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Scepter und Hammer

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»Das stimmt!« rief Sternburg. »Weiter, rasch!«

»Der Herzog durfte nicht leiden, daß der König einen Thronfolger habe, er bestach die Hebamme, und diese wechselte die Kinder gegenseitig aus. Die Königin bekam das Mädchen und der Knabe kam zu einer Amme, welche die Tochter der Hebamme war, aber von dem Tausche nichts wußte.«

Jetzt kam die Reihe zu erschrecken an den König.

»Weib, weißt Du auch, was Du sagst? Kannst Du Alles beweisen? Dann wäre ja hier der Kommodore von Sternburg mein Sohn!«

»Majestät hören Sie weiter! In der Eile wurde die Wäsche der Kinder nicht mit umgewechselt, und so erhielt die Amme lauter solche, welche mit dem königlichen Wappen versehen war. Sie lebt noch. Sie ist die Frau des Lohnkutschers Beyer bei der Irrenanstalt, und wenn die Herrschaften hingehen, werden sie dort mein Bild finden, welches ihr Sohn gezeichnet hat.«

»Das ist so,« stimmte Max bei. »Ich war einmal dort und erinnere mich ganz genau, daß die Frau mir von diesen Dingen erzählt hat. Weiter, Zarba!«

»Das Mädchen starb und später auch die Königin. Der Herzog wußte, daß ich alles kannte; er traute mir nicht mehr und glaubte, ich würde ihn verrathen, darum trachtete er dem Knaben nach dem Leben. Ich rächte mich an ihm, indem ich das Kind rettete. Ich ging sehr oft zu der Frau des Hofschmiedes Brandauer. Sie wußte, daß die Göttin mir die Gabe verliehen hatte, in die Zukunft zu blicken, und als sie eines Knäbleins genas, bat sie mich, ihm zu weissagen. Die Amme, welche den königlichen Prinzen säugte, wohnte damals neben der Schmiede —«

»Das stimmt!« rief Brandauer.

»Ich brachte sie so weit, daß ich auch ihrem Pflegekind die Zukunft vorhersagen sollte. Ich sagte zu ihr und der Frau des Schmiedes, daß ich mit dem Kinde eine halbe Stunde ganz allein im Garten sein müsse. Sie vertrauten mir, ohne dies von einander zu wissen, die Kinder an, ich nahm sie mit einander in den Garten, kleidete sie um und verwechselte sie. Die Amme erhielt den Schmiedesohn, und die Frau des Schmiedes erhielt den Sohn des Königs. Ich sagte dem Herzoge, daß ich den Prinzen wieder verwechselt hatte, das war meine Rache, aber wohin ich ihn gethan hatte, das hat er nie erfahren.«

»Weib, Zarba, sprich, lügest Du nicht?« frug der König fast außer sich vor Erregung.

»Fragt ihn selbst! Die Schmerzen haben ihn gebrochen; er will Alles gestehen. Herzog von Raumburg, habe ich gelogen?«

»Nein!« röchelte er.

»Beschwörst Du dies bei Deinem Gotte, vor dem Du in einer Viertelstunde erscheinen wirst?«

»Ja!«

»Majestät, Sie hören es! Max Brandauer ist Ihr Sohn. Meister Brandauer, der Prinz von Sternburg ist Ihr Sohn!«

»Brandauer, höre mich!« rief der Pascha. »Frage den Prinzen, ob es nicht wahr ist. Als er auf meine Yacht sprang und ich ihn zum ersten Male erblickte, habe ich ihn bei Deinem Namen gerufen. Er sieht ganz so, wie Du sahst, als Du in seinem Alter warst.«

Es war eine ungeheure Erregung und Bewegung, welche diese Enthüllungen hervorbrachten. Max und der König lagen sich ebenso in den Armen wie Arthur und Brandauer, dann flog Max wieder an das Herz des Schmiedes und Arthur an dasjenige des Fürsten.

»Und ich habe nun kein Kind!« klagte dieser.

»Vater, Du behältst mich!« rief Arthur. »Ihr seid Beide meine Väter!«

Als sich der Sturm einigermaßen gelegt hatte, fuhr Zarba fort:

»Auch mein Kind, meinen Knaben verfolgte er bis in das Irrenhaus; der Herr Doktor Brandauer, der Sohn des Königs, Sohn?«

»Ja.«

»Und sind wir nicht heimlich durch einen Priester verbunden worden, gerade so wie Dein Vater mit meiner Mutter?«

»Ja.«

Sie nahm den Rest des Päckchens auf und legte es dem Könige in die Hand.

