Mord mit und ohne Handschuhe

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Mord mit und ohne Handschuhe
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K.H. Hartmann

Mord mit und ohne Handschuhe

2 Krimi-Kurzgeschichten

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Inhaltsverzeichnis

Titel

„Der Handschuhmörder“

„Der Hollandgänger“

Impressum neobooks

„Der Handschuhmörder“

Der Wind blies frostig von der Ostsee herüber. Für einen Nach­mittag Anfang Juni war es ungewöhnlich kühl. Die Schafskälte hatte wieder, wie so oft in dieser Jahreszeit, zuge­schlagen. Der LKW, ein Siebeneinhalbtonner, fuhr exakt ein­hundert Stundenkilometer, aber auf dieser monotonen, flachen Strecke kam es einem eher langsamer vor. Marne, der Fahrer, war gebürtiger Meldorfer, lebte aber jetzt in Kiel. Dithmarschen hatte er schon vor über zehn Jahren verlassen, und seit drei Jahren fuhr er nun LKW. Hin und wieder nahm er, der Abwechslung wegen, auch Anhalter mit, obwohl er eigentlich nicht der gesprächige Typ war. So auch heute. Vor etwa zehn Minuten hatten sie Flensburg ver­lassen und fuhren nun auf der B200 Richtung Husum. Die Augen des flachsblonden Burschen auf dem Bei­fahrersitz glänzten und er beugte sich, so weit es der Sicherheitsgurt zuließ nach vorne, um den Sprecher besser zu hören. Während er den Nachrichten aus dem Radio lauschte, verfinsterte sich seine Miene. Als der Verkehrsfunk zu Ende war, ließ er sich wieder in den Sitz zurück sinken. Er wischte sich mit dem Handrücken über den Mund:

„Nun haben sie schon VIER seiner Opfer gefunden!“

Marne nickte zustimmend. „Ich habe es auch gehört“. Er nahm die linke Hand vom Steuer und massierte damit seinen Hals, um die verkrampften Muskeln zu lockern. Der Jüngling beobachtete ihn und fragte: „Ganz schön er­müdend, so lange hinter dem Steuer zu sitzen, was? Machen Sie immer die gleiche Tour?“

“Ja. überwiegend fahre ich die Strecke Kiel-Flensburg-Heide-Kiel. Manchmal auch Kiel-Lübeck-Rendsburg-Kiel“, antwortete der Trucker wortkarg und trommelte mit den Fingern am Lenkrad. Der Bursche grinste verschlagen. „Sind Sie nervös?“ Die Augen des Fahrers fixierten ihn. „Nein, warum sollte ich?“ Der Jüngling grinste noch immer. „Im Umkreis von dreißig Kilometern um Schleswig führt die Polizei verstärkt Straßenkontrollen durch“. „Das habe ich auch gehört“. Der Bursche spöttelte: „Für die Polizei ist der doch viel zu raffiniert!“ Der Trucker schaute auf die Sporttasche, die der Jüngling auf dem Schoß hielt. Sie war einen Spalt breit offen, und Marne konnte aus dem Augen­winkel heraus einen MP3-Player darin erkennen. Daneben lag ein feuerrotes Smartphone. „Was sich wohl noch alles in der Tasche befindet?“, rätselte er. „Fährst du weit weg?“, fragte Marne den jungen Mann. Dieser zuckte mit den Achseln. „Ich weiß es noch nicht genau … . Jedenfalls erst einmal nach Hamburg!“

Marne überlegte. Der Bursche war mittelgroß und von schmächtiger Statur. So wirkte er eher wie ein Teenager. Er konnte aber ebenso gut Mitte Zwanzig sein. Seine Haut war hell, fast blass, und er hatte ungewöhnlich viele Muttermale am Arm. Er rieb seine Handflächen an der Jeans. „Sie nennen ihn den „Handschuhmörder von Schleswig“. Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, warum er das tut?“

Der Truckfahrer sah mit starrem Blick durch die Windschutzscheibe. „Eigentlich.. nicht!“, antwortete er gedehnt. Der blonde Jüngling schüttelte verständnislos den Kopf. „Ein sehr eigenartiger Fall. Bei den ersten beiden Opfern hat er gelbe Gummihandschuhe zurückgelassen. Bei den nächsten beiden rosa­rote. Ist das sein Markenzeichen? Warum, glauben Sie, hat er die Farbe gewechselt?“ „Weil es die im Zweier-Pack gibt“, kam es lapidar zurück. Der Jüngling fuhr mit seiner Zunge über die Lippen. „Keine schlechte Erklärung! Und ich könnte mir zudem vorstellen, dass man den wohl zu viel herumgestoßen hat. Vielleicht war da immer jemand, der ihm sagte, was er zu tun und zu lassen habe. Irgendwann war es dann zu viel, das „Fass“ war voll. Man hatte ihn zu lange gequält..“. Der Bursche stierte vor sich hin. „Und dann flippte er aus! Ein Mann kann eine Menge aushalten, aber irgendwann ist Schluss!“

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