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Etzel, Franz August v. (O'Etzel, 25.6.1846 preußischer Adelsstand) (19.7.1784 Freie Reichsstadt Bremen-25.12.1850 Berlin), Vorfahren waren die irischen Adligen O'Ethel, die über Holland nach Deutschland einwanderten, V Franz August O'Etzel († 1808), Tabakfabrikant in Bremen, von Friedrich II. zum Direktor der Tabakfabriken in Schwedt ernannt, konnte aber das Amt wegen dessen Todes nicht antreten, statt dessen von Friedrich Wilhelm II. zum Packhofinspektor und Warenästimateur in Potsdam ernannt, M Gesche geb. Borgmann († 1792), ∞ Tornow 20.9.1807 Elise Adelaide (Adelheid) Itzig (23.6.1789-13.8.1866, V Elias Daniel Itzig [1755-1818, 1808 Hitzig], Englischlederfabrikant, Stadtrat von Potsdam, M Marianne geb. Leffmann [1758-1827, V Naphatali Herz Abraham Leffmann, Bankier, † 1775], Bruder Julius Eduard Hitzig [1780-1849], bis zum Übertritt zum Luthertum 1799 Isaak Elias Itzig, Schriftsteller, Verleger, Jurist, Schwestern: Henriette Marianne Hitzig [1781-1845] ∞ Potsdam 1811 Nathan Mendelssohn, V Moses Mendelsssohn [s. Artikel Pistor, Karl Friedrich Heinrich], Caroline Hitzig ∞ den Physiker Paul Erman [1764-1851]),

Sohn

Friedrich August v. Etzel (16.10.1808 Berlin-25.12.1888 Berlin), Generalstabsoffizier, 1837-1840 im Topographischen Büro des Generalstabs, 1848/49 Telegraphendirektor, 1870 General der Infanterie, 1774-1777 Mitglied des Deutschen Reichstags, a. 23.10.1835 Berlin von der Loge Zur Eintracht, 22.4.1868-1870/71 zugeordneter Meister, 2.3.1771 Mitglied des Bundesdirektoriums, Johannis 1873-Juni 1876 National-Großmeister.

Tochter

Marie Luise Franziska Adelaide O'Etzel (30.8.1810 Berlin-1877) ∞ Heinrich Wilhelm Dove (1803 Liegnitz-1879 Berlin), Begründer der Meteorologie und der Wettervorhersage in Preußen, 1829 Prof. in Königsberg, 1845 Prof. für Physik in Berlin, 1848 Direktor des Preußischen Meteorologischen Instituts, 1836 Ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Berlin.

