 7.6.1815 zum Oberst befördert, am 23.3.1816 in Kolberg als Artillerieoffizier bestätigt und erhielt schließlich am 28.8.1817 im Range eines Generalmajors seinen Abschied.

 

Finck v. Finckenstein, Karl Friedrich Ludwig Albrecht Reichsgraf und Graf (5.9.1743 Gilgenburg/Ostpreußen-28.6.1803 Königsberg/Pr.), V Friedrich Konrad Graf Finck v. Finckenstein (5.2.1713 Gilgenburg-25.9.1748 Gilgenburg), Kammerherr, M Charlotte Louise Maria geb. Gräfin v. Schlieben (1711-1803), ∞ 1774 Anna Katharina Charlotte Gräfin v. Schlieben (1759-1790),

Bruder:

Georg Konrad Reichsgraf und Graf Finck v. Finckenstein (1748-1799), Landschaftsdirektor im Kreis Mohrungen, Herr auf Rossitten bei Preußisch Holland/Ostpreußen, 1781-1785 Mitglied (im III. Grad) Zu den drei Kronen in Königsberg, 30.3.1785 Mitgründer, 1. Vorsteher der Deputation der Loge zu den drei Kronen zu Königsberg in Quittainen

Tante väterlicherseits:

Julia Charlotte Reichsgräfin v. Finckenstein-Gilgenburg (* 1723) ∞ 1742 → Friedrich Alexander Freiherr v. Korff

Ludwig Graf Finck v. Finckenstein studierte Jura 1756/57 in Frankfurt (Oder), 1758 in Königsberg und 1762 in Göttingen. Die Loge L'Union in Frankfurt am Main nahm ihn vermutlich gegen Ende oder kurz nach dem Studium 1764 auf. Er begann 1764 seine berufliche Laufbahn als Referendar beim Hofgericht in Königsberg und anschließend am Kammergericht in Berlin. Er nahm als Visiteur an den Arbeiten der Mutterloge zu den drei Weltkugeln teil, die ihn am 1.10.1764 als Mitglied aufnahm und spätestens November 1764 zum Schottenmeister beförderte. Die Königsberger Loge Zu den drei Kronen affiliierte ihn noch vor seiner Ernennung (22.2.1767) zum Hofgerichtsrat in Königsberg und beförderte ihn 1767 auf den V. und VI. Grad. Finck erhielt am 24.2.1768 den Ritterschlag des freimaurerischen Tempelritterordens mit dem Ordensnamen Albertus (Carolus?) eques a luna (Albert Ritter vom Monde). Seine Ordenskleidung bestand aus einer weißen Tunika und einem weißen Mantel mit dem roten Templerkreuz sowie aus Helm und Harnisch. Er war im Januar 1769 Gründungsmitglied der Strikten Observanz in Königsberg: 1) 13.1.1769 Vollzug des Patents für die Mater-Loge Zu den drei Kronen durch → Johann Christian Krüger, Praepositus des Obermeistertums, namens des Berliner Hochkapitels (Wappen drei goldene Kronen in blauem Feld); 2) 5.7.1769 Konstituierung als Loge strikter Observanz; 3) 27.1.1769 eidliche Verpflichtung der zugeordneten Meister Finck und Hoyer durch → Christian Adam Marschall v. Bieberstein stellvertretend in Berlin.

Matthias Gottfried Hoyer (1725 Stettin-Oktober 1792 Königsberg/Pr.), 1747 ins Kameralfach, 1755 Proviantmeister in Stettin, a. 7.7.1762 Stettin von der Loge Zu den drei Zirkeln, II. 2.8.1762, III. 17.10.1762, IV. 17.1.1763, Mitglied der schottischen Loge, nach Königsberg versetzt als ostpreußischer Rechnungsrat?, Kriegsrat, Mitglied der Königsberger Loge Zu den drei Kronen, 22.10.1763 regierender Meister, 21.10.1764 im VI. Grad Canonicus regularis thesaurarius des Klerikats der Strikten Observanz mit dem Ordensnamen Hugo ab Acacia, 1768/1769 Praepositus (zugeordneter Meister), 3.11.1768 Paßmeister aller Grade, 1.10.1779 Mitglied der Interimsadministration (zuständig für Ökonomie) und 21.2.1780 der Administration des Hauses zu den drei Kronen, a. Frühjahr 1781 durch → Friedrich Leopold v. Schroetter in den Königsberger Gold- und Rosenkreuzerzirkel Ferreus mit dem Ordensnamen Orthofidus Maderas Hagyoth, Kalkulationsliste: Neigung zum Stolz, Begierde nach Neuheit, ziemlich wohlhabend, Mitglied bis 1786 im I. Grad.

