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Fabris, Jacopo (um 1689 Venedig-16.12.1761 Kopenhagen), deutsche Vorfahren, ∞ 2. Susanna Jeffrey (um 1703 England-1786 Kopenhagen, begraben 24.10.1786).

Jacopo Fabris war nach seiner Ausbildung in Venedig Dekorationsmaler. Karl III. Wilhelm Markgraf von Baden-Durlach (1679-1738) engagierte ihn 1719 als Hofmaler und Bühnendekorateur (bis 1721) in Karlsruhe, wonach er 1724-1730 in Hamburg als Theatermaler des Opernhauses am Gänsemarkt tätig war, danach in London, wo er mit Georg Friedrich Händel zusammenarbeitete und wo ihn die Freimaurerloge L’Union aufnahm, sowie 1730-1740 in Mannheim unter dem kurpfälzischen Hofbaumeister Alessandro Galli da Bibiena (1686-1778). Friedrich II. verpflichtete ihn vermutlich wenige Wochen nach der Thronbesteigung als Dekorationsmaler nach Berlin und Potsdam. Fabris war zuständig für die bühnentechnische Ausstattung von Opernhaus und Bühne im Berliner Stadtschloß. Er malte in Berlin die Bühnendekorationen der italienischen Opern des kgl. Kapellmeisters Karl Heinrich Graun, u. a. Rodelinda. Regina dei Langobardi mit dem Libretto des kgl. Operndichters → Giovanni Gualberto Bottarelli, Erstaufführung am 13.12.1741 im Kurfürstensaal im mittleren Querflügel des Berliner Stadtschlosses, Cleopatra e Cesare mit dem Libretto von Bottarelli, mit → Paolo Bedeschi als Caesar am 7.12.1742 anläßlich der Eröffnung des allerdings noch nicht fertig gestellten Opernhauses Unter den Linden des Baumeisters → Wenzeslaus v. Knobelsdorff, Adriano in Siria (Libretto von Pietro Metastasio), Uraufführung am 7.12.1745 nach dem Sieg Friedrichs II. bei Hohenfriedeberg und seiner Rückkehr nach Berlin. Fabris besuchte erstmals wenige Tage nach ihrer Gründung (13.9.1740) am 19.9.1740 die Loge Aux trois Globes, deren Protokolle weitere Besuche am 28.9., 19.11. und 27.11.1740 und dann ab dem 5.5.1741 vermerkten. Die Loge nahm ihn am 19.12.1742 als Mitglied auf. Er gründete am 30.11.1742 in Berlin die altschottische Loge L’Union, die ihn am 11.12.1742 zum vorsitzenden Meister wählte. Die Mutterloge zu den drei Weltkugeln − sie arbeitete ab 28.3.1743 abwechselnd deutsch und französisch, daher der nunmehr deutsche Logenname, wählte Fabris nach der schweren Erkrankung von → Jakob Friedrich Lamprecht in einer deutschen Loge am 6.11.1744 in einzelner Abstimmung zum regierenden Meister vom Stuhl (Übergabe des Hammers am 13.11.1744) und bestätigte ihn am 10.6.1745 einstimmig im Amt, das er bis zum 15.12.1746 ausübte. Fabris' Logenführung wird in der masonischen Literatur gegensätzlich beurteilt, abwertend als die eines verachteten Theatermannes, anerkennend als die eines herausragenden Freimaurers. Er führte das Meisteramt mit großer Kraft in den schwierigen Zeiten des Zweiten Schlesischen Krieges (1744-1745), in denen es ihm gelang, Regelmäßigkeit in die Arbeiten der Loge und ihre Finanzen in Ordnung zu bringen. Er nahm den berühmten Sopran → Felice Salimbeni und den aus London verpflichteten Beleuchtungsfachmann → Angelo Cori auf. Die Mutterloge zu den drei Weltkugeln nannte Fabris letztmals am 15.12.1746. Er verließ 1747 Berlin, nachdem der dänische König Frederik V. ihn nach Kopenhagen als kgl. Theatermaler verpflichtet hatte. Fabris wurde 1750 im Range eines Kanzleirats pensioniert. Er schrieb Instruction in der Teatralischen Architectur und Mechanique (1760, Ms.).

Farenheid, Johann Friedrich Wilhelm v. (2.10.1786 von Friedrich Wilhelm II. nobilitiert) (17.2.1747 Königsberg/Pr.-7.9.1834 Klein Beynuhnen/Ostpreußen),

Vater

Friedrich Reinhold Farenheid (1703-14.10.1781), Kaufmann in Königsberg, erwarb als Besitzer des Salzmonopols ein großes Vermögen, das er im Siebenjährigen Krieg mit Armeelieferungen noch vergrößerte und teilweise in Grundbesitz anlegte, wurde 1760 zum Stadtrat in Königsberg gewählt, am 25.4.1763 von Friedrich II. zum Kommerzienrat mit Sitz und Stimme im Königsberger Kommerzkollegium ernannt, baute 1764 auf eigene Kosten in Königsberg das Armenhaus Farenheidsches Stift.

