Seeschlachten des 1. Weltkriegs: Der Kampf um die Ostsee 1914 - 1918

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Am 27. Mai 1915 wurde die Bremen wieder in Dienst gestellt und in die Ostsee befohlen. Anfang Juli 1915 verholte das Schiff von Kiel nach Libau. Zusammen mit dem IV. Geschwader erfolgte ein Vorstoß in die östliche Ostsee. Am 8. August 1915 rettete die Bremen die Besatzung des Torpedobootes T 52. Dieses war auf eine Mine gelaufen. Während des Unternehmens zur Eroberung des Rigaischen Meerbusens gab es einige Gefechtsberührungen mit russischen Kriegsschiffen.

Untergang

Am Abend des 17. Dezember 1915 verließ die Bremen zusammen mit den Torpedobooten V 191 und V 186 den Hafen von Windau. Auf der Sponbank lief V 191 um 17:10 Uhr auf eine Mine. Die Bremen begann sofort mit den Rettungsmaßnahmen. Ein Abschleppversuch misslang. Bei der Bergung der Schiffbrüchigen erhielt der Kreuzer selbst zwei Minentreffer. Um 18:04 Uhr versank der Kleine Kreuzer in der Ostsee. 250 Besatzungsmitglieder fanden den Tod. 53 Überlebende konnten von V 186 gerettet werden.




SMS Thetis

Die SMS Thetis war ein Kleiner Kreuzer der Gazelle-Klasse der Kaiserlichen Marine. Der Kreuzer wurde nach der Meeresnymphe Thetis benannt.

Die Gazelle-Klasse war eine Klasse Kleiner Kreuzer der Kaiserlichen Marine. Zur Zeit der Entwicklung wurden die Schiffe als „Kreuzer IV. Classe“ bzw. auch als „Kleine Geschützte Kreuzer“ bezeichnet. Sie beruhten auf den Amtsentwürfen von 1895/96 sowie von 1897/1900 und waren Quer- bzw. Längsspant-Stahlbauten. Sie wurde in zwei Unterklassen gebaut. Unter dem Amtsentwurf 1895/96 entstanden SMS Gazelle sowie mit einer verstärkten Maschinenanlage die Kreuzer SMS Niobe, SMS Nymphe, SMS Thetis, SMS Ariadne, SMS Medusa und SMS Amazone. Der zweite Amtsentwurf sah eine geringfügig vergrößerte Variante vor: SMS Frauenlob, SMS Arcona und SMS Undine.

Die Schiffe dieser Klasse waren die ersten modernen Kleinen Kreuzer der Kaiserlichen Marine und entstanden als Vermehrungsbauten aufgrund des ersten Flottengesetzes von 1898. Als Schiffsklasse besaßen sie keine Vorgänger, sondern wurden in Anlehnung an die Avisos der Meteor-Klasse (1890/92) sowie des Einzelschiffs SMS Hela (1895) konstruiert. Von der Hela wurde die Generalspezifikationen und der Linienriss übernommen und der Schiffskörper in der Breite vergrößert, so dass eine stärkere Bewaffnung eingebaut werden konnte. Die Klasse ist der Urahn einer Reihe weiterer Klassen Kleiner Kreuzer, die mit der Kolberg-Klasse von 1910 ihren Abschluss fand. Die folgenden Kleinen Kreuzer der Magdeburg-Klasse wurden nach moderneren Prinzipien entworfenen.

Schiffsmaße und Besatzung

Länge 105,1 m (Lüa)

Breite 12,2 m

Tiefgang max. 5,39 m

Verdrängung Konstruktion: 2.659 t

Besatzung 257 Mann

Maschine 9 Marinekessel

2 4-Zyl.-Verbundmaschinen

Maschinenleistung 8.888 PS (6.537 kW)

Höchstgeschwindigkeit 21,8 kn (40 km/h)

Propeller 2 dreiflügelig ∅ 3,5 m

Bewaffnung 10 × 10,5 cm L/40 Sk

2 × Torpedorohr ∅ 45 cm (unter Wasser, 5 Schuss)