Franz August O'Etzel wollte die Ingenieur-Akademie in Potsdam (s. Artikel Lebauld de Nans, Claude-François-Joseph) besuchen, wurde aber als Bürgerlicher abgewiesen. Er absolvierte eine Apothekerausbildung, befaßte sich nebenbei mit Technik und Geographie, bereiste 1803 die Bergwerke im Harz und ging zum Studium nach Paris, wo er 1803 als Freimaurer aufgenommen wurde. Er war ein Schüler des Chemikers Claude-Louis Berthollet (1748-1822), bei dem er wohnte und in dessen Diskussions- und Forschungsgruppe er den Mathematiker, Physiker und Astronomen Pierre-Simon Laplace (1749-1827) und Alexander v. Humboldt kennenlernte. O'Etzel begleitete Humboldt 1806 nach Italien, wo sie einen Ausbruch des Vesuvs, auf dem O'Etzel Barometermessungen vornahm, miterlebten. Er durchwanderte Oberitalien, machte in Genua die Bekanntschaft Jérôme Bonapartes (1784-1860), des jüngeren Bruder Napoleon Bonapartes, der ihm auf einem französischen Kriegsschiff die Reise nach Toulon ermöglichte, von wo er über Paris, Holland, Hamburg im Frühjahr 1806 nach Berlin zurückkehrte. Etzel promovierte 1806 in Wittenberg zum Dr. phil., wonach er als Assistent eine Anstellung im Farbenlaboratorium der Kgl. Porzellanmanufaktur erhielt, sie aber bald durch die französische Besetzung Berlins verlor. Er legte nun mit ausgezeichnetem Ergebnis die Staatsprüfung der praktischen Pharmazie ab und kaufte die Apotheke Zum gekrönten schwarzen Adler in der Poststraße. Er war 1808 mit den Freunden Karl Friedrich Friesen (1784-16.3.1814), Friedrich Ludwig Jahn (1778-1852) und August v. Vietinghoff (1783-1847) Mitglied einer Fechtbodengesellschaft zur Waffenübung, in deren Mittelpunkt die Freiheit und der Dienst des Vaterlandes standen. Vorsteher waren Friesen, Nathan Mendelssohn und ein Postrat Pistor (Ulfkotte, in: Motschmann: Handbuch der Berliner Vereine, 624, nennt O'Etzel nicht, räumt aber ein, daß weitere Mitglieder der frühen Fechtgesellschaft nicht ermittelt werden konnten). Auch gründete er eine Schwimmanstalt. O'Etzel verkaufte im April 1809 die Apotheke an Konrad Heinrich Sostmann (1782-1859), einen Schüler von → Valentin Rose, und schloß sich wie Friesen und v. Vietinghoff dem Schillschen Freikorps an, kehrte aber an der gesperrten Elbe nach Berlin zurück. Er trat am 19.11.1810 als Avantageur (Offiziersanwärter) in das am 15.5.1809 in Berlin an Stelle des aufgelösten 2. Brandenburgischen (Schillschen) Husarenregiments aufgestellte brandenburgische Ulanenregiment ein, in dem er am 6.2.1812 zum Sekondeleutnant avancierte. O'Etzel kämpfte in zahlreichen Gefechten und Schlachten der Befreiungskriege, erhielt für seine Tapferkeit im Gefecht bei La-Chaussier das Eiserne Kreuz, wurde vom 10.2.1814 bis 4.5.1815 dem Hauptquartier der Armee Blüchers zugeteilt, nahm an den Schlachten bei Ligny und Waterloo sowie an der Eroberung von Paris teil, wo Karl v. Müffling (1775-1851), Oberstleutnant in Blüchers Generalstab, seine Ortskenntnis auffiel, wonach er 1815 zum Platzmajor der eroberten Pariser Stadtteile ernannt wurde. Nach Friedensschluß arbeitete O’Etrzel in Koblenz im Militär-Topographischen Büro zur Aufnahme der Rheinprovinz unter dessen Chef v. Müffling; das durch den Wiener Kongreß an Preußen gefallene Koblenz war Hauptsitz der preußischen Militär- und Zivilverwaltung im Rheinland unter dem Kommandierenden General → August Wilhelm Anton Neidhardt v. Gneisenau, der auch ihn zu seiner Tafelrunde einlud. O'Etzel gehörte 1817 in Koblenz zum Gründerkreis der Loge Friedrich zur Vaterlandsliebe (11.9.1817 Konstitutionspatent GNML3W), deren Meister vom Stuhl er 1819/20 war. Als v. Müffling 1820 zum Chef des Generalstabs der preußischen Armee ernannt wurde, folgte er ihm nach Berlin, wo er an der Allgemeinen Kriegsschule den Lehrstuhl für Terrainlehre und Militärgeographie hatte. Er schrieb eine Terrainlehre (bei Friedrich August Herbig: Berlin 1819) und zeichnete und edierte Karten (Atlas von hydographischen Netzen, 16 Bl., Berlin 1823; Gewässerkarte von Deutschland, Berlin 1824). O’Etzel war am 20.4.1828 in Berlin einer der Mitgründer der Gesellschaft für Erdkunde. Er wurde 1832 zum Mitglied der Immediatkommission für die Errichtung der Telegraphen berufen mit dem Auftrag, eine Telegraphenlinie von Berlin nach Koblenz zu bauen, während der Zeit er ein Codesystem und die Verfahrensanweisungen zum Betrieb der Telegraphen ausarbeitete. Er erhielt nach der Fertigstellung der Linie 1833 die Direktion der Telegraphen. Der König verlieh ihm 1846 den preußischen Adelsstand v. Etzel und beförderte ihn 1847 zum Generalmajor. Er erkrankte schwer und wurde am 9.5.1848 pensioniert. Etzel trat am 20.6.1821 in Berlin der Loge Zur Eintracht (GNML3W) bei, die er ab 1825 als vorsitzender Meister führte. Er war ab 1822 Mitglied der Großen National-Mutterloge zu den drei Weltkugeln. Das Bundesdirektorium berief ihn 1836 zum Mitglied und wählte ihn 1838 zum National-Großmeister. Er schrieb nach eigenen Forschungen im Archiv der Großloge und auf der Grundlage der Forschungen seines Amtsvorgängers → Louis Auguste de Guionneau die quellengestützte Geschichte der Großen National-Mutter-Loge der Preußischen Staaten genant zu den drei Weltkugeln nebst der Beschreibung der Säcularfeier, die 1840 in Berlin Gedruckt für Logen und Brüder erschien. Sie ist wiederholt weitergeführt, aber im Wesentlichen mit unverändertem Text letztmals 1903 in 6. Ausgabe erschienen. Sein Buch ist, abgesehen von den entsprechenden Kapiteln in Ferdinand Runkels Geschichte der Freimaurerei (Berlin 1932), die einzige von Freimaurern geschriebene, quellenfundierte Geschichte des Logenbundes der Großen National-Mutterloge geblieben.