M Johanna Lovisa geb. v. Hoffmann (V kurfürstlich sachsen-meiningscher Hofrat), ∞ Gumbinnen 1770 Friederike Amalie Austin (V Heinrich Bernhard v. Austin [1723-1780], Kriegs- und Domänenrat in Gumbinnen), 4 Kinder, von denen nur eines das Kindesalter überlebte:

Friedrich Heinrich Johann Farenheid (11.3.1780 Königsberg/Pr.-28.2.1849 Steinort, Grab in der Pyramide in Angerapp), ∞ 1808 Wilhelmine Lehmann († 30.12.1847 Angerapp, Schwester seines Göttinger Studienfreundes Johann Gottfried Lehmann, Pfarrer in Ducherow bei Anklam), studierte ab 1797 in Königsberg bei Immanuel Kant und → Christian Jakob Kraus, mit einem Empfehlungsschreiben Kants in Göttingen bei Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799), Prof. für Experimentalphysik, a. 3.4.1798 Königsberg von der Loge Zu den drei Kronen, der Loge seines Vaters, der er aber nur kurze Zeit angehörte, 1801-1806 Reisen nach Frankreich, Nordamerika, wo er Thomas Jefferson (1743-1826), 1801-1809 dritter Präsident der USA, kennenlernte, England, der Schweiz und Italien, Grundherr in Klein Beynuhnen, dem zweitgrößten privaten Gestüt in Europa, gründete die Landwirtschaftliche Gesellschaft für Litauen (den östlichen Teil der Provinz Ostpreußen), Kunstsammler, Mäzen, errichtete 1811 nach Entwurf von Bertel Thorvaldsen das Familiengrab (Pyramide) im Wald Luschwitz in Angerapp.

Johann Friedrich Wilhelm Farenheid ließ sich heimlich von den Schwarzen Husaren (Husarenregiment Nr. 5) anwerben gegen den Willen seines Vaters, der ihn enterben wollte, ihn aber mit der Hilfe des befreundeten Chefs des Husarenregiments Daniel Friedrich v. Lossow (1720-1783) aus dem Militärdienst befreite. Er studierte 1765/66 in Königsberg Philosophie und Geographie, trat in den zivilen Staatsdienst, 1766 als Auskultator der Kriegs- und Domänenkammer in Königsberg und 1767 im Amt Trakehnen, wurde nach dem großen Examen 1770 in Berlin als Kriegs- und Domänenrat der litauischen Kriegs- und Domänenkammer in Gumbinnen angesetzt und 1774 nach Königsberg versetzt. Am 26.12.1769 nahm ihn in Königsberg die Loge Zu den drei Kronen auf, der er bis 1819 angehörte und deren Vermögensberater er war. Er schenkte ihrer Armenkasse jährlich 100 Rtl. Farenheid ließ sich nach seinem Abschied aus dem Staatsdienst 1779 auf seinem 1773 gekauften Gut Angerapp nieder. Er besaß einen ausgedehnten Grundbesitz in Ost- und Westpreußen sowie in Polen, u. a. Flatow (Netzedistrikt) und den Güterkomplex Klein Beynuhnen, den er nach seiner Nobilitierung 1793 von → Friedrich Wilhelm v. Dönhoff kaufte und wohin er seinen Wohnsitz verlegte. Er galt als der reichste Mann in Ostpreußen. Man sagte, daß er von Königsberg bis Beynuhnen auf eigenem Grundbesitz fahren könne. Im Gutshaus Beynuhnen wohnte längere Zeit Sophie Juliane Friederike Wilhelmine v. Dönhoff (1768-1834) nach ihrer Trennung von Friedrich Wilhelm II. (1792), mit dem sie 1790 in morganatischer Ehe verheiratet war (s. Artikel Dönhoff, Friedrich Wilhelm Graf v.). Farenheid war mit → Theodor v. Schön befreundet. Er hob 1798 als erster ostpreußischer Grundherr die Erbuntertänigkeit seiner Bauern auf, förderte die rationelle Landwirtschaft durch Verbesserung des Getreide- und Futteranbaus, der Rindviehzucht und der Vollblutgestüte, war bahnbrechend für die Abschaffung der Dreifelderwirtschaft. Er mußte nach den Napoleonischen Kriegen viele seiner Güter verkaufen, so 1820 Flatow an Friedrich Wilhelm III. Farenheid starb erblindet in Klein Beynuhnen. Er wurde später in dem von seinem Sohn errichteten Familiengrab beigesetzt. (Farenheid: Biographische Skizze, 431-596)

Feilner, Tobias Christoph (19.5.1773 Weiden/Oberpfalz-7.4.1839 Berlin), Gv Thomas Feilner, Maurermeister, V Philipp Heinrich Feilner (1744-1808), Hafnermeister, Ratsherr, M Susanne geb. Ig(e)l (1749 Weiden-1807, V Johann Christoph Igel, Töpfermeister), ∞ Berlin 1805 Charlotte Sophie Pausewang († 7.4.1839, V Johann Theodor Ludwig Pausewang, Kammermusiker in Schwedt),

Tochter:

Amalie Feilner (1806-1876) ∞ Ludwig Wilhelm Wichmann (1788-1859), Bildhauer, ab 1800 Schüler → Johann Gottfried Schadows, beteiligt an der Ausführung der Denkmale für → Blücher in Rostock und Martin Luther in Wittenberg, modellierte für Feilner Terrakotten, schuf den Erzengel in der Friedrichswerderschen Kirche, Büste Feilner.