Auslandsdienst 1901 bis 1906

Nach der Indienststellung, der Erprobung und der Ausrüstung für den Übersee-Einsatz lief der Kleine Kreuzer am 1. Dezember 1901 von Kiel nach Ostasien aus. Der Kommandant hatte vom Admiralstab den streng vertraulichen Befehl erhalten, auf der Reise die im Süden des Roten Meeres vor der Westküste der Arabischen Halbinsel liegenden Farasan-Inseln nördlich von Hodeida anzulaufen, um festzustellen, ob dort eine Kohlenstation angelegt werden könnte. Aufgrund des wohl positiven Berichtes wurde diese bald eingerichtet, jedoch schon 1902 auf russische Verdächtigungen hin, die Inselgruppe für das Deutsche Reich in Besitz nehmen zu wollen, wieder aufgegeben. Über Aden, Colombo und Madras verlegte das Schiff nach Kalkutta, wo das Offizierkorps des Kreuzers zusammen mit dem des österreichisch-ungarischen Kreuzers Zenta sowie dem Asienforscher Sven Hedin vom Generalgouverneur und Vizekönig von Indien, George Curzon, Baron Curzon of Kedleston, empfangen wurde. Nach dem Eintreffen in Tsingtao versah die Thetis den üblichen Stationsdienst und bereiste die chinesischen und japanischen Gewässer. Ab dem 28. April 1902 befuhr das Schiff den Jangtsekiang mit dem Geschwaderchef, Vizeadmiral Richard von Geißler an Bord, über Nanking bis Hankau, um Flagge zu zeigen. Am 15. Mai war die Thetis dann wieder in Tsingtau.

Während des Russisch-Japanischen Krieges 1904/05 wurde die Thetis vor der koreanischen Küste eingesetzt, um die Konfliktparteien zu beobachten und deutsche Staatsbürger aus den gefährdeten Gebieten zu evakuieren. Von Oktober bis Dezember 1904 führte sie dann nochmals eine Yangtsefahrt durch. Anlässlich des im Juli 1905 ausgebrochenen Maji-Maji-Aufstandes wurde der Kreuzer zusammen mit dem alten Kreuzer Seeadler zur Ostafrikanischen Station nach Daressalam detachiert. Am 28. August 1905 verließ die Thetis Hongkong und traf am 26. September in Daressalam ein, als der Höhepunkt der Krise bereits überschritten war. Dennoch verblieb das Schiff bis zum 29. März 1906 in diesen Gewässern und wurde dann auf Vorschlag des Kommandanten zurück nach Deutschland beordert. Dort wurde die Thetis am 18. Juni 1906 in Danzig zur Grundüberholung außer Dienst gestellt und verblieb bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Reservestatus.

Einsätze im Ersten Weltkrieg

4. August 1914: Indienststellung bei der Küstenschutzdivision der Ostsee (Konteradmiral Robert Mischke); Übernahme des Sicherungsdienstes im Kleinen Belt

ab 18. Oktober 1914 in die östliche Ostsee entsandt und der Führung des Detachierten Admirals Ehler Behring unterstellt

vom 24. bis 26. Oktober 1914 Vorstoß bis Gotska Sandön, anschließend Verteidigung Memels und Beschuss russischer Stellungen an der kurländischen Küste, zeitweise ein Landungskorps von 74 Mann im Einsatz

am 6. November 1914 Rückverlegung von Memel nach Danzig, wobei es zu einem kurzen Gefecht mit russischen Zerstörern kam, darunter der moderne große Zerstörer Nowik. Da der Kommandant, Fregattenkapitän Paul Nippe, dies nicht meldete, wurde er daraufhin seines Kommandos enthoben. Auf einer von den russischen Zerstörern vor Memel gelegten 140 Minen sank am 17. November 1914 der Große Kreuzer Friedrich Carl

vom 15. bis 18. Dezember 1914 Vorstoß bis zu den Ålandinseln, dabei Sicherungsposition bei der Insel Utö gegen russische Flottenvorstöße aus dem Finnischen Meerbusen. Dabei auf dem Rückmarsch das nicht erkannte Hilfsschiff Senator Strandes beschossen und versenkt

vom 13. bis 17. April 1915 Minenunternehmung vor Dagö

am 1. Mai 1915 Vorstoß zur Irbenstraße und Deckung der Torpedoboote V 107 und V 108 bei einem Handstreich gegen die Insel Raumö

vom 3. bis 6. Juni 1915 Minenunternehmung zusammen mit anderen Schiffen und dem Flugzeugmutterschiff Glyndwr gegen den Südausgang des Moon-Sunds, wobei Letzteres vor Windau auf eine Mine lief und schwer beschädigt wurde. Anschließend Marsch zur Westküste Gotlands, als Bedeckung für kohlende Torpedoboote. Dabei gelang es dem britischen U-Boot E9 das Torpedoboot S 148 zu torpedieren und den Kohlendampfer Dora Hugo Stinnes zu versenken.

ab August 1915 beim Vorstoß in die Rigaer Bucht beteiligt, dabei am 8. August 1915 um 05.38 Uhr Minentreffer vor Lyser Ort. Nach Libau eingeschleppt, am 21. September über Danzig nach Kiel verlegt und dort außer Dienst gestellt.

