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Waldröschen VI. Die Abenteuer des schwarzen Gerard 1

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21. Kapitel

Dies war am Vormittag gewesen. Am Nachmittag stand in der Hauptstadt in ihrem Zimmer, das der geneigte Leser bereits von früher genau kennt, Josefa Cortejo vor dem Spiegel. Sie befand sich im tiefsten Negligé, stand aber im Begriff, große Toilette zu machen.

Hierbei war ihr Amaika, die alte Indianerin, behilflich, deren Tochter die Duenja von Amy Lindsay gewesen war und da die Verräterin gespielt hatte.

Josefa hatte ihr Haar aufgelöst. Es war so dünn, daß die Kopfhaut unangenehm weiß hindurchschimmerte. Sie beliebäugelte mit ihren runden Eulenaugen ihr Spiegelbild und fragte die Dienerin:

»Scheint dir nicht, daß ich etwas hager werde, Amaika?« – »O nein, Señorita.« – »Wirklich? Aber ich denke, daß ich früher voller und üppiger gewesen bin!« – »Keine Spur, Señorita!« – »Sieh diese Arme! Sie waren früher so voll und rund!« – »Sie sind es auch jetzt noch. Und so weiß und glänzend, wie Alabaster.« – »Wirklich?« – »Wirklich!«

Es war dies eine ganze schmähliche Lüge, denn die Arme waren dürr und fleischlos und sahen dunkel aus wie Zigeunerhaut.

»Du meinst also, daß ich noch schön bin?« – »Ganz gewiß!« – »Aber doch nicht so schön wie – wie – wie zum Beispiel diese Amy Lindsay, die mit ihrem Vater so plötzlich verschwunden ist?« – »Noch viel schöner. Es gibt überhaupt Personen, die mit den Jahren immer schöner werden, und zu diesen gehört Ihr, Señorita!« – »Du schmeichelst doch nur!« – »Ganz und gar nicht.« – »So meinst du also wirklich, daß ich nicht verloren habe?« – »Nicht eine Spur, nicht einen Hauch, nicht einen Gedanken!« – »So kleide mich an, aber recht verführerisch, liebe Amaika.« – »Erwartet Ihr Besuch, Señorita?« – »Nein, sondern ich will zum Fotografen gehen. Ich habe wieder zehn Dutzend Bilder bestellt. Er hat heute zu retuschieren, und da möchte ich doch gern selbst dabeisein.« – »Das werden wieder Geschenke an die Anhänger Eures Vaters?« – »Ja. Meinst du nicht, daß es ein glücklicher Gedanke war, jedem Anhänger meine Fotografie zu geben?« – »O gewiß! Sogar ein erhabener Gedanke war es. Ich habe einmal etwas gelesen, an das ich da immer denken muß. Es war eine so schöne Liebesgeschichte, daß ich weinen mußte. Sie hatte ihm ihr Bild geschenkt, und er hatte es sich auf das Herz gehängt oder geknüpft oder geschnallt. Und dabei stand, daß es ein ganz sicheres Mittel sei, die Liebe zu gewinnen, wenn man nämlich dem Betreffenden sein Bild schenkt, und er schnallt es auf das Herz.« – »Ah, das hast du gelesen?« – »Ja.« – »Und es ist wahr?« – »Gewiß und wahrhaftig wahr!« – »Mein Gott, was soll dann daraus werden?«

Josefa schlug die dürren Hände über dem Kopf zusammen. »Ich habe so viele Bilder verschenkt.« – »Ja, so viele Hunderte!« – »Und wo denkst du, daß man sie tragen wird?« – »Ihr meint wohl auf dem Herzen?« – »Natürlich, Amaika! Wohin soll man ein Bild sonst tun? Und du sagst, daß dies Liebe erweckt?« – »Ganz gewiß. Ich kann es beschwören.« – »Nun, so werde ich von vielen Hunderten geliebt!«

Da schlug auch die schlaue Dienerin ihre Hände zusammen und rief:

»Heilige Madonna, es ist wahr! Aber was soll denn daraus werden? Die vielen Señores werden einander totschlagen, so daß nur ein einziger übrig bleibt.« – »Und dieser einzige – weißt du, was ich mit ihm tun werde?« – »Oh, ich würde ihn belohnen, ich würde ihn heiraten.« – »Meinst du?« – »Ja, ganz gewiß!« – »Aber du mußt bedenken, daß ich dann vielleicht die Tochter des Präsidenten oder gar eine Königstochter sein werde.« – »Dürfen diese denn nicht heiraten?« – »Sie müssen sogar. Aber das werden politische Heiraten, Konvenienz-Ehen, bei denen man unglücklich wird. Ach, Amaika, es muß so schön sein, eine Präsidententochter zu sein mit einer unglücklichen Konvenienzheirat!«

Josefa schlug die Hände abermals zusammen, und die Indianerin stand dabei und verdrehte die Augen zum Erbarmen. Sie hätten dieses Thema wohl noch weiter fortgesponnen, wenn nicht draußen Schritte zu hören gewesen wären. Es erschien eine Dienerin, und hinter ihr erblickte man mehrere Herren. Es war der Alkalde mit mehreren Polizisten.