»Hier, Majestät, sind die Beweise, daß Katombo und Wallroth ehelich geborene Raumburgs sind. Nun bin ich zu Ende und werde das Urtheil tragen, welches über mich gesprochen wird.«

Der König blickte im Kreise umher.

»Wer wünscht, daß sie bestraft werde?«

Niemand gab eine Antwort.

»So werde ich die Urtheile sprechen, welche zu fällen sind.« Er nahm Max bei der Hand und trat zum Könige und der Königin von Süderland.

»Königliche Majestäten, erkennen Sie den Herrn Grafen von Brandau als meinen Sohn und Nachfolger an?«

Ein zweistimmiges »Ja!« ertönte.

»So gebe ich mir die Ehre, für ihn um die Hand meines werthen Gastes, der Prinzessin Asta, Ihrer königlichen Tochter anzuhalten. Ihre Herzen haben sich gewählt. Ihre Einstimmung, Hoheiten wird auch alle politischen Konflikte augenblicklich beseitigen.«

Die Eltern sahen ihre Tochter an dem Herzen des Königssohnes liegen. Sie stimmten freudig ein. Da ergriff Katombo Almahs und Arthurs Hand.

»Majestät, gestatten Sie mir, für den Verlust, welchen Sternburg und Brandauer erleiden, Beiden eine Tochter zu geben!«

»Ah! lauter Überraschungen, mein lieber Pascha! Ich muß Sie dafür belohnen. Sie sind Herzog von Raumburg und erhalten alle Titel, Würden, Ehren und Güter dieses Hauses, wenn Sie den Major von Wallroth als Ihren Sohn und Nachfolger anerkennen.«

»Majestät!« riefen Beide wie mit einer Stimme, und Katombo fügte hinzu:

»Noch ist die Familie Raumburg nicht ausgestorben!«

»Doch! Dieser liegt hier auf dem Tode. Gott vergebe ihm seine Sünden, wie ich sie ihm vergebe! Und sein Sohn ist kein Raumburg mehr. Sollte er einst Gnade finden, so thun Sie an ihm, was Ihr Herz Ihnen gebietet. Und nun zu Dir, Zarba. Wie ist der Herzog in Deine Hände gekommen?«

»Horgy und Tschemba sahen und verfolgten ihn.«

»Sie sollen belohnt werden!«

»Er wollte unsere Linie durchbrechen, verfehlte aber bei Nacht den Weg, den er nicht kannte, stürzte und zerschmetterte sich in der Tiefe. Sie brachten ihn mir, und die Schmerzen trieben ihn zum Geständniß.«

»Du bist die Schwester und die Mutter zweier Herzöge. Ich übergebe Dich ihnen. Bedarfst Du trotzdem meiner, so darfst Du zu jeder Zeit kommen.«

»Ich danke, Majestät! Die Tochter der Brinjaaren hat keine bleibende Stätte, sie wandert, bis ihre Seele zu Bhowannie geht!«

Während dieser aufgeregten Verhandlungen waren auch die Untergebenen näher getreten. Einige von ihnen mußten den Leichnam Raumburgs, da dieser inzwischen verschieden war, von der Stelle bringen, und Jeder erhielt eine Anerkennung oder ein freundliches Wort von dem Könige, so daß die ganze Blöße von Freude und Jubel erschallte.

Zwei Paare aber waren es, welche die Einsamkeit suchten. Arthur mit Almah und Max mit Asta.

Die letzteren Beiden standen unter einer breitästigen Tanne und hatten sich sehr, sehr viel zu sagen. Da trat Zarba herbei.

»Wissen Sie noch, Prinz, und auch Sie, Prinzessin, als ich Ihnen vor der Schmiede weissagte?«

»Jedes Wort!« antwortete Max.

»Sie schwangen damals mit Macht den schweren Hammer. Sie werden ebenso leicht das noch schwerere Scepter tragen. Aus dem Hammer ist ein Scepter geworden. Führen Sie es einst mit Milde, aber vergessen Sie nicht, daß es zuweilen auch mit Kraft und Ernst geschwungen werden muß. Folgen Sie Zarba, der Tochter der Brinjaaren, die noch heut wieder verschwinden wird, und lassen Sie »Scepter und Hammer« den Wahlspruch Ihres Lebens sein!«

Und hinter der Tanne kroch Einer hinweg, der dort bereits heimlich bei seiner Ambalema gesessen und Alles mit angehört hatte. Jetzt hielt er es für gerathen sich zurückzuziehen.

»Die hat gut reden, diese Zarpa!« brummte er vergnügt. »Dieser einstige Prandauer und jetzige Prinz kann diesen Wahlspruch. —