Haus Justine. Die Erfüllung einer Sklavin - Folge 9

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Haus Justine. Die Erfüllung einer Sklavin - Folge 9
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HAUS JUSTINE

9 / 12

Die Fängerin des Mädchens

Jürgen Bruno Greulich

Cover: Giada Armani

Copyright: BERLINABLE UG

Berlinable lädt dich ein, alle deine Ängste hinter dir zu lassen und in eine Welt einzutauchen, in der Sex der Schlüssel zur Selbstbestimmung ist.

Unsere Mission: Die Welt verändern - Seele für Seele.

Akzeptieren Menschen ihre eigene Sexualität, formen sie eine tolerantere Gesellschaft.

Worte der Inspiration, des Mutes, der Veränderung.

Öffne deinen Geist und befreie deine tiefsten Begierden.

Alle Rechte vorbehalten. Es ist nicht erlaubt, die Inhalte dieses eBooks ohne die ausdrückliche Genehmigung durch den Verlag zu kopieren, weiter zu verbreiten öffentlich vorzutragen oder anderweitig zu publizieren. Änderungen, Satzfehler und Rechtschreibfehler vorbehalten. Die Handlung und die handelnden Personen dieses Buchs sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit toten oder lebenden Personen oder Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens ist nicht beabsichtigt und wäre rein zufällig.

Die Fängerin des Mädchens

Gleich bei der Begrüßung am nächsten Morgen im Büro erkundigte sich Olivia besorgt, wie es gewesen war. Mischte sich in ihre Erleichterung etwa ein Anflug von Enttäuschung, als sie erfuhr, dass Cornelia unbeschadet davongekommen war, fühlte sie sich insgeheim um das Spenden von Trost geprellt und um den schaurigen Kitzel, den Cornelias Leid ihr gab? Beinahe hätte Cornelia sie getröstet: Nur keine Sorge, er wird nicht immer so rücksichtsvoll sein. Ihr Bangen aber war zu tief, als dass sie Scherze damit hätte treiben können. Was Leopold von ihr verlangt, was er mit ihr getan, unter welch demütigenden Umständen er sie genommen hatte, verschwieg sie verschämt und bemerkte erstaunt, dass es offenbar noch so etwas wie einen Rest an Stolz in ihr gab.

Täglich rechnete sie mit Leopolds Anruf, doch blieb er aus, er ließ sie schmoren in ihrer Furcht, vielleicht war es perfides Kalkül, vielleicht aber hatte er ganz einfach anderes zu tun, vielleicht dachte er gar nicht an sie, vielleicht war sie viel weniger wichtig für ihn als er für sie.

Auch am Freitagabend, da sich Olivia bei ihr befand, stand das Telefon stets in ihrer Nähe, hielt sie in Spannung mit der Drohung und dem Versprechen seines Läutens, doch blieb es stumm. Versonnen glitten Olivias Finger in der Nacht im Bett über die verblassenden Striemen auf Cornelias Haut. »Vielleicht ist dieser Leopold gar nicht so streng, wie du denkst. Vielleicht findet er gar nicht so viel Freude daran, dich zu schlagen.«

Cornelia sagte nichts dazu.

»Du kennst ihn aus diesem seltsamen Haus, in dem man Frauen Mädchen nennt, nicht wahr?«

»Das weißt du doch.«

»Aber ich weiß nicht, was es mit diesem Haus auf sich hat und was dort geschah. Du hast noch kein Wort davon erzählt.«

»Irgendwann erfährst du etwas darüber.« Cornelia hauchte einen zärtlichen Kuss auf Olivias Brüste und erschrak vor ihren Gedanken. Gut möglich, dass Olivia das Haus Justine eines Tages selbst erleben würde, gut möglich, dass Leopold in ihr ein potenzielles Opfer sah, das er durch Cornelia vorbereiten ließ. Ob sie Olivia warnen sollte? Aber warnen wovor, vor dem, das einen unwiderstehlichen Reiz auf sie ausübte, warnen vor dem Schicksal, das sie selbst erfuhr, ohne es zu bedauern, ganz im Gegenteil? Und musste Olivia nicht bereits gewarnt sein durch das, was sie in Cornelias Wohnung und an Cornelia selbst sah, dazu durch das Wissen, dass dieser Leopold sie aus der Ferne beobachtete, dass er ihrer Nähe zu seiner Sklavin nicht im Weg stand, musste sie nicht ahnen, dass er Cornelia als Köder benutzen könnte? »Sei vorsichtig, dass du nicht eines Tages selbst erfährst, wie streng Leopold wirklich ist.«