Finck und Hoyer verpflichteten sich, ihre Dependenz von der Berliner Mutterloge jederzeit an[zu]erkennen und ihr die schuldige Obedienz zu leisten. Die Eidesformel lautete: Ich, ..., verbinde mich hierdurch an Eides statt, keine andern als geschickte, redliche, durch Ehre und Ruhm bekannte Männer der [Loge] zuzuführen, Unwürdige davon abzuhalten, das Beste samt den Nutzen der [Loge]sowie Gott und die Aufrichtigkeit vor Augen zu haben, nicht zu sehen auf Blutsfreundschaft, Verwandtschaft, Feindschaften oder irgend einer Nebenursache. Die Berliner Direktion setzte Finck am 16.6.1769 zum ständigen Obermeister der Materloge ein mit dem Recht, Freimäurer in die vier ersten Grade aufzunehmen und sie darin zu unterrichten, und nach dem Rücktritt → Theodor Gottlieb Hippels am 24.6.1769 zum Hauskomtur (Meister vom Stuhl, beständiger Obermeister) der Hauskommende strikter Observanz. Er stellte bei der Amtsübernahme mehrere Bedingungen, unter anderem, daß die Mitglieder sich ihm widerspruchslos fügen müßten, was zur Folge hatte, daß sie zunehmend gegen seine selbstherrliche Regierung opponierten. Er gründete in der Loge am 3.10.1769 für den Winter 1769/70 einen Maçonniquen Winterklubbe, der wenig Interesse fand, bald einging und erst 1778 wieder belebt wurde. Er legte, als er nach der Ersten Polnischen Teilung als Präsident des Oberhof- und Landgerichts in das nunmehr preußische Marienwerder versetzt wurde (2.9.1772), am 1.9.1772 das Obermeisteramt und am 26.1.1780 auch das Amt des altschottischen Obermeisters (Präfekt der Präfektur Königsberg) nieder, blieb aber Mitglied der Königsberger Loge. Friedrich II. beurteilte Finck als ehrliche[n] und gute[n] Mann, der aber difficil u. von Schwierigkeiten sei, könne daher zu keinem Schluß kommen, ernannte ihn dennoch am 4.5.1784 aufgrund seiner in der neuen Provinz erworbenen Verdienste zum Wirklichen Geheimen Etatsminister und Mitglied des ostpreußischen Etatsministeriums, zugleich zum Chef-Präsidenten der ostpreußischen Regierung, damit zum Nachfolger seines Vetters → Friedrich Alexander Freiherr v. Korff, sowie 1785 zum Kanzler im Königsreich Preußen (Ostpreußen) mit Sitz in Königsberg. Finck wurde Ende der neunziger Jahre noch einmal maurerisch aktiv als Mitglied einer Kommission (25.2.1797), welche die Einrichtungen der Loge mehr dem Geiste des Zeitalters zu konformieren hatte. Er nahm seinen Diener in die Loge auf:

Karl Heinrich Hertzog, 1771 dienender Bruder der Loge Zu den drei Kronen.

Finck war seit 1769 Erbherr der Gilgenburger Güter sowie später Erbhauptmann des Erbhauptamts Gilgenburg. Die Loge Zu den drei Kronen ehrte den Verstorbenen am 10.10.1803 in einer Trauerloge.

Fintelmann, Joachim Anton Ferdinand (30.1.1774 Charlottenburg [heute Stadtbezirk von Berlin])-24.12.1863 Charlottenburg), ∞ Czernowitz 1798 Christine Kitze.

