Darkest Blackout

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«Der soll sich um seinen eigenen Mist kümmern», knurrte er verbissen. Mit groben Bewegungen schenkte er sich Kaffee ein und begab sich ins Wohnzimmer, wo er sich auf die Couch setzte.

Dylan folgte. Kommentarlos klappte er das Telefonbuch zu. Es war besser, Thor nicht zu sagen, dass er ungefragt nach Hilfe suchte. Umständlich stopfte er das dicke Verzeichnis unter die Ablage des hölzernen Tischs, der mit Papieren und Gegenständen vollgemüllt war. Eigentlich war Thor ein ordentlicher Mensch, doch wenn es um Briefverkehr und Formalitäten ging, zeigte sich seine Abneigung darin, dass er etwaige Schriften ignorierte. Zudem war er tagsüber mit der Renovierung der Kneipe beschäftigt. Aufräumarbeiten blieben unerledigt. Das starre Gerüst, das im Hause Fahlstrøm geherrscht hatte, geriet mehr und mehr ins Wanken.

«Du könntest mal aufräumen», zeterte Dylan demzufolge. Anstatt das Telefonbuch erfolgreich zwischen den Utensilien verschwinden zu lassen, quoll ihm ein störender Stapel postwendend entgegen. Zettel, Briefe und Zeitschriften rutschten ihm durch die Finger, dazwischen Zigarettenschachteln, Feuerzeuge und Kugelschreiber. «Shit», fluchte er und ließ alles auf den Boden gleiten.

«Das ist ein Haus, kein Museum», entgegnete Thor.

«Kein Grund, um nicht mal auszumisten», erwiderte Dylan. Er beugte sich vor, schob den Haufen zusammen und stutzte. Zwischen seinen Händen ruhte eine Musikzeitschrift. Auf dem Cover sah er ein Bild von sich. «Wow!», staunte er. «Dass du ein Klatschblatt hast mit einem Bericht über uns?» Schnell blätterte er auf die Seiten, die einen Artikel über ihn und seine Band RACE präsentierten. Doch die Fotos und Fakten waren veraltet. Viel war seitdem passiert …

Abrupt hielt er inne. «Das ist nicht die Zeitschrift, die dir damals der Reporter vom ARCH gezeigt hat, oder?»

«Doch, Perk, das ist sie.»

Dylan schluckte bewegt. Er klappte die Seiten wieder zusammen und richtete das Augenmerk auf das Titelbild. Was er sah, kam mit Beklemmung einher. Diese Zeitschrift, die er just in den Händen hielt, hatte den Stein ins Rollen gebracht. Abgelutschte Latexfotze … Das waren die Worte gewesen, die Thor über ihn hatte fallen lassen, als ihm das Coverbild von dem Sänger von RACE einst unter die Augen gehalten worden war.

«Deine Beleidigung damals hat mich echt getroffen», gestand Dylan. Noch immer drehte sich ihm der Magen um, wenn er an die Beschimpfung dachte. Sie war wie ein Schlag ins Gesicht gewesen; wie die Aufforderung zum Krieg, der mit dem folgenden Black-Festival eingeläutet worden war. Bis jetzt konnte Dylan nicht ausnahmslos glauben, dass alles nur Provokation gewesen war; dass Thor die Worte bewusst gewählt hatte, um ihn aus der Reserve zu locken. Obgleich aus ihnen ein Paar geworden war, hatte er die üble Nachrede niemals vergessen.

«Du musst schlecht von mir gedacht haben, sonst hättest du nicht derartig über mich hergezogen.»

Thor schüttelte den Kopf.

«Nei, Perk. Als ich das Foto sah, hatte ich nur einen Wunsch: Meinen Schwanz so tief in dir zu versenken, dass dir die Tränen kommen.»

Perplex sah Dylan auf und ihre Blicke trafen sich.

«Oh.»

Vorsichtig schob er die Zeitschrift auf den Tisch. Herzklopfen; bis zum Anschlag. Er wusste nicht, wohin mit seinen Händen.

«Also wolltest du mich einzig kennenlernen, um mich zu ficken?», fragte er mit heiserer Stimme.

«Vermutlich …»

Dylans Blick schwirrte durch den Raum. Bei der nächsten Frage konnte er Thor kaum in die Augen sehen. «Aber du liebst mich nicht nur wegen meines Aussehens, oder?»

«Was meinst du?», hakte Fahlstrøm nach und Dylan bemerkte die innere Unruhe in sich wachsen. Er fürchtete die Antwort und trotzdem fragte er.