Tobias Christoph Feilner ging nach der Lehre bei seinem Vater auf die Walz, auf der er die Pfälzer Porzellanmanufaktur Frankenthal bei Mannheim (Direktor sein Großonkel Simon Feilner), die Fayencemanufakturen Alzey in Rheinhessen, Flörsheim im Erzstift Mainz, Wiesbaden und Kassel besuchte. Er arbeitete von Dezember 1792 bis Sommer 1793 in Dresden, wo ihn der Berliner Ofenfabrikant Johann Gottfried Höhler mit Hilfe des preußischen Gesandten Friedrich Abraham Wilhelm v. Arnim abwarb und in Berlin als Geselle einstellte.

Johann Gottfried Höhler (get. 3.6.1744 Berlin-17.[10.?]9.1812 Berlin), V Töpfermeister, übernahm nach der Töpferlehre vermutlich den kleinen Betrieb seines Vaters, die Höhlersche Töpferwerkstatt, sie fertigte Öfen und Tonwaren, belieferte die Berliner Zuckersiedereien mit den Bäcker- und Zuckerformen, 1801 Deputierter des Armendirektoriums, a. 10.5.1774 Berlin von der Loge Zum goldenen Schiff (GLL), II. 11.10.1774, III. 12.10.1774, 15.11.1776 Mitstifter der Schwesterloge Zum Widder, 1776-1780 Schatzmeister, 2.4.1778 interimistischer Sekretär, 15.11.1779-1782/83 und 18.12.1786 2. Aufseher, 7.6.1782-19.12.1785 und 23.1.1788-13.4.1795 1. Aufseher, 13.4.1797-1799 Schatzmeister, erwarb die höheren Erkenntnisstufen im Großen Ordens-Kapitel „Indissolubilis“ (20.12.1780 Ritter vom Osten, VIII. Grad), das ihn am 23.1.1797 zum Unterbeamten, zum Bewahrer der Lampe, am 26.12.1799 zum 2. Ritter Oberaufseher, am 24.6.1788-1805/06 zum Großschatzmeister ernannte, 1803/1804 Mitglied des Maurerischen Leseinstituts, bis zu seinem Tod Mitglied der Loge.

 

Höhler setzte Feilner 1797 zum technischen Werkmeister seiner Töpferwerkstatt ein, machte ihn 1804 zum Teilhaber und, nachdem er sich 1809 aus der Fabrikleitung zurückgezogen hatte, übergab er ihm 1813 den Betrieb als Inhaber. Höhler schlug seinen Werkmeister am 20.11.1800 seiner Loge Zum Widder (GLL) vor und übernahm die Patenschaft. Die Loge nahm ihn am 29.1.1801 auf und beförderte ihn am 2.4.1802 zum Gesellen und am 16.2.1803 zum Meister. Feilner trat am 29.3.1806 der Gesellschaft der Freunde der Humanität (bis 1826) bei und war Mitgründer des Vereins zur Beförderung des Gewerbefleißes in Preußen und des Vereins der Kunstfreunde im Preußischen Staat. Die 1817 erweiterte Tonwarenfabrik Tobias Feilner, der größte Kachelhersteller in Deutschland, beschäftigte 120 Arbeitskräfte. Der Ton für die weißen Schmelzkacheln kam aus Velten (wo die Feilner-Straße an ihn erinnert). Feilner arbeitete eng mit Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) zusammen und fertigte die farbige Tonplastik für die Werdersche Kirche. Beide entwickelten um 1810 eine Form des Berliner Kachelofens, der in weiten Teilen Deutschlands und im Ausland Verwendung fand. Feilner erhielt 1814 den Titel Akademischer Künstler. Er stiftete testamentarisch 30 000 Rtl für Sonntagsschulen von Kindern aus armen Familien. Schinkel entwarf 1829 das Wohnhaus Feilners in der Hasenhegergasse 4 (heute Tobias-Christoph-Feilner-Straße in Berlin-Kreuzberg). Das Haus wurde im Zweiten Weltkrieg durch einen Bombenangriff zerstört und die Ruine 1962 abgetragen. Die Große Landesloge gedachte des Verstorbenen am 23.3.1840 in einer allgemeinen Trauerloge.

Ferdinand Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel (12.1.1721 Braunschweig-3.7.1792 Vechelde/Herzogtum Braunschweig), V Ferdinand Albrecht II. Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel-Bevern (1680-1736), M Antoinette Amalie geb. von Braunschweig-Wolfenbüttel (1696-1782),

Bruder:

Karl I. (1713-1780), regierender Herzog von Braunschweig, kein Freimaurer, aber Protektor der Loge in Braunschweig, ∞ Philippine Charlotte von Preußen, Schwester Friedrichs II.