Großeltern:

Joachim Heinrich Fintelmann (* Niendorf bei Lüneburg, † 11./14.12.1752 Charlottenburg), Gärtner der Familie v. Bredow in Senzke, Gm (∞ 1733) Anna Katharina geb. Hoffmann (* 1695), Gv mütterlicherseits Joachim Arndt Saltzmann (3.6.1691 Grabow-13.8.1771 Charlottenburg), kgl. Hofgärtner im Schloßgarten Charlottenburg, Lehrherr Joachim Heinrich Fintelmanns, 1761 dessen Adjunkt mit der Hälfte seines Salärs, Nachfolger Saltzmanns, hinterließ Vermögen von 40 000 Rtl, Gm mütterlicherseits Margarete Elisabeth geb. Lohmann, Tochter seines Lehrherrn Johann Lohmann [† 1729], des Hofgärtners im Lustgarten Charlottenburg, und dessen Nachfolger.

V Karl Friedrich Simon Fintelmann (6.1.1738 Senzke/Havelland-23.11.1811 Pfaueninsel [heute zu Berlin]), kgl. Hofgärtner in Charlottenburg (Küchengartenrevier), lebte nach der französischen Besetzung und dem Verkauf des Geländes des Küchengartens 1810 bei seinem Sohn Ferdinand auf der Pfaueninsel, M Anna Dorothea geb. Saltzmann (* 1742),

Bruder:

Karl Friedrich Simon Fintelmann (3.5.1775 Charlottenburg-25.10.1837 auf der Charlottenburger Chaussee während der Fahrt zu seinem Dienstsitz), Lehrebei Oberförster Jacobi in Charlottenburg, bis März 1813 im Reitenden Feldjägerkorps in Köpenick, zuletzt Oberförster im Tiergarten (Berlin), a. 16.12.1881 Charlottenburg von der Loge Luise (RY), II. 18.6.180, 225.5.1803 Sekretär, III. 15.6.1803, 9.5.1804 Zeremonienmeister, Präparateur.

Onkel:

Johann Christian Saltzmann (1727 Charlottenburg-15.5.1803 Berlin), Eltern Joachim Arndt und Margarete Elisabeth Saltzmann, 1739 Joachimsthalsches Gymnasium in Berlin, Kaufmannslehre, im Siebenjährigen Krieg Wechselhandlung und Plüsch-, Kamelhaar- und Wollwarenfabrik mit ausländischen Arbeitern (1766 Tuchhandlung Saltzmann & Becker), 1787 Assessor im Manufaktur- und Kommerzkollegium, Geh. Kommerzienrat, 1791-1801 wirklicher Rat mit Sitz und Stimme, w. Altkölln Breite Straße 20, a. 9.11.1757 Berlin von der Loge L'Amitié, 1.4.1779 Architecte, 23.3.1780 Hospitalier, 3.6.1782 Zensor, letztmals 1797.

Neffe:

Gustav I. Adolf Fintelmann (30.6.1803 Berlin-1.3.1871 Charlottenhof/Potsdam), V Christian Karl Fintelmann (1767-1848, Bruder Karl Friedrich Simon Fintelmann), Kindheit bei → Ferdinand Fintelmann auf der Pfaueninsel, Gärtnerlehre, mehrjährige Bildungsreise (Stipendium), 1732 Hofgärtner auf Schloß Paretz, 1834 Hofgärtner und Kastellan des Gartenreviers auf der Pfaueninsel (bis 1869), ∞ Potsdam 1832 Eulalia Trippel († 1866).

Vater:

Ludwig David Trippel († 1837), Steinmetzmeister in Potsdam, 1815 Stadtrat,

a. 1800 Potsdam von der Loge Zur Standhaftigkeit (RY), 1815 1. Steward, Oberschatzmeister im Inneren Orient der Großen Loge von Preußen genannt Royal York zur Freundschaft.