«Liebst du meinen Körper und meinen Geist?»

«Mit Haut und Haaren …» Thors Blick nahm ihn gefangen und wanderte geradewegs zum Zentrum seiner Lust.

Dylan hielt einen Moment inne. Was er hörte und erlebte, verunsicherte ihn. Seit dem Ende ihrer Reise waren sie sich nicht mehr nah gewesen. Zurück in Norwegen hatte sich Thor von ihm abgewandt; nicht nur auf verbaler Ebene, sondern auch körperlich. Jeden Tag und jede Nacht hatte Dylan gehofft, dass sich der Zustand ändern würde, aber es schien, als hätte man Thor mit der Fußfessel ebenfalls einen Keuschheitsgürtel angelegt. Das elektronische Überwachungsinstrument stand wie eine Mauer zwischen ihnen, die Dylan rasend machte.

War nun der Moment gekommen, um die Hürde zu überwinden?

Ob sein Handeln richtig war, wusste er nicht, aber in diesem fragwürdigen Augenblick gab es für ihn nur eine Antwort.

Er stand auf.

Mit flatternden Fingern und klopfendem Herzen fasste er sich ans Hemd. Knopf für Knopf öffnete er es. Da Thor ihn nicht daran hinderte, zog er es aus und ließ es hinter sich zu Boden gleiten.

Er löste den Gürtel der Hose, öffnete den Knopf und den Reißverschluss; ebenfalls mit nervösen Fingern. Kein Protest, keine Ermahnung.

Er schob die enge Lackhose samt Shorts über seine schmalen Hüften.

Thor unterbrach ihn nicht und so strich er die Kleidungsstücke vom Körper, bis er vollkommen nackt war.

Wie eine Statue stand er nun da. Makellos und zur Salzsäule erstarrt. Nur sein Atmen ging stoßweise. War es richtig, was er tat?

Thor blickte ihn unverhohlen an und sagte nichts … Doch sein Blick wanderte. Sorgfältig betrachtete er den entblößten Körper seines Partners. Er fixierte dessen Brust, den flachen Bauch und sein Geschlecht.

Die Spannung zwischen ihnen war kaum zu ertragen. Dylan schluckte mehrfach und senkte den Blick. Vor Scham? Vor Ratlosigkeit? Hatte er es nötig, sich derartig zu präsentieren? Sich darzustellen wie ein billiges Lustobjekt? Wie ein Stück Fleisch, das nach Anerkennung haschte?

Beschämt schloss er die Augen. Ihn fröstelte es, aber nicht vor Kälte, sondern vor Angst. Eine Ablehnung würde er nicht verkraften. Eine Missbilligung seines Verhaltens würde ihn in den Abgrund treiben.

Wenn er nicht in der Lage war, Thors Widerstand zu brechen, hatte er hier nichts mehr verloren.

Vibrierend atmete er ein und aus.

Viel zu lange geschah nichts. Doch dann hörte er die eindeutigen Laute, das verräterische Rascheln von Kleidung, das Klacken des Nietengürtels. Als Dylan die Augen öffnete, sah er Thor auf dem Sessel sitzen: mit nacktem Oberkörper, geöffneter Hose und verruchtem Blick.

«Komm her», raunte er dunkel und Dylan reagierte sofort. Ohne Umschweife gelangte er zwischen Thors Beine und ging vor ihm auf die Knie; voller Demut und geleitet von Lust.

Kein Zurückweisen, kein Tadel.

Thor packte mit einer Hand seinen Hinterkopf und drückte ihn gegen seinen warmen Schoß.

Gefügig ließ Dylan sich lenken. Geradewegs nahm er Thors Männlichkeit in den Mund, so tief und begehrlich, dass es ihm den Atem stahl.

Seine Lippen umschlossen den Schaft mit angemessenem Druck. Seine Zunge leckte über die salzige Haut. Willenlos ließ er die sanften Stöße in seiner Kehle zu.

Oh, wie hatte er sich danach gesehnt, wie lange hatte er davon geträumt.

Thor packte ihn fest bei den Haaren und er stöhnte lustvoll auf. Speichel lief ihm aus dem Mund. Das Meer der Gefühle brachte ihn zum Schwitzen. In seinen Wangen glühte es heiß.

Thor zerrte ihn unsanft auf die Beine. Dylan gab nach und folgte dem Stoß, der ihn auf den Sessel zog. Er schob die Knie auf die Polster, bettete die Schienbeine neben Thors Hüften und nahm auf dessen Unterleib Platz.