Erneute Indienststellung erst am 19. Oktober 1917 als zweites Artillerie-Schulschiff neben dem Großen Kreuzer Kaiserin Augusta

Außerdienststellung am 19. Dezember 1918

Reichsmarine

Die Thetis blieb aufgrund der restriktiven Vorgaben des Versailler Vertrages der Reichsmarine erhalten und wurde – nur geringfügig modernisiert – am 2. April 1922 wieder in Dienst gestellt und der Marinestation der Ostsee zugeteilt. In dieser Funktion unternahm sie mehrere Auslandsreisen in verschiedene Ostseeländer. Am 30. November 1924 wurde die Thetis in Wilhelmshaven außer Dienst gestellt und zunächst bis 1929 als Wohnschiff genutzt. Die Streichung aus der Liste der Kriegsschiffe erfolgte zum 27. März 1929, anschließend der Verkauf und das Abwracken bei Blohm & Voss in Hamburg.


Zerstörer Typ B 97 (V 99 & V 100)

Die Zerstörer vom Typ B 97 waren acht Boote, die 1914 von der Kaiserlichen Marine nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs bestellt wurden. Die Boote entstanden auf Vorschlag der Werft Blohm & Voss, die einen Nachbau der russischen Groß-Zerstörer vom Typ Nowik unter Verwendung deutscher Zulieferungen für im Bau befindliche russische Zerstörer vorschlug. Die Boote waren ab 1915 bei der Hochseeflotte im Einsatz, nahmen an der Skagerrakschlacht und an folgenden Flottenvorstößen teil und mussten 1918 zum Teil mit der Hochseeflotte nach Scapa Flow ausgeliefert werden. Nur B 97 kam nach dem Kriegsende zu einer weiteren Verwendung. Das an Italien ausgelieferte Boot wurde dort als Zerstörer und Versuchsschiff eingesetzt und erst 1939 abgewrackt.

 

Baugeschichte

Die Geschichte der ersten deutschen Zerstörer ist eng mit Entwicklungen deutscher Werften für andere Marinen verknüpft. Die Kaiserlich Russische Marine forderte 1909 ein größeres und schwerer bewaffnetes Fahrzeug mit Turbinenantrieb und einer Geschwindigkeit von über 30 Knoten für seine Torpedoverbände. Entsprechende Angebote wurden von erfahrenen ausländischen Werften eingeholt. Als Prototyp wählte man den Entwurf eines 1280 t großen Fahrzeugs aus, das Ölfeuerung und Turbinenantrieb erhalten sollte und von der AG Vulcan in Stettin angeboten wurde. Das gesamte Projekt wurde einschließlich der dazugehörigen Zeichnungen angekauft und die AG Vulcan erhielt den Auftrag, die Kessel- und Turbinenanlage zu liefern. Die erforderlichen Mittel, die das Komitee zur Verstärkung der russischen Flotte durch freiwillige Beiträge zur Verfügung stellte, beliefen sich am Ende auf über 2 Mio. Rubel. Das Boot sollte ursprünglich auch von der AG Vulcan gebaut werden, doch nach heftigen Protesten und intensiver Lobby-Arbeit bekam die Putilow-Werft in St. Petersburg den Zuschlag, die brisanterweise eng mit der Werft Blohm & Voss in Hamburg zusammenarbeitete, die an Putilow auch finanziell beteiligt war. Auf der Basis des Prototyps Nowik bestellte die Russische Marine nach ähnlichen Plänen bei verschiedenen russischen Werften ab 1912 über 30 Zerstörer für die Baltische Flotte und über 15 für die Schwarzmeerflotte. Die deutschen Werften Blohm & Voss, Schichau und AG Vulcan waren weiter an den Detailplanungen und der Zulieferung von Bauteilen, insbesondere Maschinenanlagen, beteiligt und unterstützten die beauftragten russischen Werften.

Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 waren bei Blohm & Voss je zwei Antriebsanlagen für Zerstörer der Leitenant Iljin-Klasse und der Gawriil-Klasse für die Auslieferung an die Putilow-Werft sowie die Russisch-Baltischen Werke in Reval bereit. Blohm & Voss schlug der Kaiserlichen Marine vor, diese Turbinensätze in neu zubauende Zerstörer nach den von ihr mitentwickelten russischen Plänen einzubauen und glaubte, derartige Zerstörer in sechs Monaten liefern zu können. Der Staatssekretär im Reichsmarineamt, von Tirpitz, setzte diesen Vorschlag und die Bestellung von vier weiteren Einheiten durch.