Eugen Friedrich Heinrich Herzog von Württemberg-Stuttgart (21.11.1758 Schwedt-20.6.1822 Meiningen), luth., V Friedrich Eugen Herzog von Württemberg (1732-1797), M Friederike Dorothea Sophia von Brandenburg-Schwedt (1736-1798, V → Friedrich Wilhelm Markgraf von Brandenburg-Schwedt), ∞ Meiningen 1787 Louise zu Stolberg-Gedern verw. Herzogin von Sachsen-Meiningen (1764-1834, V Christian Karl Prinz zu Stolberg-Gedern, 1. Ehe mit Karl Wilhelm August Herzog von Sachsen-Meiningen), B → Friedrich I. König von Württemberg, Schwester Sophie Dorothee Auguste Luise von Württemberg-Stuttgart (1776-1828, als Ehefrau des russischen Kaisers Paul I. Marija Fedorovna).

Der von Goethes Schwager Johann Georg Schlosser (1739-1799), Geheimer Sekretär Friedrich Eugens Herzog von Württemberg, erzogene Prinz Eugen von Württemberg schlug wie sein Bruder Friedrich in Preußen eine militärische Laufbahn ein. Friedrich II. ernannte ihn 1778 zum Oberstleutnant und Kommandeur des II. Bataillons des Infanterieregiments Nr. 36 v. Kleist in Brandenburg an der Havel. Er nahm in der Armee des Königs am Bayerischen Erbfolgekrieg (1778/79) teil, in dem ihn im österreichisch-schlesischen Troppau eine Feldloge als Freimaurer aufnahm. Nach der Rückkehr in die Brandenburger Garnison gründeten der nunmehr 21-jährige Eugen und weitere auswärtige Freimaurer die Loge Friedrich zur Tugend. Obwohl er als Lehrling nicht das aktive Wahl- und Stiftungsrecht besaß, glichen die Zugehörigkeit zu einem regierenden Herzoghaus und der hohe militärische Rang diesen Mangel mehr als aus. Er forderte am 27.8.1779 die in Brandenburg lebenden Freimaurer, unter ihnen fünf Offiziere seines Regiments einschließlich des Regimentsfeldschers, schriftlich auf, ihn darin zu unterstützen, bei dem Generalgroßmeister → Prinz Ferdinand von Braunschweig und der Berliner Mutterloge zu den drei Weltkugeln die Gründung einer Loge in die Wege zu leiten. Am 23.10.1779 fertigte → Friedrich

August Prinz von Braunschweig-Lüneburg, Großmeister aller vereinigten Logen in den königlich preußischen Staaten, das Stiftungspatent aus.

Die am 10.11.1779 installierte Loge nahm zuvor Eugens 29-jährigen Diener als dienenden Bruder auf.