Sogleich drängte sich die brettharte Erektion zwischen seinen Spalt. Thor drückte ihn nach unten, presste sich ihm entgegen: fordernd und mit sanfter Gewalt.

Dylan bog sich zurück und ließ sich an den Hüften wieder nach vorne zerren. Der zerreißende Schmerz paarte sich mit bedingungsloser Gier.

Tief und fest spürte er Thor in sich.

Es geschah, was geschehen musste. Unwillkürlich drangen ihm Tränen in die Augen …

«Oh, fuck, ja …» Er ließ sich fallen, rieb sich an der nackten Brust seines Partners und genoss dessen Hände, die ihn streichelten, packten, vor- und zurückrissen. Im gleichen Rhythmus ging er dem Ritt nach. «Oh, yes …»

Thor legte die Finger um seine stramme Männlichkeit. Stöhnend stieß Dylan in die hohle Hand, die ihn umschloss.

Selbstbeherrscht versuchte er, nicht sofort zu kommen. Unmöglich! Mit jeder Bewegung jagte der heiße Schauer durch seinen Körper. Mit jedem Auf und Ab stiegen der Druck und das herrische Ziehen in seinen Lenden. Dylan verlor die Kontrolle und kam: mit geschlossenen Augen und einem erfüllten Schrei auf den Lippen. Kraftlos sackte er auf Thor zusammen. Haut an Haut, dicht an dicht.

Thor stieß weiter, jedoch langsamer.

Dylan verharrte in seiner Position; unfähig, etwas zu sagen, nicht in der Lage, sich zu bewegen. Thor riss ihn ein letztes Mal an sich, ächzte unterdrückt und ergoss sich tief in seinem Inneren.

Nur für einen kurzen Moment harrten sie in der bewegungslosen Starre aus, bis sich Thor lockerte und mit seinen warmen Händen über Dylans heißen Rücken strich – ihn dabei weiterhin hin- und herwiegte.

«Hör nicht auf», wimmerte Dylan. Mit letzter Kraft presste er sich auf den Schoß seines Partners. Mit allen Sinnen wollte er ihn in sich spüren, nicht so schnell verlieren. «Hör bloß nicht auf …»

Er hob den Kopf, blickte in Thors Gesicht und verlor sich in seinen blauen Augen. Unzüchtig sahen sie ihn an.

Wie auf Kommando trafen sich ihre Lippen. Hemmungslos versanken sie in einem tiefen Kuss. Der fordernde Rhythmus ebbte nicht ab.

Plötzlich drangen Geräusche aus dem Nebenraum. Eine Tür klappte, Schritte ertönten. «Seid ihr da?»

 

Dylan riss den Kopf herum und erblicke Erik, der sofort stoppte, als er das Paar im Wohnzimmer erblickte. «Oh, unnskyld!», äußerte er sich mit erhobenen Händen. Geradewegs machte er auf der Stelle kehrt und verschwand.

Dylan drehte den Kopf zurück. Thors eindringliches Starren nahm ihn wieder gefangen. Hinzu kam die Erleichterung unter der Brust und die Gelöstheit im Unterleib. Zufrieden seufzte er auf.

«Das hat mir gefehlt», säuselte er und vergrub die Hände in Thors Haaren. Verlangend rieb er seine Wange an Thors Bart. «Ich dachte schon, du liebst mich nicht mehr.»

«Was hat Liebe mit Sex zu tun?», erwiderte Thor. Er hörte nicht auf, seine Hände über Dylans Rücken zu schieben und die kleinen Schweißperlen zu verstreichen.

«Für mich sehr viel …» Dylan erschauderte. In nur wenigen Minuten hatte sich alles geändert. Die Furcht war weg, die Unsicherheiten verflogen, seine unbändige Lust befriedigt. Er schluckte trocken und atmete tief durch. Befangenheit machte sich breit und die Tatsache, dass er nicht an sich halten konnte. Die Erkenntnis, dass an Thors Zuneigung sein ganzes Leben hing, unterstrich ihre Leidenschaft mit zarter Sorge.

Als er in Thors Augen sah, die ihn mit unverfälschter Ordnung betrachteten, machte es ihn peinlich berührt. Umsichtig löste er die Verbindung und rutschte von Fahlstrøms Schoß. Die Rückstände ihrer Vereinigung klebten zwischen seinen Oberschenkeln, hafteten an seinem Bauch und seinen Händen.