Als die Herren so unangemeldet eintraten, erhob sich Josefa vom Stuhl, auf den sie sich niedergesetzt hatte, und rief in gebieterischem Ton:

»Was soll das, Señores? Wißt Ihr noch nicht, was man einer Dame schuldig ist?« – »Wir wissen das sehr genau«, antwortete der Alkalde, »und werden Euch auch genau so behandeln, wie Ihr es verdient. Kennt Ihr mich?« – »Ja«, antwortete sie. – »Nun, ich komme im Namen des Kaisers …« – »Des Kaisers?« unterbrach sie ihn erschrocken. – »Ja. Wo befindet sich Euer Vater?« – »Er ist verreist.« – »Wohin?« – »Wohin? Nach Oaxaca, wie er mir sagte. Genau weiß ich es allerdings nicht.« – »Wann wollte er wiederkommen?« – »Das war unbestimmt.« – »Hat er Euch geschrieben?« – »Nein.« – »Kennt Ihr den Panther des Südens?«

Josefa war eine Mexikanerin und als solche voller List und Verschlagenheit. Sie antwortete:

»Nein.« – »Er war nie hier?« – »Niemals.« – »Aber Euer Vater kennt ihn?« – »Das weiß ich nicht.« – »Hm, Ihr scheint also doch unschuldig zu sein, Señorita. Habt Ihr vielleicht eines der Plakate gesehen, welche heute morgen an den Häusern klebten?« – »Nein.« – »Aber der Name Eures Vaters stand ja darauf.« – »Ich weiß ganz und gar nichts davon, Señor. Wenn mein Vater abwesend ist, so leben wir ziemlich vereinsamt hier. Stammen denn die Plakate von meinem Vater?« – »Jedenfalls, da sein Name unterzeichnet ist.« – »Kann denn nicht auch ein anderer unterzeichnet haben, Señor Alkalde?«

Der Mann sah sie verdutzt an. Der Gedanke, den sie da ausgesprochen hatte, war ihm zwar noch nicht gekommen, schien ihm aber plausibel zu sein.

»Hm, ja, das ist allerdings eine Möglichkeit«, antwortete er. – »Was steht denn auf dem Plakat, Señor?« fragte sie ihn. – »Aufruhr und Hochverrat.« – »Oh, dann hat mein Vater ganz und gar nichts damit zu tun. Er ist kein Hochverräter.« – »Aber er steht doch im Bund mit dem Panther des Südens, Señorita!« – »Davon weiß ich nichts. Das ist jedenfalls eine Verleumdung.« – »Das wird sich finden. Zunächst habe ich bei Euch nachzusuchen.« – »O Santa Madonna! Hier in meinem Zimmer?« – »Ja, und überhaupt im ganzen Haus.« – »Nach Aufruhr und Hochverrat?« – »Nach Beweisen dafür.« – »So sucht in Gottes Namen! Ihr werdet nichts finden, denn wir sind unschuldig.«

Der Beamte begann nun, seine Pflicht zu erfüllen in echt mexikanischer Weise, das heißt, saumselig und höchst oberflächlich, trotzdem er damit einige Stunden zubrachte. Als er zu Ende war, brach der Abend bereits herein.

»Señorita, ich habe nichts gefunden«, sagte er naiv. »Ich wußte es«, antwortete sie stolz. – »Ich denke also, daß Ihr unschuldig seid, Señorita.« – »Ich bin es ganz gewiß, Señor.« – »So tut es mir leid, Euch etwas Unangenehmes sagen zu müssen.« – »Wollt Ihr mir bange machen, Señor?« – »Das liegt mir fern, aber ich habe den Befehl des Kaisers zu erfüllen.« – »Des Kaisers? O Dios! Jetzt wird mir wirklich angst, Señor!« – »Angst braucht Euch nicht zu werden. Eurer Person geschieht ja nichts. Ihr habt nur den Aufenthaltsort zu wechseln.« – »Den Aufenthaltsort? Wie soll ich das verstehen?« – »Nun, Ihr werdet aus dem Land verwiesen.«

Bei diesen Worten erbleichte Josefa. Das hatte sie nun allerdings nicht erwartet.