Die neuen Zerstörer hatten eine Länge von 98 m, eine Breite von 9,35 m und einen Tiefgang von 3,8 m. Sie verdrängten unter normalen Einsatzbedingungen 1.374 t (max. 1.843 t) und konnten mit der von vier Kesseln gespeisten 40.000 PS Turbinenanlage über zwei Wellen über 36 Knoten laufen. Sie hatten eine reine Ölfeuerung, die ihnen bei dem Vorrat von 527 t einen Fahrbereich von 2600 Seemeilen bei 20 kn gaben. Die Bewaffnung bestand aus vier 8,8 cm-L/45-Kanonen für Torpedoboote, die auf dem Vorschiff, zwischen den Schornsteinen und am Heck auf der Mittellinie der Boote standen. Dazu kamen sechs 50 cm-Torpedorohre. Zwei einzelne drehbare Rohre standen neben einander vor dem Brückenhaus und ihre Drehkreise schnitten in das Vorschiff ein. Hinter den drei Schornsteinen standen zwei drehbare Zweier-Torpedorohrsätze auf der Mittellinie, deren beide Rohre einen festen Winkel zueinander hatten. Dazu waren auf der Steuerbordseiten Schienen zum Transport und Abwurf von bis zu 24 Minen vorhanden. Die neuen Boote waren die ersten Drei-Schornstein-Boote der kaiserlichen Torpedowaffe; sie waren größer, schneller und stärker bewaffnet als alle anderen Torpedoboote. Erstmals wurde bei ihnen und den von der Germaniawerft fertiggebauten Argentinienbooten G 101-104 neben den Bezeichnungen „Torpedoboot 1914R(ussland)“ sowie „Torpedoboot 1914A(rgentinien)“ auch der Begriff „Zerstörer“ verwandt.

Am 15. Dezember 1914 lief mit B 97 das erste Boot der Klasse vom Stapel, dem B 98 am 2. Januar 1915 folgte. Am 13. Februar 1915 wurde B 97 als erstes Boot in Dienst gestellt. B 98 folgte im März. Für die beiden anderen Antriebsanlagen sollte die Hamburger Vulkanwerft die Zerstörerrümpfe bauen, die sich letztlich etwas von den Blohm & Voss-Bauten unterschieden. Die Vulkan-Boote V 99 und V 100 liefen erst am 9. Februar bzw. 8. März 1915 vom Stapel und kamen im April und Juni zur Flotte. Im Juni 1915 kamen auch schon die ersten nachbestellten Boote B 109 und B 110 in Dienst, denen dann die zweite Nachbestellung (B 111, B 112) im August und September folgte. Zusammen mit den vier von Argentinien bestellten, etwas kleineren und langsameren Germania-BootenG 101-G 104 (1116/1734t) wurde mit ihnen die II. Torpedoboots-Flottille mit neuem Schiffsmaterial ausgerüstet. Diese Flottille war damit, unter dem Kommando von Korvettenkapitän Heinrich Schuur und später Oskar Heinecke, die schlagkräftigste Einheit der kaiserlich-deutschen Torpedobootsverbände und wurde auch entsprechend eingesetzt. Bezogen auf ihre Größe, Kampfkraft und Seefähigkeit wie -ausdauer waren die Boote mit den gleichaltrigen britischen Flottillenführen vergleichbar – nur dass sie innerhalb der Kaiserlichen Marine zu einer eigenständigen Flottille zusammengefasst wurden und damit gleichfalls einen Eliteverband darstellten – was es auf britischer Seite zu diesem Zeitpunkt so nicht gab.

Einsatzgeschichte

Als 1915 der Einsatz der Boote bei der Kaiserlichen Marine begann, wurden die ersten fertigen Blohm & Voss-Boote mit den Germania-Bauten in der Nordsee eingesetzt. Die beiden Vulkan-Boote stellte man dem Befehlshaber der Aufklärungsstreitkräfte der Ostsee, Konteradmiral Hopman, für den Vorstoß in die Rigaer Bucht zur Verfügung.