«Ich sollte mich frisch machen», sagte er verschmitzt. Mit spitzen Fingern strich er sich das schwarze Haar nach hinten. Verlegenheit auf ganzer Linie, obgleich sie sich schon so lange kannten.

«Das machst du nicht, Perk», drang Thors Stimme durch den schwülwarmen Raum.

«Nein?» Pikiert hob Dylan die Kleidungsstücke vom Boden auf und presste sie gegen den nackten Leib. Thor schloss sich die Hose nur notdürftig.

«Ich rauch jetzt eine Zigarette», sagte er in einer Tonlage, die keinen Widerspruch zuließ. «Und du wartest im Schlafzimmer, genau so, wie du jetzt bist.»

Obwohl die Wärme unter dem Dach des Hauses lag, hatte er die Bettdecke bis zum Kinn gezogen. Dylan war, wie gefordert, noch immer nackt, aber der dünne Schweißfilm auf seiner Haut hatte inzwischen ein unangenehmes Frösteln in ihm erzeugt. Er sehnte sich nach einer Dusche, nach Seife und der Reinheit nach dem Akt, der ihm alles abverlangt hatte.

Stattdessen verweilte er auf dem Rücken, unfähig, sich zu bewegen. Die feuchten Rückstände ihrer Vereinigung brachten ein Gefühl mit sich, das er eigentlich ablehnte.

Es war nicht der Ekel vor den Spuren von Sex, sondern die Tatsache, dass er nicht makellos sauber war. Schmutz auf seinem Körper setzte er mit einer Niederlage gleich. Wenn er sich dreckig fühlte, sank sein Ego. Wenn er nicht reinlich war, kamen die Zweifel. Der innere Kampf brach in ihm aus.

Er liebte Thors natürliche Art und Weise und verzehrte sich nach ihren hemmungslosen Kopulationen, aber ebenso sehnte er sich nach der Reinigung danach; nach dem Gefühl, attraktiv und begehrlich zu sein – und zu bleiben.

Indem sein Partner ihm die Säuberung seines Körpers untersagte, keimte die Spannung zwischen ihnen abermals auf.

«So hoch geschlossen plötzlich, Perk?» Thor schmunzelte, als er ins Schlafzimmer trat und Dylan im Bett liegen sah.

«Tss, das machst du doch mit Absicht!», giftete Dylan. Betreten wich er dem Blick seines Partners aus. «Lässt mich nicht mal zum WC gehen. Wenn ich das Laken beschmutzt habe, ist es deine Schuld!»

Thor lachte dunkel. Sein Oberkörper war noch immer nackt. Mit wenigen Handgriffen entledigte er sich seiner Hose. Langsam trat er näher und ebenso gemächlich zog er die Decke vom Bett.

«Dein Reinheitswahn ist beim Sex fehl am Platz», meinte er. Sorgsam betrachtete er Dylans nackten Körper: die schmalen Schultern, den flachen Bauch, das enge Becken und die unbehaarten langen Beine.

Zufrieden begab er sich auf das Laken, legte sich neben Dylan und führte eine Hand zwischen seine zusammengepressten Beine. «Am liebsten würde ich mich so oft in dir ergießen, dass du es nicht mehr halten kannst.» Mit leichtem Druck schob er die Schenkel auseinander.

Dylan erschauderte. Obwohl ihm die verruchte Lage missfiel, schaffte er es nicht, sich zu widersetzen. «Oh, fuck …» Er wand sich, denn Fahlstrøm schob zwei Finger vor und teilte seinen Spalt. «Bitte, nicht …»

«Ach, hör auf, Perk», raunte Thor dicht an seinem Ohr. «Du willst es, das weiß ich.»

Dylan stöhnte verhalten. Die Kälte in ihm verschwand, stattdessen erfasste ihn die Hitze und manifestierte sich dort, wo die vertrauten Finger ihn reizten.

Thor schob sie vor und zurück, so lange, bis er erneut hart wurde.

«Siehst du, so schlimm ist es gar nicht.»

«Aber …»

«Hysj», machte Thor. Mit der freien Hand streichelte er Dylans Stirn. Die Finger der anderen Hand wanderten indes tiefer. Kontinuierlich glitten sie hinein und hinaus. Nach jedem Vorstoß sickerte etwas Sperma nebenher. «Es erspart uns das Gleitgel.»