»Aus dem Land verwiesen?« fragte sie. »Aus welchem Grund, Señor?« – »Wegen Aufruhrs und Hochverrats.« – »Aber Ihr sagt ja selbst daß ich unschuldig sei.« – »Ihr, aber Euer Vater nicht. Übrigens habt Ihr Fotografien verschenkt.« – »Nur an Freunde.« – »Diese Freunde aber sind unglücklicherweise alle Hochverräter.« – »Davon weiß ich nichts.« – »Das ist Eure Sache, Señorita. Also ich habe Euch zu melden, daß Ihr die Stadt und das Land verlassen müßt.« – »Wann?« – »Die Stadt binnen vierundzwanzig Stunden und das Land innerhalb einer Woche.«

Das kam Josefa so unerwartet, daß sie beinahe umgesunken wäre.

»Aber ich kann ja nicht gehen. Mein Vater ist nicht da!« rief sie. – »So geht zu ihm!« – »Ist auch er mit verwiesen?« – »Nein. Wenn wir ihn bekommen, so wird er gehenkt.« – »Oh, Madonna, welch ein Unglück! Was wird mit unserem Eigentum?« – »Das könnt Ihr mitnehmen.« – »Und unsere Dienerschaft?« – »Die kann mitgehen oder hierbleiben, ganz nach Belieben. Nehmt die Sache nicht so schlimm, Señorita! Es ist schon mancher aus dem Land gewiesen worden und doch wieder hereingekommen.«

Hierauf entfernte sich der Beamte mit seinen Polizisten. Die Indianerin hatte alles mit angehört. Als er fort war, sagte sie mit listigem Augenblinzeln:

»Oh, Señorita, wie klug Ihr seid!« – »Nicht wahr, Amaika? Er hält mich wirklich für unschuldig!« – »Ja, diese Männer sind oft sehr dumm! Aber müßt Ihr denn nun wirklich aus dem Land fort?« – »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Vater wird es heute abend entscheiden.« – »Ah, der fremde Bote gestern war von ihm?« – »Ja. Vater wird heute abend verkleidet nach Hause kommen. Du wirst jede Störung fernhalten. Ich bin für niemanden zu Hause, Amaika!«

Der ihr vom Alkalden erteilte Befehl hatte sie doch aus dem Gleichgewicht gebracht. Sie fühlte sich ratlos und sehnte sich nach der Ankunft ihres Vaters.

Es war bereits spät am Abend, als sie wartend ganz allein in ihrem Zimmer saß. Sie hatte die Indianerin hinunter an den Eingang postiert, um sofort zu öffnen, wenn Cortejo kommen werde.

Da plötzlich wurde die Tür sehr leise geöffnet, und ein fremder Mann trat ein, ein Mann, den sie gar nicht kannte. Sie erschrak heftig, faßte sich aber sogleich wieder und fragte:

»Wer seid Ihr? Und was wollt Ihr hier?«

Der Fremde machte eine kurze Verbeugung und fragte dann mit dumpfer Stimme:

»Wohnt hier Señor Cortejo?« – »Ja. Wollt Ihr zu ihm?« – »Nein, sondern zu Euch.« – »Ah, was wollt Ihr von mir? Wie seid Ihr hereingekommen?« – »Über die Hofmauer.«

Diese Antwort verursachte Josefa einen Schreck. Über die Hofmauer konnte ja doch nur ein Dieb oder ein sonstwie Verdächtiger Zutritt nehmen.

 

»Warum seid Ihr nicht durch den Eingang gekommen?« fragte sie. – »Weil ich mich nicht sehen lassen wollte«, antwortete er. »Jetzt aber sehe ich ein, daß diese Vorsicht überflüssig war, denn man hätte mich doch nicht erkannt, da selbst du mich für einen Fremden ansiehst.«

Mit diesen Worten nahm er die Perücke und den falschen Bart ab, und nun erkannte Josefa ihren Vater.

Sie flog auf ihn zu. Er nahm sie in die Arme und gab ihr einen Kuß, den sie erwiderte. Diese Zärtlichkeit war bei ihnen eine seltene.

»Du bist es?« rief sie. »Wahrhaftig, ich habe dich nicht erkannt!« – »Ja, meine Vermummung ist ausgezeichnet«, antwortete er. Aber es ist das auch sehr notwendig, denn wenn man mich hier sieht, so ist mir das Brot auf alle Fälle gebacken.« – »Du kommst vom Panther?« – »Ja. Wie ist es dir gegangen?« – »Gut, bis heute. Aber am Nachmittag kam der Alkalde haussuchen.« – »Haussuchen? Hältst du mich denn wirklich für so dumm, daß ich zum Panther halte und Mexiko verlasse, ohne meine Angelegenheiten so in Ordnung zu bringen, daß mir nichts geschehen kann? Man hat doch nichts gefunden?« – »Gar nichts. Die Sachen sind ja sämtlich vergraben.« – »Nun, so steht alles gut, Josefa.« – »Doch nicht. Ich bin nämlich landesverwiesen.« – »Ah, wirklich?« fragte er, ohne Schreck zu zeigen. – »Ja, der Alkalde tat es mir zu wissen.« – »Wohl auf Befehl des Kaisers?« – »Ja.« – »Das ist eine Folge meiner heutigen Plakate. Wann sollst du die Stadt verlassen?« – »Binnen vierundzwanzig Stunden.« – »Und das Land?« – »Binnen einer Woche.« – »Lächerlich! Wie weit reicht denn die Macht dieses Kaisers Max? Da brauchst nur so weit zu gehen, daß er dich nicht mehr erreicht; dann bist du vollständig sicher. Übrigens wirst du die Stadt noch heute verlassen.« – »Noch heute? Warum?« fragte sie. – »Du wirst mich nach der Hacienda del Erina begleiten.«