Am 16. August 1915 begann der Versuch, in die Rigaer Bucht einzudringen. Bei einsetzender Dämmerung wurde der Versuch, eine geräumte Gasse durch die Minensperren zu schaffen, vertagt. Die deutsche Führung entschied, die Zerstörer V 99 und V 100 zu einem Torpedo-Nachtangriff auf das russische Schlachtschiff Slawa einzusetzen. Die Boote liefen um 18:30 Uhr dicht unter der kurländischen Küste an den russischen Minensperren vorbei in die Irbenstraße ein und hatten gegen 20 Uhr ein kurzes Gefecht mit zwei älteren russischen Zerstörern der Ochotnik-Klasse, die das Gefecht abbrachen und sich zurückzogen. Beide Boote suchten weiter nach der Slawa und stießen dabei bis zur Linie Insel Runö – Halbinsel Fettel auf Ösel vor. Der Rückmarsch erfolgte über die Arensburger Bucht von Ösel, ohne die dort liegende Slawa wegen der Dunkelheit zu entdecken. Gegen 2 Uhr stießen die deutschen Boote südöstlich Zerel auf zwei Boote der Ukraina-Klasse, die mit Torpedos angegriffen wurden. Die Torpedos unterliefen die russischen Boote.

Gegen 4:15 Uhr entdeckte V 99 einen russischen Zerstörer und griff ihn sofort an. Es handelte sich um die Nowik, das Typschiff auch der deutschen Zerstörer. Sie erhielt sofort Unterstützung durch die drei kleineren Boote Emir Bucharski, Finn und Dobrowolez der Emir Bucharski-Klasse. V 99 erhielt mehrere Treffer und es brachen Brände im Vorschiff und mittschiffs aus. Das deutsche Boot versuchte durch die bekannten russischen Minenfelder nahe der kurländischen Küste zu entfliehen und erhielt dabei zwei Minentreffer. Um 5 Uhr griff V 100 ein und nebelte das Schwesterboot ein, dem auch S 31, S 34 und V 108 zur Hilfe eilten. Das alarmierte Schlachtschiff Posen vertrieb mit seiner schweren Artillerie die russischen Boote. Alle Rettungsmaßnahmen waren jedoch vergebens, da das immer tiefer sinkenden Boot nicht zu halten war. Um 8 Uhr sank V 99 am 17. August 1915 auf der Position ♁57° 37′ N, 21° 52′ O vor Pissen unter Verlust von 21 Mann. V 100 konnte den Rest der Besatzung einschließlich 22 Verwundeter vom sinkenden Schwesterboot retten.

Das Gefecht hatte deutlich gemacht, dass die Bewaffnung der deutschen Boote unzureichend war, da die russischen Boote durchgängig über 102 mm-Geschütze verfügten. Daher wurde auf deutscher Seite entschieden, alle Zerstörer mit 10,5 cm-L/43-Geschützen in einer neu entwickelten Lafette nachzurüsten, was bis zum April 1916 abgeschlossen wurde.

In der Seeschlacht am Skagerrak am 31. Mai/ 1. Juni 1916 nahmen die vorhandenen elf Zerstörer als II. Torpedobootsflottille im Verband der Aufklärungsstreitkräfte unter dem II.FdT auf der Regensburg teil. B 109 und B 110 liefen mit dem Kleinen Kreuzer Elbing (begonnen als russ. Admiral Newelskoi) auf der linken Seite des deutschen Schlachtkreuzergeschwaders, als die beiden Zerstörer bei der Kontrolle eines dänischen Dampfers durch den britischen Kreuzer Galatea entdeckt wurden. Galatea und Phaeton eröffneten das Feuer. Die Elbing erwiderte es und erzielte aus Maximaldistanz den ersten Treffer der folgenden Schlacht auf der Galatea. Die Zerstörer liefen dann lange auf der dem Gefecht abgewandten Seite die Schlachtkreuzer. Als das britische 3. Schlachtkreuzer-Geschwader in das Gefecht eingriff, kamen auch die Zerstörer ins Gefecht und beschossen den leichten Kreuzer Chester und die Zerstörer Acasta und Shark. Auch B 98 erhielt einen Treffer, der den hinteren Zwillingstorpedosatz zerstörte, zwei Mann tötete und weitere elf verletzte. Keiner der deutschen Zerstörer ging in der Schlacht verloren, die in der Nacht den Kontakt zum Feind, wie zur Hochseeflotte, verloren und um Skagen nach Kiel zurückmarschierten. In die Nordsee erfolgten noch 1916 und 1917 weitere Vorstöße ohne Feindkontakt.