«Oh damned …» Dylan wimmerte. Ein wenig schockiert sah er zu, was zwischen seinen Beinen geschah. Seine Beine, die er inzwischen weit gespreizt hatte; unwillkürlich und doch verlangend. Die Situation war grotesk. Thor manipulierte ihn, er demütigte ihn und trotzdem wuchs in ihm der Drang, ihn erneut zu besitzen, ihn zu spüren, zu halten, sich ihm voll und ganz zu ergeben.

«Oh, fick mich, bitte …», wisperte er.

«Mhm, da ist er wieder, mein unersättlicher Perk.» Thor behielt das Lächeln bei. Doch in seinem Blick bestand etwas Trügerisches. «Aber so einfach mach ich es dir nicht.»

«Oh, bitte …» Dylan flehte. Begehrlich bäumte er sich auf. Die Lust kam so schnell, wie sie versiegt war. Erwartungsvoll reckte sich seine Männlichkeit nach oben. Thor packte ihn und pumpte mit Nachdruck.

«Ja, das ist gut, das ist gut …» Dylan bog sich ins Laken, seine Hüften bestimmten den Takt. Mit zackigen Bewegungen rammte er seine Männlichkeit zwischen Thors Finger. Abermals verlor er die Beherrschung. Wie eine Puppe ließ er sich packen und auf den Bauch drehen. Mit einem Ruck zog Thor ihn an den Hüften auf die Knie. Dylan keuchte ins Kissen, streckte seine Kehrseite nach oben. Thor drang von hinten in ihn ein, beugte sich weit über ihn und fuhr mit dem Handjob fort.

«Damend, yes!» Dylan entlud sich unkontrolliert über dem Laken. In dem Moment war es ihm egal; ja, in dem Augenblick der Erfüllung konnte es gar nicht anstößiger sein. «Fuck, yes …» Die Arme brachen ihm weg. Kraftlos landete er auf dem Bett und blieb liegen. Thors Stöße wurden schnell und fordernd, fast unerträglich … Wie in Trance registrierte er das erfüllte Brummen, dann kam der Körper auf ihm zum Erliegen.

Thor strich seine Haare beiseite und leckte über seinen Nacken wie ein Raubtier an seiner Beute.

«So könntest du es öfter machen», japste Dylan. Jede Faser in ihm schien erschlafft.

«Keine Routine», antwortete Thor. Schwerfällig rutschte er zur Seite weg. Dylan wusste, was nun kam: die Zigarette danach.

Das Feuerzeug flammte auf und kurz darauf drang ihm das Aroma von Tabak in die Nase. Ein Geruch, der ihm gefiel und der neue Lebensgeister brachte.

Dylan raffte sich auf, drehte sich und landete auf dem Rücken. Thor hielt ihm die Zigarette entgegen, von der er einen tiefen Zug nahm.

«Das tat gut.» Dylan nickte zufrieden. Mit flatternder Hand reichte er die Zigarette zurück. Gleichzeitig registrierte er das unreinliche Gefühl – es war sogar stärker als zuvor. Das glitschig feuchte Resultat ihrer Zweisamkeit schien überall. Kurz riskierte er einen Blick auf seinen schwitzigen Körper. Zum Aroma der Zigarette gesellte sich der Geruch nach Sex. Angewidert kippte sein Kopf in den Nacken. Träge sah er an die hölzerne Decke.

«Darf ich mich jetzt waschen?»

Eine sofortige Antwort blieb aus, sodass er erwartungsvoll den Kopf zur Seite neigte.

Thors Stirn war nachdenklich zusammengezogen. Der Fuß mit der Fußfessel lag frei, als würde das Überwachungsinstrument nicht mehr stören. Fahlstrøm nahm einen letzten Zug und drückte die Zigarette aus. «Ich weiß nicht, Perk», sagte er. Schließlich schüttelte er den Kopf. «Nei. Ich bin noch nicht fertig mit dir.»

***

Dylan trat geordnet vor das Haus. Der Druck in ihm war weg und die belastende Frage, was zwischen ihnen nicht mehr funktionierte.

Das Rad hatte sich in Gang gesetzt, die Motoren liefen wieder heiß. Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, denn heiß war es zwischen ihren Laken schon immer gewesen.

Er steckte sich eine Zigarette an und gelangte die Treppe hinab. Jeder Schritt erinnerte ihn an die letzten Stunden. Weiterhin war ihm wohlig im Unterleib. Das Gefühl sollte nicht so schnell verschwinden. Und die Dusche, die er nach einer weiteren Nummer endlich hatte nehmen dürfen, hatte sein Gemüt zusätzlich gestärkt.