Schwestern:

Elisabeth Christine von Braunschweig (1715-1797) ∞ → Friedrich Prinz von Preußen (Friedrich II.), Königin von Preußen

Louise Amalia von Braunschweig (1722-1780) ∞ → August Wilhelm Prinz von Preußen

Nach der militärischen Ausbildung in der braunschweigischen Armee, in der sein Vater die preußische Dressur und Pünktlichkeit eingeführt hatte, und der Kavalierstour durch Holland, die Österreichischen Niederlande, Frankreich, Italien und Österreich erhielt der 21-jährige Prinz Ferdinand im September 1740 im Range eines Obersten ein von dem Herzog geworbenes Füsilierregiment (Nr. 39) in preußischen Diensten, mit dem er im Gefolge Friedrichs II., seines Onkels, am Ersten Schlesischen Krieg teilnahm. Die Berliner Loge Aux trois Globes nahm Ferdinand am 26.12.1740 als Lehrling und Gesellen an. Die Breslauer Loge Aux trois Squelettes beförderte ihn am 7.7.1743 zum Meister. Die Mutterloge zu den drei Weltkugeln führte ihn noch 1788/1791 als Mitglied (außerhalb der Nummerierung). Ferdinand blieb nach dem Krieg 1742 am preußischen Hof als Gesellschafter und Begleiter des Königs. Er zog als 23-jähriger Generalmajor in den Zweiten Schlesischen Krieg: 1744 in der Armee Herzogs Leopold I. von Anhalt-Dessau in Böhmen, 1745 als Chef des I. Bataillons Garde zu Fuß in der Armee des Königs, nahm am 4.6.1745 an der Schlacht bei Hohenfriedeberg teil und wurde am 30.9.1745 in der Schlacht bei Soor verwundet. Nach dem Krieg lag sein Bataillon in Potsdam in Garnison. Er verkehrte am Hofe Friedrichs II., der ihn auf seine Inspektionsreisen mitnahm, ihn 1750 zum Generalleutnant beförderte, 1752 zum Gouverneur der Festung Peitz und 1755 zum Gouverneur der Festung Magdeburg und zum Chef des dortigen Infanterieregiments Nr. 5 ernannte. Ferdinand befehligte im Siebenjährigen Krieg 1756 eine der drei Heersäulen der preußischen Armee, besetzte Leipzig und nahm in Böhmen an den Schlachten bei Lobositz, Prag und Kolin teil. Friedrich II. unterrichtete ihn nach seiner Freistellung vom Dienst in der preußischen Armee am 9.11.1757 in Anwesenheit des großbritannischen Gesandten Sir Andrew Mitchell (1708-1771, 1755-1771 Gesandter am preußischen Hof) über sein Kommando der alliierten, der hannoversch-braunschweigisch-hessisch-britischen Armee (29.11.1757 Vollmacht Georgs II.) im Rang eines Generals von der Infanterie. Er schlug, nunmehr Generalfeldmarschall (1758), am 23.6.1758 bei Krefeld die französische Armee unter Comte de Clermont (s. Artikel Rosa, Philipp Samuel), unterlag am 13.4.1759 in der Schlacht bei Bergen, siegte am 1.8.1759 bei Minden und am 16./17.7.1761 bei Vellinghausen. Er war einer der bedeutendsten Feldherren des Siebenjährigen Krieges. Ferdinand kehrte 1762 als Gouverneur und Regimentschef nach Magdeburg zurück. Friedrich II. verabschiedete ihn 1766, da er in ihm den Nebenbuhler seines Ruhms, dem er dennoch sehr viel zu danken hatte, sah. Ferdinand, nunmehr Dechant des Magdeburger Domstifts, lebte in Braunschweig und auf seinem 1767 gekauften braunschweigischen Schloß Vechelde, verbrachte aber sechs bis acht Wochen im Jahr in Magdeburg, wo er am 17.3.1779 das Protektorat der nach ihm benannten Loge Ferdinand zur Glückseligkeit übernahm. Die Großloge von London ernannte Ferdinand 1770 zum Provinzialgroßmeister aller Logen in Norddeutschland. Im folgenden Jahr schlug Heermeister → v. Hund ihn am 15./17.1.1771 zum Ritter (Eques a Victoria) des freimaurerischen Ritterordens der Strikten Observanz, wonach der Konvent von Kohlo ihn 1772 zum Großmeister aller schottischen Logen (der Logen IV. Grades) in Deutschland und zum Magnus Superior ordinis per Germaniam inferiorem (Serenissimus Magnus Superior Ordinis, Amtseinsetzung am 21.10.1772 in Braunschweig) wählte. Er verlegte 1775 auf dem Konvent in Braunschweig das Direktorium der Strikten Observanz von Sachsen nach Braunschweig. Ferdinand berief während des Niedergangs der Strikten Observanz 1782 einen Reformkonvent nach Schloß Wilhelmsbad ein, an dem die preußischen Logen ehemals strikter Observanz jedoch nicht teilnahmen. Der Konvent zog einen Schlußstrich unter den Hundschen Tempelritterorden und ersetzte ihn durch den neuen Orden der Ritter der Wohltätigkeit mit dem Großmeister Ferdinand. Er wurde 1783 in den Illuminatenorden aufgenommen und übernahm 1786 das Amts eines Generalobermeisters im Orden der Asiatischen Brüder. Die Loge Ferdinand zur Glückseligkeit ehrte ihren verstorbenen Protektor am 14.9.1792 in einer Trauerloge.