Ferdinand Fintelmann lernte 1790-1793 bei dem Hofgärtner Joachim August Eyserbeck (1762-1801) im Neuen Garten (Potsdam) und arbeitete anschließend als Gärtnergehilfe im kgl. Garten (Charlottenburg?). Fürst Antoni Henryk (Anton Heinrich) Radziwiłł (1775-1833) in Czernowitz in der Bukowina, das durch die Erste Polnische Teilung 1772 an das habsburgische Königreich Galizien und Lodomerien gefallen war, engagierte ihn 1795 als Gärtner, nach ihm der Fürstbischof des Klosters Oliva bei Danzig, das durch die Zweite Polnische Teilung 1793 preußisch geworden war. Fintelmann kehrte 1800 als Adjunkt seines Vaters nach Charlottenburg zurück. Dort schlug der pensionierte kgl. Kammersänger → Giovanni Concialini ihn seiner Loge Luise (15.3.1801 Konstitution der Großen Loge in Preußen genannt Royal York zur Freundschaft) vor, die ihn am 18.11.1801 aufnahm, am 18.6.1802 zum Gesellen und am 2.11.1803 zum Meister beförderte und am 9.5.1804 zum Sekretär und am 13.6.1805 zum Zeremonienmeister und Präparateur wählte. Die Loge beendete mit Beginn des Vierten Koalitionskrieges praktisch ihre Arbeiten und schloß endgültig am 30.4.1807. Friedrich Wilhelm III. ernannte Fintelmann 1804 zum Hofgärtner der Pfaueninsel, die dieser ab 1816 mit Peter Joseph Lenné (1789-1866) zum englischen Landschaftspark umgestaltete. Fintelmann war ab 1834 Oberhofgärtner in Charlottenburg.

Fischer, Ernst Gottfried (17.7.1754 Hoheneiche bei Saalfeld/Herzogtum Sachsen-Coburg-Saalfeld-27.1.1831 Berlin), V Nathanael Christoph Fischer († 1763), Pfarrer in Hoheneiche, dann Saalfeld, M Eva Maria geb. Muthmann († 1797, V Johannes Muthmann [1685-1747], Hofprediger in Saalfeld), ∞ Berlin 1784 Johanna Henriette Stiller (1764-1844, V Samuel Benjamin Stiller, Oberpostmeister in Rastenburg/Ostpreußen).

Ernst Gottfried Fischer besuchte das Waisenhaus der Franckeschen Stiftungen in Glaucha (Halle), studierte 1773-1776 in Halle Theologie und Mathematik und unterrichtete ab 1776 am Paedagogium der Franckeschen Stiftungen. Er erhielt 1782 einen Ruf an das Berlinische Gymnasium zum Grauen Kloster, wo er zunächst die Unterklassen unterrichtete und 1791-1829 als Professor Mathematik und Physik lehrte. Er amtierte 1786 als Prorektor und 1803/04 als kommissarischer Direktor des Gymnasiums. Fischer unterrichtete als Hauslehrer 1783 die Brüder Alexander und Wilhelm v. Humboldt in alten Sprachen, Mathematik und Physik und 1810-1816 Kronprinz Friedrich Wilhelm (Friedrich Wilhelm IV.) in Mathematik und Naturwissenschaften. Am 10.7.1801 schlug → Friedrich Philipp Rosenstiel den nunmehr 47-jährigen Pädagogen seiner Loge Zur Eintracht (GNML3W) vor, die ihn nach der Ballotage (7.8.1801) am 2.10.1801 aufnahm, am 5.2.1802 zum Gesellen, am 3.12.1802 zum Meister und am 6.3.1809 zum Schottenmeister in der Allgemeinen altschottischen Loge beförderte. Die Johannisloge, die ihn noch 1823 in ihren Listen führte, wählte ihn am 1.6.1804 und erneut am 6.6.1806 zum deputierten Sekretär, 1810 zum Sekretär (bis 1812) und 1814 zum 2. zugeordneten Meister. Er war ab 1815/16 Mitglied des Altschottischen Direktoriums, der Führung der Großen National-Mutterloge zu den drei Weltkugeln. Fischer machte sich als Mathematiker und Naturwissenschaftler einen Namen, sein Hauptverdienst waren seine Lehrbücher für Mathematik und Physik (Reprints Theorie der Dimensionszeichen, 2018; Elements of Natural Philosophy, 2018). Die Gesellschaft Naturforschender Freunde zu Berlin nahm ihn 1802 als Mitglied auf. Die Akademie der Wissenschaften zu Berlin wählte ihn am 27.1.1803 zum Außerordentlichen und am 4.8.1808 zum Ordentlichen Mitglied (Mathematik, Physik), die Kais. Leopoldinisch-Carolinische Akademie der Naturforscher Leopoldina 1819. Fischer erhielt 1810 an der neuen Berliner Universität eine außerordentliche Professur für Mathematik und Physik. Er war 1812-1830 3. geistlicher Direktor der Streitschen Stiftung. Die Große National-Mutterloge ehrte den Verstorbenen am 15.4.1823 in einer Trauerloge. Die Gedächtnisrede hielt