 

Friedrich Baerle (Perle) (* etwa 1750 Feldbach?/Württemberg), a. 5.11.1779 als dienender Bruder, II. 31.3.1780, III. 8.7.1780

Prinz Eugen, ein Schwärmer, wurde 1781 Bruder des Brandenburger Zirkels Helenus der Bruderschaft der Gold- und Rosenkreuzer, dessen Zirkeldirektor der Brandenburger Domsyndikus Engelmann war.

Julius Bernhard Engelmann (1736? Ottersberg/Pfalz-18.4.1803 Berlin), ref., Domsyndikus auf Dom-Brandenburg, 1801 emeritiert, a. 11.11.1779 Brandenburg (Havel) von der Loge Friedrich zur Tugend, 25.3.1780 Sekretär, 12.3.1781 deputierter Meister (im IV. Grad), 13.10.1789-Ende 1801 Meister vom Stuhl, 1781-1787 Direktor des Brandenburger Gold- und Rosenkreuzerzirkels Helenus mit dem Ordensnamen Mandrabulus Helenus Negrini, 1784 für die Aufnahme in den Illuminatenorden vorgeschlagen.

Die Brandenburger Johannisloge kam lange Zeit nicht recht auf ähnlich wie alle Logen in einer Garnison, zumal Eugen 1782 als Oberst und Chef des Husarenregiments Nr. 4 in das niederschlesische Oels versetzt wurde. Er wurde Mitglied der Schlesischen Nationalloge Christian zum Firmament, der Führung der schlesischen Strikte Observanz-Logen, sowie Visitator perpetuus der Mutterloge Zur goldenen Himmelskugel in Glogau für die schlesischen Tochterlogen. Der schlesische Rosenkreuzer Karl Rudolf v. Lestwitz nahm ihn in Glogau in seinen Zirkel Philocrates mit dem Ordensnamen Victrinus Egregius Enverus Kriserde (Trifer de Dimibuch) auf.

Karl Rudolf v. Lestwitz (29.9.1745-9.8.1803), luth., Erbherr der Stadt Groß-Tschirnau und einiger Dörfer in Ober-Tschirnau, Ritter des Johanniterordens, 1773 Vizedirektor des Landschaftsdirektoriums für den niederschlesischen Kreis Glogau und Sagan, 1779 Landesältester des Kreises Guhrau, a. 2.12.1767 von der Loge Zur gekrönten Schlange in Görlitz (VII. Provinz, Präfektur Apfelstädt), 20.8.1772 in Nistitz Carolus eques ab aequitate (Von der Billigkeit), leitete ab 25.6.1779 in Glogau die Johannisgrade (der Lehrlinge und Gesellen) der Loge Cherub vor Eden, 1780-27.12.1792 Hauskomtur der Mutterloge Zur goldenen Himmelskugel, 1791 Mitglied der Schlesischen Nationalloge Christian zum Firmament, 13.5.1779 in Glogau im IV. Grad Oberzirkeldirektor des Zirkels Philocrates des Gold- und Rosenkreuzerordens, Ordensname Philocrates de Zuludros, bis 21.12.1782 VIII. Grad des Meisters, der das große Werk, den Lapis philosophorum, den Stein des Weisen, bereitete, 21.12.1784 2. Hauptdirektor, Ordensname Vultus.

Lestwitz beförderte Eugen am 21.12.1782 auf den III. Grad des Theoreticus und am 21.12.1783 auf den IV. Grad des Philosophus. Er charakterisierte Eugen als äußerst strenge in seinen Sitten, gottesfürchtig, dem O[rden] höchst ergeben, fleißig und tätig, exponiert sich aber zu sehr Gefahren. Prinz Eugen erhielt vermutlich im Dezember 1784 in Oels einen eigenen Zirkel, Victrinus, dem allerdings nur vier Brüder angehörten. Er besetzte, als er am 14.6.1784 als Visitator perpetuus die Loge Friedrich zum goldenen Zepter (1776 gegründet) visitierte, die Logenführung neu und ernannte → Gottlob Friedrich Hillmer, der durch seine Protektion eine Professorenstelle am Breslauer Magdalenaeum erhalten hatte, zum Meister vom Stuhl. Durch den Pietisten Eugen, der bis März 1785 an fast allen Logen teilnahm und ab Johannis 1788 die Loge führte, und durch Hillmer machte sich in ihr „eine aufdringliche Frömmelei“ breit (Festschrift). Eugen avancierte 1786 zum Generalmajor und 1793 zum Generalleutnant. Er erbte nach dem Tod seines Onkels Karl Christian Erdmann Herzog von Württemberg-Oels 1793 Carlsruhe in Oberschlesien, das er statt Oels zu seiner ständigen Residenz mit Theater (1793/94) und Hofkapelle (1794/95) machte. Er ernannte zu deren Leiter den Schauspieler und Komponisten