August Ferdinand Prinz von Preußen (23.5.1730 Berlin-2.5.1813 Berlin), V Friedrich Wilhelm I. König in Preußen (1688-1740), M Sophie Dorothea von Hannover (1687-1857), ∞ 1755 Luise von Brandenburg-Schwedt (1738-1820, V → Friedrich Wilhelm Markgraf von Brandenburg-Schwedt),

Sohn:

Friedrich Ludwig Christian von Preußen, gen. Louis Ferdinand von Preußen (16.11.1772 Schloß Friedrichsfeld (heute zu Berlin)-10.10.1806 Wöhlsdorf [heute zu Saalfeld/Saale], gefallen als Kommandeur der preußischen Vorhut bei dem Gefecht bei Saalfeld), Violinist, Komponist, besuchte den bürgerlichen Salon von Rahel Levin (s. Artikel Crousaz, Daniel-Noah-Louis de; Gentz, Friedrich)

Brüder:

August Wilhelm Prinz von Preußen

Friedrich II.

Heinrich Prinz von Preußen

Friedrich II. stellte seinen 15-jährigen Bruder Ferdinand in das Infanterieregiment Kronprinz (Nr. 15) ein, ernannte ihn 1740 zum Chef des neuen Infanterieregiments Nr. 34 und beförderte ihn 1756 zum Generalmajor. Ferdinand nahm in der Begleitung des Königs am Siebenjährigen Krieg teil, der ihn 1756 wegen Kränklichkeit im Range eines Generals der Infanterie entließ. Die Ballei Brandenburg des Johanniterordens wählte ihn am 12.9.1763 zum Herrenmeister mit dem Ordenspalais in der Friedrichsstadt Wilhelmplatz 8/9. Friedrich Wilhelm III. ernannte ihn nach der Gründung des Kgl. Preußischen St. Johanniterordens am 23.5.1812 zu dessen Herrenmeister. Ferdinand war Freimaurer, indes sind Datum und Ort der Aufnahme nicht ermittelt, die vermutlich in einer Hofloge erfolgte. Er besuchte in Vertretung Friedrichs II. am 25.1.1755 in Berlin die Geburtstagsfeier der Mutterloge zu den drei Weltkugeln, auf der er als Meister vom Stuhl amtierte.

Feronce v. Rothenkreuz, Jean Baptiste (23.10.1723 Leipzig-19.7.1799 Braunschweig), die hugenottische Familie aus dem Languedoc lebte ab 1748 in Leipzig, V Pierre Féronce (* 1719), M (∞ 1735 ) Marguerite geb. Marin (* 1722), ∞ um 1775 Johanna Sophie v. Lüttichen (um 1730-1814, V August Heinrich v. Lüttichen, M Johanna Floriane geb. v. Griesheim, Hofdame von Herzogin Philippine Charlotte von Braunschweig-Wolfenbüttel, einer Schwester Friedrichs II., Pastell von Johann Friedrich August Tischbein).

In welchem Verwandtschaftsverhältnis der um 1741 geborene Charlottenburger Bankier und Rentier Peter Feronce zu Jean Baptiste Feronce stand, ist nicht ermittelt, a. Hamburg als Freimaurer, Mitgründer der Loge Luise in Charlottenburg (heute Stadtbezirk von Berlin), 30.6.1801 Schatzmeister, 15.5.1802/25.5.1803 1. Steward, 2.3.1803 1. Zensor, deckte die Loge 1806.

Jean-Baptiste Féronce studierte nach dem Besuch eines französischen Internats in Genf Jura in Jena, Halle (am 20.11.1743 an der juristischen Fakultät immatrikuliert) und Göttingen. In Halle nahm ihn die Loge Aux trois Clefs d’Or auf, wählte ihn am 14.12.1743 zum Sekretär, am 25.1.1744 zum deputierten Meister für die französischen Rezeptionen sowie später zum interimistischen Steward (Haushofmeister), ein Logenamt, das er vermutlich bis zum 13.4.1744 ausübte. Ob er später einer anderen Loge beitrat, ist nicht ermittelt. Féronce unternahm nach dem Studium eine mehrjährige Reise in die Niederlande und nach Frankreich (Paris). Er begann seine berufliche Laufbahn als Legationssekretär bei dem russischen Botschafter am kursächsischen Hof in Dresden. Auf einer Reise nach Den Haag lernte er 1747 in Braunschweig den Geheimen Rat v. Cramm kennen, der ihn Herzog Karl I. von Braunschweig-Wolfenbüttel empfahl, der wiederum ihn 1748 als Legationssekretär in braunschweigische Dienste nahm. Er begleitete gegen Ende des Österreichischen Erbfolgekriegs Generalleutnant Stammer zum Friedenskongreß in die Freie Reichsstadt Aachen. Der nunmehrige Legationsrat (1750) verhandelte während des Siebenjährigen Krieges 1759 einen Subsidienvertrag, durch den das Fürstentum ein Truppenkontingent an Großbritannien vermietete, worauf ihn der Herzog am 14.10.1761 zum Geheimen Legationsrat ernannte und ihn in den Reichsadelsstand erheben ließ. Feronce vermittelte 1763 als bevollmächtigter Gesandter in London die Heirat der britischen Prinzessin Augusta Friederike Luise von Hannover (1737-1813) mit Erbprinz Karl Wilhelm Ferdinand (1735-1806, 1780 regierender Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel, preußischer Generalfeldmarschall). Schließlich sanierte er als Finanzminister (1.8.1773) die braunschweigischen Staatsfinanzen.