 

Friedrich Samuel Pelkmann (30.6.1772 Königshorst [heute Ortsteil von Fehrbellin/Brandenburg]-17.7.1843 Berlin), Realschule in Berlin, Theologiestudium in Halle, Hauslehrer in Crossen, 1800 Feldprediger des Infanterieregiments Nr. 23, 1806 Pfarrer der Petrikirche in Berlin, bis 1843 auch Superintendent, a. 3.6.1814 Berlin von der Loge Zur Eintracht, Meister vom Stuhl, 1838 Mitglied des Bundesdirektoriums.

Fischer, Johann Ignaz Ludwig (Ludwig Franz Joseph) (18.8.1745 Mainz-10.7.1825 Berlin), V Adam Fischer († 1753), Mehlhändler, ∞ 1779 Barbara Anna Maria Strasser (1738 Mannheim-nach 1825), Sängerin und Schauspielerin, 1789 pensioniert,

Kinder:

Joseph Fischer (1780 Wien-1862 Mannheim), Opernsänger, Komponist

Josepha Fischer-Vernier (1782-1854), Opernsängerin, gründete in Wien Mädchenmusikschule

Wilhelmine Fischer (* 1785), Sängerin

Anna Fischer-Maraffa (1802-1866), Adoptivtochter, V verstorbener Stuttgarter Hofschauspieler Miedtke, Sängerin