Adolf (Josef) Herbst (um 1768 Ritzebüttel [heute zu Cuxhaven]-14.5.1798), 1790 in Schwerin engagiert, bis 1798 Leiter des Kleinen Hoftheaters von Eugen Friedrich Heinrich Herzog von Württemberg-Oels in Carlsruhe, a. 1793 Breslau von der Loge Friedrich zum goldenen Zepter.

Auch Eugens Sekretär

Heinrich Ernst Lutezi († 1803/04), 1791 Kämmerer in Glatz, 1786-1797 Mitglied der Breslauer Loge Zur Glocke,

und sein Stallmeister

Johann Friedrich Leberecht Hammer (* 1747), 1777-1804 Mitglied der Breslauer Loge Zur Glocke,

waren Freimaurer. Eugen nahm 1794 am Feldzug in Polen, der Niederschlagung des nationalpolnischen Aufstandes unter Tadeusz

Kościuszko durch Rußland und Preußen, teil. Im Dezember 1794 wurde er wegen Krankheit vom Felddienst und als Chef des Husarenregiments entbunden, das er indes im Januar 1797 zurückerhielt. Friedrich Wilhelm III. beförderte ihn 1801 zum General von der Kavallerie, als der er als Befehlshaber der westpreußischen Ersatzarmee am Vierten Koalitionskrieg teilnahm, in dem ihn Jean-Baptise Bernadotte (1763-1844, Maréchal d’Empire, 1818-1844 als Karl XIV. Johann König von Schweden) am 18.10.1806 bei Halle schlug. Eugen zog sich nach Carlsruhe zurück, wohin er den von ihm verehrten Komponisten Karl Maria v. Weber einlud (den er indes zu Beginn der Befreiungskriege entlassen mußte). Seine letzten Monate verbrachte er in Meiningen, wo er 1822 starb.

Eunicke, Johann Friedrich (6.3.1764 Sachsenhausen/Mark Brandenburg-12.9.1844 Berlin, Gräber von Friedrich, Therese und Johanna Eunicke auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof), V Johann Georg Eunicke, Kantor, ∞ 1. Schwedt 1788 die 16-jährige Johanne Henriette Rosine Schüler (13.2.1772 Döbeln/Sachsen-4.3.1749 Köslin/Pommern, V Schauspieler), 1775-1779 Musikausbildung u. a. durch Georg Anton Benda, den Sohn von → Friedrich Ludwig Benda, 1781 Kinderrollen im Ballett des Nationaltheaters Berlin, Unterricht durch Johann Jakob Engel (1741-1802), Theaterdichter am Nationaltheater in Berlin, 1785 Engagement durch → Heinrich Friedrich Markgraf von Brandenburg-Schwedt als Soubrette am Hoftheater in Schwedt, 1796-1806 Schauspielerin am Nationaltheater in Berlin, spielte u. a. die Johanna in Friedrich Schillers Jungfrau von Orleans, Ehe 1797 geschieden, ∞ 2. 1797 Therese Schwachhofer (24.11.1774 Mainz-16.3.1849 Berlin, V Ignaz Schwachhofer, Violinist in Mainz), 1796-1830 Schauspielerin und Opernsängerin (Sopran) am Nationaltheater in Berlin,

Tochter

Johanna Eunicke (1798 Berlin-1756), Sopranistin an der kgl. Oper in Berlin, ∞ Berlin 1826 den Maler Franz Krüger, Pferde-Krüger (1797-1851).