Cortejo sagte dies im gleichgültigsten Ton, doch mit einem leisen, neugierigen Lächeln. Josefa aber sprang auf, als ob der Blitz vor ihr niedergefahren sei, und rief:

»Nach der Hacienda del Erina? Ist es wahr? Zum alten Pedro Arbellez?« – »Ja.« – »Aber was willst du dort? Arbellez ist ja unser grimmigster Feind.« – »Eben deshalb freue ich mich, ihn zu besuchen.« – »Ich begreife das nicht.« – »So werde ich es dir erklären. Vorher aber hole mir zu essen und zu trinken, verrate aber niemandem meine Anwesenheit!« – »Amaika weiß es.« – »Diese mag es immerhin wissen; sie ist sicher; die anderen aber nicht.«

Die Tochter ging, dem Vater den Imbiß zu besorgen; dann saßen sie in ihrem Zimmer beisammen und setzten die Unterredung fort.

»Mein Bote ist glücklich bei dir angekommen?« fragte er. – »Ja«, antwortete sie. »Er sagte mir, daß du heute kommen würdest.« – »Nun, so höre, was mich veranlaßt hat, nach Mexiko zu kommen, um dich zu holen. Es sind nämlich Waffen für uns angelangt; der Panther ist bereit, loszuschlagen. Der Erfolg ist aber leider zweifelhaft, da der Franzosen zu viele sind. Man muß sie von zwei Seiten angreifen, von Norden und von Süden. Deshalb lasse ich werben, und deshalb gehe ich nach Norden hinauf, um eine tüchtige Schar zusammenzubringen.« – »Aber warum soll ich mit?« – »Weil ich dich brauche und du die Stadt doch verlassen mußt.« – »Und warum nach der Hacienda del Erina?« – »Weil sie mir außerordentlich passend liegt. Weißt du, wo sich jetzt Juarez befindet?« – »Man sagt, er sei in Paso del Norte.« – »Gut. Ich muß zu ihm, um eine Vereinigung zustande zu bringen. Ich muß ihn uns zum Freund machen, weil wir vereint den Franzosen gewachsen sind.« – »Aber, Vater, ich denke, du willst Präsident werden?« – »Natürlich!« – »Der wirst du doch nicht, wenn du dich zu Juarez hältst!« – »Närrchen, das läßt sich alles machen. Wenn ich mich seiner Hilfsquellen bemächtigt habe, dann … hm!« – »Ah, ich verstehe; dann kann er abkommen.« – »Ja. Ferner habe ich erfahren, daß ein englischer Unterhändler auf dem Weg zu Juarez ist. Er bringt ihm Waffen, Munition und Geld. Ihm muß ich auflauern, um ihm alles abzunehmen. Im Besitz solcher Mittel muß ich Juarez hoch willkommen sein.« – »Aber wenn er nun erfährt, daß du nur besitzt, was eigentlich für ihn bestimmt war?« – »Wer soll es ihm sagen? Ich nicht. Ich bin der einzige, der es weiß.« – »Wo befindet sich der Unterhändler?« – »Er wird sich in El Refugio einschiffen, um den Rio Grande hinaufzugehen. Da fasse ich ihn ab. Rate, wie der Mann heißt.« – »Wie soll ich raten. Sage es!« – »Sir Lindsay.«

Da sprang Josefa empor.

»Lindsay?« rief sie.»Derselbe? Derselbe?« – »Ja; derselbe, dem wir die Millionen abnahmen.« – »Und den Juarez aus der Hand des Panthers befreite?« – »Ja«, nickte Cortejo mit vor Freude verklärtem Angesicht. – »Welch ein Glück, welch ein Zufall! Oh, ich wollte, daß …«

Sie hielt inne. Das, was sie aussprechen wollte, schien ihr zu viel gewagt zu sein.