Ludwig Fischer begann nach dem Besuch der Jesuitenschule in Mainz 1761 die Laufbahn eines Sängers der Hofkapelle des Mainzer Kurfürsten Emmerich Joseph (1707-1774); seine Stimme mutierte vom Mezzosopran zum Tenor, dann zum Baß. Der berühmte Tenor Anton Raaff (1714-1797, Wolfgang Amadeus Mozart schrieb für ihn die Titelrolle seiner Oper Idomeneo), damals Mitglied der Mannheimer Oper, übernahm den Gesangsunterricht. Karl IV. (1724-1799) Pfalzgraf und Kurfürst von der Pfalz, ein aufgeklärter und Musik liebender Herrscher, engagierte Fischer 1772 für seine Oper in Mannheim und Schwetzingen. Das Orchester war nach dem Urteil Leopold Mozarts das beste Deutschlands. Als Karl Philipp Theodor nach dem Tod seines Vaters die bayerische Kurwürde erhielt, folgte Fischer dem Hof mit Oper und Orchester nach München. 1780 erhielten er und seine Frau Barbara Fischer ein Engagement am Deutschen Nationaltheater in Wien, wo er auch Mitglied der Cabinet-Musique Kaiser Josephs II. war. Sein Freund Wolfgang Amadeus Mozart schrieb für ihn die Rolle des Osmin (Die Entführung aus dem Serail), die Fischer in der vom Komponisten dirigierten Erstaufführung am 16.7.1782 im Burgtheater erstmals sang. Am 27.2.1783 nahm ihn vor seiner Reise nach Paris die Wiener Loge Zur Beständigkeit (1779 von der Regensburger Mutterloge Zu den drei Schlüsseln konstituiert) auf und beförderte ihn bis zum Meistergrad. Nach dem Handbillett Kaiser Josephs II. 1785, das die Zahl der Freimaurer und Logen beschränkte, sie aber unter staatlichen Schutz stellte, wechselten Fischer und weitere Brüder zur Loge Zur neugekrönten Hoffnung, die ihn bereits 1785 als abwesendes Mitglied führte. 1787 nannte die Loge Zur Wahrheit ihn als Mitglied. Nach Konzertreisen Fischers 1783 nach Paris und 1784 nach Italien verpflichtete Karl Anselm Fürst von Thurn und Taxis (1733-1805), Prinzipalkommissar des immerwährenden Reichstags in Regensburg, ihn als fürstlichen Kammersänger nach Regensburg. Dort affiliierte ihn die von dem Fürsten 1765 gestiftete französisch arbeitende Loge Charles de la Constance (1768 Konstitutionspatent des Großostens der Niederlande); aus ihr ging unter der Großmeisterschaft des Fürsten die Mutterloge Die Wachsende zu den drei Schlüsseln hervor. Der preußische Hofkapellmeister Johann Friedrich Reichardt empfahl Fischer 1789 König Friedrich Wilhelm II. Fischer sang am 16.10.1789 in der Oper Unter den Linden die Titelpartie in Reichardts Oper Brenno, deren Uraufführung zugleich die erste deutschsprachige Opernaufführung in Berlin war. Der begeisterte König engagierte Fischer am folgenden Tag als königlichen Kammersänger auf Lebenszeit (1815 pensioniert). Fischer trat am 27.12.1798 in Berlin der Loge Royale York de l'Amitié bei, die ihn der Filia Friedrich Wilhelm zur gekrönten Gerechtigkeit zuteilte. Die Großloge wählte ihn am 27.12.1799 zum Großredner. Er erklärte am 20.9.1801: Dass ich mich des motos bediene: Stat pro rationa voluntas. Ich bin Maurer und werde es bleiben so lang ich lebe, den Eifer, das interesse fühle ich freylich nicht mehr, die Pflichten eines ächten Maurers werden mir aber ewig heilig seyn. Ich werde mich nie einer andren Loge einverleiben lassen; dass Recht jede Loge besuchen zu dürfen, wird mir nicht abgesprochen werden können. wird mir die Hochwürdige Mutter Loge erlauben ihre Logenkleidung tragen zu dürfen, werde ich es mit schuldigen Dank erkennen; bin ich imstand mit meinem geringen Talent bey feyerlichen Musiquen einigen Dienst zu leisten, so stehe ich jederzeit zu Befehl, der ich mich zu der Hochwürdigen großen Mutterloge Royal Yorck immer mit vieler Anhänglichkeit bekenne. Am 10.5.1802 legte er das Amt des Obermeisters nieder. Im Gegensatz zu seinem Versprechen trat er am 8.3.1805 in die Loge Zum flammenden Stern (GNML3W) ein, die ihn noch 1815 im Meistergrad führte Er war Mitglied des Musikalischen Kollegiums (1810). Fischer erreichte in Berlin den Höhepunkt seiner künstlerischen Karriere. Er begeisterte durch den gewaltigen Umfang (D bis a1) "seiner vollen, schönen und trefflich geschulten Stimme, die sich stets gleich blieb, und durch Anmut und Leichtigkeit ihre Reize noch erhöhte, wie von seinem Darstellungsvermögen, das ihn weit über andere Sänger erhob" (Kürschner: ADB, 7, 76f.). Fischer komponierte 1802 Im tiefen Keller sitz‘ ich hier.

Fischer, Johann Karl August Christian (17.9.1765 Oels/Schlesien-8.10.1816 Meidling [heute Ortsteil von Wien]), V Johann Gottlieb Fischer, ∞ 1796 verw. Baronin v. Bothmer geb. Gräfin v. Reichenbach († 1799) in Kammerswaldau bei Hirschberg.