Friedrich Eunicke erhielt den ersten Musikunterricht durch seinen Vater. Die Familie war zu arm, ihn Theologie studieren zu lassen. Er bekam die Stelle eines Präfekten im Berlin(-Köllnischen) Currende-Chor. 1786 engagierte ihn → Heinrich Friedrich Markgraf von Brandenburg-Schwedt wegen seiner Tenorstimme als markgräflichen Kammersänger am Hoftheater Schwedt. Nach dem Tod des Markgrafen 1788 und der Entlassung des Ensembles nahm Eunicke Engagements an in Mannheim (1788), Mainz (1789), Bonn (1792), Amsterdam (1793 an der deutschen Oper) und Frankfurt am Main (1795) und schließlich 1796 als 1. Tenor (kgl. Kammersänger) und Schauspieler am Nationaltheater Berlin, wo er bis zu seiner Pensionierung 1823 auftrat. Am 31.1.1799 nahm → Antoine Thomas Palmié ihn in Berlin in seine Loge Zum Widder (GLL) auf. Seine Paten waren seine Kollegen am Nationaltheater → Franz Joseph Mattausch und → Bernhard Anselm Weber. Die Loge beförderte ihn am 23.1.1800 zum Gesellen und am 3.2.1801 zum Meister. Sie wählte ihn am 13.4.1802 zum Zeremonienmeister (bis 1804) und 1804 zum 2. Aufseher (bis 1820). Eunicke wurde 1809 Mitglied der von Karl Friedrich Zelter (1758-1822) gegründeten Berliner Liedertafel, des ersten deutschen Männerchors, für die er Lieder komponierte.

Eysenhardt, Friedrich Wilhelm (25.6.1745 Berlin-21.11.1815 Berlin), V (Friedrich Gottlieb Eysenhardt, Tuch- und Seidenhändler, Gildeältester)?, ∞ 1769 Katharina Elisabeth Jordan († 21.11.1815), elf Kinder,

Tochter:

Caroline Luise Elisabeth Eysenhardt (* 2.6.1769) ∞ 25.6.1792 → Georg Jakob Decker Sohn

Sohn:

Christian Friedrich Eysenhardt (4.6.1770 Berlin-18.1.1829), Kaufmann in Berlin, a. auf Vorschlag des Berliner Kaufmanns und Schatzmeisters Wilhelm Gerloff (1770-1815) 9.1.1800 Berlin von der Loge Zum Widder (GLL), Paten sein Proponent, → Antoine Thomas Palmié, → Jean Michel Palmié, II. 28.1.1801, III. 7.1.1802, 1803/1804 Mitglied des Maurerischen Leseinstituts, letztmals 1812 genannt.

Friedrich Wilhelm Eysenhardt vertrieb nach der Handlungslehre ab 1766 auf eigene Rechnung Tressen und Leinwand. Er besaß die Kattun-, Zitz- und Ellenwarenhandlung Eysenhardt & Sohn (1807) am Mühlendamm und war Gildeältester der Tuch- und Seidenhändler in Berlin. Die Berliner Loge Royale York de l'Amitié nahm Eysenhardt am 26.1.1774 auf und beförderte ihn am 15.4.1774 zum Gesellen und am 10.9.1774 zum Meister. Er legte 1778 auf eigenen Wunsch seine Mitgliedschaft nieder, trat aber 1782 erneut der Loge bei. Er gehörte nach der Logenreform und der Aufteilung der Royale York in vier Berliner Filialen ab 1798 der Tochterloge Zur siegenden Wahrheit an. Die Große Loge ernannte ihn 1813 zu ihrem Logenrepräsentanten. Eyssnhardt war Mitglied der 1800 gegründeten Philomatischen Gesellschaft in der Mohrenstraße, einer Gesellschaft von Freunden des Wissens zum Austausch wissenschaftlicher und künstlerischer Kenntnisse; erster Direktor (1800-1811) war → Heinrich Martin Klaproth.