»Nun, was wolltest du?« fragte er. – »Daß seine Tochter, diese Amy, dabei wäre, der damals Señor Mariano nachlief.« – »Nun, so freue dich, Josefa! Sie ist mit dabei.« – »Wirklich? Weißt du es genau?« – »Sehr genau. Der Panther wird durch seine Spione außerordentlich gut bedient.« – »So kommt also Lindsay wieder in deine Hand?« – »Jedenfalls.« – »Und seine Tochter in die meinige! Welch eine Wonne! Oh, sie soll mir alles entgelten, alles, sie, die sich für schöner, besser und vornehmer hielt als ich. Ich soll also mit nach dem Rio Grande gehen?« – »O nein, Josefa. Du bleibst in der Hacienda del Erina.« – »Wird mich Arbellez dortbehalten?«

Cortejo stieß ein rauhes, höhnisches Lachen aus.

»Er wird müssen. Denkst du, daß ich ihm die Hazienda lasse?« – »Sie ist ja sein Eigentum!« – »Jetzt. Aber sie wird das meinige. Sie soll der Stützpunkt für meine Unternehmungen werden. Dort werde ich werben und meine Leute sammeln; von dort werde ich hervorbrechen und dort – weißt du das Wichtigste? Dort in der Nähe befindet sich die Höhle des Königsschatzes.« – »Ah, willst du ihn heben?« fragte sie wie elektrisiert. – »Ja, aber erst suchen.« – »So findest du ihn nie.« – »Das werden wir sehen! So viel ich von Alfonzo erfahren habe, ist der Ort ein Geheimnis der Mixtekas. Ich werde von diesem Indianerstamm so viele zusammenfangen, als mir möglich ist; ich werde sie martern und peinigen, bis sie mir das Geheimnis verraten haben. Dann bin ich reich, unendlich reich, reicher als hundert Könige, und dann wird es mir leicht sein, König von Mexiko zu werden.« – »Wirst du Arbellez die Hazienda abkaufen?« – »Das fällt mir nicht ein. Ich werde sie ihm einfach wegnehmen.« – »Er wird sich wehren!« – »Er mag es versuchen! Ich sage dir nämlich, daß draußen vor der Stadt zweihundert feste, mutige Männer auf mich warten. Ich habe sie angeworben; sie sollen den Kern der Macht bilden, die ich um mich versammeln werde. Mit ihnen nehme ich die Hazienda weg. Wehrt sich Arbellez, so wird er niedergestochen.« – »So ist es recht. Also mit diesen Leuten soll ich reiten?« – »Ja.« – »Noch heute abend?« – »Ja. Wir haben keine Zeit zu verlieren.« – »Aber was wird aus dem Haus, den Möbeln und allem anderen?« – »Das bleibt stehen und liegen, wie es ist. Ich habe gesorgt, daß alles in bester Ordnung gehalten wird.« – »Aber Amaika muß ich mitnehmen, Vater!« – »Das geht nicht. Die Alte würde uns im Weg sein.« – »Ich brauche sie als Zofe.« – »Du wirst dich unterwegs selbst bedienen.« – »Aber das ist ja gar nicht möglich, Vater! Die Tochter eines – Königs!« – »Pah! Du bist es jetzt noch nicht.« – »Aber wenn zweihundert Señores mitreiten, muß ich doch interessant sein. Ich brauche wirklich eine Zofe zum Ankleiden und zur Toilette.« – »So mußt du hierbleiben. Ich kann die Alte nicht gebrauchen. Packe jetzt zusammen, was du mitnehmen willst; ich will bis dahin ausruhen. Punkt Mitternacht wird aufgebrochen.«

Cortejo sprach dies in einem so bestimmten Ton, daß Josefa nicht zu widersprechen wagte. Sie gehorchte seinem Befehl, und kurz nach Mitternacht galoppierte ein zweihundert Mann starker Reitertrupp, bei dem sich eine einzige Dame befand, dem Norden zu.

22. Kapitel

Es ist zuweilen höchst eigentümlich, zu beobachten, wie ein Ereignis sich von ganz verschiedenen Punkten aus vorbereitet, und, konzentrisch verlaufend, seinen Abschluß im Mittelpunkt sucht und findet.

So auch hier. Wir müssen aber einen Sprung tun, um das Spätere vollständig verstehen zu können. Doch hoffen wir, daß dieser Sprung uns zu Personen führt, die das volle Interesse des geneigten Lesers besitzen.

Wir wissen, daß Sternau mit seinen Begleitern in Guyamas gelandet war und mit ihnen beschlossen hatte, sich nach der Hacienda del Erina zu begeben. Kapitän Wagner, der biedere Deutsche, erhielt den Auftrag, den Dampfer um Kap Hoorn zu führen und in Verakruz zu landen, wo ihn neue Ordres erwarten sollten. Dann machten die anderen sich auf den Weg.