Gegenüberliegend sah er Erik den Eingangsbereich seines Hauses fegen. Ein unübliches Bild, denn normalerweise zog der Bassist von Wooden Dark einen Bogen um Putzarbeiten. Er stellte den Besen auch sofort beiseite, da Dylan auf ihn zusteuerte.

«Hei! Entschuldige, dass ich euch vorhin gestört habe», meinte er zerknirscht. «Ich konnte ja nicht ahnen …»

Dylan winkte ab. «Schon gut.» Hastig nahm er einen letzten Zug der Zigarette und drückte sie mit dem Stiefel auf dem Boden aus. «Es kam auch für mich überraschend.»

«Du hast gesagt, bei euch läuft derzeit nichts», erinnerte Erik ihn an die vergangene Zeit.

Dylan nickte. «Stimmt. Das eben war seit langem eine Annäherung.»

«Annäherung?» Erik lachte. «Das sah mir nach einer heißen Nummer aus.» Er löcherte sein Gegenüber mit geweiteten Augen. «Was hast du getan, um ihn zur Vernunft zu bringen?»

Dylan hob die Schultern an. «Ich habe gar nichts getan. Vielmehr war es diese Zeitschrift, die alles ins Rollen gebracht hat.»

«Zeitschrift?»

«Das Magazin von damals», erklärte Dylan. «Das Heft, auf dem ich abgebildet bin.»

«Jetzt sag nicht, die Zeitung, die der Reporter vom ARCH …»

«Doch, genau die!», unterbrach Dylan ihn breit grinsend. «Kaum zu glauben, dass er sie aufgehoben hat.»

«Oh!» Erik grinste süffisant. «Ich glaube das gern. Thor hat es nicht nötig, aber wenn du mich fragst, war sie damals eine reine Wichsvorlage für ihn.» Er schüttelte den Kopf, dachte offenbar an früher. «Wie sie wochenlang auf dem Tisch lag. Wie er sie angesehen und das Bild von dir förmlich aufgesogen hat.»

Dylan nagte verlegen an seinem Piercingring. «Du hast mir schon mal davon erzählt. Bis vorhin konnte ich es nicht glauben.»

«Das Bild von dir ist rattenscharf», bestätigte Erik in Hinblick auf das Coverbild, das Dylan präsentierte: mit aufwendiger Schminke, perfekt gestylten Haaren, sündigem Blick und einem durchsichtigen Shirt, das die Sicht auf seine Brust freigab. «Offensichtlich erfüllt es noch immer seinen Zweck.»

«Allerdings.» Dylan strich sich mit einer Hand über das Gesäß. «Hab das Gefühl, er wollte alles nachholen, worauf er die letzten Wochen verzichtet hat.»

Erik öffnete den Mund. Er schluckte sichtbar und zögerte die Antwort hinaus. Stellte er sich bildlich vor, was Dylan andeutete? «Er hat es dir also richtig gut besorgt?»

«Kann man sagen …»

«Und nun?»

«Er schläft», erläuterte Dylan. «Die Arbeit im Café fordert ihn.»

«Absolut.» Erik lockerte sich und griff nach dem Besen, um mit der Putzarbeit fortzufahren.

«Und du? So eifrig hab ich dich ja noch nie erlebt.»

«Tony kommt morgen», erklärte Erik. Den Sand vorm Eingang fegte er in den naheliegenden Rasen. «Das wollte ich euch vorhin mitteilen. Er und Susan nehmen die frühe Maschine.»

«Susan kommt mit?» Dylan staunte. «Dass das Mary erlaubt?»

«Das ist es.» Erik unterbrach wieder. «Sie hat sich den Arm gebrochen und ist damit eingeschränkt. Klarer Vorteil für Tony. Er hat die Kleine ein paar Wochen eher aus der Schule genommen; vor den Ferien passiert da eh nicht mehr viel. Nun kann er endlich mal in Ruhe mit ihr Urlaub machen.»

«Das find ich toll.» Dylan lugte ins Haus. Es sah ordentlich aus in der Küche und im Essbereich. Erik gab sich Mühe, seine Schwachstelle vor Tony geheim zu halten. «Wo werden sie wohnen?»

Plötzlich machte Erik ein ernstes Gesicht. «Weiß nicht. Ich dachte bei mir, im Haus …»

«Klar!» Dylan war gleicher Meinung. «Warum gibt es ein Gästezimmer? Susan kann dort schlafen und Tony bei dir. Ich sehe da kein Problem.»