Feßler, Ignaz (Ignatius) Aurel(ius) (Vorname nach Ignatius von Loyola) (18.5.1756 Zurndorf/Burgenland in Österreich)-15.12.1839 St. Petersburg, V Johann Georg Feßler (um 1710 Weingarten/Kurpfalz-1774), Wachtmeister im österreichischen Dragonerregiment Löwenstein, 1748 Wirt in Czurendorf (Zurndorf), 1756? in Diensten von Graf Arco in Preßburg und 1764 des Titularbischofs Baron Anton Gaun in Raab († 1765), M Anna Maria geb. Kneidinger (19.9.1729 Wien-1795, V Seidenfabrikant), ∞ 1. 1792 Caroline Henrici (V Steuerrat und Stadtrichter in Beuthen), 1802 geschieden, 2. 1802 Caroline Marie Wegely (1774-1823, V → Karl Jakob Wegely), 3. N. N. in Saratov.

Ignaz Feßler, der auf Wunsch der Mutter für das Kloster bestimmte Erstgeborene, trug ab 1760 die Ordenskleidung der Societas Jesu, besuchte ab 1766 das Jesuitengymnasium in Raab, bezog nach der Lehre bei dem Preßburger Ingenieur Andreas Kneidinger, seinem Onkel, 1768 das Gymnasium in Raab und ab 1770 die lateinische Jesuitenschule in Preßburg, wo er am 1.8.1772 als bester Schüler die Lobrede auf den heiligen Ignatius hielt. Am 9.7.1773 nahm ihn das Kapuzinerkloster Mór bei Stuhlweißenburg (heute Székesfehérvár/Ungarn) als Novize auf. Er erhielt 1774 die kleinere Weihe, durchlief zur Weiterbildung mehrere Klöster, las heimlich aufklärerische Schriften, die seinen Glauben erschütterten, wurde am 29.5.1779 zum Priester geweiht (Frater Innocentius) und in das Kloster Mödling bei Wien versetzt, wo er Josephiner, Parteigänger der Reformen Kaiser Josephs II., kennenlernte. Er unterrichtete nach dem Tod eines 54 Jahre in einem unterirdischen Klosterkerker eingeschlossenen Mönchs Joseph II. über die unmenschlichen Zustände in den österreichischen Klostergefängnissen, worauf dieser die Kapuzinerklöster untersuchen ließ und die Klostergefängnisse aufhob. Nach der Veröffentlichung seiner kirchenrechtlichen Schrift Was ist der Kaiser? Verfaßt von einem Kapuzinermönch (Wien 1782), in der er für die staatliche Sicherheit der Geistlichen gegen kirchliche Macht, für Priesterehe und für religiöse Denkfreiheit und Toleranz plädierte, suspendierte das erzbischöfliche Konsistorium ihn vier Wochen von allen priesterlichen Aufgaben. Als Joseph II. Ordensgeistlichen das Universitätsstudium ermöglichte, hörte Feßler in Wien theologische Vorlesungen und promovierte als erster Kapuziner zum Dr. theol. Der Kaiser berief ihn 1784 zum ordentlichen Professor für Orientalistik und Exegese des Alten Testaments an der neuen Universität in Lemberg (heute Lwiw/Ukraine), das durch die Erste Polnische Teilung Polens (1772) an das Habsburgerreich gefallen war. Er entging vor der Abreise knapp dem Mordanschlag eines Mönchs. Feßler wurde in Lemberg Freimaurer. Am 11.3.1784 nahm ihn die Loge Phönix zur runden Tafel auf, die indes nach dem Handbillett Josephs II. vom 11.12.1785 ihre Arbeiten einstellte. Feßler studierte Kant, dessen Philosophie sein Denken bis zu seiner Hinwendung zur Frühromantik Anfang des 19. Jahrhunderts bestimmte. Er erhielt 1787 die Entlassung aus dem Kapuzinerorden, erregte indes mit seinem Drama Sidney, einem antijesuitischen Toleranz-Trauerspiel in fünf Aufzügen, das die Schauspielgesellschaft von Johann Friedrich Toscani am 9.2.1788 am Lemberger Theater uraufführte (1788 Druck von → Wilhelm Gottlieb Korn in Breslau), erneut kirchlichen Unwillen, war Angriffen ausgesetzt und floh in das preußische Schlesien. Erbprinz von Schönaich-Carolath, ein Freimaurer, nahm ihn 1788 in Breslau als Hofmeister (Erzieher) seiner Kinder in seine Dienste.