Im Oktober 1917 gab die Hochseeflotte Teile in die Ostsee ab, um in einer amphibischen Landungsunternehmung (unternehmen Albion) mit dem Heer die baltischen Inseln Saaremaa (Ösel), Hiiumaa (Dagö) und Muhu (Moon) zu besetzen. Zu den zum „Sonderverband Ostsee“ abgeordneten Einheiten gehörte auch die II. Torpedoboots-Flottille mit B 98 als Flottillenboot, der IV. Halb-Flottille mit den restlichen Blohm & Voss-Booten B 109 (Führerboot), B 97, B 110, B 111, B 112 sowie der III. Halb-Flottille mit G 101 (Führerboot), G 103, G 104 und V 100. Die Zerstörer setzen am 12. Oktober 1917 an verschiedenen Orten an und um die Tagga-Bucht an der Nordküste von Oesel die ersten Sturmkompanien ab, um die Landung der Haupttruppenteile von der Transporterflotte abzusichern. Die Zerstörer gaben den ersten Truppen an Land auch Artillerieunterstützung.

Der russische Seebefehlshaber ordnete für den Tag nach der Landung eine Erkundung des Soelo-Sundes zwischen Dagö und Ösel durch die modernen Zerstörer der Novik-Klasse an und wollte die enge Meeresstraße mit einem Blockschiff und einer Minensperre für die Deutschen sperren. Die Deutschen erkannten am Morgen des 13. Oktober die Annäherung von acht russischen Zerstörern mit dem Minenleger Pripyat und dem als Blockschiff vorbereiteten Dampfer Lavwija. Die Lavwija lief vor Erreichen der Versenkungsposition auf ein Riff und die Mannschaft der Pripyat weigerte sich ihren Auftrag auszuführen. Dennoch griffen die russischen Zerstörer die mit der Vermessung des Sundes beschäftigten deutschen Minensuchboote an, wurden aber durch Artilleriefeuer der SMS Emden zum Rückzug gezwungen. Am 14. Oktober beschloss die deutsche Führung den Angriff auf die Insel Dagö auszudehnen und den Vormarsch noch zu beschleunigen. Da schwere Einheiten den Soelo-Sund nicht passieren konnten, wurden das Schlachtschiff Kaiser und der Kleine Kreuzer Emden im Eingang so verankert, um die leichten Einheiten bei einem geplanten Vorstoß ins Kassar Wiek mit ihrer überlegenen Feuerkraft zu decken. Seit dem Morgen ankerten vier russische Zerstörer am östlichen Ausgang des Soelo-Sundes außerhalb Reichweite der Emden. Gegen Mittag erreichte die Kaiser ihre geplante Position und eröffnete sofort auf über 19 km Entfernung das Feuer auf die russischen Zerstörer, das mit der zweiten Salve deckend lag. Eine 30,5 cm-Granate durchschlug den Maschinenraum der Grom der Orfei-Klasse, explodierte jedoch nicht. Dennoch zogen sich die russischen Zerstörer zurück. Unter dem Schutz der großen Schiffe stießen die Torpedoboote in den Sund vor. Aufgrund starker Strömungen und ungünstiger Windverhältnisse gerieten einige Boote auf Grund, es gelang ihnen aber dennoch, den Sund von Minen zu säubern und in deutsche Hand zu bringen. Der Zerstörer G 103 erlitt bei einer Grundberührung Schäden an einer Schraubenwelle.

Im Kassar Wiek teilten sich die deutschen Torpedoboote in vier Gruppen auf und es kam ab 13:20 Uhr zu einem laufenden Gefecht mit den russischen Zerstörern auf einer Entfernung von 11.000 m, in dem G 103 erneut leicht beschädigt wurde. Auf russischer Seite erlitten Grom und Sabijaka schwere sowie Pobeditel der Orfei-Klasse leichte Schäden wie auch die Konstantin. Nach etwa 20 Minuten wurden diese Zerstörer durch die Panzerkanonenboote Chrabry und Chiwinez sowie weiteren sieben Zerstörer, die aus dem Moon-Sund zur Hilfe kamen, verstärkt, um sich geordnet zurückzuziehen. Die Grom fiel hinter die anderen Schiffe zurück und wurde bewegungsunfähig geschossen. Das Kanonenboot Chrabry versuchte sie abzuschleppen, jedoch riss die Schleppleine. Angesichts der sich nähernden deutschen Schiffe übernahm das Kanonenboot die Besatzung der Grom und zog sich zurück. Die Deutschen enterten den brennenden Zerstörer und B 98 versuchte, ihn abzuschleppen. Die Schäden erwiesen sich jedoch als zu schwer, und die Grom sank um 15:10 Uhr. Um 15:35 Uhr gerieten die deutschen Torpedoboote noch einmal unter Feuer durch das mittlerweile herangekommene Schlachtschiff Graschdanin und den aus Reval eingetroffenen Panzerkreuzer Admiral Makarow. Nach zehn Minuten wurde das Feuer aber wieder eingestellt, und bis zum Einbruch der Dunkelheit ereignete sich nichts weiter. Während der Nacht legte der flachgehende russische Minenleger Pripyat, dessen Mannschaft zum Teil ersetzt worden war, von den Deutschen unbemerkt im Kassar Wiek eine Minensperre.