Sie hatten in Guyamas gehört, daß Mexiko von Franzosen besetzt sei, daß der Bürgerkrieg wüte und man Gefahr laufe, auf eine der Banden zu stoßen, die raubend und mordend das Land durchzogen. Darum hatten sie vor allen Dingen für eine gute Bewaffnung Sorge getragen, und darum wählten sie auf Sternaus Vorschlag nicht den Weg nach Osten über die Sierra de los Alamos, sondern sie wandten sich längs des Yaquiflusses nach Nordosten, um Chihuahua zu erreichen. Dieser Punkt lag so weit im Norden von der Hauptstadt entfernt, daß sich vermuten ließ, er sei von der politischen und kriegerischen Verwirrung noch nicht ergriffen worden. Sie ahnten nicht, daß Chihuahua bereits von den Franzosen besetzt sei.

In La Junta, wo der Fluß sich in zwei Arme teilt, wollten sie nach Osten biegen. Aber hier erfuhren sie, daß Chihuahua bereits mit in die Konflikte gezogen sei und daß der Präsident Juarez sich nach Paso del Norte zurückgezogen habe, um Kräfte zu einem neuen Schlag zu sammeln.

»Was nun tun?« fragte Don Ferdinando. »Wir haben bereits zu viel gelitten, um uns ernstlich in Gefahr zu begeben.« – »Ich bin überzeugt, daß wir von den Franzosen nichts zu befürchten haben«, antwortete Sternau. – »Aber von den Guerillas, die die Franzosen umschwärmen werden.«

Da nahm Bärenherz das Wort:

»Meine Brüder sollen nicht sogleich nach Chihuahua gehen, sondern mit mir nach den Weidegründen der Apachen kommen. Dort wird große Freude sein über Bärenherz, der zurückkehrt, und er wird dann so viele Krieger der Apachen sammeln, daß meine weißen Brüder sicher nach der Hazienda gelangen können.« – »Sind die Weideplätze der Apachen weit von Chihuahua?« fragte Graf Ferdinando. – »Der Apache reitet an einem Tag nach der Stadt«, lautete die Antwort.

Sternau nickte zustimmend.

»Ich kenne jene Gegenden genau«, sagte er, »und halte es für das beste, dem Rat unseres roten Freundes zu folgen. Wir sind ja sicher, von den Apachen freundlich aufgenommen zu werden, und bei ihnen werden wir dann ganz genau erfahren, in welcher Weise unser Weg fortzusetzen ist.« – »Ja, gehen wir zu den Apachen!« bat auch Emma Arbellez. »Dort in der Nähe liegt Fort Guadeloupe, wo ich Verwandte habe, die sich freuen werden, mich zu sehen. Bei ihnen bin ich damals gewesen, als Bärenherz und Anton mich aus der Gefangenschaft der Komantschen erretteten.« – »Wer sind diese Verwandten?« fragte Sternau. – »Es ist die Familie Pirnero. Er ist ein Deutscher, und seine Frau war meine Tante, die Schwester meines Vaters.« – »Ich bin in der Nähe von Fort Guadeloupe gewesen, aber nicht hineingekommen; darum kenne ich den Namen Pirnero nicht Es wird allerdings von großem Nutzen sein, wenn Sie dort Verwandte haben. Sind wir zu einem Aufenthalt gezwungen, so haben Sie nicht nötig, bei den Apachen zu bleiben. Ich schlage also vor, unsere jetzige Richtung beizubehalten und zu den Apachen zu gehen.«

Dieser Vorschlag wurde angenommen. Man folgte dem linken Arm des Flusses und bog dann rechts nach der Sierra Carmen hinüber. Dieses Gebirge wurde glücklich überstiegen, und nun hielten die Reisenden auf den Rio de Conchas zu, jenem Fluß, an dem die französische Kompanie nach Norden gezogen war, um Fort Guadeloupe zu überfallen.

Die Karawane bot einen kriegerischen Anblick. Sie war mit guten Pferden und mit kräftigen, ausdauernden Packtieren versehen. Die Männer sowohl als auch die beiden Damen waren sehr gut bewaffnet, und da sich unter jenen Leute befanden, die zu den berühmtesten Jägern gehörten, so brauchten sie vor dem Kommenden eigentlich keine Sorge zu haben.

So waren sie ganz in die Nähe des Rio Conchas gekommen und erreichten die Straße, die von Chihuahua nach El Paso del Norte geht.

Unter dieser Straße darf man sich aber nicht einen wohlchaussierten Verkehrsweg vorstellen. Es war ja nicht einmal die Spur eines Weges oder Pfades zu sehen, aber über dieses ebene Grasland mußte ein jeder reiten, der von einer der beiden Städte nach der anderen wollte.

 

Eigentlich hatte man die Absicht, diese Straße quer zu durchschneiden, aber da man sich in der Nähe der indianischen Weideplätze befand, so war Vorsicht notwendig. Daher war Sternau mit Bärenherz vorangeritten, um sich keine Spur entgehen zu lassen. Es gab hier zwar offene Prärie, aber hier und da war doch ein Gebüsch zu sehen, das die Aussicht verdeckte.