 

Heinrich Karl Erdmann Erbprinz von Schönaich-Carolath, 1791 3. Fürst zu Carolath-Beuthen (3.11.1759 Carolath/Niederschlesien-1.2.1817 Carolath), ref., V Johann Karl Friedrich Fürst zu Carolath-Beuthen (1716-1791), 1743 Oberst, Kommandeur des preußischen Kürassierregiments Nr. 8, 1763 Fürst, Herr auf Kuttlau bei Glogau, M Johanna Wilhelmine geb. von Anhalt-Köthen (728-1786), ∞ 1. 1783 Amalie von Sachsen-Meiningen (1762-1798), studierte Jura an der Viadrina in Frankfurt, a. 14.12.1777 18-jährig in Frankfurt von der Loge Zum aufrichtigen Herzen, 1.5.1779 Abschied, März 1783 Bruder des Glogauer Rosenkreuzerzirkels Philomeleus mit dem Ordensnamen Coelimannus Senisanus Archarion Choschuph Pulcher de Terra, 1784-1789 Mitglied im VI. und VII. des anschließenden Zirkels Philocrates (Direktor → Karl Rudolf v. Lestwitz), Sekretär der Hauptdirektion, 1786 deputierter Meister der Glogauer Strikten Observanz-Loge Zur goldenen Himmelskugel, 1788-1791 Meister vom Stuhl der Großoffiziantenloge.