Ihre Worte verwehten wie ungehört. »Liebt er dich?«

»Er besitzt mich. Das genügt.«

»Will er dich besitzen, weil er dich liebt?«

»Vielleicht liebt er, was er besitzt. Jedenfalls so gut er kann. Aber ich glaube nicht, dass das Wort Liebe im Zusammenhang mit ihm passend ist. Außerdem habe ich nicht das Recht, Liebe von ihm zu erwarten. Er lässt mich seine Sklavin sein, was will ich mehr.«

»Meinst du, dass er noch mehr Sklavinnen hat?«

Ein Nadelstich durchzuckte Cornelias Herz. Noch mehr Sklavinnen, noch andere Mädchen außer ihr, die ihm ebenso zu Willen waren, ihn ebenso fürchteten, ebenso verehrten, wenn es so wäre, sollte es sie nicht stören, da es ihr an Liebe fehlte, und störte sie doch. Es würde ihr die Einzigartigkeit nehmen, würde sie zu einer unter anderen machen, zum Mitglied eines Harems, würde sie herabsetzen und wäre zugleich tröstlich durch den Gedanken, dass Leid und Demütigung nicht ihr allein gehörten. »Ich weiß es nicht. Aber wenn er noch andere hat, ist es sein gutes Recht.«

»Erwartet er, dass du ihn liebst?«

»Nein. Er erwartet Furcht, Verehrung und Gehorsam.« Ihr Blick schweifte zur Peitsche. »Die bekommt er auch.« Olivias Lippen legten sich auf die ihren, die Worte verloren sich im Dunkel der Sinne und mit ihnen die Furcht, einsam zog der Mond seine Bahn über der frierenden Stadt.

Wenn Cornelia das Alleinsein manchmal brauchte wie eine Pflanze den Regen, dann war Gesellschaft der Sonnenschein, ebenso wichtig, so war sie denn froh um Olivias Nähe am folgenden Tag. Olivia blieb gerne, um zu lindern, was keiner Linderung bedurfte, vor allem aber fühlte sie sich in Cornelias Wohnung wie im Vestibül jenes geheimnisvollen Hauses, das ein verwunschenes Schloss für sie war, ebenso bedrohlich wie anziehend. Gegen Mittag fuhren sie mit der Straßenbahn in die Stadt, um zu frühstücken in einem der Cafés, vielleicht ein bisschen einkaufen. Es war ein sonniger kalter Tag, die Straßen waren von Lichterketten geschmückt, die Geschäfte von Einkäufern überflutet, es war der letzte Samstag vor Weihnachten, überall Geschubse, Gedrängel, quengelnde Kinder, gereizte Eltern, abgekämpfte Verkäuferinnen, engelsgleicher Chorgesang aus versteckten Lautsprechern, der Duft von Glühwein und gebrannten Mandeln, Bettler in windgeschützten Fassadennischen.

»Ich mag Weihnachten nicht«, klagte Olivia. »Es wäre wohl besser gewesen, wenn Herodes das Jesuskind gefunden hätte …«

»Vermutlich hätte es dann einen anderen Messias gegeben. Die Menschen brauchen einen Erlöser.«

Sie wichen einem Weihnachtsmann mit angeklebtem weißem wallendem Bart und langem rotem Mantel aus, der sie zu segnen versprach (was immer er damit meinen mochte), hatten das Vorhaben, einkaufen zu gehen, in stummem Einverständnis aufgegeben, fanden immerhin ein Café, das auch zur Mittagsstunde noch mit einem Frühstücksgedeck lockte. Es gab noch einen freien Tisch, sie hängten die Mäntel an die Garderobe und nahmen Platz, mit einer raschen Bewegung hob Cornelia den langen schwarzen Rock, Olivia tat so, als würde sie es nicht bemerken. Hier drinnen im gediegenen Café mit dem dicken roten Teppich, den runden Tischen mit Marmorplatten und den hohen Preisen war die Atmosphäre weniger hektisch als draußen in den Straßen, hier waren die Unterhaltungen gedämpft und die Weihnachtslieder aus den Lautsprechern so leise, dass man sie kaum hörte. Am Nachbartisch saß eine dunkelhaarige Frau Mitte dreißig in Begleitung zweier Männer, von denen der eine, ein großer Hagerer, der bleich war wie eine Wand, ungeniert zu Cornelia herüberstarrte.

Sie wandte den Blick von ihm ab und gab ihre Bestellung auf bei der Bedienung mit dem langen blonden Haar, für einen Moment hatte Cornelia geglaubt, dass Christine die Vierte vor ihr stünde, aber nein, das hier war ein anständiges Café, keine Außenstelle des Hauses Justine. Kaffee und Orangensaft, duftende Brötchen, Marmelade, gekochter Schinken, Käse, ein Ei, so üppig wäre das Frühstück zu Hause nicht ausgefallen, der Ausflug in die Stadt war doch keine schlechte Idee gewesen.