Eytelwein, Johann Albert (31.12.1764 Frankfurt a. M.-18.8.1848 Berlin), V Christian Philipp Eytelwein, Kaufmann in Frankfurt a. M., M Anna Elisabeth Katharina geb. Hung (1745-1778, V Albert Hung [1716-1767], Kürschner, Rauchhändler in Frankfurt a. M., M Anna Katharina Klingling), ∞ Berlin 1790 Dorothea Charlotte Luise Pflaum (1767-1828, V Johann Christian Friedrich Pflaum, Küster, Leichenträger in Berlin).

Der 15-jährige Johann Albert Eytelwein trat 1779 als Bombardier in das 1. Artillerieregiment in Berlin ein. Er besuchte die Artillerieakademie (Direktor Georg Friedrich v. Tempelhoff [1757-1807], Mathematiker, Militärhistoriker, Musikschriftsteller, Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Akademie der Künste), studierte Wasserbau und legte 1786 die Prüfung als Feldmesser ab. Eytelwein erhielt 1787 als Leutnant seinen Abschied, legte das Architekturexamen vor dem Oberbaudepartement ab und wurde 1790 zum Deichinspektor des Oderbruchs in Küstrin angesetzt (1794 Oberdeichinspektor). Die Berliner Loge Zum goldenen Schiff (GLL) ballotierte am 26.6.1790 über die Aufnahme des 27 1/2-Jährigen, den sie am 12.2.1791 aufnahm; er gehörte ihr vermutlich bis zu seinem Tod an. Die Loge beförderte ihn, als er 1793-1796 die von → David Gilly gegründete Private Lehranstalt für Freunde der Baukunst in Berlin besuchte, am 8.4.1794 zum Gesellen und am 15.4.1794 zum Meister. Eytelwein wurde 1794 als Geh. Oberhofbaurat an das Oberbaudepartement in Berlin versetzt, wo er die Regulierung von Oder, Warthe, Weichsel, Memel leitete und maßgeblich an den Hafenbauten in Memel, Pillau und Swinemünde beteiligt war. Er gründete mit → Friedrich Becherer,David Gilly und Heinrich August Riedel (1748-1810) 1799 in Berlin die Bauakademie, an der er Mechanik und Hydraulik lehrte und die er 1799-1802 als einer der rotierenden Rektoren leitete. Eytelwein trat in Berlin weiteren Sozietäten bei, am 3.3.1799 (bis 1802) der Gesellschaft der Freunde der Humanität, 1800? (bis 1810) der Philomatischen Gesellschaft und 1823 der Zwanglosen (Gesetzlose Gesellschaft Nr. 1). Die Akademie der Wissenschaften wählte ihn am 27.1.1803 zum Außerordentlichen und am 4.8.1808 zum Ordentlichen Mitglied. Nach seiner Promotion 1811 zum Dr. phil. lehrte er 1809-1815 an der Universität Berlin höhere Analysis und Mechanik. Friedrich Wilhelm III. ernannte ihn 1809 zum Direktor der kgl. Oberbaudeputation, 1810 zum Vortragenden Rat im Ministerium des Handels, der Gewerbe und des gesamten Bauwesens, 1816 zum Oberlandesbaudirektor (Leitung der Regulierung von Oder, Warthe und Weichsel),1818 (bis 1825) zum Mitdirektor des Ministeriums (in Bausachen, er leitete die technische Oberbaudeputation) und 1825 (bis 1830) zugleich zum Direktor der Bauakademie. Er trat 1831 schwerkrank in den Ruhestand. Eytelwein machte sich verdient um die Bestimmung des definitiven Gewichts und Maßes in Preußen. Er schrieb Vergleichung der in den königlich preußischen Staaten eingeführten Maße und Gewichte (1798) sowie mehrere Handbücher (der Mechanik fester Körper und der Hydraulik, 1801; der Statik fester Körper, 1808; der Perspektive, 1810; der Hydrostatik, 1825), mit Gilly Anleitung der Wasserbaukunst (1822-1828). Er war 1797-1806 einer der Herausgeber der Sammlung nützlicher Aufsätze und Nachrichten die Baukunst betreffend, der ersten deutschen Bauingenieurzeitschrift.