Ein solches Buschwerk gab es auch jetzt zu umreiten. Sie bogen also um dasselbe herum und hielten augenblicklich, denn fast wären sie mit einem Reiter zusammengestoßen, der von jenseits an den Sträuchern vorüber wollte. Auch er parierte sein Pferd, augenscheinlich ganz ebenso überrascht wie sie.

Es war ein kleiner Kerl in einem Trapperanzug. Seine Waffen waren alt und der Lauf seiner Büchse verrostet, aber er machte ganz und gar den Eindruck eines Mannes, der in diese wilde Gegend gehört, zumal er außerordentlich gut beritten war. Sein Pferd war ein feiner Mustang, der eine sehr gute indianische Dressur besaß, was man deutlich bemerken konnte, als er ihn parierte und rasch zur Seite riß, um augenblicklich zum Kampf gerüstet zu sein.

»Thounds, Donnerwetter!« rief er englisch. »Wer seid Ihr?«

Sternau hatte sich in Guyamas neu gekleidet, und da dort nichts anderes zu finden gewesen war, so trug er, wie alle seine Begleiter, auch Bärenherz und Büffelstirn, die in Mexiko gebräuchliche Tracht.

Deshalb mußte der Mann die beiden für Mexikaner halten. Er hatte im Nu die Büchse erhoben und hielt sie zum Schuß bereit.

»Good day!« antwortete Sternau, ebenso in englischer Sprache. »Ihr fragt uns, wer wir sind. Wir aber sind ihrer zwei und haben also wohl das Recht, diese Frage auszusprechen. Also, wer seid Ihr, Señor?«

Der Kleine mußte an der hohen Gestalt Sternaus emporblicken, aber es zeigte sich nicht die leiseste Spur von Furcht in seinem Gesicht. Er antwortete aber bereitwillig:

»Ihr habt recht, Señor. In der Prärie haben zwei gegen einen die Vorhand, obgleich ich mir den Teufel daraus mache, ob ich einen oder fünf gegen mich habe. Übrigens brauche ich mich meines Namens nicht zu schämen. Habt Ihr vielleicht einmal von einem Jäger gehört, den man den Kleinen André nennt?« – »Nein.« – »Hm, so seid Ihr wohl nicht aus dieser schönen Gegend hier?« – »Allerdings nicht.« – »Dann läßt sich das Ding erklären. Dieser Kleine André bin ich, heiße aber eigentlich Andreas Straubenberger.« – »Straubenberger?« fragte Sternau überrascht. »Das ist ja ein deutscher Name!« – »Ja, ich bin ein Deutscher.« – »Gut, so nehmen Sie in Gottes Namen Ihre Büchse herunter«, meinte Sternau in deutscher Sprache. »Auch ich bin ein Deutscher.«

Da machte der Kleine eine Bewegung des freudigsten Erstaunens, ließ das Gewehr sinken und rief:

»Sie auch ein Deutscher? Ah, welche Freude! Aus welcher Gegend?« – »Aus der Gegend von Mainz.« – »Von Mainz? Dort ist mein Bruder.«

Das fiel Sternau sofort auf.

»Wo ist er da?« – »In einem Nest, das Rheinswalden heißt.« – »Ah, der brave Ludwig Straubenberger?«

Bei dieser schnellen Frage Sternaus sprang der Kleine beinahe im Sattel empor.

»Was? Wie? Sie kennen meinen Ludwig?« fragte er. – »Sehr gut!« – »Donnerwetter! Und ich wollte Sie erschießen!« – »Das wäre Ihnen denn doch ein wenig schwer geworden«, meinte Sternau lachend. – »Oh, Sie sind lang und breit genug«, meinte der Kleine lustig. »Einen Fehlschuß hätte ich also gar nicht tun können. Aber, woher kommen Sie und wohin wollen Sie?« – »Wir kommen von der See herüber und wollen entweder nach Paso del Norte oder nach Fort Guadeloupe, ganz, wie wir es finden.« – »Zu wem, in Paso del Norte?« – »Zu Juarez.« – »Und zu wem in Fort Guadeloupe?« – »Zu einem, der Pirnero heißt.« – »Ah, den kenne ich gut! Er ist ein Deutscher aus Pirna in Sachsen. Aber, Herr, den Juarez werden Sie in Paso del Norte nicht mehr finden.« – »Nicht? Wo sonst?« – »Hier oder da im Wald oder in der Prärie.«

Sternau blickte den Sprecher scharf an und sagte:

»Sie kennen den Ort und wollen mir ihn verschweigen!« – »Das ist richtig, denn ich kenne Sie noch nicht.« – »Mein Name ist Sternau.« – »Sternau?« fragte der Kleine nachdenklich. »Hm, ist mir doch, als ob ich diesen Namen bereits gehört hätte. Ah, ja! Señorita Resedilla hat ihn genannt. Ein Sternau ist auf der Hacienda del Erina gewesen und dann verschwunden.« – »Der bin ich.«

Da machte der Kleine den Mund weit auf, starrte dem Sprecher in das Gesicht und sagte:

»Der? Der wären Sie?« – »Jawohl!« – »Unmöglich!« – »Warum unmöglich?« – »Da wären Sie ja der berühmteste Kerl, den man in der Savanne kennt« – »Inwiefern?« fragte Sternau, leise lächelnd. – »Inwiefern? Weil jener Sternau der famose Jäger war, der von allen Westmännern und Rothäuten der Fürst des Felsens genannt wurde.« – »Sie meinen Matavase? Der bin ich.«

Das war dem Kleinen denn doch zu viel.