Vorsichtig, um nichts zu verkleckern, ließ Olivia rote Marmelade auf ihr Brötchen tropfen und kurz hob sie den Blick. »Was machst du an den Feiertagen? Wird Leopold kommen?«

Cornelia, die etwas hintendran war, strich Butter auf ihre Brötchenhälfte, fast verwundert darüber, dass man sie auch für einen solch harmlosen Zweck benutzen konnte. »Ich weiß es nicht. Es gibt keine Pläne und keinen Termin.«

»Vielleicht verbringt er die Tage im Kreis der Familie.«

Ihr Gebieter als normaler Familienvater mit Frau und Kindern im Wohnzimmer beim Weihnachtsbaum? Nein, unmöglich, diese Vorstellung. Eher residierte er als finsterer Fürst in einem Palast mit dunklen Verliesen, im Haus Justine also, vielleicht verbrachte er die Feiertage dort, vielleicht wohnte er dort sogar, vielleicht war er der Leiter der ominösen Organisation, der Mann, der die Fäden in der Hand hielt, über Wohl und Wehe der Mädchen wachte und den Freunden des Hauses die paradiesischen Tage abseits der Welt ermöglichte, es hätte sie nicht gewundert.

Sie spürte den Hauch einer Berührung an der Schulter, schaute auf, blickte direkt ins bleiche Gesicht des großen Hageren vom Nachbartisch. Sein schwarzes Haar hing wirr vom Kopf, die dunklen Augen lagen in tiefen Höhlen, markante Falten begrenzten die hohlen Wangen, spitz stand seine Nase hervor, die ganze Gestalt strahlte Tragik aus. Was wollte er von ihr? Er beugte sich zu ihr herab, sie wich zurück und hörte ihn flüstern: »Cornelia die Dritte, du bist ein hübsches Kind.«

»Was wollen Sie?« Verwirrt schaute sie ihn an. Wie kam er dazu, sie so direkt und unverblümt in aller Öffentlichkeit anzubaggern?

»Du trägst einen interessanten Armreif. Hat es dir gefallen im Haus Justine?« Schweigend senkte sie den Blick. So war das also: er gehörte zu den Eingeweihten, ihr Armreif signalisierte ihm ihre Verfügbarkeit, was sie bisher theoretisch gewusst hatte, war ganz unerwartet Wirklichkeit geworden. »Wir werden uns bald wieder sehen.« Noch leiser wurde die flüsternde Stimme: »Ich freue mich auf dich.« Seine Hand strich über ihr Haar, als gehöre sie ihm bereits, und er ging zu seinem Platz zurück, flüsterte der Dunkelhaarigen einige Worte ins Ohr.

 

»Was war das?« Groß waren Olivias Augen auf Cornelia gerichtet.

Sollte sie versuchen, das Offensichtliche abzustreiten? Wozu? Es konnte ja doch nicht gelingen. »Das, was du denkst.«

»Man erkennt dich am Armreif?«

»Nur, wer Bescheid weiß.«

»Dann ist dieser Armreif wie ein Stigma?« Cornelia schwieg. Der Armreif und der gelüpfte Rock, unter dem sie nichts trug, für den, der lesen konnte, war sie nackt und trug das Brandmal ihrer Käuflichkeit auf der Stirn. Olivias Hand legte sich auf die ihre, sie beugte sich zu ihr herüber. »Du lebst hier mitten in der Stadt und doch in einer ganz anderen Welt.«

»Es war das erste Mal, dass man mich darauf ansprach.« Es war eine hilflose Bemerkung, die nichts änderte. Der Appetit auf das Frühstück war ihr vergangen, wie mechanisch, als habe sie eine Pflicht zu erfüllen, aß sie nur noch den kleinen Rest ihres halben Brötchens auf und drängte zum Aufbruch, wollte nicht länger hier sitzen unter dem Blick des Bleichen, der Frau und des Mannes bei ihm, die sicherlich auch über sie Bescheid wussten. Olivia bezahlte die Rechnung wollte Cornelia auch einmal einladen, nicht immer nur eingeladen werden, gab der Bedienung ein reichliches Trinkgeld. Sie tranken die Tassen leer und sanft, fast unmerklich, glitten Olivias Fingerspitzen über Cornelias Handrücken, streiften wie zufällig den Armreif. »Darf ich heute noch bei dir bleiben?«

Cornelia hatte nichts dagegen, ganz im Gegenteil, brauchte die Sonne im Augenblick mehr als den Regen. Sie halfen sich gegenseitig in den Mantel, beobachtet vom Bleichen und seinen Begleitern. Wie sich von ihm verabschieden? Cornelia wusste nicht, was ihm zustand und er erwartete, warf ihm ein flüchtiges scheues Lächeln zu, das er mit einem ernsten Kopfnicken erwiderte.