Feßler lebte bis 1796 an seinem Hof in dem niederschlesischen Renaissanceschloß Carolath an der Oder. Er konvertierte 1791 zum Luthertum und heiratete. In Carolath schrieb er Marc-Aurel, dessen vier Bände → Korn in Breslau verlegte (1789, verbesserte Auflage 1799). Der Berliner jüdische Unternehmer → Benjamin Veitel Ephraim lernte Feßler 1790 in Breslau kennen, lud ihn nach Berlin ein, wo er in seinem Haus verkehrte. Feßler war 1792 in Schlesien Mitgründer des republikanischen Geheimbundes der Evergeten (Ordensname Pythagoras), dem auch sein Freund → Christian Fischer angehörte. Obwohl Glogau nicht weit entfernt lag, trat er dort keiner Loge bei. Als der Fürst in Geldnot geriet und seine Hofbeamten entließ, zog Feßler 1796 nach Berlin, wo er von seinem Einkommen als Journalist und Schriftsteller lebte. Er erhielt 1798 eine staatliche Anstellung als Rechtskonsulent in geistlichen und Schulangelegenheiten für Neu-Ostpreußen, 1800 auch für Südpreußen. Er begleitete vom 12.7. bis 17.9.1799 Julius Heinrich Klaproth, den Sohn → Martin Heinrich Klaproths, auf einer Bildungsreise durch Norddeutschland, auf der er weit über 40 bedeutende Köpfe kennenlernte, in Weimar → Karl August Böttiger, Jean Paul, Wieland und Herder, in Halberstadt Gleim, in Hamburg → Friedrich Ludwig Schröder, besuchte in Jena seinen Freund → Karl Friedrich Ernst Frommann, bei dem er → Justus Christian Loder traf. Feßler wohnte in Berlin zunächst in Mietwohnungen und ab 1803 in Kleinwall, heute einem Ortsteil von Grünheide bei Berlin. Eine Woche nach seiner Ankunft in Berlin (6.5.1796) lud → Josef Darbès ihn am 12.5.1796 zu einer Meisterloge der Royale York de l'Amitié ein, die ihn am 2.6.1796 affiliierte. Der Hohe Rat der Royale York beauftragte Feßler am 21.11.1796, an der Spitze einer siebenköpfigen Kommission Vorschläge für das Ritual und die Gesetze auszuarbeiten, auf deren Grundlage die Rituale der drei Johannisgrade neu gefaßt wurden. Feßler initiierte den auf dem Naturrecht beruhenden Grundvertrag oder Fundamentalkonstitution der (...) großen Mutter-Loge Royale York zur Freundschaft (3.8.1797, Druck → Georg Jakob Decker). Nach dem Grundvertrag sollte es bei vielen Parteien und Zwecken nur eine Freimaurerei geben. Ihr Grundzweck sei Wohltätigkeit im ausgebreitetsten Sinne des Wortes, indem sie alle Übel, welche die Menschheit drücken, die geistigen sowohl als die körperlichen, durch erlaubte, d. i. mit den Gesetzen der Moral und des Staates innigst übereinstimmende Mittel zu vermindern trachtet. Die Freimaurerei sei eine Schule der Vernunft und der Sittlichkeit, im eigentlichen Sinne ein Gegenstand der Vernunft. Die maurerischen Gesetze müssen den Staatsgesetzen untergeordnet sein. Er konnte sich indes nicht mit seinem Wunsch nach neuen Hochgraden durchsetzen, reformierte aber die bisherigen vier gnostisch und poetisch als Erkenntnisstufen und führte eine fünfte ein, die Auserwählten des neuen Jerusalem, den Innersten Orient, deren Meister vom Stuhl er ab dem 3.6.1797 war. Zudem amtierte er nach der Aufteilung der Berliner Johannisloge in vier Filialen 1797-1802 als Meister vom Stuhl die Loge Urania zur Unsterblichkeit. Großmeister → Jean Pierre Delagoanère, der als Konsul nach Spanien versetzt wurde, ernannte vor seiner Abreise Feßler am 4.6.1797 zu seinem Substitut, zum zugeordneten (deputierten), gleichberechtigten Obermeister der höheren Grade, der Altschottischen Mutter-Loge Royale York zur Freundschaft. Er wurde am 24.6.1798 als zugeordneter Großmeister der nunmehr vom König anerkannten dritten Berliner Mutter- und Großloge, der Großen Loge von Preußen genannt Royal York zur Freundschaft, bestätigt, zu deren zweiten Stiftungsfest er die Festrede Klugheit und Gerechtigkeit die Grundfesten einer Loge. Eine Vorlesung. Vorgetragen den 15ten Jun. 1800 bey der zweyten Stiftungsfeyer der Großen Freymaurer-Loge Royale York zur Freundschaft, von Br. Feßler im Orient zu Berlin (Druck, Berlin 1800) hielt. Feßler gründete im Oktober 1796 im Englischen Haus in der Mohrenstraße 49 die der Humanität verpflichtete, Männern und Frauen offene Mittwochsgesellschaft und am 10.1.1797 im Logenhaus der Royal York die Gesellschaft der Freunde der Humanität. Er gab ab 1799 das Berlinische Archiv der Zeit und ihres Geschmacks (1800 mit Friedrich Eberhard Rambach, Druck von → Friedrich Traugott Maurer in Berlin) und ab 1804 Eunomia. Eine Zeitschrift des neunzehnten Jahrhunderts. Von einer Gesellschaft von Gelehrten (1801 mit → Johann Gottlieb Rhode, später mit → Johann Karl August Christian Fischer) heraus. Feßler trat nach Meinungsverschiedenheiten mit dem Großmeister → August Friedrich Wilhelm v. Sellentin als zugeordneter Großmeister zurück, machte den Schritt indes 1800 rückgängig. Seine zunehmend kritische Haltung zur rationalen Aufklärung, aber auch seine umstrittenen Reformen machten ihm in der Großloge manchen Gegner, namentlich → Fichte. Er unterlag in dem Streit mit ihm. Feßler trat am 27.3.1802 als Oberredner des Innersten Orients, am 30.4.1802 als zugeordneter Großmeister und 8.5.1802 als Meister der Urania zur Unsterblichkeit zurück, verließ die Loge und affiliierte sich stattdessen am 10.8.1802 außerhalb Preußens in Kursachsen in der Freiberger Loge Zu den drei Bergen (GLL, 15.12.1798 Stiftungsurkunde). Er gründete am 28.10.1802 mit → Fischer und → Darbès den Großen Bund scientifischer Maurer (Vorläufer des Engbundes). Feßler emigrierte 1809 mit seiner Familie in das Russische Kaiserreich. Michail Speranskij (1772-1839, s. Erich Donner, in: Freimaurerische Persönlichkeiten), damals engster Mitarbeiter Kaiser Alexanders I., verschaffte ihm die Professur für orientalische Sprachen und Philosophie an der geistlichen Alexander Newskij-Akademie in St. Petersburg. Zudem ernannte ihn der Kaiser zum korrespondierenden Mitglied der kaiserlichen Gesetzesreformkommission. Er und → Georg David Johann Ellisen stifteten (1807) in Petersburg das Ordenskapitel Polarstern, das auch Speranskij aufnahm. Ellisen zog ihn Juni 1810 in seine Loge Peter zur Wahrheit, im August 1810 ernannte die Loge Des Amis réunis ihn zum Ehrenmitglied. Feßler verfaßte mit dem Freimaurer Gustav Adolf v. Rosenkampff (1764-1832), einem Livländer, der das Vertrauen Alexander I. besaß, für die Regierung eine Denkschrift, deren überlieferter Teil sich mit dem allgemeinen Zustand der Logen, ihren Systemen und Ritualen befaßte und Vorschläge machte, welche Maßregeln die Regierung hinsichtlich der Freimaurerei treffen könnte. Vermutlich hat letztendlich Feßler die offizielle Zulassung der Logen ausgelöst. Er wurde am 21.7.1810 auf Betreiben der orthodoxen Geistlichkeit, die ihm religiöse Irrlehren, Kantianismus und Atheismus vorwarf, aus der Alexander Newskij-Akademie entlassen. Nun gewannen auch seine Gegner aus der Hochgradmaurerei die Oberhand. Feßler verließ die Hauptstadt und wurde in Vol’sk (Oblast Saratov) Mitvorsteher einer Erziehungsanstalt, avancierte 1820 zum Superintendenten und Bischof der evangelischen Gemeinden in Saratov (der Wolgadeutschen). Kaiser Nikolaus I. berief Feßler 1827 nach St. Petersburg zurück (1833 Generalsuperintendent, Konsistorialrat der lutherischen Gemeinde in St. Petersburg). Feßler schrieb historisch-didaktische Romane, so Die Geschichte der Ungarn und ihrer Landsassen (10 Bände, bei Johann Friedrich Gleditsch: Leipzig 1815-1825), sein Hauptwerk, und publizierte zahlreiche Schriften über Maurerei, u. a. Versuch einer kritischen Geschichte der Freymaurerey und der Freymaurer Brüderschaft von den ältesten Zeiten bis auf das Jahr 1802, später Dr. Feßlers Rückblicke auf seine siebzigjährige Pilgerschaft. Ein Nachlass an seine Freunde und an seine Feinde (bei → Wilhelm Gottlieb Korn: Breslau 1824).