»Aber Sie sind ja verschwunden!« rief er, ganz perplex geworden. – »Richtig! Doch jetzt komme ich wieder.« – »Kaum glaublich! Wissen Sie, mit wem Sie verschwunden sind?« – »Natürlich! Ich muß dies ja am besten wissen.« – »Nun, mit wem?« – »Ah, Sie wollen mich examinieren, um zu sehen, ob ich wirklich die Wahrheit rede?« – »Ja«, entgegnete André aufrichtig. »Es wäre ja ein wahres Wunder, wenn der Fürst des Felsens so unerwartet wiedererschiene, und sogar hier bei uns. Oh, wir könnten ihn sehr gut gebrauchen. Ah, wer ist das? Wer sind die?«

Jetzt waren nämlich die anderen nahe gekommen. Bisher von dem Buschwerk verdeckt, hatte André sie nicht sehen können.

»Das sind eben die, mit denen ich verschwunden war. Der hier neben mir ist Bärenherz, der Häuptling der Apachen.« – »Donnerwetter!« rief der Kleine, den Häuptling mit weitaufgerissenen Augen betrachtend. – »Der, der voran reitet, ist Büffelstirn, der Häuptling der Mixtekas.« – »Kreuzmillion!« – »Hinter ihm reiten zwei Brüder. Der eine ist der Schwiegersohn des Haciendero del Erina, wenn Sie von ihm gehört haben.« – »Donnerpfeil?« – »Ja.« – »Halten Sie ein! Sonst bleibt mir der Verstand stillestehen! Welch ein Zusammentreffen! Welch eine Begegnung! Das hätte ich mir nicht träumen lassen!« – »Glauben Sie nun, daß ich der richtige Sternau bin?« – »Ja, gern und gewiß. Diese verteufelte mexikanische Tracht hat mich irregemacht. Verzeihen Sie! Hier meine Hand. Lassen Sie uns absteigen, ich habe Ihnen einiges zu sagen, was von Interesse für Sie ist.«

André sprang vom Pferd, und Sternau und Bärenherz folgten ihm.

Jetzt waren auch die anderen herbeigekommen.

»Ah, eine Begegnung! Mit wem?« fragte Graf Ferdinando. – »Mit einem Deutschen, einem Landsmann von mir«, antwortete Sternau. »Er wird als Jäger der Kleine André genannt und hat, wie mir scheint, Wichtiges mitzuteilen. Lassen Sie uns daher eine kleine Rast halten.«

Sie alle stiegen ab und lagerten sich in das Gras, während die Pferde frei weiden durften. André sah sich nun zu seinem Erstaunen auch zwei Damen gegenüber. Sein Auge wurde jedoch besonders von dem Äußeren des alten Grafen angezogen, dessen schneeweißes Haar auf die Schultern herabwallte, während sein Bart bis zum Gürtel ging.

»Reden Sie vielleicht spanisch?« fragte Sternau den kleinen Jäger. – »Ja, so weit es nötig ist«, antwortete dieser. – »So bedienen Sie sich dieser Sprache; dann werden Sie von allen verstanden. Also, welche Nachricht bringen Sie uns?« – »Zunächst die, daß Juarez sich nicht mehr in Paso del Norte befindet« – »Das sagten Sie bereits.« – »Aber Sie wollten wissen, wo er ist« – »Ja.« – »Er ist nicht weit von hier. Aber da muß ich Sie erst fragen: Mit wem halten Sie es, mit den Franzosen oder mit den Mexikanern?« – »Mit jenen ebensowenig wie mit diesen. Wenn Sie von mir gehört haben, so wird es Ihnen bekannt sein, daß ich nie Partei ergriffen habe.« – »Ja, es ist wahr, und das genügt. Sie müssen nämlich wissen, daß die Franzosen Chihuahua besetzt hatten. Sie sandten eine Kompanie aus, um Fort Guadeloupe zu erobern; aber diese Kompanie wurde von den Apachen vollständig aufgerieben.« – »Ugh!« rief Bärenherz, als er von den Apachen hörte. – »Der Anführer der Apachen war Bärenauge.« – »Bärenauge? Wer ist das?« fragte der Häuptling.