Draußen auf der Straße starrte Olivia sie noch immer mit großen Augen an. »Und wenn er dich jetzt gleich hätte haben wollen?«

»Das darf er nicht. Es ist alles genau geregelt, sehr professionell, sehr gewissenhaft.«

»Und wer setzt diese Regeln fest, wer organisiert so etwas?«

»Es ist das Haus, in dem man Frauen Mädchen nennt. Wer hinter dem Haus steht, weiß ich nicht.«

Sie erreichten die Straßenbahnhaltestelle und stellten die Unterhaltung ein; im Gegensatz zu den Eilenden in den Straßen hatten die Wartenden Zeit und Muße, den Worten der Umstehenden zu lauschen. Der klagend warme Ton eines Saxofons wehte von der anderen Straßenseite herüber, keine Weihnachtsmelodie, sondern ein Jazzlauf, der Straßenmusiker im dicken Mantel wurde kaum beachtet, sein Spiel gehörte nicht in diese Welt, es wurde abgeschnitten, als sich die Tür der Straßenbahn hinter Olivia und Cornelia zischend schloss.

Gemeinsam bereiteten sie am Abend eine Lasagne zu, deckten den Tisch festlich mit einer roten Tischdecke und gefalteten Servietten, stellten den Wein bereit, machten einen Salat mit Schafskäse, gekochtem Schinken, Oliven. Wieder griff Olivia das Thema auf, über das sie nicht hinwegkam: »Stört es deinen Leopold denn nicht, wenn andere Männer dich haben?«

»Er will es so, er hat mich dafür freigegeben.«

»Unglaublich. Es klingt wie ein Märchen. Auch dieses Haus könnte einem Traum entstammen.«

»Wessen Traum? Deinem?«

»Wie soll ich davon träumen, wenn ich kaum etwas davon weiß?«

»Wie soll man von dem träumen, von dem man alles weiß? Viel reizvoller sind die Dinge, die man nicht kennt.«

»Dann bist du ja sehr bemüht, mir meine Träume zu erhalten.«

Eigentlich, dachte Cornelia, eigentlich könnte sie Olivia wirklich vom Haus Justine erzählen. Sie wusste schon so viel von ihr, dass sie dieses Geheimnis auch nicht mehr erschüttern würde. Oder doch? Schon das Geschehen bei Leopolds Besuch hier zu Hause wollte nicht über ihre Lippen kommen, wie viel weniger konnte sie dann von den delikaten Szenen im Pavillon berichten, von all den Demütigungen, die sich auch die eifrige Fantasie einer Olivia nicht würden ausmalen können. Nein, es war unmöglich. Umso erstaunlicher, dass es ihr bei Georg so leichtfiel. Vielleicht lag es bei ihm am Telefon, daran, dass er ihr nicht gegenübersaß, sie ihn nicht sehen musste während ihrer Schilderung, vielleicht auch lag es daran, dass er ein Mann war und sich nicht identifizieren musste mit dem, was er da hörte. »Irgendwann wirst du alles wissen«, sagte sie prophetisch, behielt den Zusatz aber für sich: Und wenn du es in Georgs Geschichte liest, die vielleicht irgendwann einmal fertig wird.

Sie nahm die Lasagne aus dem Backofen und zuckte zusammen. »Autsch!« Es war, als stünde die Spitze des Mittelfingers in Flammen, sie hatte sich an der heißen Auflaufform gebrannt. Sie eilte zur Spüle und ließ kaltes Wasser über die Fingerspitze laufen, eine Erste-Hilfe-Maßnahme, die man ihr als Kind schon beigebracht hatte.

Ebenso besorgt wie hilflos stand Olivia neben ihr. »Ist es arg?«

Nein, es war nicht arg, nur eine Lappalie. Weh tat es trotzdem. Cornelia verabscheute den Schmerz, akzeptierte notgedrungen nur den, der ihre finstere Lust befreite, die ohne ihn gefangen bliebe, der Werkzeug war, doch verabscheute sie auch ihn, mochte nur das, was er bewirkte. »Gäbe es doch nur das Essen ohne den Hunger, den Rausch ohne die Ernüchterung, das Glück ohne das Leid.« Sie drehte das Wasser ab.

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