 

Am 15. Oktober sicherten die Deutschen den östlichen Ausgang des Kassar Wiek mit den vierzehn Booten der II. Flottille und der XIII. Halbflottille und gaben den Heereseinheiten nahe dem Moondamm Artillerieunterstützung durch die kleinen, flachgehenden Torpedobooten der A-Klasse. Die deutschen Einheiten wurden von zwölf russischen Zerstörern sowie eine Anzahl weiterer Schiffe beschossen. Bei sehr schlechter Sicht entschieden sich gegen Mittag die Deutschen nach Westen zurückzulaufen, um dem Feuer der russischen schweren Einheiten zu entgehen. Dabei lief das Flottillenboot B 98 auf die in der Nacht zuvor gelegte russische Minensperre und verlor sein Vorschiff. Da ein großer Teil der Besatzung zu dieser Zeit unter Deck beim Essen war, waren 14 Tote und fünf Verwundete zu beklagen. Das Boot blieb aber schwimmfähig und wurde zur Reparatur nach Libau geschleppt. Der Flottillenchef wechselte auf V 100. Einige Torpedoboote wichen in das flache Wasser im nördlichen Teil des Kassar Wiek aus, wo einige auf Grund liefen und sich dabei Schäden zuzogen, darunter G 101, B 110 und B 112.

In den beiden folgenden Tagen blieb die Lage im Kassar Wiek ruhig und die deutschen Zerstörer konnten am 17. neue 10,5 cm-Artilleriemunition übernehmen. Das im Moon-Sund stattfindende Gefecht wurde beobachtet. Der F.d.T., Kommodore Heinrich, auf V 100 entschied, einen nächtlichen Vorstoß mit Torpedobooten in den südlichen Moon-Sund zu unternehmen. Vier Boote der XIII. Halbflottille sollten diesen durchführen, da die Zerstörer nur bedingt einsatzbereit waren. Kurz nach Mittag am 18. Oktober 1917 lief dann auch B 111 auf eine Mine im Kassar Wiek und verlor ähnlich wie B 98 sein Vorschiff ab. Auch dieses Boot blieb schwimmfähig und konnte nach Libau geschleppt werden. Der Minentreffer forderte fünf Tote und sechzehn Verletzte. B 98 und B 111 erhielten in Libau einen Behelfsbug aus Holz und liefen dann mit eigenen Kraft in die Werft. Nur noch sechs voll einsatzfähige Zerstörer der II. Flottille begleiteten den Rückmarsch des Führungskreuzers Emden am 23. Oktober über Libau und Kiel in die Nordsee.

Ein Einsatz am 11./12. Dezember 1917 führte dann noch zu einem Erfolg vor der norwegischen Küste als die 3. Halbflottille mit G 101, G 103, G 104 und V 100 ein britisches Geleit vor Bergen stellte, und das Geleit bis auf den Zerstörer Pellew vernichtete. Versenkt wurden der Zerstörer Partridge, vier Sicherungstrawler und sechs Handelsschiffe. Die einsatzbereiten Blohm & Voss-Boote der 4. Halbflottille waren gleichzeitig zur britischen Küste vorgestoßen, ohne auf einen Feind zu treffen. Der Führungskreuzer Emden war mit einer weiteren Halbflottille bei Hornsriff zurückgeblieben. Am 14. Dezember lief die Emden mit allen Booten wieder in Wilhelmshaven ein.

Weitere Vorstöße, wie der am 13. April 1918 mit der Graudenz in das Skagerrak bis auf die Höhe von Hanstholm, blieben ohne Feindberührung.

Endschicksal

Fünf Boote der Klasse waren ab dem 22. November 1918 mit der Hochseeflotte in Scapa Flow interniert und wurden dort am 21. Juni 1919 selbstversenkt, was nur bei V 100 misslang. Dieses Boot wurde 1921 an Frankreich abgegeben und 1921 abgebrochen. B 109, B 110, B 111 und B 112 wurden im Winter 1925/26 gehoben und anschließend verschrottet.