Johann Karl Christian Fischer studierte in Halle, wo er sich die Philosophie Immanuel Kants aneignete, u. a. bei dem klassischen Philologen → Friedrich August Wolf. Die Hallenser Freimaurer, unter ihnen viele Universitätsprofessoren, bemühten sich wie ihre Kollegen in Frankfurt an der Oder, die Studenten, also auch Fischer, unter ihre Obhut zu nehmen, sie vor den studentischen Ausschweifungen zu bewahren und von den konkurrierenden Korporationen und anderen unliebsamen Vereinigungen, etwa der Deutschen Union, fernzuhalten. Am 23.5.1788 nahm Die Loge Zu den drei Degen Fischer auf. Er kehrte nach Schlesien zurück, wo er eine Lehrstelle am evangelischen Gymnasium in Hirschberg annahm und dessen Konrektor (stellvertretender Rektor) er 1789-1797 war. Die Hirschberger Loge Zu den drei Felsen (GLL) affiliierte am 11.1.1790 den 25-jährigen Pädagogen mit Lehrlingseid, beförderte ihn am 23.11.1791 zum Meister, wählte ihn am 16.4.1793 und erneut am 16.4.1797 zum Sekretär, am 16.4.1795 zum 1. Aufseher und am 16.4.1794 und erneut am 16.4.1798 zum Redner. Er befreundete sich mit → Christian Jakob Contessa Salice und → Ignaz Aurelius Feßler. Sie gründeten den geheimen republikanischen Evergetenbund (s. Artikel Contessa Salice, Christian Jakob), dessen Ritual Fischer ausarbeitete. Er trat dem 1795 von Contessa und weiteren Evergeten gegründeten republikanischen Geheimbund Moralisches Femgericht nicht bei und entging so den politischen Verfolgungen, während mehrere Mitglieder verhaftet wurden. Fischer trat nach der Heirat 1797 aus dem Schuldienst aus und lebte fortan als privater Gelehrter in Kammerswaldau. Er deckte am 15.5.1799 die Hirschberger Loge, weil er sich ihr nicht ganz widmen könne. Diese vermerkte am 16.4.1800: hat die Loge mit der Erklärung, dem System der großen Landesloge von Deutschland gänzlich zu entsagen, gedeckt. Fischer verschwieg seine wahren Gründe, die Parteisucht der Systeme und die Feindschaft der Brüder untereinander. Er forderte eine Reform. Das Ganze der Maurerei sei zerrissen und gleich der Religion durch Parteisucht in verschiedene Kirchenkonfessionen und Systeme getrennt. Es hätten sich Hochmut, Rechthaberei im Theorienstolz, Aftergesetzlichkeit, Buchstabensinn und sonach auch Verachtung und Verfolgung der anders Denkenden eingeschlichen. Fischer folgte nach dem Tode seiner Frau 1799 seinem ältesten und engsten Freund Feßler nach Berlin, wo er bis 1804 als Hofrat lebte. Dieser nahm ihn 1799 in seine Loge Urania zur Unsterblichkeit und am 6.2.1802 in die Gesellschaft der Freunde der Humanität auf. Beide gaben die freimaurerischen Periodika Eumonia. Eine Zeitschrift des 19. Jahrhunderts sowie Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts oder Resultate vereinigter Denker über Philosophie und Geschichte der Freimaurerei heraus, worin Fischer → Fichtes 16 Briefe an Konstant über Philosophie der Freimaurer (Fischer schrieb den zweiten Brief) publizierte. Er war Obermeister im Innersten Orient der Großen Loge von Preußen genannt Royal York zur Freundschaft. Fischer legte das Amt nieder, als er am 10.5.1802 gemeinsam mit Feßler die Loge deckte. Sie traten in die Loge Zu den drei Bergen im kursächsischen Freiberg ein, Fischer am 10.8.1802, und gründeten 1802 gemeinsam mit anderen Freimaurern den Großen Bund Scientifischer Maurer. Fischer schrieb unter dem literarischen Pseudonym Gustav Fredau. Er korrespondierte u. a. mit Jean Paul und August Wilhelm Schlegel.

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