B 97 und B 98 dienten 1918/19 als Postschiffe nach Scapa Flow. B 98 traf kurz nach der Selbstversenkung in Scapa Flow ein. Am folgenden Tag sollte das Boot verlegt werden. Dabei riss die Schlepptrosse und das Schiff lief auf und sank. B 97 wurde nach Italien ausgeliefert und dort nach Umbau als Esploartori Cesare Rossarol bis 1939 genutzt.



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Attribution: Bundesarchiv, Bild 134-B0458 / CC-BY-SA 3.0

Zerstörer V 99 sinkt nach Minentreffer

Hilfsverbände der Ostseestreitkräfte

An den Vorstößen in die Rigaer Bucht stellten die deutschen Ostseestreitkräfte noch einige kleinere Flotteneinheiten zur Verfügung:

Sicherungsverbände:

VIII. und X. Torpedobootsflottille mit je 11 Torpedobooten

III Minensuchdivision mit 14 Minensuchbooten

U-Boote

U 9, U 26, UC 4

Hilfsminenleger

Deutschland

Deutschland

Das Eisenbahnfährschiff Deutschland war ein Trajektschiff, das im Liniendienst nach Schweden eingesetzt wurde.Nach dem Abschluss des Vertrages vom 15. November 1907 über die Einrichtung einer Eisenbahnfährverbindung zwischen dem Deutschen Reich und Schweden wurden von beiden Staaten zunächst je zwei Fährschiffe gebaut. Die Deutschland wurde 1908 bei der A.G. Vulcan in Stettin unter der Baunummer 292 auf Kiel gelegt und am 17. Februar 1909 getauft. Ab 4. Juli 1909 kam sie auf deutscher Seite zusammen mit dem Schwesterschiff Preußen auf der Fährlinie Sassnitz–Trelleborg, der sogenannten „Königslinie“, zum Einsatz.

Erster Weltkrieg

Während des Ersten Weltkrieges stellte die Kaiserliche Marine auf Grund des Fehlens von geeigneten Minenlegeschiffen sogenannte Hilfsminenleger in Dienst. Auch die beiden Fährschiffe der „Königslinie“ blieben davon nicht verschont. Im August 1914 wurden beide von der Marine übernommen und zu Hilfsminenlegern umgebaut. Die Deutschland wurde dabei mehrmals kurzfristig in der Nordsee eingesetzt, verbrachte aber den größten Teil ihres Daseins als Hilfsminenleger unter dem Kommando von Korvettenkapitän Wilfried von Loewenfeld in der Ostsee. Sie war sowohl beim Legen diverser Defensivsperren als auch an allen größeren Offensivaktionen, wie dem Vorstoß in die Rigaer Bucht im August 1915 und der Schlacht im Moon-Sund im Oktober 1917, einbezogen. Außerdem transportierte sie in mehreren Einsätzen Lokomotiven und Eisenbahnwagen nach Libau (Lettland).

Zwischenkriegsjahre

Nach dem Krieg musste die Deutschland nicht als Reparationsleistung abgeliefert werden, da sie nicht als Schiff, sondern als „Eisenbahntransportfahrzeug“ klassifiziert worden war, und wurde wieder als Trajektschiff eingesetzt. Dabei blieb sie am 25. Januar 1924 im Eis stecken und wurde erst nach drei Wochen wieder durch das Linienschiff SMS Braunschweig befreit. Am 18. Januar 1929 strandete die Deutschland bei Kullagrund östlich von Trelleborg, konnte allerdings wieder freikommen.

Zweiter Weltkrieg

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde das Schiff im August 1940 von der Kriegsmarine requiriert, in Stralsund umbenannt und für das Unternehmen Seelöwe vorbereitet. Es wurde wiederum als Hilfsminenleger ausgestattet und im September 1940 nach Le Havre verlegt. Nach einem Bombentreffer und der mit unbestimmtem Datum verschobenen Invasion Englands verzichtete man im November 1940 auf den Einsatz als Minenschiff und setzte das Schiff bis September 1944 wieder als Trajektschiff nach Schweden ein. Die Linie Sassnitz – Trelleborg war in dieser Zeit von erheblicher militärischer Bedeutung hinsichtlich der Versorgung der deutschen Truppen in Norwegen. Am 19. Oktober 1942 wurde das Schiff durch einen Torpedotreffer des sowjetischen U-Bootes D 2 so schwer am Heck beschädigt, dass es bei Kockums in Malmö repariert werden musste. Ende September 1944 wurde der Fährverkehr Sassnitz – Trelleborg eingestellt. Danach wurde die Deutschland für militärische und Flüchtlingstransporte im Ostseeraum genutzt.

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